Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Wie ein Dieb

Diebe waren in biblischen Zeiten augenscheinlich ebenso Zerstörer wie auch Räuber der Besitztümer anderer Menschen. Siehe Johannes 10:10; Hiob 24:14; Jeremia 49:9; Lukas 10:30. Paulus wendet dieses Merkmal eines Diebes an, um uns zu veranschaulichen, dass dazu, dass der Tag des Herrn heimlich kommt, er auch das „plötzliche Verderben“ der Welt Satans zur Folge hat. „Der Tag des Herrn … kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! dann kommt ein plötzliches Verderben über sie, gleichwie die Geburtswehen über die Schwangere; und sie werden nicht entfliehen.“ — 1. Thessalonicher 5:2, 3.

In 2. Petrus 3:10 ist die diebähnliche Gegenwart Christi ebenfalls mit dem Werk der Vernichtung der alten Welt verbunden. In Offenbarung 16:12 – 20 wird der endgültige Sturz der Königreiche dieser Welt, in Vorbereitung für die vollständige Aufrichtung des Königreiches Christi, als die Schlacht von Harmagedon beschrieben. Mitten in diesem geheimnisvollen Bericht lesen wir die Erklärung des Herrn: „Siehe, ich komme wie ein Dieb“, als ob er uns zu verstehen geben wollte, dass das Versammeln der Nationen zur großen Schlacht von Harmagedon der Tatsache zuzuschreiben ist, dass er heimlich wiedergekommen ist und den Sturz von Satans Welt durchführt. — Offenbarung 11:15 -18.

Das helle Leuchten seiner Gegenwart

Wie wir bereits bemerkt haben, erklärte Jesus, dass seine zweite Gegenwart wie ein helles Leuchten sein würde. (Matthäus 24:26, 27) Hier haben wir unmissverständlich den Begriff der Erleuchtung, ein Sinnbild für zunehmende Erkenntnis. Der Prophet Daniel erklärt bei der Schilderung von Zuständen, die in der „Zeit des Endes“ eintreten sollten, unter anderem: „Die Erkenntnis wird sich mehren.“ — Daniel 12:4

In derselben Prophezeiung Daniels (Vers 1) spricht der Prophet von Christo als „Michael“ und erklärt, dass dann, wenn er aufsteht — d. h. in die irdischen Angelegenheiten einzugreifen beginnt, „eine Zeit der Drangsal sein“ wird, „dergleichen nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht“. Offensichtlich ist demnach die Mehrung der Erkenntnis, oder das „helle Leuchten“ der Gegenwart des Meisters, eng verknüpft mit der großen Zeit der Drangsal, welche die alte Ordnung stürzt.

In der Tat, die ungewöhnliche Mehrung der Erkenntnis, besonders in dieser Generation, hat in großem Maße zum Niedergang der Vorkriegs-Königreiche und -Einrichtungen der Erde beigetragen. Wie wir gesehen haben (Matthäus 24:26, 27; Daniel 12:4), sollte sie nach der Prophezeiung ein Zeichen der Gegenwart Christi sein. Die Ursache dieser Mehrung der Erkenntnis ist also die Tatsache der diebähnlichen Wiederkunft des Meisters — die Erkenntnis selbst ist nur der erste Schimmer des hellen Leuchtens seiner Gegenwart. Sie ist das Mittel, durch welches die alte Welt vernichtet und eine neue auf der Grundlage von Frieden und Gerechtigkeit aufgerichtet wird.

Eine andere Prophezeiung dieser Art ist 1. Thessalonicher 4:16. Hier berichtet uns der Apostel, dass der Herr vom Himmel hernieder kommt mit „gebietendem Zuruf“, mit der „Stimme eines Erzengels“ und mit der „Posaune Gottes“. Diese drei Sinnbilder sind allenthalben in den Prophezeiungen eng miteinander verbunden, und alle haben direkt oder indirekt mit der Vermittlung von Erkenntnis zu tun — einer Erkenntnis überdies, welche die Empfänger derselben zum Handeln antreibt. Eine buchstäbliche Auslegung dieser Prophezeiung würde in der Tat ungereimt sein.

Das hier mit „gebietendem Zuruf“ übersetzte griechische Wort ist keleuma, dessen Bedeutung Professor Strong als „Ermunterungsruf“ erklärt. Eine hervorragende Verwendung fand die Posaune in alten Zeiten bei der Ankündigung des Beginns des vorbildlichen Jubeljahres — jenes wunderbaren Jahres, da nach dem jüdischen Gesetz jedermann seine verlorenen Besitztümer und seine verlorene Freiheit wiedergegeben wurden. Der „Michael“ der Prophezeiungen wird gekennzeichnet als einer, der für Gott, für Gottes Pläne und für Gottes Volk eintritt.

Deshalb können wir in dieser Zusammenstellung von Sinnbildern, wie sie von Paulus angewandt wird, etwas verstehen, wonach als den frühzeitigen Anzeichen für die Wiederkunft des Herrn auszuschauen ist. Der von den Massen durch die große „Mehrung der Erkenntnis“ unserer Tage vernommene Ermunterungsruf hat sie bereits ermutigt, ihre Rechte zu fordern. Und sehr bezeichnender Weise werden diese Rechte von Einzelpersonen und Nationen immer deutlicher als solche der „Freiheit“ und des „Anteils“ an den Reichtümern der Erde erklärt.

Ja, der „gebietende Zuruf” ist gehört worden; und während die Welt in Unkenntnis über die Bedeutung dieser Ereignisse gewesen ist — Christi Gegenwart ist über alle Ungläubigen wie ein „Dieb in der Nacht“ gekommen — sind nichtsdestoweniger die Wirkungen dieses „Zurufes“ höchst auffallend und wunderbar gewesen. Es ist die einzige einleuchtende Erklärung dafür, dass nach sechstausend Jahren von Unwissenheit, Aberglauben, Armut und Sklaverei die Massen sozusagen fast über Nacht in eine aufgeklärte, sich der Freiheit bewusste Gesamtheit verwandelt wurden, die ihre Rechte fordert und nach der Errichtung einer Weltordnung ausschaut, in welcher alle gleichmäßig an den von Mutter Erde dargebotenen gemeinsamen Segnungen teilhaben können.

Ja, die Mehrung der Erkenntnis, die diesen Zustand in der Welt herbeigeführt hat, ist der erste von der Gegenwart des Meisters ausgehende Lichtschimmer, der unter anderem den Zweck hat, die Menschen für die Segnungen vorzubereiten, welche bald kommen sollen. Denn wird er nicht den Menschen nur ein wenig später wirtschaftliche Sicherheit und endlosen Frieden geben? Wird er nicht die Hohen und Stolzen erniedrigen, die selbstsüchtig über die weniger Begünstigten der Erde geherrscht und ihre körperliche Kraft und geistige Fähigkeit ausgenutzt haben? Wahrlich, er wird es, wie wir später aus den Prophezeiungen sehen werden!

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