Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Warum lässt Gott das Böse zu

Lesedauer: 25 Minuten

„Von dem Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon issest, wirst du gewisslich sterben.“ (1. Mose 2:17)

Warum tut Gott nicht etwas gegen das viele Leiden, welches heutzutage in der Welt besteht? Warum erlaubt es Gott, dass ein unschuldiges Baby krank wird und stirbt? Viele Menschen werden getötet oder schwer verletzt durch Tornados, durch heftige Wirbelstürme und Erdbeben. Kann Gott nichts dagegen unternehmen? Wenn Hunderte bei Unfällen jede Woche getötet werden, „hat Gott kein Erbarmen“ mit ihnen? Soweit die Geschichte zurückreicht, hat der Mensch gelitten und ist durch Kriege, Pest, Hungersnöte und Unglücke gestorben. Und alle sind in jeder Generation schließlich gestorben, sie sind durch den großen Feind, den Tod niedergeworfen worden. Abel, ein Sohn Adams, dessen Opfer dem Herrn wohlgefällig war, war der Erste, der starb, indem er durch seinen Bruder Kain ermordet wurde. Heute sterben mehr als 100.000 Menschen jeden Tag. Unsere Krankenhäuser und Kliniken sind voll von Leiden und Sterben. Kein Wunder, dass sich viele fragen, wo ist Gott, und was tut er gegen das Leiden der Menschheit.

Hiob sucht die Antwort

Die Frage, warum Gott das Böse zulässt, ist nicht neu; sie ist von denkenden Männern und Frauen die ganzen Zeitalter hindurch gestellt worden. Tausende Jahre zuvor war ein treuer Diener Gottes, namens Hiob, persönlich betroffen mit der Erfahrung dessen, was persönliches Leiden bedeutet. Der Bericht darüber wird in einem Buch in der Bibel gefunden, welcher Hiobs Namen trägt. Der erste Vers dieses Buches informiert uns darüber, dass Hiob ein aufrichtiger Mann war, welcher Ehrfurcht gegenüber Gott hatte und die Sünde mied.

Hiob war ein reicher Mann, welcher über die Maßen gesegnet wurde von dem Herrn, was die materiellen Dinge betraf. „Sein Besitztum bestand in 7.000 Schafen und 3.000 Kamelen und 500 Joch Rindern und 500 Eselinnen, und in sehr vielem Gesinde. Und selbiger Mann war größer als alle Söhne des Ostens.“ (Hiob 1:3) Hiob war auch mit einer großen Familie gesegnet, und er wünschte, dass auch sie vom Herrn gesegnet sein möchte. Hiob betete für seine Familie und brachte Opfer für sie dar, denn „vielleicht haben meine Kinder gesündigt und sich in ihrem Herzen von Gott losgesagt“. (Verse 4 und 5)

Aber für die Erfahrungen, die Hiob noch zu machen hatte, war er nicht völlig vorbereitet gewesen. Satan, der große Widersacher Gottes und der Menschen, griff diesen Diener Gottes an, indem er behauptete, dass er Gott nur wegen der Fülle der Segnungen treu sei, welche der Herr ihm gegeben hatte. Als Antwort auf diese Anklage ließ Gott es zu, dass der Satan Unglücke über Hiob brachte, um dessen Treue zu prüfen. Gott hatte an dem Ausgang keinen Zweifel und in seiner Weisheit wusste er, dass die zeitlich begrenzten Leiden, welche er zulassen würde, sich am Ende als ein großer Segen für Hiob erweisen würden.

Hiob erlitt große Drangsale. „Und es geschah eines Tages, als seine Söhne und seine Töchter im Hause ihres erstgeborenen Bruders aßen und Wein tranken, da kam ein Bote zu Hiob und sprach: Die Rinder pflügten, und die Eselinnen weideten neben ihnen, da fielen Sabäer ein und nahmen sie weg, und die Knechte erschlugen sie mit der Schärfe des Schwertes; und ich bin entronnen, nur ich allein, um es dir zu berichten. Dieser redete noch, da kam ein anderer und sprach: Feuer Gottes ist vom Himmel gefallen und hat das Kleinvieh und die Knechte verbrannt und sie verzehrt; und ich bin entronnen, nur ich allein, um es dir zu berichten. Dieser redete noch, da kam ein anderer und sprach: Die Chaldäer haben drei Haufen gebildet und sind über die Kamele hergefallen und haben sie weggenommen, und die Knechte haben sie mit der Schärfe des Schwertes erschlagen; und ich bin entronnen, nur ich allein, um es dir zu berichten. Während dieser noch redete, da kam ein anderer und sprach: Deine Söhne und deine Töchter aßen und tranken Wein im Hause ihres erstgeborenen Bruders; und siehe, ein starker Wind kam von jenseits der Wüste her und stieß an die vier Ecken des Hauses, und es fiel auf die jungen Leute, und sie starben; und ich bin entronnen, nur ich allein, um es dir zu berichten.“ (Hiob 1:13-19)

Hiobs Reaktion auf diese schlechten Nachrichten war: „Nackt bin ich aus meiner Mutter Leibe gekommen, und nackt werde ich dahin zurückkehren; der Herr hat gegeben, und der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gepriesen!“ Wir lesen: „Bei diesem allem sündigte Hiob nicht und schrieb Gott nichts Ungereimtes zu.“ (Verse 21, 22) Danach ließ Gott es zu, dass weitere Drangsale über Hiob kamen. Seine Gesundheit wurde ihm genommen. Er wurde geschlagen „mit bösen Geschwüren, von seiner Fußsohle bis zu seinem Scheitel. Und er nahm einen Scherben, um sich damit zu schaben; und er saß mitten in der Asche.“ (Hiob 2:7, 8) Danach wandte sich Hiobs Frau gegen ihn und sagte: „Sage dich los von Gott und stirb!“ Hiob antwortete darauf: „Du redest, wie eine der Törichten Frauen redet. Wir sollten das Gute von Gott annehmen, und das Böse sollten wir nicht auch annehmen?“ (Verse 9 und 10)

Hiob wandte sich nicht von Gott ab, nachdem Trübsale über ihn kam. Ebenso haben es viele die ganzen Zeitalter hindurch getan. Sein Hauptanliegen war zu wissen, warum Gott ihn mit solch bitteren Erfahrungen belastete, und das ganze Buch hindurch finden wir Beweise für seine Suche nach einem Verständnis hierüber. Nachdem Hiob durch Krankheit niedergeschlagen war, kamen drei Freunde, um ihn zu trösten. Später in dem Buch werden wir darüber informiert, dass die Ansichten, welche sie dem Hiob gegenüber äußerten, nicht richtig waren. (Hiob 42:7)

Es gibt Kapitel für Kapitel, in welchen Hiob und seine drei Freunde sich gegenseitig beratschlagen. Aber worauf es hinausläuft ist, dass gemäß Hiobs Freunden, er deshalb litt, weil er einige große Sünden begangen habe, welche ihnen verborgen geblieben sind, und für welche er keine Reue gezeigt habe und für welche er noch nicht Gottes Vergebung gesucht habe. Hiob wusste selbstverständlich, dass er nicht vollkommen war, aber er wusste auch, dass er nicht willentlich Gottes Gesetze übertreten hatte. Aus diesem Grund nahm er diese Erklärung nicht an.

Der böse Mensch hat Wohlergehen

Hiob wusste, dass es häufig dem bösen Menschen wohl ergeht, und ganz offensichtlich kam jenes Schlimme nicht über die Bösen, wie es über viele Andere kommt. So antwortete er seinen Freunden: „Warum leben die Gesetzlosen, werden alt, nehmen gar an Macht zu? Ihr Same steht fest vor ihnen, mit ihnen, und ihre Sprösslinge vor ihren Augen. Ihre Häuser haben Frieden, ohne Furcht, und Gottes Rute ist nicht über ihnen. Sein Stier belegt und befruchtet sicher, seine Kuh kalbt und wirft nicht fehl. Ihre Buben schicken sie aus gleich einer Herde, und ihre Kinder hüpfen umher. Sie (die Gesetzlosen) erheben die Stimme bei Tamburin und Laute, und sind fröhlich beim Klange der Schalmei. In Wohlfahrt verbringen sie ihre Tage, und in einem Augenblick sinken sie in den Scheol hinab (ohne lange zu leiden in schmerzvoller Krankheit).“ (Hiob 21:7-13)

Während Hiob wusste, dass die dargebotene Erklärung seiner Freunde nicht die richtige gewesen ist, verstand er trotzdem nicht den Grund dafür, dass Gott es erlaubte, dass er so sehr litt. In einer schönen dichterischen Weise beschrieb er seine Suche nach einem Verständnis: „Siehe, gehe ich vorwärts, so ist er nicht da; und rückwärts, so bemerke ich ihn nicht; zur Linken, während er wirkt, so schaue ich ihn nicht; er verhüllt sich zur Rechten und ich sehe ihn nicht. Denn er kennt den Weg, der bei mir ist; prüfte er mich, wie Gold würde ich hervorgehen.“ (Hiob 23:8-10)

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