Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Die Art seiner Gegenwart

„Wenn sie nun zu euch sagen: Siehe, er ist in der Wüste! so geht nicht hinaus; siehe, in den Gemächern! so glaubt nicht. Denn gleichwie der Blitz [griechisch: astrape, helles Leuchten] ausfährt von Osten und scheint bis gen Westen, also wird die Ankunft [parousia, Gegenwart] des Sohnes des Menschen sein.“

Matthäus 24:26, 27

Mit diesen Worten bemüht sich Jesus, unseren begrenzten Sinnen zu vermitteln, dass sein Kommen und seine Gegenwart nicht mit denen eines menschlichen Wesens verglichen werden sollten. Er sollte als ein großes göttliches Wesen wiederkommen, als das genaue Ebenbild des persönlich unsichtbaren Vaters; also müssen wir die Sache von diesem Standpunkt aus betrachten. Ihr werdet mich nicht in einem verborgenen Gemach finden, sagt Jesus, wie ihr einen Mann oder eine Frau finden könntet. Vielmehr werdet ihr meine Gegenwart ebenso wahrnehmen, wie ihr Gottes eigenes Dasein wahrnehmt durch die gewaltigen Dinge, die ihr ihm zuschreibt.

Und so ist es. Wir sehen den Sonnenschein und den Regen, welche die Erde erwärmen und bewässern, damit sie das Erforderliche für die auf der Erde Lebenden hervorbringt, und wir sagen: Das ist der Beweis für das Dasein Gottes; ein großer Schöpfer steht dahinter. So, erklärte Jesus, werden wir von seiner zweiten Gegenwart wissen, weil sie dem Aufleuchten [griechisch: astrape, helles Leuchten] vergleichbar sein wird, das ähnlich der Sonne von Osten kommt und bis zum Westen scheint.

Wenn wir an Licht denken, das vom Osten kommt, dann denken wir an den Anbruch eines Tages; ebenso beschreibt die Schrift die tausend Jahre der zweiten Gegenwart Christi als einen „Tag“ — den „Tag des Herrn“. (1. Thessalonicher 5:2; Psalm 30:5) Die Fülle der Segnungen, die einer sterbenden Welt während dieses „Tages“ zuteil werden sollen, wird dargestellt als eine Folge davon, dass über den Menschen die „Sonne der Gerechtigkeit“ aufgeht und den Nationen Heilung bringt — Maleachi 4:2; Offenbarung 22:1 – 3.

Brüder nicht in Finsternis

In Verbindung mit der Illustration vom „Tag” der Gegenwart Christi kommen andere Schriftstellen in Erinnerung, die sich in die allgemeine Harmonie des göttlichen Zeugnisses einfügen. Das Volk des Herrn wird zum Beispiel als „Wächter“ dargestellt, die während der langen Nacht der Sünde und des Todes, die dem Kommen von Christi neuem Tag der Segnung vorausgeht, ernsthaft nach dem Kommen des Morgens ausschauen. Es wird deutlich erklärt, dass dieselben nicht im voraus von der Wiederkunft des Herrn wissen werden, denn er wird kommen „wie ein Dieb in der Nacht“. Deshalb werden sie angewiesen, zu wachen, mit dem deutlichen Hinweis, dass dann, wenn er wiederkommt und der frühe Morgen des neuen Tages anbricht, sie als die ersten darum wissen werden. — Matthäus 24:36 – 42

Dieser Gedanke wird ferner unterstützt durch die Prophezeiung, die von dem Engel gegeben wurde, der nach Jesu Rückkehr in die himmlischen Höfe den Jüngern erschien. Jener Engel sagte: „Dieser Jesus … wird also [in gleicher Weise] kommen, wie ihr ihn habt hingehen sehen.“ Dies bestätigt nicht nur den Gedanken an eine persönliche Wiederkunft des Meisters, sondern zeigt auch, dass sein Kommen ebenso still und von der Welt unbemerkt stattfinden wird, wie die Art seines Weggehens war. Seine Jünger sahen ihn hingehen — weil er sich ihnen auf wunderbare Weise geoffenbart hatte — und diejenigen, welche treu wachen, wissen von seiner Wiederkunft. Aber ebenso, wie sie nicht auf den buchstäblichen Himmel achtgeben, sondern vielmehr auf die Prophezeiungen und ihre Erfüllung, ebenso sehen sie ihn nicht am Himmel, sondern erkennen seine Gegenwart durch die Zeichen der Zeit.

Es ist wichtig, auch zu beachten, dass das Kommen des Herrn sinnverwandt ist mit dem Kommen des „Tages des Herrn“; sein Kommen ist es, das seinen Tag einleitet. Darum sagt der Apostel Paulus: „Der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht . . . Ihr aber, Brüder, seid nicht in Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreife.“ (1. Thessalonicher. 5:1 – 5) In Vers 3 dieser Prophezeiung erfahren wir, dass diejenigen, welche nicht wachen, die diebähnliche Gegenwart des Tages des Herrn zu erkennen verfehlen.

Die Tatsache, dass die „Wächter“ das Vorrecht haben, den frühen Anbruch des Tages Christi zu erkennen, während andere nicht wahrnehmen, was vor sich geht, wird nachdrücklich hervor gehoben durch Jesu Vergleich der Zustände, die vor der Flut bestanden, als Noah bei den Menschen gegenwärtig war, mit denjenigen, welche am Ende dieses Zeitalters vorherrschen, in den „Tagen des Sohnes des Menschen“. Während Noah und seine Familie von der kommenden Flut wussten und predigten, weigerten sich die Menschen im allgemeinen, es zu glauben; deshalb waren sie in vollständiger Unwissenheit über die Bedeutung der Zeit, in welcher sie lebten. Siehe Lukas 17:26 – 28; Matthäus 24:37 – 39.

Es sollte wohl beachtet werden, dass in dieser Illustration das plötzliche Kommen der Flut nicht das plötzliche Kommen Jesu darstellt, sondern vielmehr die durch die Wiederkunft des Meisters plötzlich herbeigeführte sintflutartige Drangsal — das in 1. Thessalonicher 5:3 – 5 beschriebene „plötzliche Verderben“ der alten Ordnung.

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