Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Wenn ein Mensch stirbt

Lesedauer: 41 Minuten

Nur sehr wenige von den zahlreichen Millionen der Menschheit, vor allem in den aufgeklärten Ländern der Erde, machen sich keine Gedanken darüber, was wohl ihr Los nach ihrem Tode sein mag. Einige möchten gern wissen, ob es ein künftiges Leben gibt oder nicht. Andere, die sich zum Glauben an ein künftiges Leben bekennen, fragen sich oft, ob es ein solches in Glück oder Leid sein wird. Nicht allzu viele haben eine bestimmte und zufriedenstellende Antwort gefunden auf die Frage: „Wo werde ich die Ewigkeit zubringen?“

Ebenso ist die Frage, ob unser ewiges Geschick beim Tode unabänderlich festgelegt ist, eine Lebensfrage. Wenn ja, dann werden viele Fragen aufgeworfen hinsichtlich der Gerechtigkeit und Liebe Gottes, denn Millionen sind gestorben, die niemals eine wirkliche Gelegenheit zur Umkehr gehabt haben.

Millionen dieser Menschen werden, an den Maßstäben dieser Welt gemessen, als durchaus gut und edel angesehen, dennoch bekennen sie sich nicht als Christen. Sie sind gute Nachbarn, in ihrem Geschäftsgebaren anständig, und stets bereit, Hilfsbedürftigen beizustehen; doch nach der biblischen Auffassung vom Christentum sind sie nicht gut genug, um beim Tode in den Himmel zu kommen. Andererseits sind sie gewiss zu gut, um als ewig verloren betrachtet zu werden.

Außer diesen gibt es viele, die sich zum Christentum bekennen, aber offen zugeben, dass sie nicht immer dem Maßstab der Gerechtigkeit gemäß leben, welchem sie nach ihrem Wissen entsprechen sollten; doch sie sind keineswegs solche, dass wir sie als böse Menschen bezeichnen könnten. Was wird mit diesen? Es gibt da die Geschichte von einem solchen namens Hans Zornig. Anscheinend träumte Hans, dass er starb und vor dem Richter aller erschien. Auf die Frage über seine Stellung in der Kirche konnte er mit Zuversicht antworten. Ferner hatte er gern in der Bibel gelesen. Aber scheinbar beherrschte er, wenn er aufgeregt war, nicht immer seine Zunge so, wie er es hätte tun sollen; und nun schien im Traum dieses eine ihn vom Himmel auszuschließen. Nach der Geschichte erwachte Hans aus seinem Traum mit dem Schrei: „Schick mich nicht zur Hölle!“

Freilich ist dies nur eine Geschichte, und nach der Schrift nicht in Übereinstimmung mit den tatsächlichen Erfahrungen von Sterbenden. Nichtsdestoweniger veranschaulicht sie die Tatsache, dass es Millionen Menschen gibt, deren Zustand im künftigen Leben ihnen selbst ungewiss ist. Außer diesen sind Millionen gestorben, ohne den Namen Jesus auch nur gehört zu haben — den einzigen Namen, der unter dem Himmel den Menschen gegeben ist, in dem jemand errettet werden kann. Was wird mit diesen? Es ist für Gläubige und Ungläubige angebracht, diesen Gegenstand über das Danach wohl zu erwägen, denn es ist eine Angelegenheit, die letztlich jeder ins Auge fassen muss. Zuletzt kommt der „Schnitter Tod“ doch zu jedem von uns.

Nein, wir können dem Tode nicht entgehen, aber wir sollten uns bemühen, etwas über den Zustand der Toten zu erfahren. Bei unserer jetzigen Untersuchung wollen wir die Theorien von Menschen beiseite lassen und uns direkt an die Bibel wenden. Alle bekennenden Christen anerkennen die Autorität der Bibel und nehmen sie als eine verlässliche Informationsquelle über Leben, Tod und das Danach an.

Gibt es eine schriftgemäße Begründung für „Hans Zornigs“ Furcht vor der Beförderung in die Hölle, wo er für immer von feuerfesten Dämonen gequält würde? Die maßgebenden Berichte der Bibel sind allen zur Nachprüfung zugänglich, und wenn wir diese inspirierten Aufzeichnungen untersuchen, finden wir Folgendes:

Im Alten Testament (nach der revidierten Luther-Übersetzung) kommt das Wort „Hölle“ fünfundvierzigmal vor. Es ist eine Übersetzung des hebräischen Wortes Scheol. Außerdem ist es dreimal mit „Grab“, siebenmal mit „Grube“, viermal mit „bei den Toten“ und sechsmal mit „Tod“ übersetzt. Wir glauben, es sollte allen einleuchten, dass dieses hebräische Wort dasselbe bedeuten muss, ob man es mit „Grab“ oder „Grube“, mit „Hölle“ oder „Tod“ übersetzt.

Dass zum Beispiel die Übersetzer einer amerikanischen Ausgabe der Bibel sich dieser Tatsache bewusst waren, ist aus ihrer Kritik englischer Revisoren ersichtlich, wie sie im Vorwort der amerikanischen Ausgabe zum Ausdruck kommt; dort heißt es: „Die einheitliche Anwendung des Wortes Scheol für Grab, Grube und Hölle an den Stellen, wo diese Bezeichnungen… [in England] beibehalten worden sind, bedarf kaum der Rechtfertigung. Die englischen Revisoren gebrauchen Scheol nur neunundzwanzigmal, während es im Original fünfundsechzigmal vorkommt. Für eine derartige Unterschiedlichkeit gibt es keinen guten Grund. Wenn diese Bezeichnung überhaupt gebraucht werden kann, so ist klar, dass es nur einheitlich geschehen sollte.“ [Die Übersetzer der Elberfelder Ausgabe der Bibel haben das Wort Scheol beibehalten].

Als erster von Gottes Dienern gebrauchte Jakob das Wort Scheol. Dieser heilige Mann der alten Zeit wurde zu dem Glauben veranlasst, dass sein geliebter Sohn Joseph von einem wilden Tier getötet worden sei. Es war eine herzzerreißende Nachricht für Jakob, und als er dieselbe erfuhr, erklärte er, dass er diesen schmerzlichen Verlust bis zu seinem Tode betrauern würde. Seinem Gram Ausdruck gebend sagte Jakob: „Ich werde mit Leid hinunterfahren in die Grube [Scheol] zu meinem Sohn.“ — 1. Mose 37:35

Das in Jakobs Ausdruck des Schmerzes mit Grube übersetzte hebräische Wort ist Scheol — das einzige Wort des Alten Testamentes, das mit Hölle übersetzt wird. Durch Anwendung desselben gab Jakob seiner Erwartung Ausdruck, zu der einzigen in den Zeiten des Alten Testaments erwähnten „Hölle“ zu gelangen. Darüber hinaus zeigte Jakob, dass seinem Verständnis nach Joseph sich bereits in dieser „Hölle“ befand, dass er dort verbleiben und Jakob selbst bei seinem Tode mit ihm vereinigt werden würde.

Jakob war einer von Gottes treuen Dienern. Joseph war es auch. Die Annahme ist undenkbar, dass sie bei ihrem Tode an einen Ort der Qual gingen, der die Hölle, wie man jetzt behauptet, sein soll. Wie der „Hans Zornig“ des Traumes waren beide durchaus zu gut, um an einen Ort der Qual zu gehen; und doch erwartete Jakob nach seinem eigenen Zeugnis, bei seinem Tode in die Hölle zu gelangen. Was für eine Art von Hölle war es, in welche Jakob zu kommen erwartete?

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