Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Israel in Geschichte und Prophetie

Lesedauer: 63 Minuten

Der Name „Israel“ hat heute internationale Bedeutung erlangt, und das bereits seit einer Reihe von Jahren. Aber auch in der Bibel ist dieser Name von herausragender Bedeutung, denn er erscheint in den Büchern der Heiligen Schrift mehr als zweitausend Mal. Professor Strong übersetzt „Israel“ mit: „Er wird herrschen wie Gott“. Der Name Israel wird erstmals in 1. Mose 32:28 genannt, wo er dem Jakob – Abrahams Enkel – von jenem Engel verliehen wurde, mit dem er die Nacht hindurch gerungen hatte. Der Engel sprach: „Dein Name soll nicht mehr Jakob sein, sondern Israel, denn wie ein Fürst hast du mit Gott und Menschen gekämpft und hast gewonnen!“ So übersetzt übersetzt es Professor Strong.

Von da an war „Israel“ der Volksname der Nachkommen Abrahams über Isaak und Jakob; er wurde für alle zwölf Stämme Jakobs angewendet. Einzige Ausnahme von dieser Regelung war jene Zeit, als die Nation sich in ein nördliches und ein südliches Königreich gespalten hatte. Da wurden die zehn Stämme im Norden Palästinas als Israel und die zwei Stämme im Süden als Juda bekannt. Dies dauerte vom Tod Salomos bis zur Wegführung nach Babylon. Alle, die aus der Gefangenschaft zurückkehrten, wurden – unabhängig davon, welchem Stamm sie angehörten – als Israeliten oder als das Volk Israel bezeichnet.

Dies ist der Name, den die Nachkommen Abrahams auf sich selbst anwandten und auf den sie stolz waren, denn sie glaubten mit gutem Recht, dass er ihnen von ihrem Gott, Jehova, verliehen worden war. Bevor sie als geschichtlich bedeutsame Nation den Namen Israel bekamen, waren sie als das Volk der Hebräer bekannt. Und tatsächlich werden sie auch jetzt noch oft als Hebräer bezeichnet. Dieser Name erscheint in der Bibel erstmalig in 1. Mose 14:13, wo von „Abram, dem Hebräer“ die Rede ist. Abram oder Abraham war ein direkter Nachkomme Hebers. – 1. Mose 11:14-26.

Der Name Hebräer bedeutet „überquert“ oder „von jenseits“. Abraham und seine Familie mögen – zumindest teilweise – Hebräer genannt worden sein, um damit den Unterschied zwischen den alten Volksstämmen östlich und westlich des Euphrat hervorzuheben. Abraham hat auf seinem Reiseweg in das ihm von Gott verheißene Land den Fluss nach Westen „überquert“. Wir können es uns wohl so erklären, dass außenstehende Völker Abrahams Nachkommen als Hebräer bezeichneten, dass aber Israel der Name ist, den dieses Volk selbst höher schätzte und liebte und deshalb zum Namen ihrer Nation erhob. Der Name „Jude“ ist von Juda hergeleitet.

Die dem Abraham gegebene Verheißung

Gottes besondere Zuwendung zu diesem Volk begann mit Abraham, ihrem Vater. Die erste schriftlich aufgezeichnete Verheißung an Abraham lautet: „Gehe aus deinem Lande und aus deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause, in das Land, das ich dir zeigen werde. Und ich will dich zu einer großen Nation machen und dich segnen, und ich will deinen Namen groß machen; und du sollst ein Segen sein! Und ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!“ – 1. Mose 12:1-3.

Drei wesentliche Punkte sollten in dieser Verheißung beachtet werden.

  1. Abrahams Nachkommenschaft würde zu einer großen Nation werden.
  2. Abraham würde einen „Samen“ (einen Nachkommen) haben, durch den
  3. alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollen.

In Galater 3:8 bezieht sich der Apostel Paulus auf diese Verheißung und gebraucht das Wort „Nationen“ anstelle von „Geschlechtern“. Tatsächlich besteht aus der Sicht Abrahams wenig oder kein Unterschied in der Bedeutung der Wörter „Geschlechter“ und „Nationen“; denn die „Nationen“ zu seiner Zeit waren Großfamilien oder Stammesgruppen.

In Vers 7 des 12. Kapitels von 1. Mose fügt der Herr hinzu: „Deinem Samen will ich dieses Land geben.“ Und in Kapitel 13, Verse 14 und 15, lesen wir in einer Verheißung Gottes an Abraham: „Hebe doch deine Augen auf und schaue von dem Orte, wo du bist, gegen Norden und gegen Süden und gegen Osten und gegen Westen! Denn das ganze Land, das du siehst, dir will ich es geben und deinem Samen auf ewig.“ Hier sehen wir einen vierten bedeutenden Punkt in der Verheißung an Abraham, nämlich dass das Land Kanaan ihm und seinen Kindern zum ewigen Besitztum gegeben werden würde.

Nicht bedingungslos

Im Licht der biblischen Darlegung wird es klar, dass Gott in den Verheißungen an Abraham einen Plan zur ewigen Segnung aller Geschlechter der Erde mit Frieden, Gesundheit und Leben offenbarte. Diese Absicht Gottes ist unerschütterlich und wird ganz sicher ausgeführt. Andererseits ist es aber auch klar, dass jene, die von Gott zur Verwirklichung seines Vorsatzes mit herangezogen werden, sich für diese im Plan Gottes vorgesehene hohe Stellung qualifizieren müssen, indem sie ihre Würdigkeit durch völligen Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes beweisen.

Solcher Gehorsam wurde auch bereits erwartet, als Gott sich erstmals dem Abraham zuwandte. „Gehe aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus, in das Land, das ich dir zeigen werde; und ich will dich zu einer großen Nation machen“, sprach der Herr. Hätte Abraham nicht sein eigenes Volk und das Haus seines Vaters verlassen, um nach Kanaan zu gehen, dann würde sich auch die ihm gegebene Verheißung, ihn zu einer großen Nation zu machen, nicht erfüllt haben.

Dieser Grundsatz wird auch in Verbindung mit der Verleihung des Namens ISRAEL deutlich. Jakob, dessen Name in Israel geändert wurde, war der Zwillingsbruder von Esau. Esau war der Erstgeborene, und gemäß dem in jener Zeit herrschenden Rechtsverständnis hatte er ein Anrecht auf das Familienerbe. Doch der Herr traf eine andere Wahl. Bereits bevor die Kinder geboren waren, hatte Gott zu ihrer Mutter Rebekka gesprochen: „Zwei Nationen sind in deinem Leibe, und zwei Völkerschaften werden sich scheiden aus deinem Innern; und eine Völkerschaft wird stärker sein als die andere, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen.“ – 1. Mose 25:23

Der hier genannte „Jüngere“ war Jakob samt seiner ganzen Nachkommenschaft. Gott hatte ihm den Vorzug vor Esau gegeben, wie er vorher den Abraham erwählt hatte. Dennoch war es auch für Jakob notwendig, sich dieser Erwählung würdig zu erweisen. Er musste seine Berufung festmachen. Dass er dies erfolgreich tat, findet eine herrliche Bestätigung in Verbindung mit der Änderung seines Namens Jakob in Israel. Der Engel, mit dem Jakob die ganze Nacht hindurch gerungen hatte, erklärte ihm, dass er bei Gott einen Sieg errungen hatte; das heißt, er hatte seine Würdigkeit bewiesen und bekam dafür einen angemessenen Namen.

Gottes Erwählung derer, die ihn repräsentieren sollten, war auch vorher in Bezug auf Isaak, den Sohn Abrahams und Vater Jakobs, deutlich geworden. Abraham hatte noch einen anderen Sohn, Ismael, den er als seinen rechtmäßigen Erben betrachtete. Er sprach zum Herrn: „Möchte doch Ismael vor dir leben!“ Aber Gott antwortete: „Sara, dein Weib, wird dir einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Isaak geben; und ich werde meinen Bund mit ihm errichten zu einem ewigen Bunde für seinen Samen nach ihm.“ (1. Mose 17:18, 19) Später sagte Gott zu Abraham: „In Isaak soll dir ein Same genannt werden.“ – 1. Mose 21:12

Der Herr bestätigte seine Wahl Isaaks zum Vorfahr des verheißenen Samens zu der Zeit, als Sara, seine Mutter, die Vertreibung Ismaels, des Sohnes Abrahams und seiner ägyptischen Magd, forderte. Ismaels Leben wurde jedoch bewahrt, und er wurde zum Haupt der arabischen Völker, der Araber, die nach seinem Namen benannt werden. Auch sie erscheinen heute oft in den Medien. Der junge Ismael quälte Isaak, und bis heute besteht Feindschaft zwischen den Nachkommen jener beiden Knaben. Esau heiratete eine Tochter Ismaels, und seine Nachfahren, die früheren Edomiter, vermischten sich ebenfalls mit den Stämmen der Ismaeliter, den Arabern.

In ägyptischer Knechtschaft

Durch eine Reihe besonderer und anrührender Ereignisse, wie den Verkauf Josephs, des jungen Sohnes Jakobs, in ägyptische Knechtschaft, wurde das hebräische Volk zu Sklaven in jenem Land. Der Herr überwaltete die Ereignisse im Leben Josephs, so dass dieser zum Herrscher über Ägypten aufstieg, besonders um die Versorgung des ganzen Landes mit Nahrungsmitteln während einer siebenjährigen Hungersnot sicherzustellen. Durch seine hohe Stellung in der ägyptischen Regierung ergab es sich, dass sein Vater Jakob mit der gesamten Familie nach Ägypten zog.

Zu jener Zeit waren sie nur wenige, doch sie vermehrten sich rasch. Jakob, dessen Name nun Israel war, starb in Ägypten. Vor seinem Tod segnete er seine zwölf Söhne und machte bei jedem einige Bemerkungen darüber, wie Gott später mit ihm verfahren würde. (1. Mose 49) Vom Tod Jakobs an waren seine Söhne der Ausgangspunkt für die Nation Israel. Von da ab handelte Gott mit ihnen nicht mehr als Einzelpersonen, sondern als Familie – eine Familie, die den Verhältnissen jener Zeit entsprechend zu einer „großen Nation“ heranwuchs.

Zu Beginn, als Israel und seine Familie sich in Ägypten niedergelassen hatten, da wurden sie dort gut behandelt. Joseph hatte eine hohe Stellung in der Regierung, und der seinerzeit herrschende Pharao begegnete ihnen – mit Blick auf das, was Joseph für das Land getan hatte – sehr freundlich. Doch dieser Pharao starb; und Joseph starb; und die Israeliten wurden zu einem Volk in ägyptischer Knechtschaft und sehnten sich nach Befreiung.

Moses

Nach vielen Jahren der Unterdrückung geschah es, dass Moses vom Herrn dazu ersehen wurde, Israel aus der Knechtschaft zu befreien. Die Umstände waren ganz außergewöhnlich. Um zu verhindern, dass die Israeliten zu zahlreich und damit eine Bedrohung für die Sicherheit Ägyptens werden könnten, wurde ein Befehl erlassen, der die Tötung aller männlichen hebräischen Kinder sofort nach ihrer Geburt anordnete. Die Mutter Moses´ entschied sich dafür, den Befehl zu missachten; sie verbarg ihren kleinen Sohn in einem Korb, den sie in das Schilf des flachen Nilufers setzte.

Moses´ Schwester versteckte sich in der Nähe, um zu beobachten, was geschehen würde. Schon bald kam die Tochter des Pharao, um im Fluss ein Bad zu nehmen, und das Kind wurde entdeckt. Sie hatte Erbarmen mit dem Kleinen und entschied, ihn mit an den königlichen Hof zu nehmen, um ihn aufzuziehen. Da zeigte sich die Schwester von Moses und bot an, eine Amme für das Baby ausfindig zu machen. Das Angebot wurde angenommen, und Moses´ eigene Mutter wurde damit betraut, ihn zu stillen.

Durch die Erziehung am Hof des Pharao wurde Moses ein gebildeter Mann, der befähigt war, ein großer Führer seines Volkes zu sein. Im Alter von vierzig Jahren bemerkte er mit großer Betrübnis, in welcher schlimmen Lage sich sein Volk befand, und er versuchte, etwas dagegen zu unternehmen. Aber die von Gott vorgesehene Zeit für die Befreiung der Israeliten war noch nicht gekommen. Moses sah sich gezwungen, aus Ägypten zu fliehen. Er ging in das Land Midian, wo er vierzig Jahre zurückgezogen lebte.

Dann sprach der Herr zu Moses aus einem „brennenden Dornbusch“ und beauftragte ihn, die Israeliten aus Ägypten heraus in die Freiheit zu führen. Einige der bemerkenswertesten Wunder, die wir in der Bibel aufgezeichnet finden, wurden unter der Leitung von Moses im Zusammenhang mit der Befreiung Israels vollbracht. Insgesamt waren es zehn Plagen, die über die Ägypter hereinbrachen, ehe der Pharao seine Einwilligung zu ihrer Freilassung gab. Die zehnte Plage hatte den Tod aller Erstgeborenen der Ägypter zur Folge. Israels Erstgeborene wurden davor bewahrt; sie befanden sich unter dem Schutz des Blutes des Passahlamms. Bis heute fahren die Israeliten fort, dieses wunderbaren Ereignisses in der Geschichte ihrer Nation zu gedenken.

Aber es gab danach noch weitere Wunder, wie die Durchquerung des Roten Meers und das vom Himmel herabfallende Manna – ein Nahrungsmittel, das die Israeliten während ihrer vierzigjährigen Wanderung durch die Wüste des Sinai am Leben erhielt. Ferner erlebten sie, dass ihnen bitteres Wasser in süßes Wasser verwandelt wurde und dass Wasser aus einem Felsen hervorkam. Während jener vierzig Jahre der Wanderschaft wurden ihre Schuhe nicht abgetragen, was ebenfalls als Wunder angesehen werden kann. Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs sorgte für sie, denn sie waren sein Volk.

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