Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Der Lohn des Opfers

Lesedauer: 7 Minuten

„Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, welches euer vernünftiger Dienst ist.”

Römer 12:1

An keiner Stelle in der Schrift werden wir vom Herrn aufgefordert, unsere irdischen Rechte und Privilegien zu opfern. Die göttlichen Vorgaben bleiben innerhalb der Grenzen des Rechts. Mit anderen Worten, Recht und Gerechtigkeit sind ein und dasselbe. Opfer, Selbstverleugnung, Kreuztragen in der Nachfolge Jesu – das sind alles Optionen weit jenseits des göttlichen Rechts. Der Gesetzesbund hat allen, die seine Forderungen erfüllen, die Fortdauer des menschlichen Lebens in Aussicht gestellt. Keiner unter den Juden, mit denen dieser Bund geschlossen wurde, war imstande, jene Forderungen zu erfüllen, mit Ausnahme des Einen, der aus dem Himmel kam und der einen vollkommenen menschlichen Körper hatte, durch den er die Forderungen des Gesetzesbundes erfüllen konnte, was ihn also zu ewigem Leben auf der Erde berechtigte.

Der Neue Bund unter dem gegenbildlichen Mittler wird die gleiche Belohnung ewigdauernder menschlicher Vollkommenheit all denen bieten, die seine Forderungen erfüllen. Dieser Bund ist dem Gesetzesbund überlegen, denn er hat einen besseren Mittler, der der Menschheit helfen wird, gänzlich aus Verdammnis, Tod und Schwachheit herauszukommen und der dazu befugt ist durch das Verdienst aus seinen „besseren Opfern”.

Während nun Jesus, unter dem Gesetz geboren, den Bedingungen dieses Gesetzes verpflichtet war und sie erfüllte und dadurch ein Recht auf ewiges Leben hatte, hat er mehr getan. Er opferte sein menschliches Leben, er legte es nieder und ermöglichte so den sündigen Menschen, es ihm ohne Einschränkung zu nehmen, wenngleich er die Macht hatte, Legionen von Engeln zu seinem Schutz herbeizurufen. Das war sein Opfer. Es bestand nicht aus Sünde und Schwachheit – die er nicht hatte. Er opferte vollkommenes Leben und alle seine rechtmäßigen Rechte und Privilegien. Sein Lohn dafür war die Erhöhung von der menschlichen Natur zur göttlichen Natur, über alle Engelsnaturen, Hoheiten und Mächte hinaus. – Epheser 1:21 So erhöht waren die menschlichen Rechte (die er nie eingebüßt hatte) sein Eigentum, und diese gab er Adam und seiner Nachkommenschaft als ihren Loskaufpreis. Diese Rechte wird er ihnen am Ende dieses Zeitalters geben und sie verwenden zum Versiegeln des Neuen Gesetzesbundes, unter dem Israel und die ganze Menschheit wiederhergestellt werden kann zu allem, was durch den Ungehorsam des ersten Menschen verloren war. In der Zwischenzeit nimmt der verherrlichte Erlöser jenes Verdienst aus seinem Opfer (das er vorgesehen hat, es schließlich für die Welt zur Anwendung zu bringen), um (zugerechneterweise) die Verfehlungen der Angehörigen des Haushalts des Glaubens zuzudecken, die da und dort Gottes Ruf hören (und darauf eingehen), den Fußstapfen Jesu zu folgen, um sich zu opfern und mit ihm zu leiden im Fleische, damit sie dann mit ihm auf geistiger Stufe verherrlicht werden und mit ihm regieren.

Sündopfer einzig und allein im Evangeliumszeitalter annehmbar

Im ganzen Evangeliumszeitalter verblieb der Gesetzesbund allein für die Juden in Gebrauch, während die übrige Menschheit in keinerlei Vertragsverhältnis zu Gott stand und auf die „Zeiten der Wiederherstellung” unter dem Neuen Bund in der Zukunft wartet. – Apostelgeschichte 3:19 – 21 und Jeremia 31:31 – 34 In unserer Epoche nun (dem Evangeliumszeitalter) zieht und beruft Gott eine ihm ergebene Menschenschar und gibt ihnen die Gelegenheit, mit ihrem Erlöser am Opfertod teilzuhaben. Die Getreuen aus diesem Ruf werden als seine Leibesglieder oder seine Braut oder seine Miterben in seinem Reich von Herrlichkeit und Ehre und Unsterblichkeit gerechnet werden. Alle Menschen, je nachdem wie sie den Willen Gottes kennen (was vom göttlichen Standpunkt aus gerecht ist) sind dementsprechend verpflichtet, jene gerechten Forderungen von Gottes Gesetz zu erfüllen, soweit irgend sie dazu imstande sind. Wer aber in Jesu Fußstapfen treten will, der wird erkennen, daß er mehr tun muß als der Gerechtigkeit nachzukommen; doch keinesfalls wird befohlen mehr zu tun. Opfern ist ein Vorrecht, nicht eine Pflicht oder ein Befehl. Zu diesem Gedanken schreibt Paulus, ebenfalls nicht als Anordnung, sondern als eindringliche Bitte: „Ich ermahne euch nun, Brüder, … eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer.” – Römer 12:1 Er hat das nicht angeordnet. Wenn es ein Befehl wäre, würde dies automatisch die Gelegenheit zum Opfer ausschließen. Was wir opfern, ist etwas, was nicht angeordnet ist. Was Gott gebietet, ist Verpflichtung und nicht Opfer.

Die Alttestamentlichen Überwinder stellten ihre Leiber dar, legten ihr Leben nieder, verzichteten auf ihre irischen Rechte, doch sie opferten nicht. Warum? Es ist eine Sache zu töten, und eine andere, daß Gott die geschlachtete Kreatur als Opfer annimmt. Gott hat vor Jesu Opfer keine menschlichen Opfer verlangt. Er wollte keine unvollkommenen, befleckten Geschöpfe auf seinem Altar haben. Sie mochten ihr Leben niederlegen, aber er betrachtete sie nicht als Opfer. Jesus wurde als Opfer angenommen, denn er war vollkommen, und seit Pfingsten waren seine Nachfolger als Opfer annehmbar, denn sie sind vollkommen geworden durch die Zurechnung eines Anteils an seinem Verdienst, der ihre Befleckung zudeckt.

So wird dieses Evangeliumszeitalter als der „angenehme Tag” des Herrn bezeichnet, denn in diesem Zeitraum ist es Gottes Wille, eine festgelegte Anzahl von Menschen als Mit-Opfernde mit Jesus anzunehmen. Sobald aber diese vorherbestimmte Zahl erreicht ist, wird die Zeit der Annahme sogleich zu Ende sein. Es wird keine weitere Aufstellung zum Opfer mehr geben; der gegenbildliche Versöhnungstag wird abgeschlossen sein.

Doch angenommen, der eine oder der andere stellt sich dar nach dem Abschluß der Zeit zur Annehmung? Welchen Status kann er haben, und wie wird Gott mit ihm umgehen?

Gott ist unwandelbar, und wir können annehmen, daß Er immer erfreut ist, wenn Seine Geschöpfe ihr Leben ganz und rückhaltlos hingeben, Seinen Willen zu tun, wie Ihm auch die Treue der Alttestamentlichen Überwinder wohlgefällig war, die ihr Leben niedergelegt haben, bevor ein Opferbund in Kraft war. Wir dürfen daraus schließen, daß Gott, der jenen Überwindern, die ihr Leben hingegeben haben, menschliche Vollkommenheit zugesagt hat, auch vorgesehen hat, diejenigen, die nach Erreichen der Vollzahl der Kirche diesen Weg gehen, belohnen wird, auch wenn die Zeit der Annahme ihres Opfers abgelaufen ist.

Ganz ähnlich wie hier wird es am Ende des Zeitalters Menschen geben, die, auch wenn sie treu sind bis zum Tod, keine Geisteszeugung erfahren haben, und die nicht auf geistiger Stufe ihre Auferstehung erleben werden, sondern Glieder der selben Klasse wie die Alttestamentlichen Überwinder sein werden, die vor dem Beginn dieses Zeitalters ausgebildet worden sind.

Sich in der Taufe darzustellen ist immer ein vernünftiger Dienst

Angesichts dieser Tatsachen raten wir allen, die den Herrn lieben, und die in allen Dingen mit ihm Gemeinschaft haben möchten, sich an das gleiche Wort zu halten, das das ganze Zeitalter hindurch gegolten hat: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer.” Wenn sich Menschen in der Weihung als Opfer dargestellt haben, dann können wir ihnen nicht zusichern, daß Gott sie als solche annehmen wird und sie die Geisteszeugung zur neuen Natur erfahren; aber wir können ihnen zusichern, daß, sich darzustellen, ihr vernünftiger Dienst ist, und daß Gott immer diejenigen reichlich belohnen wird, die ihren Glauben an Ihn und ihre Ergebenheit zu Ihm und zu Seiner Sache unter Beweis stellen. Wir können ihnen auch sagen, daß die Schrift unserem Verständnis nach lehrt, daß die Klasse der Alttestamentlichen Überwinder (von der sie vielleicht ein Teil sind, wenn sie nicht als Neue Schöpfungen angenommen werden) von Gott hochgeehrt werden und auf irdischer Stufe vollkommen und „Fürsten auf der ganzen Erde” sein werden. Wir können ihnen zusichern, daß diese Fürsten unserem Verständnis nach tausend Jahre lang eine herrliche Vorrangstellung vor der übrigen Menschheit haben werden, als herausragende Repräsentanten der nicht sichtbaren Messiasklasse. Wir können ihnen zusichern, daß jene Fürsten, wie wir die Dinge verstehen, nach ihrer Mitarbeit an dem Aufrichtungswerk am Ende des Millenniums auf die geistige Daseinsstufe erhöht werden, als Teil der gegenbildlichen Leviten.

Da niemand wissen kann, wann die vorgesehene Zahl der Auserwählten erreicht ist, sollten alle gleichermaßen besorgt sein, ihr Leben im Dienst Gottes und Seiner Wahrheit niederzulegen. Wenn man sagen würde, wir wollen nicht in diesen Dienst eintreten, weil unserer Meinung nach die Art des Lohns dafür ungewiß ist, dann würde dies unsere Unwürdigkeit für jede Gunst Gottes offenbaren, denn um Ihm annehmbar zu sein, darf unser Dienst nicht so geleistet werden, daß man eine Belohnung empfängt, sondern um der Gerechtigkeit zu dienen und Gottes Wohlgefallen zu finden! „Deinen Willen zu tun, HERR, ist meine Lust.” So steht es in der Schrift. Da werden alle Geweihten am Gedächtnismahl ihre Liebe, ihre Ergebenheit, ihren Gehorsam und ihre Treue bekunden, sie werden symbolisch den Tod des Erlösers nachvollziehen und ihren eigenen Wunsch, an den Leiden Christi teilzunehmen als Teile des „gebrochenen Brotes” und als Mit-Betroffene am Kelch der Leiden.

Was unsere Kinder anbelangt und was wir von ihnen erwarten, steht auf einem anderen Blatt. Es ist nicht an uns zu sagen, in welchem Alter die Kinder etwa ihre Ergebenheit Gott und der Wahrheit gegenüber auf eine Art und Weise zeigen sollen, die für Gott annehmbar ist und Ihm wohlgefällt. Eltern sollten vernünftig, durch Beispiel und Standhaftigkeit ihre Wertschätzung des Dienstes für den Herrn bis in den Tod darstellen und vorleben. Zudem sollten sie ihren Kindern Kenntnisse der Schrift vermitteln, und sie werden ihre Kinder so gut als möglich behandeln und dem Herrn das Ergebnis daraus überlassen. Sie verlassen sich völlig auf Ihn und Seine weise, gerechte und liebevolle Entscheidung für sie, sei es auf irdischer, sei es auf geistiger Stufe. Wir sind uns aber bewußt, daß niemand in diese Daseinsform der Vollkommenheit in der Auferstehung eintreten kann, es sei denn, seine Erprobung ist im jetzigen Leben erfolgreich abgeschlossen, und er ist in den Tod gegangen. Die Menschheit im allgemeinen wird dann wunderbare Möglichkeiten und Rahmenbedingungen vor sich haben.