Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Aaron und seine Söhne

Lesedauer: 18 Minuten

„Ist nicht dein Bruder Aaron [da], der Levit? Ich weiß, daß er reden kann. … Er soll für dich zum Volk reden. Und es wird geschehen, er wird für dich zum Mund sein, und du wirst für ihn zum Gott sein.”

2. Mose 4:14 und 16

Aaron war Moses Bruder. Er wurde von Gott ernannt, ein Mundstück für Mose zu sein, wie in unserem Leittext geschrieben steht. Aus diesem Grund verliefen sein Dienst und seine Erfahrungen parallel zu jenen des großen Gesetzgebers Moses. Mit der Gabe des Gesetzes am Berg Sinai wurde Israels Priesterschaft eingeführt und Aaron zum ersten Hohepriester ernannt mit seinen vier Söhnen, die als Unterpriester dienten.

Aaron war abhängig von seinem Bruder und bekam seine Autorität von ihm. Als Mose auf den Berg Sinai stieg, um das Gesetz zu empfangen, blieb Aaron für sich allein und zeigte seine Schwachheit, indem er der Forderung des Volkes nachgab, ein goldenes Kalb zu machen und es anzubeten. Er bereute diese Sünde, und Mose erlangte Vergebung für ihn. – 2. Mose 32:21 – 24 und 5. Mose 9:20

Es geschah sogleich nach der Anfertigung und Anbetung des goldenen Kalbes, daß Mose in das Tor des Lagers trat und rief: „Her zu mir, wer für den HERRN ist! Daraufhin versammelten sich bei ihm alle Söhne Levis.” – 2. Mose 32:26 Aaron war vom Stamm Levi und später wurde dieser ganze Stamm gegen die Erstgeborenen aller Familien in Israel ausgewechselt, um die religiösen Diener des Volkes zu sein. – 4. Mose 3:41 und 45

Die Aaronische Familie der Leviten war als diejenige ausgewählt worden, aus der die Priester Israels auserwählt werden sollten durch die Nachfolge von dem Vater auf den Sohn, in der Aaron der erste Hohepriester war. Über Gottes Ermächtigung für Mose, Aaron und seine Söhne zur Priesterschaft zu bestellen, wird in 2. Mose 28:1 berichtet, wo es heißt: „Du aber laß deinen Bruder Aaron und seine Söhne mit ihm aus der Mitte der Söhne Israel zu dir herantreten, damit er mir den Priesterdienst ausübt, Aaron [und mit ihm] Nadab und Abihu, Eleasar und Itamar, die Söhne Aarons.”

Aarons Ansehen als Hoherpriester in Israels wies in die Zukunft und auf die Stellung hin, die von Jesus eingenommen werden sollte. Paulus schrieb, daß Jesus sich nicht selbst zu diesem hohen Amt erhöhte, sondern er sagte: „Und niemand nimmt sich selbst die Ehre, sondern er wird von Gott berufen wie Aaron. So hat auch der Christus sich nicht selbst verherrlicht, um Hoherpriester zu werden, sondern der, welcher zu ihm gesagt hat: ’Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt’.” – Hebräer 5:4 und 5 In Gottes Anordnung für Israel war das hauptsächliche Werk eines Priesters, Opfer zu opfern und auf der Grundlage seines Opferdienstes Segnungen an das Volk auszuteilen. So war Aarons Stellung sinnbildlich von der Art und Weise, in der durch Christus die Segnungen, die Gott durch den „Samen” Abrahams verhieß, auf „alle Geschlechter der Erde” ausgedehnt werden. – 2. Mose 12:3 und 22:18

Die Priester Israels opferten Tiere als Opfer, aber Jesus opferte sich selbst. Bei Aaron dienten er und seine Söhne als Priester. In ähnlicher Weise legen Jesus und seine Nachfolger beide ihr Leben im Opfer nieder – Jesus, indem er als Erlöser der Welt starb, und die Kirche, indem sie „verwachsen sind mit der Gleichheit seines Todes”, indem ihr Opfer durch sein Opfer annehmbar gemacht wird. – Römer 6:5 Petrus schrieb, daß die Kirche errichtet wird als „ein geistiges Haus, ein heiliges Priestertum um Opfer darzubringen Gott hochwillkommen durch Jesus Christus”. – 1. Petrus 2:5

Aarons Weihung

Nicht nur, daß Aaron und seine Söhne die von Gott ernannten ersten Hohenpriester und Unterpriester Israels waren, es wurde aber auch ein gut durchdachter Dienst zu ihrer Einführung in das Amt vorgeschrieben. Dieser Dienst wird im 8. Kapitel von 3. Mose umrissen, und er wurde jedes Mal wiederholt, wenn ein neuer Hoherpriester in sein Amt eingesetzt wurde. Bei diesem Ereignis war Aaron mit seinen Kleidern der „Herrlichkeit und Schönheit” bekleidet, während seine Söhne mit weißleinenen Gewändern und Mützen auf ihren Häuptern bekleidet waren, um anzuzeigen, daß sie nicht das „Haupt” der Priesterschaft waren, sondern vielmehr Glieder „seines Leibes”. – 2. Mose 28:1 – 43 sowie Epheser 1:22 und 23 Aarons Kleidung schloß auch eine Brusttasche, ein Ephod, ein Oberkleid, einen bestickten Leibrock, einen Kopfbund, genannt Mitra und einen Gürtel oder Rockbund mit ein. – 2. Mose 28:4

Bei dem Dienst der Weihung wurden drei Tiere zum Opfer geschlachtet – ein Stier für das Sündopfer, ein Widder für das Brandopfer und ein Widder der Weihung. Der Stier für das Sündopfer wurde zuerst geopfert. – 3. Mose 8:14 – 17 Aaron und seine Söhne legten ihre Hände auf seinen Kopf, was anzeigte, daß er sie zusammen als eine opfernde Priesterschaft darstellte. Dies wies auf das Opfer Jesu und seiner Leibesglieder hin, der Kirche, und es prophezeite von ihren Erfahrungen während des gegenwärtigen Evangelium-Zeitalters.

Der Stier wurde Mose übergeben, der Israels Gesetzesanordnungen repräsentierte. Um die Forderungen des Gesetzes zu erfüllen, mußte der Stier geschlachtet werden, und „er [Mose] schlachtete ihn”. Sein Blut wurde auf die Hörner des Altars gesprengt. Hörner werden in der Schrift oft dazu gebraucht, Macht darzustellen. Daß das Blut auf die Hörner des Altars gesprengt wurde, zeigte, daß die Kraft des Opfers Christi in dem Blut dargestellt ist, und daß das Opfer der Kirche für Gott nur auf der Grundlage des vergossenen Blutes Jesu annehmbar ist. – 1. Petrus 1:2, 18 und 19 sowie 1. Johannes 1:7 Mose sprengte auch Blut auf den Boden vor dem Altar und gab damit einen Hinweis, daß durch die Kraft des Blutes Jesu sogar der Fluch, der der auf Grund der Sünde auf der Erde ist, als Resultat seines Opfers beseitigt werden wird.

Mose nahm die Haut und das Fleisch des Stieres und verbrannte sie außerhalb des Lagers Israels. Dies gibt zu verstehen, daß durch das Opferwerk Christi und seiner Kirche die Menschheit letztlich befreit wird; wobei der Wert dieses Opfers natürlich in dem Opfer des vollkommenen Menschen, Christus Jesus, besteht. Zur gegenwärtigen Zeit ist dieses Opfer jedoch in den Augen der ungläubigen Welt eine abscheuliche Sache, aber Gott nimmt es an und ist erfreut über die Hingabe des Herzens, die ihr sogleich folgt.

Der Widder für das Brandopfer zeigt die Art und Weise an, in der Gott die Opfer von Christus und seiner „Leibesglieder”, der Kirche, annimmt. Der Widder wurde in Stücke zerteilt und auf den Altar gelegt – zuerst das Haupt, gefolgt von den anderen Teilstücken des Leibes und dem Fett. So wurde Jesus, das „Haupt” der Kirche, zuerst geopfert, und während des Evangelium-Zeitalters werden die übrigen Glieder der Christus-Klasse geopfert. – Epheser 5:23 und Kolosser 1:18 Gottes Annahme wird durch das Feuer gezeigt, das das ganze Opfer verzehrte. – 3. Mose 8:18 – 21

Der Widder der Weihung weist auf die Wirkung des Geistes der Weihung hin, wie er in Christus und der Kirche offenbar wird. Nachdem dieser Widder geschlachtet wurde, nahm Mose das Blut und sprengte es gesondert über Aaron und seine Söhne, damit andeutend, daß unsere Weihung und Hingabe für Gott eine individuelle Angelegenheit ist und uns eine tägliche, persönliche Verantwortung auferlegt. – 3. Mose 8:22 – 29

Mose nahm etwas von dem Blut und tat es auf das rechte Ohrläppchen und die rechte Hand und auf die große Zehe des rechten Fußes. So wird uns durch unsere Weihung das Hören des Glaubens gegeben, und wir werden dadurch befähigt, Gottes Verheißungen so wertzuschätzen, wie es kein anderer kann. Auch unsere Hände sind geweiht, so daß wir mit aller Kraft das tun, was wir zu tun finden. Auch unsere Füße sind geweiht, so daß wir „in Neuheit des Lebens wandeln”. – Römer 10:17, Prediger 9:10 und Römer 6:4

Die Wahl der Teile des Widders, seine „Innereien” und sein „Fett” stellen unsere Herzensempfindungen dar, unseren Eifer und unsere besten Anstrengungen. Diese wurden in die Hände des Priesters gegeben und „gewoben” – vor dem Herrn hin- und herbewegt, was die Tatsache darstellte, daß unser geweihtes Leben uns von dem Herrn nicht nur für einen Augenblick gegeben wurde oder einen Tag oder ein Jahr. Wir sollen unsere Neigungen und Anstrengungen vielmehr stetig emporrichten und niemals damit aufhören, bis unser Opfer völlig verzehrt ist, und wir von Ihm angenommen sind.

In ihr Amt eingesetzt waren Aaron und seine Söhne dann vorbereitet, die verschiedenen religiösen Dienste auszuführen, die Gott dem Mose auf dem Berg umrissen hatte. Genauso wie ihre Weihung auf die Hingabe der größeren Priesterschaft hinwies und die Wirkungsweise, sollte es im Leben von Jesus und seiner Nachfolger sein, daß die Opferdienste, die sie anschließend ausführten, vorbildlich von den „besseren Opfern” dieses Zeitalters wären. – Hebräer 9:23 Dies bewahrheitet sich im besonderen bei den Diensten, die im 3. Buch Mose im 9. und 16. Kapitel beschrieben werden.

Bedeutsam im Zusammenhang mit diesen Diensten, die in 3. Mose 9:1 – 24 umrissen werden, ist die Tatsache, daß nachdem das Opferwerk vorüber war, Aaron mit seinen Kleidern der Herrlichkeit bekleidet heraustrat und mit Mose das Volk segnete. So wird gezeigt, daß nachdem die besseren Opfern dieses gegenwärtigen Evangelium-Zeitalters vollendet worden sind, der verherrlichte Christus, Haupt und Leib, jene Segnungen der Gesundheit und des Lebens, die Gott verhieß, das Volk durch den Samen Abrahams erreichen würden. – 1. Mose 22:18, Apostelgeschichte 3:25 sowie Galater 3:7 und 8

Im 1. Buch Mose wird im 16. Kapitel über Gottes Anweisungen für Israels jährlichen Versöhnungstag berichtet, der jedes Jahr am 10. Tag des 7. Monats beachtet werden mußte. An jenem Tag wurden zwei Tiere geopfert – ein Stier und ein Bock – und mit jedem wurde auf die gleiche Weise verfahren. Wir glauben, daß in diesem Bild der Stier Jesus darstellte und der Bock seine Leibesglieder, die Kirche. Der Stier wurde zuerst geschlachtet. Aaron nahm feurige Kohlen vom kupfernen Altar im Vorhof der Stiftshütte und brachte sie auf den goldenen Altar im Heiligen der Stiftshütte. Dann sprengte er den Weihrauch auf die heißen Kohlen. Der süße Duft dieses Weihrauchs drang in das Allerheiligste der Stiftshütte ein, wo dann von Aaron das Blut des Stieres auf und vor den Gnadenstuhl gesprengt wurde. Das Fett des Stieres wurde auf dem kupfernen Altar verbrannt und seine Haut und sein Fleisch wurden genommen und außerhalb des Lagers Israels verbrannt.

Der Bock wurde auf die gleiche Weise geopfert wie der Stier. Paulus identifiziert die Nachfolger Jesu mit diesem Bild, wenn er schreibt: „Deshalb laßt uns zu ihm [Jesus] hinausgehen, außerhalb des Lagers, und seine Schmach tragen!” Hier zeigt der Apostel sowohl die Bedeutung des Verbrennens des Kadavers der Tiere als er auch offenbart, daß die Kirche an diesen Opfererfahrungen mit Jesus teilnimmt. – Hebräer 13:11 – 13

Die Tatsache, daß die Nachfolger Christi als Mitopferer mit ihm gezeigt werden, erklärt einen der kritischen Aspekte des christlichen Lebens – daß dieses nicht nur eine Angelegenheit der Annahme Christi und gerecht zu leben ist, sondern daß es uns, wie Paulus erklärt, auch „im Blick auf Christus geschenkt worden ist, für seine Sache zu leiden” als auch „mit ihm zu leiden”. – Philipper 1:29, Römer 8:17 sowie 2. Timotheus 2:11 und 12 Es offenbart auch einen der prinzipiellen Gründe, daß die verheißenen Segnungen des Lebens, die durch den Messias kommen sollten, der Welt noch nicht gegeben worden sind. Dies ist so, weil das vorhergesagte und angekündigte Opferwerk der Leibesglieder Christi noch nicht beendet ist.

Korahs Rebellion

Im 16. Kapitel von 4. Mose gibt es einen Bericht über eine Rebellion gegen Mose und Aaron, die von Korah angeführt wurde. Korah forderte das Recht von Mose und Aaron heraus, völlige Verantwortung über die religiösen Angelegenheiten der Nation zu haben. Mose ließ die Entscheidung darüber in den Händen des Herrn. Die Entscheidung fiel gegen Korah und seine Mitstreiter aus, ein Erdbeben zerriß den Boden unter ihnen, und sie wurden verschlungen und vernichtet. – 4. Mose 16:30 – 33

Dies beendete die Rebellion jedoch nicht völlig. Am andern Morgen murrte die ganze Gemeinde der Söhne Israel gegen Mose und gegen Aaron und sagte: „Ihr habt das Volk des HERRN getötet!” – 4. Mose 17:6 Der Herr brachte eine Plage über die Israeliten und bevor ihr Einhalt geboten wurde starben 14.700 vom Volk. Die Plage endete, als Aaron die Anweisungen Mose befolgend mit einem Feuerbecken, in welchem Feuer und Räucherwerk war, mitten in die Versammlung lief.

Danach gab Mose Anweisungen, daß die Häupter aller zwölf Stämme der Israeliten ihre Stäbe, welche Autorität andeuteten, zur Stiftshütte bringen sollten. Aarons Stab für den Stamm von Levi gehörte dazu. Diese Stäbe wurden für einen Tag lang in der Stiftshütte aufbewahrt mit dem Verständnis, daß der Stab, der sproßte, anzeigen würde, daß der Stamm, den er darstellte, Gottes Wahl anzeigen würde, wem Er die Verwaltung über die religiösen Dienste übergeben habe. – 4. Mose 17:1 – 7

Das Ergebnis war überzeugend. „Und es geschah am anderen Morgen, als Mose in das Zelt des Zeugnisses hineinging, siehe, da hatte der Stab Aarons vom Haus Levi gesproßt: er hatte Knospen hervorgebracht und Blüten getrieben und Mandeln reifen lassen.” – 4. Mose 17:23 Dies diente dazu, die Israeliten zu überzeugen, daß nur der Haushalt von Aaron, der von den Leviten war, in den religiösen Angelegenheiten der Nation dienen sollte.

Während der Stamm Levi zuvor für die Erstgeborenen von ganz Israel ausgetauscht worden war, und die Familie Aarons für die Priesterschaft ernannt worden war, hatte dies anscheinend bei den Israeliten keinen großen Eindruck hinterlassen. Die Rebellion von Korah und der folgende Aufstand des Volkes in Übereinstimmung mit ihm, diente einer benötigten Lektion. Jetzt fürchteten sich die Israeliten außerhalb des Stammes Levi, die den Anweisungen des Herrn im Zusammenhang mit dem sich Nähern der Stiftshütte nicht gehorcht hatten, daß sie letztlich mit dem Tod bestraft würden, aber sie wurden verschont.

Der Herr sagte zu Aaron: „Du und deine Söhne und das Haus deines Vaters mit dir, ihr sollt die Schuld am Heiligtum tragen; und du und deine Söhne mit dir, ihr sollt die Schuld in eurem Priesteramt tragen.” – 4. Mose 18:1 Anscheinend war Gott willens die Vergangenheit zu vergessen, aber Er machte deutlich, daß von dieser Zeit an die priesterliche Familie völlig verantwortlich gemacht werden würde für die rechte Ausübung der Stiftshüttendienste. – 4. Mose 18:2 – 8

Der Herr war sehr genau hinsichtlich allem, was die Stiftshütte und ihre Dienste betraf, weil es als ein Muster der besseren Dinge, die kommen sollen, geplant worden war. Die Aaronische Priesterschaft betreffend schrieb Paulus: „die dem Abbild und Schatten der himmlischen Dinge dienen, wie Mose eine göttliche Weisung empfing, als er im Begriff war das Zelt aufzurichten; denn ’Sieh [zu]’, spricht er, ’daß du alles nach dem Muster machst, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist’!” – Hebräer 8:5

Zwei Glieder der priesterlichen Familie Aarons, seine Söhne Nadab und Abihu, wurden getötet, weil sie „fremdes Feuer” vor dem Herrn opferten, nachdem sie in allen Stiftshüttendiensten völlig unterrichtet worden waren. – 3. Mose 10:1 – 2, 4. Mose 3:4 und 26 – 61 Das „fremde Feuer” war von ihnen selbst entzündet worden zum Gebrauch in ihren Räucherfässern, anstatt von dem Feuer, das ständig auf dem kupfernen Altar brannte. – 3. Mose 6:13 Als diese zwei Söhne Aarons getötet wurden, wurde es den zwei übrig gebliebenen Söhnen untersagt, um sie zu trauern, was andeutete, daß des Herrn Entscheidungen immer richtig und gerecht sind. – 3. Mose 10:6

Aarons Tod

Während Aaron ein treuer Mitarbeiter mit seinem Bruder, Moses, war, dem er als sein Mund diente und später als Hoherpriester, offenbarte er nicht immer einen starken Charakter. Wie zuvor bemerkt, gab er dem Geschrei des Volkes, das von ihm verlangte ein goldenes Kalbes zu machen und anzubeten, bereitwillig nach. In einem anderen Fall, als Mose seine Geduld verlor und verfehlte Gott die Ehre für das Hervorbringen des Wassers aus dem Felsen zu geben, nahm Aaron an diesem Fehlverhalten mit ihm teil.

Das war in Kadesch in der Wüste Sin. Das Volk hatte kein Wasser für sich und ihre Tiere, und sie beklagten sich bei Mose, wie dies oft der Fall war. „Und Mose und Aaron gingen von der Versammlung fort zum Eingang des Zeltes der Begegnung und fielen auf ihr Angesicht nieder; und die Herrlichkeit des HERRN erschien ihnen. Und der HERR redete zu Mose uns sprach: ’Nimm den Stab und versammle die Gemeinde, du und dein Bruder Aaron, und redet vor ihren Augen zu dem Felsen! Dann wird er sein Wasser geben; und du wirst ihnen Wasser aus dem Felsen hervorbringen und die Gemeinde tränken und ihr Vieh’.” – 4. Mose 20:6 – 8

Diese Anweisungen, die klar und deutlich festgelegt waren und sowohl Aaron als Mose galten, wurden nicht richtig ausgeführt. Als das Volk vor dem Fels versammelt war, sprach Mose nicht zu dem Felsen, wie er angewiesen worden war, sondern zu dem Volk. Und er sagte: „Hört doch, ihr Widerspenstigen! Werden wir euch Wasser aus diesem Felsen hervorbringen?” Dann schlug er den Felsen zwei Mal – 4. Mose 20:10 und 11

Die Worte „werden wir” euch Wasser aus diesem Felsen hervorbringen, zeigen, daß Aaron Moses Standpunkt teilte und beide verfehlten, dem Herrn die Ehre zu geben. Infolgedessen beschloß Gott nicht nur, daß Mose nicht in das Land Kanaan eintreten sollte, sondern Er schloß in die gleiche Bestrafung auch Aaron mit ein. – 4. Mose 20:12 Als die Israeliten später von Kadesch in die Wüste Sin zogen, kamen sie an den Berg Hor. „Und der HERR redete zu Mose und zu Aaron am Berge Hor, an der Grenze des Landes Edom, und sprach: Aaron soll zu seinen Völkern versammelt werden; denn er soll nicht in das Land kommen, das ich den Söhnen Israel gegeben habe, weil ihr gegen meinen Befehl widerspenstig gewesen seid bei dem Wasser von Meriba.” – 4. Mose 20:22 – 24 Meriba bedeutet „Streit”, und es ist ein zutreffender Name, den Gott dem Wasser gegeben hat, das aus dem Felsen von Kadesch rann.

Gott gab dann Mose die Anordnung Aaron und seinen Sohn Elieser auf den Berg Hor zu bringen und Aarons priesterliche Kleider Elieser anzulegen. Dies wurde ausgeführt und Aaron starb auf dem Berg und wurde, wie der Bericht sagt, „zu seinen Völkern versammelt”. – 4. Mose 20:26 – 28 Drei stiegen angesichts des ganzen Volkes auf den Berg und nach Aarons Tod kehrten nur Mose und Elieser zurück, und somit war allen klar, daß Aaron auf dem Berg gestorben war.

„Und als die ganze Gemeinde sah, daß Aaron verschieden war, beweinte das ganze Haus Israel den Aaron dreißig Tage lang.” – 4. Mose 20:29 Aarons Tod war ein großer Verlust für die Israeliten, denn er hatte ihnen von der Zeit an gedient, als er und Mose vor dem Pharao erschienen waren, um ihre Entlassung aus der Knechtschaft Ägyptens zu fordern. Er hatte zusammen mit Mose die vielen Anklagen der Israeliten gehört, die ihnen böse Absichten für den Auszug aus Ägypten unterstellten. Das Volk bemerkte nun offensichtlich, daß sie nur durch die Barmherzigkeit und Macht Gottes, die ihnen durch diese zwei treuen Zeugen offenbart wurde, in der Wüste am Leben erhalten wurden. Kein Wunder daß sie trauerten, als er starb. Zweifellos nahm Mose an dieser Trauer teil, denn er war enger mit seinem Bruder verbunden gewesen, als irgendein anderer. Aaron stand ihm als ein „Mund” oder ein Sprecher bei und war treu in seinem Dienst als Hoherpriester.

Nun war Aaron zu seinen Vätern versammelt worden und Moses wußte, daß auch er bald sterben würde. Der Herr hatte ihm Aaron als ein Mundstück gegeben, weil Mose bekannte, daß er eine schwerfällige Zunge hätte. Jetzt aber, da Aaron nicht mehr bei ihm war, finden wir, daß Mose in den letzten Tagen seines Lebens den Kindern Israel eine der wunderbarsten Reden hält, über die in der Bibel berichtet wird. Wir finden diese Rede in 5. Mose, im 32. Kapitel, von der wir die ersten vier Verse zitieren: „Horch auf, du Himmel, ich will reden, und die Erde höre die Worte meines Mundes! Wie Regen träufle meine Lehre, wie Tau riesle meine Rede, wie Regenschauer auf frisches Grün und wie Regengüsse auf [welkes] Kraut! Denn den Namen des HERRN rufe ich aus: Gebt Ehre unserem Gott! Der Fels; vollkommen ist sein Tun, denn alle seine Wege sind recht. Ein Gott der Treue und ohne Trug, gerecht und gerade ist er!”

Der Herr hat grenzenlose Wege, um Seinem Volk die Hilfe zu geben, die sie benötigen. Aaron wurde vorgesehen Moses schwerfällige Zunge zu ersetzen, und zweifellos erfüllte er sehr geschickt diese Notwendigkeit. Jetzt, nachdem er gestorben war, gab Gott Mose ein beredsames Äußern mit eigener Zunge. So erkennen wir in Aaron, in Moses und in den täglichen Erfahrungen unseres eigenen Lebens die Tatsache, daß wenn wir dafür eifern, dem Herrn zu dienen, Er Seinem Volk in all ihren Nöten hilft und es unterstützt mit Seiner „reichlich vorhandenen Gnade”. – 2. Korinther 4:15