Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Stärke und Frieden

Lesedauer: 8 Minuten

„Jahwe wird Stärke geben seinem Volke, Jahwe wird sein Volk segnen mit Frieden.”

Psalm 29:11

Wenn wir zurückblicken auf die Jahre, die verstrichen sind, seit wir den „Jubelschall” des Evangeliums kennengelernt haben und uns völlig dem Herrn geweiht haben, sehen wir mit Kummer die Unvollkommenheiten selbst unserer größten Bemühungen. Und wenn wir vorausschauen, sehen wir die Schwierigkeiten, die unserem Vorankommen entgegenzustehen scheinen. So müssen wir unbedingt unseren schwindenden Mut anfeuern durch die großen Verheißungen von Gottes Gnade, uns zu jeder Zeit, zu der wir es brauchen, Hilfe zu leisten. Unter anderem haben wir die segensreiche Zusicherung, daß der Herr „seinem Volk Kraft gibt”. „Und rufe mich an am Tage der Bedrängnis: ich will dich erretten, und du wirst mich verherrlichen.” – Psalm 50:15 Als Soldaten unter unserem großen Hauptmann haben wir uns nicht auf einen undefinierten Kampf eingelassen, es sei denn unsere Zaghaftigkeit oder unser Mangel an Glauben bewirke dies. Durch die ganze Waffenrüstung Gottes sind wir vollkommen gewappnet und lückenlos behütet gegen die feurigen Pfeile des Widersachers – wenn wir sie denn hernehmen und sorgfältig anlegen. Unser Hauptmann ist beständig bei uns, vorausgesetzt wir folgen unentwegt seiner Leitung. Mitten im Kampfgetöse können wir seine inspririerende Stimme „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben” hören. – Lukas 12:32 Und „… seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden.” – Johannes 16:33 Durch Treue werden wir Gott verherrlichen, der uns von allen Feinden befreien wird, denen, die wir kennen, und denen, die wir nicht kennen.

Wie alle Menschen braucht das Volk des Herrn Seelenstärke und Geduld, sonst würde es alsbald in den Konflikten mit der Welt, dem Fleisch und dem Widersacher entmutigt werden. In der eingangs genannten Schriftstelle bedeutet das Wort ‚Kraft’ im weitesten Sinne ‚Mut’. Der Herr wird seinem Volk Mut zufließen lassen. Dies geschieht auf vielfältige Weise – durch die Geschwister gegenseitig, wenn wir einander in unserem allerheiligsten Glauben auferbauen.

Milch für Kinder – feste Speise für Fortgeschrittene

Dennoch betrachten wir die individuelle in einem Menschen wohnende Stärke und deren Wichtigkeit. „Seid stark, und euer Herz fasse Mut, alle, die ihr auf Jahwe harret!” – Psalm 31:24 Wir dürfen sicher sein, daß wir durch den Geist des Herrn an unserem „inneren Menschen” gestärkt werden. Niemand hat diese besondere Art der Stärke, die des inneren Menschen, mit Ausnahme solcher, die neue Schöpfungen in Christo geworden sind, für die „das Alte vergangen , siehe, alles ist neu geworden.”- 2. Korinther 5:17 Bei diesen besonderen geistgezeugten Menschen trägt die umfassende Einflußnahme des Herrn dazu bei, ihren Charakter zu entwickeln.

„… seid begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, auf daß ihr durch dieselbe wachset zur Errettung.” – 1. Petrus 2:2 Und daß ihr kräftig werdet. Diese Milch des Gotteswortes bewirkt bei seinen Kindern zunächst, daß die neue Schöpfung wächst und dann fähig ist, feste Speise zu vertragen und so unserem Herrn im Wesen ähnlicher zu werden. Für alle, die sein Eigentum sind, hat er Nahrung vorgesehen: Milch für die kleinen Kinder, feste Speise für Erwachsene. – Hebräer 5:12 – 14 Wer nun stark sein will im Herrn und in der Kraft seiner Stärke (das heißt mutig), wird sich Zugang zu dieser Versorgung von oben verschaffen.

Doch unser Glaube ist die Grundlage von beidem – unserer Stärke und unserem Frieden. Wie heftig die Stürme des Lebens uns auch bedrängen, so dürfen wir doch unseren Anker nicht fahren lassen und uns treiben lassen, sondern wir sollen immer daran denken, daß „… der feste Grund Gottes steht”, daß „Schild und Tartsche … seine Wahrheit ”, daß „er, was er verheißen habe, auch zu tun vermöge”, ungeachtet unserer menschlichen Unvollkommenheiten und Schwachheiten, daß wir, indem diese Mängel zugedeckt sind, die zugerechnete Gerechtigkeit Christi haben, der unsere Sicherheit und unser Fürsprecher ist, daß er „unser Gebilde kennt, eingedenk ist, daß wir Staub sind”. So hat der Herr Mitleid mit den Söhnen seiner Liebe, und er ist voll Mitleid und freundlichem Erbarmen. – 2. Timotheus 2:19, Psalm 91:4, Römer 4:21, Johannes 16:27 und Psalm 103:14 So ist es. Was könnte er noch sagen, als er schon gesagt hat, um unseren Glauben zu festigen und unser Herz ruhig zu machen und zu kräftigen, damit es geduldig ausharrt inmitten von Prüfungen und Konflikten auf dem schmalen Opferweg.

Mit überströmendem Mitleiden und Zartheit gab unser Herr in der letzten Nacht seines Erdenlebens seinen Segen zum Abschied, sein Vermächtnis von Frieden. Das war das kostbarste Vermächtnis, das er zu vergeben hatte; sein Wert ist unschätzbar. Es war die Zusage jenes Seelenfriedens, jener Leichtigkeit und jener Gelassenheit des Denkens, die ihm selbst zu eigen war, des göttlichen Friedens. Es war der selbe Friede, den der Vater immer besaß, auch inmitten all des Getöses, das die Zulassung des Bösen mit sich gebracht hat; er stammte indessen nicht aus der gleichen Quelle. Bei Jahwe ist dieser Friede ihm zu eigen, denn Er ist der Inbegriff von Allmacht und grenzenloser Weisheit. In Christo wiederum war der Friede nicht sein eigener, sondern Gottes, durch Glauben an dessen Weisheit, Macht und Gnade. Genauso ist es bei uns; wenn wir den Frieden Gottes haben wollen, den Frieden des Herrn („meinen Frieden”), muß dieser auch in Gott sein Zentrum haben, durch Glauben.

Der verheißene Friede ist nicht der kurzlebige Friede der Welt, der manchmal für eine Weile hält, sondern es ist „mein Friede”, der Friede Gottes, den Christus selbst durch Glauben hatte, „er, der da reich war, um unseretwillen arm wurde” – 1. Korinther 8:9 -, der nacheinander alle Freunde verlor und in seiner letzten Stunde auch noch von den wenigen Übriggebliebenen verlassen wurde. Der Friede, der im Verlust, in Verfolgung, Verachtung bis zur Würdelosigkeit und selbst im Todeskampf Bestand hatte. Dieser Friede ist etwas, das keine der Widrigkeiten dieses Lebens zerstören und uns kein Feind entreißen kann.

„Wundert euch nicht, wenn die Welt euch haßt”

„Kein Friede den Gesetzlosen, spricht Jahwe.” – Jesaja 48:22 „Aber die Gesetzlosen sind wie das aufgewühlte Meer … seine Wasser wühlen Schlamm und Kot auf.” – Jesaja 57:20 Ihr Herz trachtet nicht nach Frieden und Gerechtigkeit, sondern ist erfüllt mit Selbstsucht. Wer gesetzlos ist, ist ichbezogen und übergriffig, voll Ärger, wenn er nicht immer bekommt, was er will, voll Bosheit, wenn er sieht, daß andere etwas haben, was er nicht hat. Alle diese Dinge sind Zeichen für einen Mangel an Frieden.

Soweit Glieder des Volkes des Herrn dergleichen Verhaltensweisen an den Tag legen, ist es unmöglich, daß die „den Frieden Gottes , der jeden Verstand übersteigt”, der über jede Beschreibung hinausgeht, der Ruhe des Herzens ist durch Glauben. In diesem Frieden liegt die Erfüllung für die verschiedensten Arten von Denkweisen. Je nachdem wie der Verstand eines Menschen den Wunsch hat, dem Herrn zu gefallen, anderen das Wissen über die Wahrheit und die hervorragende Heilsgelegenheit weiterzugeben, wächst auch unser Bestreben, Gutes und nicht Schlechtes zu tun. So wird Ehrgeiz Herz und Verstand steuern, wenn er in die richtige Bahn gelenkt wird. Auch hier geht es um den Frieden Gottes, den niemand erfassen kann, außer denen, die ihn besitzen.

Er ist indessen kein äußerlicher Friede, denn das Volk des Herrn und jeder einzelne dort machen sehr leidvolle Erfahrungen, Die Kirche ist immer verfolgt worden, wie Jesus schon warnend gesagt hat: „Wundert euch nicht, Geliebte, wenn die Welt euch haßt” und „Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt das Ihrige lieben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt auserwählt habe, darum haßt euch die Welt.” – 1. Johannes 3:13 und Johannes 15:19

„In der Welt habt ihr Drangsal”

Dieser verheißene Friede ist nicht von der Art, daß ihn die Welt immer erkennen und verstehen kann, denn sein Inhaber geht vielleicht einen beschwerlichen Weg, wie auch der Herr und die Apostel und Propheten. Sie hatten von außen betrachtet keinen Frieden. Sie hatten große Schwierigkeiten und waren bedrängt von allen Seiten, sie wurden verfolgt und mußten von Ort zu Ort fliehen. Manche der alten Überwinder wurden gesteinigt, andere wurden zersägt. Doch der Friede Gottes, der reichlich in ihnen wohnte, ließ sie alle diese Prüfungen freudig ertragen. Daß es bei allen Gläubigen so sein muß, bis jedes Vorhaben Gottes in der Zulassung des Bösen durchgeführt ist, darüber sind wir gründlich informiert, dies jedoch in der Gewißheit, daß in allen Stürmen des Lebens dieser Friede reichlich vorhanden ist: „In der Welt habt ihr Drangsal; aber seid gutes Mutes, ich habe die Welt überwunden.” – Johannes 16:33

Die Zusage, daß Gott Seinem Volk Frieden gibt, scheint sich nur auf Frieden im Herzen zu beziehen. Unser Herr und die Apostel hatten ihn in so reichem Maß, daß sie viel froher waren als ihre Feinde. Als Paulus und Silas im Gefängnis waren, sangen sie Gott Loblieder, anstatt auf die Obrigkeit wütend zu sein und Drohungen auszustoßen, was mit ihr geschehen soll, und anstatt den Kopf gegen die Pfosten zu stoßen mit den Worten: ‚Gott kümmert sich nicht um uns; wenn das hier vorbei ist, werden wir uns um unsere eigenen Belange kümmern.’ So ist es auch bei uns. In dem Maß, in dem wir die Dinge vom göttlichen Standpunkt aus betrachten, wir die kostbaren Verheißungen wertschätzen und sie in unser Herz aufnehmen, werden wir jubeln über diese Verheißungen und wir werden Segen empfangen. Selbst wenn wir Prüfungen und Sorgen haben, die wir nicht überwinden können, werden wir uns sehr freuen und Dank sagen für die offensichtlichen Beweise von Gottes Liebe, und daraus werden für uns die Früchte und Gnadengaben des Geistes erwachsen.

„Meinen Frieden gebe ich euch”

Wir sehen, daß der Friede Gottes einhergeht mit großen Erschütterungen, mit Kummer und Schmerz verschiedenster Art, denn er hängt nicht von äußeren Umständen ab, viel mehr von der rechten Balance zwischen dem Verstand und dem Zustand eines vollkommenen Herzens. Diesen Frieden, den Frieden Gottes, besaß unser Herr Jesus inmitten des Aufruhrs und des Durcheinanders in seinem ereignisreichen Erdenleben. Dieser Gedanke führt uns dazu, sein letztes Vermächtnis an seine Jünger genauer anzuschauen, als er im Begriff war die Welt zu verlassen, so wie er es ausdrückte: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt (knausrig oder schnell aufgebraucht), gebe ich euch; euer Herz werde nicht bestürzt, sei auch nicht furchtsam.” – Johannes 14:27

Die Verheißung in unserem Leittext „Jahwe wird sein Volk segnen mit Frieden” bezieht sich offensichtlich auf diesen Zeitlauf, wo die ganze Schöpfung seufzt und in Geburtswehen liegt. – Römer 8:22 Wenn das Millennium angebrochen ist, werden Friedensverhältnisse herrschen, und Er wird so allen Menschen Frieden geben.

Unsere Losung soll daher sein: Loyalität Gott und den Grundsätzen der Gerechtigkeit gegenüber, und jeder von uns möge die gnadenreiche Verheißung „Der Herr wird sein Volk segnen mit Frieden” in seinem Herzen verankern. Wir wollen getreulich ‚sein Volk’ sein und die verheißene Stärke mit allen Kräften anstreben und beständig gebrauchen. „Treu ist, der euch ruft; er wird es auch tun”, „denn treu ist er, der die Verheißung gegeben hat.” – 1. Thessalonicher 5:24 und Hebräer 10:23

Wenn jemand daher der verheißenen Stärke und des verheißenen Friedens ermangelt, dann ist es dessen Fehler, nicht Gottes. Entweder sind ihm die Interessen seines Dienstes nicht so sehr ein Herzensanliegen, oder er bedient sich nicht der angebotenen Stärke. „Der Herr wird Stärke geben seinem Volke (seinen ihm vertrauenden, treuen Dienern, Menschen, die die ihrem Herrn geweihten Talente zu seinem Ruhm gebrauchen, wie viele oder wenige Talente es auch sein mögen), der Herr wird segnen mit Frieden.”