Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Der Hagar-Sara-Konflikt

Lesedauer: 15 Minuten

„Was [soll] nun das Gesetz? Es wurde der Übertretungen wegen hinzugefügt – bis der Nachkomme käme, dem die Verheißung galt -, angeordnet durch Engel in der Hand eines Mittlers.”

Galater 3:19

Wenn wir Hagar betrachten, ist es wegen dem komplizierten Verwandtschaftsverhältnis, das sie miteinander hatten, fast unmöglich, nicht auch an Sara zu denken. Der andauernde Nahost-Konflikt richtet auch unsere Aufmerksamkeit auf diese zwei Frauen, hinsichtlich ihrer Söhne, Ismael und Isaak, die beide Abraham zum Vater hatten, die von beiden bis auf den heutigen Tag verehrt werden, von Arabern und Juden. Der folgende Schrifttext aus dem Neuen Testament zeigt, dass diese zwei Mütter sinnbildlich zwei Bündnisse bedeuten.

„Denn es steht geschrieben, dass Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Magd und einen von der Freien; aber der von der Magd war nach dem Fleisch geboren, der von der Freien jedoch durch die Verheißung. Dies hat einen bildlichen Sinn; denn diese [Frauen] bedeuten zwei Bündnisse. Eines vom Berg Sinai, das in die Sklaverei hineingebiert, das ist Hagar; denn Hagar ist der Berg Sinai in Arabien, entspricht aber dem jetzigen Jerusalem, denn es ist mit seinen Kindern in Sklaverei. Das Jerusalem droben aber ist frei [und] das ist unsere Mutter. Denn es steht geschrieben: ’Freue dich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst! Brich [in Jubel] aus und rufe laut, die du keine Geburtswehen erleidest! Denn viele sind die Kinder der Einsamen, mehr als [die] derjenigen, die den Mann hat.’ Ihr aber Brüder, seid wie Isaak, Kinder der Verheißung. Aber so wie damals der nach dem Fleisch Geborene den nach dem Geist [Geborenen] verfolgte, so [ist es] auch jetzt. Aber was sagt die Schrift? ’Stoße die Magd und ihren Sohn hinaus! Denn der Sohn der Magd soll nicht mit dem Sohn der Freien erben.’ Daher, Brüder, sind wir nicht Kinder einer Magd, sondern der Freien.” – Galater 4:22 – 31

Vorbildliche Illustrationen

In dem vorhergehenden Bericht war Abraham eine Veranschaulichung Gottes. Sara war ein Vorbild des Abrahamitischen Bundes, und Isaak war ein Vorbild des Christus, Haupt und Leib. Die Magd Hagar stellte den Gesetzesbund und ihr Sohn, Ismael, die Nation Israel dar, die unter dem Gesetzesbund war. Abraham wurde ein Same verheißen, aber seine Frau Sara war unfruchtbar und über das Alter hinaus, in der eine Frau Kinder gebären konnte, und so übergab sie ihm Hagar, ihre junge Magd. Hagar wurde die Mutter von Ismael „nach dem Fleisch” in einfachen Worten gesagt, so, wie eben Kinder empfangen wurden. Viele Jahre später wurde jedoch Sara, der Freien, Isaak als ein Resultat besonderer Vorhersagen geboren, die von Gott gemacht wurden, so spät in ihrem Leben ein Kind zu bekommen, das die göttliche Verheißung erfüllen sollte. – 1. Mose 18:11 – 14 sowie 21:1 und 2

Genau wie Sara für eine Zeit lang unfruchtbar war, ruhte die Abrahamitische Verheißung, einen Samen zu haben, der alle Geschlechter der Erde segnen sollte. In der Zwischenzeit gebar Hagar, die den Gesetzesbund darstellte, Ismael, der das natürliche Israel darstellte. Obwohl der natürliche Same zuerst kam, wird der Sara-Bund viel mehr Kinder bringen als der Gesetzesbund. Die gegenbildliche Isaak-Klasse, Christus und seine Braut, werden Mutter und Vater des ganzen Menschengeschlechts sein. Der Zusammenhang der früheren Bezugnahme des Apostels Paulus auf das vierte Kapitel des Galaterbriefes gibt zu verstehen, dass Hagar diejenige war, „die den Mann hat”. Dies ist so, weil sie Ismael nach der natürlichen Mann und Frau Vereinbarung hervor brachte, und dies geschah, bevor Isaak von Sara geboren wurde. In Wirklichkeit war Hagar jedoch eine Magd oder Sklavin, die Sara anfeindete, welche die wahre Frau Abrahams war. Schließlich zeigte der Hinauswurf der Magd und ihres Sohnes, nachdem Israels Haus öde gelassen wurde und die Zeit der ausschließlichen Gunst Israels geendet hatte, dass die mit den Segnungen aller Geschlechter der Erde verbundenen Verheißungen dem Sohn der Freien gegeben worden waren, dem Christus Haupt und Leib. – Matthäus 23:37 – 39, Galater 3:16, 28 und 29

Prüfung des Glaubens und Gehorsams

Aus dem Alttestamentlichen Bericht war Abram, wie er zu jener Zeit hieß, darüber informiert, dass er sein Ursprungsland verlassen und in einem Land sich niederlassen sollte, das ihm gezeigt werden würde, und dass Gott einen Bund mit ihm schließen würde. Durch diese Bundesverheißung sollte Abram groß werden und durch seinen Samen sollten alle Geschlechter der Erde gesegnet werden. – 1. Mose 12:1 – 3 Abram verließ dann sein Haus. „Durch Glauben war Abraham, als er gerufen wurde, gehorsam, auszuziehen an den Ort, den er zum Erbteil empfangen sollte; und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er komme.” – Hebräer 11:8 Es wird uns gesagt, dass Abraham 75 Jahre alt war, als er Haran verließ. Die Schriften informieren uns auch darüber, dass Sarai, bevor sie Sara genannt wurde, 65 Jahre alt war, als sie mit Abram von Haran wegzog. – 1. Mose 12:4 und 17:17

Mit Sicherheit glauben wir, dass Abraham und Sara trotz ihres fortgeschrittenen Alters das endgültige Zeugnis bekamen, dass sie Gott aufgrund ihres Glaubens gefielen, ungeachtet der sie umgebenden Umstände ihres Fleisches. Über diese Alttestamentlichen von den Alten Glaubenshelden sprechend sagt Paulus: „Sie, deren die Welt nicht wert war, irrten umher in Wüsten und Gebirgen und Höhlen und den Klüften der Erde. Und diese alle, die durch den Glauben ein Zeugnis erhielten, haben die Verheißung nicht erlangt, da Gott für uns etwas Besseres vorgesehen hat, damit sie nicht ohne uns vollendet werden.” – Hebräer 11:38 – 40

Als es schien, dass in der Erfüllung der Verheißung Gottes, die den Samen betraf, eine Verzögerung eintrat, gab Abraham zu verstehen, dass vielleicht Elieser sein Erbe werden könnte; aber Gott versicherte ihm, dass er Vater eines Sohnes werden würde. Später wird uns Hagar vorgestellt, die ägyptische Sklavin, eine unverheiratete und kinderlose Frau. – 1. Mose 15:2 – 4 und 16:1 Sarai sah dies anscheinend als eine Lösung für ihr Problem der Unfruchtbarkeit an. Sie gab Hagar ihrem Ehemann, so dass er einen Samen hervorbringen konnte. Bis zu diesem Punkt hatte Gott dem Abraham nicht offenbart, dass sein Erbe durch Sara geboren werden würde. Als der Vorschlag gemacht wurde, Hagar zu nehmen, muss Abraham angenommen haben, dass es das war, was der Herr wünschte, das er tun sollte, um die Verheißung zu erfüllen, einen Samen zu haben.

Sarai sah auch kein Problem hinsichtlich dieser Vereinbarung. Ihre Worte in 1. Mose 16:2 „Vielleicht werde ich aus ihr [Hagar] erbaut werden!”, scheinen anzudeuten, dass ihre Magd einfach ihr Gebot und Handeln als eine Ersatzmutter ausführen würde. Wir erkennen in dem Bericht nichts, das entweder Sara oder Abram den Gedanken unterstellen könnte, dass mit solch einem Plan etwas nicht in Ordnung sein könnte. Natürlich ließ Gott es zu, dass solch ein Plan entstehen konnte und benutzte ihn zu einem Teil der Bildersprache, auf die zuvor in Galater 4 hingewiesen wurde. Sie enthält eine grundsätzliche Lektion für das Volk Gottes von heute, dass wir alle Dinge im Gebet vor Gott bringen, anstatt sie selbst in die Hand zu nehmen. – Sprüche 3:5 und 6 Unser Himmlischer Vater kann das, was unweise bei unserem eigenen Handeln geschieht, dazu benutzen, uns wertvolle Lektionen zu erteilen. Wie viel besser ist es, als erstes Seinen Willen zu erkennen zu suchen, bevor wir nach eigenem Ermessen handeln, was uns manchmal bittere Früchte ernten lässt. Zurückkehrend zu dem Bericht empfing Hagar ein Kind und verachtete danach ihre Herrin, und Sara beklagte sich bei Abram, der ihr sagte, dass sie frei sei mit Hagar zu verfahren, wie sie wünschte. Dann wird uns gesagt, dass Sara Hagar hart behandelte. – 1. Mose 16:3:6

Konsequenzen der Unfruchtbarkeit

Was Hagars Verachtung gegenüber ihrer Herrin betrifft, scheint es, dass sie mit Verachtung auf deren Unfruchtbarkeit und Unfähigkeit zu gebären herabgesehen hat. Gottesfürchtige Frauen hofften, dass sich an ihnen die Verheißung erfüllen würde, von der in 1. Mose geschrieben steht, dass sie den Samen hervorbringen würden, „welcher den Kopf der Schlange zertreten würde”. – 1. Mose 3:15 Wir erinnern uns an zwei weitere Beispiele selbsterfahrener Pein, wenn Frauen keine Kinder gebären konnten. „Und als Rahel sah, dass sie dem Jakob nicht gebar, da war Rahel auf ihre Schwester eifersüchtig und sagte zu Jakob: Gib mir Kinder! Und wenn nicht, dann sterbe ich!” – 1. Mose 30:1 „Aber Hanna gab er einen besonders großen Anteil. Denn Hanna hatte er lieb; aber der Herr hatte ihren Mutterleib verschlossen. Und ihre Gegnerin reizte sie mit vielen Kränkungen, um sie zu demütigen.” – 1. Samuel 1:5 und 10

Was veranlasste Hagars Indiskretion in der Zurschaustellung von Hochmut gegenüber ihrer Herrin? Dachte sie vielleicht, dass sie an die Stelle von Sara gelangen würde, als Abrams reichlich bevorzugte Frau? Fühlte sich Sara bedroht, dass dies geschehen könnte? In den Sprüchen steht geschrieben „Unter dreien erbebt die Erde; und unter vieren kann sie es nicht aushalten: Unter einem Sklaven, wenn er König wird, unter einem törichten Menschen, wenn er sich an Brot satt essen kann, unter einer Verschmähten, wenn sie geheiratet wird, und einer Magd, wenn sie ihre Herrin [aus dem Besitz verdrängt]. – Sprüche 30:21 – 23 Was auch diese zwei Frauen im weiteren dachten, fühlte Hagar danach, dass ihr Verhältnis nie mehr das gleiche sein konnte, wie es zuvor gewesen war. Letztendlich hatte Hagar ein Kind, ihr Ansehen muss gestiegen sein. Dies wird zuerst durch die Tatsache gezeigt, dass Sarai um Hagars Nöte bemüht war, dies wahrscheinlich darum, weil sie die günstigsten Bedingungen für diese Mutter gewährleisten wollte, die austrug, was Sarai als ihr eigenes Kind betrachtete. Zweitens musste Sarai Abrams Zustimmung haben, um Hagar für ihre Handlungen zu bestrafen. Wenn wir lesen, dass Sarai sie hart behandelte, so muss dies nicht auf physische Handlungen hinweisen, sondern wahrscheinlich auf eine Wegnahme der besonderen Vorrechte, deren sie sich zuvor, seit ihrer Schwangerschaft, erfreut hatte.

Hagars Flucht und Rückkehr

Hagar lief weg, nachdem sie von Sarai gedemütigt worden war. Sie war entschlossen, ihre Situation allein zu meistern. Sie wurde in der Wüste auf dem Weg nach Schur von einem Engel angetroffen. Wahrscheinlich hatte Hagar sich entschieden nach Ägypten zurückzukehren und ihre Bestimmung zu erfüllen, aber nach der Begegnung mit dem himmlischen Besucher änderte sie ihre Haltung. Der Engel sprach zu Hagar: „Woher kommst du, und wohin gehst du? Und sie sagte: Vor Sarai, meiner Herrin, bin ich auf der Flucht. Da sprach der Engel des HERRN zu ihr: Kehre zu deiner Herrin zurück, und demütige dich unter ihre Hände!” – 1. Mose 16:6 – 9

Der Engel übergab Hagar dann diese weitere Botschaft vom Herrn: „Ich will deine Nachkommen so sehr mehren, dass man sie nicht zählen kann vor Menge. Und der Engel des HERRN sprach [weiter] zu ihr: Siehe, du bist schwanger und wirst einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Ismael geben, denn der HERR hat auf dein Elend gehört. Und er, er wird ein Mensch [wie] ein Wildesel sein; seine Hand gegen alle und die Hand aller gegen ihn, und allen seinen Brüdern setzt er sich vors Gesicht. Da nannte sie den Namen des HERRN, der zu ihr geredet hatte: Du bist ein Gott, der mich sieht! Denn sie sagte: Habe ich nicht auch hier hinter dem hergesehen, der mich angesehen hat?” – 1. Mose 16:10 – 13

Verschiedene Dinge, die der Erwähnung wert sind, werden in dieser Episode gezeigt. In Vers 13 scheint es, dass Hagar verstanden hatte, dass sie mit einem Engelwesen sprach, und sie zeigte einen respektvollen Geist in der Anerkennung jener Tatsache. Als sie gefragt wurde, was sie in die Wüste trieb, gab sie eine wahre Antwort, dass sie vor ihrer Herrin floh. Hagars Gehorsam in der Rückkehr und Unterwerfung gegenüber Sarai zeigt, dass sie über ihre frühere Arroganz nachgedacht hatte. Ihre Empfänglichkeit für diese göttlichen Anordnungen stimmt mit einer Neutestamentlichen Ermahnung für die Kirche überein, der auf den weltlichen Dienst und auf weltliche Beschäftigung hinweisen könnte: „Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Christus; nicht mit Augendienerei, als Menschengefällige, sondern als Sklaven Christi, indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut. Dient mit Gutwilligkeit als dem Herrn und nicht den Menschen! Ihr wisst doch, dass jeder, der Gutes tut, dies vom Herrn empfangen wird.” – Epheser 6:5 – 8

Die Versicherung des Engels, dass Hagars Same außerordentlich vermehrt werden würde, war ein anderer Faktor, der sie hinsichtlich der Rückkehr zu Sarai fügsam machte. Die Verheißung nahm natürlich einige Zeit in Anspruch bis zu ihrer Erfüllung, aber sie legte eine Lektion der Geduld für uns, als Fußstapfennachfolger Christi, nahe, die wir zu verinnerlichen haben, „Harre auf den Herrn! Sei stark, und dein Herz erweise sich als mutig, und harre auf den Herrn!” – Psalm 27:14

Zweifel an dem, was unwahrscheinlich erschien

Im Gegensatz zu Hagars scheinbarem Glauben, als sich der Engel des Herrn näherte, können wir kurz auf erste Reaktionen von Abram und Sarai unter ähnlichen Umständen eingehen, die wieder daran erinnern, dass sie das Zeugnis hatten, dass sie Gott gefielen. Einige Zeit nachdem Ismael von Hagar geboren worden war, lesen wir folgenden Bericht: „Und Gott sprach zu Abraham: Deine Frau Sarai sollst du nicht [mehr] Sarai nennen, sondern Sara soll ihr Name sein! Und ich werde sie segnen, und auch von ihr gebe ich dir einen Sohn; und ich werde sie segnen, und sie wird zu Nationen werden; Könige von Völkern sollen von ihr kommen. Da fiel Abraham auf sein Angesicht und lachte und sprach in seinem Herzen: Sollte einem Hundertjährigen [ein Kind] geboren werden, und sollte Sara, eine Neunzigjährige, etwa gebären? Und Abraham sagte zu Gott: Möge doch Ismael vor dir leben!” – 1. Mose 17:15 – 18

Es scheint offensichtlich, dass Abraham gegenüber Sara Gottes Verheißung, dass sie ein Kind haben würde, nie offenbarte und damit in seinem Sinn Zweifel daran nahelegte, dass dies wirklich geschehen würde. Unterstützung wird für diese Behauptung geliefert, wenn Sara nicht darauf hört, was himmlische Besucher Abraham mitteilen, dass sie einen Sohn haben würde. Hier ist ihre Reaktion: „Und Sara lachte in ihrem Inneren und sagte: Nachdem ich alt geworden bin, sollte ich [noch] Liebeslust haben? Und auch mein Herr ist ja alt?” Dann erinnern wir uns daran, wie der Engel fragte: „Sollte für den HERRN eine Sache zu wunderbar sein?”, was Sara lachend verneinte. – 1. Mose 18:10 – 15 Ihre erste Reaktion war sicherlich eine des Unglaubens, und wie zuvor vermutet werden kann, hatte Abraham nicht das Vertrauen ihr diese Nachrichten früher mitzuteilen, nachdem er sie zuerst gehört hatte.

Die Folgen des Spottens

Nach der Geburt von Isaak änderten sich die Verhältnisse stark, und Sara erfuhr die Freude der Mutterschaft. Anlässlich der Gelegenheit ein großes Fest der Entwöhnung ihres Sohnes Isaak zu feiern, stellt der Bericht fest, dass Ismael Isaak verspottete. Was auch immer die Natur jenes Spottens war, es wirkte wie ein Warnsignal gegenüber Sara und ihre Reaktion erfolgte sogleich. „Da sagte sie zu Abraham: Vertreibe diese Magd und ihren Sohn, denn der Sohn dieser Magd soll nicht mit meinem Sohn Erbe werden, mit Isaak! Und dieses Wort war sehr übel in Abrahams Augen um seines Sohnes willen.” – 1. Mose 21:8 – 11

Ohne Frage empfand Abraham eine tiefe Liebe für Ismael und wurde von Saras Forderung schmerzlich berührt. Gott sprach jedoch zu Abraham, indem Er ihn Seiner Vorsorge für Ismael versicherte. Abraham schickte Hagar fort in die Wüste von Bersheba mit etwas Brot und Wasser für sie selbst und ihren Sohn, aber ohne irgendeine Begleitung. Oberflächlich gesehen erscheint dies wie eine recht dürftige Vorsorge für Hagar und Ismael, die er liebte. Wir kennen nicht die Einzelheiten, aber eine gegebene Anregung, die auf diese Angelegenheit hinweist, ist, dass Abraham Hirten und andere Arbeiter hatte, die an verschiedenen nahegelegenen Stellen arbeiteten, und dass es seine Absicht gewesen sein konnte, dass Hagar und Ismael in eines dieser Gebiete umsiedeln sollten. Wenn es so war, kam Hagar anscheinend von ihren Weg ab und wanderte in die Wüste. Nachdem das Wasser verbraucht war, fürchtete sie, dass ihr junges Kind sterben würde, bis sie durch göttliche Vorsehung zu einer Quelle von Wasser kamen, an der sich Ismael erholte. Der Bericht stellt fest, dass sich Gottes Sorge für Ismael fortsetzte: „Gott aber war mit dem Jungen und er wurde groß und wohnte in der Wüste; und er wurde ein Bogenschütze. Und er wohnte in der Wüste Paran, und seine Mutter nahm ihm eine Frau aus dem Land Ägypten.” – 1. Mose 21:12 – 21

Rechte des Erstgeborenen

Es gibt zahlreiche Details, die den Gesetzesbund betreffen und das Sara als Merkmal des Abrahamitischen Bundes in der sinnbildlichen Darstellung des Galaterbriefes in Kapitel 4 betrachtet wird. Ein großer Teil der Aufmerksamkeit der Welt ist heute auf die Vorgänge des Konflikts im Nahen Osten gerichtet, der zwischen den Nachkommen von Isaak und Ismael besteht. Interessanterweise waren die Beziehungen zwischen Isaak und Ismael zur Zeit von Abrahams Tod wahrscheinlich gut gewesen, und sie pflegten freundschaftliche Kontakte miteinander, zur Zeit, als ihr Vater bestattet wurde. „Und seine Söhne Isaak und Ismael begruben ihn in der Höhle Machpela, auf dem Feld des Hetiters Efron, des Sohnes Zohars. Das gegenüber Mamre liegt.” – 1. Mose 25:8 und 9

Die folgende Schriftstelle ist manchmal zu dem Versuch benutzt worden, arabische Ansprüche zu rechtfertigen, ein Recht auf das Land Israel zu haben. „Wenn ein Mann zwei Frauen hat, eine geliebte und eine gehasste, und sie gebären ihm Söhne, die geliebte und die gehasste, und der erstgeborene Sohn ist von der gehassten, dann soll es geschehen an dem Tag, an dem er seine Söhne erben lässt, was ihm gehört, dass er nicht den Sohn der Geliebten zum Erstgeborenen machen kann gegen den Sohn der gehassten, [der doch] der Erstgeborene [ist], vielmehr soll er den Erstgeborenen, den Sohn der gehassten anerkennen, dass er ihm zwei Teile von allem gibt, was sich bei ihm findet. Denn er ist der Erstling seiner Kraft, ihm gehört das Recht der Erstgeburt.” – 5. Mose 21:15 – 17

Die vorhergehenden Verse stellen eine allgemeine Regel mit Bezug auf den Stand der Erstgeborenen dar, die selbst während der Tage der Patriarchen wie Abraham galten. Gott behält sich jedoch das Recht vor, Ausnahmen zu machen, wenn Er es für angebracht hält. Er handelte so im Fall von Isaak und Ismael, weil sie von Gott vorgesehene Bilder von der Evangeliums-Kirche und Israel waren. Wir erkennen somit, dass der natürliche Same von Abraham, der durch Ismael vorbildlich dargestellt wurde, zuerst entwickelt wurde. Dann der geistige Same, durch den alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollen, der durch Isaak vorbildlich dargestellt wird, der kommen wird, und dass „das Gesetz aus Zion und das Wort des HERRN aus Jerusalem hervorgehen wird.” – 1. Mose 12:3, Apostelgeschichte 3:25 und Jesaja 2:3

Auf den Nahost-Konflikt eingehend

Bei der Betrachtung der gegenwärtigen Zustände in Israel gibt es unterschiedliche Ansichten unter dem Volk, was getan werden sollte, um ihre Situation zu erleichtern. Es gibt solche, die sagen, dass Israel zu sicheren Grenzen, welche, wie gehofft wird, in friedlicher Koexistenz mit ihren Feinden resultieren würden, nein sagen sollten. Andere glauben, dass Israel solch einen Kompromiss niemals annehmen sollte, weil Gott ihnen das Land gab, und es ihnen zusteht, es zu schützen und zu verteidigen. Viele Juden erinnern daran, wie sie misshandelt und als Volk durch den Holocaust fast ausgerottet worden sind, und erklären: „nie wieder”. Letztlich gibt es einige, die auf den Messias warten, um all diese Sorgen aufzulösen.

Was sollte die Erwiderung der geistigen Israeliten auf diese Probleme sein? Es ist das Beste, das getan werden kann, auf die schriftgemäßen Verheißungen hinzuweisen, die die zukünftige Bedingungen des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt zeigen, die zu den Juden, den Arabern und dem ganzen Volk der Erde kommen werden. Die Bibel zeigt deutlich, dass es eine Wiederherstellung geben wird, die ewige Segnungen für die Menschheit vorsehen wird und spricht von günstigen Bedingungen unter dem Neuen Bund. – Jesaja 35:5 – 10, Jeremia 31:31 – 34 sowie Apostelgeschichte 15:16 und 17 Wir sollten uns daran erinnern, dass das Böse, das wir gegenwärtig in der Welt sehen, zurückverfolgbar bis zur Sünde ist, und dass mit dem Binden Satans die Nationen Gerechtigkeit lernen werden. Vor allen Dingen sollten wir uns selbst kontrollieren und zurückhalten, wenn wir hier und dort Gräueltaten sehen, wenngleich es uns Schmerz bereitet, das Böse zu sehen, wo immer es erscheint.

Unsere innere Einstellung sollte den Geist dieses weisen Rates widerspiegeln: „Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn [Gottes]! Denn es steht geschrieben: >Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr.<” – Römer 12:19 Wir wollen unsere Schritte in solch einer Weise anordnen, dass wir ein Teil des gegenbildlichen Isaaks sein werden, der mit unserem geliebten Haupt, Jesus Christus, alle Belange der Erde ordnen und alles Unrecht richten wird, das in der Welt vorhanden ist, seit des Menschen Fall in Eden. Es wird dann sein, dass des Propheten Worte in Erfüllung gehen: „Denn wenn deine Gerichte die Erde [treffen], lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit.” – Jesaja 26:9