Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Die Juden zuerst

Mit Bezug auf die Strafen, die Gott den Menschen zumisst, und die Segnungen, die er austeilt, schrieb der Apostel Paulus: „Drangsal und Angst über jede Seele eines Menschen, der das Böse vollbringt, sowohl des Juden zuerst als auch des Griechen; Herrlichkeit aber und Ehre und Frieden jedem, der das Gute wirkt, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen; denn es ist kein Ansehen der Person bei Gott.“ – Römer 2:9-11

Genau so wird es sein, wenn die Segnungen des Königreiches hervor zu strömen beginnen – sie werden die „Juden zuerst“ erreichen. Aber dieselben Segnungen gehen dann schnell auch zu den Nationen der Welt über, denn, wie Paulus schrieb, „ist kein Ansehen der Person bei Gott.“ Wenn die Israeliten in Harmonie mit den gerechten Gesetzen des Königreichs kommen und jene Gesetze wie in früherer Zeit ihr Leben bestimmen, dann werden sie Gelegenheit haben, mit den Alttestamentlichen Überwindern in dem großen Werk der „Wiederherstellung“ zusammenzuarbeiten. Und dasselbe gilt für die Nationen.

Diese Zusicherung wird uns von Jesus in seinem Gleichnis von den Schafen und Böcken gegeben. (Matthäus 25:31-46) In diesem Gleichnis wird beschrieben, wie „alle Nationen“ sich vor dem „Sohn des Menschen“ befinden, der dann „auf dem Thron seiner Herrlichkeit“ sitzt. Die Menschen aus allen Nationen werden dann voneinander geschieden, „gleichwie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet.“ Zu den „Schafen“ an seiner rechten Seite wird der „König“ sagen: „Kommt her, Gesegnete meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an.“

Hier handelt es sich um das „Reich“ oder die Herrschaft, die unseren ersten Eltern gegeben worden war – eine Herrschaft über die Erde. Jehova ist der mächtige Beherrscher des gesamten Universums; und er hatte den Menschen als seinen Vertreter damit betraut, die Herrschaft über die Erde auszuüben. Auf diese Weise regierte der Mensch in seiner ursprünglichen Vollkommenheit wie Gott oder stellvertretend für Gott. Die Herrschaft über dieses irdische Reich soll den Willigen und Gehorsamen aus allen Völkern schließlich wieder völlig überantwortet werden, so dass sie alle „mit Gott regieren“. Da dieses die Bedeutung des Wortes „Israel“ ist, legt das den Schluss nahe, dass alle, die ewiges Leben auf der Erde erhalten werden, dann Israeliten sind.

Aber auf welcher Grundlage werden sie zu dieser vom Herrn vorgesehenen Ehrenstellung kommen? Vor allem natürlich dadurch, dass sie Jesus Christus als ihren Erlöser und Lebengeber annehmen, und dann durch Gehorsam gegenüber den Gesetzen des Königreichs. Das muss jedoch mehr sein als ein äußerlich zur Schau getragener Gehorsam. Das Gesetz muss in ihre „Herzen“ und in ihr „Inneres“ aufgenommen sein.

Alle Gebote Gottes sind ein Widerschein seines herrlichen Charakters der Liebe, der Selbstlosigkeit, der Anteilnahme an anderen. Und so werden jene aus allen Nationen, die als die Schafe dieses Gleichnisses die einladenden Worte hören: „Kommt … ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an“, sich für diese Segnungen dadurch qualifizieren, indem sie sich bedürftiger Mitmenschen annehmen. Mit anderen Worten: Sie denken nicht nur an sich selbst, sondern auch an andere. Sie nehmen teil an dem Werk des Reiches. Und wie das Gleichnis zeigt, ist dies ein Vorrecht, dessen sich alle Nationen erfreuen werden.

Wiederherstellung

In Apostelgeschichte 15:14-18 wird uns eine Zusammenfassung des Planes Gottes zur Versöhnung der Menschheit mit ihm selbst gegeben. Vers 14 lautet: „Simon hat erzählt, wie Gott zuerst die Nationen heimgesucht hat, um aus ihnen ein Volk zu nehmen für seinen Namen.“ Das geschah, wie wir sahen, um die zuvor festgelegte Anzahl derer zu ergänzen, die mit dem Christus in der geistigen Phase des Königreichs leben und herrschen sollen. Diese werden zusammen mit dem Überrest des natürlichen Israel, die Christus angenommen hatten, zu geistlichen Israeliten werden – „Erben Gottes und Miterben Christi.“

Die Verse 15 und 16 sagen: „Hiermit stimmen die Worte der Propheten überein, wie geschrieben steht: „Nach diesem will ich zurückkehren und wieder aufbauen die Hütte Davids, die verfallen ist, und ihre Trümmer will ich wieder bauen und sie wieder aufrichten.“ Eine ursprüngliche und vorbildliche Hütte Davids wurde unter sonst nicht üblichen Umständen errichtet. Während der letzten Zeit der Richter fiel die Bundeslade – die sich vorher in der von Mose gebauten Stiftshütte befunden hatte – in die Hände der Philister. Das wurde so aufgefasst, dass die „Herrlichkeit des Herrn“ von Israel gewichen war, da die Bundeslade für die Israeliten das Symbol der Gegenwart Gottes bei ihnen und seiner Gunst ihnen gegenüber war.

Den Philistern brachte die bei ihnen befindliche Bundeslade Unglück, weshalb sie sie den Israeliten wieder zurückgaben. Wenig Aufmerksamkeit wurde ihr während der Regierung Sauls, des ersten Königs in Israel, zugewendet. Aber als David König wurde, da baute er eine Hütte für die Bundeslade, die er zu seinem Regierungssitz zurückholte, um sie in dieser Hütte unterzubringen. Ganz Israel freute sich darüber sehr, denn das bedeutete für sie, dass Gott sich nun wirklich unter ihnen befinden würde.

Davids Thron war nicht in dieser Hütte aufgerichtet, wenngleich eine Prophetie sich offensichtlich auch auf diesen Thron Davids bezieht, auf dem im Gegenbild der Christus sitzt. Sie lautet: „Und ein Thron wird durch Güte aufgerichtet werden; und auf ihm wird im Zelte Davids einer sitzen in Wahrheit, der da richtet und nach Recht trachtet und der Gerechtigkeit kundig ist.“ (Jesaja 16:5) Dies scheint ein prophetischer Hinweis auf die „Hütte Davids“ zu sein, die wieder „aufgebaut“ werden soll. (Apostelgeschichte 15:16), um die Gunst Gottes zu symbolisieren, die durch das Messianische Königreich zu dem natürlichen Israel zurückkehrt.

Die Bibel legt deutlich dar, dass Christus in seiner Königreichs-Herrlichkeit auf dem gegenbildlichen Thron Davids sitzt. Der Engel sprach zu Maria bezüglich Jesus: „Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und der Herr, Gott, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.“ (Lukas 1:32) Und in Jesaja 9:7 lesen wir in Bezug auf Jesus, dass er herrschen wird „auf dem Thron Davids und über sein Königreich, um es zu befestigen und zu stützen durch Gericht und durch Gerechtigkeit, von nun an bis in Ewigkeit.“

In Hesekiel 21:31, 32 wird auf Jesus als denjenigen hingewiesen, dem „das Recht gehört“, die göttliche Herrschaft wiederherzustellen, die in der davidischen Königslinie repräsentiert war. „Kopfbund“ und „Krone“ sollten hinweggenommen werden und nicht mehr sein. Dies geschah, als Zedekia, der letzte jüdische König, gestürzt wurde. Der Herr sprach: „Dies wird nicht mehr sein – bis der kommt, welchem das Recht gehört: dem werde ich´s geben.“

Am Ende des Evangelium-Zeitalters, wenn die nötige Anzahl aus den Heiden erwählt ist, damit Gottes „heilige Nation“, sein göttliches Herrscherhaus von Söhnen, vollzählig wird, wird dieser große Eine, dem „das Recht gehört“, auf dem „Thron“ Davids bestätigt. Seine Miterben, sowohl aus den Juden, als auch aus den Heiden, werden dann bei ihm sein. Und die Aufrichtung dieser göttlichen Autorität in den Händen der gegenbildlichen David-Klasse gipfelt darin, dass die Gunst Gottes dem „Überrest“ Israels wieder zugewendet wird.

Das scheint der symbolisch beschriebene Wiederaufbau der „Hütte Davids“ zu sein, „damit die übrigen der Menschen“ – oder „die“ Menschen, wie der griechische Text lautet –„den Herrn suchen“. Dies ist ein Zitat aus Amos 9:11, 12. Der ausführliche prophetische Text lautet: „Damit sie [Israel] den Überrest Edoms … in Besitz nehmen.“ Dieser „Überrest Edoms“ ist der Überrest, von dem Jakobus (in Apostelgeschichte 15) sprach. Wer sind diese?

Die Edomiter sind die Nachkommen Esaus, der sein Erstgeburtsrecht verkaufte. In Römer 9:8 erklärt Paulus, dass Israel aus zwei Klassen bestehen würde. Da gibt es „die Kinder des Fleisches“, von denen er sagt, dass sie nicht „Kinder Gottes“ seien – es sind nicht jene, die Glauben übten und denen die Machtstellung gegeben wird, „Söhne Gottes“ zu werden. Dann gibt es „die Kinder der Verheißung“, welche, wie Paulus erklärt, „als Same gerechnet“ werden. Das bedeutet, dass diese der verheißene Same Abrahams sind, durch den alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollen.

Dann bringt Paulus diese zwei Klassen in Verbindung mit Gottes Vorherwissen und seiner Überwaltung aller Angelegenheiten Israels, was, wie er sagt, durch Gottes Handeln mit Jakob und Esau vorgeschattet wurde, indem er zu der Mutter der Zwillinge sagte: „Der Größere wird dem Kleineren dienen“, wie geschrieben steht: „Den Jakob habe ich geliebt, aber den Esau habe ich gehasst.“ (Verse 12, 13) In dem Vergleich, den Paulus zog, wird der „Überrest“ Israels, der Christus nicht akzeptierte, durch Esau dargestellt – durch die Edomiter in der Prophetie des Amos.

Wenn wir nun zu der Darlegung des Jakobus zurückkehren, scheint es klar zu sein, dass der „Überrest“, den er erwähnt und dem am Ende des Zeitalters eine Gelegenheit gegeben werden soll, den Herrn zu suchen, alle solche Israeliten darstellt, die Christus bei seinem ersten Advent und danach nicht angenommen haben. Nachdem diesen zuerst die Möglichkeit angeboten worden war, den Herrn zu suchen, erhalten „alle Nationen“ eine ähnliche Gelegenheit, wie Jakobus bestätigt.

Und Jakobus fügt noch hinzu – „alle Nationen, über welche mein Name angerufen ist.“ So wie bei dem ersten Advent das Zeugnis besonders der jüdischen Nation gegeben wurde, ergeht es nun während dieses Zeitalters an die gesamte Heidenwelt. Aber das war nicht ihre letzte und einzige Gelegenheit, Glauben zu üben und Gottes verheißene Segnungen zu empfangen. Wie es bei den Juden war, so geschieht es auch bei den Heiden: Während der Herrschaft Christi wird ihnen eine weitere Gelegenheit angeboten werden.

Und wenn sie dann den Herrn suchen, dann werden sie ihn auch finden. Jesaja 60:1-3 sagt: „Stehe auf, leuchte! Denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit Jehovas ist über dir aufgegangen. Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völkerschaften; aber über dir strahlt Jehova auf, und seine Herrlichkeit erscheint über dir, und die Nationen wandeln zu deinem Licht hin, und Könige zu dem Glanz deines Aufgangs.“

Simeon sprach über Jesus, er sei „ein Licht zur Offenbarung der Nationen und zur Herrlichkeit deines Volkes Israel.“ (Lukas 2:32) Ja, Jesus, der das „Licht“ ist, „welches jeden in die Welt kommenden Menschen erleuchtet“, wird während seiner Herrschaft die Dunkelheit vertreiben, die beide, sowohl Juden als Heiden, verblendet hat. Dann wird es geschehen, dass die Erkenntnis des Herrn die Erde bedeckt wie die Wasser den Meeresgrund.

Simeons Bemerkung ist teilweise ein Zitat aus Jesaja 42:6, 7. Der 7. Vers dieser Prophetie besagt, dass das „Licht der Nationen“ nicht nur erscheint, „um blinde Augen aufzutun“, sondern auch, “um Gefangene aus dem Kerker herauszuführen.“ Das ist eine Bezugnahme auf die im Tod Gefangenen. Die Erleuchtung und Wiederherstellung Israels und der Nationen würde den göttlichen Zweck bei weitem nicht erfüllen, wenn jene ausgeschlossen wären, die im Todesschlaf ruhen. Selbst jene, die Jesus zurückwiesen und verfolgten, werden von den Toten auferstehen, und sie werden über ihn ausrufen: „Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ – Matthäus 23:39

Die Wiederzuwendung der Gunst Gottes bedeutet, dass schließlich der Tod überhaupt nicht mehr eintreten wird. „Der Tod wird nicht mehr sein“, wenn „die Hütte Gottes bei den Menschen“ ist – das heißt, wenn Gottes Gunst sich während der Regierungszeit Christi auf Juden und Heiden ausdehnen wird. Wir lesen: „… noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“ – Offenbarung 21:4

Das Ende

Dadurch, dass die überwiegende Zahl derer, welche die Segnungen des Königreichs zuerst empfangen, aus dem natürlichen Samen Abrahams in Palästina besteht, werden die Menschen anderer Nationen erkennen, dass Gott sein altes Volk segnet. Und sie werden auch bemerken, dass der Herr die Israeliten deshalb segnet, weil sie sich der Amtsgewalt des Reiches Christi untergeordnet haben, die dann in den Händen der auferstandenen Alttestamentlichen Überwinder liegt. Und wenn sie das sehen, dann werden sie wünschen, denselben Weg einzuschlagen. Der Herr hat dieses vorausgesagt mit den Worten:

„Noch wird es geschehen, dass Völker und Bewohner vieler Städte kommen werden; und die Bewohner der einen werden zur anderen gehen und sagen: ´Lasst uns doch hingehen, um Jehova anzuflehen und Jehova der Heerscharen zu suchen!´ ´Auch ich will gehen!´ Und viele Völker und mächtige Nationen werden kommen, um Jehova der Heerscharen in Jerusalem zu suchen und Jehova anzuflehen. So spricht Jehova der Heerscharen: In jenen Tagen, da werden zehn Männer aus allerlei Sprachen der Nationen ergreifen, ja ergreifen werden sie den Rockzipfel eines jüdischen Mannes und sagen: Wir wollen mit dir gehen, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist.“ – Sacharja 8:20 – 23

Das bedeutet nicht, dass die Menschen aus allen Nationen buchstäblich nach Jerusalem reisen werden, um dort den Herrn anzubeten. Der Gedanke ist eher, dass sie bereitwillig und von Herzen gern die Autorität des Reiches des Herrn anerkennen, die von dort her durch die Alttestamentlichen Überwinder ausgeübt wird. Ja, sie werden sich ihr unterordnen, glücklich, an den reichen Segnungen der Wiederherstellung teilhaben zu können, die sie bereits über Israel ausgeschüttet sehen.

Nach und nach wird die Möglichkeit, diese Segnungen zu empfangen, auf der ganzen Erde gegeben sein. In Sacharja 14:14-21 haben wir eine Zusammenfassung dessen, was sich mit der Aufrichtung des Messianischen Königreichs ergeben wird. Zuerst werden wir erinnert an jene, die gemäß Hesekiel, Kapitel 38, gegen Israel in feindlicher Absicht heraufgezogen waren. Auch sie werden nun „hinaufziehen“, um den Herrn anzubeten. Tatsächlich wir dies die einzige Möglichkeit sein, die Segnungen des Königreichs zu empfangen, wie wir lesen: „Es wird geschehen, wenn eines von den Geschlechtern der Erde nicht nach Jerusalem hinaufziehen wird, um den König, Jehova der Heerscharen, anzubeten: über dasselbe wird kein Regen kommen.“

Wie wunderbar werden hierdurch die Probleme der ganzen Welt gelöst!

„An jenem Tag“, so fährt Sacharja fort, „wird auf den Schellen [Zügeln, Decken] der Rosse stehen: HEILIG DEM JEHOVA.“ Was für ein wunderbares Endergebnis des Planes Gottes für alle Nationen! „Und es wird an jenem Tag kein Kanaaniter [noch Asiate, noch Europäer, noch Afrikaner, noch Amerikaner] sein“, denn dann sind sie alle Israeliten. – Sacharja 14:20, 21

Wenn das Gesetz Gottes in das „Innere“ der Menschen geschrieben ist, dann werden sie die Herrschaft über die für sie wiederhergestellte Erde haben. Gemeinsam werden sie die Verantwortung für das Königreich übernehmen und Gottes Mitregenten über dieses irdische Herrschaftsgebiet sein, das sich inmitten des großen Universums befindet, dessen höchster und ewiger Herrscher Jehova der Heerscharen ist.

Das ist die endgültige Bestimmung für Israel und alle Nationen – für jene, die jetzt leben, und für jene, die über die vielen Jahrhunderte in den Tod gegangen sind. Aber das Erlangen dieser ihnen von Gott verheißenen Bestimmung wird von ihrem Glauben an das Versöhnungswerk Christi und ihrem Gehorsam gegenüber den Gesetzen seines Reiches abhängig gemacht. Gott sei Dank, dass alle eine Gelegenheit bekommen werden, Glauben und Gehorsam zu beweisen.

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