Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Das Bürgerrecht Israels

In seinem Schreiben an die Kirche in Ephesus, in der sich sowohl Israeliten als auch Heiden befanden, sagte Paulus zu den bekehrten Nichtjuden: „Dass ihr … ohne Christum wart, entfremdet dem Bürgerrecht Israels, und Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung.“ Und weiter: „Also seid ihr denn nicht mehr Fremdlinge und ohne Bürgerrecht, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes.“ – Epheser 2:12, 19

Damit erklärt Paulus, dass die Verheißungen Gottes, die einst ausschließlich den natürlichen Nachkommen Abrahams gegeben worden waren, nun auch für die Gläubigen aus den Heiden gelten würden. Gott hat keine neue Vorkehrung für die bekehrten Gläubigen aus den Nationen getroffen, sondern er lud sie ein, durch Glauben an Christus an dem Bürgerrecht Israels Anteil zu haben und ebenfalls „Hausgenossen“ Gottes, seine Familie, wahre Israeliten zu werden.

Ausgebrochene Zweige

Im 11. Kapitel seines Römerbriefes gibt Paulus eine Belehrung, die sich auf die Israeliten bezieht. Zur besseren Veranschaulichung redet er von einem Olivenbaum mit seinen Zweigen, wobei die ungläubigen Israeliten durch die ausgebrochenen Zweige dieses Baums dargestellt werden. Der Grund für diese Illustration ist zu zeigen, dass Gottes ursprüngliche Absicht in Bezug auf Israel sich nicht geändert hat, sondern dass den Heiden eine Gelegenheit gegeben wird, in seinen Plan eingeschlossen zu werden.

In Vers 2 sagt Paulus: „Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er zuvor erkannt hat.“ Und das widerspricht nicht der Aussage Jesu: „Euer Haus wird euch öde gelassen.“ Jesus hatte hier die Ausschließlichkeit Israels als Herrscherfamilie Gottes im Auge. Und die natürlichen Nachkommen Abrahams, die Nation Israel, konnten nicht länger für sich in Anspruch nehmen, Gottes herrschende Nation zu sein.

Aber das bedeutet nicht, dass Gott Israel als Volk verstoßen hat, noch dass er den einzelnen Israeliten die Möglichkeit genommen hat, sich als Erben Gottes und Miterben Christi zu bewähren. Um dies zu beweisen, zog Paulus die Erfahrungen des Elias heran. Elias war der Meinung gewesen, dass zu seiner Zeit ganz Israel sich von Jehova abgewandt und den Baal angebetet hatte. Aber er irrte sich. Der Herr sprach zu ihm: „Ich habe siebentausend in Israel übriggelassen, alle die Knie, die sich nicht vor dem Baal gebeugt haben.“ – Römer 11:4, 1. Könige 19:18

Dieses Bild anwendend, sagte Paulus: „Also ist auch in der jetzigen Zeit ein Überrest nach Wahl der Gnade.“ (Vers 5) Dieser Überrest bestand aus solchen, die in Johannes 1:12 erwähnt sind, die Jesus angenommen und die damit das Vorrecht erlangt hatten, Kinder Gottes zu werden, Mitglieder seines Herrscherhauses. Auch die dreitausend, die Christus am Pfingsttag annahmen, gehören dazu. Ja, alle natürlichen Nachkommen Abrahams sind eingeschlossen, die Jesus während dieses Zeitalters annahmen und annehmen.

Das ist ein starker Beweis dafür, dass Gott sein Volk nicht verstoßen oder in irgendeiner Weise abgelehnt hat. Er hat lediglich veranlasst, dass sie nicht mehr das alleinige Vorrecht als Nation behielten. In Vers 7 fügt Paulus noch hinzu: „Was Israel suchte, das hat es nicht erlangt; aber die Auserwählten haben es erlangt, die übrigen aber sind verstockt worden.“ Alle Israeliten waren das auserwählte Volk Gottes, aber nur ein Überrest, die Gläubigen unter ihnen, haben sich durch ihren Glauben und ihre Treue ihre Auserwählung gesichert. Diese haben „erlangt“, was sie gesucht haben, nämlich einen Platz in Gottes Familie oder Herrscherhaus.

„Die übrigen aber sind verstockt worden“, erklärt Paulus. Ihre Verstockung, ihr Unglaube, führte dazu, dass sie aus dem die Nation Israel darstellenden Baum ausgebrochen wurden, um Gläubige aus den Nationen an ihrer Stelle einzupfropfen. In den Versen 8-24 dieses bemerkenswerten Kapitels hebt Paulus die Notwendigkeit hervor, Glauben und Gehorsam zu üben, um das von Gott in Aussicht gestellte Ziel erreichen zu können. Die gläubigen Heiden, die großen Vorteil haben durch das Ausbrechen der natürlichen Zweige, womit durch sie Raum geschaffen wurde, sollten stets daran denken, dass Unglaube ihrerseits ebenfalls eine Entfernung von dem Baum zur Folge haben würde.

Im 24. Vers sagt Paulus, dass das Einpfropfen der „wilden“ heidnischen Zweige „wider die Natur“ war. Wenn Zweige von Fruchtbäumen in Bäume einer anderen Gattung – ob „wild“ oder veredelt – eingepfropft werden, bringen sie die Früchte jenes Baumes, aus dem sie herausgeschnitten wurden. Es ist ein Gesetz der Natur, dass der Lebenssaft und die Nährstoffe des Baums, auf den die Zweige übertragen wurden, deren ursprüngliche Art nicht verändern. Aber bei dem Einpfropfen der heidnischen „Zweige“ in den israelitischen „Baum“ ist das anders. Das Ergebnis ist gegen die Natur, denn in diesem Fall verändern sich die Zweige. Sie werden wie der Baum, der sie trägt, das heißt, dass sie „wahre Israeliten“ werden.

Darum wird die zur Ausübung der Herrschaft bestimmte Familie Gottes, sein königlicher Haushalt, in Offenbarung 7:4-8 so beschrieben, als käme jedes ihrer Mitglieder aus den zwölf Stämmen Israels. Tatsache ist, dass der Name Israel bestehen bleibt, um jene darzustellen, die Gott während des gegenwärtigen Zeitalters beruft, erwählt und prüft, um mit Christus zu herrschen. Ursprünglich waren alle Angehörigen dieser Familie natürliche Nachkommen Abrahams; der Rest wurde zu Israeliten durch das Einpfropfen in den israelitischen Baum.

Der „Same“ der Segnung

Wie wir feststellen konnten, hatte Gott Abraham versprochen, dass durch seinen „Samen“ alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollen. Ismael war Abrahams Sohn, und er hatte auch noch Kinder von seiner zweiten Frau Ketura. Aber Gott sagte zu Abraham: „In Isaak soll dir ein Same genannt werden.“ Paulus nimmt hierauf im 9. Kapitel seines Briefes an die Römer Bezug und erklärt die geistige Bedeutung. Er schreibt, dass er „große Traurigkeit“ und „unaufhörlichen Schmerz“ in seinem Herzen habe, weil die Israeliten Christus nicht angenommen und sich somit ihre Berufung und Erwählung zur Miterbschaft mit Christo nicht gesichert haben.

Dann fügt er (im 6. Vers) hinzu: „Nicht aber als ob das Wort Gottes hinfällig geworden wäre.“ Anders ausgedrückt: Gottes Plan ist in Bezug auf Israel nicht fehlgeschlagen. Wie könnte das auch geschehen? Gottes Wort kehrt niemals leer zu ihm zurück. (Jesaja 55:11) Paulus fährt fort zu erklären, inwiefern das hier zutrifft. Wir zitieren: „Denn nicht alle, die aus Israel sind, diese sind Israel; auch nicht, weil sie Abrahams Same sind, sind alle Kinder, sondern, in Isaak wird dir ein Same genannt werden.“ – Verse 6, 7

Isaak war tatsächlich ein Same aus Glauben; und wie Paulus erläutert, stellt er im Gegenbild Abrahams Samen aus Glauben während dieses gegenwärtigen Zeitalters des Glaubens dar. In Galater 4:28 schreibt Paulus: „Ihr aber, Brüder, seid, gleichwie Isaak, Kinder der Verheißung.“ Und in Vers 7 desselben Kapitels: „Also bist du nicht mehr Knecht, sondern Sohn, wenn aber Sohn, so auch Erbe durch Gott“, das heißt als Miterbe Christi ein Mitglied des göttlichen Herrscherhauses.

Und in Galater 3:27 – 29 lesen wir nochmals: „Denn so viele euer auf Christum getauft worden sind, ihr habt Christum angezogen. Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Weib; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus. Wenn ihr aber Christi seid, so seid ihr denn Abrahams Same und nach Verheißung Erben.“ Was könnte überzeugender die Tatsache beweisen, dass Gott – als er die Verheißung gab, Abrahams Same solle alle Geschlechter der Erde segnen, – von dem Samen aus Glauben im Evangelium-Zeitalter sprach? Dieser Same besteht aus Juden und Heiden; und die Annahme der Gläubigen für diese hohe Stellung im göttlichen Plan hat nichts zu tun mit ihrer Abstammung.

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9