„An jenem Tage werden sieben Weiber einen Mann ergreifen und sprechen: Wir wollen unser eigenes Brot essen und uns mit unseren eigenen Kleidern bekleiden; nur laß uns nach deinem Namen genannt werden, nimm unsere Schmach hinweg.” – Jesaja 4:1
Viele Weissagungen sind in hohem Grade bildlich, symbolisch. Ohne Zweifel bezogen sie sich in einem gewissen Grad auf die Umstände und Verhältnisse des Volkes Israel zu der Zeit, als sie geschrieben wurden, aber wir haben apostolische Autorität dafür, anzunehmen, daß ihre Hauptlehren für das geistliche Israel bestimmt sind. Apostel Paulus sagt, daß „heilige Männer ehemals redeten und schrieben, getrieben vom Heiligen Geist”, und daß „sie nicht für sich selbst, sondern für uns die Dinge bedienten, die euch jetzt verkündigt worden sind”. – 2. Petrus 1:21 und 1. Petrus 1:12
Unser Herr und die Apostel zitierten immer aus den Weissagungen und bezogen die Lektionen stets auf ihre Zeit oder auf ein bestimmtes Ereignis dieses Evangelium-Zeitalters. Daher nehmen wir auch in diesem Fall an, daß unser Leittext sich auf eine Periode dieses Evangelium-Zeitalters bezieht. Der besondere Ausdruck, „An jenen Tagen”, bezieht sich die ganze Schrift hindurch auf die letzte Periode dieses Evangelium-Zeitalters und die Zeit der Drangsal und allgemeinen Verwirrungen in Kirchen und Welt, die mit der Einführung der neuen Ordnung des Millenniums zusammenhängt. So dürfte es angemessen sein, daß wir diese Schriftstelle auf unsere Zeit anwenden und, was immer sie lehrt, beherzigen. Die ganze Schrift hindurch ist ein Weib ein Symbol der Kirche – ein reines Weib von der wahren Kirche, ein unreines Weib von der falschen Kirche. Unser Herr vergleicht die wahre Kirche am Ende dieses Zeitalters mit einer Gemeinschaft von Jungfrauen – die zum Teil weise und zum Teil töricht sind, – und sich selbst mit dem Bräutigam, der am Ende des Zeitalters gekommen ist, seine verlobte Kirche in seine Herrlichkeit aufzunehmen. Johannes der Täufer spricht hiervon in der selben Weise, wenn er sagt: „Ich habe euch (die geweihte Kirche), einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau Christus darzustellen.” – Johannes 3:29 und 2. Korinther 11:2
Hier, wie in dem Gleichnis von den Jungfrauen, ist der Brauch einer jüdischen Hochzeit als Illustration der Vereinigung Christi mit seiner Kirche angenommen – ein von den Hochzeitsgebräuchen der heutigen Zeit sehr verschiedenes Bild. Bei den Juden der alten Zeit wurden bei einer Verlobung von beiden Parteien oder in ihrer Vertretung reichlich bindende Dokumente unterzeichnet, aber innerhalb eines Jahres fand keine wirkliche Heirat statt. Während des Jahres, in welchem die Braut auf das Kommen des Bräutigams, sie heimzuholen, wartete, erwartete man, daß sie ihrem Bräutigams ebenso treu blieb, wie man es von jeder verheirateten Frau erwartete.
Wir sehen die Harmonie zwischen den Gebräuchen der jüdischen Hochzeit und der Verhaltensweise des Herrn mit seiner Kirche. Niemand ist mit dem Herrn verlobt, bis auf die, die einen formellen, bestimmten Vertrag mit ihm eingegangen sind. Den Vertrag auf Seiten des Herrn bilden die überaus großen und köstlichen Verheißungen der Heiligen Schrift, welche der Verlobten versichern, daß sie, wenn treu erfunden, Miterbin ihres Herrn und Bräutigam werden soll, in seinem tausendjährigen Königreich und in seiner himmlischen Herrschaft. Der Vertrag auf Seiten der Kirche besteht in dem Bund des Glaubens und der Treue bis zum Tod gegenüber unserem Erlöser, dem wir verlobt sind. Nachdem wir die gnädigen Verheißungen des Herrn durch völlige Weihung alles dessen, was wir sind und haben, für ihn und seinen Dienst angenommen haben, folgt ein Zeitraum, bis wir unser Leben mit dem Tode beschließen.
Diese Zeit gleicht in gewissem Maße dem Verlobungsjahr einer jüdischen Jungfrau; aber die noch klarere und genauere Erfüllung des Vorbildes finden wir in der Geschichte der Kirche als Ganzes. Die jungfräuliche Kirche des Herrn wurde ihm zu Pfingsten verlobt und hat auf das Kommen des Bräutigams und die Auferstehungs-Verwandlung zu Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit – auf die Hochzeit, die Vereinigung – über Jahrhunderte gewartet.
Die Braut in Königsherrlichkeit
Unser Herr gibt die Fortsetzung zu dieser Illustration in seiner letzten Botschaft an die Kirche in der Offenbarung des Apostel Johannes. Auch dort wird die Kirche als eine verlobte Jungfrau dargestellt, unvermählt, aber verpflichtet, Reinheit und Treue zu bewahren – bis zum Ende des Evangelium-Zeitalters. Es wird gezeigt, wie sie sich auf die Zeit des Kommens des Bräutigams und auf die Hochzeit vorbereitet. Um bereit zu sein, wie der Apostel sagt, muß sie das hochzeitliche Kleid anhaben, und zwar in einem Zustande „ohne Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen”. – Epheser 5:27
Nicht, daß irgend ein Glied dieser glorreichen Gemeinschaft hoffen dürfte, absolute Reinheit und Vollkommenheit zu bewahren, da alle „in Sünde empfangen und in Ungerechtigkeit geboren sind”. – Psalm 51:5 Das Hochzeitskleid der zugerechneten Gerechtigkeit Christi bedeckt zwar alle unbeabsichtigten Mängel und Unvollkommenheiten, aber jeder Mangel oder Schmutz und jede Runzel auf diesem Kleid sollte Grund zur Sorge für die Verlobte sein, daß der Flecken entfernt und die Runzel geglättet werden würde durch die gnädigen Einrichtungen des himmlischen Bräutigams, der das Kleid darbot und die Anweisung gab, wie es „von der Welt unbefleckt erhalten” werden solle.
Dieser Bericht zeigt, daß es nach der Auferstehungs-„Verwandlung” am Ende dieses Zeitalters eine „verlobte Jungfrau” – oder Kirche nicht mehr geben wird, denn sie wird aus ihrem verlobten Stand in den höheren der Braut eingetreten sein – vermählt oder vereinigt mit ihrem Herrn und Bräutigam. Beachten wir das symbolische Bild, unter dem sie dargestellt wird: das Neue Jerusalem, das aus dem Himmel hernieder kommt. Wir sehen, daß das himmlische Königreich, die neue Regierung oder Herrschaft der Welt, als die verherrliche Kirche dargestellt wird, die Braut; denn wir lesen, daß der Engel zu Johannes sagte: „Komm, und ich will dir die Braut, des Lammes Weib, zeigen” (nicht mehr die verlobte Jungfrau). Dann zeigte er ihm die heilige Stadt, die von der Herrlichkeit Gottes erfüllt war. – Offenbarung 21:9 – 10
Das große Amt oder Werk der Kirche in Herrlichkeit wird uns auch als das Werk der Braut gezeigt – „Der Geist und die Braut werden sagen: Komm! Und wer da will, nehme, das Wasser des Lebens umsonst.” In der gegenwärtigen Zeit ist die Kirche nicht nur nicht die Braut, sondern ist auch gar nicht berechtigt zu sagen: Komm! zu jedem der will, sondern zu „so vielen, als der Herr, unser Gott, herzurufen wird”; – denn bei dem Berufen und Ziehen dieser jetzigen Zeit kommt ein gewisses Maß Erwählung mit in Betracht, wie unser Herr sagt: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, daß der Vater, der mich gesandt hat, ihn ziehe.” – Apostelgeschichte 2:39 und Johannes 6:44
Ferner gibt es jetzt keinen Strom des Lebens. Diese wundervolle Einrichtung ist für die Zukunft – für die Welt im Millennium-Zeitalter. Wie unser Herr erklärt, haben jetzt alle, die an ihn glauben und seine geweihten Nachfolger werden, in sich selbst „eine Quelle Wassers, das ins ewige Leben quillt”. – Johannes 4:14 Der Strom des Wassers des Lebens und seine reichen Vorräte für die Welt der Menschen, zu denen alle werden eingeladen werden, gehört der Epoche des tausendjährigen Königreich an, wie klar und bestimmt gezeigt wird, wenn die Kirche nicht mehr eine verlobte Jungfrau sein wird, sondern die Braut, des Lammes Weib – wenn sie nicht länger in den Zustand der Demütigung und des Seufzens über ihre Bürden verharren wird, sondern erfüllt sein wird mit der Herrlichkeit Gottes.
Das Königreich ihres Bräutigams, mit dem sie vereint sein wird, wird die Quelle (die heilige Stadt) sein, von wo aus ein großer Strom von Wahrheit und Gnade ausgehen wird, aus dem die ganze Menschheit trinken mag bis zu voller Befriedigung und ewigem Leben, wenn sie wollen.
Viele Kirchen Christi
Sowohl Heiden als auch Kinder in den christlichen Ländern werden, wenn sie anfangen, die Bibel zu studieren, sich verwundert fragen: Welche ist die Kirche Christi? Sie sehen verschiedene Kirchen mit verschiedenen Namen, die behaupten, daß sie Zweige der Kirche Christi seien. Das arglose Gemüt fragt: Welches ist die wahre Kirche? Welche hat Jesus gegründet? Von welcher war er das Haupt und der Gründer? Zu welcher gehörten die Apostel?
Die Antwort bringt Verwirrung und Beschämung. Jede Denomination behauptet, ebenso gut zu sein, wie irgend eine andere und noch etwas besser, eben so wahr zu sein, wie irgend eine andere oder noch etwas mehr, ebenso rechtmäßig des Herrn verlobte Braut zu sein, wie irgend eine andere. Die Verwirrung beginnt, wenn sie anfangen, von ihrem Ursprung und Gründer zu erzählen, denn eine sagt: „Ich bin von Calvin”, eine andere, „Ich bin von Luther”; eine andere, „Ich bin von Wesley”, eine andere, „Ich bin von Zwingli”.
Und wenn ihnen entgegnet wird, daß diese verschiedenen Sekten und Parteien alle in den letzten Jahrhunderten entstanden sind, und wenn sie gefragt werden, wie sie diese Tatsache mit der Erklärung der Schrift in Einklang bringen können, die da sagt, daß Christus die Kirche gegründet hat, deren lebendige Grundsteine die zwölf Apostel waren, so sind sie verwirrt.
Die Mutigsten versuchen eine Erklärung und sagen uns, daß ihre Kirche die ursprüngliche war, die der Herr und die Apostel gegründet haben, daß aber ein großer Abfall von der ursprünglichen Einfalt stattfand, so daß lange Jahrhunderte hindurch der Methodismus in Vergessenheit geraten war, desgleichen Calvinismus und Luthertum, bis später Wesley, Calvin und Luther sie wieder erweckten. Aber, fragen wir: Wie konnte Wesley die ursprüngliche Kirche wieder aufrichten, wenn Calvin es schon getan hatte? Wie konnte Luther sie wieder aufrichten, wenn Zwingli es getan hatte? Dann gibt es wieder Verwirrung des Angesichts und Stottern und Zögern mit der Antwort.
Dann kommt die Kirche Roms, die griechische Kirche, die Kirche Englands, und sie erklären, daß ihre Organisationen älter sind, als irgend eine von diesen anderen, und daß sie daher die wahre, die ursprüngliche Kirche seien; aber wieder fragen wir: Welche von ihnen ist die älteste? Und wo begann ihre Organisation? Sie sollen uns Beweise geben. Alle beanspruchen Ursprünglichkeit und Originalität, aber keine kann irgend eine Existenz ihrer gegenwärtigen Organisation vor dem dritten Jahrhundert nachweisen.
Und wenn wir ihre prächtigen und ausgeschmückten Gottesdienste mit der Einfachheit der ersten Kirche vergleichen, wie sie im Neuen Testament geschildert wird, so sind wir gewiß, daß es keine Identität zwischen den beiden geben kann. Wenn wir ihre Lehren mit den Lehren Christi und der Apostel vergleichen, wie das Neue Testament sie gibt, so finden wir die gleiche Disharmonie – ihre Behauptungen fallen zu Boden, weil sie keinen Grund haben. Die Lehren und Handlungen der Kirche aus der Reformationszeit und seither sind offenbar mehr in Harmonie mit den Handlungen und Lehren der Apostolischen Kirchen, als die anderen Systeme; aber auch sie sind fern von Einklang miteinander – und mit der ersten Kirche.
Verschieden in Glauben und Praxis
Wir haben an dieser Stelle keinen Raum, die Verschiedenheiten des Glaubens und der Praxis zwischen den verschiedenen heute bestehenden Denominationen eingehend zu erörtern, noch den Glauben und die Praxis der Kirche damit zu vergleichen, welche der Herr gegründet hat. Die Schrift lehrt, daß nur „ein Gott ist, der Vater, und ein Herr, Jesus Christus” – 1.Korinther 8:6-; daß der Vater über allen ist, daß Er den Sohn als unseren Erlöser in die Welt sandte, und daß, nachdem er das Werk treulich erfüllt hatte, der Vater ihn vom Tod auferweckte und ihn zu Seiner Rechten, dem Platz der Gunst, erhöhte – Ihm selbst am nächsten, – und der Erlöser selbst sagte: „Mein Vater ist größer als ich.” – Johannes 14:28
Aber die verschiedenen Kirchen, von denen jede behauptet, daß sie die ursprüngliche Kirche sei, sind einig darin, zu sagen, daß es drei Götter gibt, „gleich in Macht und Herrlichkeit”. Zuweilen sagen sie, daß die drei Götter als ein Gott wirken; zu anderen Zeiten sagen sie, daß es nur einen Gott gibt, daß er aber drei verschiedene Offenbarungen von sich selbst gegeben habe, damit wir ihn erkennen, und daß jede Offenbarung der eine Gott sei.
Welche Verwirrung! Wie unmöglich ist es für diejenigen, deren Geist so verwirrt ist, den göttlichen Heilsplan zu verstehen, die Aussage der Heiligen Schrift zu fassen, daß „ein Gott ist und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst zum Lösegeld gab für alle, wovon das Zeugnis zu seiner Zeit verkündigt werden soll!” – 1.Timotheus 2:5 – 6 Wie könnte ein Teil Gottes ein Mittler für die Menschen sein mit dem anderen Teil desselben Gottes? Vor allen Dingen, wie könnte Gott in einer Offenbarung als Adams Stellvertreter und Lösegeld sterben, während derselbe Gott in anderem Sinn dieses Lösegeld annehmen und den anderen Teil Seiner Selbst vom Tod aufwecken sollte?
Wie können diese Menschen, verwirrt von Irrtümern der „dunklen Jahrhunderte”, verstehen und würdigen, daß Christus für unsere Sünden starb nach der Schrift, und daß der Vater ihn durch Seine Macht vom Tod auferweckte am dritten Tage? In ihrer Verwirrung bei dem Versuch zu denken, daß der Herr Jesus mit dem Vater eins ist in der Person und im Wesen usw., können sie sich nicht vorstellen, daß er überhaupt starb, denn wenn Gott in irgend einem faßbaren Sinn starb, so gab es eine Zeit, in der das Universum ohne einen Gott war! Und wie konnte der Vater den Sohn vom Tod erwecken, wenn „der Sohn” nur ein anderer Name für den Vater war?
All diese Verwirrung hat dazu geführt, den Glauben der etwas vernünftiger denkenden Glieder all dieser verschiedenen Kirchen zu untergraben, so daß heute ihr Glaube eine sehr unbestimmte Sache ist, schwer zu erklären, wenn er sich überhaupt erklären läßt. Die Unfähigkeit, ihre Glaubensbekenntnisse aus den „dunklen Jahrhunderten” mit gesundem Menschenverstand in Einklang zu bringen, ist den Leuten so widerwärtig geworden, daß viele der Intelligentesten die Sache aufgeben und versucht haben, neue und vernünftigere Auffassungen zu finden.
Aber der Widersacher hat, wie der Apostel vorhergesagt hat, sich als Engel des Lichts und Führer in alle Wahrheit ausgegeben, und ihre Universitätsprofessoren und die hervorragendsten Geistlichen gefangen genommen. Er hat betrogen, wie die Schlange Eva betrog, der Hoffnung und dem Verlangen nach größerer Erkenntnis als die, welche die göttliche Offenbarung darreicht. Sie sind mit wunderbarer Einstimmigkeit „Höhere Kritiker” und „Evolutionisten” geworden. Im Namen alles Heiligen und Guten überreden sie die führenden Geister in all diesen verschiedenen Kirchen, daß die Bibel nicht Gottes Wort ist, daß sie gar nicht zuverlässig sei, daß „Jesus und die Apostel zwar aufrichtig, aber keine glänzenden Gelehrten waren und Irrtümer des Alten Testaments, auf das all ihre Lehren sich gründeten, nicht entdecken konnten”.
Diese weisen Männer unser Zeit versichern uns, daß die Geschichte von Adam und Eva nicht eine Darstellung von Tatsachen ist – daß sie höchstens als Allegorie aufzufassen ist, die zehn Menschen ausdenken und auf zehnfache Weise auslegen können. Sie sagen uns, daß es nie einen Garten in Eden gegeben habe, nie eine verbotene Frucht, nie einen Urteilsspruch über Adam gab, daß er in vollkommenem Zustand ungehorsam war, und daß die Schrift uns irreführt, wenn sie sagt, daß dadurch Sünde und Tod in die Welt kam. Sie sagen uns, daß Adam sich nur ein wenig von einem Affen unterschieden habe, und deshalb gar nicht fähig war, ein göttliches Gesetz zu halten oder um seines Ungehorsams willen gerichtet und zum Tode verurteilt zu werden. Und da sie den Sündenfall leugnen, und daß der Mensch sein Heim, sein Leben, sein Verhältnis zu Gott verlor, so leugnen sie auch die Notwendigkeit eines Heillandes.
Sie leugnen des Herrn Worte, daß er kam, „zu suchen und zu erretten, was verloren war”. Da sie leugnen, daß es Sünde gibt, so leugnen sie auch, daß Christus für unsere Sünde starb und zu unserer Rechtfertigung auferstand. – 1.Korinther 15:3 – 4 Sie ignorieren völlig des Apostels Aussage, daß „durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod, also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben”. – Römer 5:12 So machen sie das Wort Gottes nichtig und stellen an seine Stelle menschliche Theorien – das goldene Bild, von dem sich alle beugen, und das alle anbeten sollen, wenn sie als achtenswert, intelligent und geistig gesund gelten wollen.
Kirchentum – Verwirrung – Babylon
Wir haben gesehen, daß die Schrift die wahre Kirche Christi als die verlobte Jungfrau des Herrn bezeichnet und klar ausspricht, daß sie schließlich die Braut, das Weib des Lammes, werden soll. Aber wo ist sie jetzt? Wo ist sie in der ganzen Zeit zwischen den Tagen der Apostel und der heutigen Zeit gewesen? Wir antworten, daß die Schrift sagt, sie sei in der „Wüste” gewesen. – Offenbarung 12:14 Mit anderen Worten, sie war in Ungunst, unbeachtet und den Weltweisen unbekannt. Einige ihrer Glieder waren verstreut in den verschiedenen Denominationen und andere außerhalb derselben. Von der wahren Kirche sagte der Meister: „Wenn ihr von der Welt wäret, so würde die Welt das Ihrige lieben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt auserwählt habe, darum haßt euch die Welt”. Der Apostel wiederum, wenn er diese Klasse schildert, sagt, daß nicht viele Weise, nicht viele Große, nicht viele Edle, nicht viele Gelehrte, nicht viele Mächtige berufen sind – sondern hauptsächlich die Armen dieser Welt, reich im Glauben. Die namhaften Institutionen, von denen wir gesprochen haben, sind weltlich; ihre Bestrebungen, ihr Ehrgeiz, ihre Methoden sind weltlich, und daher kann es nur wenig Sympathie, Gemeinschaft und Zusammenwirken zwischen der Mehrzahl dieser Sekten-Systeme und der Minderheit in ihnen geben, welche den Herrn und seinem Worte treu sind.
Die Mehrheit findet es seltsam, daß die Minderheit so sonderbare Leute sind; daß sie so verschiedene Ansichten vom Leben und seinen Verhältnissen haben; daß sie ihr Verlangen auf die Dinge droben richten und nicht auf die Dinge dieser Erde; daß sie eine Gebetsversammlung lieber haben, als einen Ball, Konzert oder Theater. Sie finden es sonderbar, daß sie sich nicht mit ihnen vereinigen in all den verschiedenen fragwürdigen Veranstaltungen, um Geld für kirchliche Zwecke zu sammeln, Feste, Gesellschaften, lebende Bilder, Lotterien usw.; und wie der Apostel sagt, sind sie sehr geneigt, von denen übel zu reden, die vor allem mehr vom Geist des Herrn und der Apostel, vom Geist der Heiligung, haben.
Unseres Herrn Gleichnis vom Weizen und Scheinweizen erklärt die Situation ganz genau. Er säte den guten Weizensamen, und die Apostel folgten in demselben Werk; aber nachher säte der große Widersacher Scheinweizen, Irrtümer, und brachte viele in die Namen-Christenheit, die nur den Namen nach Christen waren, und die zu ihrem eigenen Vorteil Moralität bekannten – entweder in der Hoffnung, der zukünftigen Qual zu entrinnen, oder in der Hoffnung, zeitlichen Gewinn in diesem Leben zu erlangen. Dieses Säen hemmte den wahren Weizen und hinderte seine Entwicklung sehr, so daß wir heute, wo wir auch hinschauen auf dem Feld der Christenheit, verhältnismäßig wenige wahre Jünger des Herrn sehen, die gern und willig in seinen Fußstapfen auf dem schmalen Weg der Selbstverleugnung und des Dienens wandeln. Wir sehen die große Mehrzahl unwissend über die Wahrheit und Gnade des Herrn – die den Herrn Jesu als den persönlichen Heiland nicht kennen, nicht wissen, wovon sie erlöst sind, nicht den Ruf kennen, und wozu sie berufen sind, nicht wissen, daß die Prüfungen und Schwierigkeiten dieser gegenwärtigen Zeit notwendig sind für alle, welche dem Herrn treu sein wollen, und nicht die überaus großen und kostbaren Dinge kennen, die Gott für diejenigen bereit hält, die ihn lieben.
Wir sehen, daß die Früchte des Geistes – Sanftmut, Freundlichkeit, Geduld, Langmut, Liebe, – welche die Weizenklasse besitzt, von der Scheinweizen-Klasse nicht geschätzt und begehrt werden. Wir sehen im Gegenteil, daß die Scheinweizen-Klasse voll von irdischem Ehrgeiz ist, voll von irdischen Entwürfen und Plänen, und die im vollen Sinn des Wortes zeigen, daß sie von der Erde, irdisch sind. Einige von diesem Schwein-Weizen sind in vieler Hinsicht feine, edle Leute; einige von ihnen geben reichlich von ihrem Überfluß, um die Gräber der Gerechten zu schmücken, für Fenster von Glasmalereien, die den Herrn am Kreuz darstellen, oder die Apostel, wie sie die Wahrheit predigen; aber sie haben nicht die Wurzel der Sache in sich; sie haben niemals ihr Kreuz auf sich genommen, um dem Sanftmütigen und Demütigen nachzufolgen; sie haben niemals ihr Leben dem Dienst des Herrn bis zum Tod geweiht; sie haben nie den schmalen Weg betreten, der allein zu Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit führt, wozu die wahre Kirche berufen ist.
Wenn wir an die verschiedenen Arten des Kirchentums denken – Reformierte, Methodisten, Lutheraner, Römisch-Katholische usw., – und wenn wir uns ihrer verschiedenen widersprechenden Lehren erinnern, so können wir uns nicht wundern, daß die Schrift das Wort Babylon als Bezeichnung für diese Systeme im Allgemeinen gebraucht – besonders, wenn wir wissen, daß das Wort Babylon Verwirrung bedeutet.
Man kann mit einem gewissen Grad von Bestimmtheit die Lehren des Konfuzius und seiner Nachfolger kennen, und wissen, was sie glauben; man kann dasselbe tun mit Buddhisten, Brahmanen und anderen, aber nicht so mit Christen, denn ihre Lehren sind Legion, wie ihre Namen, und es ist nötig, herauszufinden, was für eine Art Christ jemand ist, um zu wissen, was er glaubt.
Unsere Schmach hinweg nehmen
Die Verwirrung der Lehren in den verschiedenen Zweigen des Kirchentums hat Schmach über alle gebracht. Die Heiden fragen, wie es kommt, daß es so viele Arten von Christen gibt, und wie es kommt, daß sie alle ihre verschiedenen Theorien aus demselben Buch nehmen können. Das ist eine Schmach, die von den leitenden Geistern aller Denominationen scharf empfunden wird. Folglich ignorieren sie allgemein ihre Bekenntnisse, während die Gemeinden, welche durch und auf dieselben gegründet sind, als auf Grundlagen, die von anderen getrennt sind, um so fester gehalten werden. Ein Presbyterianer mag sein Bekenntnis verachten und offen aussprechen, wie ein solcher Prediger es getan hat, daß wenn er das Bekenntnis glauben wollte, er es wie eine bittere Pille schlucken müßte, denn wenn er versuchen wolle, es zu kauen, würde er es niemals herunterschlucken können. Daher sind der große und kleine Katechismus tatsächlich begraben, wie die Dinge, die besser vergessen werden im Interesse des Gedeihens der Denomination, welche früher darauf erbaut wurden. Und es ist mit anderen Denominationen und ihren Bekenntnissen sehr ähnlich; die Systeme werden mehr denn je angebetet, und die Bekenntnisse mehr denn je verachtet.
Aber warum sollte das der Fall sein, wenn zugegeben wird, daß die Bekenntnisse unzulänglich sind und besser begraben werden? Warum sollten nicht alle Christen sich versammeln auf den schlichten Grund des Glaubens an die Bibel – und sie als ihr einziges Bekenntnis – annehmen? Warum? Weil das ihren Stolz verletzen, die Integrität ihrer Denomination vernichten und das Bild zerstören würde, das sie so lange angebetet haben. Jede Denomination erklärt sich bereit, alle anderen in sich aufgehen zu lassen, aber keine ist bereit, in einer anderen aufzugehen – nicht, daß es dabei um das Behaupten eines Prinzips ginge, sondern lediglich aus Stolz und Kirchentum und Mangel am Geist des Herrn.
Und der Apostel sagt: „Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein”. – Römer 8:9 Daher sind in den verschiedenen Zweigen des Kirchentums offenbar viele, die große Mehrzahl, die im Herzen nicht dem Herrn angehören, sondern der Kirche. Sie sagen die Wahrheit, wenn sie sagen, sie „gehören” zu dieser oder jener Denomination. Sie gehören ihr mit Leib und Seele; sie dienen ihr und beten sie an, wie die Heiden ihre Götzen.
Da die Situation immer klarer erkannt wird, und die Leute immer mehr die Unzulänglichkeit ihrer alten Bekenntnisse erkennen, und da die Theologen ihnen ihr neues Bekenntnis der Höheren Kritik und Evolution und das Heil durch Selbsthilfe und gute Werke darreichen, so sagen die verschiedenen Denominationen untereinander: Wohlan! Laßt uns einen großen Turm zu Babel bauen; laßt uns einen Bund von Denominationen zustande bringen – ohne besonderes Bekenntnis, ohne bestimmten Glauben, ohne bestimmte Hoffnung, ohne besonderen Zweck, außer unserer Selbsterhaltung als Denominationen. Laßt uns hoch bauen, daß die Fluten der Drangsal, die wir kommen sehen, uns nicht schaden können; aber laßt uns kein Vertrauen zu der Arche, Jesus Christus, haben, und nicht suchen, uns darin bergen zu lassen, noch begraben zu werden in der Gleichheit des Todes Christi und so hinübergetragen zu werden in die neue Ordnung der Dinge, die verheißen ist.
Sieben Weiber an jenem Tag
Wer sind die sieben Weiber? Wir haben gesehen, daß in sinnbildlicher Weise die Kirchen als Weiber bezeichnet werden, – daß die wahre Kirche als ein Weib, eine Jungfrau, bezeichnet wird und die falschen Systeme als Huren, die ihren Gatten untreu geworden sind und sich zur Welt gesellt haben. – Offenbarung 17:5 Die Zahl sieben wird in der ganzen Schrift als ein Symbol der Vollendung erkannt. Und so nehmen wir an, daß sie hier von der Welt ist und ihrem Lauf nicht folgt. Wir haben die Zeit erreicht, wo diese sieben Weiber – das heißt all die verschiedenen Sekten und Denominationen – einmütig und einstimmig die Schmach ihrer Situationen verspüren.
Und welchen Weg haben sie einzuschlagen beschlossen? Wir antworten, daß der eine Mann in unserem Leittext unseren Herrn, den himmlischen Bräutigam, repräsentiert, und daß unser Leittext sagt, daß all die Namen-Kirchen „an jenem Tag” dahin gekommen oder im Begriff sind, dahin zu kommen, daß sie wünschen, nur die Kirche Christi genannt zu werden, wohingegen sie nichts weiter mit ihm zu tun haben wollen. Sie wollen ihren Sekten-Namen behalten, Lutheraner, Katholiken, Methodisten, usw., aber sie wollen auch Christen genannt werden – das ist ihr höchster Besitz, beinahe ihr einziger Besitz. Um die Lehren Christi kümmern sie sich nicht und fragen nicht nach Erlösung und Bedeckung der Sünden durch ihn; sie begehren nur den Namen. „Wir wollen unser eigenes Brot essen und uns mit unseren eigenen Kleidern bekleiden – nur laß uns nach deinen Namen genannt werden.”
Die wahre Kirche im Gegensatz dazu
Wir haben bereits darauf hingewiesen, daß Glieder der wahren Kirche noch mit diesen verschiedenen irdischen Systemen, die durch die sieben Weiber unseres Textes repräsentiert werden, in Verbindung stehen, aber sie werden nicht lange mehr darin sein, denn eins nach den anderen hören sie die Stimme der Wahrheit, die ihnen zuruft: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht an ihren Sünden teilhabt und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt.” – Offenbarung 18:4 Je mehr diese Weiber ihr eigenes Brot essen und selbstgemachte Kleider tragen wollen, um so mehr werden all die Treuen vom Volk des Herrn unter ihnen die wahre Situation erkennen und finden, daß sie dort weder Hab noch Gut haben. Die wahre Kirche will nicht ihr eigenes Brot essen; sie begehrt das Brot, das vom Himmel hernieder kam. Sie will nicht ihre eigenen Theorien, ihren eigenen Heilsplan, ihre eigenen Pläne und Methoden haben; sondern sie begehrt vielmehr das, was Gott als ihre tägliche Speise gibt – „Speise zur rechten Zeit für den Haushalt des Glaubens” – Neues und Altes aus dem Schatz göttlicher Wahrheit.
Noch will die verlobte Jungfrau des Herrn ihr eigenes Kleid tragen, denn sie hat verstehen gelernt, daß ihre eigene Gerechtigkeit ein unflätiges Kleid ist. Sie hat gelernt und lernt immer mehr, das Kleid zu würdigen, das der himmlische Bräutigam ihr gegeben hat – das Hochzeitskleid. Sie vertraut immer mehr auf das Verdienst ihres Erlösers, dessen bedeckende Rechtfertigung symbolisch gezeigt wurde durch die Felle der Opfer, die Adam und Eva gegeben wurden, um ihre Blöße zu bedecken.
Die Botschaft des Herrn ist an seine in der gegenwärtigen Epoche auserwählte Kirche ergangen und rät allen denen, welche vorgeben, Sein zu sein, daß sie nicht auf ungewissen Reichtum vertrauen, auf irdische Reichtümer, sondern daß sie in gläubigem Opfer der irdischen Interessen von dem Herrn Gold kaufen, das im Feuer geläutert ist, die göttliche Natur, und daß sie das weiße Kleid der Rechtfertigung bewahren, damit ihre Augen klar erkennen mögen, was zu ihrem Frieden dient, und die künftigen Dinge – die Reichtümer der Gnade, die Erkenntnis dessen, was nicht in des natürlichen Menschen Sinn gekommen ist. Der Herr redet zu dem Namen-System der gegenwärtigen Zeit in der Schluß-Epoche dieses Zeitalters und spricht: „Du sagst, ich bin reich und bin reich geworden und bedarf nichts, und weißt nicht, daß du der Elende und Jämmerliche und arm und blind und bloß bist. Ich rate dir, Gold von mir zu kaufen, geläutert im Feuer, auf daß du reich wirst; und weiße Kleider, auf daß du bekleidet wirst, und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde; und Augensalbe, deine Augen zu salben, auf daß du sehen mögest.” – Offenbarung 3:17 – 18
In welchem Grade immer wir den Geist Babylons gehabt haben, den Geist der Welt und der Verwirrung der Lehren, die dem Worte Gottes zuwider sind, wir wollen davon frei werden. In welchem Grade immer wir blind waren gegen den Wert der wahren Reichtümer, in welchem Maße immer wir das weiße Kleid der Gerechtigkeit Christi würdigen, wir wollen endlich die Gnade des Herrn annehmen und unsere Augen salben und die Herrlichkeit der Stellung der wahren Verlobten des Herrn erkennen, daß wir unsere Berufung und Erwählung festmachen und brennende und scheinende Lichter in der Welt sein mögen für diejenigen, welche die rechten Wege des Herrn suchen.