Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

„O ihr Korinther”

Lesedauer: 15 Minuten

„O ihr Korinther! Unser Mund hat sich zu euch aufgetan, unser Herz ist weit geworden.”

2. Korinther 6:11

Es scheint durchaus begründet zu sein, zu dem Schluß zu kommen, daß der Herr die verschiedenen Angelegenheiten der Versammlungen der frühen Kirche in solch einer Art und Weise überwaltete, daß auf sie in den verschiedenen Briefen der Apostel immer wieder hingewiesen wird. Der Himmlische Vater wußte im Voraus, daß diese allgemeinen Verhaltensmuster und Erfahrungen während dieses gesamten christlichen Zeitalters unter Seinem Volk vorhanden sein würden. So wollte der Apostel durch das Schreiben dieser Briefe der ganzen Kirche aktuell in einer zeitgemäßen und wirksamen Weise dienen. Sicher gab es vieles in der Kirche von Korinth, das auch heute unter des Herrn Volk weitverbreitet ist. Ein großer Teil war lobenswert, aber einige Dinge waren es nicht.

In seinem 1. Brief an die Geschwister in Korinth deckt Paulus ihren fleischlich gesinnten Geist auf, der dazu führte daß sie sich geistig den unterschiedlichen Lehrern anschlossen, die unter ihnen waren. Denn einige sagten, „Ich bin des Paulus”, und andere sagten, daß sie „des Apollos” wären, und noch andere behaupteten, daß sie „des Kephas” wären. – 1. Korinther 1:12 Diese verschiedenen Lehrer waren nicht selbst an dieser Situation schuld. Sie verkündigten alle das gleiche Evangelium. Daher gab es für die Geschwister in ihrer Lehre auch keine Ursache, daß einer von ihnen gegenüber einem anderen hätte vorgezogen werden müssen. Sie arbeiteten alle für die gleiche göttliche Sache. Wie Paulus erklärt, hatte er gepflanzt und Apollos gegossen, aber Gott war es, der das Wachstum gegeben hatte. – 1. Korinther 3:6

Die Tatsache, daß es in des Herrn Dienst für alle Geschwister einiges zu tun gab und die Wichtigkeit, Christus als das einzige Haupt der Kirche anzuerkennen, werden in vielen Details im 12. Kapitel dieses 1. Briefes fortgesetzt. In diesem Kapitel betont der Apostel Paulus, daß Gott jedes Glied in dem „einen Leib Christi gesetzt hat, wie es Ihm gefallen hat”. – Verse 12 und 18 Im Hinblick auf die Situation, die unter den Brüdern von Korinth herrschte, war diese Erklärung sehr wichtig, und sie hat sich für des Herrn Volk zu jeder Zeit bis einschließlich heute als sehr angemessen erwiesen.

Die Kirche ist beauftragt das „Licht der Welt” zu sein. – Matthäus 5:14 Dies ruft zum Leben und zur Tätigkeit auf. In der Bezugnahme des Paulus auf verschiedene Glieder des „Leibes” mit Jesus als Haupt betont er, daß es für jedes Glied etwas zu tun gibt. Bei der Umsetzung besteht jedoch die Möglichkeit, sich so sehr in den Geist des Werkes zu vertiefen, daß der Blick dafür verloren geht, aus welchem wahren Motiv jemand seinen Dienst im Weinberg des Herrn verrichtet. Daher haben wir in 1. Korinther 13 jenen herzergreifenden Bericht über Liebe, der zeigt, daß ohne Liebe alles andere eitel ist.

Zunahme an Gnade

Zur Zeit, als Paulus seinen 2. Brief an die Brüder in Korinth schrieb, hatten diese schon den Beweis für eine beträchtliche Zunahme an Gnade erbracht, und er erwähnt jetzt nicht mehr ihre Fleischlichkeit. Der Apostel deutet an, daß sie jetzt die Tatsache viel mehr wertschätzten, daß Christus allein ihr Haupt war, da sie sagten: „Der uns aber mit euch festigt in Christus und gesalbt hat, ist Gott, der uns auch versiegelt und die Anzahlung des Geistes in unsere Herzen gegeben hat.” – 2. Korinther 1:21 und 22

Trotzdem gab es einen Punkt, der einigen der Korinthischen Brüder letztlich noch nicht klar war. Dies bezog sich auf Paulus’ Stellung der Autorität in der Kirche, als einer der zwölf Apostel des Lammes. In der Eröffnung des 3. Kapitels weist er milde darauf hin, indem er fragt: „Fangen wir wieder an uns selbst zu empfehlen?” Am Ende des Briefes berührt er sehr bestimmt diesen Punkt, indem er betont, „denn ich meine, daß ich den ’übergroßen’ Aposteln in nichts nachgestanden habe.” – 2. Korinther 11:5

Paulus erwähnte diesen Punkt nicht, um sich selbst zu verherrlichen, sondern er bemerkte die Gefahr, in der sie waren, daß sie nicht erkannten, daß er unter der Inspiration des Geistes sprach. Sich scheinbar zu erhöhen schien Paulus in der Tat vom menschlichen Standpunkt aus töricht zu sein. Er schrieb: „Laßt euch doch ein wenig Torheit von mir gefallen! Doch ihr ertragt mich [ja] auch. Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer; denn ich habe euch einem Mann verlobt, um [euch als] eine keusche Jungfrau vor den Christus hinzustellen. Ich fürchte aber, daß, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, [so] vielleicht euer Sinn von der Einfalt und Lauterkeit Christus gegenüber ab[gewandt und] verdorben wird.” – 2. Korinther 11:1 – 3

Nach dem zurückhaltenden Hinweis des Paulus zu diesem Punkt zu Beginn des 3. Kapitels fährt er fort, jene große Wahrheit des Evangeliums zu umreißen, daß während des gegenwärtigen Evangelium-Zeitalters die Schüler Christi mit dem Herrn zusammenarbeiten. – 2. Korinther 6:1

Solche, die als treu bis in den Tod befunden werden, werden befähigt sein, „Diener einer neuen Ordnung” zu sein, die als Gefährten mit Christus während des Messianischen Königreichs die Menschheit zu Gott wiederherstellen werden. – 2. Korinther 3:6 sowie Offenbarung 20:4 und 6 Die Lektion beginnt mit Vers 3 im 3. Kapitel und setzt sich im 6. Vers fort, ausgestaltet natürlich mit wichtigen Nebengedanken.

Mitarbeiter mit dem Herrn

Zu Beginn des 6. Kapitels lesen wir: „Als Mitarbeiter aber ermahnen wir Euch, daß ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangt. Denn er spricht: ’Zur vollkommenen Zeit habe ich dich erhört, und am Tag des Heils habe ich dir geholfen.’ Siehe, jetzt ist die hochwillkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils. Und wir geben in keiner Sache irgendeinen Anstoß, damit der Dienst nicht verlästert wird.” – 2. Korinther 6:1 – 4

Auf den reichen Hintergrund von eigenen Erfahrungen zurückblickend, den er als ein Beispiel für sie benutzt, fährt Paulus fort: „sondern in allem empfehlen wir uns als Gottes Diener, in vielem Ausharren, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Tumulten, in Mühen, in Wachen, in Fasten; in Reinheit, in Erkenntnis, in Langmut, in Güte, im heiligen Geist, in ungeheuchelter Liebe; im Reden der Wahrheit, in der Kraft Gottes; durch die Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken; durch Ehre und Unehre, durch böse und gute Nachrede, als Verführer und Wahrhaftige; als Unbekannte und Wohlbekannte; als Sterbende, und siehe, wir leben; als Gezüchtigte und [doch] nicht getötet; als Traurige, aber alle Zeit uns freuend; als Arme, aber viele reich machend; als nichts habend und [doch] alles besitzend.” – 2. Korinther 6:5 – 10

Hier wird uns eine wundervolle vollständige Zusammenfassung von dem gegeben, was es wirklich bedeutet, ein Botschafter für Christus zu sein, ein Mitarbeiter, „zusammen mit ihm”. Nicht alle machten so viele prüfende Erfahrungen, wie Paulus sie machte, aber alle, die treu sind, werden mehr oder weniger Prüfungen haben. Jeder, der einen Bund beim Opfer mit Gott eingegangen ist, sollte diese Zusammenfassung erfahren, um zu erkennen, was es bedeutet, treu zu sein. Diese Worte sollten uns auch helfen, die Werte zu erkennen, die für den Dienst benötigt werden, welche sind Liebe, Reinheit, Freundlichkeit, das Innewohnen des Heiligen Geistes und die richtige Anwendung der „Waffenrüstung der Gerechtigkeit”.

O ihr Korinther

Es folgen dieser Darstellung der Werte und dem, was Treue unter den Bedingungen von Opfer und Trübsal bedeutet, sogleich die Worte des Paulus, „O ihr Korinther, unser Mund hat sich euch gegenüber geöffnet, unser Herz ist weit geworden.“ Dem fügt er hinzu, „Ihr seid nicht beengt in uns, sondern ihr seid beengt in euren [eigenen] Herzen. Als Gegenleistung aber, – ich rede wie zu Kindern – werdet auch ihr weit!” – 2. Korinther 6:11 – 13

Paulus hatte einen wunderschönen und umfassenden Umriß der wunderbaren Gnade Gottes dargestellt, die für alle wahren Jünger Christi Vorsorge getroffen hatte, gemeinsam Mitarbeiter in dem Dienst der Versöhnung zu sein. Er schien jedoch zu fragen, ob die Geschwister in Korinth geistig bis zu dem Punkt herangewachsen waren oder nicht, an dem sie das große Vorrecht völlig wertschätzen konnten, das der Himmlische Vater auf sie ausgedehnt hatte.

Waren sie willens der Welt unbekannt zu sein, um Gott bekannt und von Ihm geliebt zu sein? Waren sie wirklich bereit mit Christus zu sterben, um mit Ihm zu leben und zu herrschen? Stimmten sie zu, daß ihre Treue im Dienst zu Erfahrungen mit der Trübsal und Schwierigkeiten führen würde, und waren sie dennoch dazu fähig, sich des Herrn und der Macht Seiner Stärke zu erfreuen? Waren sie willens, sich selbst arm zu machen, damit durch ihren Dienst der Wahrheit andere im Glauben und der Hoffnung reich gemacht würden? Waren sie darauf vorbereitet, alles aufzugeben, so daß sie in Wirklichkeit nichts besitzen, jedoch im Glauben sich freuen würden, daß sie als Erben Gottes und Miterben Christi alles besitzen würden?

Paulus fragte sich, ob ihre Herzen ausreichend „weit” geworden waren durch die Botschaft des Evangeliums und durch die Liebe Gottes, die durch Sein Wort reflektiert wurde, sie zu befähigen, in den wirklichen Geist des Dienstes einzutreten. Solch ein Geist würde ihnen erlauben vor nichts Halt zu machen, so daß die Freude an der Wahrheit anderen mitgeteilt werden könnte. Dies ist eine Prüfung, die alle angeht, die sich verpflichten, nicht länger sich selbst zu leben, sondern dem Herrn. – 2. Korinther 5:14 und 15

Es mag nicht zu schwierig sein, zu sagen, „Herr, ich übergebe Dir mein alles”. Die Prüfung kommt, wenn wir uns verpflichten, diese Verheißung auszuführen. Es ist wahr, daß die Korinthischen Geschwister großzügig bei ihrer Spende für die physischen Nöte ihrer Geschwister in Jerusalem gewesen waren. Paulus beglückwünscht sie dazu und sagt, daß selbst er sich ihrer Großzügigkeit gerühmt hatte. Auch so betrachtete er es als zweckmäßig, sie in diese Richtung weiter zu ermutigen. – 2. Korinther 9:1 – 7 Das christliche Herz, das keine anspornenden Wünsche besäße, den Geschwistern, welche Speise und Kleidung benötigten, beizustehen, würde in der Tat geschrumpft sein.

Eine höhere Großzügigkeit

Der Dienst der Wahrheit rief jedoch zu einer höheren Art der Großzügigkeit auf, einer Großzügigkeit, die auf Glauben beruhte und durch die geistigen Nöte anderer inspiriert wurde. Es war ein solcher Dienst, der auch oft zu „Bedrängnissen”, zu „Schlägen”, ins „Gefängnis”, zu „Tumulten” führte. Sie konnten Geld spenden zur Hilfe für ihre Geschwister, die in Not waren, und mit ihrer Wertschätzung belohnt werden. Wenn sie jedoch treu Zeugnis gegenüber der Wahrheit ablegten, konnte das unmittelbare Ergebnis leicht zu einer Trübsal oder eben bitterer Verfolgung führen.

Treue Diener der Versöhnung zu sein, ist immer eine Prüfung für die Geweihten gewesen. Jesus ermahnt uns, „zuerst nach dem Königreich Gottes zu trachten”, und den materiellen Nöten und Unterstützungen des Lebens eine zweitrangige Bedeutung einzuräumen. – Matthäus 6:33 Wir beginnen mit der Entschlossenheit durch seine Ermahnungen geleitet zu werden, und Stärke bei dem Herrn zu suchen, damit wir in ihr fortfahren, denn wir stehen immer in Gefahr „im Gutestun zu ermüden”. – Galater 6:9 Wir können nicht vermuten, daß der Herr zufrieden sein wird, wenn wir Ihm nur das geben, was vom Leben übrigbleibt. Sicher wird kein Geweihter des Meisters eine solche Haltung vertreten.

Ein allgemeiner Ausdruck in der Welt, der ein lebenslanges, edles Ziel und die Anstrengungen der Mehrheit der Menschen umschreibt, ist der „Lebensunterhalt”, der verdient werden muß. Die meisten vom Volk des Herrn finden es ebenso notwendig, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Gewöhnlich sollte nichts erlaubt sein, dieser wichtigen Verantwortung im Wege zu stehen. Diejenigen in der Familie, die beschäftigt sind, bleiben nicht der Arbeit fern, weil das Wetter ungünstig ist oder weil jene, die mit ihnen direkt zusammenarbeiten, unsympathisch sind. Es gilt einen Lebensunterhalt zu verdienen, und den ungünstigen Umständen, die mit der Aufgabe verbunden sind, wird nicht gestattet, das zu beeinträchtigen.

So sollte es auch bei uns sein, als den Jüngern Christi. Geistig ausgedrückt verdienen wir auch einen Lebensunterhalt – indem wir nach der „Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit, nach ewigem Leben” streben. – Römer 2:7 Soweit es das Fleisch betrifft, gibt es vieles, das sich ungünstig auf unsere Anstrengungen auswirkt. Wir müssen alles aufgeben, um „alle Dinge zu besitzen”. Zuletzt müssen wir tatsächlich sterben, um zu leben. Sollten wir etwa weniger hingebungsvoll gegenüber der Aufgabe sein, den Preis der hohen Berufung Gottes in Christus Jesus zu erlangen, als wir es bei der Absicherung der physischen Nöte dieses zeitlichen Lebens sind? – Philipper 3:13 – 15

Das weite Herz

Paulus versicherte den Korinthischen Geschwistern, daß sein Herz sowohl ihnen gegenüber als auch der Förderung des allgemeinen Dienstes weit wäre. Jedoch war er, was ihre Herzen betraf, sich dessen nicht so sicher. Er hatte alles, was er konnte, getan, um ihr Verständnis und ihre Liebe zu erweitern, doch er schrieb: „Ihr seid nicht beengt in uns, sondern ihr seid beengt in euren [eigenen] Herzen.” – 2. Korinther 6:12 Das griechische Wort, das hier als „beengt” übersetzt wird, bedeutet „Enge des Raumes” oder „eingeschränkt sein”.

Die Korinthischen Geschwister hatten ihre eigene Kraft, zu lieben und zu dienen, eingeschränkt. Sie waren in ihrer Sicht, was den Dienst für den Herrn und die Geschwister betraf, gehemmt. Sie hatten nicht den Geist der Liebe ergriffen, der Gott dazu veranlaßte, Seinen eingeboren Sohn zu geben, damit Sünder mit Ihm versöhnt würden und Leben erlangen konnten. Ihre Vorurteile und ihre Ängste standen ihnen bei einem von ganzen Herzen ausgeführten Dienst der Versöhnung im Wege.

Kapitel 10, Vers 7 dieses Briefes könnte einen dieser Gründe offenbaren, warum die Korinther in ihrer Haltung so beengt waren. Wir zitieren: „Seht [doch] auf das, was vor Augen ist! Wenn jemand sich zutraut, daß er Christus angehört, so denke er andererseits dies bei sich selbst, daß, wie er Christus angehört, so auch wir.” Vielleicht waren die Korinthischen Geschwister, die sicher waren, Christus anzugehören, zögerlich darin, auch bei anderen mit Sicherheit anzuerkennen, daß auch sie dem Meister angehörten, da sie diese nach ihrem äußerlichen Erscheinungsbild beurteilten.

Es gibt nichts Einschränkenderes als eine Ansicht dieser Art. Wir wußten von der Zeit an, als wir zuerst durch das Wort Gottes erleuchtet wurden, daß jedes Glied des Adamischen Geschlechts gefallen und unvollkommen ist. Wir wissen, daß unser Stand mit dem Himmlischen Vater nicht auf der Grundlage unserer eigenen Gerechtigkeit besteht, sondern aufgrund der Gerechtigkeit Christi. – Römer 3:10, Philipper 3:9 Wenn wir jedoch die Unvollkommenheiten anderer Geschwister erkennen, mag es leicht sein, daraus zu schließen, daß sie nicht auf der gleichen Ebene zu Christus gehören, wie wir.

Außerdem kann das, was wir erkennen, wenn wir „die Dinge nach dem äußeren Schein beurteilen” vielleicht nichts offenbaren, was dem Herrn mißfällt. Es ist vielleicht auch nur, daß der andere Bruder oder die Schwester sich von uns in irgendeiner Weise unterscheidet. Der „eingeengte” Sinn möchte, daß jeder gleich denkt und gleich handelt, natürlich nach unserem eigenen Denk- und Handlungsschema.

Paulus’ Sichtweise war korrekt, weil sie der Sicht eines erweiterten Herzens entsprach. Wenn wir seinen Gedanken umschreiben, würde dies ungefähr so lauten: „Du hast Vertrauen, daß du dem Christus angehörst und dich der Segnungen des Herrn erfreust; aber erinnere dich daran, daß ich das gleiche Vertrauen habe. Wir beide glauben, daß wir danach streben, dem Herrn zu gefallen. Ich mag einige der Dinge, die du sagst und tust, vielleicht nicht, und du magst oft verärgert sein über mich, aber dies gibt uns keinen Grund, einer den anderen zu verurteilen.” Eine solche Sichtweise nimmt Paulus später auch ein, als er später an Timotheus schreibt, daß „der Herr die kennt, die sein sind”. – 2. Timotheus 2:19

Nicht großzügig gegenüber den Prinzipien

Es kann ein großer Unterschied dazwischen bestehen, großzügig zu sein und ein weites Herz zu besitzen. Wir denken bei diesen Worten an die Großzügigkeit in dem Sinne, über Verletzungen der großen Prinzipien der Wahrheit und Gerechtigkeit hinwegzusehen, die sich in dem Wort Gottes zeigen. Kein wahrer Nachfolger des Meisters wird dies tun.

Das heilige Wort spricht klar über die fundamentalen Elemente des göttlichen Errettungsplanes. Wir können nicht wahrheitsgemäß sagen, daß es für den Herrn keinen Unterschied macht, ob wir solch klar festgelegten Lehren folgen wollen oder nicht. Nicht nur sollen wir darin übereinstimmen, in diesen Prinzipien und der Lehre Christi treu zu sein, sondern wir werden auch zusätzlich ermahnt „für den ein für alle Mal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen”. – Judas 3 Wir sollen den „guten Kampf des Glaubens” kämpfen und anderen helfen, das Gleiche zu tun, um dem Herrn zu gefallen, um so „das ewige Leben zu ergreifen”. – 1. Timotheus 6:12

Wie Paulus die Korinthischen Geschwister mahnte, sollten wir jedoch der Wahrheit erlauben unsere Herzen zu erweitern gegenüber unseren Geschwistern in Christo und auch gegenüber der ganzen Menschenwelt. Die Unvollkommenheiten des Fleisches werden sicher von Zeit zu Zeit in unserer Gemeinschaft offenbar. Jeder von uns unterscheidet sich in mancher Beziehung von anderen. Wenn unsere Herzen eingeengt sind, „beengt”, können diese Unterschiede, die in Wirklichkeit oft gar nichts mit den Grundlehren zu tun haben, für große Unruhe sorgen und uns viel von unserer Freude rauben, die wir andererseits in der Gemeinschaft mit jenen empfinden, die „einen gleich kostbaren Glauben besitzen”. – 2. Petrus 1:1

Ein weit gemachtes Herz gibt uns andererseits einen glücklicheren Ausblick auf jeden Aspekt des christlichen Lebens, besonders in unserer Gemeinschaft mit des Herrn Volk. Dies bedeutet nicht, daß wir das Fehlverhalten von anderen dulden. Trotzdem sollten wir unsere Geschwister in Christo annehmen, weil sie die von Gott Gerufenen sind und uns daran erinnern, daß dem Herrn, als Er sie gerufen hat, all jene Eigenschaften und Charakterzüge, die sie besaßen, bekannt waren, die uns vielleicht sehr stören. Außerdem wird es uns helfen, unsere Herzen weit zu halten, wenn wir uns gelegentlich erinnern, daß auch wir Eigenschaften besitzen, die andere ebenso störend empfinden.

Es war die Weite des Herzens des Paulus, daß ihn befähigte, sich zu freuen, daß das Evangelium verkündigt wurde, auch wenn das Motiv, mit dem einige es verkündigten, zu seinen Leiden beigetragen hatte. – Philipper 1:15 – 18 Es ist unwahrscheinlich, daß irgendjemand von des Herrn Volk während dieser Zeit des Endes jemals mit einer Erfahrung dieser Art, wie sie Paulus machte, in Berührung kommt. Wir erwähnen dies nur als eine Veranschaulichung der gesamten Sicht darauf, was uns ein weites Herz in allen schwierigen Erfahrungen geben wird, die uns begegnen, wenn wir mit der Brüderschaft in dem herrlichen Erlösungsdienst zusammenarbeiten.

Das vollkommene Beispiel von Jesus

Jesus war vollkommen, und die Unvollkommenheiten seiner Apostel müssen für ihn sehr offensichtlich gewesen sein, doch er liebte sie bis zum Ende. Als er für sie betete, sagte er: „Dein waren sie, und mir hast du sie gegeben.” – Johannes 17:6 Erinnern wir uns immer daran, daß unsere Geschwister uns von unserem Himmlischen Vater gegeben wurden, in dem Sinn, daß Er sie rief, wie Er uns gerufen hat? An unsere Geschwister in diesem Licht zu denken, sollte helfen, unsere Herzen ihnen gegenüber weit zu machen. Sicherlich wünschen wir nicht, Gottes Wahl zu kritisieren.

Der Psalmist schrieb: „Den Weg deiner Gebote werde ich laufen, denn du machst mir das Herz weit.” – Psalm 119:32 Wichtig unter des Herrn Geboten ist das eine, das von Jesus gegeben wurde, „daß wir einander lieben, wie er uns geliebt hat”. – Johannes 13:34 und 35 Wenn wir unsere Geschwister so lieben, werden wir unser Leben für sie niederlegen, nicht nur, indem wir ein Interesse an ihren körperlichen Nöten zeigen, sondern auch an ihrem geistigen Wohlergehen. Wenn wir unsere Herzen wirklich durch die Liebe weit gemacht haben, werden wir uns unserer Vorrechte der Gemeinschaft mit den Geschwistern erfreuen, mit ihnen als Diener der Versöhnung zusammenzuarbeiten.

Wenn wir vereint in diesem Dienst voranschreiten, werden wir auf Widerstand verschiedenen äußeren Ursprungs stoßen. Wenn unsere Herzen weit geworden sind, werden wir diesen Bürden nichts hinzufügen wollen, sondern alles tun, was wir tun können, um dabei behilflich zu sein, sie zu tragen. Sicherlich werden wir fleischliche Schwachheiten bei unseren Geschwistern bemerken und sie ebenso bei uns. Was wir manchmal jedoch als eine Schwäche wahrnehmen, mag nur eine „in einem harten Kampf erlittene Wunde” sein, wie ein Dichter geschrieben hat.

Laßt uns daher nicht richten, sondern mit weit gemachten Herzen zusammen auf dem Pfad des Opferns vorangehen und uns füreinander und für den Herrn einsetzen. Laßt uns dies in der bestimmten Erkenntnis tun, daß Gott „uns jede Gnade zu geben vermag, damit wir in allem allezeit alle Genüge haben und überreich sind zu jedem guten Werk”. – 2. Korinther 9:83