Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Das groß und herrlich gemachte Gesetz

Lesedauer: 15 Minuten

„Er macht das Gesetz groß und herrlich.”

Jesaja 42:21

„Wo kein Gesetz ist, (da ist) auch keine Übertretung”, scheint ein Grundsatz zu sein – eine selbstverständliche Wahrheit. – Römer 4:15 Niemand könnte ein Gesetz übertreten, das ihm nicht gegeben wurde, und das auf ihn nicht anwendbar ist. In seiner Diskussion über die jüdische Sicht des Mosaischen Gesetzes benutzt Paulus dieses Argument, um zu zeigen, daß die Juden die Sache falsch verstanden. Sie hatten den Gedanken, daß sie in Gottes Sicht durch das Gesetz gerechtfertigt waren, weil Gott ihnen am Sinai das Gesetz gegeben hatte. Aber ein Gesetz zu empfangen bedeutet nicht, jenes Gesetz auch zu halten. Daher zeigt der Apostel ihnen, daß aus Gesetzeswerken kein Fleisch vor Gott gerechtfertigt werden kann. – Römer 3:20

Das Argument ein wenig weiter ausführend zeigt Paulus, daß einst das ganze Menschengeschlecht in der Gunst Gottes war, wie dies in Adam, bevor die Sünde eintrat, dargestellt ist. So lange das Geschlecht in jenem Zustand der Vollkommenheit war, war die Menschheit vor Gott gerecht. Aber als die Sünde eintrat, brachte sie die Strafe der Entfremdung von Gott und den Tod. Fortan war das Menschengeschlecht tot in den Übertretungen und in der Sünde und besaß kein Recht auf ewiges Leben. In jenem Zustand gab Gott der ganzen Welt kein Gesetz, sondern ließ die Welt bis zur Zeit Mose ohne Gesetz. Und sogar zur Zeit Mose gab Gott das Gesetz nicht der ganzen Welt, sondern nur der jüdischen Nation. Wenn Israel fähig gewesen wäre, das Gesetz zu halten, das ihnen am Berg Sinai gegeben wurde, wären sie eine lebendige Nation gewesen, und nicht wie alle anderen eine sterbende Nation.

Der Apostel führt weiter aus, daß sich das Gebot, das zum Leben gegeben wurde, für Israel zum Tode erwies. – Römer 7:10 Ein Mensch kann nicht durch das Empfangen des Gesetzes gerechtfertigt werden, sondern durch das Halten des Gesetzes. Wie der Apostel sagt, waren die übrigen der Welt weniger verdammt als die Juden, denn Gott gab ihnen jenes Gesetz nicht, und so kamen sie folglich nie unter die Strafe jenes Gesetzes. So fand Israel denn, daß das Gesetz den Tod bewirkte, und sie unter größerer Verurteilung waren, als irgend ein anderes Volk in der Welt. Denn sie waren nicht nur in Adam verurteilt, sondern auch darum, weil sie das Gesetz nicht hielten. Durch den Gesetzesbund, der ihnen am Berg Sinai gegeben wurde, wurden sie aus der Adamischen Verurteilung emporgehoben und einer neuen Prüfung unterzogen. Und als sie verfehlten, jenes Gesetz zu halten, ist eine zweite Verurteilung über sie gekommen. Paulus zeigt hier den gedanklichen Fehler, daß der Gesetzesbund Israel eine besondere Sicherheit gegenüber der Verurteilung gegeben hätte. Dann weist er auch darauf hin, daß einige Nationen, die nie unter den Gesetzesbund gekommen sind, wie die Juden, trotzdem ein Werk des Fortschritts zeigten, das die Juden nicht gezeigt haben; denn diese Nationen zeigen, daß ein Gesetz der Liebe in ihren Herzen ist. Denn in gewisser Hinsicht entschuldigt sie ihr Gewissen oder es klagt sie an.

Gottes Gesetz wurde ursprünglich in des Menschen Herz geschrieben

Der Apostel sagt, weil die Juden durch das am Berg Sinai gegebene Gesetz verurteilt sind, und weil der Rest der Welt durch ihr Gewissen erkennen, daß sie verurteilt sind, demnach die ganze Welt aus Gottes Sicht schuldig ist. Was ist es dann, das die Nationen verurteilt? Die Antwort ist, das ursprüngliche Gesetz Gottes bleibt in ihren Herzen, wenn auch beschädigt durch den Fall.

Gott erschuf unsere ersten Eltern in solch einem Zustand der Vollkommenheit, daß das Gesetz Gottes für sie klar oder instinktiv erkennbar gemacht worden war. Wenn ein Mensch auf Grund des Falles seine moralischen Wahrnehmungen allein benutzen würde, könnte er sagen, daß eine Sache falsch ist und ein anderer könnte sagen, daß sie richtig ist. Jeder würde dabei durch sein eigenes Verständnis geleitet werden, sein eigenes Gewissen. Das Argument des Paulus ist, daß egal wie gefallen ein Mensch auch sein mag, er noch so viel von dem ursprünglichen Gesetz in seinem Herzen hat, daß sein Gewissen ihn entweder des Fehlverhaltens anklagen oder sein Verhalten entschuldigen wird; und wenn er nicht überaus erniedrigt ist, wird er wissen, daß es falsch ist, zu stehlen oder das menschliche Leben zu nehmen.

In welchem Maß auch ein Mensch dieses ursprüngliche Gesetz Gottes bewahrt haben mag, in diesem Maß ist er verantwortlich. Niemand kann sich selbst entsprechend entschuldigen, daß er sagen könnte, daß er des ewigen Lebens würdig ist. Der Jude konnte nicht behaupten, daß er das Gesetz gehalten hätte, denn seine Wiedergutmachung der Sünde wäre eine Anerkennung gewesen, daß er es versäumt hatte, danach zu handeln, und das Gewissen der Nationen hätte seine Unwürdigkeit geprüft. Daher verdiente keiner das ewige Leben. Sein Argument fortsetzend erklärt der Apostel, daß niemand vom gefallenen Geschlecht ewiges Leben erlangen kann, es sei denn auf die Weise, die Gott vorgesehen hat, und diese ist in Christus allein. Durch die göttliche Anordnung wurde Christus, der vollkommen war, Fleisch, und er gab sich selbst für Adam und sein Geschlecht, so daß Gott gerecht und weiterhin der Rechtfertiger dessen sein kann, der an Jesus glaubt. – Römer 3:26

Weder ein Jude noch einer der Nationen kann ewiges Leben haben, ausgenommen infolge des Glaubens an Jesus Christus. Der Apostel sagt uns, daß wir ewiges Leben nicht verdienen können, sondern alles in unserer Macht stehende tun müssen, zu zeigen, daß wir, wenn wir vollkommen wären, Gottes Gesetz halten würden, und das in dem Maß, in dem wir den göttlichen Willen, das göttliche Gesetz, kennen, unseren Wunsch, mit Gott in Harmonie zu sein, unter Beweis stellen, indem wir Seinen Willen nach unserer besten Möglichkeit ausführen. Das Verdienst Christi wird die ererbten Schwachheiten des Fleisches beheben und ausgleichen, und wir werden schließlich zur Vollkommenheit gelangen. Aber niemand außer jenen, die ihre Bereitwilligkeit zeigen, das Gesetz zu halten, werden diese Vollkommenheit erreichen; sie müssen willens sein, keine Anstrengung zu scheuen, das Gesetz zu halten, soweit es an ihnen liegt.

Zwei von der Adamischen Verurteilung freigekommene Klassen

„Wo kein Gesetz ist, (da ist) auch keine Übertretung”, „Sünde aber wird nicht zugerechnet, wenn kein Gesetz ist.” – Römer 4:15 und 5:13 Die Welt ist noch nicht unter die Verurteilung des Einzelnen gekommen; weil sie noch nicht unter das göttliche Gesetz gestellt worden ist. Warum nicht? Bis zur gegenwärtigen Zeit ist die Welt unter der Adamischen Verurteilung, und nur solche, die aus jenem Urteil herausgekommen sind, können unter ein anderes Urteil kommen. Die ganze Welt war unter Vater Adam zum Tod verurteilt, und die Menschheit kann nicht noch einmal verurteilt werden, bis sie aus der ersten Verurteilung herauskommt. Die einzigen, die in irgendeinem Sinn des Wortes aus dieser Adamischen Verurteilung entlassen worden sind, sind zwei Klassen; die natürlichen Israeliten und die geistigen Israeliten. Die Juden konnten nicht auf Leben und Tod geprüft werden, ohne aus der Adamischen Verurteilung in der einen oder anderen Form entlassen worden zu sein. Diese Entlassung erlangten sie durch den Gesetzesbund; aber sie war nur vorbildlich, denn das Blut von Stieren und Böcken kann niemals Sünde wegnehmen. – Hebräer 10:4

Die Einzigen, die tatsächlich freigegeben worden sind, sind diejenigen Juden, die unter den Opferbund kamen, den Bund, der mit dem Evangelium-Zeitalter mit Christus begann. So viele davon in dieses Verhältnis eingetreten sind, befinden sich vor dem göttlichen Gesetz in der Prüfung auf ewiges Leben oder ewigen Tod unter jenem Gesetz. Wenn sie jenem Gesetz gegenüber gehorsam sind, werden sie ewiges Leben erlangen. Wenn sie ungehorsam gegenüber dem Gesetz des Geistes des Lebens sind und willkürlich sündigen, nachdem sie vom Geist gezeugt sind, werden sie in den Tod gehen.

Das groß und herrlich gemachte Gesetz

In dem Fall der Juden wäre es der zweite Tod gewesen, wenn ihr Gesetzesbund der vollständige und vollkommene Bund gewesen wäre, den Gott für sie beabsichtigte. Aber er war es nicht; er war nur ein vorläufiger Bund, um ihnen ein vorläufiges Angebot für ewiges Lebens zu unterbreiten. Er war einfach ein vorbildlicher Bund. Der wirkliche Bund ist der von Gott beabsichtigte, der als der Neue Bund kommen sollte. „Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da schließe ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund: nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe an dem Tag, als ich sie bei der Hand faßte, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen.” – Jeremia 31:31 und 32 Gott will einen neuen Bund mit ihnen schließen. Er will das steinerne Herz aus ihrem Fleisch entfernen und ihnen ein Herz von Fleisch geben, daß sie Seine Satzungen und Verordnungen unter diesem neuen Bund – dem wirkliche Gesetzesbund – einhalten können. – Hesekiel 11:19

Unter jenem wirklichen Gesetzesbund wird jeder Jude die völlige Gelegenheit haben, mit Gott in Harmonie zu kommen. Und die Grundlage zu jener Harmonie werden die „besseren Opfer” sein, welche besser sind als die vorbildlichen Opfer, die Mose opferte. Der große Mittler wird der Messias sein – Christus, das Haupt und die Kirche, sein Leib. Und für den großen Mittler besteht die Grundlage seiner Macht in der Tatsache, daß er die „besseren Opfer” zur Verfügung gestellt hat. Er stellte zuerst sein eigenes Opfer zur Verfügung. Und während des Evangelium-Zeitalters stellt er andere Opfer zur Verfügung – jene, die durch ihn zum Vater kommen.

Das Gesetz ist ein Hinweis des Willens Gottes

Die Kirche dieses Evangelium-Zeitalters ist nicht unter diesem jüdischen Gesetzesbund, weil jener Gesetzesbund den Juden gegeben wurde, und nicht den Nationen noch der christlichen Kirche. Wir sollten von uns nicht als „Nationen” oder als „Juden” reden, sondern als der Kirche Gottes. Gott hat einen unterschiedlichen Bund mit uns gemacht, der als ein Opferbund bezeichnet wird: „Versammelt mir meine Frommen, die meinen Bund geschlossen haben beim Opfer!” – Psalm 50:5 Dieser Bund ist im Einzelnen mit der ganzen Kirche Christi gemacht worden.

Sollen wir dann sagen, daß die Evangeliumskirche ohne ein Gesetz ist? Keineswegs! Wir sind nicht unter jenem Gesetzesbund – dem Bund, der von uns fordert, das Gesetz zu halten, und der uns bindet ihn zu halten. Wir sind jedoch unter einem Bund der Gnade, einem Bund, der besondere Vorsorge für uns trifft – hinsichtlich unserer Unfähigkeit vollkommen zu handeln. Trotzdem sind wir noch unter göttlichem Gesetz. Jede intelligente Schöpfung steht unter göttlichem Gesetz. Nach dem Maß ihrer Erkenntnis wird die Kirche gegenüber dem Gesetz Gottes verantwortlich sein.

Wie können wir das Gesetz Gottes erkennen? Wir können es zum Teil in dem jüdischen Gesetz und in den zehn Geboten erkennen. Ignorieren wir die zehn Gebote? Keineswegs!

Wir wertschätzen sie als solche, die uns das Gesetz Gottes zeigen. Es ist eine Sache, danach zu trachten, sie im Sinn, im Gedächtnis zu halten, und es ist eine völlig andere Sache, sie einzuhalten, wie jene, die unter dem Gesetz waren, zu tun versprachen; denn wer auch immer nur eines der Gesetze bricht, bricht sie alle. – Jakobus 2:10 Wir sind aber nicht unter dem Gesetz, sondern unter Gnade. – Römer 6:14 Jenes gleiche Gesetz, das Gott Israel gab, das so wundervoll auf Steintafeln dargestellt wurde, herrscht nicht über uns; aber der Geist des Gesetzes gilt uns. Paulus sagt, daß die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt wird in uns, die wir nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln. – Römer 8:4

Mit der Evangeliumskirche handelt Gott in der Art und Weise, in welcher Er mit dem jüdischen Volk handelte, unterschiedlich. Gottes Vereinbarung mit den Juden bestand darin, daß sie das Gesetz sowohl dem Buchstaben nach als auch dem Geiste nach halten sollten, oder sie andernfalls verurteilt würden. Seine Anordnung für die Evangeliumskirche bestand darin, daß sie das Gesetz nach dem Besten ihrer Möglichkeiten erfüllen sollten, und daß das Verdienst Christi ihre Mängel ausgleichen würde. Während wir, die wir von der Evangeliumskirche sind, das Gesetz halten möchten, sind wir wie die Juden auf Grund der Schwachheit des Fleisches dazu nicht fähig. Jeder Christ sollte fühlen, daß er auf Grund seiner größeren Erleuchtung in göttlichen Dingen und durch die Anweisungen Christi und der Apostel und denen des Heiligen Geistes unter strengen Pflichten gegenüber dem göttlichen Gesetz ist, mehr als jene, die keine Christen sind. Nicht nur soll er suchen, die Anforderungen des Gesetzes zu erfüllen, sondern er gelobt, viel mehr zu tun. Er gelobt sogar jene Rechte zu opfern, die er unter dem Gesetz haben würde, und seinen Leib als ein Opfer darzustellen, und nicht mal seine eigenen Rechte unter dem Gesetz in Anspruch zu nehmen.

Gehorsam nach dem Maß der Fähigkeit

Wir halten den Geist der zehn Gebote, weil es der Geist der Gerechtigkeit ist, der Geist Gottes. Wir sind Gottes Kinder geworden; und weil wir Seinen Geist haben, sollten wir jene Dinge tun, die Ihm angenehm sind. Wenn wir daher von den zehn Geboten lernen können, welche Dinge Ihm angenehm sind, dann sind es Lektionen, die wir lernen sollten. Und wenn irgendwelche andere Dinge uns zeigen, was Gott gefällt, so sollten wir sie tun. Wir sind aber nicht unter dem Gesetzesbund. Wir hoffen nicht auf ewiges Leben indem wir ihn halten. Für uns ist Gottes Anordnung, daß wir bis zu dem Maß unserer Möglichkeit gehorsam sind und den Geist des Gesetzes in unseren Herzen haben, und werden in Seinen Augen als vollkommen gerechnet und Seinen Segen erlangen.

Einige der Juden dachten, daß sie die zehn Gebote hielten, jedoch zu ihrer Überraschung erlangten sie kein ewiges Leben. Die Lehren Jesu und der Apostel zeigen uns, daß jedes einzelne Gebot des Gesetzes eine tiefere Bedeutung hatte, als die Juden erkennen konnten, und daß ihr Versagen, den Geist des Gesetzes zu erkennen, einer der Gründe war, warum sie kein ewiges Leben bekommen konnten. Nimm das Gebot, welches sagt: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir”. Einige Leute haben wirklich einen anderen Gott in ihren Herzen; einige vergöttern ihren Ehemann, bei anderen nehmen die Ehefrauen den ersten Platz ein; bei anderen die Aktien und das Geld. Dies ist Götzendienst.

Die Schriften sagen uns, daß das Gebot „Du sollst nicht töten”, eine noch tiefere Bedeutung hat, als nur das Leben zu nehmen. Derjenige, der seinem Bruder zürnt, derjenige, der gern die Gelegenheit hätte, jemand zu vernichten und nur auf Grund von Furcht davon abgehalten wird, ist in seinem Herzen ein Mörder. Ähnlich sagt der Meister, daß jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen; er ist nur durch einen Mangel an Gelegenheit davon zurückgehalten worden.

Wenn wir beginnen, diese tiefere Sicht der Lehren der zehn Gebote zu erfassen, so erkennen wir, wie der Herr das Gesetz groß und herrlich machte. – Jesaja 42:21 Aber die Tatsache, daß Jesus fähig war, das Gesetz zu halten, zeigt, daß Gott kein ungerechtes Gesetz gab; daß das Gesetz gehalten werden konnte, und daß es an dem schwachen Zustand der gefallenen Menschheit lag und nicht an dem Gesetz.

Der Sabbat des Glaubens an das vollendete Werk Jesu

Wie die anderen Gebote eine höhere und tiefere Bedeutung haben, als die, welche oberflächlich erscheint, so trifft dies auch auf das vierte Gebot zu, das dem Sabbattag gewidmet ist. Der Apostel Paulus gibt uns den Schlüssel zu dieser höheren Bedeutung, wenn er sagt, daß dieser siebte Tag die Ruhe des Glaubens für das Volk Gottes vorbildlich zeigt. – Hebräer 4:9 und 10 Wer auch immer in Christus bleibt, ist einer, der den Sabbat hält, und solche, die nicht in ihm bleiben, verlieren diese Ruhe und verfehlen den Sabbat zu halten. Es gibt in seiner vorbildlichen Bedeutung noch eine zusätzliche Erweiterung des Sabbats in Hinsicht auf den Tausendjahrtag. Die Menschheit wird dann Ruhe haben vor dem Satan, der Sünde, den Versuchungen und Bedrängnissen und den Schwierigkeiten der gegenwärtigen Zeit. Und die ganze Menschheit wird eine Gelegenheit haben, in diese Ruhe einzutreten. Die Kirche wird in ihrer Auferstehung als erste darin eintreten. Als nächstes wird der Jude in jene Ruhe eintreten, wenn er Gottes Plan verstehen wird und der Empfänger der Segnungen Gottes und der ewigen Gunst an dem Millennium-Tag sein wird; und zuletzt, vor seiner Beendigung, wird alle Welt unter dessen gesegneten Einflüsse kommen. Dies war die Verheißung Gottes für Abraham, als Er sagte: „In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.” – 1. Mose 12:3 Sie werden gesegnet werden in den wundervollen Bestimmungen des großen Sabbattags.

Das vierte Gebot wurde niemals für uns gegeben, und es wurde uns nicht befohlen, den siebten Tag zu halten, weder dem Buchstaben noch dem Geist nach. Der Sabbattag wurde durchaus nicht der Kirche gegeben. Uns ist ein höherer Gedanke als der der physischen Ruhe gegeben. Gott hat für uns eine Ruhe des Glaubens in dem vollendeten Werk Christi gegeben. Wir können unsere Ruhe an sieben Tagen in der Woche genießen und jeden Tag im Jahr. Wenn wir jenen Gedanken wertzuschätzen beginnen, so haben wir eine Ruhe, von der die Juden nichts wußten. Dies ist eine Anzahlung auf die Zukunft, wenn wir durch all unsere Schwierigkeiten hindurch sind und für immer in der Ruhe Gottes bleiben.

Der Sonntag ist eine Illustration der neuen Ordnung von Ereignissen

Wir selbst stehen in Gottes Augen nicht unter Geboten; nicht unter Pflichten, irgendeinen Tag der Woche zu halten. Wieso beachten wir einen Sabbat? Auf Grund unseres eigenen Willens. Das Gesetz dieses Landes bestimmt den Sonntag zu halten. Wir sind froh, daß das Gesetz diese Vorsorge für einen ruhigen Tag einmal in der Woche trifft. Wir freuen uns, ihn zu haben, und wir würden nichts dagegen sagen, wenn es zwei Sonntage in jeder Woche gäbe. Wir denken, daß der ausgewählte Tag eine wunderbare Erinnerung an unseres Herrn Auferstehung ist. Er ist auch eine sehr schöne Darstellung der neuen Ordnung der Dinge, die bald eingerichtet werden sollen; und er ist ein sehr angemessener Tag für uns. Wie es für die Welt unter dem Neuen Bund ziemlich wahrscheinlich einen Tag geben wird, der besonders für sie eingesetzt werden wird, an dem sie von ihren Mühen ausruhen werden, usw. Vielleicht wird es der siebte Tag sein.

Söhne sind nicht unter dem Gesetz von Dienern

Es ist nirgends gesagt, daß Christen den Geist und den Buchstaben der zehn Gebote halten sollen. Wenn es so bestimmt wäre, dann würden wir unter jenem Gesetz sein, unter dem die Juden waren, die, obwohl durch ihren Bund gebunden waren, jedes Jota und jedes kleinste Strichlein des Gesetzes einzuhalten, doch nicht mehr tun konnten, als den Geist des Gesetzes zu beachten und sich zu bemühen, es so weit wie möglich auch dem Buchstaben nach zu halten.

Christen sind unter Gnade; denn sie sind Söhne Gottes durch Adoption. Ein Sohn hat viele Privilegien, die ein Diener nicht hat. Um dies zu illustrieren, nehmen wir an, wir wären in die Familie eines Millionärs aufgenommen worden. Während wir auf dem Weg zu unserer neuen Heimat sind, schauen wir uns um, und wir erblicken verschiedene Beschriftungen über Türen, wie zum Beispiel, „Eingang für Diener”, „Eingang für Händler”, „Waschraum für Diener”, „Unterkunft für Diener”, usw. Bei weiterer Beobachtung entdecken wir verschieden aufgeführte Regeln, welche die Pflichten und Angelegenheiten der Diener im allgemeinen betreffen. Wir lesen diese und erlangen daraus Informationen, die dem Willen unseres freundlichen Freundes entsprechen. Wir fragen uns, falle ich unter diese Einteilung? Nein, denn ich bin in die Familie adoptiert worden. Diese Anweisungen gelten nicht mir. Ich erfahre jedoch aus diesen Anweisungen etwas über die Gesetze des Hauses, aber ich habe Pflichten und Vorrechte, die weit jenseits denen eines Dieners sind. Ich bin ein Sohn und habe diesen gegenüber entsprechende Vorrechte.

So sagt der Apostel, Gott handelt mit uns wie mit Söhnen. Er hat uns nicht die zehn Gebote gegeben. Warum nicht? Es würde eine Beleidigung sein, uns von Seinem Geist zu geben, Seinem Sinn, usw., und uns noch unter einen Befehl zu stellen, der zeigen würde, daß wir Seinen Geist nicht bekommen haben. Es wäre ganz unlogisch gewesen, zu einer Neuen Schöpfung zu sagen: „Du sollst nicht stehlen”, „du sollst nicht töten”. Die Neue Schöpfung würde nicht stehlen oder töten. Umso mehr wir über das Gesetz wissen, das Israel gegeben wurde, umso mehr wertschätzen wir es, umso besser begreifen wir den göttlichen Standpunkt über alles. Während wir so einiges Gute aus dem Gesetz erlangen können, das Dienern gegeben wurde, erkennen wir, daß es nicht ein Gebot ist, das uns gegeben wurde, obgleich es uns eine Idee darüber gibt, was ein Sohn tun sollte. Jene Gebote sollten uns besser erkennen lassen, was des Vaters Wille ist, damit wir besser im Stande sein mögen, jenen Willen zu tun.

In dem Verhältnis, in welchem wir lernen, des Vaters Willen wertzuschätzen und die Prinzipien, die dem göttlichen Charakter unterliegen, zu kopieren, sind wir als Neue Schöpfungen in der Herzensgüte von Herrlichkeit zu Herrlichkeit „verwandelt”. Und so verändert in unseren Herzen, in unseren Sinnen, in unserem Willen, unserem Benehmen, werden wir geeignet oder „fähig gemacht zum Anteil am Erbe der Heiligen im Licht”. – Kolosser 1:12