Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Die Schlafenden auferweckt

Die läuternden Segnungen des Königreichs-Zeitalters werden sowohl den Verstorbenen als auch den bei Beginn der Herrschaft Christi Lebenden zugute kommen; denn die im Tode Schlafenden sollen aus ihrem langen Schlaf auferweckt werden, um an jenen Segnungen teilzuhaben. Im Hinblick auf diese schrieb der Prophet Daniel: „Und viele von denen, die im Staube der Erde schlafen, werden erwachen.“ (Daniel 12:2, Elberfelder Bibel) Der Hinweis auf diejenigen, die „im Staube der Erde schlafen“, lenkt unsere Gedanken zurück in den Garten Eden, in die Zeit, als Gott zu unseren ersten Eltern sagte: „Staub bist du, und zum Staube wirst du zurückkehren.“ — 1. Mose 3:19

Die Erlösung von dieser ursprünglichen Strafe sah der Schöpfer durch Jesum vor; es werden daher die zum „Staube“ Zurückgekehrten aus dem Staube auferweckt werden; d. h. sie werden wiederhergestellt werden zum Leben auf der Erde, welche geschaffen wurde, um des Menschen ewige Wohnstätte zu sein. (Jesaja 45:18) Jesus sagte, dass die Zeit kommen wird, in welcher alle, die in den Gräbern sind, die Stimme des Sohnes des Menschen hören und hervorkommen werden. Und dann fügt der Meister hinzu: „Die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Übles getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.“ — Johannes 5:28, 29

Die da Gutes getan haben, sind in erster Linie diejenigen, die in den Fußstapfen Jesu nachgefolgt sind — diejenigen, welche in diesem Leben von Sünde geläutert oder gereinigt worden sind. Die Auferstehung derselben zum „Leben“ wird in ihrer unmittelbaren Erhöhung zu himmlischer Herrlichkeit bestehen, auf dass sie mit Christo leben und herrschen mögen. Aber die da nicht Gutes sondern Übles getan haben, werden ebenfalls des Meisters Stimme hören und aus ihren Gräbern kommen. Diese, sagte, Jesus, werden hervorkommen „zur Auferstehung des Gerichts“.

Was bedeutet dies? Das in dieser wunderbaren Verheißung Jesu mit „Gericht“ übersetzte griechische Wort ist krisis. Es hat im wesentlichen die gleiche Bedeutung wie unser deutsches Wort „Krise“, d. h. einer Prüfung – oder Probezeit. Wir sagen zum Beispiel, dass die Krise einer Krankheit an einem bestimmten Tage erreicht wird. Dies bedeutet, dass an diesem besonderen Tage es sich entscheiden wird, ob der Patient leben wird oder nicht. Wird die Krise erfolgreich überstanden, dann geht es dem Patienten besser, und gewöhnlich wird er wieder gesund. Andernfalls stirbt er.

So wird es mit der Menschheit während der Läuterungszeit des messianischen Königreiches sein. Diejenigen, welche in diesem Leben Übles getan haben — was praktisch die ganze Menschenwelt einschließt, geboren als Glieder eines sündigen und sterbenden Geschlechtes — werden vom Tode auferweckt und für ewiges Leben auf die Probe gestellt werden. Das wird ihre krisis-Zeit sein. Sie werden über die für sie durch den Tod Jesu getroffene liebevolle Vorkehrung aufgeklärt und ihnen eine Gelegenheit gegeben werden, an ihn zu glauben und den Gesetzen seines Königreiches zu gehorchen. Wenn sie annehmen und gehorchen, wird es bedeuten, dass sie sich von der Sünde ab – und Gott und seiner Gerechtigkeit zugewendet haben; dass sie soweit die krisis erfolgreich überstanden haben und auf dem Wege zu Rechtschaffenheit und Leben sind.

Aber der Weg wird nicht leicht sein. Der Grad, bis zu welchem jeder in diesem Leben sich der Gerechtigkeit widersetzt hat, wird von Gewicht sein für die Schwere der läuternden Erfahrungen, die er wird durchmachen müssen, um in jener künftigen Gerichtszeit ewiges Leben zu erlangen. Jesus erklärte den hierin enthaltenen Grundsatz, wenn er sagte, dass diejenigen, welche den Willen Gottes nicht kennen und nicht tun, mit wenig Streichen geschlagen werden, während diejenigen, welche Gottes Willen kennen und nicht tun, mit vielen Streichen geschlagen werden. (Lukas 12:47, 48) Das ist nur eine andere Art der Darlegung, dass das Maß der erzieherischen Strafe, die ein Glied des Menschengeschlechtes erfahren wird — entweder jetzt oder in der Auferstehung — vom Maß der Willentlichkeit abhängen wird, mit welcher er sündigte.

Jesus erklärte, dass denen, welche in diesem Leben nicht das Gute getan haben, bei ihrer Auferweckung aus dem Todesschlaf eine „Auferstehung des Gerichts“ oder der krisis zuteil wird. Dies zeigt, dass das bloße Erwecken aus dem Todesschlaf nicht eine vollständige „Auferstehung“ sein wird. Der Grund hierfür wird offenbar, wenn wir uns an die herrliche Vollkommenheit erinnern, aus welcher das Menschengeschlecht fiel, an jene in Vater Adam vor seiner Übertretung des göttlichen Gesetzes dargestellte Vollkommenheit.

Das Auferwecken vom Tode wird nur der erste Schritt auf dem Wege zurück zu dieser ursprünglichen Vollkommenheit sein. Die weiteren Schritte werden stattfinden auf der Grundlage des Bestehens der Gehorsams-Erprobungen, welche zu jener Zeit allen Einzelpersonen auferlegt werden. So wird ihre Auferstehung oder ihr Emporheben zur Vollkommenheit durch „Gericht“ oder krisis stattfinden; alle ihre reinigenden und erzieherischen Erfahrungen werden als Erprobungen dienen und, wenn bestanden, zur Folge haben, dass sie ein wenig näher emporgehoben werden zu der schließlichen Vollkommenheit hin, nach welcher sie streben werden.

Der Weg zur Heiligkeit

Das Fortschreiten zur Heiligkeit hin während der Läuterungszeit der Welt wird von dem Propheten Jesaja mit dem Reisen über eine Landstraße oder einen öffentlichen Verkehrsweg verglichen. Er nennt ihn den „heiligen Weg“. (Jesaja 35:8) Der Prophet erklärt, dass es eine „Bahn [bequeme Straße]“ sein wird, und dass „kein Unreiner darauf gehen darf“; und doch wird „derselbe… für sie sein“ — d. h. für die Unreinen. Die Bedeutung ist klar: Er wird nämlich zu ihrer Förderung dienen, während niemand in der Lage sein wird, die ganze Strecke über diese Straße zu gehen und unrein zu bleiben: denn es ist ein Weg, über welchen der Unreine zur Heiligkeit voranschreiten kann — ein Weg, der zu Gerechtigkeit und Vollkommenheit führt.

Der Prophet erklärt ferner, dass auf diesem „Weg“ „kein Löwe sein und … kein reißendes Tier darauf treten“ wird. (Jesaja 35:9) Dank sei Gott für diese Zusicherung! Heute geht der Teufel umher „wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge“. (1. Petri 5:8) Aber gleich zu Beginn des Gerichts – oder Läuterungstages der Welt wird der Teufel gebunden werden, so dass es ihm während jener Zeit nicht möglich sein wird, die Menschen zu verführen. (Offenbarung 20:1-3) Heute werden Millionen von den reißenden Tieren der Versuchung zu berauschenden Getränken und anderen Lastern so sehr bedroht, dass sie unfähig zu sein scheinen, dagegen anzukämpfen. Aber das wird alles anders werden.

Und wer wird über diesen Weg wandeln, der zur Heiligkeit, zu menschlicher Vollkommenheit führt? Der Prophet antwortet: „Die Erlösten des Herrn werden wiederkommen und gen Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein. Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.“ (Jesaja 35:10) Ja, diese künftige Straße soll der Weg vom Tode zurück sein, und über ihn werden „die Erlösten des Herrn“ zurückschreiten zu Gesundheit, Freude und ewigem Leben.

Wer sind die „Erlösten des Herrn“? Paulus antwortet hierauf, wenn er sagt, dass Jesus sich selbst gegeben hat „für alle zur Erlösung“. (1. Timotheus 2:4-6) Also ist die gesamte Menschheit in die Bezeichnung der „Erlösten des Herrn“ einbezogen; denn der Herr Jesus Christus hat das ganze Menschengeschlecht von Sünde und Tod erlöst, indem er durch seinen eigenen Tod am Kreuz auf Golgatha Vorkehrung hierfür getroffen hat.

Und „die Erlösten des Herrn“ werden, wie der Prophet erklärt, „wiederkommen … mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein, Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen“. Welch eine herrliche Aussicht! Wahrlich. Gottes Wege sind höher als der Menschen Wege, und seine Gedanken als der Menschen Gedanken, wie schon der Prophet erklärt hat. — Jesaja 55:8, 9

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