Der Beginn des Irrtums
Den Ursprung dieser Lehre von der ewigen Qual finden wir in der ersten schwärzesten und folgenschwersten Lüge, die jemals an menschliche Ohren drang. Diese Lüge wurde vom Teufel selbst erfunden und der Mutter Eva durch die „Schlange“ übermittelt. Gott hatte zu unseren ersten Eltern gesagt, dass sie sterben würden, falls sie ihm durch den Genuss der verbotenen Frucht ungehorsam werden sollten. Satan aber leugnete dies, indem er sagte: — „Ihr werdet mitnichten des Todes sterben!“ — 1. Mose 3:4
Die Bibel zeigt, dass der Teufel praktisch die ganze Welt getäuscht hat. Und wie wahr ist dies! Fast alle glauben seine Lüge: „Ihr werdet mitnichten des Todes sterben.“ Sie glauben nicht mit gerade diesen Worten daran, aber dieselbe irrtümliche Ansicht findet in all den verschiedenen „Kein Tod“- Theorien des Heidentums und der Christenheit ihren Ausdruck. Fast alle religiös eingestellten Menschen, wo immer sie auch seien, versuchen zu glauben, dass sie beim Tode nicht tatsächlich, sondern nur scheinbar sterben — „es gibt keinen Tod“, behaupten sie.
O ja, alle geben zu, dass der Leib stirbt. Es ist geradezu unmöglich, diese offensichtliche Tatsache zu leugnen. Aber man behauptet, dass in unseren Körpern ein unsichtbares Etwas versteckt sei, welches sie „Seele“ nennen, und man behauptet, dass diese Seele beim Tode des Leibes entflieht und irgendwo weiterlebt. In der Tat, man behauptet, dass die Seele nicht sterben kann, dass sie unzerstörbar ist. Sie wird oft unschriftgemäß als „unsterbliche Seele“ bezeichnet.
Aber gibt es nicht so etwas wie eine unsterbliche Seele? So werden manche fragen. Unsere Antwort ist: Nein! Diese Theorie ist eine reine Erfindung irregeleiteter Menschenweisheit. Der Ausdruck „unsterbliche Seele“ erscheint nirgendwo in der Bibel. Das Wort „Seele“ kommt in der Bibel vor, bezeichnet aber nicht ein unsichtbares Etwas, das in uns wohnt und nach dem Tode des Körpers weiter existieren kann. Nach dem biblischen Gebrauch ist die Bezeichnung Seele auf unser ganzes Wesen anzuwenden. Sie bedeutet ein empfindendes Lebewesen.
In 1. Mose 2:7 erscheint das Wort Seele zum ersten Mal in der Bibel, und in diesem Text wird uns genau gesagt, wie und woraus Gott die Seele schuf. Wir lesen: „Und Gott bildete den Menschen, Staub von dem Erdboden, und hauchte in seine Nase den Odem des Lebens; und der Mensch wurde eine lebendige Seele.“ Man beachte, dass Gott nicht eine unsterbliche Seele in den Menschen hineinblies, sondern dass vielmehr als Ergebnis der Verbindung des Leibes mit dem Lebensodem der Mensch eine Seele „wurde“.
Wenn also ein Mensch stirbt, so stirbt die Seele, denn der Mensch ist die Seele. Dies stimmt überein mit Hesekiel 18:4, wo wir lesen: „Welche Seele sündigt, die soll sterben.“ Adam, die erste Menschenseele, sündigte, und die Todesstrafe kam auf ihn. Ebenso sind alle seine Nachkommen sündige Seelen geworden, darum stirbt das ganze Menschengeschlecht, denn wir lesen im Neuen Testament: „Der Tod ist der Sünde Sold.“ (Römer 6:23) So ist es denn klar, dass der Lohn der Sünde der Tod ist und nicht Qual nach dem offensichtlich erfolgten Tode; und diese Strafe ist es, die dem ganzen Geschlecht auferlegt ist. Grabsteine, Leichenzüge, Krankheit und Schmerz sind alle Beweise für die Tatsache, dass der „Sünde Sold“ von einem sterbenden Geschlecht bezahlt wird.
Der Todesschlaf
Überall in der Schrift, im Alten und Neuen Testament, wird auf den Tod als „Schlaf“ hingewiesen. Von Abraham wird gesagt, dass er beim Tode „zu seinem Volk gesammelt“ wurde. (1. Mose 25:8) Abrahams Volk war heidnisch, doch der treue Abraham schläft mit ihnen im Tode. Vom König David wird ebenfalls gesagt, dass er mit seinen Vätern „entschlief“. (1. Könige 2:10) Als Lazarus, der Bruder von Martha und Maria, starb, sagte Jesus von ihm: „Lazarus, unser Freund, schläft.“ (Johannes 11:11) Als Jesus den Lazarus vom Todesschlaf auferweckte, sagt der Bericht: „Der Verstorbene kam heraus.“ (Johannes 11:44) Die Bibel sagt nicht, dass der im Fegefeuer oder an einem Ort der Qual Gewesene zurückkehrte. Die einfache Wahrheit ist, dass Lazarus im Tode — ohne Bewusstsein — schlief, und „der Verstorbene kam heraus“, als er auferweckt wurde.
Wir haben den biblischen Bericht von verschiedenen Personen, die aus dem Todesschlaf auferweckt wurden, doch keiner von ihnen sprach je ein Wort darüber, dass er entweder in der Hölle oder im Fegefeuer gewesen sei. Offensichtlich konnten sie von keinem dieser Orte einen Bericht geben aus dem einfachen Grunde, weil es keine derartigen Orte gab; außerdem waren sie im Tode ohne Bewusstsein. Sie waren nicht irgendwohin gegangen! Sie waren tot gewesen!
Es gibt Hoffnung auf Leben nach dem Tode, eine herrliche Hoffnung. Aber diese Hoffnung ist nicht gegründet auf den Irrtum, dass es keinen Tod gäbe, sondern auf die erhabene Wahrheit, dass Gott die Toten zum Leben wiederherstellen wird. Hiob fragte: „Wird ein toter Mensch wieder leben?“ (Hiob 14:14) Hiob wusste so gut Bescheid, dass er nicht fragte: „Ist ein toter Mensch wirklich tot?“ Hiob wusste, dass diejenigen, welche sterben, für immer aus dem Dasein gegangen sind, wenn Gott sie nicht zum Leben wiederherstellt. Das ist die Lehre des ganzen Wortes Gottes. Paulus bestätigt es, wenn er sagt: „Ist aber die Auferstehung der Toten nichts, so ist auch Christus nicht auferstanden … so sind auch die, so in Christo entschlafen sind, verloren.“ — 1. Korinther 15:13-18
Jawohl, die Toten sollen wiederhergestellt werden. Jesus sagte zu Martha: „Wer an mich glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben.“ (Johannes 11:25, 26) Jesus hat die Schlüssel des Todes. Er wird sie benutzen, um das große Gefängnishaus des Todes zu öffnen und dessen Gefangene zu befreien.
Und das Fegefeuer?
Das Wort Fegefeuer erscheint in den Übersetzungen der Bibel nicht, und es gibt im Worte Gottes absolut keinen Hinweis auf die traditionelle Lehre vom Fegefeuer. Aber die Bibel legt den Gedanken einer Läuterung des Menschengeschlechtes als Teil des Planes Gottes zur Errettung von Sünde, Sterben und Tod dar. Das Wort Fegefeuer bedeutet einen Ort oder Zustand der Reinigung oder Läuterung. Alle werden zugeben, dass die Menschen der Welt einer Reinigung bedürfen, dass alle unvollkommen und Sünder sind; dass sie hinter dem vollkommenen Maßstab der Gerechtigkeit Zurückbleiben, welche Gott von allen fordert, die er ewigen Lebens in einem Zustand von Frieden und Glück für würdig erachten wird.
Aber das „Fegefeuer“ des Finsteren Mittelalters ist sowohl seiner Natur nach als auch hinsichtlich der zeitlichen Beziehung zum Plane Gottes unschriftgemäß. Diese Irrlehre besagt, dass diejenigen, welche nicht gut genug sind, um beim Tode in den Himmel zu gelangen, unmittelbar in ein Fegefeuer der Leiden gehen und nach erfolgter Läuterung in den Himmel kommen. Die Bibel aber lehrt, dass Heilige und Sünder beim Tode bewusstlos werden und so bis zur Auferstehung im Tode schlafen. In der Auferstehung werden nach der Bibel diejenigen, welche als fromme Christen gestorben sind, eine himmlische Belohnung erhalten, mit Jesu vereinigt werden und mit ihm zusammen für die Dauer von tausend Jahren die geistigen Herrscher über diese Erde sein.
Während dieses Zeitraumes von tausend Jahren werden diejenigen, welche nicht zu jener treuen Christus-Körperschaft derer gehörten, die mit ihm als himmlische Wesen leben und regieren werden, aus dem Todesschlaf auferweckt, um wieder als Menschen auf der Erde zu leben. Während dieser Herrschaft Christi werden dieselben eine Gelegenheit erhalten, von ihren Sünden geläutert oder gereinigt und so vorbereitet zu werden, ewig auf der Erde als vollkommene, wirklich heilige Menschen zu leben. Die Tausendjahrherrschaft Christi über die Völker der Erde wird daher die Läuterungsperiode zur Reinigung der Menschheit von den Befleckungen der Sünde und des Todes sein.