Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Was ist der Mensch?

Lesedauer: 11 Minuten

„Wenn ich anschaue deinen Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, daß du dich um ihn kümmerst? Denn du hast ihn, wenig geringer gemacht als Engel, mit Herrlichkeit und Pracht krönst du ihn. Du machst ihn zum Herrscher über die Werke deiner Hände; alles hast du unter seine Füße gestellt: Schafe und Rinder allesamt und auch die Tiere des Feldes, die Vögel des Himmels und die Fische des Meeres, was die Pfade der Meere durchzieht. HERR, unser Herr, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde!”

Psalm 8:4-10

Wir glauben, daß diese den Menschen betreffende Eingebung des Propheten schon jedem intelligenten Wesen in den Sinn gekommen sein müßte. Wenn man auf die Tiefe schaut, auf die riesige Wasserfläche des Meeres und das Gleiten eines Schiffes über die Wellen, so denkt man: Wie klein ist doch der Mensch, was für ein kleines Staubkorn im Universum! Wenn wir nach oben schauen in die unendlichen Himmel und erkennen, daß sie so viel mehr der göttlichen Macht darstellen, sind wir noch mehr erstaunt. Wenn wir die Himmel betrachten und uns vergegenwärtigen, daß all diese Sterne, ausgenommen die Planeten, die zu unserem eigenen System gehören, in Wirklichkeit Sonnen sind, und daß um eine jede von diesen Sonnen sich Planeten drehen, wie unsere Erde sich um unsere Sonne dreht, und wenn wir an die Zahl dieser Sonnen und ihrer Planeten denken, sind wir überwältigt, und wir fühlen unsere eigene Bedeutungslosigkeit nur um so mehr!

Wir erfragen von Astronomen, wie zahlreich diese Sonnen vorhanden sind, und sie sagen uns, daß es ihrer etwa hundert Millionen gibt, die wir sehen können – und, wenn wir die Planeten, die sich um diese hundert Millionen Sonnen drehen mit zehn multiplizieren würden, es 10 Mal hundert Millionen Planeten sein würden. Und dann sagen sie uns weiterhin, daß, wenn wir auf einer der am weitesten entfernten von ihnen stehen könnten, wir jenseits derselben noch so viele mehr und mehr von ihnen beobachten könnten.

Es überwältigt unsere Gedanken, wenn wir über die Himmel als dem Werk der Finger Gottes nachzusinnen beginnen und dann den Menschen betrachten, was für ein geringes Werk er aus der Sicht Gottes ist. Wir haben dann ein Wertschätzung von dem, was die Schriften sagen, daß der Mensch aus der Sicht Gottes ist – wie „Staub auf der Waagschale”, der es nicht wert ist, wahrgenommen zu werden. Wir alle sind schon einmal in einem Lebensmittelgeschäft gewesen und haben bemerkt, daß niemand den Staub in der Waagschale einer Waage beachtet. Und ebenso gering ist der Mensch aus der Sicht Seines großen Schöpfers, daß wir uns darüber wundern, daß Gott überhaupt irgendein Interesse an der Menschheit haben sollte.

„Du machst ihn zum Herrscher”

Die Bibel ausgenommen könnten wir keine Erkenntnis über Gottes Interesse an uns haben, und wir könnten denken, daß Gott so groß ist, daß er uns nicht beachten würde. Aber wenn Gott sich uns selbst in der Bibel offenbart, beginnen wir zu erkennen, daß es nicht nur die göttliche Macht gibt, die in der Schöpfung all dieser Welten bekundet und offenbar wird, sondern auch daß diese göttliche Macht in Gottes Handeln mit uns bekundet wird und auch die Liebe Gottes, die, wie die Schriften feststellen, „allen Verstand übersteigt”. Was für eine wunderbare Herablassung von Seiten des Schöpfers, daß Er uns Beachtung erweisen will!

Aber unser Leittext gibt uns weitere Informationen über diese Sache mit der Feststellung: „Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, daß du dich um ihn kümmerst? Denn du hast ihn, wenig geringer gemacht als Engel.” Nur ein wenig geringer ist der Gedanke. Die Schriften geben uns zu verstehen, daß es unter den heiligen Engeln verschiedene Rangordnungen gibt, einige höher und einige niedriger, aber alle vollkommen. Dann gibt es in der Welt verschiedene Arten von tierischem Leben – die wilden Tiere des Feldes, die Fische im Meer, die Vögel in der Luft und den Menschen, als die höchste Form dieser irdischen Wesen; der mit all diesen niedrigeren Schöpfungen in Verbindung steht wie Gott mit dem ganzen Universum; und dies ist die Ehre, die unser großer Schöpfer Seinen menschlichen Schöpfungen gegeben hat.

Und so wird uns in diesem Psalm gesagt: „Du machst ihn zum Herrscher über die Werke deiner Hände; alles hast du unter seine Füße gestellt.” Was für eine wundervolle Schöpfung ist der Mensch dann von diesem Standpunkt aus gesehen! Während er ein wenig niedriger als die Engel ist, indem seine Natur in Verbindung mit der Erde steht, wohingegen die Engel hervorragender sind, was ihre Naturen betrifft, stuft dieser Psalm den Menschen höher ein, indem er sagt, daß ihm eine Herrschaft gegeben wurde. Den Engeln wurde keine Herrschaft über andere Engel gegeben, sondern sie sind alle dem großen Schöpfergott untertan.

Aber dem Menschen ist nach dem Bilde seines Schöpfers eine Herrschaft über die niedrige Schöpfung gegeben worden, und in dieser Hinsicht ist es eine wundervolle Ehre, mit der er gekrönt wurde – mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt – „Du hast alles unter seine Füße gelegt.”

Es mag mit großer Schicklichkeit gefragt werden, wenn Gott so fürsorglich für die Menschheit ist und Seine menschlichen Schöpfungen in so hohem Maß geehrt hat, warum sollte Er für sie nicht eine noch bessere Vorbereitung in der Welt getroffen haben? Wie kommt es, daß sie den ungünstigen Umständen unterworfen sind, unter denen sie jetzt leben? Warum gibt es Kummer, Schmerzen, Seufzen, Weinen und den Tod? Warum gibt es Stürme, Unwetter, Zyklone und Tornados, Hungersnöte, Dürren und die Pest – warum gibt es all diese Dinge, wenn Gott so fürsorglich für Seine Geschöpfe ist?

Wir würden keine Antwort auf alle diese Fragen finden, wenn sie nicht in der Bibel vorgesehen worden wären. In diesem wundervollsten aller Bücher, die wir haben, besitzen wir den Schlüssel zu der Angelegenheit, die Erklärung, und diese ist, daß Gott ursprünglich vorsah, daß der Mensch keiner dieser Schwierigkeiten und Katastrophen unterworfen sein sollte. Der Mensch wurde vollkommen erschaffen und in eine günstige und vollkommene Umgebung gesetzt, in einen vollkommenen Garten östlich von Eden, ausgestattet mit allem Notwendigen zu seinem Wohlergehen – wo es keine Stürme, keine Krankheiten, keine Unwetter, keine Schwierigkeiten gab, und er für immer hätte leben können. Solcher Art war die wundervolle Herrschaft dieses menschlichen Sohnes Gottes.

Warum änderte sich dann alles? Dieses wundervolle Buch, die Bibel, antwortet, daß die Veränderung von allem aufgrund der Sünde kam. Und so lesen wir: „Durch einen Menschen kam die Sünde in die Welt [es gab zuvor keine Sünde] und durch die Sünde der Tod.” – Römer 5:12 Es gab kein Sterben auf Seiten der Menschen, bis die Sünde kam. So sind alle Schmerzen, Leiden und Krankheiten, die wir erfahren, Teile dieses Sterbeprozesses. Und so ist die Schwierigkeit mit uns allen, daß wir „Kinder des Zorns” sind.

Ist dieser göttliche Zorn die ewige Qual? Nein, gewiß nicht! Diese Lehre kam vielleicht durch unsere Vorväter zu uns. Den Zorn Gottes erkennen wir überall. Wie der Apostel Paulus erklärt, ist „der Zorn Gottes offenbar geworden” – an unseren eigenen Leibern, durch Schmerzen und Leiden, Trauer und Krankheiten, mentalen, physischen und moralischen Unvollkommenheiten – die alle ein Teil dieser großen Strafe für die Sünde sind. Wir lesen in der Bibel, daß Gott, als der Mensch ein Übertreter wurde, einen heiligen Engel sandte, unsere ersten Eltern aus dem Garten von Eden von den Bäumen des Lebens, die sie in Vollkommenheit ernähren sollten, hinaus in die noch unfertige Erde zu vertreiben.

Während die ganze Erde sofort hätte vollkommen gemacht werden können, ließ Gott sie unvollendet, unvorbereitet für den Menschen. Gott pflanzte nur „einen Garten östlich von Eden” zur Prüfung unserer ersten Eltern; weil die göttliche Weisheit vorhersah, daß der Mensch sündigen würde. Und anstatt die ganze Erde vollkommen zu machen, beließ Gott sie, ausgenommen der Garten in Eden, in dem unvollendeten Zustand. Wir lesen mit welcher Bemerkung Gott unsere ersten Eltern aus dem Garten Eden vertrieb: „So sei der Erdboden deinetwegen verflucht … und Dornen und Disteln wird er dir sprossen lassen … Im Schweiße deines Angesichts wirst du [dein] Brot essen, bis du zurückkehrst zum Erdboden, denn von ihm bist du genommen.” – 1. Mose 3:17 – 19

Mit anderen Worten ist die große Strafe gegen unser Geschlecht eine Todesstrafe – „Sterbend sollst du sterben”. Dieser Fluch hat seit 6.000 Jahren auf unserem Geschlecht geruht, von der Zeit an, als die Sünde in die Welt eintrat. So sind alle Tage, von den Tagen Adams an bis heute, Tage der Sünde, des Kummers und der Schmerzen und des Weinens, weil wir alle Sünder sind. Und weil wir Sünder sind, behandelt uns Gott entsprechend Seiner eigenen geäußerten Absicht „du wirst sicherlich sterben”.

Dies ist die traurige Seite der Angelegenheit. Gibt es keine andere Seite, gibt es keine Hoffnung für uns? Das gleiche, gesegnete Buch, die Bibel, sagt uns in der Evangeliumsbotschaft, welche „frohe Botschaft” bedeutet, daß Gott eine gute Botschaft für solche hat, die Er zum Tode verurteilte.

Was ist die Evangeliumsbotschaft?

Wir fragen, worin besteht diese gute Botschaft? Die Schriften antworten, daß die gute Botschaft darin besteht, daß Gott, der uns des ewigen Lebens für untauglich erklärt und verdammt hat, zu unserer Erlösung vorgeplant hat, daß Sein Sohn unser Erlöser wurde, daß Christus starb, „der Gerechte für den Ungerechten”, um alle Menschen in Harmonie mit Gott zurückzubringen. Einige mögen sagen, starb aber Jesus nicht schon vor zwanzig Jahrhunderten oder mehr? Ja, sicherlich. Und herrscht die Sünde und der Tod nicht wie damals so auch heute? Ja. Wo ist dann die Segnung, die durch Jesus kommen sollte? Nun, wir antworten, daß eine zweifache Segnung vorgesehen worden ist. Als erstes ist es eine Segnung der Hoffnung, deren sich einige des Volkes Gottes erfreuen, ein Segen der Erkenntnis, daß zu Gottes „bestimmter Zeit” Er die wundervollen Dinge einführen wird, worüber diese Evangeliumsbotschaft spricht.

Da Gott einen Erlöser vorgesehen hat, wird es eine Auferstehung der Toten geben; sie sollen nicht im Todeszustand bleiben, sondern hervorkommen. Es wird eine neue Zeitverwaltung geben, einen herrlichen Morgen, an dem alle Sünde und alles Leid hinweg getan werden. So versichern uns die Schriften hinsichtlich jener Zeit, daß es da kein Seufzen, kein Weinen und kein Sterben mehr geben wird, weil die früheren Dinge, alle Auswirkungen der Sünde und des Todes, beseitigt sein werden.

Und wir fragen, wer ist so mächtig, daß er die Sünde und den Tod umstürzen und die Menschheit erheben und aus Sünde und Schwachheit und Unvollkommenheit und dem Tod zurückbringen kann? Die Bibel antwortet, daß der Eine, der dies tun wird, der große Eine ist, der auf dem Thron Gottes sitzt, wie wir lesen, „Und der, welcher auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu.” – Offenbarung 21:5

Aber wer ist dieser? Genau der Gleiche, der durch die Gnade Gottes unser Erlöser wurde – Jesus. Er soll der große König der Könige und Herr der Herren sein und soll herrschen „von Meer zu Meer und vom Strom bis an die Enden der Erde”. Und unter dem gesegneten Einfluß jenes Königreichs wird wieder der volle Segen Gottes über die Erde kommen. „Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet.” „Und die Herrlichkeit des HERRN wird sich offenbaren, und alles Fleisch miteinander wird es sehen.” Dies sind Worte der Propheten, die uns zur Hoffnung und Stärkung unserer Herzen gegeben wurden, daß wir uns von der Sünde abwenden und mehr und mehr Kinder Gottes werden können.

Wir haben auf die Welt hingewiesen, und wie es ist, von dem Messianischen Königreich, dem Königreich von Gottes lieben Sohn, gesegnet zu werden, für das uns Jesus zu beten lehrte: „Dein Königreich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden.” Aber wir sehen nicht alle Dinge jetzt ausgeführt. Wir sehen nicht die Menschheit zur Vollkommenheit zurückgeführt noch die Verheißung der frohen Botschaft unter den Menschen erfüllt. Aber wir haben ein Wort von dem Apostel über dieses Thema. Er sagte, „jetzt aber sehen wir ihm noch nicht alles unterworfen”; die Menschen befinden sich noch außerhalb der Harmonie. Der Apostel aber sagt, daß wir ein Beginnen des Werkes Gottes sehen, wir sehen Jesus, „der ein wenig unter die Engel erniedrigt war, wegen des Todesleidens mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, damit er durch Gottes Gnade für jeden den Tod schmeckte”. Wir sehen mehr als das. Mehr als zwanzig Jahrhunderte sind vorübergegangen. Nicht nur, daß Jesus den Tod geschmeckt hat, es sind aber sehr viele in Antwort auf den Ruf, die Braut Christi zu sein, die Kirche der Erstgeborenen, in den Tod gegangen, um mit unserem Herrn vereint zu sein. Dies ist die Kirche, von der es im Zionslied heißt:

„Der einz’ge Grund der Kirche
Ist Jesus, Christ, ihr Hort.
Sie ist die Neue Schöpfung,
Gezeugt durch Gottes Wort.
Um sich die Braut zu suchen,
Verließ er Pracht und Ehr’;
Er kaufte sie so teuer,
Sein Leben gab er ihr.”

Dies ist das erste Werk Gottes in der Erlösung der Menschheit – das Sammeln der Braut Christi, der Kirche, um an seiner Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit teilzuhaben. Wir hoffen von dieser Klasse zu sein; der Klasse, denen die großen Verheißungen gehören, an denen sie in der Ersten Auferstehung mit ihm teilhaben sollen, um dann alle Geschlechter der Erde mit der Wiederherstellung zu segnen. Die Welt der Menschheit soll zu all dem wiederhergestellt werden, was Adam besaß und verlor, für das Jesus auf Golgatha starb. Und mit ihm verbunden wird die aus der Welt herausgerufene Kirche sein, eine heilige Klasse, die in den Fußstapfen Jesu gewandelt ist, wie wir auch lesen: „Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen die tausend Jahre.” – Offenbarung 20:6

Dies werden die tausend Jahre der Herrschaft des Messias sein, die tausend Jahre der Emporhebung der Menschheit, die tausend Jahre, in denen Satan gebunden sein wird, die tausend Jahre, in denen die Erkenntnis die ganze Erde füllen wird, die tausend Jahre, in denen die Erde in einen paradiesischen Zustand gebracht werden soll, was symbolisch durch den Garten in Eden dargestellt wurde, und wenn jede Schöpfung im Himmel und auf Erden und unter der Erde zu jenem herrlichen Zustand gebracht werden wird, daß sie Gott Lobpreis singen werden, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm in alle Ewigkeit.

Und es gibt noch eine andere Seite der Betrachtung, denn die gleichen Schriften, die uns von der Erhöhung der Kirche zur Herrlichkeit und der Segnung der Welt durch das Königreich des Messias berichten, die uns sagen, daß die Erde das Paradies Gottes sein wird – diese Schriften berichten uns auch über ein Klasse von Unbelehrbaren, die bestraft werden wird. Nachdem diese Klasse zu einer vollen Erkenntnis Gottes gekommen absichtlich gegen göttliches Licht und Segnungen sündigen wird, wird ihre Strafe nicht in ewiger Qual bestehen, sondern in ewiger Vernichtung weg vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit Seiner Stärke. – 2. Thessalonicher 1:9