Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Gott ist bereit zu vergeben (Hosea 14)

Lesedauer: 5 Minuten

„Du aber bist ein Gott der Vergebung, gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Güte.”

Nehemia 9:17

In dieser Studie geht es um eine Ermahnung des Propheten Hosea an Israel, das damals von Juda getrennt war. Sie ist aber ebenso anwendbar auf unser eigenes, sowie jedes andere Volk. Israel war durch Götzendienst verdorben. Durch Mischehen mit Königstöchtern heidnischer Völker war Götzendienerei von deren Religionen und den dort lustbetonten Anteilen, die für die Leute verlockend waren, eingeführt worden. Mit der Lustbetonung ging eine Abnahme der Moral einher, eine verbreitete Abstumpfung des Gewissens gegenüber Verunreinigung. Dem Bericht ist zu entnehmen, daß Hoseas Ehefrau Ehebruch und Ausschweifungen beging, die schließlich ihren Mann und ihre falschen Nachkommen verließ. Später nahm sie der Prophet zurück in sein Haus, aber nicht als seine Ehefrau. Er hatte Erbarmen mit ihr und ihren Kindern.

Zweifellos spielten die eigenen Erfahrungen des Propheten ein große Rolle dabei, ihn aufmerken zu lassen auf den beklagenswerten Zustand seines Volkes und ihn diesen sehen zu lassen. Wenn der Geist des Herrn in der Prophetie über ihn kam, konnte er um so besser aus der eigenen Erfahrung Mitleid mit ihnen haben. Er war mitfühlend und voll gnädigem Erbarmen, und seine Aussagen wiesen auf das noch weit großere Erbarmen und das Mitgefühl Gottes hin.

„Kehre um, Israel, bis zu Jahwe”

Der Prophet bittet hier das Volk eindringlich, sich seiner Sündhaftigkeit, seiner Hilflosigkeit bewußt zu sein und Gottes Güte wahrzunehmen. Sie sollen nicht nach Assyrien um Hilfe Ausschau halten, noch auf Pferde aus Ägypten vertrauen, und sollen sich auch nicht auf Götzen, die Machwerke ihrer Hände, verlassen. Im Gegenteil, sie müssen zum Herrn zurückkehren; Er ist barmherzig, selbst gegen die ‚Vaterlosen’. Die Israeliten waren vaterlos in dem Sinn, daß sie den Himmlischen Vater, den Schöpfer, verleugnet hatten und Kinder des Widersachers geworden waren, so daß Jesus zu einigen von ihnen sagte: „Ihr seid aus eurem Vater, dem Teufel.”

Bei ihrer Reue und Umkehr zu Gott sollten sie nicht nur falsche Hoffnungen, falschen Gottesdienst und Gräueltaten aufgeben, sondern dies auch mit Worten ausdrücken und dem Herrn sagen: „Vergib alle Ungerechtigkeit und nimm an, was gut ist, daß wir die Frucht unserer Lippen als Schlachtopfer darbringen.” – Vers 3

Dann folgt eine Prophetie, die damals noch nicht erfüllt war, die aber, wie wir glauben, sich bald erfüllen wird. Dort geht es um das Aufhören von Gottes Grimm, seinen Segen für Israel. Die Erfüllung wird sich am Anfang der Herrschaft des Messias ereignen.

„Nimm an, was gut ist”

Es bleibt festzuhalten, daß das Volk Israel bis zum heutigen Tag die Bedingungen, die der Prophet nennt, nicht angenommen hat. Sie haben nicht darum gebeten, aus Gnade angenommen zu werden. Sie hoffen immer noch auf Gottes Gunst durch das Einhalten des Gesetzesbundes, den weder sie selbst, noch andere aus der gefallenen Menschheit nach Buchstaben und Geist einhalten können. Das ist die große Lektion, die alle Nationen, Völker und Sprachen lernen müssen, daß wir nämlich alle gefallen, unvollkommen, unfähig sind, den göttlichen Forderungen nachzukommen, daß wir alle Gottes Gnade, Erbarmen, Hilfe undVergebung für Verfehlungen brauchen, um aus unserer Unvollkommenheit herauszukommen.

Wie Gott gerecht sein und uns doch rein machen kann, war zu Hoseas Zeit nicht bekannt. Es ist jedoch heute vollkommen klar, nämlich als der Kern der „frohen Botschaft” von Gottes Liebe. Gott hat dieses Lösegeld durch Jesus bewirkt, das zur Befriedigung der göttlichen Gerechtigkeit notwendig ist, so daß Gott sowohl gerecht als auch gnädig sein kann, auch wenn diese Begriffe Gegensätze darstellen.

„Wer weise ist, der wird dieses verstehen”

Im letzten Vers dieses Kapitels heißt es: „Wer weise ist, der wird dieses verstehen; wer verständig ist, der wird es erkennen. Denn die Wege Jahwes sind gerade, und die Gerechten werden darauf wandeln, die Abtrünnigen aber werden darauf fallen.”

Um ein klares Verständnis von Gottes vorausschauender Barmherzigkeit zu bekommen, muß der Sünder – erstens – seine Bedürftigkeit erkennen, der ein Verlangen danach hat, von seinem Schöpfer wahrgenommen zu werden und Anteil zu haben an seiner Gnade und seinen liebevollen Vorkehrungen. Seine Abkehr von der Sünde, je nach seinen Fähigkeiten, erfährt Unterstützung durch den Herrn, zusammen mit der Wirksamkeit des Glaubens in seinem Innern, die ihm Ruhe und Seelenfrieden bringen und ihn verstehen lassen, daß Gottes Gnade alle unbeabsichtigten Fehler ausgleicht und alle Dinge für ihn zum Guten mitwirken läßt. Es ist jedoch auf dem Hochweg der Heiligung, diesem Hochweg von Gottes Gnade, Liebe, Vergebung und Frieden kein Platz für Übertreter, für solche, die sich wissentlich gegen den Willen Gottes verhalten.

Die götzendienerischen, ausschweifenden Abwege der Christenheit

Die Wucht dieser Lektion erstreckt sich aber nicht allein auf das Volk Israel. Es existiert auch ein nominelles geistiges Israel, das sich als Christentum bezeichnet und von sich sagt, es sei dem Herrn verlobt. Das Christentum wird in der Schrift des Ehebruchs bezichtigt, weil es mit der Welt lebt. Es muß auch der Götzendienerei beschuldigt werden, der Anbetung von Häusern und Landbesitz, von Banken und Vermögen, von Namen und Berühmtheit. Es muß sich die schwere Anklage gefallen lassen, daß es seinen Gott aufgegeben hat. Nur vergleichsweise wenige, nur eine Handvoll, bekunden Gott als ihren Vater, und Er weiß, daß diese wenigen Seine Kinder sind. Die Kirchen setzen ihr Vertrauen in das Werk ihrer eigenen Hände, in Bankanleihen, Vereinigungen, Konzerne, Versicherungen, Mitgliedschaften usw. Gott spielt bei alledem keine Rolle.

Der Zustand der Christenheit heute bildet sich darin ab, daß es auf Land-, Luft- und Seestreitkräfte setzt, auf Soldaten und Waffen, Flugzeuge und Dynamit, großen Reichtum und Wohlstand. Gemäß der Darstellung zu Laodizäa werden die heutigen nominellen Kirchen so beschrieben: „Ich bin reich und reich geworden und bedarf nichts.” Darauf antwortet der Herr: „… und weißt nicht, daß du der Elende und der Jämmerliche und arm und blind und bloß bist. Ich rate dir, Gold von mir zu kaufen, geläutert im Feuer, auf daß du reich werdest, und weiße Kleider, daß du bekleidet werdest, und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde.” – Offenbarung 3:17 und 18

Die ohne Vater erfahren Barmherzigkeit

Kinder des Widersachers, Leute, die Gräueltaten lieben und Gerechtigkeit hassen, haben vom Allmächtigen keine Gnade zu erwarten. „Jeden Morgen will ich vertilgen alle Gesetzlosen des Landes.” – Psalm 101:8 Wer aber die Sünde bereut und bestrebt ist, zum Herrn zu kommen, ist insofern vaterlos, als er weder Satan noch Gott zum Vater hat. Dem wird Gott Gnade erweisen und Vergebung durch das Verdienst aus Christi Opfer. Indem dieser Begnadete sich so von der Sünde abwendet, zeigt er die rechte Einstellung, um Gottes Gnade zu empfangen und als Gottes Kind angenommen zu werden. „Du aber bist ein Gott der Vergebung, gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Güte … .” – Nehemia 9:17

Während sich Gottes Zorn auf die Sünde 6.000 Jahre lang durch deren Herrschaft, durch Elend und Tod offenbart hat, geht dennoch aus der Schrift die besondere Zeit der Drangsal oder des Zornes Gottes hervor, die am Ende der Evangeliumszeitalters über die Christenheit kommen wird, die Zeit des Heraufkommens des messianischen Reiches. Unsere Epoche ist die Zeit der einzigartigen Gelegenheit für diejenigen, die sowohl der Schwere dieser Drangsal entkommen wollen, als auch für diejenigen, die mit ihrer Heiligung ihre Berufung und Erwählung fest machen und Anteil haben möchten am Königreich von Gottes liebem Sohn.