„Geschworen hat der HERR, und es wird ihn nicht gereuen: ‚Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks‘.” – Psalm 110:4
Ein Priester ist im einzig wahren Sinn ein Mittler zwischen Gott und gefallenen Schöpfungen, dessen Aufgabe es ist, zu vermitteln, wiederherzustellen und Harmonie zu schaffen. Um dieses Werk zu vollbringen, muß der Mittler jemand sein, der für beide Parteien annehmbar ist, sonst kann das Werk der Versöhnung nicht durchgeführt werden.
Das Amt des Priesters oder Mittlers zwischen Gott und Menschen ist, ein ganzes Geschlecht zum Tode verurteilter und schon gestorbener oder sterbender Wesen zur Vollkommenheit wiederherzustellen und zur Harmonie mit Gott. Daher muß dieser Priester „mächtig sein, zu erretten”. – Psalm 89:20 Er muß das Recht und die Macht haben, die Toten ins Leben zurückzurufen und die Fähigkeit besitzen, zu unterweisen und zu erziehen und so jeden Willigen zu dem Zustand zurückzubringen, aus dem Adam und durch ihn seine Nachkommenschaft gefallen sind. Um dieses Recht zu sichern, muß er zuerst die Forderung der Gerechtigkeit erfüllen, welche die Vernichtung des Menschengeschlechts forderte, und diese Forderung der Gerechtigkeit konnte nur durch ein Opfer von entsprechendem gleichen Wert erfüllt werden – ein menschliches Leben für ein menschliches Leben. Das Leben Adams und all der in ihm Dargestellten konnte nur durch ein anderes vollkommenes menschliches Wesen erlöst werden. Und so verhielt es sich – „Denn da ja durch einen Menschen [der] Tod [kam], so auch durch einen Menschen [die] Auferstehung [der] Toten.” – 1. Korinther 15:21 Durch das Opfer eines vollkommenen menschlichen Lebens ist somit das Recht des Priesters gesichert – wiederherzustellen.
Aber zusätzlich zu dem Recht oder Vorrecht wiederherzustellen, muß der Priester auch über entsprechende Macht verfügen, und Macht würde zwangsläufig auch sein eigenes ewiges Leben voraussetzen. Er mußte die Macht besitzen, zu erschaffen, weil wiederherzustellen zu dem, was seine Existenz völlig verloren hatte, ein Zurückbringen und sogar ein größeres Werk als das erste Werk der Erschaffung ist. Auch mußte er vollkommene Erkenntnis über Gottes Forderungen und die menschlichen Nöte besitzen und auch eine vollkommene Fähigkeit, das elende Menschengeschlecht zu den Höhen der Herrlichkeit und gesegneten Harmonie und Gemeinschaft mit Gott zurückzuführen.
Was für ein Amt! Wer würde das hinter dem Titel eines solchen Priesters vermuten? Er steht wirklich nur dem Gesalbten Jahwes zu. Sogar Jesus, „hat sich nicht selbst verherrlicht, um Hoher Priester zu werden”, sondern er ist „von Gott begrüßt als Hoher Priester nach der Ordnung Melchisedeks”. – Hebräer 5:5 und 10 Jahwe ehrte ihn, indem Er ihn zu jenem Rang einlud und ihm alle Macht gab, diesen auszufüllen. In Harmonie mit Gottes Plan wurde nicht nur Jesus, Sein Gesalbter, als Haupt der Priesterschaft erwählt, sondern auch mit ihm die „Kleine Herde”, die ihm jetzt im Opfer folgt, die berufen sind, „Mit-Erben” mit ihm der gleichen Ehre zu sein. Wenn wir mit ihm leiden, werden wir auch mit ihm zusammen verherrlicht werden.
Jesus ist allein der Priester, aber erlöst durch seinen Tod und nun teilhabend mit ihm an seinem Opfer und danach in göttlicher Macht werden wir als in ihm gerechnet, und zusammen mit ihm bilden wir den verheißenen Großen Propheten, Priester und König, – den Samen der Verheißung, dem verheißen wurde, die seufzende Schöpfung zu segnen.
Aus diesen Betrachtungen sollte deutlich für alle hervorgehen, daß der wirkliche Priester auch wahrhaft ein König ist, in dessen Hand die absolute Vollmacht gelegt wird. Und bei einer Rückschau auf die Vorbilder oder Illustrationen, die Gott uns gegeben hat, finden wir solch eine Veranschaulichung in Melchisedek, der „ein Priester auf seinem Thron” war. Andere Illustrationen von Christus als ein Priester werden uns bei der Aaronischen Priesterschaft gezeigt, wo die besonderen Züge des erlösenden Opfers vorgeschattet werden – seine Vollkommenheit, seine Vollständigkeit, seine Annehmbarkeit wie auch der Anteil, den die „Kleine Herde” mit ihm an jenem Opfer hat.
Christus wurde nicht als Priester der Aaronischen Priesterschaft ernannt. Die Aaronische Priesterschaft stammte vom Stamm Levi ab, während unser Herr (entsprechend dem Fleisch) vom Stamm Juda abstammte, über den Mose nichts hinsichtlich der Priesterschaft mitgeteilt hat; und die Glieder seines Leibes sind hauptsächlich aus den Nationen gewählt. Als ein natürlicher Mensch war Jesus noch kein Priester, noch sind die Heiligen als Menschen Glieder der Königlichen Priesterschaft, aber als „Neue Schöpfungen” werden sie ihr Amt erhalten und ausführen. Jesus war von der Zeit seiner Taufe an als „Neue Schöpfung” der Priester, Teilhaber der göttlichen Natur, und als ein Priester opferte er seine vollkommene menschliche Natur als ein annehmbares Opfer für Gott. Er weihte oder opferte sich selbst im Opfer, bevor er der Priester wurde, die Salbung war aber notwendig, ihn zu befähigen, sowohl das Opfer zu vollenden, als auch dessen Nutzen für den Menschen einzusetzen. Nachdem die menschliche Natur geopfert worden war, konnte er nichts mehr tun, sie mußte für immer geopfert bleiben; aber die in der Auferstehung völlig entwickelte Neue Schöpfung hat „alle Macht im Himmel und auf Erden”. – Matthäus 28:18
Die Neue Schöpfung, (der Priester), ist nicht nach der Ordnung Aarons; sie führt ihre Abstammungslinie nicht auf irgendeinen menschlichen Ursprung zurück. Diese Tatsache wird in dem Priesteramt von Melchisedek auffallend vorbildlich gezeigt, dessen Abstammungslinie nicht erwähnt wird; und auf diese Weise wird das fortwährende Leben des Christus vorbildlich dargestellt. In diesem Vorbild wird das Werk des Opferns nicht gezeigt, da er den verherrlichten und herrschenden Christus darstellt, nachdem das Werk des Opferns beendet worden und die göttliche Natur völlig vollendet ist.
Im Brief an die Hebräer wird im Kapitel 7 von diesem Melchisedek gesagt, daß er größer als Abraham ist. Auf diese Weise wird gezeigt, daß der göttliche Christus größer sein wird und daher die Fähigkeit besitzen wird, die „Freunde Gottes” auf menschlicher Ebene zu segnen. „Daher kann er [Christus] die auch völlig retten, die sich durch ihn Gott nahen, weil er immer lebt, um sich für sie zu verwenden. Denn ein solcher Hoher Priester paßte auch zu uns: heilig, sündlos, unbefleckt, abgesondert von den Sündern und höher als die Himmel geworden.” [von der göttlichen Natur] – Hebräer 7:25 und 26 Und diese gesegnete Versicherung eines solchen Priesters, der mächtig ist, zu erretten, ist uns von Jahwe mit einem Eid bestätigt worden. – Hebräer 7:21 und Psalm 110:4 Was für einen starken Trost können dann die haben, die zu Jahwes Gesalbtem Zuflucht genommen haben. „Geschworen hat der HERR, und es wird ihn nicht gereuen: ‚Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks!’” Welcher Gläubige könnte dann seinen Titel nicht als einen klaren Hinweis auf die verheißene Wiederherstellung deuten? Und welcher Gerechtfertigte, der sich selbst als ein lebendiges Opfer geopfert hat, könnte seinen Titel nicht als deutlichen Hinweis auf die Miterbschaft mit dem Haupt in dem herrlichen Leib deuten?
„Daher, heilige Brüder, Teilhaber der himmlischen Berufung, betrachtet den Apostel und Hohen Priester unseres Bekenntnisses, Jesus,” … „Denn wir sind Teilhaber des Christus geworden, wenn wir die anfängliche Grundlage bis zum Ende standhaft festhalten.” – Hebräer 3:1 und 14
Wir schließen daraus, daß die Aaronische Priesterschaft entsprechende Illustrationen von den Opfern und Leiden des Christus zeigt und den Segnungen, die folgen sollen, während sie als ein System jedoch nicht völlig den herrlichen, immerwährenden und unveränderlichen Charakter seiner Priesterschaft während des Millennium-Zeitalters veranschaulichen. Und aus diesem Grund wurde Melchisedek präsentiert, damit sein herrliches Amt des Priesters gezeigt werden konnte, der König war – ein Priester auf seinem Thron. Auch wird hier der Leib Christi nicht länger als getrennt aus Einzelpersonen bestehend gezeigt, sondern als der EINE, der vollständig ist. Bei dem Werk des Opferns haben wir das Haupt oder den Hohen Priester und die Unterpriester mehr oder weniger getrennt opfern sehen, wie dies bei Aaron und den Unterpriestern dargestellt wird, aber in der zukünftigen Herrlichkeit werden alle vereint sein, wie dies in Melchisedek, der allein gezeigt wird, dargestellt wird.