Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Heilung aller Leiden

Lesedauer: 4 Minuten

„Er selbst nahm unsere Schwachheiten und trug unsere Krankheiten.” – Matthäus 8:2 – 17

Wenn auch unser großer Meister alle Arten von Krankheiten heilte, wäre es falsch anzunehmen, daß darin seine ganze Mission oder der wichtigste Teil seiner Aufgabe bestand. Er vollbrachte diese Heilungen im Hinblick auf drei Ziele:

  1. auf seine Botschaft aufmerksam zu machen
  2. eine Vorstellung von seinem großen zukünftigen Werk zu vermitteln, wenn er in seiner Herrschermacht alle Gebrechen heilen wird und die Menschheit aus dem Zustand von Sünde und Tod aufrichten wird
  3. Prüfstein zu sein für seine Treue dem Weihegelübde gegenüber.

Bei den vielen Heilungen, durch die er den Menschen diente, legte er beständig sein Leben nieder, so daß dieser vollkommene Mensch nach dreieinhalb Jahren Dienst seine Lebenskraft so erschöpft hatte, daß er das Kreuz nicht mehr tragen konnte. So hatte er sein großes Opfer teilweise schon erbracht, bevor er Golgatha erreichte, wo es vollendet wurde. Und so wirkte der Herr seine Wunder, wie es der Prophet ausdrückt, „auf eigene Kosten”, als sein Opfer: „Fürwahr, er hat unsere Leiden getragen, und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen”. Jede Heilungstat ließ die Lebenskraft des Herrn mehr oder weniger schwinden. Wir lesen dazu: „ … es ging Kraft von ihm aus und er heilte alle.” – Lukas 6:19

Der Aussatz, der im Osten sehr verbreitet ist, findet in der Schrift symbolisch Anwendung, um Sünde darzustellen, und wenn jemand davon befreit wird, bedeutet es die Reinigung von Sünden. Aussatz galt als unheilbar, und da der Herr Heilung bewirken konnte, bewies dies seine übernatürliche Macht. Im vorliegenden Fall, wie auch bei anderer Gelegenheit, richtete der Herr die Dinge so ein, daß das Wunder nicht ausdrücklich unter dem Volk breit mitgeteilt wurde. Wenn er das Bekanntwerden zugelassen hätte, wäre er vermutlich zu populär geworden, wie wir aus anderen Anlässen sehen, wo man ihn zum König erklären wollte. Er ordnete jedoch an, daß das Wunder ordnungsgemäß dem Hohenpriester angezeigt wurde. So verlangte es das Gesetz. – Darüber hinaus wollte Jesus, daß die Wunder „ihnen zum Zeugnis sein sollten”, denen nämlich, die als Führer des Volkes auf Moses’ Stuhl saßen, und die schließlich über ihn zu Gericht sitzen sollten. Sie sollten wenigstens von seinen Wundern Kenntnis haben.

Von römischen Soldaten konnte wohl nicht viel an Religion erwartet werden, und doch wies unser Herr von dem einen, dessen Diener er heilte, nach, daß dessen Glaube größer war als der den er jemals unter den Israeliten gefunden hatte. Der Römer flehte ihn um seine Gunst für seinen Diener an, und als unser Herr zusagte und ins Haus des Hauptmanns kommen und den Kranken heilen wollte, antwortete ihm der Centurio, daß ein Besuch durchaus überflüssig ist, denn es sei völlig ausreichend, wenn er das Wort zur Heilung ausspreche. Jesus entließ den Hauptmann mit den Worten: „Geh hin, und dir geschehe, wie du geglaubt hast.” Und sein Diener war gesund.

In diesen Worten ist eine Lektion für uns enthalten: die Fähigkeiten des Herrn waren unbegrenzt. Und seine Segnungen für uns sind um so größer, je mehr wir bereit sind, sie im Glauben in Anspruch zu nehmen, denn „ohne Glauben ist es unmöglich Gott wohlzugefallen”. Wer keinen Glauben aufbringen kann, kann auch keinen Anteil an den Segnungen haben, die die Berufung durch das Evangelium anbietet, sondern er muß auf die sichtbaren Dinge des Millenniums warten.

Der Herr ergriff die Gelegenheit dieses Vorgangs und sprach eine Prophezeiung aus, die seinen Zuhörern seltsam vorgekommen sein muß, nämlich daß viele aus dem Osten und dem Westen, Nichtjuden, kommen würden und mit Abraham, Isaak und Jakob vereint sein würden, während Israeliten aus der Gunst Gottes fielen und in die äußere Finsternis der Ungnade gerieten, wo Elend und Not herrschen sollten. Seit der Zerstörung Jerusalems lag in der Tat diese „äußere Finsternis” durch die Wegnahme von Gottes Gnade auf ihnen.

Die Juden rechneten fest mit der Aufrichtung des Reiches im Millennium, stellten sich aber vor, daß ausschließlich Juden darin wären oder dazugehörten. Der innere Kern dieser Klasse kam tatsächlich aus den Juden, beginnend mit Pfingsten, für dreieinhalb Jahre, bis zu dem Punkt, als Kornelius als der erste aus den Nationen angenommen wurde. Von da an war die „Zwischenwand der Umzäunung” zwischen Juden und Nichtjuden abgebrochen, die letztere daran gehindert hatte, den vollen Anteil von Gottes Gunst zu bekommen. Während der 2.000 Jahre hat der Herr Jünger aus allen Völkern berufen und gesammelt. Die, die unter ihnen treu waren, werden die Brautklasse seines Reiches darstellen. Abraham, Isaak und Jakob werden in Zusammenarbeit mit ihnen eine Ehrenstellung für die Segnung des wieder zusammengeführten Israel einnehmen. Durch sie werden im nahe bevorstehenden Millennium alle Geschlechter der Erde gesegnet werden.

Die Treuen aus den Juden werden an Christi Reich Anteil haben, während das Volk als Ganzes aus Gottes Gunst und in die äußere Finsternis gefallen ist, eben die Finsternis, welche die Nationen – die Welt im allgemeinen – einhüllte. In Israel gibt es seit nahezu 2.000 Jahren Weinen und Zähneknirschen, und dies wird nach Aussage der Schrift andauern, bis die Zeit herbeikommt, wo Gott gnädig ihre Sünden vergibt, sie aus ihrer Verblendung befreit und sie bei Anbruch Seines Reiches zu Seinem Werkzeug für die Segnung aller Geschlechter der Erde macht.

Kein Heilungswunder wurde vom Herrn jemals an seinen Jüngern vollbracht. Das Gleiche trifft auf die Heilungen durch die Apostel zu; diese Segnungen betrafen immer Personen außerhalb der Nachfolgerschaft. Dies geschah, weil der an die Nachfolger gerichtete „Ruf” nicht auf menschliche Vollkommenheit, Wiederherstellung und Gesundheit abzielte, sondern auf Selbstverleugnung und Opfer, ja auf den Tod. Ihre Segnungen und Vorrechte waren auf geistige Dinge ausgerichtet. Lazarus’ und Tabithas Erweckung geschahen nicht so, daß damit diese Grundregel verletzt wurde, noch traf dies auf die Heilung der Schwiegermutter von Petrus zu, denn wir haben keinen Anlaß anzunehmen, daß sie gläubig und eine Nachfolgerin des Herrn war.