„… meine Geliebten … bewirkt eure eigene Seligkeit mit Furcht und Zittern, denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, nach seinem Wohlgefallen.”
Philipper 2:12 und 13
Die Kirche des Evangeliumszeitalters ist zu einer „hohen Berufung” berufen worden. Unser Annehmen dieses „Rufes” bedeutet, daß wir ihn zu schätzen wissen und wir in ihm etwas sehr Erstrebenswertes sehen. Wir wissen, daß dieser Ruf an uns unter der Bedingung ergangen ist, daß wir alles, was wir haben, aufgeben. Indem wir diese Maßgabe angenommen haben, haben wir unsere Wertschätzung für die unermeßliche Chance kundgetan, die uns zuteil geworden ist. Wenn wir daher den an uns ergangenen Ruf verstehen, dürfen wir wissen, daß es Gottes Wille ist, daß wir ihn annehmen. Dabei ist es wichtig, daß wir auch seine Bedingungen verstehen, so daß wir unsere Berufung festmachen können.
Der Leittext weist nun darauf hin, daß wir ein bestimmtes Werk zum Erreichen dieses Ziels tun müssen. Unsere „Seligkeit” muß erarbeitet werden: Gott handelt nicht so, daß Er uns zur Herrlichkeit führt und wir uns darum nicht bemühen müssen. Wahr ist, daß uns diese Bemühungen allein nicht zum Ziel führen werden; andererseits werden wir diese herrlichen Dinge nur bekommen, wenn wir um sie kämpfen. Deshalb die Aufforderung zu wirken, sich zu plagen, zu kämpfen – für den Preis. Wie groß auch immer unsere Anstrengungen im Halten von Gottes Vorgaben sein mögen, so wird doch gesagt, daß sich Erfolg nicht allein durch noch so große Bemühungen und Anstrengungen unsererseits einstellen wird, sondern daß der, der uns berufen hat, ein Werk in uns begonnen hat, das Er willens und imstande ist hinauszuführen.
So sind wir nicht allein, unser Heil zu bewirken. Gott wirkt in uns und hat dies schon getan, und Seine Verheißungen bestätigen es mit belebender Kraft. Er wirkt in uns nicht nur das Wollen, so wie es bei unserer Weihung geschah, sondern Er wirkt in uns das Tun, wie der Apostel sagt. Das heißt, es ist nicht genug, wenn wir gute Vorsätze haben, nein, sie müssen in unserer Lebensführung in die Tat umgesetzt werden und müssen zur Entwicklung unseres Charakters dienen. So wirkt Gott in uns. Auf diese Weise sind wir Gottes Mitarbeiter in dem Werk dieses Zeitlaufs, dem Werk des Aufbaus der Kirche und dazu, unsere Berufung und Erwählung festzumachen.
Furcht ist nötig, damit wir ohne Tadel sind
Der Apostel ermahnt uns, mit „Furcht” unsere Seligkeit zu bewirken, und die Schrift sagt: „Die Furcht ist der Weisheit Anfang.” – Sprüche 9:10 Unser erster Gedanke an den Allmächtigen ist, wie es sein soll, die Wahrnehmung unserer eigenen Bedeutungslosigkeit. Wenn wir aber Seine Vorkehrungen und Seinen Plan anfangen zu verstehen, gibt diese Art von Furcht Respekt und Liebe Raum, denn Er ist sehr gnädig allen gegenüber, die bestrebt sind, im Einklang zu kommen mit Seinen heilsamen Anordnungen und Plänen. Wir stellen fest, daß Er einen wunderbaren Plan gemacht hat, der sich Tag für Tag gestaltet, und an dem wir Anteil haben. Daher treibt diese Art von Furcht den Schrecken aus.
Es gibt indessen christliche Leute, die auf ihrem Weg als Christen nicht weit gekommen sind, die in falsche Lehren verstrickt sind. Von diesen sagt die Schrift, daß „ihre Furcht vor mir angelerntes Menschengebot ist”. – Jesaja 29:13 Umfassenderes Wissen über Gott und Sein Wesen wird diese Art von Furcht vertreiben.
Die „Furcht” in unserer Schriftstelle scheint eine Furcht vor dem Unerreichbaren der herrlichen Verheißungen zu sein, eine Furcht, Teilhaber der göttlichen Natur zu werden. Da rät uns der Apostel: „Fürchten wir uns nun, daß nicht etwa, da eine Verheißung, in seine Ruhe einzugehen, hinterlassen ist, jemand von euch scheine zurückgeblieben zu sein.” – Hebräer 4:1
„Bewirkt eure eigene Seligkeit mit Furcht und Zittern”, da wir erkennen, wie wunderbar und segensreich die für uns vorgesehenen Dinge sind, wenn wir treu sind, und wie sehr wir uns diese unerhörte Chance für Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit entgehen lassen würden. Was nun einen so großen Wert für uns hat, daß wir es sehr gerne haben möchten, das verdient auch große Sorgfalt bei unserer Einstellung dazu. Die angesprochene Furcht soll nicht bedeuten, daß wir buchstäblich zittern, doch sie bedeutet Achtung, damit wir nicht, wo wir die Courage gehabt haben, in den Wettlauf um den Preis einzutreten, irgendwelcher Sache erlauben, unseren Fortschritt zu behindern oder den Lauf etwa aufzugeben. Solch ein Kurs würde unseren Untergang bedeuten. Wenn wir den hohen Preis in Betracht ziehen, sollten wir zittern und uns fürchten, damit er uns nicht entgleitet und wir ihn so verlieren.
Unser Herr wurde erhört bezüglich der Dinge, in denen er Furcht hatte
Die gleiche Art Sorge, die immer der Furcht anhaftet, sehen wir beim Herrn, wo es heißt, daß er sein Flehen „mit starkem Geschrei und Tränen dargebracht hat, und um seiner Frömmigkeit willen erhört worden ist.” – Hebräer 5:7 Er fürchtete, daß er es etwa in einem einzelnen Punkt versäumt hat, den Willen des Vaters hinauszuführen, daß er etwa den Willen des Vaters nicht so vollständig getan hat, um Ehre, Herrlichkeit und Unsterblichkeit zu erlangen, so daß sein Tod der zweite Tod sein würde. Aber er wurde erhört, was seine Furcht anbelangte, und ein zu ihm gesandter Engel gab ihm die Sicherheit seiner Annahme. Da er niemals fürchtete, der Vater ließe für ihn Schrecken und Entsetzen zu, genauso sollte es auch für die sein, die ihn lieben.
Unsere Schriftstelle sagt wohl, wir sollen unsere „eigene Seligkeit … bewirken”, heißt es doch an anderer Stelle, daß die von uns angestrebte Belohnung „nicht aus Werken , auf daß niemand sich rühme”. – Epheser 2:9 Diese beiden Texte stimmen dennoch überein. Es gibt keine Schriftstelle, aus der hervorgeht, daß wir unabhängig vom Herrn unser eigenes Heil bewirken können. Das vollkommene Werk Christi ist die Grundlage für unser Werk. Wenn er uns nicht losgekauft hätte, hätten wir keine Aussicht auf Hoffnung auf ewiges Leben.
Daß wir also den Preis unserer „himmlischen Berufung”, der auf bestimmten Bedingungen beruht, die wir uns bemühen zu erfüllen, erlangen, hängt nicht von unserer Vollkommenheit ab oder von etwas, was wir tun könnten. Die Grundlage dafür ist das Wissen um unsere eigene Unvollkommenheit und von unserem Angenommenwerden durch den Vater durch das uns zugerechnete Verdienst unseres großen Fürsprechers.
Unser Gott hat für die in Jesus Christus liegende Erlösung gesorgt, und Er war es, der uns zu sich gezogen hat und uns die Gnade schenkt, auf dem Weg der Opferung den Fußstapfen Jesu zu folgen. Indem wir mit Furcht und Zittern oder, wie gezeigt wurde, mit großer Sorgfalt unser Heil bewirken, erkennen wir zu jeder Zeit, wo wir sie nötig haben, die verheißene Gnade. Und wir dürfen uns darauf verlassen, daß große Bemühungen unsererseits hin zu Gerechtigkeit für Gott nur dann annehmbar sind, wenn sie durch das Gerechtigkeit bewirkende Verdienst Christi, das uns durch Glauben zugerechnet wird, unternommen werden. – Hebräer 4:16, Epheser 2:8