Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Glaubenshelden

Lesedauer: 31 Minuten

„Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, ein Überführtsein von Dingen, die man nicht sieht.” – Hebräer 11:1

Das Kapitel, das wir betrachten, ist eines der Meisterstücke Heiliger Schrift. Tatsächlich nimmt das ganze Buch an die Hebräer in der Bibel eine herausragende Stellung ein. Tatsächlich haben einige seine Urheberschaft in Frage gestellt, aber uns scheint es keinen Zweifel daran zu geben, daß es von Paulus geschrieben wurde. Es ist durchweg von seiner meisterhaften Logik, seiner Ehrfurcht und persönlichen Demut gekennzeichnet. Es gibt Einsicht in den göttlichen Plan der Zeitalter, die mit den anderen Briefen des Paulus völlig übereinstimmt und in dieser Beziehung alle anderen Schriften der Bibel weit übertrifft.

Es ist von einigen festgestellt worden, daß sein Stil im Hebräerbrief erhabener ist, als der in einigen anderen Paulusbriefen, obgleich auch diese keiner gesunden Argumentation und Logik entbehren, doch in einem einfachen und väterlichen Stil für die allgemeinen Leser geschrieben sind. Dieses eine Buch wurde besonders zum Wohl der anderen elf Apostel und anderer gelehrter Hebräer geschrieben, die nur langsam den Wechsel des Zeitalters erkennen konnten. Selbstverständlich war es daher des Apostels Meisterstück, weil er dafür offensichtlich größere Mühen aufwandte – indem er den vorbildlichen Charakter des Jüdischen Zeitalters darstellte und sowohl die Gegenbilder des Evangelium-Zeitalters anzeigte, wie auch einige, die in das Millennium hineinreichen. Die Bezugnahmen auf Timotheus und die Feststellung: „Es grüßen euch die von Italien”, Hebräer 13:24, geben zu verstehen, daß Paulus diesen Brief von Rom aus schrieb, wo er im Gefängnis war.

Es sollte jedoch nicht als außergewöhnlich betrachtet werden, daß der Herr diesen großen, jedoch demütigen Menschen, Paulus, als sein Mundstück benutzte, um viele der „tiefen Dinge” des göttlichen Planes darzustellen. Seine frühere Erziehung und seine Verbindung mit den Nationen, zusammen mit seiner tiefen Geistigkeit – und der Fülle der vollständigen Weihung gegenüber dem Herrn, zeichneten ihn bestens aus, das zu sein, was der Herr über ihn vorausgesagt hatte, ein „auserwähtes Gefäß”. Wir wollen uns auch an die Reihenfolge der Anordnung erinnern, wie sie angegeben ist:

  1. Meinen Namen zu tragen sowohl vor Nationen
  2. als Könige
  3. und Söhne Israels.

Die missionarischen Anstrengungen des Paulus wurden vom Herrn zuerst auf die Nationen gelenkt. Es geschah später, daß er vor dem König Agrippa stand und vor anderen Edlen von Palästina – und noch später, daß er als Gefangener nach Rom gesandt dort zweifellos bis zu einem bestimmten Maß vor dem Gericht Zeugnis ablegte. In diesem Brief an die Hebräer bewirkte Gottes Botschaft durch diesen Fürsten der Apostel später viel für die „wahrhaftigen Israeliten”, die durch die Vorschriften des Gesetzesbundes gefesselt waren und sich selbst davon nicht befreien konnten, so daß sie zwischen den Schattenbildern in den Vorbildern und den ewigen Wahrheiten richtig hätten unterscheiden können – die ein Gegenbild in dem Christus, Haupt und Leib und diesem großen Werk fanden, als „gegenbildlicher Priester”, „gegenbildlicher Prophet”, „gegenbildlicher Richter” und „gegenbildliche Mittler” des Neuen (Gesetzes) Bundes.

Die Grundlage der Dinge, auf die man hofft

Deutlich formuliert ist die Hoffnung inhaltlos – keine Wirklichkeit. Sie liefert keine wirkliche Grundlage – es ist eben nur eine Hoffnung. Sie wird keinen Halt bekommen. Aber Glaube ist mehr als Hoffnung. Glaube setzt eine Verheißung voraus. Und wenn eine Verheißung von dem allmächtigen Gott gemacht wird, der sich nicht verändert, und der so allmächtig ist, wie Er unveränderlich ist, dann kann der Glaube Ihm fest vertrauen, was auch immer geschehen mag. Die Hoffnung findet eine Grundlage – findet im Glauben einen Inhalt, weil der Glaube auf der göttlichen Verheißung beruht. Wer also eine Hoffnung hat, die ohne solch eine göttliche Verheißung ist, hat eine unbegründete Hoffnung.

So sehen wir auch, daß die Heidenvölker Hoffnungen und Befürchtungen hegen, die voller Unsicherheit sind; ja, sogar viele Christen, die sich bestimmte Dinge erhoffen, sind voller Unsicherheit, Furcht und Zweifel, weil sie keinen Glauben haben. Und sie besitzen keinen Glauben, weil sie auf etwas hoffen, was Gott nicht verheißen hat. Vielen von ihnen sind die Dinge, die Er verheißen hat, nicht bekannt, werden nicht verstanden, und daher sind sie weder eine Grundlage für den Glauben noch für eine Hoffnung. Wenn wir diese Dinge erkennen, wie sorgfältig sollten wir da sein, daß unsere Hoffnungen sich nicht zu unsicheren Fantasien verflüchtigen, sondern sich solide auf der Glaubensgrundlage der göttlichen Verheißung aufbauen. Diejenigen, die diesen angemessenen Glauben besitzen, müssen notwendigerweise Erforscher des göttlichen Wortes sein. Umso mehr sie studieren, umso größer wird ihr Glaube sein; und umso größer ihr Glaube ist, umso mehr werden sie die Verheißungen studieren.

Der Apostel bringt uns zu unseren Nutzen eine Vielzahl von Glaubenshelden der Vergangenheit in Erinnerung, damit ihr Beispiel scheint und leuchtet und unsere Bewunderung erregt, um uns zu ähnlich heldenhaftem Vertrauen anzuregen. Keiner dieser von dem Apostel Aufgezählten entwickelte ein heidnisches Gefühl über die Hoffnung auf Gott hinaus und fügte dieser Hoffnung etwas Eingebildetes und nicht Schriftgemäßes hinzu. Sie waren alle entschiedene und starke Persönlichkeiten, die wußten, an wen sie glaubten; und sie bezeugten ihren Glauben durch ihren Gehorsam gegenüber Gott.

Johannes Calvin beschreibt den Glauben

„Ewiges Leben ist uns verheißen, aber nach dem Tod. Uns wird eine gesegnete Auferstehung zugesagt, aber zwischenzeitlich werden wir die Beute des Verfalls; uns ist Gerechtigkeit versprochen, und doch wohnt die Sünde in uns; wir hören, daß wir als gesegnet bezeichnet werden, und in der Zwischenzeit werden wir von endlosen Nöten überwältigt; uns sind Wohlstand und alle guten Dinge verheißen, aber all unsere Tage sind Hunger und Durst; Gott verheißt, daß Er immer gegenwärtig sein wird, um uns zu helfen, aber Er scheint taub gegenüber unserem Geschrei zu sein. Was würde aus uns werden, wenn wir uns nicht auf die Hoffnung stützen würden, es sei denn auf unseren Verstand, geleitet von dem Geist Gottes, erschienen durch die Mitte der Schatten, die über dieser gegenwärtigen Welt liegen?”

Der Apostel faßt die Angelegenheit der gegenwärtigen Lektionen eines christlichen Glaubens kurz zusammen und sagt: „Denn wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen”. Umso sorgfältiger wir mit Gott wandeln, umso friedvoller, umso freudiger mag unsere Pilgerschaft sein zum neuen Jerusalem. Äußerlich mögen die Welt, das Fleisch und der Widersacher uns belästigen, aber kein Kummer, keine Trübsal kann unsere innerliche Freude erschüttern, wenn sie auf der Glaubensgrundlage göttlicher Versicherungen gut gegründet ist, daß wir Kinder Gottes sind, in Berührung mit dem Unbegrenzten, geliebt von unserem Erlöser, der uns versichert, „der Vater selbst liebt euch”, und der Apostel, daß „denen die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind”.

Paulus’ Darstellung des Glaubens

„Denn in diesem [Glauben] haben die Alten Zeugnis erlangt”. Der Bericht weist hier darauf hin, daß nicht alle der Ältesten oder der Alten ein Zeugnis erlangten, daß sie Gott gefielen. Nein, die Zahl derer, die dieses Zeugnis von Gott bekamen, ist verhältnismäßig gering, und in jedem Fall wurden sie nicht für vollkommene Werke gelobt, sondern auf Grund ihres Glaubens. Ihr Glaube „ist ihnen zur Gerechtigkeit gerechnet worden”. Die göttliche Absicht war, daß diejenigen, die Ehrfurcht vor ihrem Schöpfer und Gehorsam gegenüber Seinem Wort der Verheißung auch unter den gegenwärtigen Bedingungen der Unvollkommenheit und weltlicher Feindschaft gegenüber Gott zeigten, ein menschliches Leben gestalten und formen konnten; daß sie so vertrauensvolle Herzen und einen geeigneten Geist besaßen, daß Gott sie als gerecht rechnen konnte; die, wenn sie in der Auferstehung vollkommene Leiber unter vollkommenen Bedingungen bekommen sollten, den göttlichen Willen sicherlich durchweg tun würden. Daher rechtfertigte der durch unvollkommene Werke gezeigte Glaube an Gott und Seine Verheißungen sie zu jener göttlichen Gemeinschaft, der sie sich völlig erfreuen werden, wenn die erhofften Dinge verwirklicht sein werden.

So faßt der Apostel in wenigen Worten zusammen, was er nachher fortsetzt und in allen Einzelheiten in Bezug zu den Alten Glaubenshelden erklärt. Dann beginnt er eine Beschreibung des Glaubens. Durch den Glauben verstehen wir, daß die Welten durch das Wort Gottes erschaffen wurden – im Gehorsam gegenüber göttlicher Anweisung. Wir glauben gleichfalls, daß dies wahr ist, ob wir die sieben Schöpfungstage, die in 1. Mose erwähnt werden, als Tage von 24 Stunden verstehen oder als längerandauerde Epochen – sieben Tausendjahrtage. Die Tatsache, daß göttliche Energie durch verschiedene Kanäle und Mittel ausgeübt wird und Welten nicht in einem Augenblick entstehen, ist hier ohne Bedeutung. Während Gott Welten ins Dasein rufen konnte, wie unser Herr tatsächlich Wasser in Wein umwandelte, ist dies doch nicht die gewöhnliche Vorgehensweise; geradeso wie der Wein, der am Weinstock wächst, durch den Sonnenschein und den Regen, der auf die Erde fällt, hervorgebracht wird. Es ist trotzdem eine Tatsache für uns, daß das, was wir sehen, auf wunderbare Weise gestaltet wurde, selbst wenn dies allmählich geschah.

Der Schöpfungsbericht in 1. Mose geht nicht zurück auf die Erschaffung unserer Welt aus den Elementen, sondern beginnt mit der Feststellung: „Und die Erde war wüst und leer”. Als die sieben Tage oder Epochen mit dem allmählichen Aufsteigen der Berge und dem Absinken von Ozeanen und dem Hervorbringen von Fischen und Reptilien, von Vögeln und Tieren und Pflanzen verstrichen waren, können wir vermuten, daß die Gestaltung der Erde selbst eine allmähliche Vollendung hatte, von einer noch ferneren Zeitperiode ausgehend, in der die verschiedenen Schichten der Erdoberfläche geformt wurden – Kalkstein, Schiefer, Kohle, usw. Ein gläubiger Mensch schrieb: „Alle Dinge sind immer göttlich vorgesehen, und in aller Einheit der Natur erkennen wir das Werk Gottes; oder (andernfalls) sehen wir um uns herum, das, was unmöglich ist, was undenkbar ist – Macht, Weisheit, einen Plan ohne Sinn in einer gottlosen, gesichtslosen Welt.”

Zutreffend schrieb der Psalmist: „Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, … ein Tag sprudelt dem anderen Kunde zu, und eine Nacht meldet der anderen Kenntnis, – ohne Rede und ohne Worte, mit unhörbarer Stimme” – für diejenigen, die ein hörendes Ohr besitzen.

Obgleich er gestorben ist, redet er noch

Bei der ausführlichen Betrachtung der Glaubenshelden im Einzelnen beginnt der Apostel mit dem ersten Märtyrer, Abel, der im Neuen Testament vier Mal erwähnt und drei Mal besonders als „der Gerechte” bezeichnet wird. Es war in der Tat sein Tod, durch den er sprach, daß er auf Grund seiner Hingabe gegenüber dem Herrn starb. Und verhält es sich nicht so bei vielen der Heiligen Gottes – daß ihr Leben, nachdem sie gestorben waren, ernsthafter zu ihren Nachbarn, Freunden und Kindern sprach, als zu der Zeit, in der sie lebten? Wir wissen darüber aus vielen Beispielen, die dies veranschaulicht haben. So war es bei Abel, dem ersten Märtyrer für Gerechtigkeit in der Weltgeschichte, denn noch immer spricht seine Hingabe für Gott und für das Prinzip.

Bildlich wird über sein Blut gesagt, daß es zu Gott um Vergeltung schreit. Von der göttlichen Gerechtigkeit wird erwartet, schließlich dafür zu sorgen, daß jedes Verbrechen, jedes begangene Unrecht, irgendwie und irgendwo eine gerechte Strafe empfangen wird, entweder in dem gegenwärtigen oder dem zukünftigen Leben. Der Apostel lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Tatsache, daß das Blut Christi im Gegensatz dazu sehr unterschiedlich spricht und anstatt zur Verurteilung und zur Vergeltung gegenüber jenen aufzurufen, die Jesus gekreuzigt und die Glieder seines Leibes verfolgt haben, schließlich um Gnade bitten wird. Unser Herr war das große Sündopfer für die Menschheit, und alle, die er als Glieder annimmt, sind besonders zubereitete Opferer – im Interesse von Sündern – um für Israel den Neuen Bund zu versiegeln, durch welchen alle Geschlechter der Erde die Segnung der göttlichen Vergebung erlangen können.

Henoch wandelte durch Glauben mit Gott

Das Henoch betreffende Zeugnis ist, daß er ein Leben im Glauben führte und mit Gott wandelte und nicht mit der Welt; daß er danach trachtete, gerecht zu leben, im Einklang mit dem göttlichen Willen. Das Zeugnis ist, daß alle, die sich Gott nahen, glauben müssen, daß Er ist (sonst würden sie nicht danach trachten, sich Ihm zu nahen), und sie müssen glauben, daß Er ein Belohner solcher ist, die Ihn eifrig suchen, sonst würden sie sich nicht selbst verleugnen, die Dinge zu unterlassen, die unter den Menschen wertgeschätzt werden und suchen auf Kosten des Opfers die Dinge zu tun, die des Himmlischen Vaters Wohlgefallen finden. Der Bericht über Henoch ist sehr kurz; aber wir wissen, daß er ein Prophet war und durch ihn die Botschaft kam, daß schließlich der Messias mit Zehntausend seiner Heiligen kommen würde um Gerechtigkeit, Gericht auf der Erde auszuführen – Sünde zu besiegen und göttliche Maßstäbe unter den Menschen einzuführen. „Siehe, der Herr ist gekommen mit seinen Heiligen Myriaden, Gericht auszuüben gegen alle.” – Judas 14 und 15

Henoch prophezeite dies nicht nur, sondern er glaubte es, und es prägte seinen ganzen Charakter und sonderte ihn von der Welt ab und zog ihn näher zum Herrn. Ähnlichen Glauben an das Kommen unseres Erlösers und die Aufrichtung seines Königreichs und die Belohnung seiner Treuen und dem Gericht oder der Prüfung der Welt während des Millenniums, in welcher jeder Mensch eine gerechte Vergeltung oder einen gerechten Lohn bekommen wird, ob gut oder schlecht – übt dieser Glaube noch eine heiligende Kraft aus. Wir wollen täglich, stündlich unsere Zuneigung dazu entwickeln, daß wir sie nach oben auf die Dinge richten, die Gott für diejenigen bereithält, die Ihn lieben, für die wir beten, „Dein Reich komme”.

Erben der Gerechtigkeit

Noah ist der dritte dieser Glaubenshelden, der uns zu unserer Betrachtung vorgestellt wird. Keiner von diesen war im absoluten Sinn gerecht, denn die Schriften erklären, „Da ist keiner gerecht, auch nicht einer.” Über Noah steht geschrieben: „Noah war ein gerechter Mann, untadelig war er unter seinen Zeitgenossen” – er und seine Familie waren abgesondert, frei von der Verunreinigung ihrer Zeit, von dem unzulässigen Verkehr mit den Engeln, die ihren ersten Zustand nicht bewahrt hatten. – 1. Mose 6:4

Noahs Glaube an Gott wurde darin offenbart, daß er die Arche im Gehorsam nach den Anweisungen Gottes baute, daß ein großer Regen und eine große Wasserflut kommen und alles Leben vernichten und das verdorbene Geschlecht ausrotten würde. Dies war keine einfache Prüfung des Glaubens, denn wir sollten uns daran erinnern, daß die Schriften erklären, daß es bis zu jener Zeit keinen Regen auf der Erde gegeben hatte, nur Nebel und Dunst befeuchteten die Erde, „denn Gott, der HERR, hatte es (noch) nicht auf der Erde regnen lassen… ein Dunst aber stieg von der Erde auf und bewässerte die ganze Oberfläche der Erde”. – 1. Mose 2:5 und 6

Noahs Glaube wurde über eine lange Zeit geprüft, sogar bis zum Eintritt in die Arche und dem Schließen der Tür, bis der Regen herabkam und die Flut auslöste. Über Noah wird daher mit Recht gesagt, daß „er ein Erbe der Gerechtigkeit wurde, die durch den Glauben ist”. Gott fand Gefallen daran, Noah und all die anderen, die Ihm völlig und aufrichtig vertrauten, als Freunde zu bezeichnen. Er betrachtete sie als getrennt und unterschiedlich von der Menschheit im allgemeinen. Ihr Glaube ist ihr Wert, der sie von den anderen unterscheidet. Trotzdem wird eine Kundgebung und eine Prüfung des Glaubens durch Werke des Gehorsams erforderlich. Glückselig ist der Mensch, der einen großen und starken Glauben an den Herrn zeigt, der in Trübsal und Prüfung fest steht; denn daraufhin wird ihm eine entsprechende Segnung garantiert. Ja, sogar mehr als dies hat der Herr garantiert, daß Er „nicht zulassen wird, daß wir über unser Vermögen hinaus versucht werden”, und Er informiert uns darüber, daß Er unser Gebilde kennt, daß wir nichts als Staub sind.

Er schaute aus nach der Stadt Gottes

Der Nächste in der Liste der Alten Glaubenshelden ist Abraham, genannt „Der Vater des Glaubens” – nicht weil Noah und Hennoch und Abel nicht treu gewesen wären, sondern weil Gott mit Abraham eine Glaubensfamilie begann, dem viele und große Verheißungen gegeben wurden. Jene Familie wurde als die Nation Israel bekannt und später als geistiges Israel. Wiederum war Abraham der Vater der Gläubigen. Während die Glaubenshelden, die ihm vorausgingen,Glauben an Gott in mehr allgemeinen Richtlinien zeigten, war die göttliche Offenbarung für Abraham das Evangelium, die gute Botschaft, in unbestimmter Form – daß in seinem und durch seinen Samen alle Geschlechter der Erde einen Segen bekommen sollten. So erklärt der Apostel, daß Gott dem Abraham zuvor das Evangelium predigte, und so alle, die jenem Evangelium glauben, in welchem die Erlösung durch den Messias wesentlich ist, alle solche „Kinder Abrahams” genannt werden und von ihm als ihrem Vater gesprochen wird, als demjenigen durch den diese Evangeliumshoffnung abzustammen veranlaßt wurde.

Aber noch in einem anderen Sinn war Abraham der Vater der Gläubigen, in dem Sinn, daß er den Himmlischen Vater vorschattet, wie Isaak unseren Herrn Jesus vorbildlich darstellt, und wie Isaaks Braut, Rebekka, die auserwählte Evangeliumskirche bildlich vorschattet.

Die Berufung Abrahams war das Resultat, daß er Glauben an Gott gezeigt hatte und zu einer passenden Zeit lebte, in welcher der Anfang der göttlichen Absichten zum Ausdruck gebracht werden sollte. Zuerst wurde sein Glaube durch den göttlichen Befehl geprüft, daß er sein Heimatland verlassen sollte, um als ein Hirte Palästina zu durchwandern und in Zelten zu wohnen ohne eine feste Wohnung, ohne irgendeinen Versuch, das Land in Besitz zu nehmen und zu sichern, indem er Festungen baute, usw. Die Verheißung bestand darin, daß in späteren Zeiten Gott seine Nachkommen in dieses Land bringen und es ihnen zum Besitztum geben würde.

Die Verheißung ging weiter und erklärte, daß wenn er gehorsam wäre, die Segnung des Herrn sich fortsetzen und der Same Abrahams groß und einflußreich werden würde, und dadurch alle Nationen einen Segen empfangen – und durch Einbeziehung alle unter seine Kontrolle kommen würden. Es erforderte unter diesen Umständen einen großen Glauben, all dies für wahr zu halten. Und die Prüfung dauerte an, als Jahr für Jahr Abrahams Frau älter wurde, bis zu der Zeit, in der eine Mutterschaft schon lange unmöglich war. Trotzdem vernehmen wir auch hier, daß Abrahams Glaube nicht wankte.

Noch später, nachdem Isaak, der Sohn der Verheißung, geboren und bis zum Mannesalter herangewachsen war, prüfte der Herr den Glauben dieses wundervollen Mannes, indem Er ihn dazu aufforderte, seinen Sohn als eine Opfergabe zu opfern. Wir können nicht annehmen, daß diese Anweisung durch irgendeinen beiläufigen Gedanken gegeben wurde. Auch wäre es für Abraham nicht angemessen gewesen dies anzunehmen, und daher handelte er danach, was dem göttlichen Willen in solch einer Angelegenheit entsprach. Die Vaterliebe, die Hoffnungen von Jahren und das göttliche Wort und der Eid würden dadurch scheinbar zerstört. Sein Glaube schwankte jedoch nicht, denn er begründete es damit, daß Gott imstande war, seinen Sohn von den Toten aufzuerwecken, und daß Gott sicherlich jede Seiner Verheißungen erfüllen würde, an die Er sich sogar mit einem Eid gebunden hatte, nicht nur durch Sein Wort, sondern zusätzlich durch Seinen Eid.

Welch ein wundervoller Glaube! Wir wollen uns daran erinnern, daß dies die lobenswerte Eigenschaft Abrahams war, die ihn dem Allmächtigen besonders zum Freund machte. Und wir wollen uns daran erinnern, daß, wenn wir die besondere Freundschaft und Segnung und Gemeinschaft mit dem Herrn erlangen möchten, dies der Kanal ist, durch den dies begehrt werden kann, – der Kanal des Glaubens, des Vertrauens, des Gehorsams. „Ohne Glauben ist es unmöglich ihm zu gefallen”. Umso mehr Glauben wir zeigen, umso mehr werden wir in den Augen des Herrn Wohlgefallen finden, und umso mehr können wir von Ihm als Kanäle der Segnung anderer benutzt werden – wie unvollkommen wir auch in anderem sein mögen.

An dieser Stelle möchten wir darauf hinweisen, daß Abraham nicht in jeder Hinsicht vollkommen war. Bei zwei Gelegenheiten wurde er durch heidnische Könige getadelt – und offenbar besonders gegen Ende seines Lebens verfolgte er weniger erhabene Ideale als die, die ihm diese Könige zugetraut hatten. Trotzdem verwarf Gott Abraham wegen jener Unvollkommenheiten nicht. Und tatsächlich waren gerade diese Unvollkommenheiten möglicherweise das Teilergebnis der Bemühungen Abrahams an den göttlichen Verheißungen festzuhalten und alles in seiner Macht stehende zu tun, sie zur Reife zu bringen. Er kannte die göttliche Verheißung, daß sein Kind, das der Kanal der göttlichen Segnungen für die Welt sein sollte, der Sohn von Sarah sein würde; daher nahm er an, daß er weder ihr Leben noch sein eigenes in Gefahr bringen durfte. Dieser innige Wunsch nichts zu tun, was die göttliche Verheißung behindern konnte, mag etwas mit den offensichtlich vorhandenen Schwächen zu tun gehabt haben. – 1. Mose 20

Die Stadt mit Grundlagen

Als der Apostel erklärte, daß Abraham „die Stadt erwartete, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist”, dürfen wir nicht denken, daß dies bedeutet, daß er bei seiner Wanderung durch Palästina einen Tag erwartete, an dem er zu einer neugebauten Stadt nach göttlicher Bauweise kommen würde. Noch sollten wir wie einige andere denken, daß Abraham nach dem Neuen Jerusalem ausschaute, das vom Himmel herabkommen würde – eine Stadt, die aus buchstäblich kostbaren Steinen gebaut sein würde mit Toren aus buchstäblichen Perlen. Nein, Abraham wußte nichts von jener Stadt, denn es war noch nichts darüber offenbart worden.

In früheren Zeiten repräsentierte eine Stadt eine Befestigung, eine Herrschaft, eine Regel der Autorität. Abraham bemerkte, daß die Erde voller Sünde und Gewalttat und außer Harmonie mit Gott war. Er wußte, daß Henoch, sein Vorfahr, ein Mann Gottes, schon prophetisch vorhergesagt hatte, daß der Messias kommen würde, der Repräsentant Jahwes, und eine Herrschaft, ein Königreich, eine Stadt der Gerechtigkeit aufrichten würde. Er trachtete nach dieser gerechten Herrschaft und erkannte, daß deren Grundlage der Gerechtigkeit zutiefst gelegt werden würde, und daß es ein ewiges Königreich sein würde. Er wußte, daß gelegentlich ein Monarch zu einem irdischen Thron kam, den er mit guten Absichten in Besitz nahm und diese auch zum Teil ausführen konnte, aber daß schon bald sein Thron, sein Königreich, zerfiel und auf andere überging.

Daher befaßte sich Abraham in seinen Tagen nicht damit, nach einem irdischen Königreich auszuschauen, aber er schaute jenseits all dieser Dinge nach dem Königreich von Gottes lieben Sohn aus – dem Millennium-Königreich. Mit seinen Glaubensaugen sah er den Messias und die Erhöhung Israels und die Segnung aller Geschlechter der Erde während des Millenniumtages. Unser Herr Jesus bestätigte dies, indem er sagte: „Abraham, euer Vater, jubelte, daß er meinen Tag [den Millenniums-Tag der Herrschaft Christi] sehen sollte, und er sah (ihn) und freute sich.”

Die Juden mißverstanden unseren Herrn, daß er gemeint hätte, daß er mit Abraham gewesen wäre. Andere mißverstanden ihn, daß er gemeint hätte, daß Abraham durch Glauben sein Werk des Opfers sah. Es ist wahr, daß unser Herr Abraham erschien. Es ist in einem bestimmten Sinn wahr, daß Abraham das Opfer Christi in dem vorbildlichen Opfer von Isaak vorhersah, aber es ist auch wahr, daß „der Tag Christi” der Millenniums-Tag zur Segnung der Welt ist, und daß es das ist, was Abraham sah und seine Augen des Glaubens erfreuten.

Auch wir sehen das Gleiche; und indem wir den gleichen Glauben teilen, teilen wir die gleiche Freude und die gleiche Erleichterung der Hoffnung und Erwartung. Tatsächlich erkennen wir noch deutlicher als Abraham, worin jene Stadt oder jenes Königreich besteht – daß unser Herr der große König sein wird, das Haupt über die Kirche, die sein Leib ist, (seine Glieder, sein Leib) und daß diese Braut, des Lammes Frau, symbolisch in dem Neuen Jerusalem dargestellt wird, dessen Grundsteine in Herrlichkeit die „zwölf Apostel des Lammes sein werden”. – Offenbarung 12:2 und 11 – 14 Wir erkennen deutlicher als Abraham (weil wir von dem Heiligen Geist durch das Wort geleitet werden), daß die Alten Glaubenshelden die irdischen Kanäle oder Vermittler sein werden, durch welche diese himmlische Stadt ihre Segnungen zu Israel und zu allen Geschlechtern der Erde aussenden wird, wie geschrieben steht „ihr werdet Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sehen”. Christus und seine erwählte geistige Braut werden von den Menschen nicht gesehen werden, es sei denn, wie wir jetzt den Herrn sehen, mit den Augen des Glaubens.

Sie erachteten den für treu, der die Verheißung gegeben hatte

Wir sind froh, daß Abrahams Frau in dieser Liste der Glaubenshelden besonders erwähnt wird. Es hilft uns des Apostels Gedanken rundum zu begreifen, daß es im Zusammenhang mit der göttlichen Verheißung keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern, männlich oder weiblich, gibt. Vielleicht kann nicht gesagt werden, daß Sarahs Glaube nicht schwankte, aber wenn er auch eine Zeit lang geschwankt hat, so wurde er sicher wiederhergestellt. Obwohl sie das Alter für eine mögliche Mutterschaft schon überschritten hatte, glaubte sie Gott. „Sie erachtete den für treu, der die Verheißung gegeben hatte”. So wurde sie der edlen Liste zugezählt, von der der Apostel sagt: „Diese alle sind im Glauben gestorben und haben die Verheißung nicht erlangt, [die verheißenen Dinge] sondern sahen sie von fern und begrüßten sie und bekannten, daß sie Fremde und ohne Bürgerrecht auf der Erde seien.” – Hebräer 11:13

Ja, hier handelt es sich um einen wichtigen Gedanken. Es ist nicht ausreichend, daß wir herrliche Dinge in der göttlichen Absicht erkennen, nicht ausreichend, daß wir uns ihrer erfreuen. Wir müssen auch willens sein, die Prüfung zu bestehen, Fremdlinge und Pilger in der gegenwärtigen Zeit zu sein. Die diese Prüfung nicht bestehen können, werden nicht für würdig erachtet werden an jenen herrlichen Dingen teilzuhaben. Jene Alten Glaubenshelden, die mit irgendeiner irdischen Erwartung unzufrieden waren, suchten das Himmlische, – nicht in dem Sinn, in welchem wir das Himmlische suchen, die himmlischen Dinge, in der Hoffnung auf die Vollständigkeit eines Wechsels der Natur vom Irdischen zum Geistigen. Sie suchten oder erwünschten das Himmlische in dem Sinn, der in unseres Herrn Gebet ausgedrückt ist. Sie wünschten sich, daß Gottes Königreich kommen und auf der Erde aufgerichtet werden möge, eine himmlische Herrschaft der Gerechtigkeit, eine himmlische Stadt oder Herrschaft. „Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott genannt zu werden, denn er hat ihnen eine Stadt bereitet.” – Er hat ein solches himmlisches Königreich, auf das sie hofften, geplant. Und jenes Königreich, so versichern uns die Schriften, wird schließlich „der Wunsch aller Nationen” sein. – Haggai 2:7

Isaak, Jacob, Joseph, Moses

Wir bewegen uns gedanklich durch die Gänge der Ruhmeshalle des Glaubens und bemerken die Bilder, auf die der Apostel unsere Aufmerksamkeit lenkt, die von Isaak, Jakob, Joseph und Moses. Jeder besitzt andere Eigenschaften, Charakterzüge und besondere Merkmale, aber der Wert der Glaubensgrundlage in ihnen allen ist das, was sie zu dem Volk Gottes macht, an denen Er Wohlgefallen findet und denen Er schon Segnungen für die Zukunft verheißen hat, wegen ihres Glaubens. Wenn irgendetwas Gottes Volk zu einer Pflege der Gnade des Glaubens inspirieren sollte, so würde es sicherlich ein Gang durch diese Galerie der Alten Glaubenshelden der Vergangenheit sein.

Isaak zeigte seinen Glauben an die Abrahamische Verheißung, indem er sein völliges Vertrauen auf die Abrahamische Segnung auf seinen Sohn Jakob übertrug; und nichtsdestoweniger zeigte er Glauben an die Verheißung, als er Esau einen Segen gab, indem er erkannte, daß unter der ursprüglichen Verheißung, daß alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollten, dies auch die Familie von Esau miteinschließen müsse. Jakob, der im Glauben an die Verheißung, die seinem Großvater Abraham gemacht wurde, geübt war, stellte diesen durch die Ordnung all seiner Angelegenheiten seines Lebens unter Beweis. Besonders zeigt sich dies an seinem Totenbett, als er, nachdem er den Söhnen Josephs besondere Segnungen erteilt hatte, Gott pries. Er erkannte, daß die Segnungen, die über seine Familie kommen sollten, alle unter göttlicher Überwaltung geschahen und alle in der ursprünglichen Verheißung enthalten waren, die dem Abraham gegeben wurde. Er zeigte weiterhin seinen Glauben, indem er Anweisungen für seine Bestattung gab, daß sie nicht in Ägypten, sondern in Kanaan erfolgen sollte, dem Land der Verheißung, die Israel nur durch den Glauben gehörte.

Joseph offenbarte bei vielen Gelegenheiten seinen Glauben an Gott. Nicht nur als ein junger Mann, sondern auch in der Zeit, als er in Ägypten war, stellte er seinen Glauben an die Verheißungen Gottes klar unter Beweis, daß Israel das gesegnete Volk sein würde, durch das die Segnungen des Herrn schließlich in Zusammenarbeit mit dem Messias zu allen Nationen der Welt kommen sollten. Durch Glauben gab er die Anweisung, daß, wenn Israel das Land Ägypten verlassen und nach Kanaan ziehen würde, sie nicht vergessen sollten, seine Gebeine mitzunehmen. Dies schließt nicht notwendigerweise mit ein, daß der Gedanke an die Gebeine und den Staub, die einst sein Wesen gebildet hatten, für Gott zu seiner Auferstehung benötigt würden, sondern es zeigt, daß er damit seinen Glauben an eine Auferstehung aus den Toten bezeugte – seinen Glauben, daß er an den Segnungen teilhaben würde, die durch den Messias zu Israel kommen würden.

Die Schande der größeren Reichtümer Christi

Moses legte auf verschiedene Weise Zeugnis für seinen Glauben an Gott ab, aber nirgendwo in bemerkenswerterer Weise, als in dem Verzicht der Vorrechte auf den Thron Ägtyptens, auf den er durch seine Adoption Anspruch hatte. Er wählte vielmehr, mit dem Volk der Abrahamischen Verheißung Bedrängnis zu erleiden, als in Luxus mit anderen zu wohnen. Das Volk Israel war das Volk des Messias, das Volk Christi; als er sich ihnen zuordnete, zeigte er damit seine Wertschätzung für die Schande des Gesalbten. Tatsächlich ist jeder Schritt des Fortschritts, den Mose in göttlicher Gunst und in göttlichem Dienst machte, durch seinen Glauben gekennzeichnet.

„Denn er hielt standhaft aus, als sähe er den Unsichtbaren.” Wie anschaulich beschreibt dies die Angelegenheit; und es ist heute genau so wahr wie damals, daß das Ausharren in Trübsalen und Prüfungen nur denen möglich ist, die mit den Augen des Glaubens sehen – und die unsichtbare Dinge erkennen können, Dinge, die anderen unsichtbar sind, besonders aber denen, die den unsichtbaren König und sein noch unsichtbares Königreich sehen können. Es geschah auch durch Glauben, daß er in Israel das Passah und das Sprengen des Blutes einführte, obgleich wir keinen Grund haben, zu vermuten, daß es für ihn in einem größeren Umfang möglich war, die wirkliche Bedeutung des Passahs und des gegenbildlichen Sinnes des Blutes und dessen Sprengung zu verstehen. Wiederum war sein Glaube zu erkennen, als er mit Israel das Rote Meer durchquerte. Sein Gehorsam stimmte in all diesen Angelegenheiten mit seinem Glauben überein.

Während wir in der Gegenwart vor einem solch gewaltigen Glauben einen großen Respekt zeigen, werden wir dadurch trotz alledem nicht entmutigt, weil wir erkennen, daß ein vollkommener Glaube für uns möglich ist, obgleich wir keine vollkommenen Werke tun können. Wir wollen daher an den göttlichen Verheißungen im Glauben festhalten und fortfahren im Glauben zu wandeln und nicht im Schauen, bis nach und nach unsere Umwandlung kommen wird, und wir in die Wirklichkeiten eintreten, während wir jetzt nur die Verheißungen besitzen.

Der Glaube der Hure Rahab

Es ist unverständlich für die Welt und erstaunlich für die Heiligen, daß die Schriften in so verschiedener Weise zeigen, daß Gott keine Personen ansieht – daß Er nicht ausschließlich die Großen und Weisen und Guten dieser Welt auswählt, sondern im Gegenteil die Aufrichtigen, die Ehrenhaften, die Treuen trotz Niedrigkeit der Geburt, natürlicher Mängel und Unvollkommenheiten. Wahrhaft sagt der Herr. „Denn meine Gedanken [Pläne] sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege.” Und wahrhaft sagte unser Erlöser, daß Sünder und Hurer an Stelle der selbstgerechten Pharisäer in das Königreich hineingehen würden.

Wie froh wir sind, daß der Apostel nach Gottes Vorsehung Rahab und ihren Glauben erwähnt, und wie wertschätzte und belohnte es der Herr. Sicherlich gibt es hier eine Lektion zu lernen, die deutlich gemacht und von einem jeden von uns verinnerlicht werden sollte – nicht nur zu unserer eigenen Ermutigung, sondern auch zu unserer Handlungsempfehlung gegenüber anderen. Es ist in völliger Übereinstimmung mit des Apostels Feststellung, daß Gott in der gegenwärtigen Zeit einige von diesen „Unedlen [Geringen] der Welt” erwählt, um schließlich einige der Größeren und Mächtigeren und weniger Treuen und Gehorsamen in Bestürzung zu versetzen.

Nachdem der Apostel uns diese wundervolle Aufzählung gegeben hat, scheint er zu erkennen, daß er mit der Auflistung bestenfalls am Anfang steht und die Zeit ihm fehlt, die anderen treuen Charaktere zu erwähnen, die Gottes Zustimmung fanden, wie Gideon, Barak, Samson, Jefta, David, Samuel und die Propheten, die „durch Glauben Königreiche bezwangen, Gerechtigkeit bewirkten, Verheißungen erlangten”, usw. In jedem Fall wurde der Glaube erprobt, manchmal durch grausame Verspottung und Geißelung und manchmal durch Gebundensein im Gefängnis. Einige wurden gesteinigt. Einige wurden zersägt. Einige wurden zu heimatlosen Wanderern, ohne irdische Bequemlichkeiten, geplagt, gepeinigt – dessen die Welt nicht wert war.

Nicht ohne uns vollkommen gemacht

Nachdem er uns auf diese herrlichen Glaubenshelden hingewiesen hat, gibt der Apostel uns zu verstehen, daß sie zu einer anderen Klasse gehören als der Klasse der Jünger Christi dieses Evangelium-Zeitalters. Sie alle starben im Glauben, ohne die ihnen verheißenen Dinge zu empfangen, weil Gott etwas noch besseres für uns vorgesehen und verordnet hatte, daß sie ihre Segnung nicht bekommen konnten, bevor wir zuerst unseren Segen erlangt haben würden.

Worin besteht diese wunderbare Sache, die unser ist, abgesondert und unterschieden von dem, was ihnen gebührt? Wir antworten, daß unsere Segnung, ähnlich der ihren, eine Segnung und Belohnung auf Grund des Glaubens und nicht auf Grund von Werken ist. Unsere Segnung ist höher als die ihre, weil Jesus, der Messias, gekommen ist, sein Leben gegeben hat und hoch erhöht worden ist – und weil wir zu Gliedern seines Leibes berufen worden sind, dem Leib des Christus, dem Leib des großen Hohenpriesters, dem Leib des Königs der Könige und Herrn der Herren, dem Leib des Mittlers zwischen Gott und der Menschheit.

Diese Sache unserer Berufung zu einer anderen Ebene des Seins, als Mitarbeiter des großen Messias, ist das verborgene Geheimnis, das zuvor nicht offenbart wurde. Es sind in der Tat „die besseren Dinge” für uns – so viel besser, als das himmlische Erbteil besser als das irdische ist. Die Alten Glaubenshelden, deren herrlichen Wandel wir betrachtet und gepriesen haben, müssen warten, bis die geistgezeugte Klasse während der Ersten Auferstehung aus den Toten geboren sein wird. Dann werden die Alten Glaubenshelden ihre Segnung der Auferstehung auf der irdischen Ebene empfangen, um die irdischen Repräsentanten der himmlischen Stadt zu sein, dem himmlischen Königreich, die in einer besonderen Weise daran teilhaben werden, die Segnungen Gottes an Israel und an alle Geschlechter der Erde auszuteilen.

Sie alle wurden durch den Sündenfall unvollkommen und daher „Kinder des Zorns, wie die übrigen” und so auch wir. Aber sie und wir sind willig und bewußt und von Herzen in Übereinstimmung mit dem Herrn und seiner Gerechtigkeit, im Gegensatz zu der Mehrheit der Menschen, die es nicht sind; daher sind sie und wir veranlaßt worden, auf die Stimme Gottes achtzugeben, die Frieden und Segnungen für die willentlich Gehorsamen verkündet. Die Alten Glaubenshelden antworteten in dem Maße der Vorrechte und Segnungen, die damals geschrieben, angeboten und zur Verfügung gestellt wurden. Und wir haben in diesem Evangelium-Zeitalter auf das Anerbieten noch höherer Segnungen und Vorrechte geantwortet, auf den hohen Ruf dieses Evangelium-Zeitalters.

Durch Glauben gerechtfertigt

Die Alten Glaubenshelden wurden weder durch einen Bund noch einen Mittler gerechtfertigt – noch sind wir dies. Beide, sie und wir, sind gerechtfertigt durch Glauben. Sie kommen mit uns unter den Abrahamischen Bund, der keinen Mittler hatte und benötigte, weil er nur mit solchen gemacht wurde, die einen ähnliche Glauben und Herzenswunsch wie Vater Abraham hatten. Obwohl einige dieser Glaubenshelden während des jüdischen Zeitalters lebten, wurden sie nicht durch ihren Gesetzesbund gerechtfertigt, sondern durch ihren Glauben; denn der Gesetzesbund machte nichts vollkommen, wegen der Unwirksamkeit seines Mittlers, noch konnte irgendjemand durch den Neuen (Gesetzes-)Bund gerechtfertigt werden, weil dieser noch nicht eingesetzt worden ist.

Die Auswahl der Glieder des Mittlers des Neuen Bundes für Israel findet jetzt statt. Der Gesalbte (Christus, Haupt und Glieder) ist der Mittler des Neuen Bundes. Der Gesetzesbund bestand zwischen Gott und der einen Nation Israel, welche dazu vorgesehen war, zuerst gesegnet und heilig gemacht zu werden, und der ewiges Leben garantiert werden sollte; die dann der Kanal der Segnung für alle anderen Nationen werden sollte, die durch eine Annahme der israelischen Verpflichtungen in Harmonie mit Gott kommen würden. Jener Bund schlug fehl, weil sein Mittler, Moses, nicht imstande war, irgendeinem Leben zu geben, ausgenommen für eine Zeit lang in einem vorbildlichen Sinn. Der Neue Bund wird zwischen Gott und Israel und der Welt sein – zwischen Gott und Menschen. Der Mittler ist geistig, aber er vermittelt nicht zwischen Gott und einer geistgezeugten Klasse. Er ist ein Mittler für den Menschen mit Gott. Daher hat die Kirche keinen Mittler und benötigt keinen, denn die Kirche setzt sich nicht aus solchen zusammen, die von menschlicher Natur sind, sondern aus solchen, die vom Heiligen Geist gezeugt und Glieder der Neuen Schöpfung sind. Diese sind Glieder des Mittlers und benötigen somit keinen Mittler. Wegen ihrer Unvollkommenheiten des Fleisches, weil sie die Dinge, die sie möchten, nicht tun können, benötigen sie einen Fürsprecher, (einer der für uns bittet), und sie haben einen, „Jesus Christus, den Gerechten”.

Sobald als alle Leibesglieder des großen Mittlers Christus berufen und auserwählt und für treu befunden sind, wird die Zeit zur Segnung der Alten Glaubenshelden kommen, auf die die Vorrechte und Segnungen des Samens Abrahams entsprechend dem Fleisch übertragen werden. Durch sie wird Gottes Segen des Neuen Bundes während des Millennium-Zeitalters über jede Schöpfung kommen, indem sie allen die völligsten Gelegenheiten zur Wiederherstellung und zu ewigem Leben garantiert.

Während des Millennium-Zeitalters werden jene Alten Glaubenshelden als die irdischen Repräsentanten des himmlischen Mittlers in einem Sinn der Glückseligkeit beraubt sein, die passender Weise solchen zukommen sollte, die geprüft und für würdig befunden wurden. Für tausend Jahre werden sie dem unvollkommenen Geschlecht als Herrscher, Anweiser, aufrichtende Priester im Kontakt mit der unvollkommenen Menschheit dienen und ihnen dabei helfen zur Harmonie mit Gott und all dem, was verloren war, zurückzufinden.

Es ist die Frage gestellt worden, welcher Lohn diesen Alten Glaubenshelden für ihre Mühen zugestanden wird, die in der Aufrichtung der Welt ihre Vollendung finden wird? Wir erwidern, daß die Vorrechte solch einer Arbeit für die Menschheit in sich selbst ein ziemlich ausreichender Lohn sein würde; aber bestimmte Dinge in den Schriften scheinen zu verstehen zu geben, daß diese Alten Glaubenshelden am Ende des Millenniums eine noch weitere Segnung bekommen werden, nämlich, daß sie eine Umgestaltung von der menschlichen zur geistigen Natur erfahren werden.

Dies wird in der Bibel nicht eindeutig festgestellt, es kann nur vermutet werden. Die Glaubenshelden, die diesem Evangelium-Zeitalter vorausgingen, wurden vorbildlich durch die „rote Kuh” dargestellt, die außerhalb des Lagers verbrannt wurde, und deren Asche zur Reinigung auf die Unreinen gesprengt wurde. Sie wurden auch als eine Klasse dargestellt, die vorbildlich als Glieder des Stammes Levi dargestellt wurden. Mit anderen Worten wurde der Haushalt des Glaubens in alten Zeiten wie auch jetzt durch den Stamm Levi vorbildlich dargestellt. Und es war so, daß von jenem „Haushalt des Glaubens” während dieses Evangelium-Zeitalters die gegenbildlichen Priester berufen und für würdig befunden werden. Wir haben gesehen, daß alle, welche die „Königliche Priesterschaft” bilden werden, und alle welche die „Große Schar” bilden werden, ursprünglich in diesem „Haushalt des Glaubens” vorbildlich durch die Leviten dargestellt wurden.

Die „Kleine Herde” und die „Große Schar” machen beide eine Weihung, mit der Aussicht opfernde Priester zu werden, aber nur die wenigen, die nach den Bedingungen und den Bestimmungen der Selbstverleugnung gelebt haben, werden den Preis der Mitgliedschaft an dem Leib des Hohenpriesters – der Mitgliedschaft an dem Christus – der Mitgliedschaft an dem Mittler des Neuen (Gesetzes)-Bundes gewinnen. Von den Übrigen werden einige sich völlig zurückziehen und den Zweiten Tod sterben, während andere sich weder zum Verderben zurückziehen noch zu freiwilligem Opfer fortschreiten, um durch Gerichte des Herrn entwickelt, geprüft und des Lebens auf geistiger Ebene als „Überwinder” für würdig befunden zu werden, mit Palmzweigen in ihren Händen, aber nicht als „mehr als Überwinder” mit Kronen auf ihren Häuptern. Die Gerechtfertigten, die verfehlen, zur Weihung voranzuschreiten, gehen zurück und werden ein Teil der Welt, während die Geweihten, die nicht zu einem freiwilligen Opfer voranschreiten, aber trotzdem ihre Rechtfertigung als Neue Schöpfungen beibehalten, weil sie sich in ihrer Prüfung als treu erweisen.

So werden die „Große Schar” dieses Evangelium-Zeitalters und die Alten Glaubenshelden vergangener Zeiten noch Glieder des „Haushalts des Glaubens” bleiben, die gegenbildlichen Leviten; während die „Kleine Herde” der Kronenträger, welche zu dem gleichen Haushalt der gegenbildlichen Leviten gehört, vorangeht zu der Stellung der „Königlichen Priesterschaft” in Herrlichkeit. Während des Millenniums werden einige jener gegenbildlichen Leviten (die Große Schar-Klasse), auf geistiger Ebene dienen, während andere, die Alten Glaubenshelden der alten Zeiten, auf irdischer Ebene dienen werden. Was ist vernünftiger, als zu vermuten, daß, wenn ihr Dienst auf irdischer Ebene beendet ist, die letztere Klasse auch die himmlische Ebene erreichen wird? Dieser Gedanke wird durch die Tatsache bestätigt, daß den vorbildlichen Leviten kein Erbteil in dem Land – der Erde – zugesagt wurde. So zeigte Gott im Voraus, daß sie kein irdisches Erbteil bekommen sollten, sondern ein himmlisches Erbteil.

In Offenbarung 20:7 – 9 werden wir darüber informiert, daß am Ende des Millennium-Zeitalters Satan von den Ketten freigelassen und ihm erlaubt wird, Versuchung über die wiederhergestellte Welt zu bringen; und daß einige der Menschheit unter seinen falschen Lehren sich aufrührerisch gegenüber der göttlichen Autorität verhalten und heraufziehen und „das Lager der Heiligen und die geliebte Stadt umzingeln werden”. Dieses Lager der Heiligen scheint uns symbolisch zu sagen, daß sogar am Ende des Millennium-Zeitalters, wenn die Menschheit Vollkommenheit der menschlichen Natur erlangt haben wird (oder aber verfehlt hat und im Zweiten Tod vernichtet worden sein wird), es noch eine Unterscheidung zwischen diesem Lager der Heiligen und der Menschheit im allgemeinen geben wird. Warum diese Unterscheidung, wenn alle vollkommen sind? Weil, wie wir glauben, es die göttliche Absicht war, zu zeigen, daß selbst dann, wenn die Menschheit Vollkommenheit erlangt haben wird, die Alten Glaubenshelden noch in einem bestimmten Sinn abgesondert und abseits der übrigen des vollkommenen Geschlechts sein werden. Wir verstehen es so, daß die Alten Glaubenshelden zu dieser Zeit von irdischen zu himmlischen Organismen verwandelt werden.

Eine so große Wolke von Zeugen

Die Moral unserer Lektion summiert sich in dem ersten Vers des Hebräerbriefes im zwölften Kapitel, in dem der Apostel sagt. „Deshalb laßt nun auch uns, da wir eine so große Wolke von Zeugen [Märtyrer] um uns haben, jede Bürde und die (uns so) leicht umstrickende Sünde ablegen und mit Ausdauer laufen den vor uns liegenden Wettlauf, indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens.”

Was für eine großartige Ermahnung! Wir wollen sie beachten! Wir wollen dem Glauben dem ihm gebührenden Platz geben! Wir wollen unseren Glauben an das Wort Gottes hegen und darüber hinaus die göttlichen Vorsehungen unserer Erfahrungen in unserem täglichen Leben. Wir wollen so den Fußstapfen Jesu nachfolgen, unseres großen Hohenpriesters und Anführers unserer Errettung, unserem Führer, unserem Vorläufer, dessen Opfer die Grundlage unseres Glaubens ist und dessen Macht in Herrlichkeit seine Vollendung, wenn er uns in der Ersten Auferstehung bei sich empfangen wird, „in einem Augenblick, in einem Nu”.