Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

„Die Toten aber wissen gar nichts.”

Lesedauer: 20 Minuten

Denn es hat auch Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führte, zwar getötet nach dem Fleisch. … In diesem ist er auch hingegangen und hat den Geistern im Gefängnis gepredigt.

1. Petrus 3:18 und 19

Die Wahrheit des Wortes Gottes kann nicht richtig verstanden und wertgeschätzt werden, es sei denn, daß ihr ganzes Zeugnis über das zu betrachtende Thema berücksichtigt wird. Dies wird gut durch seine verschiedenen Aussagen illustriert, welche den Zustand und die Aufenthaltsorte Jesu während der Zeit zwischen seinem Tod und der seiner Auferstehung betreffen, im Gegensatz zu den verschiedenen Theorien und Traditionen, die von menschlicher Weisheit vorgeschlagen wurden.

In einer Jesus betreffenden Prophezeiung des Alten Testaments, die von dem Apostel Petrus zitiert und mit Bezug auf den Tod und die Auferstehung des Meisters angewandt wird, wird über Jesus gesagt, daß er in der „Hölle” gewesen sei. – Psalm 16:10, Apostelgeschichte 2:27 – 32

Wenn wir unseren Leittext nur flüchtig lesen, mag es scheinen, daß er sich irgendwo hin begab, um zu „Geistern im Gefängnis” zu predigen, was die Tradition zu bestätigen scheint, daß die Hölle ein Ort ist. Ging Jesus bei seinem Tod tatsächlich an diesen mit „Hölle” bezeichneten Ort?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zuerst die Erklärung der Schrift über die „Hölle” verstehen. Die Bibel-Hölle ist ganz einfach der Zustand des Todes. In dem Alten-, und dem Neuen Testament sind scheol und hades die entsprechenden hebräischen und griechischen Worte, die als „Hölle” übersetzt wurden, und welche einen Zustand völliger Bewußtlosigkeit beschreiben – „die Toten aber wissen gar nichts”. – Prediger 9:5 und 10 Als Jesus als ein Lösegeld oder ein Stellvertreter für Vater Adam und sein Geschlecht starb, nahm er so den Platz des Sünders ein. Es war daher nötig, daß er in diesen Zustand des Todes ging, die Bibel-Hölle. – 1. Timotheus 2:5 und 6, 1. Petrus 1:18 und 19
„Und man gab ihm bei Gottlosen sein Grab”, erklärt der Prophet Jesus betreffend. – Jesaja 53:9 Es steht im Einklang mit dieser grundsätzlichen Tatsache biblischer Wahrheit, daß wir nach einem Verständnis suchen müssen, was auch immer sonst das Heilige Wort betreffend der Aufenthaltsorte Jesu zwischen der Zeit seines Todes am Kreuz und seiner Auferstehung von den Toten am dritten Tag danach zu sagen hat. Dies müssen wir auch unabhängig von Traditionen von den Menschen tun.

Um klar zu verstehen, wie es für Jesus möglich war, den „Geistern im Gefängnis” zu jener Zeit zu predigen, während andere Schriftstellen zeigen, daß er bewußtlos im Tod war, ist es notwendig, als erstes zu bestimmen, wer diese „Geister” waren, denen er predigte. Es ist Petrus, der uns diese Information mit den folgenden Worten unseres Leittextes gibt: „… die einst ungehorsam gewesen waren, als die Langmut Gottes in den Tagen Noahs abwartete.” – 1. Petrus 3:20

In seinem zweiten Brief gibt uns Petrus noch mehrere eindeutige Erkennungszeichen hinsichtlich dieser „Geister”, von denen er sagt: „Denn wenn Gott Engel, die gesündigt hatten, nicht verschonte, sondern sie in finsteren Höhlen des Abgrundes gehalten und zur Aufbewahrung für das Gericht überliefert hat; und [wenn] er die alte Welt nicht verschonte, sondern [nur] Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, als achten [neben sieben anderen] bewahrte, als er die Flut über die Welt der Gottlosen brachte.” – 2. Petrus 2:4 und 5

Aus dem vorangehenden Schriftzitat wird ersichtlich, daß die „Geister”, denen Jesus predigte, eine bestimmte Gruppe von Engeln waren, die zur Zeit der Flut Gott gegenüber ungehorsam gewesen waren. Der Apostel Judas erwähnt auch diese gleichen Wesen, indem er in ähnlicher Weise auf sie als Engel hinweist und auf ihre besondere Sünde als solche, die „ihren ersten Zustand verließen”. Judas erklärt auch wie Petrus, daß diese Engel nun im Gefängnis in „Ketten der Finsternis” verwahrt werden, die auf ihr „Gericht des großen Tages” warten. – Judas 6

Diese „Geister im Gefängnis” sind somit nicht die „Geister” oder „Erscheinungen” menschlicher Wesen, die gestorben sind, sondern sind ihrer Existenz nach Geisterwesen von der Natur der Engel. Dies ist eine wichtige Wahrheit, die wir in Bezug auf unser Thema immer im Sinn halten sollen.

Wir sind uns dessen sehr bewußt, daß es auf Gottes irdischer Ebene der Schöpfung, die für uns sichtbar und verständlich ist, verschiedene Stufen der Existenz gibt, von der niedrigsten Form einer einzelnen Zelle bis zum Menschen, der in seiner Vollkommenheit der König dieser Materie war, von irdischer Herrschaft. Die Schriften zeigen, daß diese gleiche Unterschiedlichkeit in der göttlichen Schöpfung auch auf einer höheren Ebene zutrifft, weit über das hinaus, was wir sehen können, und daß es über den Menschen, die höchste der irdischen Schöpfungen hinaus, eine geistige Welt gibt. In dieser geistigen Welt gibt es wie in der natürlichen Welt verschiedene Formen von Wesen, solche wie Engel, Fürstentümer und Gewalten. – Römer 8.38

Was den Menschen betrifft, so erklärt der Psalmist: „Du hast ihn wenig geringer gemacht als Engel.” – Psalm 8:5 Als Jesus zur Erde kam, um als des Menschen Erlöser zu sterben, „ward er Fleisch” und starb als ein Mensch. – Johannes 1:14 Als er jedoch auferstanden war, war er hoch erhöht „über jede Gewalt und Macht und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der nicht nur in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen genannt werden wird”. – Epheser 1:21 So weisen die Schriften auf eine deutliche Linie der Abgrenzung zwischen der irdischen und der geistigen Ebene der Existenz hin.

Die Bibel zeigt, daß es zur gegenwärtigen Zeit sowohl heilige als auch unheilige Engel gibt, obgleich all diese, als sie erschaffen wurden, mit Gott im Einklang waren und Ihm auf verschiedene Weise dienten. Über jene Engel, die in Harmonie mit dem Schöpfer blieben, sagt der Apostel, „sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil erben sollen?” – Hebräer 1:14

Und ein paar Verse zuvor lesen wir: „Und von den Engeln zwar spricht er: ’Der seine Engel zu Winden macht und seine Diener zu einer Feuerflamme’.” – Hebräer 1:7 und Psalm 104:4 Was die Vorsorge der Engel für Christen betrifft, sagte Jesus: „Seht zu, daß ihr nicht eines dieser Kleinen verachtet! Denn ich sage euch, daß ihre Engel in den Himmeln allezeit das Angesicht meines Vaters schauen, der in den Himmeln ist.” – Matthäus 18:10

Irdische und himmlische Engel

Wer die Bibel studiert, sollte nicht von der Tatsache überrascht sein, daß in der Bibel die Bezeichnung „Engel” manchmal auf menschliche Wesen angewandt wird. Das Wort selbst bezeichnet aktuell einen Diener oder Botschafter, und es ist jeweils notwendig vom Zusammenhang her zu entscheiden, ob die Schriftstelle, in welcher das Wort benutzt wird, einen Hinweis auf einen menschliche Botschafter oder auf einen himmlischen geistigen Botschafter anzeigt.

Andererseits zeigen viele Schriftstellen deutlich, daß es sich bei ihnen um geistige Schöpfungen, Engel genannt, handelt. Zum Beispiel kündigte den Hirten in Bethlehem ein Engel die Geburt Jesu an. Daß derjenige, der diesen Dienst ausführte, ein geistiges Wesen war, geht deutlich aus den Worten hervor: „Und plötzlich war bei dem Engel eine Menge der himmlischen Heerscharen, die Gott lobten und sprachen: Herrlichkeit Gott in der Höhe, und Friede auf Erden in den Menschen [des] Wohlgefallens.” – Lukas 2:10 – 14

Desgleichen war das Wesen, das Maria verkündete, daß sie die Mutter von Jesus werden sollte, ein geistiges Wesen wie das Wesen, das Jesus im Garten von Gethsemane diente, ein geistiges Wesen war. Jesus wies auf himmlische Wesen hin, als er sagte, daß er Seinen Vater bitten könnte, und daß ihm mehr als zwölf Legionen Engel zur Verfügung gestellt würden, ihm zu helfen und ihn zu beschützen. – Lukas 1:26 – 38. Matthäus 26:53

Wie wir schon erkannt haben, blieben nicht alle dieser Engel treu gegenüber Jahwe, ihren Schöpfer, denn einige von ihnen sind ungehorsam gewesen. Diese Untreuen werden im üblichem Sprachgebrauch als „gefallene Engel” bezeichnet. Die zuvor zitierten Schriftstellen zeigen, daß sie als Strafe für ihre Rebellion in Fesseln oder im Gefängnis gehalten werden in „Ketten der Finsternis” und in Erwartung des Gerichts.

Wer sind die „Geister”?

Ein schon vom Apostel Petrus zitierter Schrifttext gibt uns eine sehr wichtige Information, worin das Gefängnishaus dieser gefallenen Engel besteht. Er sagt die Engel betreffend, die sündigten, daß Gott sie „in Banden der Finsternis der Hölle übergab”. – 2. Petrus 2:4 [nach der Schlachter-Übersetzung]

Das Wort „Hölle” in diesem Vers ist keine Übersetzung des griechischen Wortes hades. Der Begriff, der hier von dem Apostel benutzt wurde, ist das griechische Wort tartaros, und es erscheint nur an dieser Stelle in der Bibel. Tartaros wird von dem Wort tartarus abgeleitet, einem Begriff, der in der griechischen Mythologie als der Name für einen finsteren Abyss oder Gefängnis benutzt wird. In dem zuvor zitierten Schrifttext wird er unter der Berücksichtigung des ganzen Ausdrucks mit „in Banden der Finsternis der Hölle übergab” übersetzt. So weist das Wort offensichtlich auf beide hin, eine Handlung und einen Ort. Im Fall der Engel, die sündigten, zeigte sich dies darin, daß sie aus der Ehre und Würde zur Unehre und Verdammnis erniedrigt wurden. Es scheint der Gedanke zu sein, daß Gott die Engel, die sündigten, nicht verschont hat, sondern sie zu einer Stellung der Unehre erniedrigt und ihre geistige Macht beschränkt hat.

Diese Engel waren in ihrem ursprünglichen Zustand der Heiligung mächtig und ehrenhaft und besaßen offenbar große Freiheiten. In ihrem Dienst für Gott und Seine irdische Schöpfung waren sie wahrscheinlich öfter Reisende zwischen der Erde und anderen Teilen des weiten Universums des Schöpfers. Judas sagt, daß diese Engel „ihre eigene Behausung verlassen haben”. Dies wirft Licht auf die Worte von 1. Mose 6:2, wo wir lesen: „Da sahen die Söhne Gottes [die Engel] die Töchter der Menschen, daß sie gut waren, und sie nahmen sich von ihnen allen zu Frauen, welche sie wollten.”

Mit anderen Worten bestand die Sünde dieser Engel auf jeden Fall darin, daß sie sich als menschliche Wesen materialisierten und einer ungesetzlichen Verbindung mit den Töchtern der Menschen nachgaben. Zu verschiedenen Zeiten, während der historischen Zeit, die die Bibel umfaßt, waren verschiedene der heiligen Botschafter oder Engel zur Erde gesandt worden, Botschaften an die Propheten und andere zu übermitteln. Zu vielen dieser Gelegenheiten wurde ihnen erlaubt, sich zu materialisieren und als Menschen zu erscheinen. Ein Beispiel davon ist in dem Besuch der drei Engel zu erkennen, die vor der Geburt Isaaks zu Abraham gesandt wurden. -1. Mose 18 Solche Annahmen von Menschengestalt waren zulässig, wenn sie durch den Herrn genehmigt waren, und die Engel, die daran teilnahmen, nicht ihre Sonderrechte überschritten. Die Engel jedoch, die vor der Flut sündigten, „die ihre eigene Behausung verließen” – zogen es vor, ihre Vereinigung mit der Menschheit als menschliche Wesen fortzusetzen.

Nachdem sie ihre eigenen Kräfte durch eine unerlaubte Beziehung mit dem gefallenen menschlichen Geschlecht beschränkt und entwürdigt hatten, wie passend war es da, daß ihre Strafe darin bestehen sollte, daß sie niedergeworfen oder erniedrigt und zur gleichen Zeit in „Ketten der Finsternis” gelegt werden sollten. Der Gedanke, der in dem Gebrauch des Wortes „Gefängnis” enthalten ist, wie wir ihn in unserem Leittext finden, ist der der Einschränkung der Freiheit. So sind diese „Geister” tatsächlich „im Gefängnis” gewesen, beschränkt in vielem ihrer normalen Freiheit, die sie hatten, während sie noch in völliger Harmonie mit ihrem Schöpfer waren.

Obwohl der physische „Ort” der Inhaftierung der gefallenen Engel von geringerer Wichtigkeit ist als der Status ihrer Beziehung zu Gott, gibt es schriftliche Beweise, die den Gedanken unterstützen, daß ihr Einflußbereich zur Erde und der Kontakt mit der menschlichen Familie mehr oder weniger indirekt eingeschränkt worden ist. In den Evangeliumsberichten über den Dienst Jesu finden wir häufig erwähnt, daß der Herr „Teufel” und „Dämonen” austrieb. Später hatten die Apostel das Vorrecht einen ähnlichen Dienst an verschiedenen Menschen auszuführen. Während die höhere Kritik zu beweisen versucht, daß diese Fälle, mit denen es Jesus und die Apostel zu tun hatten, nur Beispiele von Wahnsinn oder nervösen Störungen sind, wird dort auch allgemein diesen „Teufeln” zu eindeutig der Gedanke der Persönlichkeit zugewiesen, um irgendeine solche freie Interpretation zuzulassen.

König Saul und die Hexe von Endor

Wir finden auch im Alten Testament einen Beweis der eingeschränkten Aktivitäten dieser gefallenen Engel oder „Geister im Gefängnis”. Es gibt zum Beispiel den Fall des Königs Saul und der Hexe von Endor. Alle Hexerei war durch das Mosaische Gesetz verboten und mit dem Tod zu bestrafen. Diese alten Geist-Medien blieben jedoch in ihren schändlichen Praktiken bestehen. – 3. Mose 19:31 und 20:27 So wie geistige Medien heute die Fähigkeit beanspruchen, sich mit den Toten verständigen zu können, genauso verhielt es sich bei der Hexe von Endor, die offensichtlich ähnliche Bekundungen machte. Als der König Saul wegen seines Ungehorsams die Gunst Gottes verlor und erkannte, daß er in ernsthafter Gefahr war, von seinen Feinden besiegt zu werden, ersuchte er die Hexe mit Samuel in Verbindung zu treten, um zu sehen, ob der tote Prophet irgend etwas für ihn tun konnte.

Der Bericht über diese spiritistische Zusammenkunft in alter Zeit wird in 1. Samuel 28:7 – 27 gezeigt. Viele Bibelforscher, welche diese Geschichte von Sauls vermeintlichem Gespräch mit dem toten Propheten Samuel gelesen haben, haben daraus gefolgert, daß dies ein ausgezeichneter biblischer Beweis ist, daß die Toten in Wirklichkeit überhaupt nicht tot sind. Es wird die Behauptung aufgestellt, daß jene, die tot zu sein scheinen, in Wirklichkeit irgendwo tatsächlich leben, und daß unter bestimmten Umständen mit ihnen gesprochen werden kann, besonders durch die Hilfe eines Geist-Mediums. Satan hat all die Jahrhunderte hindurch diese Methode der Täuschung benutzt, den eindeutigen Lehren der Schrift zu widersprechen, daß „der Sünde Lohn der Tod ist”. – Römer 6:23

Wenn wir kurz einige der Tatsachen untersuchen, die mit Sauls Besuch bei der Hexe zusammentreffen, so ist nach Sauls eigenen Worten zu bemerken, das er nicht länger in Gottes Gunst stand. Denn während der Begegnung sagte er: „Gott ist von mir gewichen und antwortet mir nicht mehr, weder durch Propheten noch durch Träume.” – 1. Samuel 28:15 Während seines ganzen Lebens war Samuel ein treuer Diener gewesen, der nie bereit gewesen wäre, gegen Gottes Wünsche zu handeln. Hier finden wir jedoch, daß Saul, der wußte, daß Gottes Gunst ihn verlassen hatte, die Witwe bat eine Botschaft von diesem treuen Propheten zu bekommen.

Wenn wir vermuten sollten, daß Samuel lebendig und nicht wirklich tot war und entweder im Himmel oder an irgendeinem andern Ort residieren würde, würde er dann weniger gehorsam gegenüber dem Herrn gewesen sein, als zu der Zeit, als er auf der Erde war? Sollen wir ferner glauben, daß diese Hexe, die unter der Verurteilung durch Gottes Gesetz stand, die Macht besessen hätte, den göttlichen Willen zu vereiteln, und nicht nur Samuel hervorzubringen, sondern ihm auch eine Botschaft zu entlocken fähig gewesen wäre, um diesen rebellischen König zu unterstützen? In beiden Fällen ist die Antwort ganz sicher: Nein! Dieser Bericht wird uns in der Bibel als eine Aufzeichnung von einem wichtigen Ereignis in Sauls Leben gegeben, das zeigt, wie sehr er aus der Treue gegenüber Gottes Gesetz gefallen war, aber in keinem Gedanken der Bestätigung des Anspruchs der Hexe, daß sie Samuel gesehen und mit ihm gesprochen hätte.

Die Methoden, die von den gefallenen Engeln mittels des Mediums von Endor benutzt wurden, waren einfach im Vergleich mit den Methoden von heute. Diese gefallenen Engel verursachten, daß vor der mentalen Vision der Hexe eine bekannte Ähnlichkeit des gealterten Propheten in der Kleidung vorüberging, die er gewöhnlich trug, einen langen Mantel. Als sie das mentale Bild beschrieb, das ihr von den bösen Geistern gegeben wurde, erkannte Saul an der Beschreibung sogleich, daß es Samuel war. Saul selbst sah jedoch nichts. Er „erkannte” von der Beschreibung her, daß es Samuel war. – 1. Samuel 28:14

Leicht überzeugt, wie es Leute unter solchen Umständen gewöhnlich sind, hielt Saul nicht inne, um zu fragen, wie es sein konnte, daß Samuel von der Hexe als ein alter Mann „gesehen” wurde, wenn er jetzt als ein geistiges Wesen viel besser dran war, als zuvor. Saul dachte auch nicht darüber nach, warum Samuel in der geistigen Welt den gleichen alten Mantel trug, den er anhatte, als er ihn als ein irdisches Wesen kannte, noch berücksichtigte er, daß des Propheten Mantel im Grab sich längst aufgelöst haben mußte. Saul war vom Herrn aufgegeben worden und war nun leicht zu täuschen von diesen „Lügengeistern”, die den Propheten darstellten, und in seinem Namen durch ihr Medium, die Hexe, zu Saul sprachen.

Sie stellte den toten Propheten als die Frage stellend dar „Warum hast du meine Ruhe gestört, daß du mich heraufkommen läßt?” Es wurde von den Israeliten in den Tagen des Königs Saul klar verstanden, daß die Toten im scheol schliefen. Würde daher die Frage „Warum hast du meine Ruhe gestört”, nicht seltsam klingen? Könnten wir uns auch nur für einen Augenblick vorstellen, daß diese verurteilte Hexe die Macht gehabt hätte, den Propheten von den Toten aufzuerwecken? Hinzu kommt noch, wenn Samuel in Wirklichkeit überhaupt nicht tot gewesen wäre und sich des Geistes der Welt erfreut hätte, würde es dann nicht seltsam erscheinen, daß die Hexe von ihm sagte, daß er von der Erde „herauf” anstatt vom Himmel „herab” kam?

Durch die Kraft der bösen Geister wird dem toten Samuel unterstellt zu Saul gesagt zu haben, „Morgen wirst du mit deinen Söhnen bei mir sein. Auch das Heerlager Israels wird der HERR in die Hand der Philister geben.” – Vers 19 Stellen wir uns den treuen Samuel und den geliebten Jonathan zusammen mit Saul in der geistigen Welt vor. Sicherlich stimmt dies nicht mit christlicher Theologie überein. Letztlich jedoch, aber sicher nicht am nächsten Tag, sollten diese alle zusammen im Tod sein, im scheol, der Bibel Hölle. – 1. Samuel 31:1 – 6 Noch im Todeszustand warten sie auf die Auferstehung, wenn alle durch den Sohn des Menschen gerufen werden. Von Seiten der Hexe erforderte es keine übernatürliche Kraft, die sich anbahnende Niederlage und den Tod Sauls genau vorherzusagen. In der Tat befürchtete Saul dies, daher sein Appell an die Hexe.

Tatsächlich gab es überhaupt kein Gespräch zwischen Saul und der Hexe mit Samuel, statt dessen aber mit einem oder mehreren der „Geister im Gefängnis”. Tatsächlich ist es deren hauptsächliche Aktivität seit der Flut gewesen, die Menschheit zu täuschen, besonders in Bezug auf den Zustand der Toten. Die Erwähnung dieser Geisterbeschwörer, Hexen und Zauberer in den Schriften führt uns zu der Folgerung, daß die gefallenen Engel durch Medien Gemeinschaft mit Israel suchten. Anscheinend ist es auch die Gepflogenheit dieser Medien, die Art und Weise ihrer Kundgebung von Zeit zu Zeit zu verändern. Beispielsweise hatte sich in den Tagen Jesu und der Apostel die Wirksamkeit dieser Geister offensichtlich von der Methode der Hexerei zu der Besessenheit und Besitzergreifung geändert.

Das moderne Werk der „Geister”

Während ihnen einst die Macht gegeben wurde, sich als Menschen zu materialisieren, die sie jedoch mißbrauchten, fahren diese gefallenen Engel fort, ihre Macht durch menschliche Vertreter auszuüben, entweder durch die Einsetzung von Medien oder durch die direkte Kontrolle über das Gehirn, wie im Fall von Besessenheit. Es ist jedoch offensichtlich, daß der menschliche Wille dieser Fremdbeherrschung zustimmen muß, bevor diese bösen Geister von jemandem Besitz ergreifen können. Wenn sie von jemandem Besitz ergreifen, wird anscheinend deren Wille so gebrochen, daß keine Kraft zu widerstehen bleibt. Daher wurde der Dienst von Jesus und den Aposteln, Dämonen und Teufel auszutreiben, von den in jenen Tagen Besessenen sehr wertgeschätzt.

Während diese gefallenen Engelwesen von Zeit zu Zeit ihre Methode der Kontaktaufnahme und Täuschung des menschlichen Geschlechts geändert haben, führt ihr Einfluß immer von Gott und der Wahrheit Seines Wortes hinweg. Es ist viel Lärm über das Sprechen mit Toten verursacht worden, doch was ist das ganze Resultat all dieser Versuche? Tatsächlich sind viele zu der Überzeugung gelangt, daß sie mit ihren toten Freunden und Verwandten in Kontakt getreten sind, aber hier hat es geendet. Es sind aber nie lohnenden Informationen aus diesen Begegnungen hervorgegangen.

Wie Christus diesen Geistern im Gefängnis predigte

Damit haben wir die „Geister” gekennzeichnet, denen Jesus predigte, wie Petrus berichtet. Es entsteht die Frage, auf welche Weise dieses Predigen stattfand. Wie konnte Jesus im scheol oder hades, wo es kein Bewußtsein gibt, zur gleichen Zeit diesen gefallenen Engeln predigen? Die Erklärung dieser scheinbaren Schwierigkeit ist einfach, wenn wir die Schriftstelle ein wenig enger betrachten. Nach der „King James”- Übersetzung überlieferte der Apostel wörtlich, daß Jesus „ging und den Geistern im Gefängnis predigte”. Einige griechische Gelehrte behaupten jedoch, daß die Formulierung „ging und predigte” in dem Sinn von etwas zu vollenden gebraucht wird und nicht im Sinn zu irgendeinem besonderen Ort oder irgendeiner Stelle zu gehen. Jene Sicht gibt zu verstehen, daß Jesus nicht an einen bestimmten Ort ging, sondern durch sein Beispiel predigte.

Dr. Benjamin Wilson überträgt in seiner „Emphatic Diaglott”-Übersetzung diese Formulierung wie folgt, „Er predigte den Geistern im Gefängnis”, indem er die zwei Worte „ging und” wegließ, als einen nicht benötigten Bezug hinsichtlich des genauen Verständnis dieser Schriftstelle. In einer Fußnote zu diesem Schrifttext stellt er fest, daß andere Autoritäten mit ihm in dieser Hinsicht übereinstimmen. Wenn wir diese zwei Worte auslassen, lautet der ganze Text, „Denn es hat auch Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führte, zwar getötet nach dem Fleisch … und hat den Geistern im Gefängnis gepredigt.” – 1. Petrus 3, 18 und 19 So ist die Bedeutung in einem übertragenen Sinn, daß Jesus durch seinen Tod und seine Auferstehung den gefallenen Engeln mit seiner Treue gegenüber dem Himmlischen Vater und Schöpfer beispielhaft „predigte”, gegen den diese Geister rebelliert hatten.

Luzifer war der erste von diesen geistigen Wesen, das gegen Gott rebellierte, und er übte offensichtlich einen großen Einfluß über jene aus, die sich später in Scharen den Rebellen anschlossen. In Matthäus 25:41 zeigt der Ausdruck „der Teufel und seine Engel” die enge Beziehung, die zwischen Satan und diesen anderen gefallenen geistigen Wesen besteht. Es war der Geist von Ehrgeiz und Stolz, der zu Luzifers Fall führte. – Jesaja 14:12 – 14 Anscheinend hat der gleiche Geist die Schar dieser gefallenen Engel durchdrungen. Im Gegensatz dazu sollte die Treue Jesu, seine Demütigung und sein Gehorsam bis in den Tod sich als eine machtvolle Predigt für jene „Geister im Gefängnis” erweisen. Die Kraft jener Predigt würde weiterhin großartig zunehmen, wenn diese Geister erkennen würden, daß Jesus wegen seiner Treue von den Toten auferweckt und hoch erhöht wurde bis zur Rechten Gottes, während sie wegen ihrer Untreue erniedrigt und gedemütigt wurden.

So finden wir denn, wenn wir die nicht schriftgemäßen Traditionen beiseite tun, welche seit den Alttestamentlichen Zeiten überliefert worden sind, daß die verschiedenen Biblischen Schriftstellen, die den Zustand der Toten betreffen, wenn sie richtig verstanden werden, in Harmonie mit den großen fundamentalen Wahrheiten sind, daß „der Sünde Lohn der Tod ist” und „die Toten gar nichts wissen”. – Römer 6:23, Prediger 9:5