Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Wird der Mensch das „Verheißene Land” erreichen?

Lesedauer: 20 Minuten

„Durch Glauben siedelte Abraham sich im Land der Verheißung an wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben der selben Verheißung; denn er erwartete die Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister der Schöpfer Gott ist.” – Hebräer 11:9 – 10

Vor fünfzig Jahren, im April 1968, hielt Dr. Martin Luther King Jr. ein Referat in Memphis, Tennessee, das er mit den Worten beendete: „Ich wünsche nur Gottes Willen zu tun; und, daß Er mir erlaubt, auf den Berg hinaufzusteigen. Und ich habe umhergeschaut und habe das Verheißene Land gesehen. Ich vermag nicht mit euch dorthin zu gehen. Aber ich wünsche, daß ihr heute Nacht wißt, daß wir als ein Volk im Verheißenen Land ankommen werden. … Meine Augen haben die Herrlichkeit des Kommens des Herrn gesehen.”

Dieser Vortrag sollte der letzte von Dr. King sein. Am nächsten Tag, als er sich außerhalb seines Motelraums in Memphis befand, wurde er von der Kugel eines Attentäters tödlich getroffen. Es wurde später von einem Arzt, der die Autopsie durchführte, festgestellt, daß, obgleich er nur 39 Jahre alt wurde, sein Herz den Zustand eines 60 Jahre alten Mannes zeigte. Viele führten dies auf den außergewöhnlichen Streß seiner vielen Jahre der Mitwirkung bei der Bürgerrechtsbewegung zurück, für die er sich einsetzte. Der Grund dafür war sicherlich sein unermüdlicher Einsatz für die gute Sache der Gleichheit, des Friedens und der Brüderlichkeit unter allen Völkern.

Der Geist des Wunsches Martin Luther Kings, den er für sich selbst und die vielen Völker, die er repräsentierte, äußerte, in das verheißene Land einzutreten, hat zweifellos ein Echo in den Gedanken und Herzen bei vielen Menschen gefunden. Die Menschheit im allgemeinen hat lange nach einer Zeit und einem Ort Ausschau gehalten, in dem eine heile Welt des Friedens, der Sicherheit, der Gesundheit und des Respekts unter den Bewohnern der Erde vorhanden ist. In der ganzen Welt halten aufrichtige Männer und Frauen diese Hoffnung aufrecht und beten sogar für eine positive Antwort auf die Frage dieses Wunsches, der vor einem halben Jahrhundert von Dr. King so anschaulich ausgedrückt wurde.

Der biblische Ursprung

Der Begriff „Verheißenes Land” hat seinen Ursprung in der Bibel, in welcher er besonders das Land bezeichnet, das Abraham, Isaak und Jakob verheißen wurde, wie dies auch unsere am Anfang zitierte Schriftstelle erklärt. Die Verse stellen im Weiteren fest, daß die treuen Patriarchen nur als Fremde in diesem Land lebten. Sie warteten geduldig auf die Zeit, in der Gott das Land zu einem ständigen Wohnplatz für ihre Nachkommen zubereiten würde, einschließlich der Errichtung von Städten mit „Grundlage”.

Mit dem Fortschreiten der Zeit wurden die Nachkommen der zwölf Söhne Jakobs zahlreich, und Gott begann sie mit dem Namen „Israel” zu benennen. – 1. Mose 35:9 – 12 Weil es jedoch noch nicht die von Gott bestimmte Zeit für die Israeliten war, das Land zu besitzen, das ihren Vorvätern verheißen worden war, überwaltete Gott es so, daß sie für eine längere Zeitperiode in Ägypten lebten. In Ägypten aber waren die Söhne Israel fruchtbar „und wimmelten und mehrten sich, und wurden sehr sehr stark”. – 2. Mose 1:1 – 7 Schließlich kam die Zeit, in der sich Gottes Absicht, die Israeliten ständig in dem Land wohnen zu lassen, das Er ihrem Vater Abraham verheißen hatte, in Erfüllung gehen sollte. „Und Gott dachte an seinen Bund mit Abraham.” – 2. Mose 2:24

Unter der Führung von Mose und Aaron, die von Gott zu diesem großartigen Zweck ernannt worden waren, verließen die Israeliten Ägypten. Es sollte weitere vierzig Jahre dauern, bevor der Augenblick kam, daß sie in das verheißene Land eintraten, und es dauerte ungefähr sechs weitere Jahre, es zu erobern und unter den verschiedenen Stämme aufzuteilen. – Josua 14:7 und 10 Obwohl wir sie hier nicht näher betrachten werden, sei erwähnt, daß die Schriften über viele bedeutende Ereignisse berichten, die während dieser Zeitspanne stattfanden. So gab es zehn Plagen in Ägypten; die Einrichtung von Israels Passah, die wunderbare Durchquerung des Schilfmeeres, die Aussendung von Kundschaftern in das Land der Verheißung und die schlechten Berichte, mit denen sie zurückkehrten, die Wanderung der Israeliten in der Wüste, die vierzig Jahre dauerte, die Beschaffung von Nahrung und Wasser, die Gott für Sein Volk vorsah und das Schließen des Bundes Israels mit Gott, mit Seinen Gesetzen und religiösen Diensten. Das 2. Buch Mose, das 3. Buch Mose und das 5. Buch Mose beinhalten viele Einzelheiten über diese und viele andere Erfahrungen, die die Israeliten während ihrer Wanderung machten.

Die große Erwartung

Der Bericht über den Eintritt der Israeliten in das Land der Verheißung ist im Buch Josua wiedergegeben. Wenn wir diese augenblickliche Episode in ihrer Geschichte betrachten, können wir einen Hauch von Aufregung im Lager Israels spüren. Die Erfüllung der Prophezeiung, die ihrem Vater Abraham vor nahezu fünf Jahrhunderten gegeben wurde, war im Begriff, verwirklicht zu werden. Gott hatte gesagt, daß Er das Land Kanaan den Nachkommen Abrahams zum ewigen Besitztum geben werde. – 1. Mose 12:1 – 7 und 13:15 Als Mose vor seinem Tod von dem Gipfel des Berges Pisga aus das Land Kanaan überblickte, zeigte ihm Gott in einem Umriß die Ausdehnung des Landes, das Israel gehören sollte. – 5. Mose 34:1 – 4 Es wurde Mose nicht erlaubt, Kanaan zu betreten, aber jetzt, unter der Führung von Josua, lagerten die Israeliten an der Grenze zu jenem Land.

Vierzig Jahre zuvor waren die Israeliten an der gleichen Stelle gewesen, an der Schwelle des Landes, in das sie eintreten sollten. Zu jener Zeit, nur wenige Monate nachdem sie Ägypten mit erhobenen Händen und mit triumphierenden Gesängen zum Lobe Gottes verlassen hatten, erreichten sie die Grenze des Landes Kanaan. – 2. Mose 14:8, 15:1 – 21, 19:1, 5. Mose 1:2, 19 und 21 Als Mose jedoch die zwölf Kundschafter aussandte, um das Land auszukundschaften, kehrten nur zwei mit einem positiven Bericht zurück, Josua und Kaleb. Und sie sagten: „Laßt uns nur hinaufziehen und es in Besitz nehmen, denn wir werden es gewiß bezwingen.” „Wirklich es fließt von Milch und Honig über.” Die anderen zehn Kundschafter brachten jedoch „ein böses Gerücht über das Land auf”: „Das Land, das wir durchzogen haben, um es zu erkunden, ist ein Land, das seine Bewohner frißt; und alles Volk, das wir darin gesehen haben, sind Leute von hohem Wuchs.” „Und das Volk weinte in jener Nacht.” – 4. Mose 13:25 – 33 und 14:1 Ihre Erwartung wurde zu einer so großen Furcht, daß das Volk in Erwägung zog, Kaleb und Josua zu steinigen. – 4. Mose 14:10 Ihr Glaube an Gott war nicht stark genug, um Seiner Führung zu folgen. Nun, nach vierzig Jahren der Wanderung in der Wüste, war diese ungläubige Generation der Israeliten gestorben, wie Gott verheißen hatte. – 4. Mose 14:22 und 23 Und auch ihr standhafter Führer Mose war inzwischen gestorben. Nur die zwei treuen Kundschafter, Josua und Kaleb, blieben von der erwachsenen Generation, die aus Ägypten kam, übrig. – 4. Mose 32:11 – 13 Diese waren noch immer überzeugt, daß Jahwe ein mächtiger Gott war, der ihnen das verheißene Land Kanaan geben konnte, das von Milch und Honig floß.

Nach Moses Tod war Josua die logische Wahl Gottes, die Kinder Israel nach Kanaan hineinzuführen. Er war die treue rechte Hand von Mose gewesen und hatte schon große Führungsfähigkeiten gezeigt. Er war es auch, der die Israeliten in ihren Kampf gegen die Amalekiter, in welchem sie mit des Herrn Hilfe und einen großen Sieg errungen hatten, angeführt hatte. – 4. Mose 17:8 – 14 Nun wandte sich das Volk an Josua, und sie setzten ihr Vertrauen in ihn, wissend, daß er von Gott besonders ernannt worden war.

Josua war wie Mose ein demütiger Mann, der nicht Verantwortung und Autorität an sich riß, was er hätte tun können. Jedoch als Gott ihn mit der Aufgabe betraute, die er ausführen sollte, nahm er dieses Vorrecht sogleich an und handelte. Der Herr hatte verheißen: „Es soll niemand vor dir standhalten (können), alle Tage deines Lebens. Wie ich mit Mose gewesen bin, werde ich mit dir sein, ich werde dich nicht aufgeben und dich nicht verlassen. … Habe ich dir nicht geboten: Sei stark und mutig? Erschrick nicht und fürchte dich nicht! Denn mit dir ist der HERR, dein Gott, wo immer du gehst.” – Josua 1:5 und 9

Josua übernimmt die Führung

Josua gab seinen Aufsehern die Anweisung: „Geht mitten durch das Lager und befehlt dem Volk und sprecht: Versorgt euch mit Wegzehrung, denn in noch drei Tagen werdet ihr über diesen Jordan ziehen, um hineinzugehen, das Land einzunehmen, das der HERR, euer Gott, euch gibt, es zu besitzen!” – Josua 1:11 Das Volk antwortete: „Alles, was du uns geboten hast, werden wir tun, und wohin immer du uns sendest, werden wir hingehen.” – Josua 1:16 Die Zeiten hatten sich geändert und mit ihnen das Volk. Diese Generation zeigte viel mehr Vertrauen als ihre Väter. Sie sehnten sich vielmehr nach der Beendigung ihrer Wüstenwanderung und dem Eintritt in das Land.

Zwei von ihnen, denen Josua völlig vertraute, wurden ausgesandt, die Stadt Jericho im Geheimen zu erkunden. Die Kundschafter wurden ausgesandt und begegneten einer Frau mit Namen Rahab, die sie sogleich in ihr Haus aufnahm und versteckte. Aus der Äußerung Rahabs wissen wir, daß die Bewohner der Stadt sich fürchteten und der König von Jericho die Anweisung gegeben hatte, nach hebräischen Kundschaftern Ausschau zu halten. – Josua 2:1 – 7 Rahabs Glaube wird in ihren Worten offenbart: „Denn der HERR, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf der Erde.” – Josua 2:11 Obwohl Rahab keinen guten Ruf hatte, wurde sie von dem Apostel Paulus für ihre Überzeugung gelobt: „Durch Glauben kam Rahab, die Hure, nicht mit den Ungehorsamen um, da sie die Kundschafter in Frieden aufgenommen hatte.” – Hebräer 11:31 Ihre Überzeugung war so stark, daß sie willens war, sich selbst in Gefahr zu bringen, indem sie die Kundschafter in ihrem Haus versteckte und ihnen dann zu entkommen half mittels eines Seils, das sie aus dem Fenster ihres Hauses, das an der Stadtmauer stand, herabließ.

Auf den Rat der Rahab hielten sie sich drei Tage im Gebirge versteckt, um ihren Verfolgern aus dem Weg zu gehen; danach durchschritten sie den Jordan und kehrten zu Josua zurück. Ihr Bericht fiel sehr positiv aus: „Der HERR hat das ganze Land in unsere Hand gegeben; auch sind alle Bewohner des Landes vor uns mutlos geworden.” – Josua 2:16 und 22 – 24 Mit dieser überzeugenden Feststellung setzte Josua seine Pläne, den Jordanfluß zu überschreiten, in Bewegung. Nachdem er alle Befehle dazu erteilt hatte, sprach er zu dem Volk und sagte: „Heiligt euch! Denn morgen wird der HERR in eurer Mitte Wunder tun.” – Josua 3:5

Die Durchschreitung des Jordan

Vom militärischen Standpunkt war es eine sehr ungünstige Zeit im Jahr, den Jordanfluß zu durchschreiten, weil es im Frühjahr war, der Zeit der Überflutung von Ufer zu Ufer. In normalem Zustand war der Jordan an dieser Stelle nicht sehr breit, aber jetzt war er auf ein Vielfaches angeschwollen. Sein Lauf war gefährlich schnell und tief geworden. Dies hielt den Eifer der Israeliten nicht zurück. Sie schlugen in jener Nacht ihr Lager an dem Ufer des Flusses auf und berieten den Plan für den kommenden Tag ohne ein Wort der Unmutsäußerung. Ihr Glaube an Gottes Macht und Weisheit war stark.

Durch Josua unterwies der Herr das Volk, daß sie am nächsten Tag auf die levitischen Priester achtgeben sollten, welche die Bundeslade aus der Stiftshütte vor ihnen hertragen würden. Die ganze Menge des Volkes sollten ihnen in einem Abstand von ungefähr 1.000 Metern (2.000 Ellen) folgen. Gott würde dann ein Wunder geschehen lassen. Sobald die Füße der Priester in dem Wasser des Flusses stillstehen würden, würde der Fluß zu fließen aufhören und stehenbleiben „wie ein Damm”. – Josua 3:3 – 13 Die Priester, welche die Lade trugen, sollten in der Mitte des Flusses anhalten und stehenbleiben, bis alle Israeliten sicher hinübergegangen wären.

Es geschah genau so, wie Gott es Josua beschrieben hatte, daß „ganz Israel auf dem Trockenen hinüberzog, bis die ganze Nation vollständig den Jordan überquert hatte”. Dies schloß ein, daß „ungefähr 40.000 zum Krieg Gerüstete vor dem HERRN her zum Kampf in die Steppen von Jericho zogen”. – Josua 3:17 und 4:13 Welche Methode der Herr auch dazu benutzte, die Strömung des gefährlichen Jordanfluß aufzuhalten, wir wissen, daß es die mächtige Hand Gottes war, die dies im Interesse Seines auserwählten Volkes tat.

Steine zur Erinnerung

Der Herr wies Josua an, jeweils einen Mann aus jedem der zwölf Stämme auszuwählen und ihnen den Befehl zu geben, daß jeder einen Stein aus der Mitte des Jordan auf die Schultern heben sollte von der Stelle, wo die Füße der Priester gestanden hatten, welche die Bundeslade trugen, und die zwölf Steine „in das Nachtlager” zu bringen, welches in Gilgal war. „Und diese Steine sollen den Söhnen Israel für alle Zeiten zur Erinnerung dienen. … Wenn eure Söhne künftig ihre Väter fragen werden: Was bedeuten diese Steine? (dann) sollt ihr es euren Söhnen (so) erklären: Trockenen Fußes hat Israel diesen Jordan durchquert. Denn der HERR, euer Gott, hat das Wasser des Jordan vor euch vertrocknen lassen, bis ihr hinüber gezogen wart, wie der HERR, euer Gott, es mit dem Schilfmeer tat, das er vor uns vertrocknen ließ, bis wir hindurchgezogen waren, damit alle Völker der Erde erkennen sollen, wie stark die Hand des HERRN ist, damit ihr den HERRN, euren Gott, allezeit fürchtet.” – Josua 4:2 – 7 und 20 – 24 Bevor die Priester ihren Standort im Fluß verließen, „richtete Josua zwölf Steine mitten im Jordan auf, an der Stelle, wo die Füße der Priester, die die Bundeslade trugen, gestanden hatten. Dort sind sie noch bis zum heutigen Tag.” – Josua 4:9

„Und es geschah, als die Priester, die die Lade des Bundes des HERRN trugen, aus der Mitte des Jordans heraufstiegen, als die Fußsohlen der Priester, kaum das Trockene berührt hatten, da kehrte das Wasser des Jordan an seinen Platz zurück, und es floß wie früher über alle Ufer. – Josua 4:18 Die Könige der Amoriter und Kanaaniter begriffen, daß Gott die Wasser des Jordan vor den Kindern Israel hatte vertrocknen lassen. Weil der über seine Ufer getretene Fluß nicht mehr länger ein Schutz zu ihrer Sicherheit war, zerschmolz ihr Herz, und es war kein Mut mehr in ihnen vor den Söhnen Israel.” – Josua 5:1

Auf Anweisung Gottes brachten sie die Steine der Erinnerung nach Gilgal, wo Israel für die erste Zeit sein Lager im verheißenen Land aufschlug. Vier Tage nach der Überquerung des Jordan hielten sie das Passah in der Ebene von Jericho. „Und sie aßen von dem Ertrag des Landes nach dem Passah, ungesäuertes Brot und geröstete Körner, an eben diesem Tag. Und das Man hörte auf am folgenden Tag, als sie von dem Ertrag des Landes aßen, und es gab für die Söhne Israel (künftig) kein Man mehr. Und sie aßen von der Ernte des Landes Kanaan in jenem Jahr.” – Josua 5:10 – 12

Vorbilder kommender Dinge

Es sind hier viele wertvolle Bilder und Lektionen in diesem spannenden Bericht über den Eintritt in das Land Kanaan zu finden. Wir erfahren, daß Glaube belohnt wird, wie wir im Fall von Rahab bemerken können. Wir erkennen, wie Gott Israel förderte, wenn sie auf ihn vertrauten, und ihnen Stärke verlieh, die großen Hindernisse zu überwinden, welche ihnen bei dem Eintritt in das Land und der Eroberung des Landes begegneten.

Paulus zieht wichtige Lektionen aus der Tatsache, daß den treulosen Israeliten, die ursprünglich aus Ägypten zogen, nicht erlaubt wurde in das verheißene Land einzutreten. Er stellt in diesem Zusammenhang fest: „So schwor ich in meinem Zorn: Sie sollen nimmermehr in meine Ruhe eingehen … welche haben denn gehört und sich aufgelehnt? (Waren es) denn nicht alle, die durch Mose von Ägypten ausgezogen waren? Welchen aber zürnte er vierzig Jahre? Nicht denen, welche gesündigt hatten, deren Leiber in der Wüste fielen? Welchen aber schwor er, daß sie nicht in seine Ruhe eingehen sollten, wenn nicht denen, die ungehorsam gewesen waren? Und wir sehen, daß sie wegen des Unglaubens nicht hineingehen konnten.” – Hebräer 3:11 und 16 – 19 Diese Worte ermahnen uns, unser Vertrauen in unseren starken und treuen Gott zu setzen, der diejenigen niemals verlassen wird, die Ihm vertrauen.

Die Schriften stellen diese Erfahrungen von Israel auch in einer anderen bildhaften Weise dar. Es wird uns gesagt, daß Gott am siebten Schöpfungstag von jener Phase Seines Schöpfungswerkes ruhte. Es war ein Tag, an dem die letzten Schritte hinsichtlich der Vollendung Seiner Absichten für die Erde und für die Menschheit zu sehen waren. – 1. Mose 2:1 – 3 Der Mensch war in seiner ursprünglichen Vollkommenheit beauftragt bei diesem Werk mitzuhelfen. „Seid fruchtbar und vermehrt euch, und füllt die Erde, und macht sie (euch) untertan; und herrscht über die Fische des Meeres und über alle Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen!” – 1. Mose 1:28 Nach Adams Fall verlor der Mensch jedoch seine Herrschaft. Er war nicht imstande, die Erde zu unterwerfen, und er war unfähig, sie mit einem Geschlecht zu füllen, welches Leben besaß. Die schrecklichen „Wüsten”-Erfahrungen des Menschen begannen, als er seinen Mangel an Glauben an Gott zeigte und stattdessen der Lüge Satans Glauben schenkte.

Josua ist die hebräische Form des Namen „Jesus” und bedeutet: „Jahwe ist Rettung”. Mit dieser Feststellung im Sinn, stellt die Nation Israel die Menschenwelt dar, die verloren in der Wüste von Sünde, Krankheit und Tod umherzieht. „Denn wir wissen, daß die ganze Schöpfung zusammen seufzt und zusammen in Geburtswehen liegt bis jetzt.” – Römer 8:22 Es ist für das Volk unmöglich ohne die Hilfe der mächtigen Hand Gottes den Jordanfluß zu überqueren, auch wenn sie seit sechstausend Jahren schmerzhaft darauf warten. Der Name Jordan bedeutet, „abwärts gehen” und ist ein passendes Bild der göttlichen Verdammung, dem Todesurteil, das über Adam ausgesprochen wurde und durch Vererbung über seine ganzen Nachkommenschaft kam. Gottes Plan der Errettung, in dessen Mittelpunkt Sein Sohn Jesus steht, hat jedoch die Mittel vorgesehen, die den Menschen dazu verhelfen, zur bestimmten Zeit diesen symbolischen Fluß zu durchschreiten und in das verheißene Land der Ruhe einzutreten. – Römer 5:17 – 19, 1. Korinther 15:21 und 22

Die Bundeslade

Die Bundeslade, die in der Mitte des Flusses stand, als die Israeliten hinübergingen, war ein Symbol der Gunst Gottes für sie. In ihrer ganzen Bedeutung stellte sie passend Gottes zukünftige Gunst für die ganze Welt durch Christus dar. Die Wasser des Jordan stellen bildlich das Todesurteil dar, das verdorrte, als die von den Priestern getragene Bundeslade in den Fluß hineinging. Die Bundeslade stellt sowohl den Tod als auch die Auferstehung von Jesus dar, durch den die Annullierung des Todesurteils kommt, damit das verheißene Land der Segnungen und der Ruhe von der Menschheit erreicht werden kann. Gottes Wort stellt fest, daß durch Abrahams Same, welcher Christus ist, „alle Nationen” gesegnet werden. – Galater 3:8 und 16

Es ist auch von Bedeutung, daß die Bundeslade von Priestern getragen wurde, und daß diese zuerst in das Wasser des Jordan gingen, bevor irgendeiner des Volkes hinübergehen konnte. In der Mitte des Flusses zu stehen illustrierte die wichtige Rolle, die der Hohepriester und die ihm zugesellten Priester bei der Befreiung des Volkes vom Todesurteil spielten. Jesus starb für die Sünden der Welt, indem er symbolisch in der Mitte des Jordan stehenblieb, damit die Welt die günstige Gelegenheit bekommen möchte, hinüberzugehen. – Johannes 1:29 Die Unterpriester, Christi Fußstapfennachfolger, halten auch dort an. Sie legen ihr Leben als Opfer nieder, damit sie im nächsten Zeitalter an dem Werk teilhaben mögen, der Welt bei ihrer Aufrichtung zu helfen und sie von den Auswirkungen dieses schrecklichen Todesurteils zu befreien.

Es war nicht notwendig, daß die Priester im Jordanfluß blieben, um dieses Bild zu vervollständigen. Zwölf Steine wurden aufgehoben und genau dort hingelegt, wo die Füße der Priester gestanden hatten. Diese Steine illustrieren gut die „kleine Herde” der Gläubigen, die aus „allen Völkern und Nationen” berufen und zur Verwendung als „Könige und Priester” zubereitet wurden. Sie werden in dem kommenden Königreich mit Christus, ihrem Haupt, als Gottes „Königliche Priesterschaft” über die Erde herrschen. – Lukas 12:32, Offenbarung 5:9 und 10 sowie 1. Petrus 2:9 Diese Nachfolger des Meisters werden entsprechend dem Fleisch als „mit Christus gestorben” gesehen. – Römer 6:8 Sie gehen nicht über den Jordan, sondern bleiben in seiner Mitte, wie die Steine, „die dort noch sind, bis zum heutigen Tag”. – Josua 4:9 Sie verzichten auf ihr Erbteil in dem irdischen Kanaan, um nach dem Hohen Ruf zur göttlichen Natur zu streben, so daß sie in dem kommenden Zeitalter zur Segnung der Menschheit ein Teil der priesterlichen Klasse sein mögen.

Die Zerstörung von Jericho

Nach Israels Überquerung des Jordan lag noch ein schweres Hindernis vor ihnen, die befestigte Stadt Jericho. Mit ihren hochragenden Mauern erwies sie sich als eine starke Festung, die ihren Weg in das verheißene Land versperrte. Josua sann darüber nach, wie er einen Schwachpunkt entdecken konnte, der zu ihren Vorteil ausschlagen würde, so daß sie in die Stadt gelangen könnten, um gegen sie zu kämpfen. Die Erzählung berichtet, daß Josua, „als er bei Jericho war, da erhob er seine Augen und sah: und siehe, ein Mann stand ihm gegenüber, und sein Schwert war gezückt in seiner Hand. Da ging Josua auf ihn zu und sagte zu ihm: Gehörst du zu uns oder zu unseren Feinden? Und er sprach: Nein, sondern ich bin der Oberste des Heeres des HERRN; (gerade) jetzt bin ich gekommen. Da fiel Josua auf sein Angesicht zur Erde und huldigte ihm und sagte zu ihm: Was redet mein Herr zu seinem Knecht? Da sprach der Oberste des Heeres des HERRN zu Josua: Zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, auf dem du stehst, ist heilig! Und Josua tat es.” – Josua 5:13 – 15

Dieser mächtige Engel teilte dann Josua mit, daß Gott beabsichtigte, ihnen den Sieg über Jericho auf eine ungewöhnliche Weise zu geben, jedoch nicht durch militärische Strategie. Es sollte auf eine Art und Weise geschehen, die den Glauben eines jeden im Lager Israel prüfen würde. Anstatt ihre Armeen zum Brechen und Zerstören der Mauern einzusetzen, befahl ihnen der Engel wiederum die Bundeslade zu benutzen. Israels Heer sollte sechs Tage lang jeden Tag mit seinem Heer einmal die Stadt umrunden. Dabei sollten sieben Priester die Bundeslade tragen und Widderhörner ertönen lassen. Das Heer sollte vor den Priestern hergehen, danach sollte die Bundeslade getragen werden, und die Priester sollten folgen und ständig ihre Hörner ertönen lassen. Dies sollte das einzige Geräusch sein, das bis zu dem siebten Tag gehört werden sollte, wenn Josua für das Volk das Zeichen geben würde, das Kriegsgeschrei zu erheben. – Josua 6:1 – 10

Vom menschlichen Standpunkt betrachtet schien es sehr zweifelhaft, daß diese Herangehensweise Erfolg haben würde. Doch wer konnte die mächtige Kraft bezweifeln, welche die trügerische Kraft des Jordan zurückgehalten hatte? Die Israeliten waren bereit, auf Gott zu hören und seine Anweisungen zu befolgen. Bis zum Beginn des siebten Tages sollten sie die Stadt wie zuvor umrunden, aber für diesen Tag war die Anweisung, die Stadt siebenmal zu umrunden. „Und es geschah beim siebten Mal, da stießen die Priester in die Hörner und Josua sagte zum Volk: Erhebt das Kriegsgeschrei! Denn der HERR hat euch die Stadt gegeben.” Als sie dies taten, „da stürzte die Mauer in sich zusammen”. – Josua 6:15 – 20

Der endgültige Sieg über die Sünde und Satan

Die Zerstörung der Stadt Jericho ist eine bemerkenswerte Illustration des endgültigen Sieges über die Sünde und Satan. Die ganze Menschheit wird aufgrund ihrer Auferstehung vom Todesschlaf von dem gesetzmäßigen Todesurteil befreit worden sein. Sie werden den Jordan überschritten haben. Sie werden sogar ihre Füße in das Land der Verheißung gesetzt haben. Sie werden nicht länger unter der Herrschaft Satans ziellos in der Wüste von Sünde und Tod umherirren.

Jedoch vor der Menschheit stehend wird dies ihr Jericho sein, das sich wie ein gewaltiges Hindernis gegenüber ihrer ewigen Wohnstatt und der Freude über das Land vor ihnen auftürmt. Es ist das große Bollwerk der Sünde, welches überwunden werden muß. Die vielen verbleibenden Anzeichen der Unvollkommenheit im Charakter der Menschen, die auf die gegenwärtige Herrschaft von Sünde und Tod zurückzuführen sind, werden bekämpft und besiegt werden müssen. Wie die mächtige Kraft Gottes den Israeliten zur Verfügung stand, als sie im Glauben gegen den Feind ankämpften, so wird im Königreich für jeden Einzelnen alle benötigte Hilfe vorhanden sein. Auch sie werden in der Kraft Gottes den Sieg erlangen. – Offenbarung 21:3 – 7

Der Apostel Paulus sagt: „Durch Glauben fielen die Mauern Jerichos.” – Hebräer 11:30 Die Menschheit wird bereit sein den Anweisungen des Befreiers, ihres Josua, Christus und seiner Kirche, zu folgen. Das Volk wird ihr Jericho umrunden und es mit dem Freudenruf vernichten: „Dem, der auf dem Thron sitzt; und dem Lamm den Lobpreis und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!” – Offenbarung 5:13 Wie die Israeliten unter Josua von ganzem Herzen und mit Eifer in Gottes Plan eintraten, trotz der Tatsache, daß es als eine unvernünftige, sogar törichte Methode erschien, die Stadt auf diese Weise zu erobern. So eifrig werden auch „alle Nationen zu ihm hinströmen. Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, laßt uns hinaufziehen zum Berg des HERRN, zum Haus des Gottes Jakobs, daß er uns aufgrund seiner Wege belehre und wir auf seinen Pfaden gehen.” – Jesaja 2:2 – 5

Das Volk wird die Gegenwart Gottes bemerken und folgen, wie dies in der Bundeslade dargestellt wird, in dem Christus, und ihm folgen, der sie in Gerechtigkeit regieren wird. Das Horn der Wahrheit wird von der Priesterschaft jenes Zeitalters ertönen, und die Menschheit wird in ihrem Wunsch völlig in das Land einzutreten ein Freudengeschrei hören lassen. Keine Spur der Sünde wird bleiben, wenn das Werk des Königreichs beendet ist, denn die Willigen und Gehorsamen des Volkes werden jeden Rest derselben aus ihrem Charakter entfernt haben. – Offenbarung 21:24 – 27 Die hohe Festungsmauer der Sünde und des Bösen wird unter diesem Ansturm in sich zusammenfallen. Sie war für sechstausend Jahre lang vom Satan geheimgehalten worden, jedoch in der vergleichsweise kurzen Zeit von tausend Jahren, wird Gott veranlassen, daß sie gänzlich vernichtet wird und sich nie wieder erhebt. Das gemeinsame Zusammenwirken von Gott, Christus und seiner Kirche und der Menschheit, wird das Königreich der Gerechtigkeit zu einem ewigen Erfolg machen.

Wir wollen durch Wachsen im Glauben und Vertrauen unsere Hoffnung verstärken und fest bleiben in unserem Streben, Gerechtigkeit zu lernen und Sünde in unserem beschnittenen Herzen zu bezwingen, um vorbereitet zu sein, Jericho zu umrunden als zukünftige Priester, die ins Horn stoßen. Wir werden die Bundeslade tragen; und die Mauern Jerichos werden zusammenfallen. Die ganze Menschheit wird dann Gott Ehre und Lobpreis erweisen. Die Antwort auf unseren Titel wird ein lautstarkes „Ja” sein. Der Mensch wird in der Tat nicht nur ewiges Leben erreichen, sondern auch ewig leben in dem verheißenen Land einer vollkommenen Erde. Auf diese Weise werden die von Martin Luther King Jr. vor fünfzig Jahren so gut ausgedrückten Wünsche und Hoffnungen erfüllt sein, die zuvor ein Echo in den Herzen von Millionen Menschen fanden und ein Echo finden werden, zur Ehre und Herrlichkeit Gottes, unseres Himmlischen Vaters. – 1. Timotheus 1:17