Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

„Wir werden es gewißlich überwältigen” (4. Mose 13:26 – 14:10)

Lesedauer: 11 Minuten

Glückselig der Mann, der Jahwe zu seiner Zuversicht macht.”

Psalm 40:4

Nachdem Israel auf seinem Zug nach Kanaan wichtige Lehren in der Wüste erhalten und teilweise gelernt hatte, befand es sich nun in Kades Barnea an der Südgrenze des verheißenen Landes. Das Volk wollte Späher aussenden, um die Gegebenheiten in Palästina zu erkunden, bevor es weiter ging. – 5. Mose 1:22 Der Herr nahm diesen Vorsatz an und ließ Moses zwölf Männer auswählen, einen aus jedem Stamm, mit Ausnahme des Stammes Levi; Ephraim und Manasse zählten beide für Joseph. Diese Vorsichtsmaßnahme der Aussendung von Kundschaftern wurde vom Herrn nicht zurückgewiesen. Dennoch, ein Volk, das mehr als ein Jahr lang in all seinen Belangen bei Tag durch die Wolke und bei Nacht durch die Feuersäule geführt worden war, die ihren Weg, geeignete Orte und Lagerplätze, die Zeit ihres Aufenthalts bestimmt haben, ein Volk, das wundersam mit den Wachteln ernährt wurde und das beständig das Wunder des Mannas genoß und das die Niederlagen seiner Feinde durch göttliches Eingreifen erlebte, so lange Moses seine Hände erhoben hielt – dieses Volk hätte soviel Glauben an den Herrn beweisen sollen, um sich Seiner Führung beständig anzuvertrauen, wann und wohin auch immer Er sie führte, und auf Seine Fürsorge und Macht zu vertrauen.

Die zwölf Kundschafter brachen vermutlich in kleinen Gruppen auf, was zweckmäßig war für eine gründliche Erkundung; sie kehrten indessen zu gleicher Zeit zurück, was gegen diese Annahme spricht. Zehn Kundschafter berichteten Gutes über das Land, sprachen jedoch von Schwierigkeiten bezüglich einer möglichen Eroberung; die beiden anderen, Josua und Kaleb, die größeren Glauben an Gott hatten, waren nicht so ängstlich und versicherten dem Volk: „Laßt uns hinaufziehen und es in Besitz nehmen, denn wir werden es gewißlich überwältigen.” – 4. Mose 13:30 Das Volk hatte jedoch die Glaubenslektion an seinen wahren Führer nicht gründlich genug gelernt, und daher erregte der Bericht der Mehrheit der Kundschafter ihre Befürchtungen und entmutigte sie, die Eroberung in Angriff zu nehmen.

Die Acht erstatteten ihren Bericht dem Anschein nach sehr ausgewogen und sagten einerseits, daß das Land gut ist. Zum Beweis zeigten sie Früchte vor, darunter die bekannte Weintraube aus Eskol, die man von zwei Männern getragen über eine Stange gehängt hatte. Aber andererseits scheinen sie in ihrer Darstellung der Schwierigkeiten übertrieben zu haben. Sie zogen ihre höchsteigenen Schlüsse, die sie in den Bericht einfließen ließen und meinten, wie es viele auch in unseren Tagen machen, daß zur Sicherstellung des von ihnen gewünschten Ergebnisses etwas Übertreibung gerechtfertigt sei: Die Bewohner seien Riesen im Vergleich zu den Grashüpfer kleinen Israeliten, die Städte seien riesig und mit himmelhohen Mauern bewehrt, und über das wohl fruchtbare Land, bewiesen durch die mitgebrachten Früchte, berichteten sie, „ist ein Land, das seine Bewohner frißt” – 4. Mose 13:32 -, womit gemeint war, daß entweder lokale Kriege herrschten, oder daß es ein von Seuchen heimgesuchtes ungesundes Land sei, oder daß es als Ganzes gesehen unfruchtbar sei und die Beweisstücke an mitgebrachten Früchten nur in wenigen Gegenden zu finden seien.

Nicht verwunderlich, daß das Volk, das dieses Land der Verheißung so sehnsüchtig erwartet hatte, sehr entmutigt war. Durch solch einen Bericht wäre jeder sicherlich entmutigt worden. Doch es war genau der Bericht, wie ihn die Leute selbst auch abgegeben hätten, denn er stammte von den Repräsentanten jedes Stammes. Dieser Bericht war böse, nicht allein weil er die Schwierigkeiten übertrieb, sondern auch, weil er Gottes Leitung in der zurückliegenden Zeit gänzlich außer Acht ließ. Unter anderem flößte er Furcht ein durch die Erwähnung von Riesen, von Nephilim. Man konnte meinen, es gebe dort Nachkommen der Nephilim, die Terror auf der Erde verbreitet hatten vor der Sintflut. – 1. Mose 6:4 Das Volk war so gründlich verstört, daß ein großes Wehklagen ausbrach, eine Nacht von Traurigkeit brach herein, als man auf Freude gefaßt war. Die ganze Hoffnung, die ihnen davor auf ihrem Zug Auftrieb gegeben hatte, schien zu zerbrechen; sie murrten gegen den Herrn und auch gegen Moses und Aaron und sagten, daß sie lieber in Ägypten oder in der Wüste gestorben wären. Sie schienen zu schlußfolgern, daß der Herr sie nun zwingen würde, in das Land zu gehen, daß sie nun durchs Schwert vernichtet und ihre Familien zur Beute für ihre Feinde würden. In ihrer wilden Aufregung sagten sie: ‚Laßt uns aus unserer Mitte einen Führer wählen an Moses‘ statt, laßt uns den Plan umkehren und nach Ägypten zurückgehen und dies zum Land der Gnade erklären!‘ Für den sanftmütigen Moses muß dies eine traurige Situation gewesen sein: Schon einmal hatte das Volk entschieden, ein anderes Oberhaupt, einen anderen Führer zu wählen; aber das war während seiner Abwesenheit auf dem Berg Sinai. Jetzt aber verwarfen sie ihn, während er da war, und damit alles, was er sich nach Kräften bemüht hatte, für sie zu tun. Nur Josua und Kaleb standen auf der Seite des Herrn und verteidigten Moses und Aaron, die vor der Volksmenge auf ihr Angesicht gefallen waren. Diese beiden bekundeten Glauben an den Herrn und sagten: „Wenn Jahwe Gefallen an uns hat, so wird er uns in dieses Land bringen und es uns geben, ein Land, das von Milch und Honig fließt. Nur empört euch nicht wider Jahwe und fürchtet ja nicht das Volk des Landes, denn unser Brot werden sie sein. Ihr Schirm ist von ihnen gewichen, und Jahwe ist mit uns; fürchtet sie nicht.” 4. Mose 14:8 und 9 Doch diese edlen und mutigen Worte waren vor diesem zornigen Volk verlorene Mühe; Unzufriedenheit und Furcht hatten ganz die Kontrolle über ihren Verstand gewonnen. Und so waren sie dabei, anstatt diese edlen Männer und ihren Ratschlag gut zu heißen und wertzuschätzen, nein, sie zu steinigen.

Wie es schon früher geschah, trat nun der Herr dazwischen. Ein helles Licht ging von der Stiftshütte aus und erinnerte das Volk, daß der Herr, ihr Leiter, nicht nur gnädig und auf sie bedacht war, sondern auch gerecht, und daß Er, wie bei anderen Anlässen, Übertretung bestrafen konnte und bestrafen würde. Eine Seuche brach aus, der als Erste die acht Kundschafter zum Opfer fielen, die den entmutigenden Bericht abgegeben hatten. Moses wies auf diese Dinge hin und zeigte ihnen, wie sehr sie Vertrauen auf Gott, ihren Führer, haben vermissen lassen. Er kündigte ihnen auch an, daß sie wegen ihres Unglaubens ihren Aussichten ganz erheblich geschadet haben. Als Folge davon solle niemand, der älter als zwanzig Jahre sei, in das Land der Verheißung hineinkommen. Jugendliche und Kinder waren ausgenommen; sie wurden vom Herrn als nicht verantwortlich betrachtet. Der Herr legte ihnen dar, daß sich für jeden Tag, den die Boten damit verbracht hatten, das Land zu erkunden und jenen schlechten Bericht mitzubringen, das endliche Erreichen des Landes um ein Jahr verzögern würde. So lautete Gottes Antwort auf ihr Seufzen „O wären wir doch in dieser Wüste gestorben!”: sie sollten alle dort sterben.

Nach kurzer Zeit kehrte ihr Lebensmut zurück, und sie beschlossen, daß sie, nachdem sie so weit gekommen waren und das Land der Verheißung vor ihnen lag, nicht zurückweichen wollten und es in Besitz nehmen wollten. Sie ignorierten die Verkündigung des Herrn, daß sie es nicht jetzt haben sollten, und waren entschlossen es auf jeden Fall einzunehmen. Hier wird ein weiteres Mal ihr Mangel an Glauben an den Herrn offenbar. Sie sahen nicht, wie es ihre Pflicht gewesen wäre, wie sehr sie ihren ganzen Fortschritt bis dahin der Hand des Herrn zu verdanken hatten, und daß sie ohne Ihn nichts tun konnten. Als sie Moses über ihre Absicht informierten, verweigerte dieser seine Zustimmung und seine Mitarbeit, und er warnte sie vor massiven Fehlschlägen bei allen Unternehmungen, in denen der Herr nicht ihr Führer sein sollte. Dennoch stellten sie eine Truppe auf und griffen an – um alsbald in Auflösung vor ihren Feinden zurückzuweichen, wobei zahlreiche Landsleute auf dem Schlachtfeld blieben. Der Lernprozeß, nicht auf sich selbst zu vertrauen, sondern auf den Herrn, war schwer für sie. – Von da an ging ihr Zug wieder in die Wüste.

Lehren für geistige Israeliten

Das Land Kanaan und das Ausruhen dort vom Wandern in der Wüste ergibt für die geistigen Israeliten ein Vorbild, das der Apostel klar zu erkennen gibt, indem er sich darauf bezieht und auch darauf, daß Josua das Volk in seine Ruhe führte. – Hebräer 4:3 – 8 Kanaan schattet den vollkommenen himmlischen Zustand erkennbar nicht vor, in den die Kirche hofft einzugehen, denn als Israel dann nach Kanaan kam, standen ihm jahrelange Kämpfe mit dessen Bewohnern bevor, welche nur durch das unterstützende Eingreifen des Herrn besiegt wurden. Die Schrift lehrt uns indessen, daß die Kirche, wenn ihre Umwandlung in der ersten Auferstehung geschehen ist, all ihre Prüfungen und Schwierigkeiten, ihre Konflikte mit den Amalekitern, den Hethitern, den Jebusitern und Philistern beendet sein werden, daß das Vollkommene da sein wird, und was unvollkommen war, weggetan sein wird. Daher steht Kanaan für den Status im tausendjährigen Königreich, in den alle, die das Volk des Herrn dann ausmachen, unter der Leitung des gegenbildlichen Josua (Jesus) gebracht werden. Die Kirche ist dann die verherrlichte Priesterschaft. Als Gegenbild der Prüfungen und Schwierigkeiten von Kanaan werden die Erfahrungen dienen beim Überwinden der dem Fleisch anhaftenden Schwachheiten und beim allmählichen Entwickeln bis hin zur völligen Vollkommenheit der menschlichen Natur unter der Anleitung und dem Segen durch den Herrn. Wo dieser Wiederherstellungsprozeß wirksam ist, wird jeder Gehorsam belohnt und jeder Ungehorsam getadelt und bestraft.

Das fleischliche Israel handelte so und stellte damit dieses Vorbild in der Wüste dar, doch es schuf auch im Wesentlichen sein eigenes Gegenbild, denn 1.600 Jahre wurde es unter Gottes Leitung für das Tausendjahrreich (Kanaan) vorbereitet. Bei der ersten Gegenwart des Herrn gelangte es als Nation an eine Stelle, die jenem Kades Barnea entsprach, es kam an einen Ort der Entscheidung insofern, als es in die Stellung seines Königreichs eintreten konnte. Wenn die Israeliten die rechte Herzensverfassung, festen Glauben und Gottvertrauen gehabt hätten, hätten sie den Herrn aufgenommen, und Sein Reich hätte sofort aufgerichtet werden können. Doch aus Unglauben verwarfen sie ihn, das Gegenbild von Moses und Aaron, und so gingen sie nicht in ihre Ruhe ein; im Gegenteil, eine weitere lange beschwerliche Reise in der Wüste war ihr Los, die schon 2.000 Jahre andauert. Schließlich aber wird unser Herr, auch das Gegenbild von Josua, sein Volk Israel, so viele den Glauben Abrahams annehmen und so sein Volk werden, in das Land der Verheißung führen, in das Königreich der tausend Jahre mit seinen Segnungen, Gnaden und Zusagen.

Ist aber in diesem Kampf um Kanaan usw. eine Lehre für das geistige Israel enthalten? Wir antworten: ja. Wir sollen wie Josua und Kaleb sein und durch Glauben ins Land kommen, Gottes Verheißungen bestätigen und darüber reichlich Auskunft geben. Durch Glauben ist uns schon Seine Gunst zuteilgeworden; wir haben schon geschmeckt, daß der Herr gnädig ist, und wir haben schon Seine Sündenvergebung erfahren; wir wissen, was die übrige Menschheit und auch solche, die Gerechtigkeit und Harmonie mit Gott suchen, nicht wissen, daß Gottes Macht keine Grenze hat. Wir wissen, daß wir die Konflikte und Schwierigkeiten und Prüfungen, die zum Leben von Geweihten gehören, bewältigen können. Im Glauben leben wir bereits in diesem Königreich; wir kämpfen hier gegen die Welt, das Fleisch und den Teufel, Tag für Tag, und doch ruhen wir in den Verheißungen des Herrn, in der Kraft und Gnade von Ihm, in den Siegen, die Er uns schenkt.

Es sei daran erinnert, daß der Name Josua in anderer Übersetzung ‚Jesus‘ heißt (vergleiche Hebräer 4:8), was bedeutet ‚Befreier seines Volkes; Hilfe Gottes‘. Der Name Kaleb bedeutet ‚Hund‘; das läßt uns daran denken, daß die Armen dieser Welt, die reich sind an Glauben, die mit ihrem Herrn Jesus das Reich erben werden, im Gleichnis unseres Herrn auf der Stufe von Hunden dargestellt werden: So wie der reiche Mann, als Bild für das fleischliche Israel, dem als Nachkomme Abrahams die Verheißungen gehörten, es verfehlte, sie sich zu eigen zu machen wegen seines Unglaubens und wegen der Verwerfung Jesu, und der daher eine Zeitlang von Gottes Gunst abgeschnitten war. So stellte Lazarus jene ‚Hunde‘ dar, die im Evangeliumszeitalter als Nachkommen Abrahams aus Glauben erscheinen. Wenn wir Josua und Kaleb von diesem Standpunkt aus betrachten, die den Herrn und die Wenigen abbilden, die treu, aber verachtet sind, und die mit ihm die Wut des Volkes wegen ihres guten Berichts teilen, dann sehen wir, daß in unserer Zeit nur sie den wahren Glauben an Gott haben, um vor der Welt in ihre Ruhe einzugehen und sich ganz und gar seinem Dienst zu weihen, und um gegen die Welt, das Fleisch und den Teufel zu kämpfen und zu siegen durch das Blut des Lammes. Und diese Glaubenskämpfer des guten Kampfes werden in naher Zukunft die ganze Masse seines Volkes, die erlöste Menschheit, als Repräsentanten Gottes anführen, die in ihrer ‚Wüste‘ Lektionen lernen und bittere Erfahrungen machen werden. Schließlich werden sie sich freuen, in das Kanaan des Millenniums einzutreten und sich die herrlichen Verheißungen von Gottes Wort zu eigen zu machen.

Der wesentliche Gedanke dieser Lehre wird im Leittext ausgedrückt. Glaube und Vertrauen auf den Herrn ist das bei weitem Wichtigste, um von ihm angenommen und gesegnet zu werden. „Ohne Glauben ist es unmöglich Gott zu gefallen.” „… und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube.” – 1. Johannes 5:4 Wenn wir die Welt (Ägypten) verlassen, um zum Volk Gottes zu gehören, und von ihm Lektionen und Erfahrungen mit dem rechten Glauben zu bekommen, dann wird daraus ohne Verzug die Bereitschaft entstehen, die völlige Weihung zu vollziehen, eine gänzliche Unterwerfung unserer Person, um den Willen des Herrn zu tun, Seiner Leitung zu folgen und was auch immer Er für uns vorgesehen hat, anzunehmen. Wenn unser Glaube Qualität hat, werden wir mit dem Propheten sagen: „Auch wenn ich wanderte im Tale des Todesschattens, fürchte ich nichts Übles, denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich.” – Psalm 23:4 Solch ein Mensch, und er allein, kann vom Herrn im jetzigen Evangeliumszeitalter geleitet werden, in dem wir durch Glauben und nicht durch Schauen wandern. Einzig dieser Mensch wird das Zutrauen haben zur Fortsetzung seines Weges, und er wird den verschiedenen äußeren und inneren ihm entgegenstehenden Dingen dieses Zeitlaufs entgegentreten. Solche Menschen werden schließlich Gottes Repräsentanten und Führer bei der Segnung des Welt im Millennium sein. Wir wollen die Lektion von Glauben und Vertrauen richtig lernen, wie uns Gott auch Sein Wohlgefallen an dieser Eigenschaft mitteilt und uns sagt, daß Er nur mit uns handeln kann, wenn wir sie besitzen. So beobachten wir in unseren eigenen Erfahrungen, daß uns am meisten daran gelegen ist, die zu unterstützen und zu ermutigen, die uns großes Zutrauen entgegenbringen.