Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Wie die Neue Schöpfung das Gesetz erfüllt

Lesedauer: 13 Minuten

In seinem Brief an die Römer geht Paulus in seiner Argumentation sehr weit zurück und stellt einen logischen Zusammenhang her zwischen der Sühnung der Sünden und der Stellung eines Christen. In den ersten beiden Kapiteln zeigt er, wie die Sünde in die Welt kam, und warum manche Menschen größere Fehler hatten als andere. Aber wenn manche degenerierter als andere sind, beweist dies nicht, daß der Mensch vom Affen abstammt, sondern daß Teile des Menschengeschlechts auf ihrem üblen Weg schneller als andere abwärts gingen. Dann fährt der Apostel fort: „Wenn du aber ein Jude genannt wirst, … der du dich des Gesetzes rühmst?” – Römer 2:17 und 23 – und erinnert daran, daß Gott den Juden Sein Gesetz gegeben hat und nicht denen aus den Nationen, so daß nur ein Jude Seinen Segen oder Seinen Fluch erhalten wird. Aber der Jude dachte, daß das Gesetz etwas war, durch das er gerechtfertigt werden konnte. So strauchelte er. Der Apostel wollte dem Juden erklären, daß durch gesetzmäßiges Tun kein Fleisch in Gottes Augen gerechtgemacht werden konnte. Die Juden trachteten nach ewigem Leben. Durch den Gesetzesbund wurde ihnen dieses ewige Leben angeboten, wenn sie dem Gesetz gehorchen würden. Doch sie stellten fest, daß sie nicht imstande waren, dem göttlichen Gesetz nachzukommen, und daß der Gesetzesbund ihnen daher nichts nützte, denn er brachte ihnen Tod anstatt Leben. Kein unvollkommener Mensch kann Gottes Gesetz einhalten.

Im fünften Kapitel schreibt der Apostel, wie Vorkehrung zur Erlösung getroffen wurde. Und er sagt weiter, daß vor dem Gesetz die Sünde in der Welt war. Aber wo kein Gesetz war, konnte es auch keine Übertretung eines Gesetzes geben. Bevor das Gesetz erlassen war, hatte der Jude kein anderes Los als der Rest der Welt, hoffend auf Befreiung und Segen. Sobald aber das Gesetz da war, das er nicht halten konnte, war er gänzlich von der Welt getrennt, was Hoffnung auf Rechtfertigung anbelangt. Als Folge davon waren den Juden zwei Urteile aufgeladen: das adamische Todesurteil und die Verurteilung aus dem Gesetz. ‚Verurteilt durch das Gesetz und geschlagen durch den Sündenfall’. Wir sehen, daß den Juden der ihnen von Gott kommende Segen zum Leben durch den Gesetzesbund nicht gewährt werden konnte, weil sie dessen Anforderungen nicht nachkommen konnten.

Die Juden unter einer zweiten Verdammnis

Bei diesem Gedanken, und indem hier der Unterschied aufgezeigt wird aus der Haltung der Juden zu Gott und der Haltung der anderen Völker, da sagt Paulus: „Sünde aber wird nicht zugerechnet, wenn kein Gesetz da ist.” – Römer 5:13 Gott hatte einen ganz besonderen Bund mit den Juden geschlossen, dessen Mittler Moses war. Gehorsam diesem Vertrag gegenüber vorausgesetzt, sollten sie ewiges Leben haben. Der Apostel wollte ihnen zeigen, daß sie das ewige Leben nicht haben konnten, und daß das Problem darin bestand, daß sie das Gesetz nicht hielten. Er wollte, daß sie verstanden, daß der Jude eben in diesem Gesetz verurteilt war. Er wollte, daß sie verstanden, daß sie sich im Zustand der Ungnade befanden. Er wollte ihnen zeigen, daß sie sich verpflichtet hatten, das Gesetz zu halten, und daß dieses Versagen eine zusätzliche Verdammnis über sie brachte. Über Vater Adam war das Urteil gesprochen. Er starb, und alle seine Nachkommen hatten die Veranlagung zu sterben und waren dem Urteil entsprechend tot. So waren die Juden, verglichen mit dem Rest der Welt, doppelt verurteilt, die ja durch ihr Erbe dieser einen Übertretung verdammt war. Der Apostel zeigte den Juden, daß es nur eine einzige Tür der Hoffnung gab, und daß sie, wo die ganze Menschheit einen Heiland brauchte, einen zusätzlichen brauchten, anders als jemand sonst auf der Welt. Der Jude hatte große Vorzüge genossen, und so hatte er um so mehr Verdammnis.

Die Juden dachten, daß die Menschen aus den Nationen in Gottes Augen schlechter waren als sie selbst. Sie sagten: Schaut euch den Rest der Menschheit an, wie sie Makrelen und Schweinefleisch und Hasenbraten essen, und wie sie Dinge tun, die wir nicht tun würden! Da sagt nun der Apostel: „Sünde aber wird nicht zugerechnet, wenn kein Gesetz ist.” – Römer 5:13 Gott hat kein Volk der Übertretung Seines Gesetzes bezichtigt. Wir alle haben viele Male gegen Sein Gesetz verstoßen, denn wenn wir auch nur ein Gebot übertreten haben, haben wir gegen das ganze Gesetz verstoßen. Die Abmachung lautete nicht, daß man ewiges Leben haben kann, wenn man einige Gebote hält, sondern wenn man alle hält.

Der Apostel fährt fort und sagt, daß der Tod von Adam bis zu Moses regiert hat, und auch die erfaßt hat, die vom Gesetz nichts wußten und die nicht bewußt in Folge von Adams Übertretung gesündigt haben. Alle starben in Adam. Die Welt steht unter dem alle umfassenden Todesurteil, nicht wegen ihrer eigenen Sünden, sondern wegen Adams Übertretung. Gott hat uns Juden überführt aus diesem Rechtsverhältnis hinein in ein Vertragsverhältnis nach dem Gesetz. Wir aber haben in dieser zweiten Prüfung versagt und befinden uns um so mehr in der Verdammnis, als es die Menschen aus den Nationen sind.

So bewies ihnen der Apostel, daß nicht nur die Nationen einen Heiland brauchen, sondern die Juden auch. Es war nicht nur die Welt außerhalb Israels betroffen, sondern Israel selbst auch. Und weil Israel unter einer bestimmten Ordnung Gottes stand, bedurfte es eines besonderen Werkes für seine Wiedergutmachung.

Im Weiteren zeigt der Apostel, daß Christus, der keine Sünde kannte, zum Fluch für die Juden wurde, und daß Gott ausdrücklich Vorkehrung getroffen hat, die Juden aus der Verdammnis zu erlösen. Die Besonderheit, durch die Christus zum Fluch für die Juden wurde, hat der Apostel herausgestellt. – Galater 3:13 und 14 -, nämlich am Holze zu hängen, die Höchststrafe nach dem Gesetz. – 5. Mose 21:23 Diese Todesart wäre für die Erlösung der übrigen Menschheit nicht erforderlich gewesen, aber sie war es für die Juden.

„Wer wird mich erlösen?”

Indem Paulus die Situation eines Juden unter dem Gesetz einnimmt, beschreibt er in Kapitel 7 die Lage Israels und sagt, daß der Jude es unternommen hat, das Gesetz zu halten – und dabei unter die Knechtschaft des Gesetzes geraten ist. Wegen der Schwachheit des Fleisches konnte er nicht zum Leben durchdringen. Wenn Paulus ausruft: „Ich elender Mensch! Wer wird mich erretten von diesem Leib des Todes!” – Römer 7:24 -, war er sich des Gesetzes bewußt, das da sagt: ‚Diene Gott nicht nur mit deinem Verstand, sondern vollkommen.’ Und das konnte er wegen der Schwachheit des Fleisches nicht erfüllen. Wer sollte ihn von diesem toten Körper erlösen, der diese Sorge mit sich brachte? Sein Denken stimmte mit der Gerechtigkeit überein, aber er war unvollkommen. Da klärt er uns auf, wie er die Verdammung des toten Körpers loswerden konnte, und diese Befreiung kam durch Jesus Christus.

Wie bekommen wir diese Erleichterung? Wer sich geweiht hat und durch Glauben in den Christus kommt, wird dem Fleisch nach tot gerechnet und lebendig als Neue Schöpfung. So rühmte sich Paulus weder des Fleisches, noch des Gesetzes, sondern in Christo, der ihn erlöst hatte von seiner Verdammnis des Fleisches, sei es die Verdammnis eines Juden oder irgendjemandes sonst aus Adams Nachkommenschaft.

In Vers 18 sagt der Apostel: „ich weiß, daß … in meinem Fleisch nichts Gutes wohnt” – das heißt keine Vollkommenheit. Er ist unvollkommen vom Scheitel bis zur Sohle. Wenn auch die Israeliten sich bemühten das Gesetz zu halten, lag der Grund dafür, daß sie es nicht zustande brachten, darin, daß das Fleisch schwach war. So müssen auch wir eingestehen, daß das Fleisch unvollkommen ist und die Neue Schöpfung kämpft, den Körper zu bemeistern. Wir dürfen wissen, daß wir vom Standpunkt der göttlichen Gerechtigkeit aus unser Leben der Gerechtigkeit entsprechend führen und nicht mehr der Sünde entsprechend. Der Gedanke des Wortes ‚entsprechend’ bedeutet, daß wir diese Vorgabe nicht erfüllen, ihr aber nachstreben. Die Neue Schöpfung ist durch das Fleisch behindert, und was auf den Apostel zutrifft, trifft auch auf das Volk des Herrn zu. Wenn wir irgendwann einmal gedacht haben, dem Anspruch von Gottes Gerechtigkeit nachzukommen, dann war diese Auffassung falsch. Wenn wir sehen, was der Herr unter den zehn Geboten verstand, dann war es dies: Du sollst den Herrn deinen Gott lieben mit deinem ganzen Verstand (nicht nur mit einem Teil davon), mit deiner ganzen Kraft, und deinen Nächsten wie dich selbst. Das ist der wahre Geist des Gesetzes, und so ist Sein Anspruch – und das wäre nur einem vollkommenen Geschöpf möglich. Aufgrund seiner Unvollkommenheit kann der Mensch das Gesetz nicht halten. Deshalb hat Gott Vorkehrung getroffen für Loskauf und Vergebung der Sünden durch Seinen Sohn. Die Welt im allgemeinen wird Gelegenheit zur Wiederaufrichtung bekommen und ihre Sinne werden nach und nach wiederhergestellt. Aber für die Kirche besteht eine andere Disposition. Wir stellen unseren Körper als lebendige Opfer dar, nachdem wir die ‚hohe Berufung’ erkannt haben. Dann opfert uns der Hohepriester, und Gott nimmt uns als Teil des Opfers unseres Herrn an. Und schließlich erhalten wir eine geistige Existenz und nicht eine irdische, wie sie Adam hatte und wie sie der Welt verheißen ist.

Erlösung durch Christus

Im 8. Kapitel zeigt der Apostel, daß für die Juden, die zu Christus gekommen sind, ein Ausweg aus der Verurteilung durch den Gesetzesbund gegeben ist. Er sagt von den Gliedern der Kirche: „Ihr aber seid nicht im Fleische, sondern im Geiste, wenn denn Gottes Geist in euch wohnt.” – Vers 9 Von der Kirche weiß man, daß sie aus Neuen Schöpfungen in Jesus Christus besteht. Für sie ist „das Alte … vergangen, siehe, alles ist neu geworden.” – 2. Korinther 5:17 -, „… auf daß das Recht des Gesetzes erfüllt würde in uns, die nicht nach dem Fleische, sondern nach dem Geiste wandeln.” – Vers 4

Der Apostel deutet an, daß wir, wenn wir in Christo sind, Gottes Gesetz so einhalten, wie es andere nicht können. Doch die Neue Schöpfung muß sich bewußt sein, daß sie die neue Existenzform noch nicht erreicht hat, die vollkommen ist, und die sie in der ersten Auferstehung bekommt. Bis dahin steht ihr für ihr Tun nur der irdische Körper zur Verfügung. Bei ihrem Tod „wird gesät ein natürlicher Leib, es wird auferweckt ein geistiger Leib.” – 1. Korinther 15:44 Der alte Körper war nicht stark genug, Gottes Gesetz zu halten, und selbst mit der Unterstützung der Neuen Schöpfung ist er noch schwach. Warum? Weil wir in Sünde geboren und im Unrecht auferzogen sind. Die Sünde herrscht seit mehr als sechstausend Jahren. Die Schwachheit usw. tritt deutlicher hervor angesichts der vielen Jahrhunderte der Sünde.

Mit der Aussage „… das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war” – Verse 3 und 4 – will der Apostel nicht so verstanden werden, daß das Gesetz schwach war, denn es war vollkommen. Das Gesetz war kraftvoll, doch der Gesetzesbund war schwach. Er war unzureichend insofern, daß er einen nicht genügenden Mittler hatte, der Gott kein Lösegeld für die Menschheit bringen konnte. Der gleiche Gesetzesbund unter einem besseren Mittler, Jesus Christus, wird in genau diesem Punkt stark sein, in dem der frühere schwach war.

Jeder Jude, der dem Gesetzesbund hätte Genüge tun können, hätte das ewige Leben bekommen, denn so lautete Gottes Zusage: „… meine Satzungen und meine Rechte … durch welche der Mensch, wenn er sie tut, leben wird.” – 3. Mose 18:5, Römer 10:5 Wer also willig und imstande ist, das Gesetz zu halten, wird folglich ewiges Leben haben. Und wer dies nicht tut, wird das ewige Leben nicht haben.

Der Apostel sagt, daß, wenn die Gerechtigkeit durch das Gesetz bewirkt hätte werden können, es auch so gekommen wäre, und nicht durch das Kreuz. Vater Adam war verurteilt. Seine ganze Nachkommenschaft war mit ihm verurteilt durch seinen Ungehorsam. Sie waren nicht imstande das Gesetz zu halten, so kam die Sünde in die Welt und auch der Tod als die Folge aus der Sünde, und durch einen Menschen kommt auch die Versöhnung, die Freiheit von der Sünde. – 1. Korinther 15:21 und 22

Die Gerechtigkeit des Gesetzes ist erfüllt in uns

Welche Beruhigung und welcher Trost sind in dieser Zusicherung! Wunderbare Worte des Lebens! Sie wecken Hoffnung in uns. Wenn Gott vollkommene Absicht von uns anzunehmen bereit ist, anstelle der absoluten Vollkommenheit des Fleisches, dann dürfen wir hoffen, den von Ihm gesetzten Standard zu erreichen, den Standard der Vollkommenheit. Wir können nach dem Geist oder im Geist laufen. Was unsere sterblichen Körper anbelangt, können wir den Anforderungen des Geistes nicht nachkommen, aber unser Sinn kann sich nach dem Geist ausrichten, unsere Absichten können vollkommen sein. Unser Himmlischer Vater sucht ja bei uns Vollkommenheit der Absichten und soviel Disziplin unseres Fleisches als möglich.

Die Aussage, daß unser Herr die Sünde im Fleisch verurteilte, bedeutet, daß er die Sünde verdammte und das Auslöschen der Sünde ermöglichte. Die Sünde im Fleisch ist schon verurteilt worden, so daß die Welt durch unseren Herrn gerettet werden kann. Er hat bewiesen, daß ein vollkommener Mensch nicht zu sündigen braucht, und verherrlichte so das Gesetz. Ja, er hat die Dinge so eingerichtet, daß das Königreich der Gerechtigkeit die Sünde auslöschen wird und ewige Gerechtigkeit mit sich bringen wird.

Der Geist des den Juden gegebenen Gesetzes ist der Neuen Schöpfung zu eigen, nicht so der Gesetzesbund. Gottes Gesetz kann nicht ignoriert werden. Das Recht kennt nur ein Gesetz, und das ist den Juden auf der Grundlage ihres Bundes gegeben worden. Paulus fährt fort und stellt dar, daß die Israeliten das ewige Leben nicht durch ihre Bemühungen es zu halten bekommen haben, und daß auch niemand sonst Leben auf diesem Weg bekommen konnte. Aber Gott hat einen Plan durch Christus errichtet, durch den dieser Fluch des Gesetzes durch menschliche Unzulänglichkeit durch die Erfüllung des Rechts beiseite getan wird. – Römer 8:3 und 4 Auch die Kirche steht unter dem neuen Gebot des Opfers aus Liebe.

„Versammelt mir meine Frommen, die meinen Bund geschlossen haben beim Opfer.”- Psalm 50:5 Wer diese neue Einrichtung angenommen hat, gibt alle irdischen Interessen auf und wird eine Neue Schöpfung. Und der Geist des Gesetzes ist in ihnen erfüllt, denn sie laufen nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist des Gesetzes, um durch Christus die gesegnete Stellung zu gewinnen, zu der sie eingeladen wurden: zur Miterbschaft im Königreich. Sie haben im jetzigen Zeitlauf die Aufgabe, teilzunehmen am Opfer, dessen Blut am Ende der Zeit verwendet wird, den Neuen Bund mit Israel zu versiegeln. Wenn der Neue Bund Israel und der Welt vorgelegt wird, bedeutet das für sie eine Gelegenheit zu ewigem Leben durch den besseren Mittler, das gesalbte Haupt und seinen Leib.