Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Was kein Auge gesehen hat

Lesedauer: 11 Minuten

„Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. Uns aber hat Gott es geoffenbart durch den Geist, denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes.” – 1. Korinther 2:9 und 10

Wenn wir die vielen Verheißungen studieren, die Gott gegeben hat, so finden wir außergewöhnliche Worte, die sich auf zukünftige Reichtümer für die Geweihten dieses Evangelium-Zeitalters beziehen. Diese mitreißenden Verheißungen beschreiben neue und wundervolle Vorrechte, die Gott für jene bereithält, die willig sind, in diesem Leben zu dem Bild Christi umgestaltet zu werden. Unser Leittext zeigt, daß diese Dinge dem natürlichen Menschen nicht offenbart worden sind, sondern daß sie besonders für jene aufbewart wurden, die Gott lieben und wünschen diese Edelsteine der Wahrheit aufzuspüren. Und selbst mit der Hilfe des Geistes Gottes ist es schwierig, die Tiefe der Bedeutung dessen zu begreifen, was vor uns liegt.

Die Sichtung der Braut

„Höre, Tochter, und sieh, und neige dein Ohr; und vergiß dein Volk und deines Vaters Haus! Und wird der König deine Schönheit begehren, denn er ist dein Herr: so neige dich vor ihm!” – Psalm 45:11 und 12

Die Sichtung der Braut für unseren Herrn ist keine zufällige Wahl Gottes. Es gibt bestimmte Werte, nach denen Er bei uns Ausschau hält, die mit Seinem Sohn übereinstimmend sind. Charaktermerkmale, welche mit der Güte und Reinheit Jesu übereinstimmend sind, stehen im Mittelpunkt des Rufes dieses Evangelium-Zeitalters. Die zukünftige Braut neigt ihr Ohr. Sie horcht und hört den Ruf. Der Psalmist offenbart hier, daß es eine Schönheit in den Herzen und Gedanken dieser Auserwählten gibt, die sehr erwünschenswert ist, indem er weiß, daß sie zu Neuen Schöpfungen entwickelt werden können.

Wie in diesem Text beschrieben wird, waren diese einst willig, die ihnen vertrauten irdischen Beziehungen für eine höhere und bedeutsamere Beziehung, als Braut Christi, zu verlassen. Wenn eine Braut und ein Bräutigam so gleichgesinnt sind, sind sie, wenn sie zusammenarbeiten, gut aufeinander abgestimmt, eine tiefe und andauernde Bindung einzugehen.

Fülle von Freuden

„Du wirst mir kundtun den Weg des Lebens; Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht, Lieblichkeiten in deiner Rechten immerdar.” – Psalm 16:11

Selbst der zum Manneswuchs entwickelte Christ kann nicht völlig begreifen, was es bedeutet, Fülle von Freuden zu haben. Wenn Gott verheißt, uns den Pfad des Lebens zu zeigen, ist es vernünftig anzunehmen, daß wir, da Er uns führt, enger zueinander gebracht werden zu den Dingen, die Ihm Freude machen. Das Stiftshüttenbild kommt uns hier in den Sinn. Wenn jemand draußen im Lager lebte, einem Bild der Welt, konnte er nicht die Fülle der Freuden Gottes haben. Die Richtlinien der Welt sind nicht fähig zur Entwicklung dieses tiefen geistigen Charakterzugs. Wenn jedoch jemand in die Vorhofbedingungen eintritt und die Opfer beobachtet, die geopfert werden, so findet er dort ein Maß von Wertschätzung für diese Opfer. Dies bringt im Gegenzug ein entsprechendes Maß von Freuden, wenn das Werk der Versöhnung in den Mittelpunkt tritt. Mit Eintritt in das Heilige unter der Bedingung völliger Weihung, bringt es die christlichen Erfahrungen, das Licht und die Speise, eine besondere Gemeinschaft mit Gott. Diese Begünstigungen sind in dem Leuchter und den Schaubroten dargestellt. Ein wahrer Sinn von Freuden beginnt das Herz zu erfüllen, und der Wohlgeruch der wahren Anbetung erscheint vor Gott. Bei fortgesetztem Wachstum werden die Prinzipien Gottes bedeutsamer und vertiefen sich. Es sind diese Prinzipien, die die Grundlage der Freuden Gottes gestalten.

Wenn sich Christen dem zweiten Vorhang nähern, nähern sie sich der Gegenwart Gottes, und bei dem Eintritt in das Allerheiligste befinden sie sich in Seiner tatsächlichen Gegenwart. Dort kann das völlige Maß der Freuden erlangt werden. So erkennen wir aus diesem lieblichen Bild, daß der Prozeß der Freude in diesem Leben beginnt, wenn wir dazu kommen, Gott und die Prinzipien, für die Er eintritt, kennenzulernen.

Der Psalm 16:11 spricht auch von „Lieblichkeiten in deiner Rechten immerdar”. Das hebräische Wort für „Lieblichkeiten” kann auch als Wohlgefallen übersetzt werden. Er hat Wohlgefallen daran, Gnade zu erzeigen. – Psalm 147:11 Er hat Wohlgefallen an der Demut Seines Volkes. – Psalm 149:4 Er hat Wohlgefallen an der Buße der Bösen und daran ihnen Leben zu geben – Hesekiel 18:23 Er hat großes Wohlgefallen, das Königreich Seiner kleinen Herde zu geben. – Lukas 12:32 Die Annahme Seiner Kinder durch Christus ist der Wohlgefallen Seines Willens. – Epheser 1:5 Dies sind einige Beispiele der Freuden, die Gott mit Seinem Volk teilt, das Wohlgefallen über gute und edle Prinzipien und die das Herz erfüllende Freude, andere durch sie zu segnen.

Womit könnte es zu vergleichen sein, in die tatsächliche Gegenwart Gottes zu kommen? Wir können dies jetzt nicht wissen. Aber wenn jemand in den Raum seines natürlichen Vaters eintritt, von dem er weiß, daß dieser ihn liebt, dann begegnet ihm dort ein Gefühl eines herzlichen Willkommens. Und obgleich wir noch nie in der tatsächlichen Gegenwart Gottes gewesen sind, wird der Eintritt dort ähnlich dem Heimkommen zu einem Ort sein, von dem wir wissen, daß wir dort geliebt und erwünscht sind, und wo eine Stätte für uns vorbereitet ist.

Ein neuer Name

„Wer überwindet, den werde ich im Tempel meines Gottes zu einer Säule machen, und er wird nie mehr hinausgehen; und ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herabkommt von meinem Gott, und meinen neuen Namen.” – Offenbarung 3:12

Diese kostbare Verheißung ist irgendwie überwältigend. Einem für den Herrn völlig niedergelegten Leben wird im Königreich eine enorme Verantwortung übertragen. Einem solchen wird ein dauerhafter Platz in dem Tempel Gottes und dem Neuen Jerusalem gegeben. Wir hören manchmal, daß ein solcher als „eine Säule seiner Gemeinschaft” beschrieben wird. Dies bedeutet, daß solch eine Person sehr bekannt ist und respektiert wird und zum Wohl der Gemeinschaft beiträgt. Als Christ als eine Säule in dem Tempel Gottes angesehen zu werden, spricht von ähnlichen Charaktereigenschaften. Auch er wird bekannt und respektiert sein und einen großen Beitrag zu dem Werk Gottes leisten. Gott erkennt diese Einzelpersonen an, indem Er Seinen Namen auf sie geschrieben hat als auch den Namen des Neuen Jerusalem. Was für eine ehrfurchtgebietende Verantwortung und welch ein Vorrecht liegt vor denen, die nach dem hohen Preis dieses hohen Rufes laufen. Den Namen Gottes an seiner Stirn geschrieben zu tragen zeigt, daß diese in all ihren Handlungen Gott völlig repräsentieren. Dies wird erfordern, daß sie in dem Bild Christi völlig entwickelt sind.

Der Offenbarer sagt dann, daß der Herr auf sie „meinen neuen Namen” schreiben wird. Bruder Russell gibt zu verstehen, daß dies bedeutet, daß „der Name des Bräutigams seiner Braut gegeben wird”. Wie eine Braut den Namen ihres angetrauten Bräutigams annimmt, so wird die himmlische Braut den Namen ihres Geliebten annehmen. Diese Aussicht sollte einen jeden von uns zu größerer Treue anspornen, da wir die Ehre, mit unserem Herrn vereint zu sein, erwarten.

Eine Krone des Lebens

„Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird (einige) von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr geprüft werdet, und ihr werdet Bedrängnis haben zehn Tage. Sei treu bis zum Tod! Und ich werde dir den Siegeskranz des Lebens geben.” – Offenbarung 2:10

Die Heiligen haben während des Evangelium-Zeitalters auf Grund ihrer Anbetung Gottes schrecklich gelitten. Die Verheißung am Ende dieses Verses ist von besonderer Bedeutung, wenn wir bemerken, daß für viele ihr Glaube an Christus oft die Möglichkeit des Opfertodes bedeutete. Es ist wahrscheinlich, daß viele Einzelpersonen den Glauben verloren, weil sie solche Verfolgungen nicht ertragen konnten, während andere mit stärkerem Glauben die Todesfurcht überwinden konnten. Obwohl die Verheißung einer Krone des Lebens besonders wichtig für diese Heiligen gewesen sein mag, ist es auch auf alle Überwinder dieses Zeitalters anwendbar. Diese Krone wird in der Schrift auf vielfältige Art beschrieben. „Fortan liegt mir bereit der Siegeskranz der Gerechtigkeit, den der Herr, der gerechte Richter, mir (als Belohnung) geben wird an jenem Tag.” – 2. Timotheus 4:8 „Und wenn der Oberhirte offenbar geworden ist, so werdet ihr den unverwelklichen Siegeskranz der Herrlichkeit empfangen.” – 1. Petrus 5:4 Diese „Krone” wird durch Gerechtigkeit, Herrlichkeit und Leben charakterisiert.

Der Apostel Paulus beschreibt die Kriterien, die Gott dafür ansetzt, um solch einen hohen Lohn zu erhalten. Er sagt: „Der einem jeden vergelten wird nach seinen Werken: denen, die mit Ausdauer in gutem Werk Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit suchen, ewiges Leben.” – Römer 2:6 Dienst und geduldige Ausdauer im Gutestun zeigen das äußerliche Erscheinungsbild von dem, was im Herzen der wahrhaft Geweihten ist. Als ein Ergebnis dieser Haltung, die Christus ähnlich ist, werden sie mit Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit belohnt.

Wir können die Großartigkeit dieses Lohnes nicht begreifen. Wir bezeichnen die Unsterblichkeit oft als Leben, das Sicherheit vor dem Tod gibt und keine äußerliche Nahrung benötigt. Aber dies ist zweifellos eine sehr unzureichende Beschreibung eines unsterblichen Wesens. Wenn der Apostel Paulus Herrlichkeit, Ehre und ewiges Leben mit Unsterblichkeit verbindet, so wird es wieder eine überwältigende Aussage. Diese Worte beschreiben die Natur Gottes, und sogar diese Dinge sind der Braut Christi angeboten worden. Gott würde diese Dinge nicht garantieren, ohne bestimmte Ziele und ein Werk im Sinn zu haben für diese geehrte Klasse. Und so wird es für sie, als Repräsentanten der Herrschaft Gottes, nötig sein, daß sie Eigenschaften besitzen, die die volle Durchführung Seines Willens ermöglichen.

Das zukünftige Werk

„Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott vorher bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.” – Epheser 2:10 Gottes vorhersehende Rolle für die Braut Christi enthält viele Aspekte dazu. Sie ist Sein Werk. Einst genau vorbereitet wird sie für das große Werk bereit sein, daß Gott für sie vorgesehen hat. In diesem gegenwärtigen Zeitalter liegt die Betonung auf dem Glauben und der Charakterbildung. Wir glauben an Dinge, die wir nicht sehen. – 1. Korinther 13:12 Aber in der Zukunft, wenn wir Gott von Angesicht zu Angesicht sehen, werden wir alle Dinge deutlich erkennen. Dann wird Glaube nicht länger notwendig sein. Und so wird der Schwerpunkt der Kirche sich auf das monumentale Werk, das vor sie gelegt ist, verlagern.

„Wenn ihr aber des Christus seid, so seid ihr damit Abrahams Nachkommenschaft (und) nach Verheißung Erben.” – Galater 3.29 Die Abrahamische Verheißung hat mit einer allgemeinen Beschreibung das Werk Jesu und seiner Braut dargestellt. Sie sollen alle Geschlechter der Erde segnen. Wenn umgesetzt, wird diese allgemeine Feststellung eine sehr besondere Anwendung bei der Unterweisung und Erziehung der Menschheit finden. Die Abgrenzungen der Geschlechter werden beseitigt werden. Haß wird ausgerottet werden. Die schädlichen Aspekte im Wettbewerb werden aufgehoben werden, und die Brüderlichkeit der Menschen wird ein weltweites Thema werden. Dies ist ein Werk, das die große Weisheit erfordern wird, die Jesus und seine Braut durch persönliche Erfahrungen und göttliche Hilfe gesammelt haben. Heilige Prinzipien werden in die Herzen der Menschen gegeben werden, wenn ihnen gegeben wird „ein Herz von Fleisch”. – Hesekiel 36:26 Der große Mittler wird die menschliche Schöpfung zur Herrlichkeit ihres beabsichtigten Daseins bringen. Die Menschen werden dann die großartigen Prinzipien Gottes aus freien und willigen Herzen ehren. Wenn jenes Werk vollendet ist, wird die Herrschaft des Menschen der höheren Herrschaft Gottes untertan sein, und Gott alles in allem sein. – 1. Korinther 15:28

kommende Zeitalter

„Er hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in der Himmelswelt in Christus Jesus, damit er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erwiese in Christus Jesus.” – Epheser 2:6 und 7

Nachdem das Werk des Millenniums beendet ist, wird es für Jesus und seine Braut einen neuen Schwerpunkt geben. Diese Schriftstelle gibt zu verstehen, daß die Kirche selbst dann noch nicht die völligen Reichtümer der Gnade Gottes erfahren haben wird. Es ist hier interessant, das Wort „Zeitalter” in der Mehrzahl zu bemerken. Dies gibt zu verstehen, daß es, wie wir heute wissen, dem Plan Gottes gemäß mehrere nachfolgende Zeitalter geben wird. Wenn diese Zeitalter fortschreiten, wird die Kirche fortwährend die Tiefen der Gnade Gottes erfahren. Wenn Gottes „Ruhe” vorüber ist – 1. Mose 2:2 – wird Er zweifellos Seine schöpferischen Anstrengungen jenseits dieser Erde ausdehnen. Die Rolle, die die Kirche danach einnehmen wird, ist uns zu dieser Zeit noch unbekannt. Wir können jedoch sicher sein, daß es ein herrliches Werk sein wird, denn Gott ist ein großartiger Schöpfer. Seine zukünftigen Pläne werden Leben und Freude im ganzen Universum bringen.

Während unsere Bemühungen, verstehen zu können, was die zukünftigen Erfahrungen der Braut sein werden, schwach sind, können wir letztlich zu uns selbst sagen: „Die Aussicht bei Gott und ein Teil der Braut Seines großen Sohnes zu sein, ist jede Anstrengung wert, die wir nur machen können, um treu zu sein. Die Hoffnung an ihren Plänen und neuen Projekten teilzuhaben, ist so aufregend, daß wir jede Anstrengung machen sollten, um dies möglich zu machen”.

„Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe.” – Offenbarung 3:21

„Damit er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erwiese in Christus Jesus.” – Epheser 2:7