Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

„Wachset in der Gnade”

Lesedauer: 8 Minuten

„Da ihr, Geliebte, es nun vorher wißt, so hütet euch, daß ihr nicht durch den Irrwahn der Ruchlosen mitfortgerissen werdet und aus eurer eigenen Festigkeit fallt! Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus! Ihm sei die Herrlichkeit, sowohl jetzt als auch bis zum Tag der Ewigkeit! Amen.“

2. Petrus 3:17 und 18

Berührend und zart sind die Worte in den Briefen des betagten Apostels Petrus an den Haushalt des Glaubens. Sie zeigen, daß er erkannte, daß sich seine Lebenszeit dem Ende entgegenneigte – 2. Petrus 1:14, Johannes 21:18 und 19 So war er in zunehmendem Maß darauf bedacht, daß die Kirche wuchs und größer wurde. Aus diesem Bestreben schrieb er zwei allgemein gehaltene Briefe, deren Inhalt nicht so sehr auf neue Wahrheiten ausgerichtet war; sie sollten vielmehr bereits erlernte und gänzlich angenommene Wahrheiten in Erinnerung bringen – 2. Petrus 1:12 – 15 – und alle zur Treue und zum Wachsen in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus auffordern.

In den vorausgehenden Versen hat Petrus an einige dieser Wahrheitselemente erinnert, und er weist darauf hin, daß die dort genannten Gläubigen darin schon gegründet sind. Doch angesichts seines Wissens, daß falsche Lehrer aufstehen werden, die die Wahrheit verdrehen, rät er zu besonderer Wachsamkeit, um nicht durch Irrtümer von bösartigen Menschen aus ihrer erlangten Festigkeit zu fallen. Daß dieser Rat des Apostels sehr genau auf die Kirche in den letzten Tagen – unseren Tagen – zutrifft, war offensichtlich vom Geist Gottes gesteuert, und so geht aus Vers 3 klar hervor: „… in den letzten Tagen [werden] Spötter und Spötterei kommen … .”

Beobachten wir genau die Art und Weise, in der uns der Apostel ermahnt wachsam zu sein und nicht durch die Irrtümer der „Ruchlosen” abgezogen zu werden. Sollen wir dies tun durch sorgfältiges Untersuchen aller Behauptungen, die etwa jeder neu auftretende Prophet unserer Aufmerksamkeit aufdrängt, wodurch wir jedem verführerischen Geist ein Forum bieten? – 1. Timotheus 4:1 Nein. Das wäre ganz das Gegenteil der Lehren „unseres Bruders Paulus”, auf den sich Petrus so liebevoll bezieht, und dessen Aussagen er uneingeschränkt gutheißt, denn Paulus hat in dieser Sache keinen verschwommenen Rat erteilt, sondern gesagt: „Die ungöttlichen, eitlen Geschwätze aber vermeide; denn sie werden zu weiterer Gottlosigkeit fortschreiten, und ihr Wort wird um sich fressen wie ein Krebs.” Und: „Ich ermahne euch aber, Brüder, daß ihr achthabt auf die, welche Zwiespalt und Ärgernis anrichten entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und wendet euch von ihnen ab. Denn solche dienen nicht unserem Herrn Christus, sondern ihrem eigenen Bauche [für Ehre und Ruhm unter den Menschen als große Lehrer – vergleiche 1. Timotheus 1:6 und 7], und durch süße Worte und schöne Reden verführen sie die Herzen der Arglosen … ich will aber, daß ihr weise seid zum Guten, aber einfältig zum Bösen.” – 2. Timotheus 2:16 und Römer 16:17 – 19

Petrus konnte den klugen und ernsten Rat von Paulus nachvollziehen und wiederholte mit Nachdruck die gleichen Warnungen. Jene verführerischen Lehren, die denen entgegengesetzt sind, die wir vom Herrn und den Aposteln erhalten haben, Folge zu leisten, verrät einen Mangel an Glauben der Lehren Christi. So jemand ist nicht im Glauben gegründet. Es gibt tatsächlich Menschen, und sie sind in der Mehrzahl unter den Vertretern falscher Lehren, die meinen, daß es weder notwendig noch ratsam ist, im Glauben gegründet zu sein. Wenn jemand gegründet ist, sei das gleichbedeutend mit blindgläubig, ist deren Vorstellung. Dies träfe zu, wenn jemand so unfrei in seinem Denken ist, Dinge zu akzeptieren und zäh an ihnen festzuhalten, die er weder durch logische Überlegung noch an der Autorität der Bibel überprüft hat. Aber wer aus schlichtem Glauben in Gottes Autorität Sein Wort annimmt, der ist nicht blindgläubig. Solche Menschen, und nur sie, können in der Wahrheit gegründet sein. Der Unterschied zwischen einem standhaften Christen und einem Frömmler ist der, daß der eine fest in der Wahrheit steht, und der andere im Irrtum. Der Erstgenannte kennt die Wahrheit, und sie hat ihn freigemacht von allen Zweifeln und bösen Phantasien und von jedem Wunsch, das sumpfige Becken menschlicher Spekulationen auszuforschen. Zu ihnen sagt Paulus: „Wie ihr nun den Christus Jesus, den Herrn empfangen habt, so wandelt in ihm, gewurzelt und auferbaut in ihm und befestigt in dem Glauben, so wie ihr gelehrt worden seid [durch uns, die Apostel], überströmend in demselben mit Danksagung. Aber sehet zu, daß nicht jemand sei, der euch als Beute wegführe durch die Philosophie und durch eitlen Betrug, nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt und nicht nach Christo.” – Kolosser 2:6 – 8

Mit dieser Aussage des „geliebten Bruders Paulus” stimmt Petrus’ Ratschlag völlig überein, und er empfiehlt, wertvolle Zeit nicht damit zu vergeuden, „den Irrwahn der Ruchlosen” zu erforschen, sondern statt dessen um so ernsthafter „in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilands Jesu Christi [zu wachsen]”, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Je gründlicher unser Wissen des Herrn ist und je enger unsere Gemeinschaft mit ihm, desto sicherer können wir uns unserer eigenen Festigkeit sein.

Doch was ist damit gemeint, in der Gnade zu wachsen? Das bedeutet, in der Gnade mit dem Herrn durch enge persönliche Vertrautheit und Gemeinschaft mit ihm im Geiste zu wachsen. Damit ist zunächst das Wissen und die Anerkennung unserer Erlösung durch sein kostbares Blut und ein persönlicher Glaube an die durch ihn gegebenen Verheißungen des Vaters und unsere Abhängigkeit davon gemeint. Es bedeutet dann vertraute Gemeinschaft mit ihm im täglichen Leben im Gebet und dem Aufmerken auf seinen Willen und unseren Gehorsam. Wenn wir mit Herz und Verstand diese Haltung immer üben, dann werden beständig die Früchte des Geistes in uns heranreifen, und wir werden dem Herrn immer mehr gefallen und immer annehmbarer sein. Es entwickelt sich ein Gespür für die Annehmbarkeit und die Gnade Gottes und zunehmend, von Tag zu Tag – in Erfüllung dieser großen Verheißung unseres Herrn: „Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.” – Johannes 14:23

Das ist es, wenn Worte es überhaupt ausdrücken können, was es heißt, in der Gnade zu wachsen. Doch das umfassende und glücklich machende Verständnis davon wird am ehesten von solchen erfahren, die tagtäglich ihren Lauf mit Gott in Glauben und Gehorsam und Liebe bestreiten.

Dadurch in Gnade zu wachsen und nicht an Erkenntnis zuzunehmen ist unmöglich, denn die wesentliche Absicht dieser Gemeinschaft ist es, uns aufzubauen in immer umfassenderem Verstehen des Herrn und immer mehr mit Ihm bekannt zu werden, um uns das Vorrecht einzuräumen, bei der Durchführung Seines Planes Mitarbeiter mit Ihm zu werden. Wenn wir daher den Herrn lieben, Ihm gehorchen und in Seiner Gunst wachsen möchten, dann ist Sein geschriebenes Wort unser tägliches Studium, und wir sinnen darüber nach. So nehmen wir an Erkenntnis zu, das aber nicht, um jedes Jahr festzustellen, daß das, was wir im Jahr zuvor gelernt haben, falsch war, sondern um zu dem dort Gelernten noch etwas hinzuzufügen, um Gottes Waffenrüstung immer häufiger anzulegen, bis sie an uns schön und vollständig wird und wir den göttlichen Plan der Zeitalter völlig begreifen. Dann sind wir gerüstet für den heldenhaften Dienst für die Sache der Wahrheit und widerstehen den Eingriffen des Irrtums – Epheser 6:10 – 13 – und sind gefestigt, gestärkt und gegründet im Glauben. – 1. Petrus 5:10 Doch selbst für die Gläubigen, die so im Glauben fest stehen, gibt es noch reichlich Gelegenheit in der Erkenntnis zu wachsen, denn auch da, wo sie innerhalb des großen Rahmens oder beim Ziel nichts Neues sehen, sind sie doch überrascht und sehen sich angefeuert durch neu entdeckte Übereinstimmungen und die Schönheit im göttlichen Konzept des herrlichen Plans der Zeitalter. Als Schüler haben wir ohnehin immer das Meisterwerk des göttlichen Architekten zu studieren.

Unser geliebter Bruder Petrus, der sich sehr für unsere Zunahme an Erkenntnis einsetzt, bemüht sich uns dies zu vermitteln und macht uns auf die bedeutsamen Ereignisse und die zeitliche Nähe des Tages des Herrn aufmerksam. So sagt er: „Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb [unbemerkt von der Welt], an welchem die Himmel [die gegenwärtigen kirchlichen Systeme] vergehen werden mit gewaltigem Geräusch [mit Aufruhr und Durcheinander], die Elemente aber [die verschiedenen Richtungen und Gruppierungen, aus denen sie bestehen, die aufgespalten und verdreht sind durch gegensätzliche Ansichten] im Brande werden aufgelöst [in der Hitze öffentlicher Auseinandersetzungen und Nachforschungen] und die Erde [die Gesellschaft, wie sie jetzt unter ziviler und kirchlicher Autorität verwaltet wird] und die Werke auf ihr verbrannt [vernichtet] werden.” Sie wird untergehen in Kampf und Streitigkeiten, hervorgerufen durch die Zunahme der Erkenntnis in Kombination mit Selbstsucht. Das wird kein buchstäbliches Feuer sein, sondern, wie es die Propheten darstellen, das Feuer des göttlichen Eifers. – Zephanja 1:18 und 3:8 sowie 2. Petrus 3:10 Der Lärm und der Aufruhr, die in weltweite Anarchie münden werden, werden schon in jedem Volk gehört, denn der Tag des Herrn ist wirklich angebrochen, und die Hitze menschlicher Leidenschaften nimmt täglich mehr zu; die Zeit der großen Drangsal ist sehr nahe.

„Da nun dieses alles aufgelöst wird [die jetzigen Einrichtungen und die jetzige Ordnung werden untergehen], welche solltet ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit? Indem ihr erwartet und beschleunigt die Ankunft des Tages Gottes. Dessentwegen die Himmel [die jetzigen herrschenden Mächte], in Feuer geraten, werden aufgelöst und die Elemente im Brande zerschmelzen werden.” Wir wollen uns wirklich diese feierliche Frage tief in unseren Herzen stellen, denn wir stehen in der unmittelbaren Gegenwart des Richters der Welt. Diese Worte, die wohl vor Jahrhunderten an Gottes Volk gerichtet wurden, und die während dieses ganzen Evangeliumszeitalters hervorragend ihren Dienst der Information getan haben, richten sich durch den Geist ganz ausdrücklich an uns, die wir mitten in diesem Tag des Herrn leben.

„Wir [die wir in eine Beziehung aus Vertrag mit dem Herrn gekommen sind, und die wir, anders als die Welt, Gottes Plan kennen] erwarten aber, nach Seiner Verheißung, neue Himmel [das Reich Gottes, das in Macht und großer Herrlichkeit aufgerichtet werden soll] und eine neue Erde [eine Neugestaltung der Gesellschaft unter der Regierung von Christus und seiner verherrlichten Braut, der Kirche] in welchen Gerechtigkeit wohnt.” Was für eine gesegnete Zusicherung ist dies, und wie begünstigt dürfen wir den Menschen in der Welt gegenüber sein, die davon keine Kenntnis haben!

„Deshalb, Geliebte, da ihr dies erwartet, befleißigt euch, ohne Flecken und tadellos von ihm erfunden zu werden in Frieden.” – 2. Petrus 3:11 – 14 Und Judas erinnert uns daran, daß der Herr, in dessen Gnade und Erkenntnis wir nach Petrus’ Wunsch für uns wachsen sollen „… euch ohne Straucheln zu bewahren und vor seiner Herrlichkeit tadellos darzustellen vermag.”