Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Vorrechte der Söhne Gottes

Lesedauer: 6 Minuten

„Denn euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet.”

Matthäus 6:8

Diese Worte wurden nicht an die Welt im Allgemeinen gerichtet, denn die ganze Welt liegt in der Sünde, alle zusammen befinden sich außerhalb der Gemeinschaft mit Gott. Diese Worte wurden auch nicht an gewöhnliche Juden gerichtet; denn die Juden sind auch Glieder des Adamischen Geschlechts, das sich außerhalb der Harmonie mit Gott befindet, und ihr Bund war nicht ein Bund der Sohnschaft, sondern der von Knechten. Mose war in seinem ganzen Haus treu als ein Diener. – Hebräer 3:5 Wir finden nirgendwo, daß auf die Israeliten als Söhne Gottes hingewiesen wird. In den Prophezeiungen werden Hinweise gegeben, was Gott in Zukunft für sie tun würde. Aber es gibt keine direkte Feststellung, daß Er ihr Vater oder sie Seine Kinder wären.

Wir alle erkennen, daß es so war. Es würde unpassend sein, wenn es anders wäre, denn die Versöhnung ist für die sündige Welt noch nicht gemacht worden. Weder eine Jude noch irgendjemand von der Welt von heute haben ein Recht Gott ihren Vater zu nennen, noch an Ihn als ihren Vater zu denken. Die einzigen, die ein Recht haben, Gott „unseren Vater” zu nennen, sind solche, die durch Christus in eine Bundesbeziehung mit Ihm gelangt sind. Der Apostel sagt, daß wir durch diese Beziehung, „jetzt Söhne Gottes sind”.

Söhne Gottes durch Glauben

Wir sind noch nicht im Königreich, um Söhne Gottes ohne Unvollkommenheiten zu sein; wir werden aber in der Zukunft, in dem Augenblick unserer „Verwandlung” „tadellose Söhne Gottes” und gleich unserem Meister sein und an seiner Herrlichkeit teilhaben. Aber in der gegenwärtigen Zeit sind wir Söhne Gottes und wir haben dieses gesegnete Vorrecht, diese Ehre, Gott unseren Vater zu nennen, weil wir Seinen Heiligen Geist bekommen haben. Wir haben diesen Schatz des Heiligen Geistes in irdenen Gefäßen, und wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen. Alle diejenigen, die durch völlige Weihung in den Leib Christi gekommen sind, sind Söhne Gottes durch Glauben, und es wird ihnen erlaubt, sich als solche zu bezeichnen, und Ihn als ihren Vater zu begreifen, und daß die Zeugnisse der Schrift völlig und gänzlich auf sie selbst hinweisen.

Es entsteht aber die Frage, warum benutzte der Herr diese Worte gegenüber den ersten Jüngern, bevor er ihretwegen in der Gegenwart Gottes erschien und eine Anrechnung seines Verdienstes für sie machte? Waren sie nicht wirklich noch unter dem Gesetzesbund? Wir antworten, ja. Sie waren noch unter dem Gesetzesbund. Es wurde ihnen nur durch den Glauben erlaubt, Gott ihren Vater zu nennen. Sie hatten Christus als den Weg, die Wahrheit und das Leben angenommen, als den Einen von Gott Gesandten, der schließlich alles vollenden würde, wozu er gekommen war. Sie sollten ihren Glauben dadurch bekunden, daß sie Gott als ihren Vater bezeichneten und sich selbst als Söhne Gottes, – obwohl wir finden, daß sie nicht wirklich von sich als den Söhnen Gottes sprachen.

Es war einige Zeit nach dem Tode unseres Herrn, daß ihr Glaube dieses Vorrecht zu begreifen begann. Die Juden fürchteten sich davor, sich selbst als Söhne Gottes zu bezeichnen oder Ihn ihren Vater zu nennen. Wenn sie sich selbst als Söhne Gottes bezeichnet hätten, hätten sie gedacht, daß sie etwas Verwerfliches getan hätten. Als Jesus von sich selbst als dem Sohn Gottes sprach, nannten sie ihn einen Gotteslästerer. – Johannes 5:18, Lukas 22:70 und 71

Wir finden im Zusammenhang, daß der Herr uns anweist, daß wir nicht daran denken sollten, unsere Bitten vor den Himmlischen Vater zu bringen, als zu Seiner Information. Unser Herr sagte praktisch: „Ihr habt keinen unwissenden Vater. Die Heiden gehen durch großartige Bittgebete, so als ob ihr Gott schläfrig oder gegenüber ihrem Flehen gleichgültig sein würde. Aber ihr, als meine Jünger, kennt Gott als euren Himmlischen Vater; und wie ein guter irdischer Vater sein Kind liebt und Vorsorge für es trifft, so kennt euer Himmlischer Vater die Dinge, die ihr nötig habt, bevor ihr Ihn bittet. Es ist für euch nicht nötig, Ihm Anweisungen zu geben; denn Er kennt eure Nöte besser als ihr und weiß, daß einige der Dinge, um die ihr bittet, schädlich für euch sein würden.”

Das göttliche Ziel bei der Beantwortung von Gebeten

Warum bitten wir dann überhaupt, wenn Er unser Vater ist und als ein liebender Vater alle notwendige Vorsorge trifft? Wir antworten, daß unsere Anweisung, zu beten, beabsichtigt ist, eine weitere Verwirklichung der Tatsachen zu wecken, daß all unsere Segnungen vom Himmlischen Vater kommen; und wir andererseits einen großen geistigen Segen von dem Nachsinnen über Seine Liebe und Fürsorge verfehlen würden. Er wollte nicht, daß wir die Segnung in der gleichen Weise bekommen wie Bäume, die der Feuchtigkeit ausgesetzt werden. Er wollte, daß wir, als die mit Verstand Begabten, in Betracht ziehen, daß Er unser Vater ist. Er kennt unsere Nöte und hat für sie Vorsorge getroffen. Er wünscht, daß wir bezüglich Seiner Fürsorge und all den verheißenen Dingen Glauben üben.

In Beantwortung von Gebeten ist es das göttliche Ziel, daß wir einen Ansporn des Glaubens in Verbindung mit unserem Empfangen täglicher Segnungen haben können – sowohl hinsichtlich zeitlicher wie auch geistiger Segnungen. Der Herr kennt die Dinge, die die Welt benötigt, und Er trifft eine allgemeine Vorsorge für die Welt: Er hat schon einen Weg vorgesehen, auf dem die Welt schließlich zurückkehren wird als Söhne auf menschlicher Ebene, und Er läßt in einer allgemeinen Weise alle Dinge für sie zum Guten zusammenwirken. Gott hat einen großartigen Plan der Erlösung durch Jesus und einen großartigen Plan der Erhöhung der Kirche, um mit ihrem Herrn in dem Himmlischen Königreich zu sein. Dann wird jenes Königreich Segnungen über die Erde ausgießen zur Wegnahme des Fluches und zur Wiederherstellung der Menschheit zur ursprünglichen Vollkommenheit von Adam in Eden.

In welchem Umfang auch immer irgendjemand ein Ohr zu hören hat, ist es richtig, ihm über diese guten Dinge zu berichten. Aber nur solche, die hörende Ohren haben, sollen zu dieser gegenwärtigen Zeit besonders unterwiesen werden. Die Erkenntnis der Gnade Gottes ist zu dieser Zeit besonders für die Berufenen gewesen. Der übrigen Menschheit ist vorbehalten gewesen, in Unkenntnis zu verbleiben. Es ist ganz richtig, daß, wenn sie zu erwachen beginnen, sie ein wenig hören und ein wenig verstehen sollten; aber wir sind sicher, daß die Welt nicht die tiefen Dinge Gottes erkennen kann, wie der Apostel uns sagt: „Ein natürlicher Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird.” Und wiederum sagt er uns: „Uns aber hat Gott es offenbart durch den Geist, denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes.” – 1. Korinther 2:14 und 10

Wer mag beten

Der Herr handelt nicht mit der Welt; denn sie ist nicht in einer Bundesgemeinschaft mit Ihm und kann Ihm daher jetzt nicht gefallen. Sein letztes Handeln mit der Welt war, als sie in Adam verdammt wurde. Sie hatte kein Recht zum Leben. Sie alle waren Sünder und mußten sterben. Der Herr hat die Anordnung zur Heilung des Bruches noch nicht vollendet. Er ist auf die Anordnung des Neuen Bundes zur Wiederherstellung der Welt vorbereitet worden. Die einzigen, die sich jetzt in einer Beziehung mit Ihm befinden, sind die Glieder des Leibes Christi. „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen.” – Johannes 15:7 Wenn wir die Beziehung zu Christus verlassen, haben wir kein Recht zu beten. Wenn wir aber die Beziehung zu ihm aufrecht erhalten, wenn sein Wort in uns bleibt, wenn wir unser Leben nach seinem Willen umgestalten, und wenn wir im Einklang mit seinem Willen und dem Geist seines Wortes sind, können wir bitten, um was wir wollen, und es wird geschehen.

Solche, die völlig in Christus bleiben, wünschen nichts, außer den Willen Gottes zu tun. Und wenn sie Sein Wort reichlich bleibend in sich haben, werden sie wissen, um welche Dinge sie schicklich bitten sollen. Wenn sie aber in dieser Sache Gottes Willen nicht kennen, dann können sie sicherlich sagen: „Nicht mein Wille sondern der deine geschehe!” Was somit ihre Bitte auch immer sein würde, sie würden sie erfüllt bekommen, weil sie wünschen, daß Gottes Wille getan werden möge.