Mit dem Titel „Von Jerusalem nach Emmaus: 12,3 km” nehmen wir Bezug auf das Zusammentreffen von Jesus und zwei Jüngern, die diesen Weg zurücklegten, was uns in Lukas 24:13 – 35 berichtet wird.
Diese Begebenheit ereignet sich nach der Auferstehung unseres Herrn, und der Bericht wirft einige Fragen auf.
Erinnern wir uns an die Geschehnisse: Jesus steht aus dem Grab auf, und am ersten Tag der Woche (gemäß Lukas 24:1) gehen Maria und Magdalena, Johanna, Maria und andere zum Grab, stellen fest, daß der Stein weggewälzt ist, gehen in die Grabhöhle und finden den Leichnam Jesu nicht.
Da erscheinen ihnen zwei Engel in strahlenden Gewändern und sprechen den berühmten Satz: „Was suchet ihr den Lebendigen unter den Toten? Er ist nicht hier, sondern ist auferstanden.” Diese zwei Engel erinnern sie an die Worte, die er in Galiläa gesagt hatte, daß er nämlich in Sünderhände überliefert und gekreuzigt werden müsse, und daß er am dritten Tag auferstehen werde.
In in Vers 8 heißt es. „Und sie gedachten an seine Worte.” Das heißt, Jesus hatte vorhergesagt, was sich alles ereignen würde, doch niemand hatte eine solche Tragödie für möglich gehalten. Und es wird sogar gesagt, daß die Apostel, als die Frauen ihnen berichteten, nicht daran glaubten, und daß Petrus zum Grab ging und zurückkehrte „und verwunderte sich über das, was geschehen war”. – Vers 12
Mit anderen Worten: Wenn man sich aus unserer Distanz wundert, daß die Jünger nicht für wahr gehalten haben, was Jesus ihnen vor seinem Tod geweissagt hat, muß man doch einräumen, daß das, was eingetreten ist, in keiner Weise übereinstimmte mit dem, was sie erwartet haben, und daß wir bestimmt genauso reagiert hätten.
Es heißt nun, daß an jenem Tag, das heißt am ersten Tag der Woche, also nach dem Sabbat, an dem man vor Ort bleiben mußte, zwei Jünger von Jerusalem nach Emmaus wanderten, das bekanntlich 60 Stadien von Jerusalem entfernt liegt.
Ein Stadium entspricht 205 m; so beläuft sich die Entfernung zwischen beiden Städten auf 12,3 km, was der Entfernung von Speyer zum Hockenheimring entspricht.
Es erscheint nun merkwürdig, daß Lukas die genaue Entfernung zwischen Jerusalem und Emmaus angibt. Andere Wegstrecken, die der Herr zurückgelegt hat, wie z. B. von Jerusalem nach Bethanien, teilt er nicht mit. Diese Angabe finden wir bei Johannes, nämlich in Johannes 11:28: fünfzehn Stadien bzw. 3 km. Weitere Entfernungsangaben während des Dienstes des Herrn sind nicht vorhanden. Wir lassen also diese von Lukas aufgezeichnete Information zunächst beiseite und denken, daß sie schon als solche wichtig ist.
Lesen wir den wohlbekannten Bericht, beginnend mit Vers 13: „Und siehe, zwei von ihnen gingen an selbigem Tage nach einem Dorfe, mit Namen Emmaus, sechzig Stadien von Jerusalem entfernt. Und sie unterhielten sich miteinander über alles dieses, was sich zugetragen hatte. Und es geschah, indem sie sich unterhielten und miteinander überlegten, daß Jesus selbst nahte und mit ihnen ging; aber ihre Augen wurden gehalten, damit sie ihn nicht erkannten. Er sprach aber zu ihnen. Was sind das für Reden, die ihr wandelnd miteinander wechselt und seid niedergeschlagen? Einer aber, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: Bist du der einzige, der in Jerusalem weilt und nicht weiß, was in ihr geschehen ist in diesen Tagen? Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das von Jesus, dem Nazaräer, der ein Prophet war, mächtig in Wort und Werk vor Gott und dem ganzen Volke; und wie ihn die Hohenpriester und unsere Obersten überlieferten, um zum Tode verurteilt zu werden, und ihn kreuzigten.
Wir aber hofften, daß er der sei, der Israel erlösen solle. Doch auch bei alledem ist es heute der dritte Tag, seitdem dies geschehen ist. Aber auch etliche Weiber von uns haben uns außer uns gebracht, die am frühen Morgen bei der Gruft gewesen sind und als sie seinen Leib nicht fanden, kamen und sagten, daß sie auch ein Gesicht von Engeln gesehen hätten, welche sagen, daß er lebe, und etliche von denen, die mit uns sind, gingen zu der Gruft und fanden es so, wie auch die Weiber gesagt hatten; ihn aber sahen sie nicht.
Und er sprach zu ihnen: O ihr Unverständigen und trägen Herzens, zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben! Mußte nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Und von Moses und von allen Propheten anfangend, erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn betraf.
Und sie nahten dem Dorfe, wohin sie gingen; und er stellte sich, als wollte er weitergehen. Und sie nötigten ihn und sagten: Bleibe bei uns, denn es ist gegen Abend, und der Tag hat sich schon geneigt. Und er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und es geschah, als er mit ihnen zu Tische lag, nahm er das Brot und segnete es; und als er es gebrochen hatte, reichte er es ihnen. Ihre Augen aber wurden aufgetan, und sie erkannten ihn; und er wurde ihnen unsichtbar.
Und sie sprachen zueinander. Brannte nicht unser Herz in uns, als er auf dem Wege zu uns redete, und als er uns die Schriften öffnete? Und sie standen zur selbigen Stunde auf und kehrten nach Jerusalem zurück. Und sie fanden die Elfe und die mit ihnen waren, versammelt, welche sagten: Der Herr ist wirklich auferweckt worden und dem Simon erschienen. Und erzählten, was auf dem Wege geschehen war, und wie er von ihnen erkannt worden war an dem Brechen des Brotes.”
Wir denken, wir kennen alle diesen Bericht.
Zunächst: Wer waren diese Jünger? Zweifellos waren es Jünger, die nicht zu den Elfen gehörten, denn diese trafen sie an, als sie nach Jerusalem zurückkamen. Vermutlich sind es Jünger, die zu den 70 gehörten, die Jesus ausgesandt hatte. Wir kennen ihre Namen nicht. Es wurde angenommen, daß dieser Kleopas, der freimütig Jesus auf dessen Fragen geantwortet hat, jener Kleopas ist, der in Johannes 19:25 erwähnt wird, der Mann einer Frau mit Namen Maria, die sich ihrerseits in der Nähe des Kreuzes aufgehalten hatte. Sie sind einfach Jünger wie die elf und haben Jesu Worte während seines Dienstes auf Erden gehört.
Man wird sich nun vorzustellen versuchen, worüber die beiden Jünger mit Jesus diskutiert haben mögen. Was hat er wohl zu ihnen gesagt? Wir können versuchen seine Worte nachzuzeichnen.
Von Jerusalem nach Emmaus sind es also 12,3 km. Nehmen wir an, daß Jesus als eine ihnen unbekannte Person sie angesprochen hat, und das nicht gleich am Anfang des Weges, sondern, wie von ungefähr, als sie schon außerhalb der Stadt und vielleicht schon 2 oder 3 km auf dem Weg waren und alles besprachen, was sich ereignet hatte. Es bleiben also noch etwa 9 km gemeinsamer Weg. Ein normaler Wanderer legt ungefähr 5 km in der Stunde zurück: also sollten sie gut eineinhalb Stunden mit dem Herrn gesprochen haben.
Was konnte der Herr unserer Vorstellung nach ihnen erklären, daß sie zueinander sagten. „Brannte nicht unser Herz, als er auf dem Weg zu uns redete … ?”
Wir müssen wohl davon ausgehen, daß der Herr mit Moses begonnen und dann alle Propheten zitiert hat. Was hat Jesus, angefangen bei Moses, zu ihnen gesagt? Wir versuchen das Gespräch nachzuvollziehen.
Um die Darstellung lebendiger zu gestalten, wird sie in die Form eines Dialogs zwischen Jesus und Kleopas gekleidet. Die Weisheit Jesu geht ohne Frage über jedes menschliche Denken hinaus, und so war dieses Gespräch zweifellos viel großartiger als man es sich hier vorstellen kann. Unser Gedanke dabei ist auch nur, in diesem Dialog eine Anzahl Prophetien zu Wort kommen zu lassen. Aufgrund dieses fiktiven Dialogs wird sich jeder ein Bild machen von dem, was wir hier in aller Bescheidenheit versucht haben zusammenzustellen.
Zitieren wir noch einmal den letzten Satz von Kleopas: „Wir aber hofften, daß er der sei, der Israel erlösen solle. Doch auch bei alledem ist es heute der dritte Tag, seitdem dies geschehen ist. Aber auch etliche Weiber von uns haben uns außer uns gebracht, die am frühen Morgen bei der Gruft gewesen sind, und als sie seinen Leib nicht fanden, kamen und sagten, daß sie auch ein Gesicht von Engeln gesehen hätten, welche sagen, daß er lebe. Und etliche von denen, die mit uns sind, gingen zu der Gruft und fanden es so, wie auch die Weiber gesagt hatten; ihn aber sahen sie nicht.”
Jesus: O ihr Unverständigen und trägen Herzens, zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben! Mußte nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?
Kleopas: Aber warum?
Jesus: Ihr geht beide in die Synagoge, ihr kennt die fünf Bücher Mose, was steht da, ganz am Anfang beim Schöpfungsbericht, nach der Sünde Adams? Gott sagte zu Satan – 1. Mose 3:15: „<der Same des Weibes> wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen.” Wer ist eurer Meinung nach dieser Nachkomme, der der Schlange den Kopf zertreten wird? Nun, ich will es euch sagen; das kann niemand sonst als der Christus sein. Aber bevor der Christus der Schlange den Kopf zertritt, heißt es, daß sie ihm die Ferse zerschmettert.
Er wird Christus die Ferse verletzen, aber er wird ihn nicht vernichten. Was ihr in Jerusalem gesehen habt, das war genau das: Der Christus ist verletzt, er ist am Kreuz gestorben, aber er ist auferstanden, und er wird zu gegebener Zeit den Kopf der Schlange zermalmen. Und der Christus hat euch gesagt, daß er leiden, sterben und am dritten Tag auferstehen werde, aber ihr habt ihm nicht geglaubt.
Kleopas: Aber wie kann man erraten, daß in diesem alten Ausspruch in Eden mit der Verletzung der Ferse die Kreuzigung gemeint war?
Jesus: In den Büchern Mose finden sich weitere Prophetien, die ihr sicher in der Synagoge gehört habt. Die eherne Schlange in der Wüste, an was erinnert sie euch?
Kleopas: Na, an die Heilung derer, die von Schlangen gebissen worden waren.
Jesus: Diese eherne Schlange war auf einem Kreuz befestigt. Diese Schlange war nicht mehr jene, die die Israeliten gebissen hat, sondern die, die sie heilte; sie war auf einem Kreuz, eben wie der Christus, dessen Kreuzigung ihr vor drei Tagen miterlebt habt. Aber genauso wie er sehr viele Leute während seines Dienstes geheilt hat, wird er durch seinen Tod all diejenigen heilen, die an ihn glauben und ihn annehmen.
Kleopas. Wann wird das geschehen?
Jesus: Zu gegebener Zeit, wenn er wiederkommt. Das hat er euch schon gesagt, als ihr ihm vor den Mauern Jerusalems diese Frage gestellt habt. Ihr habt ihn gefragt: Wann tritt das ein?
Erinnert euch außerdem an die Verheißungen, die Gott Abraham gegeben hat – 1. Mose 22:18: „… und in deinem Samen werden sich segnen alle Nationen der Erde.” Dieser Same, der alle Nationen der Erde segnen wird, ist allein Jesus. Und diese Verheißung wurde Isaak – 1. Mose 49:8 – 10 – gegenüber wiederholt: „Nicht weichen wird das Zepter von Juda … bis Schilo kommt … .”
Schließlich hat Moses selbst gesagt – 5. Mose 18:15: „Einen Propheten aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, gleich mir, wird Jahwe, dein Gott, dir erwecken, auf ihn sollt ihr hören.”
Kleopas: Ja, Propheten, da hatten wir etliche, und sie waren nicht der Christus!
Jesus: Aber sie haben von Christus geredet. Wißt ihr, wo Jesus geboren ist?
Kleopas: Ja, natürlich, in Bethlehem, Micha hat es gesagt, glaube ich.
Jesus: Ja, es steht in Micha 5.1: „Und du, Bethlehem-Ephrata, zu klein, um unter den Tausenden von Juda zu sein, aus dir wird mit hervorkommen, der Herrscher über Israel sein soll; und seine Ausgänge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.” Und der Prophet Jesaja – Jesaja 7:14 – sagt, daß seine Geburt geheimnisvoll sein wird: „Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären … .” Sicher hat euch Jesu Mutter darauf hingewiesen. Ihr seht, daß in den Propheten von seiner Geburt geschrieben steht. Der Prophet Hosea – Hoses11:1 – hatte sogar gesagt, daß er aus Ägypten gerufen werden würde, wohin seine Eltern geflohen sind, als der König Herodes ihm nach dem Leben trachtete.
Kleopas: Es stimmt, daß man nicht immer an diese Details denkt. Als wir mit ihm zusammen waren, waren wir vor allem von seinen Wundern beeindruckt.
Jesus: Was diese Wunder anbelangt, so hat auch sie der Prophet Jesaja – Jesaja 35:5 und 6 – vor annähernd 700 Jahren angekündigt. Erinnert euch an seine Worte. „Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden; dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und aufjauchzen wird die Zunge des Stummen.”
Kleopas: Ja, aber die Verheißung spricht auch von Wassern, die „hervor<brechen> in der Wüste” und von einem Weg, wo „die Befreiten Jahwes zurückkehren werden und nach Zion kommen mit Jubel” und vor allem davon, daß „Kummer und Seufzen werden entfliehen”. – Verse 10 und 11 Das haben wir nicht gesehen; man sollte meinen, daß es um eine Prophetie geht für eine weit entfernte Zukunft.
Jesus: Hattet ihr nicht den Eindruck, daß all die Wunder Jesu wie ein Vorgeschmack der Dinge waren, die in der Zukunft auf die ganze Menschheit zukommen werden?
Kleopas: Aber warum ist er gestorben und hat sich kreuzigen lassen wie der übelste Verbrecher, wo Gott ihn doch erretten hätte können?
Jesus: Auch das war vorhergesagt, und es diente einem bestimmten Zweck. Ihr habt in erster Linie erwartet, daß er euch von den Römern befreit, vor allem als er im Triumph in Jerusalem einzog, und das um so mehr, als der Prophet Sacharja es vorausgesagt hat: „Jerusalem! Siehe, dein König wird zu dir kommen … auf einem Esel reitend.” – Sacharja 9:9 Aber kurz danach hat ihn einer seiner engsten Jünger verraten, wie es wiederum der Prophet Sacharja vorhergesagt hatte: „… und sie wogen meinen Lohn dar: dreißig Silbersekel.” – Sacharja 11:12 Ihr wisset, daß sein Jünger Judas, denn um den geht es, in seiner Verzweiflung dieses Geld in den Tempel geworfen hat, und auch das weissagt Sacharja: „Und ich nahm die dreißig Silbersekel und warf sie in das Haus Jahwes, dem Töpfer ihn.” – Vers 13 Erkundigt euch am Tempel und ihr werdet sehen, was sie mit dem Geld gemacht haben: Sie haben den Acker des Töpfers gekauft.
Kleopas: Aber was ist mit dir? Wir haben dich nie unter den Jüngern gesehen, und du weißt so viel!
Jesus: Diese Dinge, ihr könntet sie wissen; die Propheten haben sie angekündigt, und sie haben ihn betreffend noch anderes vorhergesagt. So hat der Prophet Jesaja geschrieben, daß er sich Leuten ausgeliefert hat, die ihn ins Angesicht spuckten und ihn mißhandelten. – Jesaja 50:6
So hat Sacharja darauf hingewiesen, daß ihn in der Nacht, in der er verraten wurde, alle seine Jünger verlassen würden.
Jesus wurde danach gegen das Recht vor dem Sanhedrin angeklagt. Auch das war prophezeit worden, in Psalm 35:11 und 12: „Es treten ungerechte Zeugen auf … Sie vergelten mir Böses für Gutes.” Dann hat man ihn geschlagen und gekreuzigt, was in den Psalmen vorhergesagt ist – Psalm 22:16 – 18: „Sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben; alle meine Gebeine könnte ich zählen. Sie schauen und sehen mich an; sie teilen meine Kleider unter sich, und über mein Gewand werfen sie das Los.”
Erinnert Euch an seine Leiden am Kreuz, die in den Psalmen aufgezeichnet sind: „Meine Kraft ist vertrocknet wie ein Scherben, und meine Zunge klebt an meinem Gaumen.” Und an anderer Stelle: „. in meinem Durst tränkten sie mich mit Essig.” – Psalm 22:15 und Psalm 69:21
Ihr habt auch beobachtet, daß die Leute, nachdem sie ihm einige Tage vorher zugejubelt haben, ihn am Kreuz verspottet haben: „Alle, die mich sehen, spotten meiner.” – Psalm 22:7
Kleopas: Uns hat man berichtet, daß seine letzten Worte am Kreuz waren: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?” Wenn Gott ihn also tatsächlich verlassen hat, wie er selbst gesagt hat, war er dann wirklich der Christus?
Jesus: Ja, ihr wißt, was ebendieser Psalm voraussagt, wo von ihm und seinen Leiden die Rede ist; dieser Psalm enthält jene furchtbaren Worte, die er tatsächlich gesagt hat – Psalm 22:1: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?” Dieser Prophetie zufolge mußte es also sein, daß Gott die bis dahin immer bestehende Verbindung mit dem Herrn unterbrach.
Und er ist gestorben wie ein Verbrecher. Beachtet aber, daß er nicht mit den Übeltätern begraben worden ist, denn die Prophetie Jesajas mußte erfüllt werden, wo es heißt – Jesaja 50:9: „… bei einem Reichen ist er gewesen in seinem Tode.”
Kleopas: Aber das ganze Elend – selbst wenn es vorhergesagt worden ist, zu welchem Zweck?
Jesus: Gott hat es so gewollt, denn Jesus mußte alle Sünden der Menschen auf sich nehmen seit Adam gesündigt hat. Der Prophet Jesaja hatte es schon gesagt; erinnert euch an den Text, der jahrhundertelang ein Rätsel war – Jesaja 53:2 – 7: „Er hatte keine Gestalt und keine Pracht; und als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, daß wir seiner begehrt hätten. Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt; er war verachtet, und wir haben ihn für nichts geachtet.
Fürwahr, er hat unsere Leiden getragen, und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen. Und wir, wir hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt: doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden. Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns ein jeder auf seinem Weg; und Jahwe hat ihn treffen lassen unser aller Ungerechtigkeit. – Er wurde mißhandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf … .”
Jesus ist also gestorben, um die Sünden der Welt zu tragen, damit alle eines Tages wieder ins Leben zurückkehren können.
Kleopas: Ist er nun aber auferstanden oder nicht?
Jesus: Denkt an zwei Prophetien in den Psalmen; in der einen heißt es, daß ihm kein einziger Knochen gebrochen wird, in der anderen steht, daß der Sehr-Geliebte Gottes die Verwesung nicht sehen wird. Was wollte David mit diesen Aussagen über Jesus sagen?
Nun, daß er nur so lange im Grab bleibt, als sein Körper nicht in Verwesung übergeht. Er ist auferstanden. Erinnert euch an seine Worte in der Synagoge von Kapernaum – Matthäus 12:40: „Denn gleichwie Jonas drei Tage und drei Nächte in dem Bauch des großen Fisches war, also wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte in dem Herzen der Erde sein.”
Er ist auferstanden, glaubt mir. Und wo ihr verängstigt und entsetzt wart über seine Qualen, werdet ihr überaus erfreut sein ihn wiederzusehen, und niemand wird diese Freude von euch nehmen können.
Kleopas: Aber was wird er dann tun?
Jesus: Er wird zum Vater zurückkehren und die Herrschaft über alle Dinge bekommen.
Kleopas: Es stimmt, daß gemäß Psalm 110 der Christus in seiner Herrlichkeit beschrieben wird, wo es heißt: „Jahwe sprach zu meinem Herrn: Setzte dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße.”
Jesus: Ja, du hast recht gesagt, Jesus wird alle Macht in Händen halten, sobald er zum Vater zurückgekehrt ist.
Kleopas: Wird er aber bald zurückkommen und Gottes Reich aufrichten?
Jesus: Vor den Mauern Jerusalems hat er es euch gesagt – Matthäus 24:36: „Von jenem Tage und jener Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel der Himmel, sondern mein Vater allein.” Mit anderen Worten: An euch ist es zu wachen, unablässig zu wachen, bis zu jenem Zeitpunkt.
Kleopas: Aber müssen wir als Angehörige des Volkes Israel nicht mit seiner Vergeltung rechnen, da wir ihn zu Tode gebracht haben?
Jesus: Jesus hat euch gesagt, daß Jerusalem von Feinden umzingelt und zerstört werden wird, und von seinen prächtigen Mauern, auf die ihr so stolz seid, wird kein Stein auf dem anderen bleiben; und was die Bewohner anbelangt, so werden sie zerstreut werden. – Matthäus 24 und Lukas 21
Wenn er wiederkommt, werden indessen die Einwohner dieser Stadt erkennen, was sie getan haben: „Und ich werde über das Haus Davids und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen; und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen gleich der Wehklage über den Eingeborenen und bitterlich über ihn leidtragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen leidträgt.”
Was ihr mit ihm und über ihn wußtet, von seiner Geburt an bis zu seinem Tod am Kreuz und bis zu seiner Auferstehung, werdet ihr dann in einem ungleich herrlicheren Maßstab sehen. Das hat der Prophet Jesaja wunderbar niedergeschrieben – Jesaja 9:6: „Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter, und man nennt seinen Namen. Wunderbarer, Berater, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Friedefürst.”
Kleopas: Das ist wahr; bei allem, was du sagst, ist es … klar! Es stimmt, daß er dieses alles gesagt hat, und wir, wir haben es nicht verstanden. – Ah, wir kommen nach Emmaus, da wollen wir hin. Ist das auch dein Ziel?
Jesus: Nein, ich gehe weiter; ich habe noch einen weiten Weg.
Kleopas: Nein, nein, du kannst jetzt nicht einfach weitergehen. Es ist schon spät, und bei allem, was du uns gesagt hast, haben wir noch eine Menge Fragen an Dich. Bleib‘ wenigstens zum Abendessen, schlaf’ ein bißchen, und dann kannst du weiterwandern. Bleibe bei uns, wenigsten eine Weile … .
Das fiktive Gespräch – wir alle kennen den Ausgang – soll hier beendet werden.
Die Ausführungen hatten das Ziel zu erkennen, was der Herr ihnen wohl gesagt hat über das „Warum“ seines irdischen Laufes, seine verdienstvolle Mission, aber auch seinen entsetzlichen Tod am Kreuz, und dann über die zukünftigen Dinge, kurz alles, von dem ihr „Herz brannte”.
Wir sehen es so, daß jedes Mal, wenn wir vom Opfer Jesu sprechen, von seinem Kreuzestod, seiner Auferstehung und von den Dingen, die er für die Menschheit in Bereitschaft hält, dann brennt auch unser Herz, und wir möchten mit Kleopas sagen: Herr bleibe bei uns.