Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Verwaltung der Pfunde und Talente

Lesedauer: 9 Minuten

Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu, und wer im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht.

Lukas 16:10 und 19:11-27 (vergleiche auch Matthäus 25:14-30 und 1. Korinther 4:1-7)

Das Gleichnis von den Pfunden und das Gleichnis von den Talenten illustrieren von verschiedenen Standpunkten die Verantwortung, die das Volk Gottes bei der Verwaltung derselben hat. Paulus sagt: „Dafür halte man uns: für Diener Gottes und Verwalter der Geheimnisse Gottes.” Dieser Verwaltungsauftrag und Dienst, der in einem besonderen Sinn den Aposteln zuteil wurde, schließt auch die ganze Evangeliumskirche mit ein, alle, die die Salbung und den Auftrag dazu haben und folglich Verantwortung für dieses heilige Vertrauen haben. – Jesaja 61:1 und 2 Und als Verwalter Gottes besitzen wir nichts, was uns selbst zu eigen ist, nichts mit dem wir handeln können, wie wir möchten, denn der Apostel sagt: „Was aber hast du, das du nicht empfangen hast?” Nichts! Und was können wir unser eigen nennen, das nicht in unserem Weihebund mit Gott enthalten ist? Nichts! Folglich gehört alles, was wir haben, Gott, und wir sind nur Verwalter Seiner Güter.

„Übrigens”, sagt der Apostel, „sucht man hier an den Verwaltern, daß einer treu befunden wird”; und die zur Betrachtung stehenden Gleichnisse zeigen, was als Treue hinsichtlich unserer Verwaltung berücksichtigt werden kann. Nur die Gaben Gottes zu bekommen sagt nichts über Treue aus, wie viele zu denken scheinen. Viele scheinen tatsächlich den Gedanken zu hegen, daß sie Gott eine große Gunst erwiesen haben, daß sie Seine Gnade durch Christus angenommen haben und geben sich damit zufrieden, keine weitere Anstrengungen zu machen. Solche machen aber einen großen Fehler, denn Treue, wie sie hier gezeigt wird, besteht in einer passenden und fleißigen Anwendung unserer Gaben im Einklang mit den göttlichen Absichten und Methoden, und der Herr und die Apostel weisen beide auf den Tag der Abrechnung hin, wenn die geheimen Dinge ans Licht gebracht und alle Ratschläge des Herzens offenbart werden sollen. – Lukas 19:15, 12:2 und 3, 8:17, Markus 4:21 und 22; Matthäus 25:19, 1. Korinther 4:5

Wir beobachten, daß im ersten der Gleichnisse jeder der Diener genau das Gleiche bekam – ein „Pfund”; während sich in dem zweiten Gleichnis die Gaben unterschieden: der eine bekam fünf Talente, ein anderer zwei und ein weiterer ein Talent, „ein jeder nach seinen eigenen Fähigkeiten”. Das „Pfund”, das für alle gleich ist, stellt passend die Segnungen der göttlichen Gnade dar, die allen Kindern Gottes gemeinsam gehören. Zu diesen gehören das Wort Gottes und die verschiedenen Hilfen zu seinem Verständnis, die Einflüsse des Heiligen Geistes, die Vorrechte des Glaubens und des Gebets und der Gemeinschaft mit Gott und der Gemeinschaft mit Christus und Seinem Volk. Aber die Talente, die als den verschiedenen Fähigkeiten entsprechend beschrieben werden, stellen günstige Gelegenheiten zum Dienst für Gott entlang solcher Fähigkeiten, die wir besitzen, dar. Dies können Gaben der Erziehung oder des Geldes oder des Einflusses oder der guten Gesundheit oder der Zeit oder des Feingefühls oder der Begabung zur Nutzung von Gelegenheiten im Dienst Gottes sein.

In beiden Gleichnissen wird unser Herr als jemand dargestellt, der im Begriff ist, zu verreisen, um für sich selbst ein Königreich zu empfangen und dann zurückzukehren. Und es war zum Teil die Absicht der Gleichnisse, den Sinn der Jünger von der Idee zu befreien, daß sein Königreich sogleich erscheinen würde. Er deutete an, daß während er im Begriff war, zu Seinem Vater im Himmel zurückzukehren, es danach eine Zwischenzeit bis zu seiner Rückkehr geben würde, in welcher Zeit ihre Treue gegenüber ihm völlig geprüft werden würde, und daß alle, die sich in seiner Abwesenheit als treu hinsichtlich ihrer Verwaltung erweisen würden, bei seiner Rückkehr ihm gehören und gesegnet werden würden in seinem Königreich.

Der Auftrag für jeden einzelnen der Verwalter des Herrn wird in dem Tätigkeits-Wort wiedergegeben: „damit beschäftigen”, „nutzen” bis ich komme. Und das erste Geschäft für den König bei seiner Wiederkunft besteht nicht darin, mit der Welt zu handeln und abzurechnen und die Welt zu richten, sondern mit diesen Dienern abzurechnen, denen seine Güter – die „Pfunde” und die „Talente” übergeben worden waren, um zu sehen, wieviel Gewinn ein jeder mit ihnen erwirtschaften würde, als eine Prüfung ihrer Treue, um festzulegen und zu bestimmen, welcher Platz einem jeden von ihnen in seinem Königreich zugewiesen werden sollte. Beachten wir auch, daß die Bestimmung für sie als Einzelperson geschieht und nicht als Gruppe oder Klasse.

In einfacher Sprache lehren diese Gleichnisse, daß es die Pflicht eines jeden Christen ist, guten Gebrauch von allem zu machen, was der Herr ihm gegeben hat. Die rechte Benutzung des „Pfundes” führt bei allen Gnadenmitteln zum sorgfältigen Gewinn geistiger Auferbauung unserer selbst und anderer. Wir können es uns nicht leisten, irgendeine von diesen zu vernachlässigen, ohne einen Verlust zu erleiden. Wenn wir darin nachlassen, die Prinzipien und Vorschriften des Wortes Gottes zu betrachten und darüber nachzudenken oder all ihre Anweisungen zu beachten; wenn wir verfehlen, den Führungen des Heiligen Geistes zu folgen; wenn wir das Vorrecht des Gebets und die Gemeinschaft mit Gott vernachlässigen, oder wenn wir die Gemeinschaft und das Zusammenkommen mit den Heiligen nicht pflegen, dann trifft es zu, daß wir „unser Pfund in einem Schweißtuch verwahren”. Es kann seine rechtmäßige Vermehrung nicht erreichen, solange es ungenutzt bleibt. Der christliche Charakter kann nicht wachsen und sich entwickeln bei der Vernachlässigung dieser wichtigen Gnadenmittel, die Gott zu seiner Vervollkommnung vorgesehen hat. Mit solch einer Vernachlässigung setzt mit Sicherheit ein geistiger Rückgang ein; und um so hartnäckiger und länger die Vernachlässigung dauert, um so weniger besteht die Neigung zur Tatkraft und zum Eifer dies zu korrigieren. Aber bei der fleißigen Anwendung dieser Gnadenmittel gibt es „ein Mahl von fetten Speisen”, die das geistige Leben sicher aufbauen und beleben und es veranlassen, viel Frucht zur Heiligkeit hervorzubringen, welches die Mehrung ist, nach der der Herr ausschaut.

Das Gleichnis zeigt jedoch verschiedene Grade der Zunahme, die in verschiedenen Fällen der richtigen Benutzung des „Pfundes” folgen. Das eine „Pfund” gewann unter der Sorgfalt des einen Dieners zehn hinzu, während es bei einem anderen fünf hinzugewann. Dies erinnert uns daran, was wir allgemein beobachten können, daß nicht alle selbst von den gleichen Gnadenmittel im genau gleichen Umfang profitieren. Einige sind zum Beispiel von Natur aus fleißiger und nachdenklicher oder großzügiger oder dankbarer. Und daher unterscheiden sich die verschiedenen Gnadenmittel bei verschiedenen Personen im Herzen, und die folgende Fruchtbarkeit ist auch unterschiedlich in der Menge. Wir finden eine andere Illustration der gleichen Sache in dem Gleichnis vom Sämann, wo der Same, der auf guten Boden fiel, in verschiedenen Mengen Frucht brachte – einiger dreißigfach, einiger sechzigfach und einiger hundertfach. – Matthäus 13:8

Aber alle solche fruchtbaren Charaktere sind wertgeschätzt und werden als „Überwinder” und als „Kleine Herde” belohnt, „die des Vaters Wohlgefallen erlangt haben, ihnen das Reich zu geben”. Die unterschiedlichen Mengen der Fruchtbarkeit, dreißigfach, sechzigfach und hundertfach oder die zehn Pfunde und die fünf Pfunde stellen eher Unterschiede in der Überwindung von Hindernissen dar, als Untreue im Gebrauch der Gnadenmittel. Einige können lange und fleißig arbeiten und nur kleine Resultate erreichen, während die gleichen Anstrengungen bei anderen mit entschlossenerem Willen und mit größerer Ausdauer größere Dinge bewirken können. Einige verlieren durch Fehltritte und gelegentliche Rückfälle, von denen sie sich anschließend wieder erholen, Zeit und Gelegenheiten, die nie zurückerlangt werden können, obwohl sie vergeben wurden und sie großzügig in die göttliche Gunst zurückversetzt wurden und von da an mit Fleiß und Geduld bis zum Ende laufen.

Weil diese die Hindernisse auf ihrem Weg überwunden haben und die Früchte des Geistes im Gebrauch aller vorgesehenen Gnadenmittel fleißig benutzt haben, wird ihnen ein großzügiges Willkommen in das ewige Königreich einzutreten gewährt, wenn auch die besten Anstrengungen gegenüber der Vollkommenheit zu kurz kamen, und jeder immer noch das Kleid der Gerechtigkeit Christi besitzen muß, das ihm durch Glauben angerechnet wurde. Aber die Grade der Erhöhung in dem Königreich unterscheiden sich entsprechend dem Maß ihrer Früchte, die sie hier hervorgebracht haben. Der stetige Fleiß, der die Erlangung der „zehn Pfunde” gewährleistete, wird mit der entsprechenden Erhöhung dort belohnt, die bildlich mit der Autorität über zehn Städte verglichen wird, während die Treue, die manchmal durch gefährliche Rückfälle unterbrochen und gefährdet wurde, danach aber gesundete, aber abgesehen von diesen durchhaltend „fünf Pfunde” bekam, und mit einer Erhöhung im Königreich belohnt wurde, die als „Autorität über fünf Städte” dargestellt wird.

Das Gleichnis der Talente illustriert die Früchte der Arbeit. In ihm ist das Verhältnis der Zunahme das gleiche bei beiden treuen Knechten – jeder verdoppelte seine „Talente”; und die gleiche Anerkennung wird für einen jeden ausgedrückt gemäß dem von Paulus erwähnten Prinzip. – 2. Korinther 8:12 „Denn wenn die Bereitwilligkeit da ist, so ist sie vollkommen nach dem, was sie hat, und nicht nach dem, was sie nicht hat.” Eine wahre „Bereitwilligkeit” dem Herrn zu dienen, wird immer einen Weg finden, ihm mit den Talenten zu dienen, die sie besitzt, und die Steigerung wird sicher folgen; und wenn es nicht unter unserer unmittelbaren gegenwärtigen Beobachtung geschieht, dann nach und nach. „Gott ist nicht ungerecht euer Werk zu vergessen und die Liebe, die ihr zu seinem Namen bewiesen habt”, wie fruchtlos es uns auch immer erscheinen mag. Die Frucht wird sich nach und nach zeigen, wenn alle geheimen Dinge offenbar werden.

Die Unterschiede in der Belohnung, begleitet von den gleichen Worten der Zustimmung und des Willkommens zu der Königreichsherrlichkeit und -freude des Herrn, rufen uns jene Schriften in Erinnerung, die uns dazu einladen, uns in allen gegenwärtigen Gelegenheiten über jene Leiden und den Dienst zu freuen, die unsere Treu unter Beweis stellen, weil sie für uns ein „über die Maßen überreiches, ewiges Gewicht von Herrlichkeit bewirken”, und uns auch daran erinnern, daß einige geringer und einige größer im Reich der Himmel sein werden. Dies ist ein Anreiz „Schätze im Himmel zu sammeln, wo weder Motte noch Fraß zerstören und wo Diebe nicht durchgraben noch stehlen.” – Matthäus 5:1 und 12, 2. Korinther 4:17 und 18 sowie Matthäus 11:11 und 6:20

Was aber ist mit dem untreuen Diener, der sein „Pfund” in ein Schweißtuch wickelte (der verfehlte Gebrauch von den Gnadenmitteln für seine eigene geistige Auferbauung und Charakterentwicklung zu machen), und der sein Talent (der Zeit oder der Mittel oder der Fähigkeiten irgendwelcher Art, groß oder klein), in der Erde vergrub – im Dienst der Selbstsucht und des Mammon? Gibt es irgendeinen Lohn für seine Untreue, die Güter des Meisters zu mißbrauchen? Nein! Selbst das, was er hat, soll weggenommen und er in die äußere Finsternis geworfen werden. – Lukas 19:24 – 26 und Matthäus 25:28 – 30 In unserem Leittext wird das Prinzip bekannt gemacht, nach dem die Belohnungen erteilt werden. Große Vertrauensstellungen sollen die „Überwinder” dieses Zeitalters einnehmen und ihre Würdigkeit muß geprüft werden; sie müssen die Prüfung bestehen und so erprobt sein.

Die Bürger, die ihn haßten – Lukas 19:14 – und eine Botschaft hinter ihm her sandten und sagten: Wir wollen nicht, daß dieser Mensch über uns herrscht, repräsentiert nicht nur die Juden, welche schrien: „Hinweg mit ihm! Kreuzigt ihn! Wir haben keinen König als nur den Kaiser!”, sondern schließt auch alle ein, die zu der Erkenntnis Christi und seines kommenden Königreichs gekommen sind, die sich so außerhalb der Zustimmung der Gerechtigkeit befinden, daß sie das verheißene Millennium-Königreich nicht wünschen. Über diese wird ein großer Zorn kommen, eine große Zeit der Drangsal, wie sie nicht gewesen ist, seit eine Nation besteht, bald nachdem mit den „Dienern” abgerechnet worden ist, und sie belohnt worden sind. „Doch jene, meine Feinde, die nicht wollten, daß ich über sie König würde, bringt her und erschlagt sie vor mir”, spricht von des Herrn gerechter Empörung gegen die Übeltäter, aber in keiner Weise beschneidet sie die Hoffnung auf Vergebung für jene, die bereuen und loyale Untertanen des Königs werden.