„… und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Sachwalter geben, daß er bei euch sei in Ewigkeit.”
Leittext
In der Nacht des Verrats, auf dem Weg nach Gethsemane, belehrte der Herr seine Jünger über diese Besonderheit, daß man sie nämlich mißverstehen, verfolgen und verleumden würde, weil sie zu ihm und zu den Brüdern hielten: „Dieses aber habe ich zu euch geredet, auf daß, wenn die Stunde gekommen ist, ihr daran gedenket, daß ich es euch gesagt habe.” – Johannes 16:4 Er hatte ihnen nicht alles, was auf sie zukommen würde, gesagt, was er in den Worten „noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen” anklingen ließ. Dies trifft sicher auf alle zu, die wann auch immer Nachfolger des Herrn werden. Sie sehen ausreichend hell für jeweils einen Schritt, doch die zukünftigen Prüfungen und Schwierigkeiten werden gnädig vor ihnen verborgen, so daß sie davon nicht erdrückt werden. „Jeder Tag hat an seinem Übel genug.” Dies bedeutete für die Jünger keine Enttäuschung, nicht die Verlockung, etwas zu tun, was gegen ihren Willen war. Ganz am Anfang versichert uns der Herr, daß wir nur dann seine Jünger sein können, wenn wir unser Kreuz auf uns nehmen und ihm folgen. Wenn wir diesen Schritt ehrlich und ernsthaft tun, werden wir im Zusammenhang damit eine ganze Menge Probleme auf uns zukommen sehen, ohne Genaueres über die Widrigkeiten zu wissen. Wenn uns wiederum unsere zukünftigen Erprobungen bekannt wären, könnten diese uns über Gebühr belasten, da wir zunächst die Bedeutung der Worte des Herrn: „meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht” nur ansatzweise verstehen, wie auch seine Zusicherung, daß er nicht zulassen wird, daß wir über unsere Kraft versucht werden, sondern daß er in jeder Versuchung für einen Ausweg sorgen wird. – 2. Korinther 12:9 und 1. Korinther 10:13 Daher findet das Volk des Herrn, das immer einen Schritt nach dem anderen macht, dieses Versprechen völlig in Ordnung; sie wissen, daß sie gestützt werden, daß sie nicht mehr auszuhalten haben, als sie tragen können, und daß sie ihre Prüfungen, obwohl diese durchaus schwerer sind als am Anfang ihres Weges, doch bestehen können, weil sie in Gnade und Erkenntnis wachsen.
Die Kraft, durch die der Herr, während er persönlich nicht anwesend ist, seinen bedrängten Nachfolgern seine Hilfe zukommen lassen würde, war für sie eine schwer zu begreifende Sache. Nach unserem Leittext stellte sie der Herr so deutlich als möglich dar, indem er die Kraft oder den Einfluß, den er für sie gebrauchen würde, als Heiligen Geist, den Geist Gottes, den Geist Christi bzw. der Wahrheit bezeichnete. Weil dieser auf sie einwirkende Geist sie stützt und tröstet, nannte ihn der Herr Tröster, Erhalter, Helfer. Er sagte nicht, daß er jemand anderen schicken würde, der sich um sie kümmern würde; niemand als er selbst könnte sich besser um sie kümmern. Es sollte ein Geist sein, ein Einfluß, eine Kraft, die er senden würde, und diese Kraft würde den Vater und ihn selbst vollkommen repräsentieren, so daß sie, sobald ihnen der Heilige Geist zugekommen ist, sowohl mit dem Vater als auch mit dem Sohn Gemeinschaft haben würden. Richtigerweise spricht man vom Heiligen Geist in der maskulinen Form, so wie auch der Vater und der Sohn dargestellt werden; so ist die Zugehörigkeit offensichtlich.
Die heilige Dreifaltigkeit
In den „dunklen Zeitaltern” herrschte sehr viel Verwirrung bezüglich der Glaubensinhalte, und die klare Lehre der Schrift ging verloren. Tatsächlich war die Bibel lange Zeit kaum in Gebrauch. Den Bischöfen schrieb man das gleiche Maß an Inspiration zu wie den Aposteln, was unter der Lehre der sogenannten Apostolischen Nachfolge geschah. Aus diesem Grund wurden ihre Konzilsbeschlüsse zur Lehre als apostolisch, verbindlich angesehen. Offenbar wurde außer Acht gelassen, daß der Herr nur zwölf Apostel berufen hat und nichts über deren etwaige Nachfolger gesagt hat. Und gemäß der Aufzeichnung in der Offenbarung ist angedeutet, daß es keine Nachfolger geben würde, als der Herr auf das neue Jerusalem und dessen zwölf – und nicht mehr – Fundamente und dort auf die Namen der zwölf Apostel des Lammes hinwies. – Offenbarung 21:14
Ziemlich früh, im zweiten Jahrhundert, wird der Einfluß der griechischen Philosophie auf die Kirche deutlich spürbar, und verschiedene Irrtümer griffen Platz. Einer davon, der sich auf unseren Herrn bezog, stellte ihn praktisch auf eine Stufe mit den griechischen Philosophen Sokrates und Platon und leugnete seine außergewöhnliche Geburt und seine vormenschliche Existenz. In dem Bestreben, diesen Irrtümern zu begegnen, gingen einige Christen ins andere Extrem und behaupteten, im Gegensatz zu Jesu eigenen Worten, seine völlige Gleichheit mit dem Vater. – Johannes 10:29 und 14.28 Als weiterer Punkt kam der Streit über den Heiligen Geist auf, und diese Extremisten stellten die These auf, daß es drei Gottheiten gibt, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, „gleich in Macht und Herrlichkeit”.
Eigenartig genug, nachdem behauptet wurde, daß sie gleich sind, womit ausgedrückt wird, daß sie nicht dieselbe Person sind, wurde behauptet, daß sie im Wahrheit eine Einheit der Person darstellen. Natürlich kann eine solche schriftwidrige, unlogische Argumentation nicht aus sich heraus bestehen, und daher waren die Leute, die diese Position einnahmen, zu manchen Behelfslösungen und Ausflüchten gezwungen. Zu Zeiten behaupteten manche, es seien tatsächlich drei Gottheiten in einer Person vorhanden, während andere drei Personen in einem Gott sahen, und da sie keinen dieser unsinnigen Lehrsätze erklären konnten, nahmen sie Zuflucht zu dem für Irrtümer und Aberglauben so nützlichen Wort „Geheimnis”. Man sagt zu uns, daß die Sache mit der Dreifaltigkeit so geheimnisvoll ist, daß weder sie noch sonst jemand dies zu verstehen brauchen. Wenn sie es nicht verstehen, dann sollte es auch nicht diskutiert werden. Das sollte jedoch andere, die es verstehen, nicht daran hindern. Es ist klar zu erkennen, daß das ganze Geheimnis ein menschengemachtes Konstrukt ist. Was die Schrift dazu lehrt, ist völlig klar, einfach, harmonisch und zufriedenstellend.
Wenn der Apostel auf die Frage von Gott zu sprechen kommt, dann sagt er: Da ist ein lebendiger und wahrer Gott, nicht drei! Und er fährt fort, daß dieser einzige und wahre Gott der Vater ist, und weiter: „… ein Herr, Jesus Christus”. – 1. Korinther 8:6 Wie schon erwähnt, sagt der Apostel auch, daß der Vater den Herrn Jesus hoch erhöht hat und hat ihm einen Namen gegeben, der über jedem Namen ist, daß alle Menschen den Sohn ehren sollen, wie sie den Vater ehren. – Philipper 2:9 und 10, Johannes 5:32 Das bedeutet, daß es sich um zwei Personen handelt, denn nur so kann einer den anderen hoch erheben und ehren. Wenn nun der Sohn ebenso geehrt werden soll wie der Vater, so ergibt sich daraus, wie es an anderer Stelle heißt, daß er nun Teilhaber der göttlichen Natur ist und zu dieser hohen Ehre und Würde erhöht worden ist – „weit über Engel, Fürstentümer und Gewalten” – als Belohnung für seinen Gehorsam dem Willen des Vaters gegenüber, indem er in die Welt gekommen ist, um die Menschheit um den Preis seines eigenen Lebens, überzeugt von den göttlichen Vorsätzen, zu erlösen. Dies haben wir schon aus Johannes 1:1 gesehen, nämlich daß unser Herr, ehe er in die Welt kam, ehe die Welt durch ihn als Gottes Werkmeister geschaffen wurde, der Logos war, das Wort, der Beauftragte von Jahwe Gott, und daß er ein Gott war, ein Mächtiger, über den Engeln stehend. „Alles ward durch dasselbe , und ohne dasselbe ward auch nicht eines, das geworden ist.”
Zudem bleibt festzuhalten, daß der Apostel, wenn er vom Vater und dem Sohn spricht, sie als zwei getrennte Personen benennt, und daß er vom Heiligen Geist nicht als von einem weiteren Gott spricht, noch von ihm als vom dritten Teil Gottes. Nicht, daß der Apostel etwa den Heiligen Geist nicht beachtet, nein, denn in all seinen Briefen wird er genannt als der Geist des Vaters und der Geist des Sohnes, als derjenige, der den Vater und den Sohn in der Kirche repräsentiert. Wir sollen es auch nicht so verstehen, daß der Heilige Geist ein Geistwesen ist, so wie es heißt „Gott ist Geist”, sondern daß diese Bezeichnung den Geist eines lebendigen Wesens bedeutet, seine Macht, seinen Einfluß, seinen Willen, seine Absichten, seine Kraft – was auch immer von diesem lebendigen Wesen ausgeht. Der Heilige Geist ist zu verstehen als Einfluß oder Macht, die vom Vater und vom Sohn ausgeht, und dieser Einfluß oder diese Macht wirkt aus der Kirche der geweihten Gläubigen auf die Menschen ein, mit denen die Geweihten Umgang haben. Er war immer ein guter und heiliger Geist oder Einfluß und unterscheidet sich daher vom Geist der Welt, von der inneren Ausrichtung und vom Einfluß der Welt, vom Geist der Sünde, des Antichrists usw.
Der Heilige Geist war noch nicht ausgegossen
Unser Herr brachte seinen sorgenvollen, verwirrten Jüngern schonend die Nachricht bei, daß er zum Vater gehen würde, der ihn gesandt hat. Sie fragten ihn nicht nach dem Wohin, denn sie glaubten seinem Wort, daß er vom Vater ausgegangen war und zum Vater zurückkehren würde. Doch Schmerz erfüllte ihre Herzen. Was sollten sie ohne den Herrn tun! Wie konnte die Verheißung des Königreichs je erfüllt werden, wenn er wegging! Waren sie drei Jahre lang einem Phantom nachgefolgt? Sie wollten nicht zweifeln, aber sie waren bestürzt. Deshalb erklärte ihnen der Herr, daß bei rechtem Verständnis der Dinge ihnen dies viel von ihrer Ratlosigkeit nehmen würde, da es im Wahrheit zu ihrem Vorteil gereichte und in ihrem Interesse war, daß er sie verließ. Wenn er nicht von ihnen gegangen wäre, hätte sie der Vater nicht geisteszeugen können und sie als Söhne anerkennen. So wäre es nicht möglich gewesen, mehr als Menschen zu sein; sie hätten keine Geistwesen oder Teilhaber der göttlichen Natur sein können, in der Herrlichkeit und Ehre des Herrn. Ja, ohne den Weggang des Herrn hätten sie nicht einmal zur Wiederherstellung als Mensch kommen können, denn das gesamte Erlösungswerk, sowohl für die Kirche als auch für die Welt hing davon ab, daß die Forderungen der Gerechtigkeit erfüllt wurden. Am Tag nach diesen Erläuterungen starb er, das Lamm Gottes, für die Sünde Adams, die auf dem ganzen Menschengeschlecht lastete, und am dritten Tag auferweckte ihn der Vater durch Seine Macht. Bei diesem gewaltigen Vorgehen für uns wurde etwas ganz Entscheidendes hinausgeführt, doch der Gewinn aus dieser Tat unter Gottes Vorkehrung konnte erst dann der Kirche oder der Welt zugutekommen, als unser Herr in die himmlischen Höhen auffuhr und in der Gegenwart Gottes erschien und das Verdienst seines Opfers als Gabe für sein Volk niederlegte. Wäre der Herr, selbst als Geistwesen, das ganze Zeitalter hindurch bei seinen Nachfolgern geblieben (so wie es in den 40 Tagen geschah), hätte eine Geisteszeugung nicht stattfinden können. Es war unabdingbar, daß Christus in den Himmel auffuhr und das Verdienst seines Opfers niederlegte, bevor wir für wert befunden und angenommen werden konnten, und bevor wir den Heiligen Geist bekommen konnten.
Als die Apostel an Pfingsten den Heiligen Geist bekamen, sagten sie: „… dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist.” – Apostelgeschichte 2:16 Es hieß nicht: Das ist der, von dem der Prophet Joel gesprochen hat. Sie nannten es ’Taufe durch den Heiligen Geist!’ Eine Taufe mit einer Person ist nicht vorstellbar oder denkbar. Und es ist auch nicht denkbar, daß der Heilige Geist als Person im Herzen jedes Gläubigen anwesend ist! Immer da, wo es sich um eine Person handelt, muß bei dieser Annahme physikalisch notwendig Raum vorhanden sein. So sehen wir, daß Gott ein Geist ist, nicht daß Gott Geist ist; doch wir sprechen nicht vom Heiligen Geist als von etwas Separatem, wie wenn er eine unabhängige und vom Vater und vom Sohn unterschiedene Person wäre. Die Schrift spricht von ihm als vom Geist Gottes, der Gott gehört und der von ihm ausgeht, vom Geist Christi, der von ihm ausgeht, vom Geist oder dem Einfluß oder der Macht, der alles durchdringt, der wirksam sein kann an jedem Ort oder an einer beliebigen Vielzahl von Orten zu jeder Zeit, und der jede Art von Tat oder Auftrag ausführen kann. Wieviel logischer ist dieser einfache und wahre Gedanke über den Heiligen Geist als die absurden und schriftwidrigen Ideen! Man könnte in diesem Zusammenhang noch anmerken, daß das Wort „ihn” in Johannes 16:7 im griechischen Text mit gleichem Recht mit „es” übersetzt werden könnte: „… werde ich zu euch senden”; doch es besteht keine Veranlassung, gegen die Verwendung des Wortes „ihn” vorzugehen, handelt es sich doch um den Heiligen Geist oder Einflußs von Ihm, dem Vater. Genauso und auch zu Recht könnte man das Wort „ihn” aus Johannes 16:8 mit „es” wiedergeben.
Nicht der Geist der Welt
Unter den falschen Vorstellungen über die Wirksamkeit des Heiligen Geistes ist eine, die angibt, daß der Heilige Geist eine Person ist, die im ganzen Evangeliumszeitalter eifrig hierhin und dorthin ging und die Leute von ihrer Sündhaftigkeit überzeugte und zur Gerechtigkeit bekehrt hat. Manche gehen in ihrem gestörten Denken so weit uns zu belehren, daß niemand von der Sünde abgebracht werden kann, außer wenn Gottes Heiliger Geist geheimnisvoll auf sie einwirkt. Wenn diese Gedanken auch nur annähernd der Wahrheit entsprächen, würde dies besagen, daß Gott allein dafür verantwortlich wäre, daß die Welt jetzt nicht bekehrt ist, weil es der Heilige Geist versäumt hat, seinen Beitrag zu leisten, zu bekehren, zu tadeln und zu überzeugen. All dies ist aber ein schwerer Fehler.
Der Heilige Geist wirkt in der Menschheit im allgemeinen überhaupt nicht, sondern, wie unser Herr sagt, „in euch”, in seinen Nachfolgern wird der Geist des Vaters, der Geist oder die Gesinnung des Sohnes, der Geist der Wahrheit dem Herrn gegenüber lebendig sein. Nichts von diesen vorzüglichen Dingen wird in der sündigen Welt gefunden; diese Dinge gehören allein und sind allein bestimmt für die „Geheiligten in Christus Jesus”. Die Macht Gottes beeinflußt die Herzen derer, die Ihm rückhaltlos ergeben sind, sie gibt ihnen Kraft, sie reinigt sie, sie hält sie vom Geist der Welt fern und bedient sich ihrer in der Mitarbeit. Der Geist der Welt ist der Geist von Sünde und Selbstsucht, der Geist des Herrn ist der Geist der Heiligkeit und der Ergebenheit in den Willen Gottes.
„… wird er die Welt überführen”
Wie aber wird der Heilige Geist in euch sie schelten? Wir antworten, daß jedes Glied der Kirche, das vom Heiligen Geist gezeugt und somit erleuchtet ist, sein Licht vor den Menschen scheinen lassen wird, um die Welt zu tadeln. Was nun den Tadel ausmacht, das ist die Heiligkeit der Kirche. Der Geist des Herrn, seine Gesinnung in seinem Volk sorgt dafür, daß in der Sünde verhaftete Menschen sich getadelt fühlen. Dies erlebte unser Herr, wie er sagte. In diesem Sinn wurde ihm bei seiner Taufe der Geist des Vaters zuteil, was Johannes bezeugt: „Ich schaute den Geist wie eine Taube aus dem Himmel herniederfahren, und er blieb auf ihm.” – Johannes 1:32 Er bekam den Geist des Vaters ohne Maß, ohne Beschränkung, denn als das Vollkommene, in Abbild und Gleichheit mit dem Vater erschaffenes Wesen konnte er den Geist Gottes in vollem Umfang bekommen. Wir aber, die wir unvollkommen und voll Mängel sind, können den Geist nur in begrenztem Umfang bekommen, eben wegen unserer Unvollkommenheiten, was auf den einen mehr, auf den andern weniger zutrifft. Doch, Gott sei Dank, es ist das Vorrecht jedes einzelnen, immer mehr mit dem Heiligen Geist erfüllt zu werden und, auf die Länge der Zeit gesehen, geheiligt zu werden. Das Licht unseres Herrn, das er vor den Menschen scheinen ließ, war ein großes Licht. Unser Licht hingegen ist schwach; wir sollen aber dem Beispiel unseres Herrn nacheifern und immer mehr mit dem Geist der Wahrheit, dem Licht der Wahrheit erfüllt sein und es – mit Klugheit – für alle leuchten lassen, mit denen wir in Kontakt kommen.
Auf diese Weise wird sich Dreierlei einstellen, wie es in Johannes 16:8 – 10 geschrieben steht: 1. „Er wird die Welt der Sünde tadeln”, das heißt, er wird der Welt ihren sündigen Zustand vor Augen führen, er wird der Welt mehr und mehr die außerordentliche Sündhaftigkeit der Sünde zeigen. Viele in der Welt sind so sehr aus dem Bild Gottes gefallen und haben einen derartigen Mangel an Gewissen, daß sie nicht mehr klar zwischen Ehrbarem und Unehrbarem, zwischen Wahrem und Falschem, zwischen Gerechtigkeit und Sünde unterscheiden können. Es herrscht die Gewohnheit vor, sich selbst zum Maß aller Dinge zu nehmen. Doch jetzt hat der Herr in Christo und seiner Kirche einen neuen Standard für die Welt gesetzt, und die Kirche muß, nicht nur in Worten, sondern durch Taten, den hohen Standard aus seinen Worten in den Grundsätzen von Gerechtigkeit und Liebe hochhalten.
Es reicht 2. nicht aus, daß die Welt über ihre Sündhaftigkeit aufgeklärt wird, sie muß auch etwas über Gerechtigkeit, das Gegenteil von Sünde, verstehen, daß nämlich ein gewisses Maß von Gerechtigkeit erreichbar ist, und daß die Ursache dafür, daß sie so schwer zu verwirklichen ist, an der gefallenen Natur liegt. Die Welt muß überzeugt werden, daß die Gerechtigkeit der richtige Standard ist, der einzige, den Gott anerkennen kann, und daß Er es in Seinem wunderbaren Plan so eingerichtet hat, daß das ewige Leben nur den Gerechten zukommen kann. Hierbei ist es unabdingbar, daß die – vom Heiligen Geist geleitete – Person völlig klar erklärt, daß niemand Harmonie mit dem Vater durch irgendwelche eigenen Gerechtigkeitswerke erreichen wird, sondern daß die Vergebung, das Zudecken von Sünden, die durch das Verdienst von Christi Opfer vorhanden sind, unerläßlich und notwendig sind.
Der Geist des Herrn in Seinem Volk wird 3. die Mitmenschen überzeugen, jeden, der Bekanntschaft macht mit ihrem Licht und ihrer Botschaft, daß dieses Leben nicht alles ist, und daß es in Gottes Plan für die ganze Menschheit eine Prüfungszeit, eine Zeit der Beurteilung und der Erprobung gibt. Wer davon hört, muß zugeben, daß dies ein vernünftiges Verfahren ist, und es wird zu einem Anlaß für Freude und Hoffnung für alle, die ewiges Leben haben möchten. Wer dann in seinem Innern von dieser überzeugenden Perspektive angerührt ist, wird im jetzigen Leben den Herrn und seine verschiedenen Gnadenmittel suchen, um Prüfung und Beurteilung als Glied der Kirche jetzt zu erfahren. Wer aber nicht auf diese Art geübt oder beeinflußt wird, sollte durch die Kirche belehrt werden. Je nachdem wie jemand nun Licht oder Erkenntnis erworben hat, trägt er Verantwortung. In Gottes Plan ist ein Tag Gerichts vorgesehen für die Welt, an dem alle uneingeschränkt Gelegenheit haben, beurteilt und geprüft zu werden im Bezug auf ihre Loyalität dem Herrn gegenüber. Dennoch hat ihre Lebensführung im jetzigen Leben mit jener Beurteilung und jenen Prüfungen zu tun. Je nachdem, ob sie jetzt etwa ihrem Gewissen zuwiderhandeln und den Hinweisen der Wahrheit nicht folgen, werden sie gezüchtigt werden, sie werden Probleme haben, zu überwinden. Soweit sie sich aber jetzt Mühe geben, in Übereinstimmung mit der Gerechtigkeit zu leben, werden sie Segen für sich ansparen, der ihnen am Tag des Gerichts zugute kommen wird.
„Weil sie nicht an mich glauben”
Der Heilige Geist der Wahrheit in der Kirche wird der Welt sagen, daß sie in der Sünde verharrt, als „Kinder des Zorns”, weil sie nicht an das Verdienst aus dem Opfer von Christus glaubt und es nicht annimmt. Der Heilige Geist der Kirche sagt der Welt, daß es so etwas wie Gerechtigkeit gibt und auch zugerechnete Gerechtigkeit, die durch unseren Herrn Jesus und sein Opfer bereitgestellt wurde, und das er dem Vater übergeben hat. Der Heilige Geist in der Kirche wird die Welt lehren, daß die gegenwärtige Weltordnung nicht weiter bestehen kann, daß bei der zweiten Gegenwart des Herrn eine neue Ordnung eingeführt wird. Er hat ja die Menschheit schon erlöst und so das Recht erwirkt, Satan zu enteignen, den Fürsten der jetzigen bösen Weltordnung.
„Das Kommende wird er euch verkündigen”
Unser Herr hat seine Nachfolger auf viel umfangreichere Informationen nach seiner Himmelfahrt vorbereitet, als sie sie bei seiner Gegenwart als Mensch bekommen hatten. Er erklärt, daß dieses Vorgehen so sein muß, denn sie wären nicht vorbereitet gewesen, bevor er sie mit der Kraft aus der Höhe dazu begabt hätte. Bis dahin waren sie natürliche Menschen und, wie es der Apostel ausdrückt, „Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird.” – 1. Korinther 2:14 Das ist die Erklärung dafür, warum unser Herr so tiefe geistliche Dinge nicht mitgeteilt hat, wie es einige der Apostel getan haben. Da handelt es sich seitens des Herrn nicht etwa um die Unfähigkeit sie darzustellen, sondern diese Wahrheiten wären für die Jünger Speise zur Unzeit gewesen, die sie vielleicht verletzt oder schockiert hätten. Daher wurden die Darlegungen des Herrn über die tieferen Dinge in Gleichnissen vorgebracht, die sie damals nicht verletzten, und die sie später verstanden und wertschätzten. So sagte es an anderer Stelle: „Wenn ich euch das Irdische gesagt habe , wie werdet ihr glauben, wenn ich euch das Himmlische sage?” – Johannes 3:12
Aber der Geist der Wahrheit wird, wenn er kommt, in alle Wahrheiten leiten, doch er wird euch in den vielfältigen Zügen des göttlichen Planes unterweisen. Dort sind Dinge enthalten, von denen ihr noch keine Kenntnis habt, die euch aber zu gegebener Zeit durch das Wort und durch den Einfluß des Heiligen Geistes offenbar werden. Ich werde durch diesen Heiligen Geist verherrlicht werden, denn meine Dinge sind es, die euch gezeigt werden, denn alles, was dem Vater gehört, gehört mir. Wie ich gesagt habe, wird Er daher von dem Meinen nehmen und es euch zeigen. Hier gilt es, den Vorrang des Vaters zu beachten. Alle Dinge sind vom Vater, aber der Vater hat den Sohn zum Miterben gemacht, zu Seinem Teilhaber, doch daß dem Heiligen Geist etwas gehört, steht nirgends, denn er ist nur Gottes wirkende Kraft oder Sein ausführendes Organ, durch das Kontakte, Segnungen, Anweisungen usw. weitergeleitet werden. Der Heilige Geist ist keine Person, sondern der Geist oder der Einfluß oder die Kraft des Allmächtigen und seines Sohnes, unseres unwandelbaren Herrn.
„Einen anderen Sachwalter”
Unser Leittext ist schön, ist hilfreich, Ja, unser Herr erklärt, daß der Heilige Geist Trost bringt, daß er Führer, Lehrer und Helfer ist auf dem schmalen Pfad für das Volk des Herrn, und daß er eine Gabe des Vaters ist. Das deckt sich mit der Aussage des Apostels im Bericht über die Pfingstereignisse. Apostel Petrus sagte in seiner Ansprache, daß unser Herr nach seiner Erhöhung zur Rechten der göttlichen Macht diesen Heiligen Geist, diese Kraft vom Vater erhalten hat und sie an Pfingsten ausgeschüttet, sie ausgegossen hat auf seine Nachfolger. Diese Darstellung fügt sich ein in die schriftgemäße Sicht auf den Heiligen Geist, paßt aber überhaupt nicht zu jener falschen Anschauung, daß er eine Person ist. Wie könnte eine Person ausgeschüttet oder gesprengt werden! Wie könnte jemand einen anderen, dem er gleich ist an Rang, bitten, daß ein Dritter wiederum gleichen Ranges als Gabe ausgegossen wird! Die Widersprüche in den Irrtümern sind sogleich sehr deutlich zu erkennen, wenn wir unsere Augen für ihre Ungereimtheiten öffnen. Doch wie schön ist der rechte Gedanke: Unmittelbar nachdem unser Herr Jesus als unser Fürsprecher vor dem Vater erschienen ist und vor dem Gnadenthron des Verdienst seines Opfers für uns niedergelegt hat, hat es dem Vater wohlgefallen, Seinen Heiligen Geist, Seinen Einfluß und Seine Kraft uns zur Verfügung zu stellen, uns in Seine Familie aufzunehmen und uns als Söhne zu behandeln!
Wunderbarer Gedanke, daß die Pfingstsegnung nicht nur für diejenigen war, die sie empfingen, sondern für die ganze Kirche, wie es im Vorbild gezeigt wird! Die Könige und auch die Priester alter Zeiten waren gesalbt, hatten für ihren Dienst eine Sonderstellung. Nun sind Christus und seine Kirche die wahren Könige und die wahren Priester nach der Ordnung Melchisedeks, durch deren Dienst als solche alle Geschlechter der Erde gesegnet werden. Unser Herr ist das Haupt, und wir sind die Glieder. Das Herabkommen des Heiligen Geistes auf ihn, der ihn stärkte und ihn für seine Aufgebe als König und als Priester nach der Ordnung Melchisedeks vorbereitete, wurde im Vorbild symbolisch dargestellt durch die Salbung mit Öl. Daher spricht der Prophet von dieser Salbung als von einem Vorgang, wo das Salböl über Aarons Haupt ausgegossen wird und über seinen Bart bis zum Saum seiner Kleider fließt. Dies stellt, wie wir sehen, die Annahme des Heiligen Geistes dar, der bei der Taufe auf das Haupt, unseren Herrn Jesus, kam, und der an Pfingsten weiter ausgeteilt wurde auf all diejenigen, die bereit waren und harrten, als seine Glieder angenommen zu werden, und wir, die wir seitdem durch das Wort der Apostel an ihn geglaubt haben, und die wir Glieder ebendieses Leibes geworden sind und dieselbe Salbung empfangen haben. Und diese Salbung, „die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch”, und sie wird weiterhin bleiben. Diese Salbung stand nicht für eine Person, sondern sie steht für einen Einfluß, eine Segnung.
Durch das Vorrecht, das uns in der Zeugung durch den Heiligen Geist zugekommen ist, vom Herrn gebraucht zu werden und in seine Familie aufgenommen worden zu sein, ist uns unschätzbare Gewißheit und großer Trost zuteil geworden. Durch diese Annahme durch den Geist, durch diese Salbung, durch den Segen des Vaters und des Sohnes wird unser Urteil angeleitet, wird unser Herz beraten, werden uns die Schriften geöffnet, brennt unser Herz, und wir wertschätzen immer mehr die Längen und Breiten, Höhen und Tiefen des wunderbaren Heilsplans unseres Vaters sowohl für uns als auch für alle Menschen auf der Erde.
An diesen Dingen festzuhalten ist keine vorübergehende Sache, etwas für einen Tag, einen Monat, ein Jahr, sondern bis zum Ende des Zeitalters, etwas Andauerndes für die ganze Epoche. Wie freuen wir uns, daß es so ist, und wie segensreich sind die Leitung und die Belehrungen, die wir schon bekommen haben! Wahrlich, wie unser Herr sagte, der Heilige Geist zeigt uns Zukünftiges und erklärt uns Vergangenes. Wieviele unserer Segnungen gehen einher mit unserem Verständnis kommender Dinge, dem Millennium, der Zeiten der Wiederherstellung, dem Aufrichten und der Stärkung aller Geschlechter der Erde!