Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Mehr als Überwinder

Lesedauer: 30 Minuten

„Seid meine Nachahmer, wie auch ich Christi (Nachahmer bin)!” – 1. Korinther 11:1

Es war kurz nach Pfingsten, und die Urkirche war noch in ihrem Anfangsstadium. Erfüllt mit dem Heiligen Geist, den sie in großem Umfang empfangen hatten, predigten die Apostel und Jünger den Christus. Wir lesen: „Der Herr aber tat täglich hinzu, die gerettet werden sollten.” – Apostelgeschichte 2:47

„Es standen aber einige aus der sogenannten Synagoge der Libertiner und Kyrenäer und der Alexandriner auf und derer von Zilizien und Asien und stritten mit Stephanus.” – Apostelgeschichte 6:9

Warum stritten sie mit Stephanus? Er war ein Diakon, nicht ein Apostel. Kurz zuvor wurde in der Urkirche eine Klage vor die zwölf Apostel gebracht, daß der Dienst materieller Dinge vernachlässigt worden war. Das war in jenen Tagen wichtig, weil, wie es heißt: „Die Menge derer aber, die gläubig geworden, war ein Herz und eine Seele; und auch nicht einer sagte, daß etwas von seiner Habe sein eigen sei, sondern es war ihnen alles gemeinsam.” – Apostelgeschichte 4:32

Nachdem Tausende zur Kirche hinzugekommen waren, verursachte dies ein ziemliches Verwaltungsproblem. Es mußten Nahrungsmittel, Kleidung und andere Materialien unparteiisch verteilt werden. Die Apostel, die den Wunsch hatten, ihre Zeit für die wichtigeren geistigen Pflichten einzusetzen, gaben die Anweisung, dass sieben Diakone für die Bedienung der Tische und anderer solcher Dienste gewählt werden sollten. Die erforderliche Befähigung bestand darin, dass sie „Männer von (gutem) Zeugnis, voll Geist und Weisheit” sein sollten. – Apostelgeschichte 6:3 Stephanus war einer von den sieben, die zu diesem Dienst als Diakone ausgewählt wurden. Stephanus begrenzte seinen Dienst nicht auf materielle Dinge. Er predigte Christus bei jeder Gelegenheit.

„Stephanus aber, voller Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk.” – Apostelgeschichte 6:8

Das ging weit über den Bereich der Pflichten eines Diakon hinaus. Es scheint, daß der Herr Stephanus als einen Ältesten anerkannte, bevor die Geschwister seine Fähigkeit bemerkten. Wie Jesus, suchte er die Synagoge auf, um zu predigen. Gemäß dem Gesetz der Synagoge konnte jeder Jude sich selbst über die Schriften öffentlich äußern. Die Synagoge konnte dies nicht verhindern. Darum erlagen sie der Versuchung, die Predigt des Stephanus durch Wortstreit aufzuheben. Aber „sie konnten der Weisheit und dem Geist nicht widerstehen, womit er redete.” – Apostelgeschichte 6:10

Wie konnte dieser junge Diakon mit solch einer Autorität und Kraft der Beweisführung sprechen, daß die Weisen der Synagoge ihm nicht widerstehen konnten? Sie waren hoch gebildete Männer, die aus ihrer Religion einen Beruf gemacht hatten. Aber diese würdevoll gekleideten, bärtigen Männer, konnten nicht vor ihrer eigenen Versammlung diesem jungen christlichen Emporkömmling widerstehen, einem Diakon. Wie erniedrigend! Es muß sie wütend gemacht haben. Wie ermutigend war es jedoch für Stephanus, zu bemerken, daß er ein direkter Empfänger einer Verheißung Christi war: „Denn ich werde euch Mund und Weisheit geben, der alle eure Widersacher nicht werden widerstehen oder widersprechen können.” – Lukas 21:15

Dies war ein Zeugnis dafür, daß er mit Jesus gewesen und von ihm gelernt hatte, daß er sich selbst Christus zum Beispiel gesetzt hatte. Ebenso wie die Hohenpriester, Ältesten, Schriftgelehrten und Pharisäer, wenn sie Jesus nicht widersprechen oder widerstehen konnten, ihn zu vernichten suchten, so handelten diese Männer der Synagoge nach der gleichen Taktik gegenüber Stephanus.

Dieses kennzeichnete sie entsprechend den Worten Jesu: „Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun.” – Johannes 8:44 Nun lesen wir: „Da schoben sie heimlich Männer vor, die sagten: Wir haben ihn Lästerworte reden hören gegen Mose und Gott. Und sie erregten das Volk und die Ältesten und die Schriftgelehrten; und sie fielen über ihn her und rissen ihn mit sich fort und führten ihn vor den Hohen Rat. Und sie stellten falsche Zeugen auf, die sagten: Dieser Mensch hört nicht auf, Worte zu reden gegen die heilige Stätte und das Gesetz, denn wir haben ihn sagen hören: dieser Jesus, der Nazoräer, wird diese Stätte zerstören und die Gebräuche verändern, die uns Mose überliefert hat.” – Apostelgeschichte 6:11 – 14

Stephanus predigt dem Sanhedrin

Der Hohe Rat nahm Stephanus fest und setzte ihn in ihre Mitte. Dies war ein berühmter (oder eher unrühmlicher) Sanhedrin, das gleiche Gericht, das Jesus verurteilt hatte. „Und alle, die im Hohen Rat saßen, schauten gespannt auf ihn und sahen sein Angesicht wie eines Engels Angesicht.” – Apostelgeschichte 6:15 Was für ein Überfluß der Gnade und Kraft Gottes wurde dem Stephanus gegeben, und sie zeigte sich buchstäblich in seinem Antlitz. Vor dem Gericht stehend, erkannte Stephanus, daß die Anklagen, die gegen ihn vorgebracht wurden, die gleichen waren, die gegen seinen Meister vorgebracht wurden. Es erfüllte ihn mit großer Freude wertgeschätzt zu werden, so nahe in seinen Fußstapfen zu gehen. Er wurde mit dieser lebendigen Vorstellung fortgeschafft. Es glühte in ihm, und es zeigte sich in seinem Antlitz. „Der Hohepriester aber sprach. Ist das so?” – Apostel-geschichte 7:1 Dies war eine vom Gesetz nicht erlaubte Frage – ein Mensch mußte nicht gegen sich selbst zeugen. Aber die Frage gab Stephanus die Gelegenheit, auf die er wartete. Er wußte, daß diesem Gericht die Macht über Leben und Tod gegeben war. Und er sah ihnen kühn ins Angesicht und sprach mit Kühnheit. Er legte keinen Wert auf die falschen Anschuldigungen, die gegen ihn vorgebracht wurden, und beantwortete sie direkt. Er predigte dem Gericht einfach das Evangelium.

Er begann mit dem Ruf, der an Abraham erging, aus seinem Geburtsland zu gehen. Er berichtete ihnen von Isaak und Jakob und Jakobs Söhnen. Er erzählte ihnen die Geschichte von Joseph, wie die Kinder Israel dazu kamen in Ägypten zu wohnen, und wie sie dort in Knechtschaft fielen. Er erwähnte, wie Mose erschien und die Befreiung Israels unter seiner Führung geschah, und er sprach über die großen Zeichen und Wunder, die durch ihn vollbracht wurden und über die beschwerliche Wüstenwanderung von vierzig Jahren unter Moses. Er zeigte ihnen, daß Moses auf Jesus hingewiesen hatte: „Das ist der Mose, der zu den Söhnen Israel sprach: ,Einen Propheten wird euch der Herr, euer Gott, aus euren Brüdern erwecken, gleich mir. Auf ihn sollt ihr hören in allem, was er zu euch reden wirdʼ!” – Apostelgeschichte 3:22

Als nächstes erinnerte er sie an die fantastische und unglaubliche Geschichte von Israels Untreue gegenüber Gott. Hier war ein Volk, das häufige und starke Beweise der machtvollen Fürsorge Gottes für sie empfing, sie konnten physische Beweise erkennen, hören, tasten und fühlen. Glaube war nicht erforderlich. Trotzdem wiesen sie Gott ab, und wandten sich dem höchst verabscheuungswürdigen Götzendienst zu – nicht einmal, nicht zweimal, sie taten es wieder und wieder für Jahrzehnte.

Wie ein Chirurg tief in eine Wunde eindringt, um das verrottete Fleisch zu entfernen, so erinnerte sie Stephanus unerbittlich an ihre nationale Ungnade, indem er von dem goldenen Kalb sprach, das sie sogleich machten, nachdem Mose ihnen den Rücken gewandt hatte. Er erinnerte sie an ihre götzendienerische Anbetung von bösen Geistern des Himmels (den gefallenen Engeln), an den grausamen und wütenden Moloch, dem sie ihre lebenden Kinder opferten, der Gottheit der „ewigen Verdammnis”, und an ihre Anbetung des spottenden Gottes Rempham.

Jedes Wort war wahr, und sie wußten es. Aber anstatt Leid zu tragen und zu bereuen, reizte und stachelte sie diese Wiederholung ihrer nationalen Sünden weiter an. Stephanus sah sich in der Runde um, und bemerkte nicht ein einziges Zeichen der Reue auf ihren Gesichtern. Er erkannte, daß weitere Erörterung nicht möglich war. So sprach er denn, wie sein Meister zuvor, Worte der Verdammnis aus. Jesus hatte sie als eine Nation von Vipern bezeichnet, die die Propheten töteten.

Und nun sah Stephanus seinen Peinigern ins Angesicht und sagte: „Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist; wie eure Väter, so auch ihr. Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben die getötet, welche die Ankunft des Gerechten vorher verkündigten, dessen Verräter und Mörder ihr jetzt geworden seid.” – Apostelgeschichte 7:51 und 52

Der Hohe Rat wird boshaft

Als er diese Worte aussprach, wurde die Luft mit der schrecklich zwingenden Macht erfüllt, die man als Psychologie des Pöbels bezeichnet. Eine bösartige, unausgesprochene Mitteilung von einem zum anderen veränderte sie fast augenblicklich von menschlichen Wesen in blutdürstige Tiere. In diesem Augenblick wußte Stephanus, daß er sterben sollte. Er konnte dies in ihren grausam zusammengekniffenen Gesichtern und weit aufgerissenen Augen lesen. Sie waren wie reißende Wölfe geworden. Der Bericht sagt: „Als sie aber dies hörten, wurden ihre Herzen durchbohrt, und sie knirschten mit den Zähnen gegen ihn.” Sie wurden zu reißenden Tieren.

Der Herr verläßt Sein Volk niemals. Dies bedeutet jedoch nicht, daß Er ihnen jede schmerzvolle und trübsinnige Erfahrung erspart. Keineswegs. Aber Er gibt uns die Kraft, diese zu ertragen. Zu diesem Zeitpunkt zeigte der Herr Seine Zustimmung, indem Er Stephanus eine wundervolle himmlische Vision gewährte: „Da er aber voll Heiligen Geistes war und fest zum Himmel schaute, sah er die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen; und er sprach: Siehe, ich sehe die Himmel geöffnet und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen!” – Apostelgeschichte 7:55 und 56

Dies war die letzte Kleinigkeit. Die Anklage gegen diesen Mann war Gotteslästerung, weil er predigte, daß Jesus Gottes Sohn wäre. Nun beanspruchte er in den Himmel geschaut und tatsächlich diesen Jesus zur Rechten Gottes stehen gesehen zu haben. Dies war zu viel.

„Sie schrien aber mit lauter Stimme, hielten ihre Ohren zu und stürzten einmütig auf ihn los. Und als sie ihn aus der Stadt hinausgestoßen hatten, steinigten sie ihn.” – Apostelgeschichte 7:57 und 58 „Einstimmig!” Eine abweichende Stimme hätte den bösen Anfall unterbrechen können. Aber im ganzen Hohen Rat gab es nicht eine einzige Stimme. So wie der Satan von Judas Besitz ergriff, so beherrschte er nun einen jeden dieser Männer.

Stephanus wird gesteinigt

Als die Steinigung begann, zeigte Stephanus erneut, wie sehr er seinem Meister ähnlich geworden war. Jesus hatte am Kreuz, kurz bevor er starb, ausgerufen: „Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist!” – Lukas 23:46 Stephanus sagte: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf.” Dann kniete er nieder, um seinen Mördern ein besseres Ziel zu geben. Als die schweren Steine auf seinen Körper niederprasselten, rief er laut aus: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu! Und als er dies gesagt hatte entschlief er.” – Apostelgeschichte 7:60

Er entschlief. Es ist etwas so ruhiges und tröstendes in diesem Ausdruck – ein Friede und eine Ruhe. Die Beschreibung ist wie bei einem Kind, das am Ende des Tages ermüdet in den Armen seiner Mutter einschläft. Wir möchten glauben, daß der Herr das Leiden des Stephanus am Ende milderte, so daß er friedlich und ruhig starb, und nicht in einem Todeskampf. Er fiel in den Todesschlaf.

Das Wort „schlafen” zeigt ein zukünftiges Erwachen an. Der christliche Lauf von Stephanus war intensiv und kurz gewesen; jetzt war er vollkommen. Gott gab ihm Ruhe bis zur ersten Auferstehung, bis er auferweckt werden würde zur herrlichen, göttlichen Natur.

Die Flamme des gewalttätigen Mob erlosch plötzlich, so wie sie entzündet worden war. Einfältig und kaum einer den anderen wahrnehmend, ging der Mob auseinander und hielt nur an, um seine Kleidungsstücke einzusammeln, über die ein junger Mann mit dem Namen Saul gewacht hatte.

Dieser Saul war ein Mitglied des Sanhedrin, der Stephanus verurteilt und getötet hatte, und er war mit dem, was geschehen war, völlig einverstanden. Wir lesen: „Saulus aber willigte in seine Tötung mit ein. An jenem Tag entstand aber eine große Verfolgung gegen die Gemeinde in Jerusalem; und alle wurden in die Landschaften von Judäa und Samaria zerstreut, ausgenommen die Apostel. Saulus aber verwüstete die Gemeinde, indem er der Reihe nach in die Häuser ging, und er schleppte sowohl Männer als auch Frauen fort und überlieferte sie ins Gefängnis. Die Zerstreuten nun gingen umher und verkündigten das Wort.” – Apostelgeschichte 8:1, 3 und 4

Hier ist ein anderes Beispiel, wie Gott den Zorn von Menschen benutzt, um Ihn zu preisen. Die brutale Steinigung des Stephanus und die Verfolgungen durch Saul bewirkten, daß viele der Kirche aus Jerusalem flohen. Wo auch immer sie hingingen, dort predigten sie Christus, und das Evangelium verbreitete sich. Was zuerst wie ein Triumph Satans erschien, wurde ein Sieg für Christus. Wie oft sehen wir dieses Prinzip in der Bibel dargestellt. Es ist so ermutigend, wenn wir erkennen, daß unser Herr immer völlig Herr jeder Situation ist.

Saulus wird der Apostel Paulus

„Saulus aber schnaubte immer noch Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn, ging zu dem Hohenpriester und erbat sich von ihm Briefe nach Damaskus an die Synagogen, damit, wenn er einige, die des Weges wären, fände, Männer wie auch Frauen, er sie gebunden nach Jerusalem führe.” – Apostelgeschichte 9:1 und 2

Dieser Saul hatte dem völlig zugestimmt, was wir heute eine Lynchjustiz nennen. Einen Menschen zu Tode zu steinigen ist eine brutale und blutige Angelegenheit. Nicht nur, daß die Steinigung des Stephanus Paulus unberührt ließ, es scheint ihn sogar noch ermutigt zu haben. Nun erbat er sich weitere Vollmachten, um andere Christen gefangen zu nehmen und wie Verbrecher gefesselt nach Jerusalem zu bringen. Sie sollten vor den gleichen, ungesetzlichen Gerichtshof gestellt werden, vor dem Stephanus stand, um wahrscheinlich das gleiche Schicksal zu erleiden. Er wünschte ausdrücklich zu verstehen zu geben, daß auch christliche Frauen in gleicher Weise behandelt würden.

Was für eine Meinung würdem wir von einem solchen Menschen haben? Ein menschliches Urteil würde das folgende sein: „Hier handelt es sich um einen grausamen Sadisten, ein Scheusal ohne jedes natürliche Mitleid, der sich daran erfreut, Schmerz und Leiden zu verursachen; jemand der sogar willens ist Frauen öffentlich gesteinigt zu sehen. Hier handelt es sich um einen verdorbenen Charakter, völlig unwürdig, dem man wie einem tollen Hund besser aus dem Wege geht.”

Gott erwählt Saul

Würden wir einen solchen Menschen für den Dienst Gottes auswählen, um ein Leiter und herausragender Lehrer der Kirche zu sein, um der große Apostel Paulus zu werden? Menschliche Weisheit würde sich gegen einen solchen Gedanken nachhaltig sträuben. Aber sehen wir, was geschah: „Als er aber hinzog, geschah es, daß er sich Damaskus näherte. Und plötzlich umstrahlte ihn ein Licht aus dem Himmel. Und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Er aber sprach: Wer bist du, Herr? Er aber (sagte): Ich bin Jesus, den du verfolgst. Doch steh auf und geh in die Stadt, und es wird dir gesagt werden, was du tun sollst.” – Apostelgeschichte 9:3 – 6

In welchem Sinn verfolgte Saul Jesus? Jesus war zu dieser Zeit verherrlicht und völlig sicher vor all seinen Feinden. Soweit wir wissen, hatte Saul Jesus niemals Schaden zugefügt, als dieser auf der Erde war. Aber Jesus wertete jede Handlung, die gegen seine Nachfolger, gegen die Kleinen, seine Schafe, geschah, als gegen ihn persönlich getan. Verstehen wir die völlige Folge, die sich daraus ergibt? Es bedeutet, daß er uns liebt, wie sich selbst, wie seinen eigenen Leib. Er weiß, was wir Tag für Tag durchmachen, womit wir es jeden Tag zu tun haben. Er beobachtete, wie Saul die Kirche verfolgte, und er traf Vorsorge. Er wacht über uns, über einen jeden von uns persönlich. Er trägt Sorge für uns, und wenn es notwendig wird, tritt er für uns ein. In einer Vision wies der Herr einen Jünger mit Namen Hananias an, Saul aufzusuchen und ihn in die Brüderschaft aufzunehmen. Aber Hananias hatte Befürchtungen: „Hananias aber antwortete: Herr, ich habe von vielen über diesen Mann gehört, wie viel Böses er deinen Heiligen in Jerusalem getan hat. Und hier hat er Vollmacht von den Hohenpriestern, alle zu binden, die deinen Namen anrufen. Der Herr aber sprach zu ihm: Geh hin! Denn dieser ist mir ein auserwähltes Werkzeug, meinen Namen zu tragen sowohl vor Nationen als Könige und Söhne Israels. Denn ich werde ihm zeigen, wie vieles er für meinen Namen leiden muß.” – Apostelgeschichte 9:13 – 16

Keiner von uns hätte Saul jemals zu einem solchen Dienst erwählt, einen Dienst von solcher Tragweite. Hier ist ein vorzügliches Beispiel für die Tatsache gegeben, die in 1. Samuel 16:7 in den Worten zum Ausdruck kommt: „Denn (der HERR sieht) nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Denn der Mensch sieht auf das, was vor Augen ist, aber der HERR sieht auf das Herz.” Und wir lesen auch: „Denn der HERR erforscht alle Herzen, und alles Streben der Gedanken kennt er.” – 1. Chronik 28:9 Der Herr schaute in das Herz des Paulus und sah, daß er diesen Mann gebrauchen konnte. Er hat in alle unsere Herzen geschaut, bevor er uns in seine Wahrheit berufen hat. Was sah er im Herzen des Paulus? Er muß eine verzehrende Widmung der Absicht gesehen haben, daß Saulus aufrichtig und gewissenhaft ausführte, was er als das Rechte erkannt zu haben glaubte.

Aber wie konnte ein Mensch mit einer solch aufrichtigen Absicht so verkehrt handeln? Betrachten wir den Hintergrund des Paulus. Er sagte: „Ich bin ein Pharisäer, ein Sohn von Pharisäern.” – Apostelgeschichte 23:6

„Meinen Lebenswandel nun von Jugend auf, der von Anfang an unter meiner Nation in Jerusalem gewesen ist, wissen alle Juden. Sie kennen mich von der ersten Zeit her – wenn sie es bezeugen wollen – daß ich nach der strengsten Sekte unserer Religion, als Pharisäer, lebte.” – Apostelgeschichte 26:4 und 5

Es gibt diesen Anhaltspunkt: „Die strengste Sekte unserer Religion.” Er war von Kindheit an erfüllt und gesättigt mit den Gewohnheiten und Traditionen und verdrehten Lehren der jüdischen Religion jener Zeit, die Jesus als die „Lehren von Menschen” bezeichnete. Weil er so gewissenhaft war, so haßte er von ganzem Herzen alles, was jene Religion zu bedrohen schien. Erinnern wir uns, es war ein Pharisäer, der Jesus fragte: „Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Ältesten?” – Matthäus 15:2 Dies ist es, was sie übelnahmen.

Viele haben heute eine strikte religiöse Erziehung gehabt, aber ihre Herzen sind verschlossen und für die Wahrheit versiegelt. Diese sind es, denen die Wahrheit verborgen bleibt, bei denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, damit sie den Lichtglanz des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus, der Gottes Bild ist, nicht sehen. – 2. Korinther 4:3 und 4

In dem Fall von Saul würde es eines Lichtes und einer Stimme vom Himmel bedurft haben, ihn zu bekehren. Aber es gibt heute einige, die denken, sie könnten einfach solchen wie diesen Zeugnis geben und mit einem solchen Zeugnisgeben ihre ewige Bestimmung festlegen, daß, wenn sie sich weigern, zuzuhören, sie zum zweiten Tod verdammt sind. Dies ist offensichtlich absurd. Ein blinder Mensch kann nicht sehen, es kann nicht erwartet werden. Aber diese Blinden werden tatsächlich zur bestimmten Zeit ein Licht sehen und eine Stimme vom Himmel her hören: „Und die Stadt bedarf nicht der Sonne noch des Mondes, damit sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes hat sie erleuchtet, und ihre Lampe ist das Lamm. Und die Nationen werden in ihrem Licht wandeln, und die Könige der Erde bringen ihre Herrlichkeit zu ihr.” – Offenbarung 21:23 und 24

„Und ich hörte eine laute Stimme vom Thron her sagen: Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott.” – Offenbarung 21:3

In dem Königreich werden diese gegenwärtigen Blinden eine wirkliche Gelegenheit haben, Gott anzunehmen, und sie werden erkennen, wo das Licht und die Stimme ihren Ursprung haben. Sie werden Gott und Christus mit völliger Erkenntnis annehmen oder verwerfen. Dann, und nur dann, können sie für ihr Tun voll verantwortlich sein.

Jesus erkannte Sauls wahren Charakter

So sah Jesus in Saul einen Mann, der willens war, sein Haus zu verlassen, persönliche Not zu erleiden und mit großer Energie und und Überzeugung von dem, was er für Recht hielt, durch das Land zu reisen. Er erkannte auch, daß dieser nach Bekehrung und Erkennen des wahren Weges ebenso tatkräftig der rechten Richtung folgen würde. Er sagte: „Denn ich werde ihm zeigen, wie vieles er für meinen Namen leiden muß.”

Und Paulus litt! Er sagte über sich selbst: „Ich habe weit mehr Mühsal, über die Maßen viele Streiche ausgestanden, war weit mehr in Gefängnissen, öfters in Todesgefahren. Von den Juden habe ich fünfmal vierzig Streiche weniger einen empfangen; dreimal bin ich mit Ruten geschlagen, einmal gesteinigt worden; dreimal habe ich Schiffbruch erlitten; einen Tag und eine Nacht habe ich in der Tiefe zugebracht. Ich bin oftmals auf Reisen gewesen, in Gefahren auf Flüssen, in Gefahren durch Mörder, in Gefahren vom eigenen Volke, in Gefahren von Heiden, in Gefahren in der Stadt, in Gefahren in der Wüste, in Gefahren auf dem Meere, in Gefahren unter falschen Brüdern; in Arbeit und Mühe, oftmals in Nachtwachen, in Hunger und Durst; oftmals in Fasten, in Kälte und Blöße … .” – 2. Korinther 11:23 – 27

Er ertrug alles mit großer Freude, wie er sagte: „Ich bin überreich an Freude bei all unserer Bedrängnis.” – 2. Korinther 7:4 Wie froh sind wir, daß Gott unsere Herzen liest, daß Gott „nicht wie ein Mensch sieht, sondern auf das Herz schaut”. Unsere gefallene, menschliche Natur ist so unvollkommen. Wir können uns selbst im Gebet nicht so ausdrücken, wie wir möchten. Wir müssen eine unvollkommene Sprache benutzen, um uns auszudrücken. Wir denken sogar in einer unvollkommenen Sprache. Wie können wir Gott das Verlangen unseres Herzens ausdrücken, unsere Sorgen, unsere Enttäuschungen, unseren Hunger und unseren Durst? Mit unseren elenden, menschlichen Einschränkungen können wir dem Herrn noch nicht einmal angemessen ausdrücken, wie sehr wir Ihn lieben. Dies würde für uns sehr frustrierend sein, wenn wir nicht wüßten, daß, während wir uns zögernd und so gut wie wir es können, ausdrücken, Er in unseren Herzen liest, sieht und versteht, was wir gern ausdrücken möchten, aber nicht können. Es verhält sich wie bei einem verletzten kleinen Kind, das mit Tränen und ohne ein Wort zu seiner Mutter rennt, um völlig verstanden und getröstet zu werden. Was für eine wundervolle Kundgebung der göttlichen Macht oder des Geistes dies ist!

„Ebenso aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an; denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie es sich gebührt, aber der Geist selbst verwendet sich (für uns) in unaussprechlichen Seufzern. Der aber die Herzen erforscht, weiß, was der Sinn des Geistes ist, denn er verwendet sich für Heilige Gott gemäß.” – Römer 8:26 und 27

Was für eine Blutschuld hatte Paulus sich aufgeladen, als er ein Komplize bei der Steinigung des Stephanus wurde? Des Stephanus letztes Gebet war: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu!” Diese Bitte wurde erhört und im Fall von Paulus gewährt. Wie Paulus auch selbst sagte: „Deshalb bezeuge ich euch am heutigen Tag, daß ich rein bin vom Blut aller.” – Apostelgeschichte 20:26 Es war dies jedoch noch nicht genug. Er erinnerte sich immer an die blutige Szene, besonders am Ende seines Lebens. Als das Schwert von Neros Schergen sich erhob, um seinen Kopf vom seinem Leib zu trennen, muß sein letzter irdischer Gedanke, ein Gedanke der Sühne und Freude gewesen sein, letztendlich für den Märtyrertod des Stephanus mit seinem eigenen Märtyrertod zu büßen.

Die sofortige Bekehrung des Paulus bringt uns so zu sagen „in Zugzwang”. Wie können wir einen Feind hassen, wie böse er uns auch immer erscheinen mag, wenn es eine Möglichkeit gibt, daß der Herr ihm fast augenblicklich das Licht zeigt? Wie können wir einen Menschen richten, ein wahrhafter Feind zu sein, wenn wir nicht in sein Herz schauen können? Eines Feindes häßliches äußeres Gebaren mag wie im Fall von Paulus eine kostbare Perle von höchster Schönheit und höchstem Wert verbergen. Wie demütig und tolerant gegenüber anderen sollte uns dies machen.

Die Jünger fürchteten sich vor Paulus

Nach seiner plötzlichen Bekehrung fürchteten sich die Jünger natürlich vor Paulus. Sie mißtrauten der Aufrichtigkeit seiner Bekehrung. Vielleicht war es nur zum Schein, um Einlaß zu ihren Treffen zu erlangen, um die Liste der Namen zu vervollständigen, der eine umfassende Überlieferung ins Gefängnis folgen würde. Aber als Paulus Christus in den Synagogen predigte, und sich die jüdischen Leiter gegen ihn wandten und ihn zu töten suchten, wurden die Jünger überzeugt.

Paulus hatte vieles zu lernen, aber der Herr richtete es so ein, daß Lukas ihm zugesellt wurde. In seinen Berichten bezeichnet Paulus Lukas als „den geliebten Arzt”. -Kolosser 4:14 -, und als „Mitarbeiter” in Philemon 24. Er schrieb: „Lukas ist allein bei mir.” – 2. Timotheus 4:11

Diejenigen, die ursprünglich von Jesus gerufen wurden, waren eine höchst bevorzugte Gruppe. Mehr als drei Jahre waren sie seine ständigen Begleiter gewesen. Wir wollen uns daran erinnern, daß Jesus neben seiner geistigen Kraft ein vollkommener Mensch war, mit einer vitalen und anziehenden Persönlichkeit. Er konnte und übertrug seine Gedanken auf jene, die so ständig unter seinem Einfluß waren – sogar bevor sie den Heiligen Geist bekamen. Lukas war einer von diesen. Als Arzt war er gewohnt, logisch und methodisch zu sein, und er besaß ein Gedächtnis, das Dinge behalten konnte. In der Einleitung zu dem Evangelium, welches seinen Namen trägt, schreibt Lukas: „… hat es auch mir gut geschienen, der ich allem von Anfang an genau gefolgt bin, es dir, hochedler Theophilus, zu schreiben.” – Lukas 1:3

Wenn auch Paulus der persönlichen Gesellschaft mit Jesus ermangelte, so ergänzte Lukas diesen Mangel. Unter der Führung des Heiligen Geistes nahm Paulus die Gedanken und den Geist Jesu bis zu einem bemerkenswertem Grad auf. Eine auffallende Ähnlichkeit der Gedanken durchzieht alle Schriften des Paulus. Hier sind ein paar Beispiele, was Jesus und was Paulus sagte:

Jesus: „Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.” – Lukas 14:11

Paulus: „Sinnt nicht auf hohe Dinge, sondern haltet euch zu den Niedrigen … .” – Römer 12:16

Jesus: „Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr mir getan.” – Matthäus 25:40

Paulus: „Wer ist schwach, und ich bin nicht schwach? Wer nimmt Anstoß, und ich brenne nicht?” – 2. Korinther 11:29

Jesus: „Glückselig die um Gerechtigkeit willen Verfolgten … .” – Matthäus 5:10

Paulus: „Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Mißhandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um Christi willen … .” – 2. Korinther 12:10

Jesus: „Deshalb sage ich euch: Seid nicht besorgt für euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch für euren Leib, was ihr anziehen sollt … .” – Matthäus 6:25

Paulus: „Seid um nichts besorgt.” – Philipper 4:6

Jesus: „Da ist nichts, was von außerhalb des Menschen in ihn hineingeht, das ihn verunreinigen kann.” – Markus 7:15

Paulus: „Ich weiß und bin überzeugt in dem Herrn Jesus, daß nichts an sich unrein ist.” – Römer 14:14

Jesus: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!” – Matthäus 7:1

Paulus: „Laßt uns nun nicht mehr einander richten.” – Römer 14:13

Jesus: „Liebt eure Feinde und betet für die, euch verfolgen.” – Matthäus 5:44

Paulus: „Segnet, die euch verfolgen; segnet und flucht nicht. Vergeltet niemand Böses mit Bösem.” Römer 12:14 und 17

Jesus: „Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus ganzem Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft.” – Markus 12:30

Paulus: „So ist nun die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.” – Römer 13:10

Sehen wir die wunderschöne Ähnlichkeit und Harmonie des Sinnes zwischen diesen beiden, obwohl sie sich niemals im Fleisch trafen? Einige haben gesagt: „Wenn ich nur gelebt hätte, während Jesus auf der Erde lebte, um zu seinen Füßen zu sitzen und zu lernen, um durch ihn Zutritt zu haben zu dem Urquell aller Erkenntnis. Um irgendeine Frage zu stellen, und die genau richtige Antwort zu bekommen, um von seinen Ermutigungen und den kostbaren Verheißungen zu hören und dem Ausdruck der Liebe, während ich in seine Augen schaute.”

Natürlich wäre dies wundervoll. Aber Paulus hatte nicht einen solch wundervollen Kontakt mit Jesus, und doch, in des Herrn Vorsehung übertraf er diejenigen, die einen solchen Kontakt hatten. Er schrieb mehr als die Hälfte des Neuen Testaments. Er wurde machtvoll vom Herrn benutzt. Er war imstande Christi Sinn zu entwickeln. Wie er auch schrieb: „Wir haben Christi Sinn.” – 1. Korinther 2:16 Und er schrieb: „Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus (war).” – Philipper 2:5

Die Bibel sieht alles vorher

In der Bibel hat der Herr uns mit allem ausgestattet, was wir brauchen, und er hat uns Hilfen gegeben, die Bibel zu verstehen. Paulus schrieb an Timotheus: „Und weil du von Kind auf die Heiligen Schriften kennst, die Kraft haben, dich weise zu machen zur Rettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist. Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes richtig sei, für jedes gute Werk ausgerüstet.” – 2. Timotheus 3:15 – 17

Ist unser Glaube stark genug? Wenn er es ist, dann können wir hier und jetzt lernen und zu Jesu Füßen sitzen. Wir können hier und jetzt Zutritt zu der Quelle der Erkenntnis haben. Wir können hier und jetzt die Antworten auf unsere Fragen erhalten. Wir können hier und jetzt seine Nähe fühlen, seine Ermutigungen bekommen und seine kostbaren Verheißungen beanspruchen.

Der Glaube des Paulus war so stark, daß er von Jesus sprach, wie über einen alten vertrauten Freund und Meister. Für ihn war Jesus wirklich und lebend gegenwärtig. Es kann das gleiche auch bei uns sein, wenn unser Glaube stark genug ist. Paulus sagte: „Jetzt aber, Brüder, wenn ich zu euch komme und in Sprachen rede, was werde ich euch nützen, wenn ich nicht zu euch rede in Offenbarung oder in Erkenntnis oder in Weissagung oder in der Lehre?” – 1. Korinther 14:6

Manchmal sprach er mit seiner eigenen Erkenntnis, wie zum Beispiel über das Thema der Heirat in 1. Korinther 7:6, wo er sagte: „Dies aber sage ich als Zugeständnis, nicht als Befehl.” Und wiederum sagt er: „Den übrigen aber sage ich, nicht der Herr.” – 1. Korinther 7:12 Und weiterhin sagt er: „Über die Jungfrauen aber habe ich kein Gebot des Herrn; ich gebe aber eine Meinung.” – 1. Korinther 7:25 Er spricht über das Betragen der Frau in der Kirche und fügt hinzu: „Wenn es aber jemand für gut hält, streitsüchtig zu sein, (so soll er wissen:) wir haben eine derartige Gewohnheit nicht, auch nicht die Gemeinden Gottes.” – 1. Korinther 11:16 Manche haben den Rat des Paulus angenommen, andere nicht. Was uns betrifft, so halten wir es zu jeder Zeit mit dem Rat des Paulus. Er hatte den Sinn Christi in einem überwältigendem Grad. Daher gehen wir davon aus, daß auch die Schlußfolgerungen, die in diesem Sinn getroffen wurden, korrekt sein dürften. Er lud uns ein, ihm zu folgen, wie er Christus folgte. Wir wollen dies willig tun. Obwohl er einige Ratschläge als seine persönliche Meinung gab, glauben wir, daß alle seine Schriften unter göttlicher Eingebung standen, ob er dies selbst erkannte, oder nicht.

Wenn sich jemand weiht, so entschließt er sich, Gottes Willen zu jeder Zeit mit all seiner Kraft zu tun. Aber sehr früh in unserem christlichen Lauf entdecken wir, daß es eine entgegengesetzte Kraft gibt, mit der wir zu kämpfen haben, und wir manchmal diesen Kampf verlieren. Unser neuer, geweihter Sinn kontrolliert nicht immer völlig unseren alten, unvollkommenen, menschlichen Leib. Dies würde für uns sehr entmutigend sein, wenn wir nicht bemerken würden, daß alle vom Volk des Herrn einige ähnliche Probleme gehabt haben, einschließlich der große Apostel Paulus, der den Sinn Christi besaß. Wir wissen dies, weil er schrieb: „Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Wenn ich aber das, was ich nicht will, ausübe, so vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde. Ich finde also das Gesetz, daß bei mir, der ich das Gute tun will, (nur) das Böse vorhanden ist. Denn ich habe nach dem inneren Menschen Wohlgefallen am Gesetz Gottes. Aber ich sehe ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das dem Gesetz meines Sinnes widerstreitet und mich in Gefangenschaft bringt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes?” – Römer 7:19 – 24

Was beabsichtigte er zu sagen mit „diesem Leibe des Todes” oder „diesem toten Leib”? Er weist damit auf eine antike, schreckliche römische Grausamkeit hin, die unter den verurteilten Gefangenen praktiziert wurde. Es war eine Methode der Hinrichtung, die des Satans selbst würdig war, eine Methode der langsamen Folterung eines Menschen bis zum Tode. Diese banden einen toten Körper auf einen lebendigen Menschen, und zwangen ihn denselben mit sich zu tragen, bis die Ansteckung von der ekelhaften, verfaulenden Masse sein eigenes menschliches Leben beendete.

Hiermit verglich Paulus unsere gefallene Natur. „Wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes?” fragt er in anscheinender Verzweiflung. Dann beantwortet er seine eigene Frage, versichernd und zuversichtlich: „Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! Also (gibt es) jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.” – Römer 7:25 und 8:1 und 2

Mit den folgenden Versen gibt uns Paulus einige der höchst ermutigenden und herzerwärmendsten Worte, die jemals geschrieben wurden: „Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben? Gott ist es, der rechtfertigt. Wer ist, der verdamme? Christus Jesus ist es, der gestorben, ja noch mehr, der auferweckt, der auch zur Rechten Gottes ist, der sich auch für uns verwendet. Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht: ,Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag, wie Schlachtschafe sind wir gerechnet worden.ʼ Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin überzeugt, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns wird scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.” – Römer 8:33 – 39