Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Der Erzengel

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Das Wort Engel bedeutet Bote. Der Erzengel ist der oberste Bote, das Oberhaupt aller Boten, der Hauptbote des allmächtigen Gottes.

Das Wort erscheint in der Bibel nur zweimal – in Judas 9 und in 1. Thessalonicher 4:16. Es wird nirgends im Plural genannt, was auch darauf schließen läßt, daß es nur einen Hauptboten Jahwes gibt.

Obwohl uns nicht direkt gesagt wird, wer Jahwes Hauptbote ist, außer daß sein Name Michael lautet, stellt sich die Frage: Kann es sein, daß jener Michael – der Hauptbote Jahwes, unser Herr Jesus in seiner vormenschlichen Existenz war? Er, „der, als er in Gestalt Gottes war, nicht durch Raub danach trachtete, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst entäußerte, die Gestalt eines Knechtes annahm und wie die Menschen wurde” – Philipper 2:6 und 7 – den Jahwe deshalb hoch erhöhte „und ihm einen Namen verlieh, der über allen Namen ist, damit in dem Namen Jesu sich alle Knie derer beugen, die im Himmel und auf Erden und (bis zu ihrer Auferstehung ) unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen, daß Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.” -Philipper 2:10 und 11 -?

Wir erinnern uns daran, daß Jesus „der Bote des Bundes” ist – Maleachi 3:1 -, und wir schließen daraus, daß ER der Hauptbote sein muß. Wir können uns gut vorstellen, daß Jahwes Erstgeborener, der Anfang der Schöpfung Gottes, das Haupt über alle geschaffenen Wesen ist (das Oberhaupt, der Oberste nächst Gott). Und dies erscheint uns noch plausibler, wenn wir bedenken, daß er der „Einziggezeugte des Vaters” war, der einzige, den Jahwe selbst hervorgebracht oder erschaffen hat, der in diesem Sinne das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende der direkten, alleinigen Schöpfungstätigkeit Gottes war; „er ist vor allem, und alle Dinge bestehen durch ihn”. – Kolosser 1:16 und 17, Sprüche 8:22 – 30 „Ohne ihn ist nicht eines, das gemacht worden ist.”

Gewiß würde „Hauptbote”, „oberster Bote” oder „Gesandter” ein passender Titel für ihn sein. Und wir fragen: Wenn er nicht der Hauptbote ist, wer sollte ihm übergeordnet sein von Jahwe aus?

In der vorstehenden Aussage – Philipper 2:6 – scheint Paulus eine Schlußfolgerung anzudeuten, die er nicht direkt ausspricht. Er vergleicht die unterschiedlichen Verhaltensweisen von Jesus in seiner vormenschlichen Existenz und von Satan – des rebellischen Engels (oder Boten), der das Haupt der „Boten, die ihren ersten Zustand nicht bewahrt haben” wurde. In Jesaja 14:12 – 15 finden wir einen Bericht, wie Satan eine Aneignung der Ehre und Macht Jahwes im Sinn hatte, als er in seinem Herzen sprach: „Ich will zum Himmel emporsteigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen … ich will emporfahren auf Wolkenhöhen, dem Allerhöchsten mich gleichmachen!”

In seiner vormenschlichen Stellung muß Jesus als der Erstgeborene und Hauptbote den aufsässigen Satan, der sich gegen seine wie auch gegen Jahwes rechtmäßige Vorherrschaft aufgelehnt hatte, aus seinem hohen Rang verwiesen haben. Die Worte des Paulus lassen den Schluß zu, daß die Erhöhung, die Satan durch Hochmut und Aufstand erzwingen wollte und verfehlte, von Jesus, dem Hauptboten, der sich selbst erniedrigte, erreicht wurde, indem Gott ihn zur göttlichen Natur hoch erhöhte.

Eine Bemerkung in der Schrift scheint den Gedanken zu widerlegen, daß Jesus und der Erzengel (der Hauptbote, der oberste Gesandte Jahwes) dieselbe Person sind. Das ist in Hebräer 1:13, wo es heißt: „Aber zu welchem der Engel hat er je gesagt: ,Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füßeʼ?” Wir meinen, Er (Jahwe) sagte das zu keinem der Engel irgendeines Ranges, sondern zu ihm, der über allen Engeln stand – dem Hauptboten, dem Obersten aller Engel (Boten), dem Eingeborenen vom Vater. So gesehen, widerspricht dieser Vers nicht der Vorstellung, unser Meister sei der alleinige Erzengel gewesen, sondern unterstützt sie sogar.

Wenn wir uns die verschiedenen Umstände, in denen vom Erzengel und von Michael die Rede ist, etwas genauer anschauen, dann lernen wir etwas daraus. Judas 9 erwähnt den Erzengel Michael als jemanden, der sich edel verhält. Auch in Daniel 10:13 – 21 und 12:1 wird Michael mit großem Respekt erwähnt, als jemand, der höherrangig ist als Gabriel, der selbst einer der geehrtesten Engel (Boten Jahwes) ist. – Lukas 1:19 Ferner ist es bezeichnend, daß zur Ankündigung Jesu Gabriel gesandt wurde. – Lukas 1:26 Nicht Michael wurde gesandt, als Hauptbote das größte Ereignis in der Menschheitsgeschichte anzukündigen. Diese Tatsache läßt vermuten, daß es der Hauptbote, der Engel Erzengel Michael, war, der von einem göttlichen Wesen geistiger Natur zu dem in Bethlehem geborenen Kind menschlicher Natur verwandelt wurde. Wir zweifeln nicht, daß der höchste, dem allmächtigen Schöpfer am nahesten stehende Bote zu dem besonderen Werk auf die Erde gesandt wurde.

In Daniel 12:1 spricht der Prophet vom Tag des Herrn und seinen besonderen Ereignissen – von der Zeit des Endes, in der wir jetzt leben – von der Zeit der Auferstehung usw. Statt zu sagen: „Dann wird der Messias sein Königreich aufrichten … .”, steht geschrieben: „Zu jener Zeit wird Michael aufstehen (beginnen, seine Macht und Herrschaft anzutreten und auszuüben) – der große Fürst … .”

Wir sehen es so, daß dieser große Fürst – Michael – Jahwes Hauptbote oder oberster Gesandter – kein anderer ist als unser geliebter Meister Jesus Christus, dessen erfolgte Wiederkunft (parousia, Gegenwart) wir jetzt verkündigen.

Aber den Schlüssel zum Verständnis erhalten wir mit der Erklärung, daß der Name Michael „EINER WIE GOTT” bedeutet – oder „WER IST WIE GOTT?”

Wer ist wie Gott außer dem, den Gott hoch erhöht hat, dem Er einen Namen gegeben hat, der über jeden Namen ist, der Teilhaber der göttlichen Natur ist, der „Gottes Ebenbild” und „der Ausdruck Seines Wesens” ist, von dem geschrieben steht, daß „alle ihn ehren sollen, wie sie den Vater ehren”, und: „Alle Engel Gottes sollen ihn anbeten”? Mit der Bedeutung des Wortes „Michael” können wir Daniel 12:1 noch besser verstehen: „Zu jener Zeit wird sich der große Fürst – einer wie Gott erheben – Macht ergreifen.” Ja, er beginnt, seine große Macht anzutreten und zu regieren. – vergleiche Daniel 12:1 und 2 mit Offenbarung 11:15 – 18

In Übereinstimmung damit erwähnt Paulus den Erzengel – 1. Thessalonicher 4:16 -: „Der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christo werden zuerst auferstehen.”

Ja, wir glauben, daß der große Hauptbote, der oberste Gesandte Gottes, gegenwärtig ist, daß er schon aufgestanden und dabei ist, die Kontrolle über die weltlichen Angelegenheiten zu übernehmen und sein Königreich aufzurichten. Nun besteht Unruhe in den Reichen der Erde, die ins Wanken geraten und zu Fall kommen werden. Die stimme des Erzengels kann wahrgenommen werden von jenen, die ein Ohr haben zu hören. Von nun an erfolgt die Auflösung der bisher bestehenden Systeme (beginnend mit dem Ende der „Zeiten der Nationen” – Lukas 21:24). „Er läßt seine Stimme erschallen: die Erde zerschmilzt.” -Psalm 46:6