Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

„In Stillsein und in Vertrauen“

Lesedauer: 21 Minuten

„Der HERR wird für euch kämpfen, und ihr werdet still sein.“ 

2. Mose 14:14

Eines der Geheimnisse eines glücklichen Christenlebens besteht darin, Zuversicht und Vertrauen zum Herrn zu haben, einen Glauben an Ihn, der so unfehlbar und allumfassend ist, dass gleichgültig welche Erfahrungen auch kommen mögen, wir in der Lage sind, von Herzen mit dem Propheten Hiob zu sagen: „Er kennt den Weg, der bei mir ist; prüfte er mich, wie Gold würde ich hervorgehen.“ (Hiob 23:10) Es ist jedoch nicht ein Fall blinden Vertrauens zum Herrn im Sinne von Nichtwissen um den Endzweck der Erfahrungen, welche er in unserem Leben zulässt. Dem Christen hat er diesen Zweck geoffenbart, wonach in uns das Ebenbild des Meisters zur Entwicklung kommen soll in Vorbereitung auf das gesegnete Vorrecht, mit ihm zu leben und während der tausend Jahre seines Königreiches zu herrschen, und mit ihm in göttlicher Herrlichkeit in den endlosen Zeitaltern der Ewigkeit vereinigt zu sein.

Aber obwohl wir uns dieser Erkenntnis des göttlichen Vorsatzes erfreuen, der in unserem Leben zur Auswirkung kommt, und obwohl uns über allen Zweifel hinaus versichert wird, dass aus diesem Grunde für uns alle Dinge zum Guten mitwirken müssen, wandeln wir noch nicht im Schauen. Glaube und Vertrauen sind wesentlich, weil wir mit unserem begrenzten Auffassungsvermögen und unserer Kurzsichtigkeit nicht zu verstehen vermögen, wieso gerade diese oder jene Erfahrung, sei es Freude oder Leid, jeweils die Beste ist. Wenn wir Herren unseres eigenen Schicksals wären, soweit es den alltäglichen Gang unseres Lebens betrifft, dann würden wir wahrscheinlich viele Dinge ändern, dabei aber sehr dazu neigen, Umstände und Verhältnisse zu schaffen, die für uns als Neue Schöpfungen in Christo Jesu nachteilig sein würden.

Wie wesentlich ist es daher, völliges Vertrauen in die Fürsorge unseres himmlischen Vaters zu erlangen; zu lernen, dass sein Weg der Beste ist, und dass, obwohl er oft schwer ist, das Ende herrlich sein wird, weil in jeder Erfahrung seine Weisheit uns das schickt, was zu unserem Besten dient. Glückselig sind wir, da wir, wenn wir dies lernen, ihm stets die Wahl überlassen können! Wenn wir dies tun können, werden wir die feurigen Prüfungen, welche unser liebender himmlischer Vater zulässt, nicht für ungewöhnlich halten, sondern wir werden sie in Stillsein und Vertrauen annehmen in dem Bewusstsein, dass er zu weise ist, um zu irren, und zu liebevoll, um unfreundlich zu sein.

Lehren aus der Vergangenheit

Wir können viele nützliche Lehren betreffs der wachsamen Fürsorge Gottes für sein Volk gewinnen, wenn wir beachten, wie er mit seinen Dienern in alten Zeiten handelte. Auf eine derselben wird unsere Aufmerksamkeit in unserem Text gelenkt und darin die Tatsache unterstrichen, dass der Herr die Stärke seines Volkes ist, und dass es für uns hauptsächlich darauf ankommt, ihm unbedingt zu vertrauen und ihn für uns streiten zu lassen. Das bedeutet nicht, dass wir uns unbekümmert und gleichgültig verhalten sollen dem Herrn, seinem Dienst und dem guten Kampf des Glaubens gegenüber, in welchen wir als Streiter Jesu Christi eingetreten sind; denn, wenn der Herr auch für uns streitet, so hat er es uns doch vergönnt, unser Teil zu verrichten. Aber indem wir unser Teil in Treue erfüllen, sollte dies mit einem Frieden des Herzens und Gemütes geschehen, einer Ruhe der Seele, welche der Gewissheit entspringt, dass der Sieg gegründet ist nicht auf das, was wir tun können, sondern darauf, was er zu tun verheißen hat und tun wird, wenn wir ihn nur für uns streiten lassen.

Als Moses zu den Israeliten sagte: „Der HERR wird für euch kämpfen, und ihr werdet still sein“, befanden sie sich, vom Standpunkt menschlicher Fähigkeiten aus, in einer sehr unsicheren Lage. Auf ihrer Wanderung von Ägypten hatten sie das Rote Meer erreicht. Der Weg vor ihnen war versperrt – oder so schien es. Das ägyptische Heer hatte sie von hinten her eingeschlossen. Weil sie den Glauben an die Fähigkeit ihres Gottes, sie zu beschützen, verloren hatten, ,,fürchteten (sie) sich sehr“. Sie schalten Mose, weil er sie aus Ägypten herausgeführt hatte. Offensichtlich waren viele von ihnen bei Mose vorstellig geworden, noch bevor sie das Land ihrer Knechtschaft verließen, und hatten behauptet, dass es ein unglückliches Unternehmen sein würde. Und nun nahmen sie, wie so viele es seitdem getan haben, die bekannte Haltung ein: „Ich habe es dir ja gesagt.“

Moses aber war nicht beunruhigt. Er sagte zum Volk: „Steht und seht die Rettung des HERRN.“ Der Ausdruck „steht“ bedeutete einfach, dass sie sich ruhig auf den Herrn verlassen sollten. Ihr Glaube war schwach. Sie waren ängstlich, nervös und aufgeregt geworden und konnten in dieser Verfassung nicht recht mit dem Herrn zusammengehen. Jahrhunderte später, als Israel wieder einmal verfehlte, sein Vertrauen auf den Herrn zu setzen und demzufolge verfehlte, sich des Reichtums seines Segens zu erfreuen, sagte der Prophet Jesaja zu ihnen: „Durch Umkehr und durch Ruhe werdet ihr gerettet werden. In Stillsein und in Vertrauen ist eure Stärke.“ (Jesaja 30:15)

Es war zu Jesajas Zeit ebenso wahr wie damals, als Moses zu den Israeliten sprach, dass, wenn sie die Rettung des Herrn sehen wollten, es für sie notwendig war, zu „stehen“, still zu sein und sich ruhig auf ihn und seine Fähigkeit, zu erretten und zu segnen, zu verlassen. Das Gleiche trifft heute für das Volk des Herrn zu. Als Einzelwesen und als Volk sehen wir uns ständig solchen „Rotes-Meer“-Erfahrungen gegenüber, die unseren Glauben erproben; und wenn wir darin siegreich sein wollen, müssen wir lernen, unser Vertrauen völlig auf den Herrn zu setzen. Niemals sollten wir Angelegenheiten in die eigenen Hände nehmen, sondern sollten stets dienstbereit für den Herrn ein deutliches Zeichen seines Willens erwarten. Diejenigen, die das tun, „gewinnen neue Kraft“ und werden so vorbereitet auf alle Erfahrungen, welche der Herr für sie vorsehen mag. (Jesaja 40:31)

„Aufbrechen [engl.: vorangehen]“

Der Herr sagte zu den Israeliten am Roten Meer, dass sie „aufbrechen [vorangehen]“ sollten. Vom menschlichen Standpunkt aus schien es gänzlich unmöglich zu sein, diesem Befehl zu gehorchen; doch es war des Herrn Wille, und als sie gehorchten, öffnete sich das Meer vor ihnen, und sie gingen sicher hindurch. Wie stets hing die Errettung des Volkes des Herrn auch in diesem Fall davon ab, dass sie dem Herrn vertrauten und seinen Anweisungen gehorchten. Sie mussten „stehen“ und gleichzeitig „aufbrechen [vorangehen]“, um „die Rettung des HERRN zu sehen“.

So ist es auch im Leben des Christen. Es ist ein Leben des zuversichtlichen Vertrauens zum Herrn ohne Rücksicht auf die scheinbar unüberwindlichen Schwierigkeiten, denen wir uns gegenübersehen mögen, wie grimmig auch die Stürme des Lebens uns umtoben mögen; es ist aber nicht ein Leben der Gleichgültigkeit und Untätigkeit. Der Herr hat ein Werk, das getan werden muss. Es gibt Lasten zu heben und Meere zu durchqueren; und wahrer Glaube wird seinen Ausdruck finden in unserem Gehorsam, auf dem schmalen Pfad voranzuschreiten, wie der Herr uns leitet, und unsere Hände energisch an die Aufgaben zu legen, welche er uns zuweist.

Wir sollten vom Herrn auch nicht erwarten, dass er den Weg ebnet, bevor wir ihn beschreiten, denn er zeigt nicht immer seinen Willen auf diese Weise. Wir wissen aus seinem Wort, dass es bestimmte Dinge gibt, welche der Herr von uns getan haben will. Wir sollen Lichtträger in der Welt sein. Er will, dass wir uns mit seinem Volk versammeln, wenn es irgend möglich ist. Er will, dass wir sein Wort studieren, damit wir uns vor ihm als bewährt erweisen. Er will, dass wir unsere Feinde lieben und denen Gutes tun, die uns beleidigen und verfolgen. Der Herr mag zulassen, dass viele Hindernisse uns beim Tun solcher Dinge im Wege stehen, welche er nur dann beseitigt, wenn wir in vertrauensvollem Gehorsam „aufbrechen [vorangehen]“, um seinen Willen zu tun.

Gnade genügt

Oft mögen wir den Wunsch haben, unsere Lebensverhältnisse zu ändern, in dem Gedanken, dass wir so dem Herrn umso besser dienen könnten. Selbst der Apostel Paulus hatte Gedanken in dieser Richtung, doch er lernte, dass des Herrn Weg für ihn der Beste war. Bei seiner Bekehrung wurde er geblendet durch das Licht, „das den Glanz der Sonne übertraf“. (Apostelgeschichte 9:3; 26:13) Später, als Ananias ihn besuchte, wurde sein Sehvermögen teilweise wiederhergestellt, aber seine normale Sehkraft erlangte er nicht zurück und war für den Rest seines Lebens mit dieser Behinderung belastet. Paulus bezieht sich hierauf als einen „Dorn für das Fleisch.“ (2. Korinther 12:7)

Es war für Paulus nur natürlich, zu urteilen, dass er dem Herrn wirksamer dienen könnte, wenn er besseres Augenlicht hätte; darum machte er die Angelegenheit zum Gegenstand besonderer Gebete. Er bat den Herrn dreimal, diesen Dorn aus seinem Fleisch zu entfernen, doch des Herrn Antwort an den Apostel lautete: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht.“ (2. Korinther 12:9) Das Herz des Paulus erwiderte auf diese Antwort, und er schrieb: „Daher will ich mich am allerliebsten viel mehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus über mir wohne.“

Beim Nachdenken über diese Angelegenheit kam Paulus zu dem Schluss, dass, falls er diese Belastung nicht hätte, er sich leicht „durch Überschwänglichkeit überheben“ und dadurch geneigt sein könnte, mehr seiner eigenen Kraft und Fähigkeit zu vertrauen als auf diejenige des Herrn. Und hierin liegt der Grund für viele Erfahrungen und Umstände, welche der Herr in unserem Leben zulässt. Er will, dass wir immer erkennen, dass jeder Sieg unseres Glaubens sein Sieg ist, und dass jeder unserer Erfolge und jedes Gelingen ihm zugeschrieben werden sollte. Man vergisst so leicht, dass er unsere Schlachten für uns schlägt und die Bahnen durch die „Roten Meere“ frei macht, welche unseren Fortschritt auf dem schmalen Pfad versperren; darum lässt er in seiner Weisheit und Barmherzigkeit solche Verhältnisse zu, dass wir fortwährend daran erinnert werden, wie sehr wir seiner bedürfen.

Der „Dorn für das Fleisch“, welcher uns schlägt, mag eines oder eine Anzahl von Dingen sein, welche unser mangelhaftes Beurteilungsvermögen denkt, ändern zu müssen. Bei manchen mag es z.B. die Umgebung sein. Wir mögen in unserer Familie der Einzige sein, der sich am Licht der gegenwärtigen Wahrheit erfreut und auf dem schmalen Pfad dem Preis der hohen Berufung Gottes in Christo Jesu entgegeneilt. Wir mögen denken: „Wenn ich mich doch nur der Gemeinschaft mit irgendjemand in meinem eigenen Hause erfreuen könnte, wie herrlich würde das sein, und wie viel bessere Fortschritte könnte ich im Hervorbringen der Früchte und Gnadengaben des Heiligen Geistes machen!“

Wir mögen dies zum Gegenstand des Gebetes machen, vielleicht sogar mehr als die drei Male, in welchen Paulus um besseres Augenlicht bat, nur um die gleiche Antwort zu erhalten: „Meine Gnade genügt dir“ – „mein Angesicht wird mitgehen.“ (2. Mose 33:14) „Ich will, dass du meine Gemeinschaft höher schätzt und dich vertrauensvoller auf mich stützt. Wenn du das lernen kannst, werde ich dir sein wie der auserlesenste Freund und wie jemand, der dir näher steht, als ein Bruder oder eine Mutter, oder als irgendein anderer menschlicher Gefährte, den du möglicherweise haben könntest. Ich werde ein Freund sein, der deine Fehler übersieht, und werde dir Kraft in deiner Schwachheit geben. Ich werde dir ein stets gegenwärtiger Helfer in jeder Prüfung sein und werde jede deiner Freuden teilen. Darum verlasse dich ruhig auf mich, ich werde dir Frieden geben und werde dein Schild und dein sehr großer Lohn sein.“

Wir mögen nicht nur ohne Gemeinschaft mit den Gliedern unserer eigenen Familie sein, sondern sie mögen in unserem Dienst für den Herrn sogar unsere Gegner sein. Vom natürlichen Standpunkt aus könnte dies nur zu Beunruhigung des Herzens führen, zu Kummer und Sorgen. Wie gern würde unser Fleisch eine derartige Situation ändern, damit wir wenigstens in unserem eigenen Heim Ruhe und Frieden haben möchten! Aber lasst uns daran denken, dass dies nur eine weitere Situation ist, in welcher der Herr für uns streiten wird, und dass wir unseren Frieden bewahren können. Wir werden finden, dass in dieser wie in jeder anderen Lebenslage Kraft gefunden wird in Stillsein und in Vertrauen – nicht Vertrauen in unsere eigene Fähigkeit, den Gegenstürmen zu widerstehen, sondern Vertrauen darin, dass der Herr fähig ist, seine Gnade gegen uns allezeit und in allem überströmen zu lassen. (2. Korinther 9:8)

Selten erfreut sich der Christ des Friedens, der aus der Ruhe der Verhältnisse und der Umgebung kommt. Gewöhnlich brausen die Lebensstürme mit orkanartiger Heftigkeit zu Wasser und zu Lande. Diese Stürme, welche über die Seele dahinfegen, mögen mancherlei Ursachen haben. Der Krankheitssturm mag unseren Herzensfrieden stören. In solch einem Fall ist das Fleisch schnell bereit zu sagen, dass der Herr uns wahrscheinlich verlassen hat. Der menschliche Sinn ist stets bereit, die Rolle eines „Trösters Hiobs“ zu übernehmen und zu versuchen, uns zu überzeugen, dass der Herr uns seinen Rücken zugekehrt hat. Doch Hiob sagte zu seinen Anklägern mit Bezug auf Gott: „Siehe, er wird mich töten, ich will auf ihn warten.“ (Hiob 13:15)

Unser Vertrauen auf Gott ist auch unter solchen Umständen nicht notwendigerweise ein blindes. Wir wissen, dass wir mit dem Herrn einen Bund über Opfer eingegangen sind – das Opfer des Fleisches. Darum wissen wir, dass unser äußerer Mensch verfallen muss, bevor wir in unser himmlisches Haus eingehen und uns darin erfreuen können. Der Glaube an Gott und an diesen Teil seines Willens und Planes sollte uns darum Frieden geben. Wahrlich, ob es die Prüfung der Krankheit oder eine anders geartete ist, die uns niederdrückt, wir sollten sie als Beweis der Liebe des Herrn annehmen, indem wir uns auf seine Verheißungen verlassen, für alle unsere Bedürfnisse zu sorgen, und indem wir uns seiner gesegneten Zusicherung erfreuen: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht.“

Neue Schöpfungen sicher in Ihm

Als Nachfolger des Meisters, als Neue Schöpfungen in Christo Jesu, sollten wir nie die Tatsache aus dem Auge verlieren, dass des himmlischen Vaters Fürsorge, sein Schutz, seine Kraft, die in unserer Schwachheit vollbracht wird, und der endgültige Sieg, den er uns nach seiner Verheißung durch Christus geben wird, alle von geistigem Charakter sind. Als Neue Schöpfungen bewahrt er uns vor dem Fallen. Es ist die neue Gesinnung, welche in dem verborgenen Ort seiner Liebe wohnt. Er ist ein Fels und eine Burg für den inneren Menschen, der durch die Wohltaten seiner Gnade Tag für Tag erneuert wird.

Da dies wahr ist, sollte es wenig ausmachen, wie es unserem Fleisch ergeht, oder welcher Art unsere natürlichen Lebensverhältnisse sein mögen. Das Einzige, was uns wirklich interessieren sollte, ist – und darüber können wir uns stets freuen –, dass Gott fähig ist, uns als Neue Schöpfungen in seiner bergenden Hand zu halten ohne Rücksicht auf die gegnerischen Kräfte, von denen wir umgeben sein mögen. Er kann vor uns das „Rote Meer“ öffnen, damit wir sicher „aufbrechen [vorangehen]“ können, indem wir seinen Willen tun. Mit seiner Liebe und der Liebe Christi über uns kann uns nichts aus seiner Hand reißen. Paulus war hiervon überzeugt, und wir können es auch sein; und in dieser Gewissheit können wir Frieden haben.

„Wer wird uns scheiden von der Liebe des Christus?“, fragt Paulus. (Römer 8:35)

„Drangsal?“ Nein, Gottes Weisheit hat verordnet, dass wir der Drangsal bedürfen, um uns zu erproben und zu entwickeln.

„Oder Angst?“ Natürlich nicht! Wir erwarten nicht, dass es gemächlich zugeht, während wir auf dem schmalen Pfad wandeln.

„Oder Verfolgung?“ Wieder lautet die Antwort: Nein. Denn wir erinnern uns an die Worte des Meisters, als er von der Glückseligkeit derjenigen sprach, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, und an die Verheißung, dass ihrer das Reich der Himmel ist. (Matthäus 5:10)

„Oder Hungersnot?“ Paulus lernte, Mangel zu erleiden und dabei zufrieden zu sein; und das sollten wir auch.

„Oder Blöße?“ Es mag Zeiten geben, in denen wir wünschen könnten, bessere Kleidung zu tragen; aber wir werden uns daran erinnern, dass es weit besser ist, mit einem sanften und stillen Geist bekleidet zu sein; denn wir könnten die beste Kleidung besitzen und uns dennoch nicht des Friedens und der Ruhe von Herz und Seele erfreuen.

„Oder Gefahr?“ Nein, denn ungeachtet dessen, wie gefährlich die Stürme des Lebens sein mögen, wollen wir uns ruhig auf den Herrn verlassen.

Wie der kleine Vogel, der sein Nest auf einem dünnen Zweig über dem Wasserfall baut, sich nicht fürchtet, so wollen wir daran denken, dass unter uns als Neuen Schöpfungen in Christo Jesu die ewigen Arme göttlicher Fürsorge sind, die uns immer in der Liebe Gottes halten werden.

„Oder Schwert?“ Wir wissen, dass die Feinde der Neuen Schöpfung wütend kämpfen, um uns zu überwinden, unseren Mut und unser Vertrauen zu zerbrechen, uns von der Liebe unseres himmlischen Vaters zu reißen, doch wir wollen uns nicht fürchten. Stattdessen wollen wir – unter dem Schutz der „Waffen des Lichts“ zur Rechten und zur Linken – „aufbrechen [vorangehen]“ im Streit und den Befehlen des Anführers unserer Errettung folgen. Indem wir dies tun, werden wir – wie heftig die Schlacht uns auch umtoben mag – ruhig bleiben, weil wir wissen, dass der Sieg gewiss ist. (Römer 8:37)

„Getötet den ganzen Tag“

Indem er Psalm 44:22 anführt, fährt Paulus fort: „Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir gerechnet worden.“ (Römer 8:36) Wie sehr stimmt dies mit unserem Opferbund überein! Unser Meister, in dessen Fußstapfen wir wandeln, war auch „gleich dem Lamm, welches zur Schlachtung geführt wird“, und welche Ehre ist es für uns, diese Erfahrung mit ihm zu teilen. Weil dies so ist, sollten die Leiden, die sich aus unserem Hineingepflanzt werden, in die Gleichheit seines Todes ergeben, unseren Glauben und unser Vertrauen nur mehren, und unser Friede sollte vermehrt werden, sobald unsere Leiden zunehmen; denn, wie Paulus es ausdrückt: „In diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat.“ (Römer 8:37) „Denn ich bin überzeugt“, fährt der Apostel fort. Er war nicht überzeugt, dass der Herr ihn vor Prüfungen bewahren, noch seine Feinde daran hindern würde, ihn anzugreifen. Nein, er erwartete Drangsal. Er wusste, dass er Härten erleiden musste als ein guter Streiter Jesu Christi. Er wusste, dass Satan ihn bekämpfen und dass er in Feindschaft mit der Welt sein würde. Er wusste, dass er ständig zu kämpfen hat, um seinen Leib niederzuhalten – ich „führe ihn in Knechtschaft“. (1. Korinther 9:27) Er war aber überzeugt, dass in diesem allen der Herr ihm eine immer gegenwärtige Quelle der Kraft sein würde, und in dieser Gewissheit erfreute er sich des Friedens; es war „der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt“. (Philipper 4:7) Paulus führt viele von den Dingen an, welche vom menschlichen Standpunkt aus uns wohl aus der liebenden Hand Gottes reißen könnten, wie z.B. der „Tod“. Der Tod ist der Welt größter Feind, einer, der den Frieden jeder Familie stört, wo er zuschlägt. Aber uns ist der Sieg über den Tod zugesichert, und er kann uns gewiss nicht von der Liebe Gottes trennen. Nicht, dass uns, der Tod erspart bleibt, denn tatsächlich verlangt unser Bund mit dem Herrn den Tod. Wir sterben mit Christus – den Opfertod. Ja, „als Sterbende, und siehe wir leben“. (2. Korinther 6:9) Wir sind auferweckt worden, um in Neuheit des Lebens in Christo zu wandeln, und in dieser Gunststellung göttlicher Liebe kann uns nichts Böses zustoßen.

„Noch Leben“. Eine der größten Gefahren für die Neue Schöpfung ist ein Überfluss an materiellen Gütern – Gesundheit, Wohlstand, Freunde usw. Für den natürlichen Menschen bilden diese die Freude des Lebens, oder das „Leben“, wie der Apostel es ausdrückt. Lasst uns jedoch daran denken, dass für uns als Neue Schöpfungen das Leben nicht in dem Überfluss der Dinge besteht, die wir besitzen, und indem wir daran denken, uns eng an den Herrn halten und zu ihm aufblicken, um Kraft zu bekommen, damit die Verlockungen von Behaglichkeit und Überfluss uns nicht aus seiner Hand reißen und wir aus unserer Standhaftigkeit fallen.

„Weder Engel, noch Fürstentümer, noch Gewalten.“ Es sind dies die gefallenen Engel, die „Fürstentümer“, die „Gewalten“ und die „Weltbeherrscher dieser Finsternis“, von denen Paulus in Epheser 6:12 spricht; und die er als unsere furchtbarsten Feinde bezeichnet. Gegen diese ist „unser Kampf“, doch wir brauchen uns nicht zu fürchten, denn der Herr streitet für uns, indem er eine Rüstung vorgesehen hat, die, wenn wir sie anlegen und anbehalten, uns schützt, so dass die „Listen des Teufels“ uns nicht zu schaden vermögen. (Epheser 6:11)

„Weder Gegenwärtiges, noch Zukünftiges.“ Der Herr verhieß durch Moses seinem Volk vor alters, dass wie ihre Tage, so ihre Kraft sein würde. (5. Mose 33:25) Wir wissen, dass der Herr heute für uns streitet, dass er keinem unserer Feinde gestattet, uns zu überwältigen; und wir sollten ihm auch für die Zukunft vertrauen; denn der Apostel versichert uns, dass ebenso wie „Gegenwärtiges“ uns nicht von der Liebe Gottes trennen kann, auch dem „Zukünftigen“ nicht gestattet sein wird, dies zu tun. Welch eine Verheißung, und wie köstlich ist der Friede, welcher sich daraus ergibt, wenn wir uns in Vertrauen auf sie stützen!

„Weder Höhe, noch Tiefe“ – das heißt Erhöhung oder Erniedrigung. Jedes dieser Extreme könnte uns leicht von der göttlichen Liebe trennen. Erhöhung, entweder im Dienste des Herrn, oder im Geschäft, oder unter unseren Freunden, könnte für die Neue Schöpfung gefährlich sein, aber nicht, wenn wir daran denken, wer wir sind, und an den herrlichen Preis der Hohen Berufung, nach welchem wir laufen. Der Schutz des Herrn gegen diese Gefahr könnte sehr wohl darin bestehen, dass wir mit seiner Zulassung die „Tiefe“ erleben – das heißt gedemütigt werden durch Schicksalsschläge dieser oder jener Art, damit wir erkennen mögen, dass es ohne Rücksicht auf unsere Stellung im Leben mit seiner Zulassung geschieht, und dass er nichts verhindern wird, was für uns als Neue Schöpfungen wirklich gut ist.

„Noch irgendein anderes Geschöpf.“ Paulus gibt uns einen sehr vollständigen Querschnitt christlicher Erfahrung; doch für den Fall, dass er einen oder mehrere der Einflüsse – der „Geschöpfe“, welche gegen unsere neue Gesinnung ankämpfen, mit dem Bemühen, uns von dem Herrn zu trennen und unseren Frieden in ihm zu stören – übersehen hat, macht er diese allgemeine Feststellung, um uns zu versichern, dass für Gott nichts zu gering oder zu groß ist, um in Betracht gezogen zu werden, wenn er den Schutz seiner gewaltigen Macht über uns ausbreitet. Darum können wir ganz gewiss versichert sein, dass nichts „uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserem Herrn“. Hierauf vertrauend, können wir Frieden haben.

„Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer (ist) wider uns?“ Ja, er IST für uns, und weil er für uns streitet, können wir Frieden haben – den „Frieden Gottes, der allen [menschlichen] Verstand übersteigt“. (Römer 8:31; Philipper 4:7) Dieser Friede ist es, der unsere Herzen und Sinne bewahrt in Christo Jesu, unserem Herrn.

Der Friede Gottes ist derselbe Friede, welchen Gott besitzt, der Friede, der aus seinem Wissen kommt, dass nichts in seinem ganzen weiten Universum geschehen kann, außer, was er will oder zulässt. Er ist weder besorgt über die Gegenwart noch ängstlich wegen der Zukunft; und sein Friede kann der unsrige sein, denn als Glieder seiner Familie hat er uns versichert, dass alle die glorreichen Eigenschaften seines Charakters herangezogen werden zu unserem Schutz und zur Fürsorge für uns als Neue Schöpfungen in Christo Jesu. In dieser „glückseligen Hoffnung“ (Titus 2:13) können wir „voranschreiten“ auf unserer Wanderung zum himmlischen Kanaan, mit dem unbedingten Vertrauen, dass, wenn wir ihm bei jedem Schritt auf dem Weg gehorchen, keine Drangsalsmeere uns verschlingen können und er auch keinem der Stürme des Lebens gestatten wird, uns zu vernichten. Er hat verheißen, uns zu „führen“, uns zu „erhalten“, uns zu „bewahren“, für uns zu „streiten“ und uns „Kraft“ zu geben.

Was könnten wir noch mehr verlangen? Für uns verbleibt nur noch, in Stillsein und in Vertrauen auf ihn zu harren, indem wir wissen, dass, wessen wir auch immer bedürfen, „er wird handeln“. (Psalm 37:5) Alles, was wir zu tun haben, ist zu „stehen“, im Sinne von nicht furchtsam und aufgeregt sein, wie auch immer die Umstände sein mögen; und wenn er den Befehl gibt „aufzubrechen“, zu gehorchen in dem Bewusstsein, dass er auf dem Weg führen und all denen den Sieg geben wird, die ihr Vertrauen auf ihn setzen.