Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Gottes Mitgefühl mit Seinem Volk

Lesedauer: 9 Minuten

„So spricht der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt und dessen Name der Heilige ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum, und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist, um zu beleben den Geist der Gebeugten und zu beleben das Herz der Zerschlagenen.”

Jesaja 57:15

Jahwe ist der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt. Ehe die Berge hervorgebracht wurden und die Hügel, ehe der Erstgeborene geschaffen wurde, ist Er Gott. Er sagte zu Moses in dem brennenden Dornbusch: „Ich bin, der ich bin.” – 2. Mose 3:14 Unser Gott ist sehr groß, sehr weise, sehr hoch. Nichtsdestoweniger zeigt uns auch die Schrift, daß Er sehr mitfühlend ist. Er ist der Gott der Barmherzigkeit und der Liebe.

Die Stelle, der unser Leittext entnommen ist, sagt uns, daß, wenn Gott die Menschheit nur richten wollte, sie als Resultat dessen gänzlich ausgelöscht würde. Aber Er berücksichtigt alle Tage, daß wir Staub sind, und Er erbarmt sich unser. In dieser Hinsicht unterscheidet Er sich von den Göttern der Heiden, die herrschsüchtig sind, und die anscheinend nach Rache dürsten denen gegenüber, die in ihrer Gewalt sind.

Darüber hinaus, daß Er sehr groß und erhaben ist, ist unser Gott besonders mitfühlend denen gegenüber, die zerbrochenen und zerschlagenen Herzens sind, deren Geist demütig ist, die sich ihrer Unvollkommenheit bewußt sind, die begehren, in Einklang mit Ihm zu kommen und in Heiligkeit zu wandeln. Solchen ist Er stets nahe, um ihren Geist zu beleben und ihnen Kraft zu geben. Er tritt sie nicht in den Staub, wie mancher irdische Machthaber dies seinen Untergebenen gegenüber getan hat, sondern Er steht ihnen auf dem rechten Wege bei und belebt das Herz der Gebeugten. Diese erfahren, daß unser Gott ein Gott des Mitgefühls, der Teilnahme und der Liebe ist, der Wohlgefallen daran hat, ihre Herzen zu beleben und sie in Harmonie mit Ihm zurückzubringen, wenn sie sich leiten lassen wollen.

Derjenige, der in Bezug auf sich selbst entmutigt ist, befindet sich in einer günstigen Verfassung

Es besteht ein Unterschied zwischen einem zerbrochenen und einem zerschlagenen Herzen. Ein Herz ist zerbrochen, wenn es durch Schmerz und Leid niedergebeugt ist; ein Herz ist zerschlagen, wenn es einen stillen, tiefen und beständigen Schmerz wegen Handlungen empfindet, die nicht im Einklang mit der Gerechtigkeit stehen. Ein zerbrochener Wille ist nicht notwendigerweise dasselbe; denn es gibt solche, deren Willen zerbrochen sind, die aber doch dem göttlichen Willen nicht ergeben sind.

Bußfertig zu sein bedeutet, dem göttlichen Willen völlig unterworfen zu sein, und dies schließt eine Veränderung des geistigen Standpunkts zur Sünde ein. Die Verfassung des Entmutigtseins und der Demut ist sehr vorteilhaft, wenn die betreffende Person wirklichen Beistand sucht, sich Gott unterwirft und bereit ist, Seinen Willen zu tun. Der Segen Gottes wird dann sicherlich nicht ausbleiben, denn Gott ist allen denen sehr nahe, die zerbrochenen Herzens sind. Der Weg zu einer völligen Weihung würde für denjenigen, der sich in einer solchen Herzensstellung befindet, sehr kurz sein.

Wenn diejenigen, die zerschlagenen Herzens sind, sich dem Herrn unterwerfen, so wird Er sie aus ihren Schwierigkeiten befreien und sie „herausführen ins Weite”, wie der Prophet David sagt. – Psalm 18:19 Dies bedeutet nicht notwendigerweise, daß Gott sie aus irdischen – z. B. finanziellen – Schwierigkeiten befreien wird; es bedeutet vielmehr, daß Er ihnen Frieden und Ruhe geben wird – Gaben, die besser sind als Geld. Wenn sie Schwierigkeiten in der Familie haben, so werden sie in dem Herrn einen erhabenen Freund finden, der fähig und bereit ist, ihnen Trost und Erfrischung darzureichen.

Er tröstet die Müden in all ihrem Leid,
verbindet die Wunden, bringt Frieden und Freud!

Die Befreiungsweise des Herrn

Die Bibel versichert uns: „Da ist kein Gerechter, auch nicht einer.” – Römer 3:10 Jedoch gibt es eine relative Gerechtigkeit, die Gott anzuerkennen vermag. Diejenigen, die nach ihrem besten Können mit Ihm in Harmonie zu kommen suchen, die in den Wegen der Gerechtigkeit wandeln und gleichzeitig ihr Vertrauen auf das kostbare Blut des Erlösers setzen, werden als Gerechte bezeichnet. Von solchen heißt es: „Glückselig, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.” – Matthäus 5:6

Diese Klasse wird allerdings Anfechtungen erfahren. Die Schrift sagt uns, daß alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, verfolgt werden. – Apostelgeschichte 14:22, 2. Timotheus 3:12 und Römer 5:3 – 5 Der Grund, warum sich dies so verhält, liegt darin, daß die Welt in der der Gerechtigkeit entgegengesetzten Richtung geht, nämlich auf dem Wege der Selbstsucht und der Befriedigung des Fleisches. Wir lesen: „Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.” – 1. Johannes 2:15 Dies trifft besonders in diesem Evangelium-Zeitalter zu, in dem manche in den Fußstapfen des Meisters wandeln. Es traf aber auch in dem Jüdischen Zeitalter zu, da einige suchten, auf dem Wege der Gerechtigkeit zu wandeln. Der Herr befreite sie aus ihren Anfechtungen nicht dadurch, daß Er sie vor den Prüfungen schützte, sondern dadurch, daß Er es nicht zuließ, daß sie von ihren Schwierigkeiten überwunden wurden.

Die alttestamentlichen Überwinder hatten eine hohe Wertschätzung für die göttliche Gnade, sie bildete ihren Lebensmittelpunkt; und sie erduldeten den Raub ihrer Güter mit Freuden, damit sie in dieser Gunst blieben und hernach größere Segnungen empfingen. Gott befreite sie aus ihren Prüfungen und Schwierigkeiten, indem Er nicht zuließ, daß sie von denselbsen überwunden wurden. Dies traf auch auf unseren Herrn zu, und es trifft ebenso auch auf die Kirche zu. Gott befreit uns aus unseren Prüfungen und Schwierigkeiten, so daß unser Geist nicht auf dieselbe Weise bedrückt wird, wie es bei anderen Menschen der Fall ist. Er wird uns in unseren Erfahrungen stützen und schützen und wird uns schließlich dadurch befreien, daß Er uns einen Anteil an der ersten Auferstehung gibt.

Diejenigen, die Gott in diesem Evangelium-Zeitalter zu Söhnen angenommen hat, sind in besonderer Weise den Prüfungen und Schwierigkeiten ausgesetzt. Sollten sie fallen, so gibt ihnen die Tatsache, daß sie gestrauchelt sind, nicht das Gefühl, als gingen sie in die Sünde zurück, wenn ihre Herzen in einer rechten Stellung sind. Sie werden im Gegenteil die Empfindung haben, wie Petrus sie hatte, der, als andere strauchelten, sagt: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens.” – Johannes 6:68 Das wahre Volk Gottes begehrt nicht, zu einem anderen als zu Ihm zu gehen. Wenn Gottes Kinder straucheln, so werden sie wieder aufgerichtet; sie bedienen sich Seiner Vorkehrungen zur Vergebung und schreiten vorwärts. Durch ihr Straucheln werden sie sich ihrer eigenen Schwachheit bewußt, und sie stärken sich danach, damit sie stark werden in dem Herrn und in der Macht Seiner Stärke – Epheser 6:10

Ein gerechter Mensch wird nicht in Sünde fallen. Er könnte schlimmsten Falles straucheln. Es gibt verschiedene Ursachen des Strauchelns. Aber wenn das Herz in der rechten Verfassung ist, so wird der Mensch wieder aufstehen; denn Gott wird ihm zeigen, daß er einen Fehler gemacht hat und wird ihm den Weg weisen, auf dem er wieder hergestellt werden kann. Wenn er die Gerechtigkeit liebt, so wird er wünschen, sich auszustrecken nach dem, was gerecht ist und was Gottes Billigung hat, selbst wenn er wiederholt straucheln sollte. – Psalm 37:23 – 24 und Sprüche 24:16

Der Beweis der Gunst bei Gott

Soweit es unser menschliches Leben betrifft, sind wir durch den Sündenfall verloren. Es ist für uns daher angemessen, sehr demütig zu sein und unsere eigene Nichtigkeit und unseren gefallenen Zustand zu fühlen. Es ist für uns angemessen, sehr zerschlagen zu sein und uns von der Sünde abzuwenden, fühlend, daß die Sünde das große Verderben ist, das auf dem ganzen Geschlecht lastet, und daß Gott mit nichts übereinstimmen kann, was nicht gerecht und heilig ist.

Daher müssen alle, die in Harmonie mit Gott sein möchten, angesichts ihrer eigenen Unzulänglichkeiten bußfertig sein; und sie müssen Seine erhabenen Maßstäbe, Seine heiligen Maßstäbe, wertschätzen. Er hingegen tut ihnen kund, daß Er ihnen Sein Mitgefühl und Seine Hilfe zuwendet. Er schätzt die Geistesverfassung, in der sie sind; und daher ist Er, wie unser Leittext uns sagt, bereit, den Geist der Demütigen und Gebeugten zu beleben. Er wird ihnen Sein Heil zeigen, aber nur ihnen allein.

Nur die demütig Gesinnten vermögen ihre eigene Verfassung zu beurteilen. Gott wird nicht nur ihren Geist beleben, sondern Er ist bereit, sie emporzuheben und sie zu Seinen Söhnen zu machen, sowie, sie zu segnen. Es sind dies die Gedanken Seines Herzens gegenüber den Demütigen und Zerschlagenen in der gegenwärtigen Zeit, und Er hat stets diesen Geist den Demütigen und Zerschlagenen gegenüber bekundet. Während der ganzen Regierung Christi wird diese demütige Klasse Seiner Gunst und Seines Segens gewiß sein. Nur die Demütigen und Zerschlagenen haben die Gelegenheit, Miterben mit unserem Herrn zu werden.

Gott widersteht den Hochmütigen. Den Demütigen gibt Er Gnade und Er öffnet ihnen die Augen ihres Verständnisses. Sie werden Seine Kinder, weil sie sich in einer Verfassung befinden, in der sie Seine Segnungen aufnehmen und durch Seine Unterweisung geleitet werden können. Dies gilt nicht nur für die Gegenwart, sondern es wird auch im nächsten Zeitalter Anwendung finden. „Ziehet, ziehet durch die Tore, bereitet den Weg des Volkes; bahnt, bahnt die Straße; reiniget sie von Steinen; erhebet ein Panier über die Völker!” – Jesaja 62:10 Diese Worte deuten alle auf die Vorbereitungen für das heranbrechende Zeitalter hin. Für die Stolzen, sowie für die Hochmütigen oder Selbstbewußten werden keine Vorkehrungen getroffen, sondern nur für die Niedriggesinnten.

Wenn aber Gott die Segnungen nur für die Demütigen in Bereitschaft hält, und wenn die Demütigen in der gegenwärtigen Zeit gering an Zahl sind, wie steht es dann um die übrigen Menschen? Gott läßt es jetzt zu, daß sich bei den Menschen ein demütigender Einfluß geltend macht, der sie Demut lehrt und sie zur Zerbrochenheit des Herzens führen sollte. Aber dies wird in weit größerem Maße im nächsten Zeitalter der Fall sein. „Wenn deine Gerichte die Erde treffen, so lernen Gerechtigkeit die Bewohner des Erdkreises.” – Jesaja 26:9 Alle Segnungen fallen den Zerschlagenen und Demütigen zu. Und dies wird so augenfällig vor den Menschen sein, daß es allen erkennbar sein wird, daß ein Wechsel stattgefunden hat.

Jetzt werden die Demütigen und Zerschlagenen niedergetreten. Jetzt sind die Stolzen glücklich. „So preisen wir nun die Übermütigen glücklich; nicht nur sind die Täter der Gesetzlosigkeit aufgebaut worden, sondern sie haben auch Gott versucht und sind entronnen.” – Maleachi 3:15 Aber in dem neuen Königreich wird ein jeder, der sich selbst erhöht, erniedrigt werden, und die Demütigen werden erhöht werden. – Lukas 14:11 Gott hat tausend Jahre für die Erziehung Aller vorgesehen. Es mögen zwar tausend Jahre als eine für dieses Werk zu kurze Zeit erscheinen, angesichts der Tatsache, daß während eines Zeitraumes von 6.000 Jahren alles in der verkehrten Richtung gelaufen ist. Aber wir müssen daran denken, daß während der 6.000 Jahre viele Menschen nur eine kurze Zeit gelebt haben und viele in ihrer Kindheit gestorben sind.

In der neuen Ordnung der Dinge wird dies anders sein und alle Menschen werden länger leben. „Dort wird kein Säugling von einigen Tagen und kein Greis mehr sein, der seine Tage nicht erfüllte; denn der Jüngling wird als Hundertjähriger sterben, und der Sünder als Hundertjähriger verflucht werden.” – Jesaja 65:20 „Ich werde das Recht zur Richtschnur machen, und die Gerechtigkeit zum Senkblei. Und der Hagel wird hinwegraffen die Zuflucht der Lüge, und die Wasser werden den Bergungsort wegschwemmen.” – Jesaja 28:17

Und dann werden die Worte in Erfüllung gehen: „Sie werden nicht mehr ein jeder seinen Nächsten und ein jeder seinen Bruder lehren und sprechen: erkennet Jahwe! Denn sie alle werden mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Größten, spricht Jahwe.” – Jeremia 31:34 Der hohe Maßstab, den Gott für Sein Volk hat, wird anerkannt werden. Dann werden alle, die demütig sind und sich in der rechten Herzensverfassung befinden, mit Gott in Harmonie kommen. Alle aber, die sich weigern, mit Gott in Harmonie zu kommen, werden den Lohn der Sünde empfangen: den Zweiten Tod.