Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Eifern mit „Gottes Eifersucht”

Lesedauer: 21 Minuten

Kain und Abel bringen dem Herrn Opfer dar, und der Ewige nimmt das Opfer Abels an, während Er das Opfer Kains verwirft. Kain ergrimmt und fühlt sich seinem Bruder gegenüber zurückgesetzt. Gedanken des Neides und der Eifersucht finden Einlass in sein Herz, und beginnen ihn zu beherrschen. Er verliert die Kontrolle über seine Gefühle, und in einem leidenschaftlichen Moment erschlägt er seinen Bruder.

Dies ist die erste Bluttat in der Menschheitsgeschichte, die aus unbezähmbarer Eifersucht erfolgte, und die zudem unter Brüdern geschah, und es sollen ihr in der Menschheitsgeschichte noch viele weitere nach dem gleichen Motiv folgen.

Wenn wir die Jahrtausende zurückverfolgen, so werden wir die Feststellung machen können, dass Neid und Eifersucht die Geschicke der Menschheit weitgehend beeinflusst haben.
Eifersucht ist eine oft krankhaft leidenschaftliche Gemütsäußerung, die Herzen und Gedanken der Menschen vergiften kann, wenn das Gefühl der Zurücksetzung gegenüber anderen entsteht. Eifersucht im Herzen, in Gedanken und Worten, führt schnell zu Verleumdung, Trennung und Feindschaft. Oft sind Verfolgungen und Kriege aus leidenschaftlichen Worten entstanden, die aus einem eifersüchtigen Herzen kamen.

Das Wort Gottes, das nichts verschweigt, und uns die Menschen zeigt, wie sie wirklich sind und handeln, gibt uns viele Beispiele, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament, in denen Eifersucht eine verderbliche Rolle gespielt haben. Wir wollen einige wenige Beispiele erwähnen.

Mose, den der Ewige dazu auserwählt hatte, Sein Volk Israel aus der Knechtschaft Ägypten herauszuführen, hatte viele Neider unter seinen eigenen Stammesbrüdern, den Leviten. Sie waren eifersüchtig auf Mose, weil dieser sich von allen seinen Stammesbrüdern allein Gott nähern durfte, weil Gott allein mit ihm sprach und ihn dazu auserkoren hatte, dem Volk Seine Aussprüche und Entscheidungen mitzuteilen. Mit leidenschaftlichen Worten der Eifersucht widerstanden sie Mose und Aaron: „Lasst es genug sein, denn die ganze Gemeinde, sie allesamt sind heilig, und Jahwe ist in ihrer Mitte! Und warum erhebt ihr euch über die Versammlung Jahwes?” – 4. Mose 16:3

Gott bestrafte dieses heftige eifersüchtige Aufbegehren der Rotte Korah gegen Mose und Aaron mit dem Tod der Aufrührer, indem sich die Erde auftat und sie verschlang.
Aber dem nicht genug wandten sich auch Aaron und Mirjam gegen Mose, indem sie ihm vorhielten: „Hat der HERR nur etwa mit Mose geredet? Hat er nicht auch mit uns geredet?” – 4. Mose 12:2 Auch hier war Eifersucht im Spiel, und es endete damit, dass Mirjam zur Strafe aussätzig wurde.

Neid und Missgunst herrschten auch unter den Söhnen des Patriarchen Jakob, die auf ihren Bruder Josef eifersüchtig waren. Als Jakob seinem geliebten Sohn vor den anderen bevorzugte, indem er ihm einen besonders schönen Leibrock schenkte, erweckte dies Neid und Eifersucht seiner Brüder. Sie wurden in ihrem Herzen so eifersüchtig auf ihren Bruder, dass „sie ihn hassten und ihn nicht mehr zu grüßen vermochten”. – 1. Mose 37:4 und 5 Ihre leidenschaftliche Abneigung gegen ihren Bruder Josef steigerte sich zu Mordgedanken, die in ihren eifersüchtigen Herzen entstanden, und sie beschlossen ihn bei bei nächster Gelegenheit zu töten.

Saul, der erste gesalbte König Israels, wurde auf den Hirtenjungen David eifersüchtig, als er wahrnahm, dass das Volk diesen mehr ehrte und mit größerem Lob bedachte, als ihn, den König Israels. Als Saul die größere Huldigung der Taten Davids mitanhört, regt sich Eifersucht in seinem Herzen, die in den Worten zum Ausdruck kommt: „Sie haben David Zehntausende gegeben, und mir haben sie die Tausende gegeben; es fehlt ihm nur noch das Königtum.” – 1. Samuel 18:8 Fortan suchte Saul David zu töten.

Die Pharisäer, Schriftgelehrten und Ältesten des Volkes hassten Jesus, weil er aufgrund seiner Wunder und Heilungen, die er unter dem Volk wirkte, in aller Munde war. Ihre Eifersucht war so groß, dass sie danach trachteten, ihn umzubringen. Selbst der römische Statthalter, Pontius Pilatus, der Jesus in Jerusalem verhörte, erkannte dies, als er feststellte, dass „sie ihn aus Neid überliefert hatten”. – Matthäus 27:18

Als später durch die Hände der Apostel viele Zeichen und Wunder unter dem Volk geschahen, wurden der Hohepriester und die Sadduzäer „von Eifersucht erfüllt”, wie wir in dem Bericht des Lukas in der Apostelgeschichte lesen. – Apostelgeschichte 5:17 und 18

Diese wenigen Beispiele mögen uns zeigen, welch einen verheerenden Einfluss Neid und Eifersucht in den Herzen der Menschen auslösen können. Sie vergiften das Herz, von dem die Ausgänge des Lebens sind, wie uns die Schrift sagt. Wir können diese mit Fug und Recht als teuflische Einflüsterungen betrachten, die dem Geist der Liebe entgegengesetzt sind. Eifersucht führt zu Hass, Hass aber führt zum Tod: „Wer seinen Bruder hasst, ist ein Menschenmörder”, sagt die Schrift „und ihr wisst, dass kein Menschenmörder ewiges Leben in sich bleibend hat”. – 1. Johannes 3:15

Satan war neidisch und eifersüchtig auf unseren Herrn Jesus, der dem Himmlischen Vater am nächsten stand und von Ihm am meisten geliebt wurde, und er versuchte sich über die „Sterne Gottes” zu erheben und sich „dem Höchsten gleich zu machen”. Jesus selbst sagte von Satan, dem Urheber und Veranlasser zur Sünde: „Jener war ein Menschenmörder von Anfang an … .” – Johannes 8:44

Die Definition der Eifersucht

Das universale Wörterbuch bezeichnet die Eifersucht als „neidisches Missvergnügen” und als „leidenschaftliche Angst vor Zurücksetzung”. Wenn jemand seinem Nachbarn das größere Auto oder die komfortablere Wohnung missgönnt, oder wie es sich oft im Berufsleben zeigt, dass der eine Kollege dem anderen den beruflichen Erfolg neidet, so liegt hier eine Eifersucht vor, deren Motiv als „neidisches Missvergnügen” bezeichnet werden könnte. Hier überwiegt der Neid als Grundmotiv. Viel extremer und verderblicher erweist sich jedoch oft die Eifersucht im Sinn einer „leidenschaftlichen Angst vor Zurücksetzung”, wie sie oft im partnerschaftlichen Bereich besteht. Entsprechende Eifersuchtsdramen sind in der Kriminalgeschichte wohlbekannt und nicht selten.

In der Bibel finden wir „die leidenschaftliche Angst vor Zurücksetzung” deutlich bei Kain, dessen Opfer gegenüber dem Opfer von Abel vor Gott keine Anerkennung findet. Wir nehmen das gleiche Motiv bei Dathan und Korah und selbst bei Aaron, dem Bruder Mose, wahr, die obschon sie als Leviten bei dem Volk eine Vorzugsstellung innehatten, indem sie Dienste am und im Tempel verrichteten durften, sich Mose gegenüber zurückgesetzt fühlten, der allein in der Gegenwart Gottes erscheinen durfte, und mit dem der Ewige allein sprach. „Leidenschaftliche Angst vor Zurücksetzung” veranlasste die Brüder Josefs zu Mordgedanken gegenüber ihrem Bruder. Auch Saul, der erste König Israels, verspürte diese „leidenschaftliche Angst vor Zurücksetzung” gegenüber David, als er erkannte, dass das Volk Davids Taten größere Beachtung schenkten, als seinen eigenen.

Diese mit Leidenschaft empfundene Angst vor Zurücksetzung offenbart den Charakterzug des Neides und der Selbstsucht. Sie steht im Gegensatz zu der biblischen Aufforderung „einer den anderen höher zu achten als sich selbst”. Leidenschaftliche Angst vor Zurücksetzung und neidisches Missvergnügen entbehren den Charakterzug der Liebe, denn „die Liebe neidet nicht”. – 1. Korinther 13:5 Die Fußnote zu dieser Bibelstelle sagt: „ist nicht eifersüchtig … sie sucht nicht das Ihrige”.

In seinem Brief an die Galater führt der Apostel Paulus unter den „Werken des Fleisches” auch die Eifersucht an. Es ist bezeichnend, dass der Apostel diese im Zusammenhang mit den negativen Charaktereigenschaften von „Feindschaft, Hader, Zorn, Zank, Zwietracht und Neid” bringt. – Galater 5:20 Es könnte der Eindruck entstehen, dass das Grundübel aus dem all diese schlechten Charaktereigenschaften hervorgehen, in der Eifersucht besteht. Neid und Eifersucht führen oft zu übler Nachrede und Verleumdung, die auch als Meuchelmord an dem guten Namen eines Nächsten bezeichnet wird.

Salomo, dem der Schöpfer große Weisheit und Erkenntnis gab, spricht in einem seiner Sprüche über „Grimm, Zorn und Eifersucht”, und man könnte meinen, dass er dabei eine ansteigende Bewertung zu verstehen gibt – vom Schlimmen zum Schlimmsten, wenn er feststellt: „Grimm ist grausam, Zorn ist eine überströmende Flut; wer aber kann bestehen vor der Eifersucht?” – Sprüche 27:4

Bruder Russell kommentiert diese Schriftstelle im Manna vom 5. September wie folgt: „Eifersucht ist eine der größten Feinde, die jeden Christen bedrohen. Sie sollte als ein Feind Gottes und des Menschen und jedes guten Grundsatzes ausgerottet werden, wo immer sie sich zeigt; nach dem Maß, in welchem sie das Herz verunreinigt hat, sei es selbst nur für einen Augenblick, sollte der Geist der Heiligkeit und Liebe zur Hilfe genommen werden. Eifersucht ist nicht nur an sich ein grausames Ungeheuer, sondern ihre giftigen Krallen bringen auch fast mit Sicherheit anderen Schmerz und Verdruss. Für solche, die ihr Einlass gewähren, hat sie nur Leid, und möglicherweise am Ende das Verderben zur Folge. Eifersucht ist Sünde in Gedanken, Bosheit in Gedanken, und ist sehr dazu angetan, schnell zur Sünde in der Tat zu führen. Der einmal mit Eifersucht vergiftete Sinn kann nur mit großer Mühe völlig wieder davon gereinigt werde, so schnell prägt sie sich dem ganzen Wesen ein.”

Der sprachliche Schlüssel

Der Wortbegriff Eifersucht scheint sich aus zwei getrennten Wortbestandteilen zusammenzusetzen, die getrennt voneinander die Worte „Eifer” und „Sucht” ergeben. Anscheinend liegt die sinngebende Bedeutung stärker in dem ersten Wort „Eifer”. Eifer kann sich positiv wie auch negativ auswirken. Jemand kann Eifer zum Guten entwickeln wie auch zum Bösen. Die Eifersucht, die wir bisher betrachtet haben, zeigte sich immer negativ als Feind Gottes und des Menschen, die der Charaktereigenschaft der Liebe entgegensteht.

Das Wort Gottes ist für uns oft voller Überraschungen. So finden wir im Neuen Testament das griechische Wort „zilos”, dass zum einen als „Eifer” und zum anderen auch als „Eifersucht” übersetzt werden kann. Es hängt von dem Zusammenhang und der Grammatik ab, ob es als „Eifer” oder als „Eifersucht” zu übersetzen ist. Und so finden wir das Ursprungswort „zilos” auch im Neuen Testament unterschiedlich wiedergegeben, jeweils nach dem Zusammenhang, in dem es angeführt wird.

Nach der amerikanischen Strong’s Konkordanz ist die Grundbedeutung des Wortes „zilos” in dem Wort „zeo” gegeben, welches „siedend – heiß – glühendheiß” bedeutet, und im übertragenen Sinn auch als „inbrünstig” wiedergegeben werden kann. Wir finden diese Grundbedeutung auch in dem ähnlichen griechischen Wort „zestos”, das in Offenbarung 3:15 Anwendung findet, wo es heißt: „Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest … .”

Mit anderen Worten gesagt wird hier der Kirche von Laodicea vorgeworfen, dass sie lau sei, weder warm noch kalt, vielmehr desinteressiert an der Erkenntnis der Wahrheit und an dem Wahrheitsvolk – anstatt dass sie „siedend”, „inbrünstig”, mit Eifer oder „eifersüchtig” für die geistigen Werte eintrete. Wir wollen dazu auch die Worte des Apostel Paulus betrachten, die er an die Geschwister in Korinth richtet. Wir lesen in 2. Korinther 11:2: „Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer; denn ich habe euch einem Manne verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen.”

Hermann Menge, der in ähnlicher Weise übersetzt, „Denn ich eifere um euch mit göttlichem Eifer”, fügt seiner Übersetzung in Klammern die Worte hinzu: „Ich bin eifersüchtig auf euch mit göttlicher Eifersucht … .”

Eine ähnliche Aussage macht Rienecker in seinem Werk „Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament”, in welchem er mit Bezug auf 2. Korinther 11:2 folgendes feststellt: Zilos = eifern – als Brautwerber für Gott empfindet und handelt er an Seiner statt – darum = eifersüchtig werben.

Die Diaglott-Übersetzung, die Revised Standard, die Linearbibel, King James wie auch Strong’s Konkordanz – alle englische Übersetzungen – sagen mit aller Deutlichkeit: „Ich bin eifersüchtig auf euch mit Gottes Eifersucht … .”

Mit „Gottes Eifersucht”

Was können wir hierzu sagen? Sprach Paulus aus „neidischem Missvergnügen”, das er gegenüber den Brüdern empfand oder veranlasste ihn „leidenschaftliche Angst vor Zurücksetzung” zu dieser Feststellung? Sicherlich weder das eine noch das andere! Wer wollte oder könnte dem Apostel Paulus Neid oder Selbstsucht unterstellen oder eine negative Form von Eifer?

Paulus kämpft leidenschaftlich und inbrünstig um jeden Bruder und jede Schwester, dass er sie Christus als keusche Jungfrauen hinterlassen kann. In diesem Sinn kämpft er eifersüchtig oder mit Eifersucht für sie und gegen jeden Feind, der einen seiner Brüder von der Wahrheit und dem geraden Weg der Nachfolge abziehen möchte.

Eifersüchtig sein – im Sinn von eifersüchtigem Werben – ist positiv zu verstehen, dies ist eine Eifersucht die nicht zerstörerisch wirkt, sondern zum Guten führt. Paulus erklärt, dass er eifersüchtig oder mit größtmöglichem Eifer sein Ziel verfolgt und spricht dabei von „göttlichem Eifer” oder „göttlicher Eifersucht”. Mit dieser Formulierung scheint der Apostel seine „Eifersucht”, die er für das Wohl der Brüder empfindet, gleichsam auf eine höhere Ebene verlegen zu wollen. Er eifert und wirbt nicht mit einer menschlichen, sich in Neid und Missgunst äußernden „Eifersucht”, sondern mit „Gottes Eifersucht”.

Mit Gottes Eifersucht? Wie können wir dies verstehen? Bedeutet es, dass Gott eifersüchtig ist? Sollte der Schöpfer aller Dinge auf irgendetwas eifersüchtig sein, dass Er selbst geschaffen hat? Sollte Er in einem menschlichen Sinn eifersüchtig sein? Wir denken, dass dies unmöglich ist. Aber welche Erklärung finden wir dann?

Wenn wir diesem Gedanken nachgehen, so wollen wir zunächst an Hand der Schrift grundsätzlich festhalten, dass Gott im Gegensatz zum Menschen nicht vom Bösen versucht werden kann. So dürfen wir hier keine menschlichen Maßstäbe anlegen. Wenn wir zum Beispiel von „Gottes Zorn” sprechen, so wissen wir, dass diese Äußerung Gottes nicht ungerecht und im Gegensatz zur Liebe steht, wie dies bei dem Zorn des Menschen der Fall ist, denn Gott ist Liebe, und es ist gar keine Finsternis in Ihm. Gott handelt auf der Grundlage von Gerechtigkeit, die die Grundfeste Seines Thrones ist.

Menschlicher Hass verursacht Leid und bringt Vernichtung und Tod. Gott hasst die Sünde, aber nicht den Sünder, wozu auch wir durch Sein Wort aufgerufen sind. Er hasst das, was ungerechterweise dem Guten entgegensteht. Sein Zorn ist somit gerecht. Denken wir daran, wie unser Herr Jesus im Zorn die Taubenverkäufer und Geldwechsler aus dem Tempelbezirk trieb, wie er im Zorn die Tische umstieß und die Münzen verstreute. Auch dies war ein gerechter Zorn. Und dann heißt es: „Seine Jünger gedachten daran, dass geschrieben steht: „Der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt”.” – Johannes 2:14 – 17

Zurückkommend auf die Worte des Paulus wollen wir feststellen, dass der Apostel hier in einem figürlichen oder bildlichem Sinn spricht, indem er sich in die Rolle eines Brautwerbers versetzt, der mit Eifer oder „eifersüchtig” darüber wacht, dass sich niemand zwischen Braut und Bräutigam drängt. Er wacht mit „inbrünstigem Eifer” darüber, dass sich nicht der Widersacher mit List und Verschlagenheit zwischen die Braut und den geliebten Bräutigam stellt, dass nichts sich zwischen den Herrn Jesus und die Brüder drängt, und dass niemand seinem Gelöbnis mit dem Herrn untreu wird, denn, so sagt der Apostel: „Ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen.”

Bei unserem Nachforschen nach einem schriftgemäßen Beweis für das, was Paulus wohl im Sinn gehabt haben mag, als von der „Eifersucht Gottes” sprach, wollen wir als erste Schriftstelle 2. Mose 20:5 anführen.

„Du sollst dir kein Götterbild machen … Du sollst dich vor ihnen nicht niederwerfen und ihnen nicht dienen. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott … .” In gleicher Weise übersetzen die Zürcher Bibel, Menge (mit Zusatz in Klammern), King James, Strong’’s Konkordanz, Thompsons, Revised Standard.

Wir können als weitere Schriftstelle 2. Mose 34:14 anführen, in welcher es heißt: „Denn du darfst dich vor keinem anderen Gott anbetend niederwerfen; denn der HERR, dessen Name „Eifersüchtig” ist, ist ein eifersüchtiger Gott.” – nach der revidierten Elberfelder Übersetzung von Scofield

In ähnlicher Weise übersetzt die Herder-Übersetzung: „Denn du darfst keinen anderen Gott anbeten! „Eifersüchtiger” ist ja der Name Jahwes, und ein eifersüchtiger Gott ist er.”

Zum weiteren Vergleich wollen wir noch die Zürcher Bibel anführen, die diese Schriftstelle wie folgt übersetzt: „Denn eifersüchtig heißt der HERR, ein eifersüchtiger Gott ist er.”

Die „Eifersucht Gottes”, von der hier und in anderen Schriftstellen die Rede ist, äußert sich darin, dass der Ewige von dem Menschen, den Er begünstigt und mit dem Er ein Bündnis eingegangen ist, völlige Hingabe und Treue verlangt. Dies geht auch aus der berechtigten Forderung hervor, die sich an solche richtet: „Du sollst Gott allein anbeten und ihm allein dienen.”

Das natürliche Israel, das in einer solchen Bündnisbeziehung zu Gott stand, und an das sich diese Forderung richtete, versagte in jeder Beziehung. Die Heilige Schrift betont immer wieder, dass sie Jahwe fortwährend „zur Eifersucht reizten”, indem sie anderen Göttern von Holz und Stein nachgingen, und ihnen die Anbetung erwiesen, die ihrem Schöpfergott gebührte.

In Jeremia 3:13 und 14 lesen wir, wie der Prophet von Gott aufgefordert wird, Israel ihre Abtrünnigkeit vor Augen zu führen, und sie gleichzeitig an ihre enge Beziehung zu ihrem Gott zu erinnern. Und wie wir sehen, spricht der Ewige dennoch liebevoll zu ihnen: „Kehre zurück, Israel, du Abtrünnige, spricht der HERR! Ich will nicht finster auf dich blicken. Denn ich bin gütig, spricht der HERR, ich werde nicht für ewig grollen. Nur erkenne deine Schuld, dass du mit dem HERRN, deinem Gott, gebrochen hast und unter jeden grünen Baum zu den (fremden) Göttern hin und hergelaufen bist. Aber auf meine Stimme habt ihr nicht gehört, spricht der HERR. Kehrt um, ihr abtrünnigen Kinder!”

Die Elberfelder Übersetzung sagt im letzten Teil des Verses: „Kehrt um, ihr abtrünnigen Kinder, denn ich habe mich ja mit euch vermählt.” Und auch die King James – Übersetzung spricht bildlich von einer „Vermählung” der Kinder Israel mit Gott.

Hier wird der Gesetzesbund, unter dem Israel steht, mit einem Ehebund verglichen, der auf einem Gelöbnis gegenseitiger Treue bis in den Tod fußte. Die Kinder Israel hatten diesen Treuebund einseitig gebrochen, als sie „unter jedem grünen Baum zu den Fremden (Göttern) hin und hergelaufen sind”. Trotzdem eiferte Gott um Sein Volk, um es zur Einsicht und zur Rückkehr zu Ihm, ihrem einzigen Gott, zu bewegen.

In Jeremia 31:32 ist noch ein weiteres Mal von dieser Bundesbeziehung zwischen Gott und Seinem Volk Israel die Rede. Es sind die uns allen bekannten Worte, die der Prophet hinsichtlich der Aufrichtung eines Neuen Bundes mit Israel spricht: „Nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern gemacht habe an dem Tag , da ich sie bei der Hand fasste, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen, welchen meinen Bund sie gebrochen haben; und doch hatte ich mich mit ihnen vermählt … .” – Elberfelder Übersetzung

Die figürliche oder bildliche Sprache, die hier verwendet wird, dient dazu, das innige Verhältnis anzuzeigen, das zwischen Gott und Seinem Bündnisvolk besteht. Es ist eine Verbindung bis in den Tod, wie sie zwischen Vermählten besteht, zwischen die sich kein Fremder drängen darf. Gott hatte sich bildlich gesehen mit dem Volk Israel „vermählt”, darum konnte Er keine fremden Götter dulden, die sich zwischen Ihn und Sein Volk drängten.

Während der Himmlische Vater mit „Eifersucht” um Sein Volk Israel bemüht war, ließ es Sein Bündnisvolk an Eifer für Ihn vermissen. Sie strebten vielmehr mit Eifer anderen Göttern nach, die nichts für sie getan hatten und auch nichts tun konnten, weil sie aus der toten Materie von Holz und Stein bestanden. Durch den Propheten Amos lässt der Ewige ihnen sagen: „Habt ihr mir etwa Schlachttiere und Speisopfer vierzig Jahre lang in der Wüste dargebracht, ihr vom Haus Israel?” -Amos 5:25

Es darf bei einer solch innigen Partnerschaft erwartet werden, dass der Eine um den Anderen mit „inbrünstigem Eifer” zum Guten bemüht ist. Die Liebe, die dieser Verbindung zugrunde liegt, erfordert dies.

Verlobung und Vermählung

Wir wollen nun zu dem Bild des „Verlöbnis” zurückkehren, welches der Apostel Paulus in 2. Korinther 11:2 zwischen dem Herrn und der Brautklasse des Evangelium-Zeitalters zu unserer Belehrung anwendet. Um den Gedanken völlig zu verstehen, müssen wir uns in die Zeit des Apostels versetzen, denn zu jener Zeit hatte eine Verlobung nach jüdischem Verständnis eine umfangreicher Bedeutung, als sie es in unseren Tagen hat.

Wenn wir heute von einer „Verlobung” sprechen, so denken wir dabei an ein Versprechen, dass nicht unauflösbar ist. Anders verhält es sich jedoch bei den Juden. Bei ihnen ist die Verlobung schon mit der Heirat verbunden, denn mit der Verlobung treten alle in einem Ehe-Vertrag festgehaltenen Abmachungen in Kraft, die zwischen den Vertretern der Braut und denen des Bräutigams ausgehandelt wurden. Sie sind nun „Vermählte”, auch wenn die Hochzeit zumeist erst ein Jahr später stattfindet.

Für uns, als vorgesehene Glieder der Brautklasse Christi, besitzen diese Vorbilder der Verlobung und Vermählung einen tieferen gegenbildlichen Sinn. Die Heilige Schrift spricht in vielen Bildern von der „Braut” und dem „Bräutigam”, und es ist nicht schwer zu verstehen, dass es sich dabei um die Glieder des Christus und um Jesus Christus handelt.

In diesem biblischen Sinn ist eine „Verlobung” oder eine „Vermählung” als ein unauflöslicher Bund oder ein unauflöslicher Vertrag zu verstehen, der von nun an zwischen beiden Partnern besteht und bis in den Tod seine Gültigkeit behält.

Die Heilige Schrift macht aber auch deutlich, dass die Einstellung hinsichtlich der Tiefe der Liebe und des Eifers nicht bei allen gleich ist, die dieses Bündnis mit dem Bräutigam eingegangen sind. Nicht alle entwickeln den gleichen Eifer für den Herrn, die Brüder und die Wahrheit.

Im Gleichnis von den „klugen und törichten Jungfrauen” kommt dieser Unterschied zum Ausdruck. Jungfrauen waren sie alle, aber nur fünf waren in ihrem Verhalten klug, während die anderen fünf als töricht zu bezeichnen waren. Keine von ihnen brach ihr Verlöbnis mit dem Herrn, aber in ihrem Handeln und in ihrem Eifer für ihn, waren sie nicht so, dass der Bräutigam in ihnen seine Braut erkennen konnte.

Der Eifer der „klugen Jungfrauen” zeigte sich darin, dass sie sorgfältig darauf achteten, dass ja genug Öl in ihren Gefäßen war, so dass ihre Lampen dem Bräutigam entgegen leuchteten, und er sie sogleich als seine Braut erkennen konnte. Öl ist bekanntlich ein Symbol für Heiligen Geist. Dieser Heilige Geist Gottes kann nur dann bleibend in uns sein, wenn wir täglich die Schriften mit viel Eifer untersuchen. Ein Mangel an Eifer würde auch einem Mangel an Liebe für den Herrn und Sein Wort der Wahrheit gleichzusetzen sein. Unser geliebter Herr Jesus ist für uns das alles umfassende Beispiel für einen brennenden Eifer, den Willen des Himmlischen Vater zu tun. Nur von ihm sagte die Schrift prophetisch voraus: „Der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt.” – Johannes 2:17 Dieser Eifer für das Haus Gottes sollte auch unser Opfer verzehren.

Wenn der Apostel Paulus von einer „Eifersucht” spricht, mit der er der „Eifersucht Gottes” entsprechend um uns eifert, so drückt dies eine positive Eifersucht und Fürsorge für die Brüder aus. Es verhält sich hier nicht wie bei den Brüdern Josefs, die auf ihren Bruder eifersüchtig waren.

Wenn uns „Eifersucht” nachgesagt werden sollte, so sollte es in diesem positiven Sinn sein, dass wir mit Eifer uns gegenseitig ermutigen und unterstützen, unsere Berufung und Erwählung fest zu machen.

Aber es genügt nicht nur eifrig zu studieren, um den göttlichen Willen zu erkennen. Denn wenn wir es an Eifer vermissen lassen, die gewonnene Erkenntnis in unserem geweihten Leben einzusetzen, um dem Herrn und Seinem Volk zu diesen, wenn uns die Liebe nicht dazu antreibt, so sind wir wie „ein tönendes Erz geworden oder eine schallende Zimbel”. – 1. Korinther 13:1 Wir werden letztlich danach beurteilt werden, mit welcher Hingabe und welchem Eifer wir uns bemühen, den göttlichen Willen zu erkennen und danach zu handeln.

Wenn unter Geschwistern Eifersüchteleien entstehen und Brüder untereinander streiten, wenn neidische Worte und Blicke gewechselt werden, dann sind wir noch fleischlich und führen die Werke des Fleisches aus. – 1. Korinther 3:3 In diesem Fall haben wir noch nichts gelernt, was uns – die wir nach dem Geist wandeln sollten – von anderen Menschen, die Christus nicht nachfolgen, unterscheidet. Dies ist kein Eifern und keine Eifersucht im göttlichen Sinn, sondern vielmehr Sünde in Gedanken und Worten, die schnell zu Streit, Unfrieden und Trennung führen und der Einheit des Geistes entgegenstehen.

Wir wollen daher alle Anstrengungen machen, unseren Eifer dort einzusetzen, wo er am Platz ist, nämlich gegen die Sünde und die Einflüsterungen des Widersachers anzukämpfen, um Gutes zu bewirken. Wir wollen füreinander eifern und nicht gegeneinander. Wir wollen mit „Gottes Eifersucht” aufeinander achthaben und füreinander wirken, auf dass wir unsere Berufung und Erwählung festmachen, wozu uns der Herr das Verständnis und die Kraft geben möge.