Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Die Gewalt der göttlichen Wahrheit

Lesedauer: 10 Minuten

„Und Jesus sprach: Zum Gericht bin ich in diese Welt gekommen, auf daß die Nichtsehenden sehen, und die Sehenden blind werden.”

Johannes 9:39

Göttliche Wahrheit kommt auf uns zu mit der Autorität ihres Autors aus dem Himmel. Mit der ihrem edlen Wesen eigenen sanften Würde wirkt sie auf den Verstand, das Urteilsvermögen und das Gewissen des Menschen mit ihren Forderungen ein und überläßt es ihm dann, als einem denkenden freien Geschöpf, jene Forderungen anzunehmen oder abzuweisen. Auch Seine treuen Botschafter besitzen jene moralische Kraft aus dem in ihr wohnenden Wert; sie kommen nicht mit lärmender Zurschaustellung oder sogenannten Wundern, derer sich die Mächte der Finsternis bedienen, um Leute einfach aus Neugierde in Satans Falle zu locken. Sie treten auf, erfüllt mit dem Geist ihrer machtvollen Botschaft, dem Geist von Heiligkeit und Wahrheit.

Genau so war unser Herr Jesus, der erste und größte der Botschafter des göttlichen Bundes, heilig, schuldlos, rein und geschieden von den Sündern. Die Propheten waren heilige Männer, die so gesprochen und geschrieben haben, wie sie vom Heiligen Geist angeleitet wurden, und die Apostel waren von Gott auserwählte heilige Männer, beauftragt, von Gott Zeugnis abzulegen. Genauso haben alle, die von Gott berufen sind, die gute Botschaft zu verkündigen, diese Salbung des Geistes Gottes empfangen – Jesaja 61:1 – 3, Lukas 4:16 – 21 -, die sie für ihren Dienst vorbereitete, und die sie brauchten. Ohne diese heilige Salbung wären sie nur ein tönendes Erz und eine schallende Zimbel, ohne göttlichen Auftrag zur Verkündigung Seiner Wahrheit. Zu jedem anderen, der sich ohne göttliche Salbung anmaßt, sich die Aussagen Gottes anzueignen und versucht sie anderen auszulegen „… spricht Gott: Was hast du meine Satzungen herzusagen und meinen Bund in den Mund zu nehmen? Du hast ja die Zucht gehaßt und hinter dich geworfen meine Worte.” – Psalm 50:16 und 17 Nur wer den Geist der Wahrheit in sich trägt, ist von Gott beauftragt, die Wahrheit zu verkündigen. Und nur sie können es tun. Jeder andere, der nicht bereit ist, ihre Durchschlagskraft und Macht in seinem Innern wirken zu lassen und sich dabei vor den Menschen rechtfertigt, wird die Wahrheit verzerren, er wird täuschen und getäuscht werden und die Schrift zum eigenen Schaden verdrehen.

Die göttliche Wahrheit, die aus der reinen Quelle fließt, aus Gott selbst, der nichts als Licht ist und in dem gar keine Dunkelheit ist – 1. Johannes 1:5 -, diese Wahrheit, die uns dargereicht wird in dem dafür vorgesehenen Kanal von Gottes Wort, und die durch Seine Treuen, mit Seinem Geist begabten Diener niedergeschrieben wurde, enthält so viel ethische und logische Kraft, daß sie ihre Autorität unterstreicht und sie mit solchem Nachdruck ausstattet, daß sie die Warnung in sich trägt, wie es heißt: „Sehet nun zu, wie ihr höret.” – Lukas 8:18

Die Botschaft der Wahrheit wurde uns durch unseren Herrn Jesus und seine heiligen Apostel und Propheten übermittelt; wir wurden von Zeit zu Zeit durch die Glieder des gesalbten Leibes, die Gott in der Kirche zu Hirten gemacht und als Lehrer eingesetzt hat, als auf die Speise zur rechten Zeit aufmerksam gemacht, und selbst durch die schwächeren Glieder des Leibes. Schon daraus geht hervor, daß sie nicht Gegenstand für bloße inhaltsleere Gedanken und menschliche Mutmaßungen und Streitthemen ist. Diese Botschaft besteht nicht aus alltäglichen Themen zum leichtsinnigen Umgang durch gleichgültige Hände, nein, sie verkörpert die ewigen Prinzipien von Wahrheit und Gerechtigkeit. Sie ist Gottes Orakel und die Grundsätze Seines heiligen Gesetzes, durch das jeder Mensch für das ewige Leben wert oder unwert beurteilt werden muß. Sie liegt vor uns, ruhig und nachdrücklich, und fordert uns auf, unvoreingenommen, ernsthaft und sorgfältig zu überprüfen, was ihre Ansprüche an uns sind im Hinblick auf eine kommende Gerichtszeit, in der dann diese Prinzipien von Wahrheit und Gerechtigkeit unweigerlich triumphieren werden. Sie vermittelt eine Vorahnung für das Leben zum Leben oder den Tod zum Tod für die Menschen, je nachdem, ob sie ihrer Autorität gegenüber gehorsam oder ungehorsam sind.

Um diese Prinzipien für die Beurteilung aufzurichten und den Menschen bekannt zu machen, und auch um sie vom Urteil des ersten Richterspruchs über das Geschlecht in Eden zu erlösen, ist Jesus in diese Welt gekommen. – Johannes 5:24, 20:30 und 31 Doch diese Bewertung wird, während sie in gewissem Umfang bei jedem Menschen beginnt, sobald er anfängt, die göttlichen Aussagen zu verstehen, für die Welt im allgemeinen als abschließende Entscheidung erst in der für die Beurteilung der Welt festgesetzten Zeit, dem Millennium, getroffen werden. Hat nicht Jesus bei seinem ersten Kommen gesagt: „… ich bin nicht gekommen, auf daß ich die Welt richte, sondern auf daß ich die Welt errette. Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, hat den, der ihn richtet: das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten an dem letzten Tage” – am Tag der schließlichen Abrechnung, dem Millennium oder Gerichtstag. – Johannes 12:46 – 48

Wenn man über diese Aussagen nachdenkt, muß es jedem unsinnig erscheinen, die Autorität der Wahrheit Gottes blind zu ignorieren, an ihr dümmlich herumzupfuschen, sie zu verdrehen oder abzulehnen! Wie dankbar sollten wir wiederum dem Allmächtigen sein für Seine Güte, daß Er uns die Grundsätze Seines Gesetzes und die Offenbarungen Seines Wortes hat erkennen lassen: Durch sie werden wir beurteilt. Wir sollten sehr bedacht darauf sein, daß unser Verständnis jener Grundsätze nüchtern ist und frei von Befangenheit durch menschliche Vorurteile, die uns blind werden lassen für Wahrheiten von solch erhabener Bedeutung. Wie der Psalmist sagt: „Die Rechte Jahwes sind Wahrheit, sie sind gerecht allesamt; sie, die köstlicher sind als Gold und viel gediegenes Gold, und süßer als Honig und Honigseim. Auch wird dein Knecht durch sie belehrt; im Beobachten derselben ist großer Lohn.” – Psalm 19:9 – 11

Die hier angeführte Aussage unseres Herrn hatte sich aufgedrängt durch die Gegensätzlichkeit aus dem Verhalten der Pharisäer und dem Blinden, der das Augenlicht wieder bekam. Das Wunder hat unmißverständlich die Macht Gottes durch Christus kundgetan, und es hat die Tatsache bewiesen, daß der Anspruch des Herrn, der Messias zu sein, zu Recht bestand.

Die Pharisäer verstanden die logische Schlußfolgerung, weil sie die Tatsache der Heilung zugeben mußten. Da sie aber keinesfalls die Autorität eines größeren Lehrers als sie selbst eingestehen konnten, wiesen sie selbst dieses unleugbare Zeugnis von sich und warfen den Mann aus dem Tempel, weil er die Wahrheit bekannte.

Mit diesem Wunder hatte der Herr die grundlegende Wahrheit verkündet, daß Gott bei ihm war, und daß er tatsächlich das war, was er zu sein behauptete, nämlich die Erfüllung des Gesetzes und der Propheten, der lange verheißene Messias. Diese Pharisäer, auch wenn ihnen die Macht dieses Zeugnisses nicht entging, hegten soviel Neid und Haß in ihrem Herzen, daß dies sie blind werden ließ gegen die Wahrheit. Doch das traf auf den jungen Mann nicht zu, an dessen Augen ohne Sehvermögen das Wunder vollbracht worden war. Neid, Haß und der Geist der Rivalität lagen ihm fern, und Erstaunen und Dankbarkeit ließen ihn die logischen Schlußfolgerungen aus dieser wunderbaren Sache ziehen. In dem, was er tat, sehen wir die Schritte hin zu einem gehorsamen, wachsenden Glauben, und was dabei herauskam, war so segensreich und war so anders als der Weg, auf den die Pharisäer führten. Die aus hoffnungsvollem Gehorsam gespeiste Handlung (sicher darauf beruhend, was er schon früher über Jesus gehört hatte), der einfachen Weisung nachzukommen, daß er seine mit Schlamm bestrichenen Augen im Teich von Siloa waschen sollte, wurde belohnt durch augenblicklich sich einstellendes Sehvermögen, wo er doch blind geboren war. Diese Segnung, die er dankbar empfing, vermehrte seinen Glauben. Das Bekenntnis von gehorsamem dankbaren Glauben angesichts der Gegnerschaft zog Verfolgung nach sich und Verfolgung, die lieber erduldet wird, als der Beifall der Menschen für unrechte Äußerungen, das heißt für unterdrückte Überzeugungen und Ungerechtigkeit, brachte die Belohnung einer klaren Erkenntnis über den mit sich, der die Hoffnung Israels und der Welt war. Und nicht nur das, sondern die Erkenntnis, daß Jesus tatsächlich genau der von Gott verheißene und viertausend Jahre lang erwartete Christus war, verband sich bei dem bis dahin Blinden mit der Erfahrung der Freude, daß er durch ihn außerordentlich begünstigt und gesegnet war.

Hier sehen wir den krassen Gegensatz aus einem Geist des Gehorsams seitens des jungen Mannes, der sein Augenlicht erhalten hatte, und dem Geist von Ungehorsam und Auflehnung seitens der Pharisäer. In dem einen Fall wurde die Autorität der Wahrheit verachtet und ihr Licht abgewiesen. Man beließ es lieber bei der Finsternis angesichts der bösen Werke. Im anderen Fall wurde ihre Autorität angenommen und wertgeschätzt, und aus dem segensreichen Zeugnis entstanden die kostbaren Lehren von Glauben, Gehorsam, Dankbarkeit, Demut, Stärke, Liebe und Ehrfurcht. So ließ die selbe Wahrheit den einen erblinden und erleuchtete und segnete den andern. Wie Paulus sagt, ist die Wahrheit immer ein „Wohlgeruch” des Lebens zum Leben oder des Todes zum Tod; und nur wer die Wahrheit in ein gutes und aufrichtiges Herz aufnimmt, wird mit ihren herrlichen Früchten belohnt. – 2. Korinther 2:14 – 16

Daher sollten wir Sorge tragen, wie jemand die frohe Botschaft aufnimmt; er sollte nicht zu denen gehören, die sie in ihr Inneres aufnehmen, wenn es voll Selbstsucht ist oder eine Gesinnung zeigt, die auf leeren Ruhm oder Stolz oder Mangel an Ehrfurcht oder Undankbarkeit gerichtet ist, sonst würde die Verkündigung genauso zur Verblendung führen, wie es bei den Pharisäern war, oder es würde bei ihm jene Hartherzigkeit eintreten wie beim Pharao, der zehn mal auf sich und sein Volk die Plagen des Zornes Gottes heraufbeschwor, die schließlich in der Vernichtung im Roten Meer gipfelten. Wir wollen mit reinem Herzen, mit einem guten und aufrichtigen Herzen und mit Demut das „eingepflanzte Wort”, das uns erretten kann, aufnehmen. – Jakobus 1:21 und 22
Jeder vom Volk des Herrn tut gut daran nicht zu vergessen, daß das jetzige Zeitalter, das jetzige Leben unser Gerichtstag ist. Wir sollten im Auge behalten, daß wir mit jener Klugheit und Aufrichtigkeit leben und bei jeder Gelegenheit angemessen, ernst und uns der Tragweite bewußt sind. Wir sollen auch über Gottes Zeugnis nachdenken, und das mit Ehrfurcht und Demut, die zu guter Erkenntnis verhelfen und uns schützen vor Verblendung. Es würde auch den Menschen im allgemeinen guttun, wenn auch sie daran denken würden, daß „die Augen Gottes … an jedem Orte , schauen auf Böse und auf Gute”, daß „Gott … jedes Werk, es sei gut oder böse, in das Gericht über alles Verborgene bringen” wird, auch, daß „nichts verdeckt , was nicht aufgedeckt, und verborgen, was nicht kundwerden wird”. – Sprüche 15:3, Prediger 12:14 sowie Lukas 12:2 und 3

Dieser Gerichtstag für das geweihte Volk Gottes spielt sich in diesem Leben ab; für die Welt geschieht dies im künftigen Zeitalter. Es gab und gibt jedoch in diesem Zeitlauf ein Gericht einerseits über Israel als Nation, nicht für die einzelnen Menschen, das es verdammt hat zu Blindheit und zu Verwerfung, wobei es für Gottes weitere Gunst als unwürdig befunden wurde. Dies gilt auch für das nominelle geistige Israel, die „Nation” Christenheit, wo Gottes Gericht zu Blindheit und Verwerfung in einer großen Drangsalszeit führt. „Sehet zu, was ihr höret” – Markus 4:24 – die Belehrungen aus Gottes Wort!