Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Die Bundeslade kommt nach Jerusalem

Lesedauer: 10 Minuten

HERR der Heerscharen! Glückselig ist der Mensch, der auf dich vertraut.”

Psalm 84:12

Die besondere Lehre des Ereignisses dieser Lektion ist die Ehrfurcht vor dem Herrn. „Heilig und furchtbar ist sein Name” und „denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen zu Nichtigem ausspricht”. „Gott ist gefürchtet im Kreis der Heiligen, groß ist er und furchtbar über alle, die rings um ihn her sind.”

Als Gott dem Mose im brennenden Busch erschien, um mit ihm zu reden, befahl Er ihm und sagte: „Zieh deine Sandalen von deinen Füßen, denn die Stätte, auf der du stehst, ist heiliger Boden.” So war es auch, als Er auf dem Berg Sinai angesichts des ganzen Volkes Israel erschien umgeben von einer schweren Wolke, daß es große Kundgebungen ehrfurchtgebietender Feierlichkeit gab und besondere Einschränkungen gegen jede respektlose Vertrautheit. Israel wurde auch besonders befohlen Seinem Gesetz und Seinem Heiligtum Ehrfurcht zu erweisen. – Psalm 111:9, 2. Mose 20:7, Psalm 89:7, 2. Mose 3:5, 2. Mose 19:11 – 13 und 3. Mose 19:30

Ehrfurcht wird als ein Gefühl tiefgründigen Respekts definiert, oft vermischt mit ehrfurchtgebietender Größe und Zuneigungen, ein Gefühl von anbetungswürdiger Hingabe, wenn sie Göttliche oder Heilige betrifft; auch das Verhalten, das dadurch zu solchen Gefühlen inspiriert wird. – Psalm 111:10 Dies ist die einzige passende Haltung der Schöpfung gegenüber dem Schöpfer, dem Erhalter, dem Herrn des ganzen Universums. Wenn Er spricht, sollten daher unsere Ohren ehrfürchtig aufmerksam auf Seine Stimme achten und wir jede Kraftanstrengung unternehmen, Seine Forderung zu erfüllen. Unsere Sicherheit, unser Glück und jener Adel des Charakters, der zu Liebe und Dankbarkeit anspornt, die unverzüglich und klugerweise auf die Anweisung und Fortschritte in der Erkenntnis und Weisheit achtgeben, die alle in erster Linie von unserer höchsten Ehrfurcht vor dem Herrn abhängig sind. Und daher wird der Herr in uns jene Entwicklung fördern und kultivieren, kindliche Ehrfurcht, die Seinem Namen gebührt.

Die Bundeslade Gottes war das Symbol für die göttliche Gegenwart in Israel, und als solches war sie der heiligste Gegenstand in der vorbildlichen Stiftshütte. Sie wurde nach göttlicher Anweisung hergestellt wie alles, was zur Stiftshütte gehörte, und ihr Ruheplatz war im Allerheiligsten, wohin zu gehen nur dem Hohepriester, der Jesus, den großen Hohepriester, darstellte, erlaubt war, und das nur einmal im Jahr am Versöhnungstag. Als das Symbol der göttlichen Gegenwart wurde es wie die göttliche Gegenwart vor respektlosen Handlungen beschützt und auch vor der alltäglichen Betrachtung. Nur den Priestern, welche bildlich den Leib Christi darstellen, die Heiligen dieses Zeitalters, war es erlaubt sie zu sehen oder zu berühren. Den Leviten, die alle gerechtfertigte Gläubigen dieses Zeitalters darstellen, wurden ernannt feierlich und ehrfürchtig die Bundeslade zu tragen, wenn die Stiftshütte von einem Ort zum anderen bewegt wurde; sie mußte aber zuerst durch die Priester sorgfältig bedeckt werden, denn sogar die Leviten durften sie nicht anschauen oder berühren. – 4. Mose 4:15 – 20

Vorausgehend dem Ereignis dieser Lektion war die Frömmigkeit auf einem sehr niedrigen Tiefstand in Israel, und viele Jahre war die Bundeslade von ihrem Platz in der Stiftshütte entfernt worden. Wo auch immer die Bundeslade hinkam, ging als das sichtbare Symbol die Macht und Gunst Gottes mit ihr, wie beispielsweise als Israel den Jordan durchquerte auf das trockene Land, und das Wasser sich vor ihnen teilte, sobald die Träger der Bundeslade das Ufer des Flusses erreichten; und wiederum als die Mauern von Jericho vor ihr zusammenstürzten und Israel einen großen Sieg errang. Aber wenn Israel gegen Gott sündigte, begleitete sie keine solche Macht als das Symbol. Es wurde sogar erlaubt, daß die Bundeslade in die Hände ihrer Feinde fiel, und es wurde den Philistern gestattet die Lade zu erbeuten, während Israel eine große Niederlage erlitt. Aber obwohl Israel so gestraft wurde, erlaubte Gott nicht, daß das heilige Symbol Seiner Gegenwart in den Händen der Nationen verblieb, und die Philister wurden für die Einbehaltung der Bundeslade so lange bestraft, bis sie froh waren, sie wieder Israel zurückzugeben. Bei der Zurücksendung gab es unter ihnen keinen gesalbten Priester noch Leviten, die sie hätten tragen können, so stellten die Philister sie auf einen neuen Wagen, und überließen es den Ochsen ohne einen Treiber ihre eigene Richtung einzuschlagen; und Gott führte sie zurück zum Land Israel, nach Bet-Schemesch. So wurde die Bundeslade Seinem Volk zurückgegeben. Aber das Volk von Bet-Schemesch ignorierte die Beschränkungen des göttlichen Gesetzes hinsichtlich der Bundeslade, vermutlich um in sie hineinzuschauen, und Gott bestrafte sie mit einem großen Gemetzel, in welchem fünfzigtausend und siebzig Menschen umkamen. Auf diese Weise wurden sie belehrt, den Herrn zu fürchten und Seine Gebote zu respektieren; und sie sagten: „Wer vermag vor dem HERRN, diesem heiligen Gott, zu bestehen? Und zu wem soll er [dieses Symbol Seiner Gegenwart] von uns hinaufziehen? Und sie sandten Boten zu den Bewohnern von Kirjat-Jearim … . Und die Männer holten die Lade des HERRN hinauf und brachten sie in das Haus Abinadabs … und heiligten seinen Sohn Eleasar, über der Lade des HERRN zu wachen. Und sie verblieb dort zwanzig Jahre.” – 1. Samuel 6:1 – 21 sowie 7:1 und 2

Des Herrn Handeln mit Israel geschah nach den Richtlinien des Gesetzesbundes, der mit ihnen auf dem Berg Horeb gemacht wurde. Die Lektion für uns, die unter dem Blut des Neuen Bundes sind, ist, daß jene, die von einem Teil von Gottes Bündnissen begünstigt worden sind, anteilsmäßig für verantwortlich gehalten werden. Wir sollen jedoch nicht denken, daß jene fünfzigtausend Menschen in den Zweiten Tod vernichtet wurden, denn die Trübsal Israels war unter seinem Gesetzesbund nur vorbildlich und war keine Entscheidung über das endgültige Schicksal von ihnen allen.

Als David aber schließlich auf dem Thron von ganz Israel saß, beabsichtigte er als den ersten notwendigen Schritt der Wiederherstellung der heiligen Bundeslade, die Lade nach Jerusalem hinaufzubringen, um das Volk als Nation zu der tiefempfundenen und respektvollen Anbetung Gottes zurückzuführen. Er versammelte dreißigtausend Repräsentanten der Nation um so die Wiederherstellung zu einem nationalen Gesetz zu vollziehen und mit dieser Handlung das ganze Volk zu einer Wiederbelebung der Anbetung Gottes aufzurufen.

Die gewählte Methode für die Beförderung der Bundeslade nach Jerusalem wurde jedoch nicht nach der Gesetzesvorschrift ausgeführt, die vorschrieb, daß sie ehrfürchtig von den Leviten getragen werden sollte, sondern nach dem Beispiel der Philister, welche die Lade nach Kirjat-Jearim zurückschickten, handelnd, setzten sie diese auf einen neuen Wagen, der (wahrscheinlich) von Rindern gezogen wurde. Während Gott die Unwissenheit und das Unvermögen der Philister, die nicht Sein Volk waren, duldete, die Forderungen Seines Gesetzes in dieser Angelegenheit einzuhalten, betrachtete Er die Vergeßlichkeit oder Sorglosigkeit von Israel nicht so, sondern gab ihnen eine schwerwiegende Erinnerung Seines Mißfallens. Inmitten der allgemeinen Freude und des Jubels mit Musik und vielen Stimmen und aller Art von Musikinstrumenten schien eine plötzliche Erschütterung des Wagens die Position der Lade in Gefahr zu bringen, so daß Usa seine Hand ausstreckte, um sie zu sichern, und sogleich schlug ihn Gott und er starb.

Dies war eine ernste und sehr notwendige Zurechtweisung. Sie hielt den Umzug auf und wurde von dem König und dem ganzen Volk als eine Zurechtweisung für die ganze Nation verstanden, daß sie außer Acht gelassen hatten, dem Symbol Seiner Gegenwart die gebührende Ehrfurcht zu erweisen. Und die Furcht vor dem Herrn befiel den König und das ganze Volk; die Musik und die Fröhlichkeit verstummten; und die Volksmengen verteilten sich und kehrten nachdenklich in ihre Wohnungen zurück. Und der König, der sich fürchtete, seine Absicht weiter auszuführen, die Lade nach Jerusalem hineinzubringen, wandte sich ab und ließ sie in das Haus des Obed-Edom tragen, einen Leviten, der sie zweifellos ehrfürchtig empfing; denn wir lesen, daß in Folge dessen: „der HERR das Haus Obed-Edoms und alles, was er hatte, segnete”. – 1. Chronik 13:13 und 14

Dort blieb die Bundeslade für drei Monate, während König David, der für den Herrn eifernd bestrebt war, das Volk zu einer engeren Beachtung Seiner Anbetung zu führen, im Stillen die Lektion dieser merkwürdigen Vorsehung lernte. Und es wurde David berichtet: „Der HERR hat das Haus Obed-Edoms und alles, was ihm [gehört], gesegnet wegen der Lade Gottes.” – 2. Samuel 6:12 Danach konnte David die Lektion klar deuten und er beendete sogleich die Durchführung seiner ursprünglichen Absicht, die Lade in die wichtigste, hauptsächlichste Stadt hinaufzubringen, um ihr den hauptsächlichen Ehrenplatz in der ganzen Nation zu geben, wie er zuvor beabsichtigt hatte, und rief wiederum die Repräsentanten des ganzen Volkes zusammen, damit die Wiederherstellung eine nationale Handlung sein möge und zu einer großen nationalen Wiederbelebung der Religion führen möge. Aber diesmal würde er dafür sorgen, daß das Symbol der göttlichen Gegenwart gemäß den göttlichen Anweisungen ehrfurchtsvoll getragen werden würde.

„Und David machte sich Häuser in der Stadt Davids, und er richtete eine Stätte für die Lade Gottes her und schlug ein Zelt für sie auf. Damals sagte David: Die Lade Gottes soll niemand tragen außer den Leviten; denn sie hat der HERR erwählt, die Lade des HERRN zu tragen und seinen Dienst zu verrichten auf ewig … Denn weil beim ersten Mal nicht ihr [es getan habt], machte der Herr, unser Gott, einen Riß unter uns, weil wir ihn nicht nach der Vorschrift gesucht haben. Da heiligten sich die Priester und die Leviten, um die Lade des HERRN, des Gottes Israels, heraufzubringen. Und die Söhne der Leviten trugen die Lade Gottes auf ihren Schultern, wobei die Tragstangen auf ihnen [lagen] wie Mose es geboten hatte nach dem Wort des HERRN … Und ganz Israel brachte die Lade des Bundes des HERRN hinauf mit Jauchzen und Hörnerschall und mit Trompeten und mit Zimbeln, musizierend mit Harfen und Zithern.” – 1. Chronik 15:1 und 2, 13 – 15 und 28

„Und es geschah, wenn die Träger der Lade des HERRN sechs Schritte gegangen waren, opferte er einen Stier und ein Mastkalb. Und David tanzte mir aller Kraft vor dem HERRN, und David war mit einem leinenen Efod gegürtet. So brachten David und das ganze Haus Israel die Lade des HERRN hinauf mit Jauchzen und mit Hörnerschall.” – 2. Samuel 6:13 – 15

Während Israel so die Ehrfurcht vor dem Herrn gelehrt wurde, gilt die Lektion mit gleicher Kraft der Evangeliumskirche. Es steht uns nicht zu, auch nur ein Jota der Anordnungen Gottes zu ändern. Wir dürfen nicht die Anordnung der Taufe der Gläubigen in ein Besprengen der Kinder umändern noch die Einfachheit des Gedächtnismahls des Herrn oder die Zeit seiner Beachtung, wie dies in dem Verdrängen der Feier des vorbildlichen Passahs zum Ausdruck kommt. Wir haben auch kein Recht, die gerechten Forderungen Seines heiligen Gesetzes abzuschwächen, noch für null und nichtig zu erklären, und die Autorität Seiner Vorschriften und Anordnungen meiden, um den weltlich Gesinnten zu gefallen. Das Gesetz und die Zeugnisse Gottes müssen in gute und ehrenwerte Herzen fallen ohne Rücksicht auf menschliche Philosophien und Spekulationen. Die Ehrfurcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit, und gesegnet ist der Mensch, der auf Ihn vertraut, für den ein „So spricht der Herr” bei jedem Thema das Ende eines jeden Meinungsstreites ist.