Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Der Ruf zum Dienst

Lesedauer: 6 Minuten

Hier bin ich, sende mich

Jesaja 6:8

Im nachstehenden Text geht es um die Betrachtung von Jesajas Vision. Deren Schauplatz war der Tempel in Jerusalem, auch „Das Haus Jahwes” genannt. Doch anstelle des Heiligen, des Allerheiligsten, des Gnadenstuhls, des Schaubrottisches und des goldenen Leuchters war alles anders: Da war ein herrlicher goldener Thron, und auf diesem Thron saß der Herr. An beiden Seiten des Herrn, die göttlichen Wesensmerkmale abbildend, standen die vier Seraphim, während der ganze Tempel mit der Schar von Nachfolgern voll war. Der Raum war erfüllt von überirdischem Licht, und zwei der Seraphim riefen: „Heilig, heilig, heilig ist Jahwe der Heerscharen.” Die beiden auf der anderen Seite antworteten: „… die ganze Erde ist voll seiner Herrlichkeit!” Daraufhin „erbebten die Grundfesten der Schwellen” und ein eintrübender Rauch erfüllte den Tempel und ließ die Glorie matt werden.

Die ganze Erde sei voll seiner Herrlichkeit

Die Bedeutung dieser Vision dürfen wir den Worten Jesu entnehmen. Er bezieht sich direkt darauf. – Johannes 12:41 Indem er die göttliche Verheißung erfüllte, erschien Jesus bei seiner ersten Gegenwart und stellte sich zunächst Israel als sein großer König der Herrlichkeit vor, als den großen Mittler des Neuen Bundes, wie er von Jahwe verheißen war. – Jeremia 31:31 Gott wusste, dass Jesus abgelehnt werden würde; das Angebot bestand trotzdem. Wenn er angenommen worden wäre und dann seine Herrlichkeit und Macht offenbart hätte, dann hätte das bedeutet, dass eine genügende Anzahl aus dem jüdischen Volk ihn herzlich aufgenommen hätte. Sie hätten so die Vollzahl der Brautklasse ausgemacht, um schließlich Teilhaber im geistigen Königreich zu sein. Als Miterben mit dem Messias in seinem herrlichen Königreich hätte Israel allen Segen bekommen. Von da an wäre das Reich aufgerichtet worden und das Volk Israel, das den Messias angenommen hätte, wäre gleich der Segenskanal Gottes für alle Nationen geworden.

Aber als die Stimme ertönte: „die ganze Erde ist voll seiner Herrlichkeit”, offenbarte sich die Unvorbereitetheit der Welt, die Botschaft anzunehmen, durch das Beben der Türpfosten, die Finsternis und das Aufkommen von Rauch über der Herrlichkeit. Die Erfüllung dieser Erscheinung sehen wir darin, dass das jüdische Volk, das die Tür darstellt zu jener Herrlichkeit, nicht in der rechten Verfassung war. Eine neue Tür tut Not, durch die die Herrlichkeit des Königs der Könige zur Welt hinaustreten kann. Der Apostel Paulus erklärt, dass das Beben von etwas, vorbildlich seine mangelnde Festigkeit, seine Beseitigung darstellt, so dass etwas Besseres an seiner Statt aufgerichtet werden kann. Das jüdische Volk wurde aus seiner begünstigten Stellung entfernt, und ein neues Volk, eine neue Tür, ein neuer Kanal für den Kontakt zwischen Gott und den Menschen befindet sich seitdem in Aufrichtung.

„Ihr seid eine heilige Nation”

Kein anderes Volk auf der Erde ist mehr wert befunden worden als Israel, diese hochgeehrte Stellung einzunehmen. Als Folge davon ging Gott dazu über, ein ausschließlich aus Heiligen bestehendes Volk zu bilden. Wie Apostel Petrus erklärt: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, eine heilige Nation.” – 1. Petrus 2:9 Als erstes bildeten die heiligmäßig gesonnenen Juden als Kern dieses neue Volk, geistig gezeugt, vom Himmel. In der Folge ging die Auswahl immer weiter, dieses ganze Evangeliumszeitalter hindurch, und an dessen Ende wird die heilige Nation vollzählig vorhanden sein und die machtvolle Demonstration der ersten Auferstehung erfahren. Dann wird alles bereit sein, und der Ausruf „Heilig, heilig, heilig ist Jahwe der Heerscharen, die ganze Erde ist voll seiner Herrlichkeit!” wird ertönen, und die Welt wird gesegnet werden. Dabei ist für das fleischliche Israel ein herausgehobener Anteil in diesem großen Werk vorgesehen.

In seiner Vision erkannte Jesaja, dass die Erschütterung der Türpfosten und der verdunkelnde Rauch eine Art von Unvorbereitetheit gegenüber der Herrlichkeit des Herrn darstellte, und im Bewusstsein seiner eigenen Unvollkommenheit und der Unvollkommenheit seiner Landsleute klagte er. Ein Schimmer der Herrlichkeit des Herrn beleuchtete seine eigenen Mängel und die seiner Mitmenschen.

So auch war die Wirkung von Jesu Lehren bei allen, die diese Informationen bekamen. Das Gesetz leuchtete heller denn je, und sie stellten fest, dass sie es mehr verletzten als angenommen, nicht nur in Taten, sondern auch in Worten und Gedanken. Die geistig gesonnenen Menschen, repräsentiert in Jesaja, nahmen sich dies zu Herzen, demütigten sich vor dem Herrn und anerkannten, dass sie nicht gerüstet waren, die Lehrer der Welt zu sein, sondern dass das ganze jüdische Volk und alle andern unvollkommen waren, und dass jede denkbare Aussage ihres Mundes unvollkommen sein würde.

Wie Jesajas Lippen mit einer Kohle vom Altar berührt wurden, zeigt, wie die geistig Gesinnten Israels und aller Völker im Evangeliumszeitalter die nötige Segnung für ihre Lippen bekommen haben, und dass sie die göttliche Einladung für sich in Anspruch nehmen: „… eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer.” – Römer 12:1 Diese Aufforderung, die entfacht wurde durch die lebendige Kohle von Gottes Opferaltar, ist viele Jahrhunderte landauf, landab rund um die Welt ertönt. Sie hat nicht nur über die Reinigung von der Sünde aufgeklärt, sondern sie ist ein Dienst für Gott.

„Hier bin ich, sende mich”

Jesaja ist auch im Weiteren ein Vorbild für das heilige Volk. Es war Gottes Wunsch, seine Gnadenbotschaft und die Einladung zum Opfern an alle, die ein hörendes Ohr haben, zu senden. Und die Geheiligten, die Jesaja vorgeschattet hat, haben das ganze Zeitalter hindurch gesagt: „Hier bin ich, sende mich.”

Unsere Lektion zeigt auch, dass die Botschaft dieser Jesaja-Klasse nicht populär sein würde. Wenige würden hören, wenige würden sehen, wenige würden den Segen der Vergebung und der Zeugung mit dem Heiligen Geist annehmen. Der Herr und seine Apostel haben die Dinge so erklärt, und es hat sich bis auf den heutigen Tag so zugetragen.

Darüber sollten wir aber nicht entmutigt sein. Nur die „kleine Herde”, nur die, die reinen Herzens sind, nur die Fußstapfennachfolger Jesu werden diesen Segen bekommen und gerüstet sein, die Königsklasse zu sein, das neue Tor oder die neue Schwelle; sie wird die Verbindung darstellen zwischen dem Heiligen und der Menschenwelt.

Die Erfahrungen Israels dienen als Maß dafür, wann die Kirche ihre Vollzahl erreicht hat und die Herrlichkeit des Herrn auf Israel scheint und durch Israel auf alle Völker, Geschlechter und Sprachen, tausend Jahre lang. Diese Zeitangabe berichtet von der Verwüstung des Landes Israel, davon, wie es letztlich öde wurde und das Volk aus dem Land ging. Im letzten Vers geht es darum, wie schließlich ein Spross aus den Wurzeln hervortreibt, ein heiliger Same, ein heiliges Volk und unter göttlicher Überwaltung emporwächst. Diese Heiligen Israels diesseits des Vorhangs werden die Alttestamentlichen Überwinder sein, die auferweckt werden und als die irdischen Repräsentanten des messianischen Königreichs in ihre Belohnung eintreten. – Hebräer 11:38 – 40, Psalm 148:11 Die Treuen, Aufrichtigen, Heiligen aus den Juden werden sich ihnen anschließen als der Kern oder Beginn der irdischen Phase dieses Königreichs.