Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Das Strafen der Werke der Finsternis

Lesedauer: 7 Minuten

„Ein Spötter ist der Wein, ein Lärmer der Rauschtrank, und jeder, der davon taumelt, ist unweise.”

Sprüche 20:1

Die Begriffe „Licht” und „Finsternis” werden in sinnbildlicher Weise zur Bezeichnung von Wahrheit und Unwahrheit oder von Gerechtigkeit und Sünde gebraucht. So sagt beispielsweise der Apostel Johannes: „Dies ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: daß Gott Licht ist und gar keine Finsternis in ihm ist.” – 1.Johannes 1:5 Und unser Herr selbst sagt: „Ich bin das Licht der Welt”; lasset euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmel ist, verherrlichen.” – Johannes 8:12 und Matthäus 5:16

Im Gegensatz dazu wird Satan als der „Fürst der Finsternis” bezeichnet, während seine Herrschaft der Ungerechtigkeit als das „Reich der Finsternis” und diejenigen, die unter seinem Einfluß stehen, als die „Kinder der Finsternis” bezeichnet werden. Und böse Werke, die dem Herrn und der Gerechtigkeit zuwider sind, werden „Werke der Finsternis” genannt. Dadurch, daß unsere ersten Eltern sündigten, verloren sie die Gemeinschaft mit Gott; und infolge ihres Ungehorsams wurden sie Kinder des Widersachers. Als Jesus auf Erden wandelte, sagte er zu denen, die ihm widersprachen: „Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun.” – Johannes 8:44

Durch den Ungehorsam der ersten Eltern kam das ganze Menschengeschlecht unter den Einfluß der Finsternis der Sünde. Es ist eine Macht der Sünde, des Kummers und des Todes hereingebrochen, die nun schon sechstausend Jahre währt. Indessen haben wir die Verheißung, daß ein glorreicher Morgen kommen wird, nachdem der Messias seine Herrschaft angetreten haben wird und Satan für tausend Jahre gebunden sein wird – wenn „die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen wird mit Heilung in ihren Flügeln”.

Aber dieser Morgen ist noch nicht gekommen; wir besitzen ihn nur im Glauben. Diejenigen, die sich auf diesen glorreichen Morgen beziehen, und die die Kirche bilden, werden bildlicherweise „Licht” genannt. Die Schrift sagt uns, nachdem sie den gegenwärtigen Zustand der Welt geschildert und erklärt hat: „Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völkerschaften”, daß die Bibel ein Licht ist auf dem Pfad des Volkes Gottes, inmitten dieser Finsternis: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und meines Pfades Licht.” – Psalm 119:105 Der Apostel Petrus sagt: „Und so besitzen wir das prophetische Wort befestigt, auf welches zu achten ihr wohl tut (als auf eine Lampe, welche an einem dunklen Orte leuchtet), bis der Tag anbreche.” – 2. Petrus1:19

Das Licht straft die Finsternis

In der gegenwärtigen Zeit sympathisiert die großen Masse der Menschen im allgemeinen mit der Finsternis, in der sie sich befinden – verblendet, berauscht und geknechtet durch Unwissenheit, Aberglaube und Listen des Widersachers. Sie werden in dieser Finsternis geboren und haben sich so an sie gewöhnt, daß sie sich unglücklich fühlen würden, wenn sie plötzlich in das Licht versetzt würden. Es gibt daher nicht viele Lichtträger in der Welt. Es ist wahr, die Statistik gibt an, daß heute mehr als zwei Milliarden Christen auf Erden leben. Aber ach! Die große Mehrzahl zeigt kein Anzeichen dafür, daß sie das wahre Licht gesehen hat; und viele von denen, die das Licht empfangen haben, stellen es so lange unter einen Scheffel, bis es verlöscht.

Wie zu Jesus Zeiten, so gibt es auch heute nur eine verhältnismäßig sehr geringe Zahl von Menschen, die das wahre Licht des Evangeliums Gottes haben – den Heiligen Geist, der ihren Geist und ihre Herzen erleuchtet – und die das Licht auf den Leuchter stellen, so daß es mitten in der Finsternis scheint.

Aber obwohl diese nur in einer sehr kleinen Zahl vorhanden sind, sind sie doch nichtsdestoweniger dem Herrn sehr teuer. Er bezeichnet sie als seine Heiligen, seine Juwelen, usw., und er verheißt ihnen, daß sie bei seinem zweiten Kommen, noch ehe er sein Königreich aufrichtet, um die Welt zu beherrschen, als seine Kleinodien zu ihm versammelt werden sollen jenseits des Vorhangs – daß sie durch die Kraft der Ersten Auferstehung verwandelt werden sollen von der menschlichen- zur göttlichen Natur. Er wird sie nach seiner Verheißung in der Ernte des Evangelium-Zeitalters als seinen wahren „Weizen” in die himmlische Scheune sammeln, indem sie „verwandelt werden in einem Nu, in einem Augenblick”. – 1.Korinther 15:51 und52 „Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in dem Reiche des Vaters.” – Matthäus 13:43

An diese Klasse richtet auch der Apostel die Worte unseres Leittextes. Und es ist dies dieselbe Klasse, an die unser Herr die Worte richtet: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat unserem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.” – Lukas 12:32 Wenn der Vater diese Kleine Herde zu Miterben mit ihrem Erlöser machen und ihr das Königreich geben wird, so wird alles in der Welt anders werden. Zunächst wird der Fürst der Finsternis für tausend Jahre gebunden werden; und dann wird der Fürst des Lichtes hervortreten und alle Finsternis und alle ansteckenden Keime der Sünde, des Kummers, der Unwissenheit und des Aberglaubens zerstreuen.

Die Verantwortlichkeit der Licht-Träger

In unseren Leittext behandelt der Apostel die Verantwortlichkeit dieser Träger des Lichtes. Sie sind in dieser finsteren Welt die Repräsentanten Gottes – die Repräsentanten der Gerechtigkeit, der Weisheit, der Liebe und der Macht Gottes. Zwar sind sie nicht fähig, das glorreiche Licht des Charakters Gottes in der Weise vor den Menschen leuchten zu lassen, daß die große Finsternis der gegenwärtigen Zeit sich zerstreuen würde; aber sie können viel dazu beitragen, daß der Name des Vaters verherrlicht wird; und sie können wenigstens bis zu einem gewissen Grade die dichte Finsternis unterbrechen oder verscheuchen und einigen wenigen eine Art von Zwielicht bringen. Und sie alle haben die Verpflichtung, dieses zu tun.

Es wird von ihnen nicht verlangt, daß sie die Welt bekehren, sondern ihre Aufgabe ist es, eine hinreichende Zahl geeigneter Charaktere aus der Welt heraus zu sammeln, damit die von Gott zuvor bestimmte Kirche (Herauswahl), die „Braut-Klasse”, die Schar der Miterben mit Christo, vollendet werde. Ihre Treue und ihr Eifer in diesem Dienst wird darüber entscheiden, ob sie würdig erachtet werden können, einen Platz in der „Braut-Klasse” einzunehmen, und wie hoch ihre Stellung sein wird. Wir wollen mit Freuden auf das Wort Gottes achten, das uns unsere Verpflichtung zeigt.

Der Apostel ermahnt: „Habet nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, vielmehr aber straft sie auch.” Wie durchgreifend und positiv sind diese Worte, daß wir keine Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken haben sollen! Und noch mehr als das: wir dürfen nicht damit zufrieden sein, daß wir diesen Werken einen negativen Widerstand entgegensetzen, sondern wir werden ermahnt, sie zu strafen. Wie sehr wir auch bemüht sein mögen, zur Erfüllung dieser Forderung viel Weisheit und Sorgfalt anzuwenden – wir werden uns dennoch damit die Feindschaft, die Ungunst und die Mißbilligung vieler zuziehen, die wir lieben, und deren Gunst und Meinung wir begehren. Aber als gute Streiter Jesu Christi müssen wir treu sein. Wer sich des Meisters sowie seiner Worte und seiner Prinzipien der Gerechtigkeit schämt, dessen wird sich auch der Meister schämen, wenn er gekommen sein wird, um sein Königreich aufzurichten, und um mit seinen Knechten abzurechnen.

Offenbar will der Apostel hier nicht sagen, daß wir es so verstehen sollten, alles zu strafen, was mit unserem hohen Stand von Moral, dem Gesetz und dem Willen Gottes nicht in Einklang ist; denn er erwähnt die Dinge, die wir strafen sollen, indem er sagt: „Was heimlich von ihnen geschieht, ist schändlich selbst zu sagen.” Zweifellos hat der Apostel Unreinheit und solche Absichten im Sinn – die das Ausdenken und die Ausführung listiger Streiche und dergleichen beabsichtigen. Wenn wir mit solchen Dingen in nahe Berührung kommen, so müssen wir unsere Mißbilligung darüber zum Ausdruck bringen.

Damit soll indessen nicht gesagt sein, daß wir den Dienst der Verkündigung des Evangeliums verlassen sollen, um den unteren Volksschichten aufzuhelfen. Wir sollten das Übel nicht einmal öffentlich nennen. Der Sinn der Worte ist vielmehr der, daß dieser Wandel mit allen unreinen Werken so sehr im Gegensatz stehen sollte, daß alle, die mit uns in Berührung kommen, erkennen, daß wir mit Jesus gewesen sind und von ihm gelernt haben. Offenbar ist das der Gedanke, den der Apostel in Epheser 5:13 zum Ausdruck bringen wollte. Wir brauchen nicht notwendigerweise anzunehmen, daß die Welt in jede Richtung mit aller Finsternis und Sünde sympathisiert, die in der Welt herrscht. Im Gegenteil, der Apostel sagt in Epheser 5:14, daß einige sich im Schlaf befinden und daher nicht imstande sind, zwischen Licht und Finsternis zu unterscheiden. Einige aus der Welt werden, wenn sie erwachen, sehr froh sein, von Christo und dem wahren Licht zu hören.

Wandelt vorsichtig!

Der Apostel sagt, daß die Nachfolger Jesu angesichts dieser Tatsachen in ihrem Lebenswandel sehr vorsichtig und sorgfältig sein sollten. Sie sollten nicht töricht, sondern weise sein; sie sollten ihre Zeit nicht vertrödeln, sondern gewissenhaft auskaufen – von irdischen Freuden oder Sorgen zurückkaufen – damit sie für den Dienst des Meisters verwendet werden kann -, Im Bewußtsein, daß die Zeiten böse sind, und daß ein jeder, der den guten Kampf für das Licht und gegen die Finsternis der Sünde mit Erfolg kämpfen will, seine ganze Kraft und Energie aufbieten muß. Und um mit aller Kraft kämpfen zu können, ist es notwendig, daß wir eifrig forschen, um zu einer klaren Erkenntnis des Willens Gottes zu gelangen.

Während manche infolge übermäßigen Genusses von Wein trunken sind, sollten wir von einer anderen Art von Wein erfüllt sein, nämlich mit dem Heiligen Geist. Während andere ihre Freude und ihren Trost in dem Genuß berauschender Getränke suchen, sollten wir unsere Freude und unseren Trost darin finden, daß wir mit dem Heiligen Geist erfüllt sind. Wenn wir auf diese Weise geistig erfrischt werden, so werden wir dahin kommen, daß wir Psalmen und Lobgesänge anstimmen – daß wir Gott in unseren Herzen singen, und Ihm danken für seine Gnade in Christo.