Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Das Herz ist wichtiger als der Verstand

Lesedauer: 11 Minuten

„Behüte dein Herz, mehr als alles, was zu bewahren ist!”

Sprüche 4:23

Wir sehen ein, daß unser Verstand zu bewahren ist, und einige von uns mögen zu irgendeiner Zeit geneigt gewesen sein, zu sagen: „Behüte deinen Verstand – in Bezug auf die Lehren Christi – mehr als alles, was zu bewahren ist, und dein Herz wird in Ordnung sein, denn Gott wird es bewahren.” Dies ist jedoch eine Fehlinterpretation. Gott hat die Sache in der richtigen Reihenfolge festgelegt. Wir sind nicht zuständig und verantwortlich, unseren Verstand zu behüten. Wir sind zuständig und verantwortlich, unser Herz zu behüten. Wenn wir fleißig bemüht sind, zu wachen, unsere Herzen vor dem Bösen zu bewahren und in völliger Harmonie mit dem göttlichen Wort und Seinem Geist der Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe zu halten, wird Gott das Übrige tun. Er wird unsere unvollkommenen Denkfähigkeiten leiten, und wir werden Seine Lehren erkennen.

Das Herz zu behüten, bedeutet über un-sere Gefühle zu wachen. Es deutet eine kritische Inspektion aller Motive des Lebens an. Warum sprechen wir? Worin besteht das erwünschte Ziel? Warum tun wir dieses oder jenes? Ist das Motiv ehrenhaft, gerecht und liebenswert? Lieben wir Gerechtigkeit? Hassen wir Ungerechtigkeit? Ist die Liebe Gottes mehr und mehr in unsere Herzen ausgegossen? Nimmt sie im Hinblick auf Gott, auf den Menschen und auf die Geschwister zu? Dies alles beinhaltet zu wachen, „unsere Herzen zu behüten” und es zeigt uns, daß wenn ein selbstsüchtiger Gedanke oder ein Motiv oder ein selbstsüchtiger Wunsch irgendwo lauernd gefunden wird oder sich in unser Handeln oder sich in unseren Worten bemerkbar macht, dies völlig abgelehnt werden muß, damit das Herz lauter und rein bleiben kann. Das Herz zu behüten, bedeutet auch Aktivitäten in Liebe, Wohlwollen und Hilfsbereitschaft zu zeigen und die Kultivierung der Gedanken und Gefühle im Zusammenhang mit dem Göttlichen. Es beinhaltet nicht nur die Reinigung des Herzens, sondern auch die Anreicherung mit den Früchten und Gnaden der Heiligkeit und Liebe, so daß es annehmbar für den Herrn sein kann. Und es ist ebenso sicher, daß Ungerechtigkeit oder Sünde oder Unreinheit, wenn sie zu irgendeinem Maß erlaubt wird, das Herz entsprechend besudelt und unannehmbar für den Herrn macht und dazu führt, von Ihm zurückgewiesen zu werden.

Die Worte „was zu bewahren ist” würden einen Richter an die Tatsache erinnern, daß, wenn ein Fall vor das Gericht gebracht wird, die Geschworenen darauf eindringlich hingewiesen werden, ihre Pflichten mit Blick auf den Streitgegenstand zu erfüllen, damit eine Entscheidung getroffen werden kann. So befinden sich alle vom geweihten Volk Gottes im Gericht. Und diese Entscheidung ist getroffen worden. Sie bedeutet: 1. Leben oder ewiger Tod. 2. gibt es zusätzlich für diejenigen, die das Leben gewinnen, eine weitere Entscheidung, nämlich, ob jenes Leben ewig auf der höchsten Ebene sein soll – der Ebene der göttlichen Natur und Miterbschaft mit Christus – oder auf der niedrigeren geistigen Ebene der Großen Schar – ähnlich der der Engel. Begreifen wir die mit diesem Gericht verbundene Entscheidung, dessen Ausgang so lebenswichtig ist? Wenn wir dies tun, und wenn wir der Erklärung des Herrn Glauben schenken, daß die Entscheidung oder das Ergebnis von unserem Herzenszustand abhängen wird, dann erkennen wir einen Grund, warum wir allen Fleiß anwenden sollten, unsere Herzen rein, zart und liebevoll als eine Kopie des Herzens unseres Herrn zu bewahren.

Als einst unsere Augen des Verständnisses anfingen, geöffnet zu werden, und wir die Länge und Breite und Höhe und Tiefe der göttlichen Liebe erkannten und den wundervollen Plan der Errettung, waren wir geneigt, zu denken, daß die Zahl derjenigen, die verfehlen würden, ewiges Leben entweder in diesem Zeitalter oder dem Millennium zu erlangen, nur eine kleine Zahl ausmachen würde. Wir würden sogar zu der Ansicht der Universalisten gekommen sein, daß alle schließlich gerettet würden, wäre da nicht eine bestimmte Schriftstelle gewesen, die klar zeigte, daß entsprechend der göttlichen Vorkenntnis es einige geben würde, die den Zweiten Tod sterben würden als ein Ergebnis der „Sünde zum Tod”. – „Es gibt Sünde zum Tod; nicht im Hinblick auf diese sage ich, daß er bitten solle.” – 1. Johannes 5:16

Als wir aber mit dem Geist des Herrn zunehmend vertraut wurden, wie er uns in Seinem Wort dargestellt wird, erkannten wir, daß niemandem ewiges Leben garantiert wird, es sei denn, daß er eine bestimmte Charakterentwicklung erlangt, und daß jene Charakterentwicklung nicht nur eine äußerliche Loyalität und Zurückhaltung von der Sünde bedeutet, sondern eine Loyalität des Herzens und der Liebe für Gerechtigkeit und Haß gegenüber der Ungerechtigkeit. Während des Millenniums wird äußerliche Vollkommenheit die Norm sein, schließlich am Ende des Zeitalters wird jedoch die Prüfung in der Entwicklung des Herzens bestehen, die bestimmen wird, wer jenseits ewiges Leben erlangen kann und wer nicht.

Es könnte jetzt gesagt werden, daß die Prüfung des Herzens nur eine solche ist, weil unser gerechtfertigtes und dann in den Tod geweihtes Fleisch nicht die Neue Natur ist, die auf die Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit hoffen kann, sondern nur als ihr unvollkommener Diener oder ihr Werkzeug. Das Herz oder die Neigungen der Neuen Natur müssen loyal gegenüber den höchsten Prinzipien der Gerechtigkeit und Liebe sein, und entsprechend ihrer Entwicklung nach dieser Richtung wird die göttliche Entscheidung über Leben oder Tod – auf irgendeiner oder gar keiner Ebene des Seins getroffen werden. Die Große Schar muß am Ende des Millenniums einen dem Christus ähnlichen Charakter haben, so wie die Kleine Herde und die Wiederherstellungs-Klasse. Wir sollten dies nicht so verstehen, daß es für irgendwelche der Geweihten irgendeine weitere Trübsal oder Erziehung oder Prüfung geben wird, nachdem die gegenwärtige Trübsal beendet ist. Keiner wird sich in einer solchen befinden, weder die Kleine Herde noch die Große Schar, ausgenommen solche, die liebevolle Treue für Gott, die Geschwister und die Prinzipien der Gerechtigkeit zeigen. Alle anderen werden verurteilt und des ewigen Lebens auf irgendeiner Ebene des Seins für unfähig erklärt werden.

Vielleicht könnten weltlich Gesinnte uns sagen, es muß eine große Belastung für dich sein, die dein Leben verdrießlich macht, verpflichtet zu sein, ständig bei jedem Wort und jeder Handlung und jedem Gedanken darüber nachzudenken ob dies recht oder unrecht ist und verpflichtet zu sein, jede Gefühlsregung abzulehnen, die nicht völlig gerecht und liebevoll ist. Wir entgegnen, daß es uns zuerst so erschienen sein könnte, aber der Herr lenkt Sein Volk sanft, gnädig, Schritt für Schritt zu einer Wertschätzung der Prinzipien der Gerechtigkeit und Liebe. Zu erkennen, was der Herr beabsichtigt, hat ständiges Wachstum sowohl in der Gnade als auch der Erkenntnis zur Folge.

Wir sind froh, daß wir das mit unserem Fall verbundene Problem klar erkennen, daß es sich hier um Leben oder Tod handelt. Für uns ist dies der Hauptgesichtspunkt – unsere Berufung und Erwählung fest zu machen, zu ewigem Leben. Selbst wenn wir nur einen flüchtigen Blick auf die wundervollen Dinge erlangen, die Gott für die bereithält, die Ihn lieben, verlieren die irdischen Vergnügen, Freuden, Selbstverleugnungen und Selbstauf-opferungen alle ihr Gewicht und ihre Kraft – und wir kommen allmählich in die Lage, wo wir uns „freuen” des Herrn Willen zu kennen und zu tun, und daß hinsichtlich der geistigen Einstellung, zu der diese göttlichen Vorschriften gegeben wurden, diese für uns nicht schmerzlich, sondern erfreulich sind. Dies bedeutet, daß unsere Gedanken „umgewandelt” worden sind, so daß wir die Dinge, die wir einst liebten, nun hassen, und die Dinge, die wir einst haßten, jetzt lieben. Wir näherten uns dieser Stellung jedoch allmählich. Diejenigen, die jetzt in die gegenwärtige Wahrheit kommen, haben in vieler Hinsicht Vorteile, aber wir müssen uns auch daran erinnern, daß mit der kürzer werdenden Prüfungszeit die Prüfungen auch an Stärke zunehmen.

Leben zum Leben und Tod zum Tod

Über die Situation jener nachdenkend, die durch Glauben errettet worden sind durch die Erkenntnis des Herrn und Seines gnadenreichen Planes, erklärt der Apostel, daß die Botschaft zu einer Botschaft über Leben oder Tod wird. Die Forderung unserer Weihung scheint für einige beschwerlich und belastend zu sein. Sie haben einen Geruch des Todes an sich, der sie abstößt und zum Zweiten Tod führt. Für andere haben die Wege des Herrn und die Erfordernisse Seiner Heiligkeit einen süßen Duft, einen Duft des Lebens, der Erfrischung. Auf solch eine Wertschätzung der göttlichen Güte und des göttlichen Planes weist der Apostel als einen süßen Duft des Lebens hin, der zu der herrlichen Lebensbedingung führt, derer sie teilhaftig werden sollen, in der Auferstehung der Gesegneten.

Der Apostel erkannte, daß die Botschaft, die er predigte, auf die, die geistige Ohren besaßen, die eine oder die andere Auswirkung haben würde. Es würde für sie entweder ein Geruch vom Leben zum Leben oder vom Tod zum Tod sein. Und dann fügt er hinzu: „Und wer ist dazu tüchtig?” – 2. Korinther 2:16 Es gibt eine enorme Beanspruchung der Verantwortung für alle, die der Wahrheit des Herrn dienen. „Und wer ist dazu tüchtig?” Wie kann jeder von uns den Wert der gegenwärtigen Gelegenheiten völlig begreifen? Und wie können jene, die im Namen des Herrn kommen, Seine Botschaft klar erkennen, das Gewicht der anhaftenden Verantwortung?

Wir wollen zusammenfassend feststellen, daß wenn wir unsere Herzen nicht vor dem Sauerteig der Bosheit, der Eifersucht, des Hasses und des Streites schützen, das Ergebnis der Zweite Tod sein wird, und in der Zwischenzeit werden wir sicherlich viel von dem Licht und den geistigen Segnungen verlieren, deren wir uns einst erfreuten. Wenn wir andererseits das erwähnte Böse von uns fernhalten und die Gnaden des Geistes des Herrn – Demut, Sanftmut, Geduld, Langmut, brüderliche Liebe, Liebe anziehen – wird die Entscheidung in unserem Fall das Leben beinhalten, ewiges Leben. Und in der Zwischenzeit, während wir auf unseren „Wechsel” in der Auferstehung warten, wird unsere Erfahrung ein fortwährendes Wachstum in Gnade, in Liebe und in der Erkenntnis der Dinge sein, die frei von unserem Herrn solchen gegeben wurden, die sich in diesem Herzenszustand befinden. Diese werden die Wahrheit kennen, und die Wahrheit wird sie frei machen – nicht mit der Freiheit der Unverbesserlichen, sondern mit der Freiheit der Söhne Gottes – der Freiheit, recht zu tun, der Freiheit, Ungerechtigkeit um der Gerechtigkeit willen zu erleiden, der Freiheit, unser Leben für die Geschwister niederzulegen, und im allgemeinen für die Wahrheit und im Gutestun für alle Menschen, so wie wir die Gelegenheit dazu haben.

Achtet auf euch selbst

Des Apostels Worte an die Ältesten der Kirche zu Ephesus waren zu keiner Zeit passender für das Volk Gottes im allgemeinen, als sie es heute sind. Er sagte ihnen: „Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch als Aufseher eingesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines eigenen [Sohnes]! Ich weiß, daß nach meinem Abschied grausame Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen. Und aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her. Darum wacht und denkt daran, daß ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört habe einen jeden unter Tränen zu ermahnen.” – Apostelgeschichte 20:28 – 31

Die Ältesten sollen überall besonders darauf achten, weil in jeder Trübsal die am meisten Begünstigten und am meisten Bekannten die schwierigsten Verfolgungen und Prüfungen haben. Daher mahnt der Apostel: „Werdet nicht viele Lehrer, meine Brüder, da ihr wißt, daß wir ein schwereres Urteil empfangen werden!” Gleichfalls ermahnen wir alle Ältesten, die im Herzen rein und selbstlos sind, daß sie nichts als Liebe und gute Wünsche für die ganze Menschheit haben, und daß sie mehr und mehr erfüllt werden mit den Früchten und Gnaden des Heiligen Geistes, und auch auf die Herde achten. Erinnere Dich daran, daß die Herde dem Herrn gehört, und du sowohl eine Verantwortung gegenüber dem Herrn hast, als auch gegenüber ihr. Erinnere dich daran, daß du über ihre Seelen (Interessen) wachen sollst, als solcher, der Rechenschaft gegenüber dem großen Haupthirten abzugeben hat. Erinnere dich daran, daß die prinzipielle Sache Liebe in allem ist, und während keine Lehren vernachlässigt werden dürfen gib besonders acht auf die Entwicklung des Geistes des Herrn unter den verschiedenen Gliedern seines Leibes, daß sie so „Speise für die Erbschaft der Heiligen im Licht” werden können und entsprechend dem göttlichen Willen nicht zu stolpern erleiden an diesem bösen Tag, sondern alles getan haben, um völlig in zu Christus stehen, seinem Leib, seinen Gliedern, seinen Mitopferern, seinen Miterben.