Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Wir sollten unsere Kleider rein halten

Lesedauer: 8 Minuten

„Wer überwindet, der wird mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen nicht auslöschen aus dem Buche des Lebens und werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und Seinen Engeln.”

Offenbarung 3:5

Obwohl es Verfolgungen einzelner gegeben hatte, wie in der Apostelgeschichte berichtet wird, so war doch die erste Kirche im Anfang nicht den schwersten Prüfungen ausgesetzt. Als aber die Wahrheit anfing sich auszubreiten, und die Feindschaft nicht nur der Juden, sondern auch der Griechen auf sich zog, fanden Kaiser und Statthalter die Gunst der Massen, wenn sie die Nachfolger Jesu verfolgten. Und soviel wir wissen, wird es in nicht ferner Zukunft wieder genauso sein. Lange Zeit ist die reine Wahrheit den Menschen verborgen geblieben, und Weltlichkeit mit einer Form der Gottseligkeit hatte in einflußreichen Kreisen die Oberhand. Wenn aber die drangsalvollen Zeiten, welche die Schrift für das Ende dieses Zeitalters voraussagt, näher kommen, dann sollten die, welche für das Wort des Zeugnisses des Herrn fest stehen, ohne Zweifel erwarten, unter allerlei Vorwänden zum Sündenbock gemacht zu werden.

Wir werden uns nicht wundern, wenn sich in den kommenden Jahren ein beträchtliches Maß von Verfolgung gegen alle „Kinder des Lichts” entwickelt, welche diesem Licht entsprechend wandeln. Johannes, der geliebte Jünger, stellte in gewissem Grade ein Vorbild der letzten lebenden Glieder der „Kleinen Herde” dar; das war zweifellos die Bedeutung des Ausspruches unseres Herrn: „Wenn ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?” – Johannes 21:22 – 23 Johannes blieb nicht, aber eine Klasse, welche er in gewissem Maße vorschattete, ist geblieben – eine Klasse, welche mit den Augen ihres Verstandes die Visionen und Offenbarungen sieht, welche Johannes in Symbolen, in einer Entzückung, sah.

Es sprechen viele Gründe dafür, daß, während die verschiedenen Botschaften im zweiten und dritten Kapitel der Offenbarung den genannten sieben Kirchen gegeben wurden und auf sie anwendbar sind, sie eine weitere Anwendung auf die ganze Kirche Christi haben, da die Zahl Sieben Vollkommenheit bedeutet und die Reihenfolge verschiedener Epochen in der Geschichte der Kirche repräsentiert. So würde die Kirche zu Ephesus den Zustand der Kirche zur Zeit des Apostels repräsentieren – zur Zeit, als die Botschaften geschrieben wurden; während die Kirche zu Laodicäa die Kirche unserer Zeit repräsentieren würde, am Ende des Evangelium-Zeitalters. Die anderen Kirchen würden dementsprechend verschiedene dazwischen liegende Epochen repräsentieren, zwischen dem Beginn und heute.

Es anders annehmen, hieße diesen sieben verhältnismäßig kleinen Kirchen in Kleinasien mehr Bedeutung zukommen zu lassen, als angemessen wäre, und würde ein Ignorieren anderer Kirchen einschließen, die größer und einflußreicher waren als diese, wie zum Beispiel die Kirchen in Jerusalem, Antiochien, Korinth, Kolossä, Philippi, Thessalonich usw. Auch beziehen sich die Einzelheiten der Botschaft, welche diesen sieben Kirchen gegeben wurde, auf die Erfahrungen der einen Kirche des lebendigen Gottes, über deren Glieder und Zweige der Herr wacht. Und sie und treffen geschichtlich auf diese zu. Den Gedanken, daß die Zahl Sieben Vollkommenheit bedeutet, finden wir in den anderen symbolischen Darstellungen bestätigt – in den sieben goldenen Leuchtern, den sieben Sternen usw.

Die drei ersten Kapitel der Offenbarung enthalten besondere Angaben und allgemeine Ermahnungen, nicht nur für die darin erwähnten lokalen Kirchen, sondern für alle „Überwinder”. Sie beziehen sich nicht nur auf die verschiedenen Epochen in der Geschichte der Kirche als Ganzes, sondern auf verschiedene Klassen in jeder Epoche in der Geschichte der Kirche.

Es ist wichtig, daß wir unsere Kleider unbefleckt erhalten

Die Worte unseres Leittextes, die an die Kirche zu Sardes gerichtet waren, oder an die Epoche der Kirche im allgemeinen, die von Sardes symbolisch dargestellt wurde, werden durch den Zusammenhang erklärt. In dieser Kirche herrschte ein verkehrter Zustand, eine Befleckung. Begangene Übertretungen waren nicht bereut und die Vergebung des Herrn nicht gesucht worden.

Der Zusammenhang zeigt, daß die Mehrzahl der Glieder der Kirche zu Sardes ihre Kleider nicht unbefleckt gehalten hatte. Aber „du hast einige wenige Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben”. In diesen Worten scheint unser Herr den Gedanken mit Nachdruck auszusprechen, daß keiner den Preis der „hohen Berufung” erlangen wird, wenn er seine Kleider nicht unbefleckt vom Fleische erhält. Wer das zu tun verfehlt, wird nicht zur Klasse der Überwinder gehören, welcher dieser kostbare Segen gegeben wird – das ist die Tatsache. Wer ein „Überwinder” sein will, muß in ein weißes Kleid gekleidet sein. Alle, die nicht unablässig ihre Kleider reinhalten, werden ihre Namen ausgelöscht finden. In dieser Beziehung erinnern wir an die Worte desselben Apostels Johannes, daß das Blut Christi uns reinwäscht, nicht nur von den vergangenen Sünden, sondern auch von allen Flecken auf dem Kleide. Er sagt: „Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.” – 1. Johannes 1:7 Es reinigt uns von allen unbeabsichtigten Flecken auf unseren Kleidern. Wer sich dadurch nicht rein hält, wird kein „Überwinder” werden. Nur die Namen derer, die diese Reinigung anwenden, werden nicht ausgelöscht werden.

Was unsere Fähigkeit betrifft, zu unterscheiden, ob wir unsere Kleider reinhalten oder nicht, so kann nur der einzelne selbst wissen, in welchem Maße er sein Verhalten überwacht, seine Gemeinschaft mit dem Herrn aufrechterhalten und täglich die Angelegenheiten des Lebens, die Ereignisse des Tages, geprüft und um Vergebung für Fehltritte und Übertretungen gebeten hat. Wir alle haben Verstand genug, um zu wissen, welche Dinge recht und welche Dinge unrecht sind. Wenn das Unrecht uns nicht sehr unrecht scheint, so würde das andeuten, daß wir in Bezug auf unser Kleid sorglos werden. Als Folge davon würden wir weniger Interesse an der Wahrheit haben; weniger Sorgfalt, unsere Kleider reinzuhalten; weniger Interesse an Gebetsversammlungen usw. Zwischen solchen und dem Herrn würde eine Wolke entstehen, mit Sicherheit würde ein Zustand der Dürre folgen.

Die treuen „Überwinder” wachen und halten ihre Kleider rein. „Sie haben ihre Kleider nicht befleckt”; sie haben sie „von der Welt unbefleckt” erhalten. Sie haben nicht eingewilligt, daß Sünde sie beflecke und vom Herrn trenne, sondern haben schnell das kostbare Blut gesucht und erhalten, um jeden Flecken abzuwaschen. Sie sind so von Herzen wider die Sünde, und es ist ihnen so ernst, ihre Kleider unbefleckt zu erhalten, daß der Widersacher sie nicht ergreifen kann – „der Böse tastet sie nicht an”. Das alles schließt eine völlige Unterwerfung ihres Willens unter den Willen Christi ein. Sie sind „mit ihm gestorben” und könnten daher nicht absichtlich sündigen.

Das kostbare Blut allein kann reinigen

Offenbar war die große Mehrzahl der Menschen in Sardes von der Klasse der großen Schar und bedurfte, „eifrig zu sein und Buße zu tun”; denn sie waren nicht in dem Zustand, den größten Segen zu empfangen, der für sie möglich war. Diese Verhaltensweise ist offenbar nicht nur auf die Kirche in Sardes, sondern auf die Kirche im allgemeinen anwendbar. Die Dinge, welche überwunden werden müssen, sind die Schwierigkeiten des „schmalen Pfades”. Diese Schwierigkeiten machen den Weg schmal – alle Widersprüche unseres Fleisches gegen die Dinge Gottes, der Widerstand der Welt im allgemeinen, und die Schlingen, welche der Widersacher für uns legen mag. Die Liebe für das Ich, für Anerkennung, für weltliches Gedeihen, muß ebensowohl überwunden werden, wie die Liebe für Glaubensbekenntnisse und Theorien, die von Menschen gemacht worden sind.

Wie gnädig ist unseres Gottes Vorsorge, die uns das Kleid darreicht, das alle bereuten Flecken der Vergangenheit bedeckt und ebenso die unabsichtlichen und unwissentlichen Unvollkommenheiten der Gegenwart! Unter dieser Einrichtung ist es dem Volke des Herrn möglich, so sorgfältig zu wandeln, so vorsichtig (bei jedem Schritt ringsum schauend), daß sie ihre Kleider von der Welt unbefleckt erhalten. Aber ach, wie wenige gibt es, wenn überhaupt welche, die immer, in der ganzen Vergangenheit ihres christlichen Lebens, nach diesem hohen Maßstab gelebt haben, der allein die Sicherheit gibt, daß ihre Kleider weiß erhalten werden!

Da jedes Abweichen von der absoluten Reinheit des Herzens einen Flecken auf dem Kleide hinterläßt, so sollten wir mit großem Interesse fragen: gibt es eine Möglichkeit, diese Flecken zu entfernen und mein Kleid wieder weiß zu machen? Gottlob, ja; es gibt einen Weg, um die Flecken und Knitter von unseren Kleidern zu entfernen und sie wieder so weiß und rein zu machen, wie zuerst. Der Flecken-Reiniger ist das kostbare Blut. Wie der Apostel sagt: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und uns von aller Ungerechtigkeit reinigt.”

Laßt uns uns selbst richten

Während all unser Bemühen nicht einen einzigen Flecken entfernen könnte, den das „kostbare Blut” allein entfernen kann, so ist es doch an uns, daß, während wir des Herrn Vergebung und die Reinigung unseres Kleides erfahren, wir uns sofort in Reue züchtigen sollten. Sonst müssen wir erwarten, daß, während der Herr unsere Kleider in Erhörung unserer ernsten Gebete reinigt, er dennoch gewisse Züchtigungen zu unserer Unterweisung in Gerechtigkeit und zur Stärkung unseres Charakters in den schwachen Punkten über uns verhängt. Der Apostel lehrt das, wenn er sagt, „wenn wir uns selbst beurteilten (korrigierten, züchtigten), so würden wir nicht gerichtet (korrigiert, gezüchtigt) von dem Herrn; wenn wir aber von dem Herrn gerichtet werden, so werden wir gezüchtigt, auf daß wir nicht mit der Welt verurteilt werden”. – 1. Korinther 1:31 – 32

Gottes Gnade kann solche nicht zu himmlischer Vollkommenheit zulassen, die nicht Kleider von fleckenloser Gerechtigkeit haben; daher wird uns gezeigt, daß solche, welche nicht für ihre Kleider gesorgt und sie weiß erhalten haben, durch schwere Erfahrungen gehen müssen, ehe sie in irgendeiner Weise Teilhaber himmlischer Gnaden werden können. Diese schweren Erfahrungen werden im Symbol als das Waschen ihrer Kleider in einer großen Drangsal gezeigt. Aber um zu zeigen, daß weder Reue noch Leiden die Kleider reinigen könnten, ist ausdrücklich gesagt, daß die wirksame Kraft für die Reinigung das „Blut des Lammes” ist. Viele werden so gereinigt, geläutert werden; und ihre Kleider, jetzt besudelt von der Berührung mit der Welt, werden von jedem Flecken der Schuld gereinigt werden, wenn sie die Torheit ihres Weges erkennen und reuig zum Herrn kommen und Seine Hilfe in Anspruch nehmen.

Wir freuen uns, daß diese schließlich dem Herrn lobsingen und sich seiner wunderbaren Gnade freuen werden. Aber wir bemerken, daß selbst nachdem ihre Kleider während der Zeit der Drangsal in dem Blute des Lammes weiß gemacht sein werden, sie keine Kronen tragen werden. Nachdem sie endlich überwunden haben, werden ihnen „Palmen” als Sinnbild ihres Sieges durch den Christus gegeben werden; und obwohl sie niemals zu dem lebendigen Tempel gehören können, dessen Haupt Christus ist, wird uns gesagt, daß sie Diener in diesem Tempel sein werden; und obwohl sie niemals auf dem Throne sitzen werden, wird es ihr hohes Vorrecht sein, „vor dem Throne” zu dienen. Große und herrliche Vorrechte werden sie haben – aber sie werden den hohen „Preis” verlieren, den sie für das Linsengericht scheinbarer gegenwärtiger Vorteile verkauft haben, welche sich aber als unbefriedigend erweisen und bittere Folgen bringen. Welche Ermahnung zur Heiligkeit, zu völliger Weihung für Seinen Willen könnte stärker sein?