„Habt acht auf eure Gerechtigkeit, daß ihr sie nicht vor den Menschen übt, um gesehen zu werden.”
Matthäus 6:1
Vielleicht wurde von dem großen Lehrer keine andere Sünde so rundweg und völlig angeprangert wie die Sünde der Scheinheiligkeit. Ihre Gemeinheit wird selbst von solchen, die sie praktizieren, bemerkt und anerkannt. Sie ist Falschheit und Täuschung, das genaue Gegenteil von Rechtschaffenheit und Wahrheit. Egal in welcher Form der Heuchler erscheinen mag, in Zeremonien und Verkleidungen, kann er Gott nicht täuschen. Binnen kurzem kann er sicher sein, daß seine Mißachtung auch gegenüber seinen Mitmenschen offenbar wird. So sicher wie einer unehrenhaft ist, der sich heuchlerisch verhält, ist er der Wahrheit unwürdig – und nicht von der Art, die der Herr jetzt „zieht” und „beruft” zur Gemeinschaft in dem Leib Christi, der auserwählten Kirche. Der Scheinheilige kann daher die Wahrheit nicht erkennen, nicht begreifen. Solche leben auf der Ebene der Unehrlichkeit und in jenem Sinn des Wortes der Ungerechtigkeit oder Unreinheit und der Wahrheit für unwürdig.
Dies bedeutet jedoch nicht, daß alle Heuchler des Zweiten Todes, der Vernichtung, würdig sind. Es bedeutet nur, daß sie nicht würdig sind, einen Platz mit jenen zu bekommen, die jetzt gerufen werden, Miterben mit Christus in seinem Millennium-Königreich zu sein. Gott sei Dank erwies sich alles, was von den dunklen Zeitaltern ausging und die ewige Qual als göttliche Vorsehung für alle betraf, die nicht von der Kleinen Herde waren, als falsch, als gotteslästerliche Falschdarstellung der Liebe und Gerechtigkeit Gottes. Das Millennium-Königreich ist für diesen Zweck des besonderen Handelns mit solchen vorgesehen, die heuchlerisch und anders verwerflich sind. Unter dessen Einschränkungen, Korrekturen, Belohnungen und Strafen können viele von ihnen „Gerechtigkeit lernen”, wie die Schriften uns versichern. – Jesaja 26:9 Es werden nur diejenigen, die sich endgültig nicht ändern wollen, im Zweiten Tod vernichtet werden.
Unser heutiges Studium veranschaulicht verschiedene Formen der Scheinheiligkeit und verurteilt sie alle.
- Gerecht zu handeln vor den Menschen, um von ihnen gesehen zu werden, während dies um der Gerechtigkeit willen hätte geschehen sollen, um mit dem göttlichen Willen in Einklang zu sein. Solche werden keinen Lohn von Gott bekommen, obwohl sie den Lohn, den sie suchen, bekommen oder nicht bekommen mögen, nämlich menschliches Lob von jenen, die sie täuschen. Die Almosen oder andere gerechte Handlungen, die Gott billigen würde, sind die unauffälligen – die nicht um des Lobes der Menschen willen getan werden sollen, sondern prinzipiell aus Liebe für Gott und Seine Gerechtigkeit und aus Liebe oder Mitgefühl für die Mitmenschen. Dies alles sollte so im Stillen getan werden, daß selbst die, die uns im Leben nahe stehen, unsere selbstlose Großzügigkeit nur durch Zufall entdecken mögen.
- Scheinheiligkeit kann in der Form von Religion erscheinen – vorgetäuschter Frömmigkeit, Lobpreisung, Lob, Kirchenbesuch, „Chefsitzen”, Hallelujas, usw.. Es erfreut diese, in religiösen Gewändern zu erscheinen, welche betont auffällig sagen, mein Mantel oder Hut oder Kragen oder Krawatte sagen dir, daß ich besonders heilig bin. Auf den Straßen zu beten ist ausgenommen für unsere Freunde von der Heilsarmee unmodern geworden. Wir sollten aber nicht so verstanden werden, daß es bedeutet, daß alle, die sich besonders kleiden, die zur Kirche gehen, die öffentlich beten, Heuchler sind. Gott bewahre! Wir wollen auch nicht zu verstehen geben, daß dies die Lehre des Sohnes Gottes gewesen wäre. Er lehrte vielmehr, daß diese vermuteten Kundgebungen der Heiligkeit heuchlerisch benutzt werden könnten. Er warnte uns nicht dahingehend, daß wir es unternehmen sollten, jene zu korrigieren, die diesen verurteilten Praktiken ergeben sind, sondern daß wir sie in unserem eigenen Herzen und Leben zu erkennen suchen sollten und in unseren eigenen religiösen Mitgefühlen, daß sie gegenüber Gott aufrichtig sind und nicht gegenüber Menschen. Derjenige, der solche Dinge zur äußerlichen Wirkung auf seine Mitmenschen tut, sollte wissen, daß seine Heuchelei dem Herrn sicherlich bekannt ist, auch wenn diese von seinen Mitmenschen nicht erkannt wird. Er sollte wissen, daß insoweit er einen Segen bekommt, er umso tiefer der göttlichen Ungunst anheimfällt.
Das wahre Gebet sollte sich an den Herrn richten – niemals an die Öffentlichkeit. Individuell zu beten wird von unserem Herrn besonders gelobt. Familiengebet ist auch der Schrift nach angemessen. Gebet in der Kirche ist richtig, weil vermutlich unter solchen, die die Familie des Herrn bilden, dies kein öffentliches Gebet in dem eigentlichen Sinn ist.
Die Gebete des Volkes Gottes sollten einfach sein, ernst, von Herzen. Sie müssen nicht lang sein. Wiederholungen sind unnütz. Der Himmlische Vater weiß besser als wir, welche Dinge wir benötigen. Er wartet darauf, gnädig zu sein – wartet um Segnungen gebeten zu werden. Auf diese Weise pflegt Er in Seinem Volk einen angemessenen Geist der Wertschätzung ihrer Nöte und ihrer Wünsche hinsichtlich der guten Dinge, die Er zu geben willens ist, in der Absicht, daß sie Segnungen im höchsten Sinn und nach höchsten Maß sein können.
Das beispielhafte Gebet
Was im allgemeinen als das „Mustergebet” bezeichnet wird, wurde nur als ein Beispiel gegeben. Wir sollen nach jener Weise beten, aber es ist nicht notwendig, daß dies mit den gleichen Worten geschieht. Die Ordnung des Gebets ist wunderbar. Wie angemessen ist es, dies in der Eröffnung an „Unseren Vater im Himmel” zu richten und den Wunsch auszudrücken, daß der große Name Gottes von allen geheiligt, verehrt und geehrt werde, und auch durch den Bittsteller. Es gilt weiter einen Wunsch auszudrücken, daß der göttliche Wille auf der Erde wie im Himmel vollendet werden möge und die Zuversicht, daß dies nur durch die Aufrichtung von Gottes Königreich kommen kann – durch des Messias’ Millennium-Herrschaft der Gerechtigkeit, die durchgesetzt wird zur Segnung und Aufrichtung der Menschheit und dem Bringen all derjenigen, die willens sind, von den Bedingungen der Sünde und des Todes zu ewigem Leben zu gelangen.
So sollten die Herrlichkeit Gottes und die Verwirklichung des göttlichen Planes die Hauptsache sein, die bedeutenden Dinge in unseren Herzen, wenn wir den Thron der Gnade aufsuchen. Dann können wir uns an unsere eigenen physischen Dinge erinnern und um das Brot des Lebens bitten. Es ist nicht unsere Sache, über die geistige oder zeitliche Speise zu bestimmen, sondern den Geber aller guten Dinge in dem Geist der Unterwerfung unter die göttlichen Anordnungen zu bitten, worin sie auch immer bestehen mögen.
Wir haben nicht die Weisheit, die uns in der Spezifizierung, Konkretisierung unserer Wünsche Gewährleistung geben würde, vielmehr wird sich das rechte geistige Kind des Willens des Vaters und der Vorsehung in all Seinen Vorkehrungen erfreuen.
Wenn gesagt wird, zu beten: „Vergib uns unsere Schuld”, sollten wir darunter nicht die ursprüngliche Sünde verstehen. Jene große Übertretung, die von unserem Vater Adam begangen wurde, die ihn selbst und alle seiner Nachkommen in den Todesfluch miteinbezog, kann nicht ohne Bitte vergeben werden. Für ihre Tilgung hat Gott schon im Voraus Vorsorge getroffen durch den Tod Christi, „des Gerechten für den Ungerechten”.
Wir aber übertreten durch Unvollkommenheiten und Verlockungen, die im Gegensatz zu unseren besseren Vorsätzen und Wünschen stehen. Diese Sünden erfordern Anerkennung und Vergebung. Göttliche Gnade ist froh die Schuld von allen unabsichtlichen Sünden zu vergeben, und sie ihnen als bedeckt zu rechnen, als mit dem kostbaren Blut als Teil der ursprünglichen Sünde. Der Herr wartet darauf, so gnädig zu sein, aber indem Er unsere Segnung und Entwicklung wünscht, fordert Er, daß wir ähnlich zur Vergebung bereit sein sollen gegenüber solchen, mit denen wir zu tun haben. „Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euer Vater eure Vergebungen auch nicht vergeben.” – Matthäus 6:15 Was für einen Ansporn finden wir hier zum Mitleid, zur Großzügigkeit und zur Vergebung!