Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Paulus vor Felix

Lesedauer: 12 Minuten

Apostelgeschichte 24:10-16 und 24-26

„Auch wenn ich wanderte im Tale des Todesschattens, fürchte ich nichts Übles, denn du bist bei mir … .”

Psalm 25:4

Fünf Tage nach Paulus’ Ankunft als Gefangener in Cesarea erschien auch der Hohepriester Ananias in Begleitung eines Rechtsbeistands und einer Abordnung der Sanhedrin in der Stadt, um Paulus anzuklagen, und die Verhandlung fand sogleich statt. Tertullius, der Anwalt, begann seine Sache mit sehr schmeichelhaften Worten für den Statthalter Felix – sehr viel Heuchelei, wie man aus weltlichen historischen Quellen der Zeit weiß: Sowohl Josephus als auch Tacitus stellen ihn als einen der korruptesten und grausamsten Regenten dar, den Rom jemals nach Judäa gesandt hat.

Diese Art von Schmeichelei, von unverdientem Lob, ist äußerst verwerflich und den Grundsätzen, die die Nachfolger des Herrn leiten, entgegengesetzt. Sie ist unehrenhaft und heuchlerisch. Schmeichelei ist aber eine sehr wirksame Waffe, die von nicht geistgezeugten Leuten ohne große Skrupel eingesetzt wird, und häufig verleiht sie ihnen in weltlichen Dingen einen beträchtlichen Vorteil, anders als es sich bei den Treuen des Herrn verhält, die sich von solchen Dingen fernhalten, und die schuldig sind, in all ihren Worten und Taten nach Wahrheit und Rechtschaffenheit zu trachten. Manche aus dem Volk des Herrn neigen wiederum dazu, Ehrbarkeit in diesen Dingen im anderen Extrem herauszukehren: An Paulus’ Stelle hätten sie es für ihre unausweichliche Pflicht gehalten, Felix rundweg zu tadeln. Für das Volk des Herrn besteht nicht die Verpflichtung, jeden Übeltäter, den sie vielleicht auf der Straße antreffen, zu schelten; genausowenig ist es ihre Aufgabe, allen ihnen begegnenden bescheidenen Gemütern ihren Mangel an gesellschaftlich üblicher Attraktivität aufzuzeigen. Der in dieser Sache vom Apostel eingeschlagene Weg ist vorbildlich und zeugt von Geist und gesundem Sinn. Als es an ihm war, den Statthalter anzusprechen, tadelte er ihn weder, noch mißbilligte er sein Tun, äußerte auch kein schmeichlerisches Wort. Jedes einzelne Wort der Einleitung zu seiner Verteidigung entsprach ganz und gar den Tatsachen, und sie wurde höflich und in ansprechendem Ton vorgebracht.

Höflichkeit ist immer Teil des Wesens eines Christen. In der Welt mag sie äußerer Anstrich sein, aber bei einem Christen ist sie nicht bloß ein Firnis, sondern sie bildet die wahren Herzensregungen ab, die durch den Geist des Lebens, die Liebe, erlernt worden sind. Die Liebe leitet an zu Freundlichkeit, Geduld, Herzensgüte usw., und auch im Fall von Ungehorsam wird sie zögern, ein unfreundliches Wort zu sagen, und wird so auch weiterhin verfahren, soweit die Pflicht es zuläßt.

Der Anwalt oder bevollmächtigte Jurist Tertullius erhob schwerwiegende Anschuldigungen gegen den Apostel. Er stellte es Felix gegenüber so dar, daß Paulus nichts anderes als ein Verschwörer gegen die römische Regierung ist, zumindest jemand, der die Leute zu Aufruhr und Umsturz aufwiegelt. Diese Anschuldigung bezog sich auf ein weites Feld, nicht nur auf die momentanen Vorkommnisse, nämlich auf den Aufruhr in Jerusalem, sondern es hieß, daß überall, in allen römischen Provinzen, wohin auch immer er ziehe, Aufstände unter den Bewohnern ausbrächen. Der Anwalt schien nicht der Meinung zu sein, daß die Tumulte etwa von Kriminellen verursacht wurden, um die Verbreitung von Gerechtigkeit und Wahrheit zu unterbinden: er wollte hingegen Felix den Gedanken nahelegen, daß jeder, der Aufstände anzettelte, unter welchem Vorwand auch immer, als Feind der rechtmäßigen Regierung von Recht und Ordnung angesehen werden muß. Auch heutzutage haben diese Argumente Gewicht Leuten gegenüber, die die erprobten Grundsätze von Recht und Freiheit nicht gutheißen. Es überrascht uns überhaupt nicht, wenn die Feinde der gegenwärtigen Wahrheit einen ähnlichen ungerechten Standpunkt gegen uns einnehmen, die wir uns bemühen, in den Fußstapfen des Apostels zu laufen. Dabei suchen wir nur die Wahrheit einer neuen Zeit für unsere Brüder in Babylon darzulegen, die sie aber nicht nur nicht hören wollen, sondern die auch schnell zur Hand sind mit Verärgerung, Schmähung und Verfolgung, um andere vom Erfassen der Botschaft großer Freude, die allem Volk zuteil werden wird, abzuhalten.

Nach Verlesung der Anklage wurde Paulus gestattet für sich selbst zu sprechen; er tat dies, und es verfehlte seine Wirkung nicht. Er sagte:

  1. daß er erst vor kurzem in Jerusalem angekommen ist, daß er keinen Aufruhr oder irgendwelche Unruhe angeregt hat, sondern daß er im Gegenteil während seines Hausarrests ganz unauffällig Gott im Tempel gedient hat. Dabei habe er mit niemand Wortwechsel gehabt und habe niemandes Rechte verletzt.
  2. Er griff seine Ankläger mit der Aussage an, sie erfänden Beweise für die Glaubwürdigkeit ihrer Anklage, ließen jedoch
  3. außer acht, daß sie sie nicht beweisen konnten. So zeigte er sehr logisch und auch gesetzeskonform, daß die Beweislast auf Seiten seiner Ankläger war und nicht auf seiner Seite.
  4. Er gab jedoch zu, daß es Grund gab für die gegen ihn gerichtete Feindseligkeit, daß ihn nämlich seine jüdischen Landsleute beschuldigten, er glaube an ketzerische Lehren und verbreite sie, was einer Abspaltung von der jüdischen Religion gleichkomme.

So seine Antwort auf den Vorwurf, er sei ein Rädelsführer der Sekte der Nazaräer. Paulus verneinte, daß es sich um einen Aufruhr gegen die jüdische Religion handle, und es sei eine Sekte oder Sondergruppierung. Seine Feinde nannten die christliche Lehre Ketzerei und Spaltung aus dem Judentum, doch ihre Vorwürfe waren vom Standpunkt des Apostels aus falsch. Anstatt vom Judentum abgespalten zu sein, war das Christentum seine natürliche Folge und seine ordnungsgemäße Weiterentwicklung, die Erfüllung der Verheißungen Gottes, auf denen die Hoffnungen und Aussichten des Judentums aufbauen. Der Apostel stellt diese Tatsache sehr verständlich in seinem Brief an die Römer (dort im Kapitel 11) dar, wo er das jüdische Volk als den Olivenbaum abbildet, dessen Wurzel die Abrahamische Verheißung war, und dessen Zweige das Volk Israel ist. Er zeichnet das Christentum nicht als einen anderen Baum und auch nicht als neuen Trieb des originalen Olivenbaums, sondern er zeichnet es als die volle Entfaltung ebendieses Baumes. Alle Juden, die es ablehnen Fortschritte zu machen und von Christus anerkannt zu werden, stehen für die ausgebrochenen Zweige; alle treuen Juden aber, die weiterhin vom Herrn anerkannt wurden, alle wahren Juden also, waren die Christen, die von Pfingsten an als geistige Israeliten betrachtet wurden.

Des weiteren rechtfertigte der Apostel die Äußerung, die er bei seiner Anhörung vor dem Hohen Rat gemacht hatte, daß ein wesentlicher Teil der Anklage von Seiten seiner Landsleute gegen ihn sein Glaube an die Auferstehung der Toten war, an die manche von ihnen glaubten oder sie für denkbar hielten – „daß eine Auferstehung der Toten sein würde, sowohl der Gerechten als der Ungerechten”.

Daß der Apostel ein Evangelium verkündigte, das sich in vielen Punkten vom Glauben der Allgemeinheit heutzutage unterscheidet, wird offensichtlich durch diese seine Ausführungen, insbesondere durch die Betonung der Lehre von der Auferstehung. Das stimmt wohl; mancher wird behaupten, daß es unnötig ist, dieses Element der Lehre hervorzuheben, denn es gebe heute wenige Sadduzäer, wenige, die die Auferstehung der Toten leugnen. Dem ist entgegenzuhalten, daß es nur wenige gibt, die glauben, daß es überhaupt Tote gibt. Die große Mehrheit der Menschen, Christen sowohl als Heiden, folgen der Theorie, daß keiner tot ist, daß derjenige, der gestorben zu sein scheint, in Wahrheit lebendiger ist als jemals zuvor. Da man nun nicht daran glaubt, daß irgend jemand überhaupt tot ist, ist es natürlich unmöglich, an die Auferstehung der Toten zu glauben. Statt dessen herrscht jetzt ein anderer Glaube vor, nämlich der an eine Auferstehung des Körpers. Der Mensch oder die Seele, so wird behauptet, stirbt nicht, sie wirft nur den Körper wie ein altes Gewand ab und bekommt ihn in späterer Zeit wieder zurück. Man wird zugeben, daß, sollte diese Aussage alles gewesen sein, was der Apostel mit der Auferstehung der Toten – sollte es sich wirklich um eine ‚Auferstehung des Körpers’ gehandelt haben – gemeint hat, daß dann sein Argument reichlich schwach war. Es wäre unsinnig, viel Zeit oder Atemluft oder Energie zu verschwenden, um solch eine Behauptung zu erörtern, die keinen erkennbaren Vorteil oder ein Verdienst mit sich bringt, selbst wenn sie bewiesen wäre.

Der Apostel hatte einen total anderen Gedanken: Seine Rede zielte darauf ab zu erklären, daß der Tod eine tatsächliche Strafe für die Sünde ist, und daß es dort kein Leben oder ein Bewußtsein geben kann, außer durch die Auferstehung der Toten, und daß diese Auferstehung der Toten einzig durch Gottes Gnade erfolgen kann und nur durch die Wirksamkeit eines Loskaufs all derjenigen, die zum Tod verurteilt waren. Indem er so die Auferstehung verkündigte, tat er nicht nur seinen Glauben kund, daß Jesus Christus nicht tot war, sondern auch die Überzeugung, daß Gott zu gegebener Zeit der Menschheit eine Auferstehung gewähren wird. Daher stellten Jesus und seine Auferstehung Summe und Substanz der Evangeliumshoffnung aus der Sicht des Apostels dar und, da wir dies genauso sehen, auch aus unserer Sicht.

Es könnte die Frage aufkommen: Wenn Auferstehung (anastasis) ein gänzliches, hundertprozentiges Aufstehen aus dem Todeszustand, hinüber in den Zustand vollkommenen Lebens bedeutet, wie konnte dann der Apostel von der Auferstehung „der Gerechten und der Ungerechten” sprechen?

Wie sollen wir dies verstehen und es mit anderen Schriftstellen in Einklang bringen, wo es heißt, daß nur die Gerechtfertigten Vollkommenheit im ganzen Wortsinn erreichen? Daß der, der den Sohn hat, Leben haben wird, und wer den Sohn nicht hat, das Leben in Vollkommenheit nicht sehen wird? Daß derjenige, der dem großen Propheten nicht gehorcht, vom Leben unter dem Volk abgeschnitten wird, vom Leben abgeschnitten im Zweiten Tod?

Dazu wäre zu sagen, daß der Apostel sein Argument nicht in die Zukunft gerichtet darlegen wollte und sagen wollte, daß in der Zukunft die Gerechten die Vollkommenheit des Lebens erreichen werden und die Ungerechten ebenso. Er spricht nur von Menschen, die in der jetzigen Zeit gerecht bzw. ungerecht sind. Die jetzt Gerechten sind „gerechtfertigt aus Glauben”, und wenn sie treu sind und den Bedingungen ihrer Berufung nachkommen, werden sie Anteil an der ersten Auferstehung haben. Die jetzt Ungerechten sind die Nicht-Gerechtfertigten, die Ungläubigen. Dazu erklärt der Apostel, daß sie nicht glauben, weil der Gott dieser Welt ihren Sinn verblendet hat. – 2. Korinther 4:4 Die Heilige Schrift zeigt indessen unmißverständlich, daß das besondere Werk des nächsten Zeitalters darin besteht, all die blinden Augen und tauben Ohren zu öffnen, und daß dort die Erkenntnis des Herrn die ganze Erde erfüllen wird. Dies geschieht in der Absicht, daß die Menschen, die jetzt ohne Rechtfertigung sind und somit ungerecht vor Gott, gerechtfertigt werden und so in die Auferstehung gelangen, die für alle vorgesehen ist, und die sich für alle ereignen wird, mit Ausnahme derjenigen, die diese gnadenreichen Vorkehrungen der Gnade zurückweisen.

Nachdem er so seine Gewißheit eines zukünftigen Lebens bekundet hat, sagt der Apostel, daß sein gegenwärtiges Leben in dieser Hoffnung und dem Bewußtsein eines zukünftigen Lebens gelebt wird, und daß diese Überzeugung seine Gedanken, Worte und Taten in der Beziehung zu Gott und Menschen bestimmt.

So nimmt es nicht wunder, daß Felix, auch wenn er ein verdorbener Mensch war, keine Neigung verspürte, einen so edlen Gefangenen dem Tod zuzuführen, selbst wenn es eine Gefälligkeit und ein Gefallen für den schmeichlerischen Anwalt und den einflußreichen Hohenpriester wäre, in dessen Gunst er gern weiter steht. Der Bericht legt uns zusätzlich den Gedanken nahe, daß Felix überlegte, daß sich mit der Sache des Paulus eine gute Gelegenheit bot, Bestechungsgeld für die Schlagkraft der Justiz zu bekommen, denn in seiner Rede zeigte der Apostel danach auf, daß er, um seine Mitreisenden nicht zu belasten, eine große Geldsumme aus Städten im Ausland bei sich habe. Da sah Felix, daß der Gefangene, der begabt und umfassend ausgebildet war und das römische Bürgerrecht besaß, Freunde in Jerusalem und in anderen Ländern hatte. Er schloß zweifellos daraus, daß sie sehr geneigt wären, ihm damit ein hübsches Geschenk zu machen und so die Freilassung des Apostels zu erwirken. So seine Vermutung, vergleiche Vers 26.

Offenbar war Felix sehr interessiert an seinem Gefangenen und redete über ihn mit seiner Frau, einer Jüdin, was dazu führte, daß er ihn rufen ließ, um mehr über die neue Lehre zu erfahren. Seine Neugierde wurde erkennbar bald mehr als befriedigt, als der Apostel mit seinem Thema fortfuhr, wo er Gottes Plan, die gerechte Ordnung des Gesetzes, die Unfähigkeit des gefallenen Menschen das Gesetz zu halten aufzeigte. Er erklärte auch, daß Jesus der Erlöser jener vom Gesetz Verurteilten war, und daß jetzt Heil und ewiges Leben für jeden offenstehen, der dem Evangelium gehorchen will, wer die Sünde hinter sich lassen und im Glauben dem Erlöser vertrauen will. Der Apostel führte auch aus, daß Gerechtigkeit die vernünftige Forderung des göttlichen Gesetzes war, und daß die Annahme von Gottes Gnade in Christo Selbstbeherrschung und Zurücknahme von natürlichen Neigungen erforderlich macht, und daß eine Epoche des Gerichts kommen wird, in der alle Abweichungen von diesen gerechten Forderungen mit Strafen geahndet werden, die dem Erkenntnisstand der betreffenden Person entsprechen. Der Statthalter zitterte; vor seinem inneren Auge bildeten sich sein sündhafter Lebenswandel und seine Ausschweifungen ab, und er realisierte, daß er nach dem vorgetragenen Maßstab in der Zukunft viele Bestrafungen zu erwarten hätte. Das Gewissen seiner Frau Drusilla, die eigentlich die Frau von König Asisa war, war offenbar abgestumpfter als seines; sie schien nicht im mindesten beunruhigt. Felix meinte, zu einem passenderen Zeitpunkt würde er sich weiter mit dem Evangelium befassen, doch es sind Zweifel angebracht, ob er nach weiteren Erklärungen gefragt hat; er hatte wohl schon genug und mehr als er zu befolgen willens war gehört.

Dieses Vorgehen ist seitdem nur allzu oft nachgeahmt worden. Viele bangen bei dem Gedanken an ihre Sünden, und sie hoffen, daß eine für sie günstigere Zeit kommen wird, um damit aufzuhören, dann, wenn etwa die Sünde, die in Fleisch und Blut übergegangen ist, vielleicht keinen Widerstand leistet sich entfernen zu lassen. Diese Zeit kommt nie. Wer ein Nachfolger des Herrn werden will, muß mutig durch ihn die himmlische Kraft hernehmen, um die Fesseln seiner Sündensklaverei zu zerbrechen; er muß zuerst die Freiheit wertschätzen, mit der allein Christus uns freimachen kann. Wer dieses Verlangen nicht hat, wird Sklave der Sünde bleiben, bis der herrliche Millenniumstag anbricht, bis nach dem Erreichen der Vollzahl der auserwählten Kirche der Überwinder, bis zum Heraufdämmern des Tausendjahrreichs. Dann werden jene Überwinder mit Christus als ihrem Haupt alle Ketten der Sünde zerreißen, die Gefangenen befreien und alle anweisen, den Gesetzen des Reiches Gottes gehorsam zu sein. Sie werden Züchtigung und Strafe je nach der Neigung der Menschen zur Sünde austeilen, im Blick auf ihr Heil und für die Wiederherstellung zu dem, was in Adam verloren war, und mit Jesu kostbarem Blut zurückgekauft wurde.

Wir können aus der Methode des Apostels, Felix die Wahrheit darzulegen, eine wichtige Lehre gewinnen. Er hat nicht den Charakter des Gouverneurs angegriffen und ihn auch nicht wegen seiner Sünden getadelt. Er hat einen besseren Weg gewählt. Einen Bezug auf die Person hat er völlig weggelassen, sondern er hat den Spiegel des vollkommenen Gesetzes der Liebe und der Freiheit und der Gerechtigkeit vor ihm aufgestellt, und so hat er ihn selbst sehen lassen, wie weit er hinter dem Anspruch der Vollkommenheit, der allein von Gott gebilligt werden kann, zurückbleibt. Es wäre zu wünschen, daß alle Gotteskinder lernen könnten, die Sünde in der Art und Weise zurückzuweisen, indem sie das Licht und die Sichtbarkeit der Wahrheit in ihrem Verhalten aufscheinen lassen. So würden ihre Worte und nicht weniger ihr Tun Briefe der Güte Gottes und Seiner gnadenreichen Vorkehrungen sein. Dies wäre eine Belohnung für die, die Ihn suchen, und Zurechtweisung und Korrektur für die, die danach streben!

Mutig beruft sich der Apostel auf die Wahrheit – einer Person gegenüber, die eigentlich Entscheidungsgewalt über seinen Fall hat, und das ist bemerkenswert und ein nachahmenswertes Beispiel. Es stimmt völlig überein mit der Aussage unseres Leittextes. Wer auf Seiten des Herrn ist und wer daher den Herrn in allen Angelegenheiten seines Lebens an seiner Seite hat, braucht kein Übel zu fürchten. Dieses Freisein von Furcht sollte in uns, wie es beim Apostel der Fall war, nicht zu herausforderndem Benehmen oder zu Unhöflichkeit in Rede oder Tat führen. Die göttliche Regel, die der Apostel befolgt, lautet: Wir sollen die Wahrheit in Liebe reden. – Epheser 4:15

Eine weitere Lehre, die uns aus den Erfahrungen von Paulus, ja von allen wahren Kindern des Herrn, angefangen bei ihm selbst, zukommt, ist die, daß Angriffe durch Verleumdung oder üble Nachrede und ähnliches uns keinen dauerhaften Schaden zufügen können. Wir wollen dabei auf den Anführer unseres Heils schauen, gegen den alle Arten von Bosheit ausgesprochen und getan wurden, bis hin zu der Gemeinheit, ihn als Fürsten des Teufels und Gotteslästerer zu bezeichnen. Diese Beleidigungen des großen Widersachers, gefolgt von seinen verführten Kindern des Ungehorsams, dienen jetzt dazu, das Wesen und das Verhalten des Herrn nur um so klarer erkennbar und leuchtend beispielhaft zu machen. Und so ist es, wenn wir die Erfahrungen von Apostel Paulus betrachten: Sein Charakter ist vorbildlich. Bei allen Verleumdungen und übler Nachrede, die uns vielleicht widerfahren, können wir erleben, daß wir Gnade und Segen bekommen bei unseren Bemühungen, dem Herrn zu dienen.