Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Lektionen von Salomos Tempel

Lesedauer: 13 Minuten

„Wißt ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ – 1. Korinther 3:16

Die Geschichte Israels hält für die Neuen Schöpfungen viele wunderbare Lektionen bereit. Salomons Tempel ist ein Beispiel, wie Gott das alte Israel benutzte, um auf größere Wirklichkeiten hinzuweisen. Der Tempel war in alten Zeiten eines der wundervollsten Bauwerke. König David sammelte die Materialien, um den Tempel zu bauen, und Gott sah die Baupläne für jenes heilige Bauwerk vor.

Paulus Bezugnahme

Der Apostel Paulus, der uns etwas über den Symbolismus des Tempels mitteilen wollte, sagt klar und deutlich, daß dieser die Kirche darstellte. (1. Korinther 3:17, Epheser 2:21) Zu Lebenszeiten des Paulus stand in Jerusalem der Tempel, den Herodes hatte bauen lassen. Aber dieser Tempel wurde lange Zeit nach Salomo errichtet und erreichte in den Hebräischen Schriften nicht die gleich wichtige Bedeutung.

Die Beschreibung des Salomonischen Tempels

Es gibt zwei hauptsächliche Bibelbezüge, die uns eine Beschreibung des Salomonischen Tempels geben. Wir finden sie in 1. Könige 5 bis 8 und in 2. Chronik 2 bis 7. Die geschilderten Einzelheiten über diesen Tempel sind ergreifend, aber vom architektonischen Standpunkt zu gering, um danach eine umfassende und vollständige Nachbildung des Tempels herzustellen. Die Tatsache, daß Wissenschaftler und Architekten eine weite Vielfältigkeit von Plänen anbieten, gibt auch zu verstehen, daß hier eine Mangel an ausreichenden Einzelheiten vorliegt. Die Beschreibungen, die uns überliefert sind, reichen aber aus, um uns, den Neuen Schöpfungen, Lektionen zu übermitteln. Für Israel gab es zwei Orte wo Jahwe wohnte, in der Stiftshütte und dem Tempel. Es gibt dazu einige grundsätzliche Anmerkungen:

Die alte Stiftshütte stellte die zeitliche oder vorübergehende Wohnung Jahwes dar, wo Er sich mit Israel besprach, während der Tempel Seine letztendliche und dauerhafte Wohnstätte mit Seiner vollständigen geistigen Familie darstellte.

Die zwei Bauwerke stellen die Kirche in zwei Zuständen dar. (a) Die Stiftshütte stellt die Kirche in dem gegenwärtigen Zustand dar, noch im Fleisch, in einem geistgezeugten Zustand, welche den „Schatz“ der Neuen Schöpfung in irdenen Gefäßen besitzt. – 2. Korinther 4:7; 5:17 (b) Der Tempel stellt ihren zukünftigen geistgeborenen Zustand dar, in welchem sie ihren geistigen Leib und die göttliche Natur besitzen wird. – 1. Korinther 13:10; 2. Petrus 1:4

Wir lesen in 1. Chronik 17:1-5; 9, 10, 12:

„Und es geschah, als David in seinem Haus wohnte, sagte David zum Propheten Nathan: Siehe, ich wohne in einem Haus aus Zedern, die Lade des Bundes des HERRN aber (wohnt) unter Zeltdecken. Und Nathan sagte zu David: Tu alles, was du im Herzen hast! Denn Gott ist mit dir. Und es geschah in jener Nacht, da geschah das Wort Gottes zu Nathan: Geh hin und sage zu meinem Knecht David:

So spricht der HERR: Nicht du sollst mir das Haus zur Wohnung bauen! Wahrhaftig, nie habe ich in einem Haus gewohnt von dem Tag an, als ich Israel heraufgeführt habe, bis zum heutigen Tag; sondern ich bin von Zelt zu Zelt und von Wohnung (zu Wohnung umhergezogen)…und ich setze für mein Volk Israel einen Ort fest und pflanze es ein, daß es an seiner Stätte (sicher) wohne und nicht mehr in Unruhe gerate; und die Söhne der Ruchlosigkeit sollen es nicht mehr aufreiben wie früher…So verkündige ich dir (nun), daß der HERR dir ein Haus bauen wird…dann werde ich deinen Nachkommen nach dir aufstehen lassen, der von deinen Söhnen sein wird, und werde seine Königsherrschaft festigen. Der wird mir ein Haus bauen; und ich werde seinen Thron festigen für ewig.

Die wichtigen Punkte dieser Schriftstelle

  1. David wurde nicht erlaubt den Tempel zu bauen.
  2. Jahwe würde Israel endgültig pflanzen, um nie wieder ausgerissen zu werden.
  3. Jahwe würde David ein Haus bauen!
  4. Davids Same, sein Sohn, würde den Tempel bauen.
  5. Davids Same würde seinen Thron auf ewig befestigen!

Die natürliche Frage, die hier entsteht, ist: „Warum wurde David nicht erlaubt, den Tempel zu bauen?“ Die Antwort kommt von Gott. „Aber Gott sprach zu mir: Du sollst meinem Namen kein Haus bauen! Denn du bist ein Mann der Kriege und hast Blut fließen lassen.“ – 1. Chronik 28:3

Weil David während seiner Herrschaft Kriege führte und Blut vergoß, wurde es ihm nicht erlaubt, den Tempel zu bauen. Der Tempel sollte mit dem Frieden verbunden sein und nicht mit dem Krieg. Dies wird in der folgenden Schriftstelle noch mehr betont, welche die Kriege der Herrschaft Davids mit dem Frieden der Herrschaft Salomos vergleicht.

„Und David sagte zu Salomo: Mein Sohn, ich selbst hatte in meinem Herzen (vor), dem Namen des HERRN, meines Gottes, ein Haus zu bauen. Aber das Wort des HERRN geschah zu mir, indem er sprach: Du hast Blut in Menge fließen lassen und große Kriege geführt. Du sollst meinem Namen kein Haus bauen! Denn viel Blut hast du vor mir auf die Erde fließen lassen. Siehe, ein Sohn wird dir geboren werden, der wird ein Mann der Ruhe sein, denn ich werde ihm Ruhe schaffen vor allen seinen Feinden ringsum. Denn Salomo wird sein Name sein, und Frieden und Ruhe werde ich Israel geben in seinen Tagen. Der soll meinem Namen ein Haus bauen; und er soll mir Sohn und ich will ihm Vater sein; und ich werde den Thron seiner Königsherrschaft über Israel festigen für ewig. Nun, mein Sohn, der HERR sei mit dir, daß es dir gelinge und du das Haus des HERRN, deines Gottes, bauest, wie er über dich geredet hat.“ – 1. Chronik 22:7-11

Von David und Salomo ausgehende Lektionen

Der Kontrast zwischen der Herrschaft von David und der von Salomo offenbart wundervolle symbolische Anwendungen. Die Herrschaft des König David stellt wie David das Evangelium-Zeitalter bildlich dar. Die Kirche befindet sich im Kampf mit der Welt, dem Fleisch und dem Teufel. Die Kirche hat noch keinen Frieden. Das Evangelium-Zeitalter ist ein Zeitalter des Opferns – Blut wird vergossen.

Die Herrschaft von König Salomo stellt das Millenium-Zeitalter dar, weil, wie im Fall von Salomo, die Kirche in Herrschaft sein wird und Friede und Ruhe von ihrer von ihrer Herrschaft ausgehen werden. Segnungen werden der Welt als eine Folge der Herrschaft Jesu und der Kirche zufließen. Die Welt wird Ehrfurcht haben vor den Herrschern, dem Christus – den Königen und Priestern.

Der Name Salomo bedeutet „der Friedliche“, und so wird die Milleniumsherrschaft Frieden über die Welt bringen.

Das Baumaterial für den Tempel und die Arbeiter

Das Sammeln der Materialien zum Bau des Tempels wurde getan, bevor die Herrschaft Salomos begann. Dies deutet bildlich an, daß die Kirche zunächst vorbereitet wird, bevor ihre herrliche Herrschaft beginnt!

Es ist interessant, zu erkennen, daß Nicht-Israeliten, d.h. Fremde, bei dem Vorbereitungswerk des Tempels eingesetzt wurden. „Und David befahl, daß man die Fremden versammeln sollte, die im Land Israel waren; und er stellte sie an als Steinhauer, um Quader für den Bau des Hauses Gottes zu behauen. – 1. Chronik 22:2

Die Teilnahme von Nicht-Israelischen Fremden gibt zu verstehen, daß die Welt einen wichtigen Anteil an der Vorbereitung der Kirche hat. Die Fremden dieser Welt sind eine Quelle von schwierigen Prüfungen. Diese Prüfungen „behauen“ uns, sie formen unseren Charakter und geben uns Gelegenheiten unseren Glauben, unsere Treue und Liebe, für unseren Himmlischen Vater zu beweisen. Dies kann uns helfen, die Kostbarkeit dieser Erfahrungen wertzuschätzen, indem wir erkennen, daß Jesus, der gegenbildliche David, eine bestimmte Mischung von „Fremden“ gesammelt hat, um uns in unserem Streben nach unserem Christus-ähnlichen Charakte zu helfen. Ihr Haß, ihre Feindseligkeit, ihre Grausamkeit ist zur Entwicklung der Heiligen vorgesehen. Dieses Prinzip wird durch die folgenden Schriftzitate bewiesen:

„Wundert euch nicht, Brüder, wenn die Welt euch haßt.“ – 1. Johannes 3:13

„Geliebte, laßt euch durch das Feuer (der Verfolgung) unter euch, das euch zur Prüfung geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes; sondern freut euch, insoweit ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid, damit ihr euch auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit jubelnd freut.“ – 1. Petrus:4:12, 13

In einem Reprint-Zitat lesen wir:

„Die Nachfolger des Herrn in der gegenwärtigen Zeit sind aufgerufen, um der Gerechtigkeit willen Verfolgung zu leiden; nicht weil es vernünftig oder passend ist, sondern weil es der Wille des Herrn ist, der sein Volk zu prüfen, zu erproben und zu formen wünscht, der das Böse erlaubt…Einflüsse, gedeihen zu lassen und seine „Glieder“ zu verfolgen und anzufeinden, um so Seiner Sache bei der Vorbereitung Seiner Erwählten zu einem zukünftigen Werk des Dienstes zu dienen. So arbeiten die Verfolger des Leibes zusammen, wie die Verfolger des Hauptes, um den göttlichen Plan in einer Weise zu erfüllen, wie sie kaum ahnen können.“ – Zitat aus Reprint 4813

Die Vorbereitung der Steine

Über die Vorbereitung der Steine des Tempels erfahren wir in 1. Könige 6:7 eine interessante Tatsache, wo es heißt: „Und als das Haus gebaut wurde, wurde es aus Steinen erbaut, die vom Steinbruch her unbehauen waren. Hammer und Meißel (oder) irgendein (anderes) eisernes Werkzeug waren im Haus nicht zu hören, als es erbaut wurde.“

Die Lektion ist hier, wenn jedes Glied der Kirche hinter den Vorhang gegangen ist, auch die Vorbereitung auf einen Platz in der Tempelklasse vollendet sein wird. Kein weiteres Behauen oder Formen wird mehr notwendig sein. Jedem Einzelnen wird ein Werk zur Ausführung übergeben, das jener vorherigen Vorbereitung entsprechen wird.

Zwei Säulen

1. Könige 7:15-22 gibt uns eine Beschreibung eines der markantesten Merkmale des Tempels. Wenn sich jemand der Frontseite des Tempels näherte, so erblickte er auf der einen wie auf der anderen Seite des Tempeleingangs jeweils eine mächtige Säule. Seltsamerweise haben diese Säulen Namen. Die Säule auf der rechten Seite trägt den Namen Jachin und die Säule auf der linken Seite den Namen Boas.

Weil der Tempel den Christus in Herrlichkeit während des Millenium-Zeitalters darstellt, können wir erwarten, daß diese berühmten Säulen Gesichtspunkte für das Königreichswerk darstellen. Eine vernünftige Vermutung ist die, daß die zwei Säulen bestimmte Eigenschaften des Christus darstellen, wie die Welt der Menschheit sie wahrnehmen wird. Weder Jesus noch die Kirche werden für die Welt sichtbar sein, sondern sie werden nur in dem Sinn von mentaler Wahrnehmung „gesehen“.

Die Welt wird sich jedoch an die Heiligen erinnern, die sie einst kannten, als sie noch im Fleisch unter ihnen wohnten. Dies ist übereinstimmend mit der Tatsache, daß die zwei Säulen aus Kupfer gemacht wurden, weil Kupfer bildlich die vollkommene Menschheit darstellt. Die Welt wird erkennen, daß die Heiligen geehrt worden waren, selbst als sie noch im Fleisch waren. Von Gottes Standpunkt waren sie vollkommen, gerechtfertigt durch das Blut Christi. Die mit Ornamenten verzierten Kapitelle der Säulen zeigten künstlerische Darstellungen von Granatäpfeln und Lilien. Die Granatäpfel zeigen an, daß Gott ihre Fruchtfülle schon erkannt hatte, und die Lilien stellen die Schönheit und den Wohlgeruch dar, den ihr Charakter zeigte.

Diese Säulen, die am Eingang des Tempels standen, bringen den 87. Psalm in Erinnerung: „Der HERR liebt die Tore des Zion mehr als alle Wohnungen Jakobs. Herrliches ist über dich geredet, du Stadt Gottes…Von Zion aber wird gesagt werden: Mann für Mann ist darin geboren. Und der Höchste, er wird es befestigen. Der HERR wird schreiben beim Verzeichnen der Völker: Dieser ist dort geboren.“ Psalm 87:2, 3, 5, 6

Vielleicht weisen die „Tore Zions“ auf die Stellung dieser zwei „Säulen“ hin, die den Eingang des Tempels trugen. Prophetisch mag dies zeigen, daß die Welt erkennen wird, wie der Christus Säulen der Stärke besaß, während er im Fleisch lebte und nun ein Teil des gegenbildlichen Tempels ist, durch den die Welt Gott anbeten wird. „Und ich hörte eine laute Stimme vom Thron her sagen: Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wir bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott.“ Offenbarung 21:3

Was können wir aus den Namen entnehmen?

Bibelforscher bemerken, daß in den biblischen Namen oft Belehrungen enthalten sind, und so ist es auch hier. Der Name Jachin bedeutet „Er wird befestigen“. Der Name Boas bedeutet „In ihm ist Stärke“. Beide Namen weisen auf die königliche Linie Jesu hin. Boas war der Vorvater von allen Königen von Juda. Der Name Jachin deutet auf eine Verheißung hin, daß die königliche Linie für ewig festgemacht würde. Zusätzlich gibt es einen interessanten erkennbaren Zusammenhang der Säulen, die auf beiden Seiten des Tempeleingangs standen. Wenn wir die Namen Jachin und Boas mit dem Tempel in der Mitte, im Zusammehang lesen, so ergibt sich der folgende Satz: „Er (Gott) wird befestigen – den Tempel – in ihm ist Stärke.“ Dies ist eine wundervolle Verheißung, daß die Tempelklasse von Gott geplant worden ist, und daß ihr völlige Macht und Autorität gegeben wird.

Die Weihung des Tempels

In 1. Könige 8:62-64 wird über die Einweihung des Tempels berichtet. Der König Salomo opferte selbst die Opfer. Dies ist ungewöhnlich, weil nur die Priester dazu befugt waren, Opfer darzubringen.

Anscheinend opferte der König Salomo jedoch mit Gottes völliger Zustimmung Frieden- und Brandopfer. Aber diese Ausnahme macht vom prophetischen Standpunkt aus Sinn. Da Salomo Jesus und die Kirche in Herrlichkeit darstellt, sehen wir die Tatsache illustriert, daß Jesus und die Kirche im Königreich die Opfer des Volkes annehmen werden. In diesem Fall wird Salomo gleichbedeutend mit Melchisedek, dem König und Priester. Friedensopfer wurden in Verbindung mit der Einrichtung eines Bundes oder der Annahme eines Gelöbnisses geopfert. (Die Stiftshütte, Seite 83-84, 99-100, 3. Mose 9:18-21)

Es ist jedoch interessant zu beobachten, daß Salomo keine Sündopfer opferte. Auch dies ist völlig übereinstimmend bei dem Gegenbild. Die Zeit für Sündopfer wird dann in der Vergangenheit liegen. Sündopfer wurden vor der Verherrlichung des großen gegenbildlichen Salomon dargebracht und angenommen. Die Brandopfer, Speisopfer und Friedensopfer, die Salomo darbrachte, waren „freiwillige“ Opfer. Sie stellten das Volk der Welt dar, das sich selbst opfern wird in der Weihung gegenüber Jahwe durch Christus.

„Weihung wird auch im nächten Zeitalter geboten sein, aber infolge des Herrschaftswechsels über die Welt wird Weihung nicht mehr wie jetzt in den Tod erfolgen, sondern im Gegenteil zum Leben; denn mit dem Abschluß der Vorherschaft des Bösen kommt auch das Ende von Schmerz, Kummer und Tod, außer für Übeltäter. Weihung muß immer ein freiwilliges Darbringen des ganzen Vermögens des einzelnen sein; darum ist dies in einigen der Opfer nach dem Versöhnungstag dargestellt.“ – Zitat aus „Die Stiftshütte“, Seite 96

Der Tempel ist dann ein wundervolles Vorbild des herrlichen Werkes der Segnung der Welt durch die geheiligte Gruppe von Einzelnen, die sich den Erfahrungen der Bearbeitung und Formung dieses Lebens haben unterziehen lassen. Sie werden recht vorbereitet sein, als Werkzeuge zu handeln, die die Welt zu einer angemessenen Anbetung Gottes zurückführen werden. Was für ein großartiges Vorrecht gerufen zu sein, ein Teil jener Tempelklasse zu werden! Eifert danach, treu zu sein!