Der Satz, „Der Tod ist der Sünde Sold”, bezieht sich auf Gottes Gesetz, soweit es dessen Gebrauch im allgemeinen betrifft. Diese Worte finden nicht auf die Engel Anwendung, sondern auf die Menschenkinder. Für sie gilt: „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christo Jesu, unserem Herrn.” – Römer 6:23 Dieser Richterspruch – respektive dieses Todesurteil – wurde nach allem, was wir den Schriften entnehmen können, nicht gegen die Engel ausgesprochen, weder vor ihrer Sünde noch nachher. Sie befinden sich daher nicht unter einem solchen Urteil. Der einzige für sie bestimmte Richterspruch erstreckte sich auf den Ausschluß von Gottes Gunst und von der Gemeinschaft mit den heiligen Engeln und die Beschränkung ihres Kontaktes mit den Menschen. Sie leiden jetzt unter der ihnen auferlegten Strafe. Wenn wir den Grund finden wollen, weshalb Gott die Engel anders behandelt als die Menschheit, könnten wir sagen, daß er offenbar in Seinem Handeln mit dem Menschengeschlecht ein großes Beispiel vorstellen oder eine Lektion erteilen wollte, um zu zeigen, was als äußerste Strafe auf willentlich begangene Sünde folgte – eine Sünde gegen das Licht und gegen göttliches Gebot. Ein solches göttliches Gebot hatten, soweit wir wissen, die Engel nicht erhalten. Sie haben ein für ihre Natur gemäßes Gesetz; sie handelten gegen dieses Gesetz; sie waren auf himmlischer Stufe erschaffen und gebrauchten ihre Macht zu einem anderen Zweck als zu dem, für den sie ihnen verliehen war. Im Fall des Menschen aber war es anders: Adam kannte Gottes Anweisung genau, daß er nämlich nicht von der verbotenen Frucht essen sollte; wenn er davon essen würde, würde die Strafe der Tod sein. Dies war eine klare Aussage, und Adam hatte sie verstanden.
Gott handelt mit den Menschen nicht strenger als mit den Engeln
Gott ist jedoch dem Menschen gegenüber nicht lieblos oder ungerecht, und in gewisser Hinsicht könnte man sagen, daß der Umgang des Allmächtigen mit der Menschheitsfamilie gnädiger war als mit den gefallenen Engeln. Betrachten wir die Situation: Diese Engel, die verurteilt und aus den Gerechten ausgeschlossen wurden, haben ohne Zweifel in den vergangenen 4.000 Jahren eine schreckliche Zeit durchlebt. Zumindest müssen diejenigen von ihnen, denen ein gewisses Maß an Gerechtigkeitsliebe oder Neigung zur Gerechtigkeit geblieben war und die auch Reste ihres wahren früheren Charakters behalten haben, eine Zeit der Angst durchlebt haben, wenn sie Kontakt und Umgang mit Engeln hatten, die verdorbener und gefallener waren. Wir dürfen annehmen, daß manche von ihnen, besonders nach dem Tod unseres Herrn am Kreuz und seiner Auferstehung, sich sehr bemüht haben Gottes Willen zu tun und sich von allem, was seinem Willen entgegenstand, abgewandt haben, und daß diese Engel seitens jener verdorbenen Engel alle möglichen Quälereien, alle möglichen bösartigen Auswürfe usw. erleiden mußten. Wir wissen, daß etliche dieser bösen Geister sich auch, wenn sie die Möglichkeit dazu bekommen, in dieser üblen Weise Menschen gegenüber betätigen, die sie unter ihre Gewalt bekommen. So müssen wir annehmen, daß diese gefallenen bösen Geister sich gegen solche Menschen stellen, die die Gerechtigkeit anstreben.
Daher können wir davon ausgehen, daß wenigstens viele hundert Jahre hindurch etliche dieser Engel schwer gelitten haben, für ihr Bemühen unter den so lang erduldeten Bedingungen Gott zu gehorchen. Obwohl sie Strafe verdienen, sind wir der Meinung, daß sie um einiges mehr als die Menschheit leiden, denn im Fall von Vater Adam handelte es sich um mehr oder weniger leiden von 930 Jahren; doch am Ende jener 930 Jahre fand auch sein Leiden ein Ende. Zudem wurde er in seiner Lebenszeit nicht von Dämonen gequält. Wenn wir nun 930 Jahre der Erfahrungen jener Engel mit der Zeit Adams vergleichen, sollte man meinen, daß seine Erfahrung vorzuziehen ist. Außerdem hatte Gott Adam in Andeutung zu verstehen gegeben, daß ein Erlöser vorgesehen war, während die Engel in Unkenntnis gelassen worden waren und nicht wußten, was Gott für sie vorhatte. Mehr als 4.000 Jahre lang konnten sie nur raten, was dabei herauskommen würde. Während dieser langen Jahre hatten sie zu leiden, mehr als irgend ein Mensch je litt. So zeigt Gott die umfassende Größe Seiner Weisheit und Seines Wissens und Seiner Macht unter den verschiedensten Umständen und Lebensbedingungen.
Er hätte mit der Menschheit in ähnlicher Weise wie mit den Engeln verfahren können und ihnen nur bestimmte Beschränkungen auferlegen können, doch Er hat beschlossen, das Los der Menschen zu ihrem und der Engel Nutzen zu einem Schauspiel werden zu lassen und zu zeigen, was schließlich der Kern Seines Handelns mit all Seinen Geschöpfen sein würde. Und da jetzt diese reuigen Engel ein ausreichendes Maß an Strafe für ihren Ungehorsam empfangen hatten, wird für diejenigen, die dann im „Gericht des großen Tages“ ihre Prüfung erfolgreich absolvieren werden, die Gelegenheit der Freilassung gewährt werden. Wir meinen, daß jene Engel, die dann nicht den Wunsch haben rechtschaffen zu leben, im Tod, im zweiten Tod vernichtet, und die anderen, die treu bleiben, in ihren früheren Stand wiederhergestellt werden. In diesen Abläufen offenbart sich Gottes Weisheit.
Betrachten wir nun den zweiten Teil der Frage, ob nämlich der Tod unseres Herrn irgend eine Auswirkung hat auf diese Engel. Wir sind nicht der Meinung, daß die von Gott durch Christus vorgesehene Erlösung in irgend einer Weise auf die Engel Anwendung findet, denn Jesus starb einzig und allein für das Geschlecht Adams. Die göttliche Gerechtigkeit hat zu keiner Zeit ein Todesurteil gegen die Engel ausgesprochen, das wir etwa in den Schriften finden könnten. Es wurde nur die Strafe über sie verhängt für den uns bekannten Weg, den sie eingeschlagen haben, und Gott wird sie nur dann wieder aufnehmen, wenn sie eine umfassende und abschließende Prüfung bestehen. Auf keine andere Weise werden sie in ihren früheren Stand versetzt, und wer unter ihnen die Prüfung nicht besteht, wird schließlich das Todesurteil bekommen.
Wir denken daher, daß der einzige Weg, auf dem Christi Leben für sie Auswirkungen hat, der Anschauungsunterricht für die Darstellung der Grundsätze der göttlichen Verfahrensweise ist. Sie hatten Gelegenheit zu beobachten, daß Gott gerecht ist und niemals die Schuldigen freispricht; und sie können auch sehen, daß Gott im Fall der schuldigen Menschheit Gnade hat walten lassen, einen Erlöser für sie bereitgestellt hat, und daß alle zum Tode Verurteilten den Loskauf von diesem Urteil vor sich haben. Der gesamte Ablauf ist ein Gnadenakt Gottes, in dem Er Seinen Sohn als Erlöser der Welt gesandt hat und so den Menschen die Möglichkeit eröffnet hat, zur Wiederannahme zurückzufinden.
Kein Anteil an den Leiden Christi seitens der gefallenen Engel
Man hat die Frage aufgeworfen: Könnte man sagen, daß einige dieser gefallenen Engel, die eine zeitlang, manche vielleicht jahrhundertelang, sich von der Sünde ferngehalten haben, sich bemüht haben Gottes Willen zu tun und Nachstellungen seitens der bösen Geister zu erdulden hatten, einen Anteil an den Leiden Christi haben?
Die Antwort darauf lautet, daß man nicht sagen kann, sie teilten die Leiden Christi, denn ausschließlich der Leib Christi kann an diesen Leiden Anteil haben. Allenfalls kann man sagen, daß sie sozusagen um der Gerechtigkeit willen gelitten haben, doch das wäre unserer Ansicht nach nicht der passende Begriff, sondern sie haben gelitten um ihrer Sünden willen. Wenn sie gerecht gewesen wären, hätten sie nicht leiden müssen, doch weil sie Unrecht getan haben, gesündigt haben, haben sie diese Leiden auf sich gezogen.
Es könnte nun eine Frage auftauchen im Zusammenhang mit folgender Schriftstelle: „denn es war der Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen – indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes -, durch ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln.” – Kolosser 1:19 und 20 Unserer Auffassung nach soll diese Textstelle keinesfalls andeuten, daß „das Blut seines Kreuzes” in irgendeinem Zusammenhang steht mit der Errettung der Engel. Es war der Wille des Vaters, daß die ganze Fülle in Christo wohnen soll, und zwar in dem Sinn, daß er die unumschränkte Macht innehaben sollte – nicht bloß die Macht über die Menschen, sondern über alle Dinge, im Himmel und auf Erden. Es war der Wunsch des Vaters von Anbeginn, daß durch Christus alle Dinge wieder mit Ihm versöhnt werden sollten. Der Mensch war aus der Harmonie mit Gott gefallen. Und es war Gottes Wille, Harmonie zwischen sich und dem Menschen wiederherzustellen. Ebenso waren die gefallenen Engel aus der Harmonie mit Gott gefallen, und es war Sein Wille, auch sie zur Harmonie wiederherzustellen. Alle Dinge außerhalb der göttlichen Ordnung sollten in diese Ordnung zurückgeführt werden. Jahwe hat alles Christus anvertraut, der die Dinge wiederherstellen sollte, gerade so wie ein König zu seinem Ministerpräsidenten oder Oberbefehlshaber sagen würde: „Kümmern sie sich um die ganze Angelegenheit und sorgen sie dafür, daß jegliche Auflehnung aufhört; achten sie darauf, daß Rebellion ausgeschaltet bleibt; jeder und alles sollen sich unterwerfen, damit Frieden und Ordnung in meinem ganzen Reich herrschen.” So beauftragt der Vater den Herrn Jesus alles, irdische und himmlische Dinge, als Sein Stellvertreter in Ordnung zu bringen.
Dieses Versöhnungswerk wurde einzig und allein „durch sein Blut am Kreuz” möglich gemacht. Nicht etwa, daß ohne sein Kreuzesblut dieses ganze Versöhnungswerk nicht hinausgeführt werden könnte; dieses Blut war jedoch bis zum Tod am Kreuz für ihn selbst nötig. Nur dadurch, daß er sich bis zum Tod als treu erwiesen hat, nur durch diesen Beweis der unerschütterlichen Treue konnte unser Herr als der Richtige bestimmt werden zur Ausführung dieses Werks.
So hat das Blut am Kreuz nicht nur seine Auswirkung auf die Menschheit; in erster Linie wirkte es sich auf den Herrn selbst aus, denn als erster erhielt er den Segen aus dem Verdienst seines Blutes.
Eine weitere Segnung aus dem Blut am Kreuz war die Zurechnung für die Kirche, den Haushalt des Glaubens, der sie befähigte, Mit-Opferer mit dem Herrn zu werden, indem sie an seinen Leiden teilhatten. Und die dritte aus Christi Blut hervorgehende Segnung ist für die Menschheit im Millennium vorgesehen. Und die Erhöhung des Herrn, sichtbar in all diesen Auswirkungen, ist es, die ihm nach Gottes Plan die rechtmäßige Autorität verleiht, im Millennium der Ausführende von Gottes Absichten zu sein. Er teilt Engeln und Menschen den Segen aus, und er wird jegliche Übersicht sowohl über die himmlischen als auch die irdischen Dinge haben.