Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Gottes Maßstab ist Vollkommenheit

Lesedauer: 13 Minuten

„Wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr im ganzen Wandel heilig.”

Petrus 1:15

Die Schriften erklären ausdrücklich, daß unser großer Schöpfer den Menschen nach Seinem eigenem Bild und Seiner Ähnlichkeit erschuf, und daß Er verkündete, daß Seine Schöpfung sehr gut sei. Als aber durch den Ungehorsam von Vater Adam die Sünde in die Welt kam, wurde der Mensch von der Gemeinschaft mit Seinem Schöpfer abgeschnitten als ein Teil der Sündenstrafe. Diese Entfremdung von Gott muß eine der schmerzlichsten Prüfungen des Menschen gewesen sein. Er muß danach gehungert und gedürstet haben, sich Gott abermals zu nähern, um den göttlichen Schutz zu fühlen, die göttliche Liebe; ansonsten wäre er nicht in dem vollkommenen Bild Gottes erschaffen geworden.

Aber als Jahrhunderte vorübergingen, verderbte und demoralisierte sich Adams Nachkommenschaft mehr und mehr. Die ursprüngliche Charakterähnlichkeit mit Gott wurde verschwommen, matt und undeutlich. Während so der Wunsch nach Gott noch geblieben ist, wird er von einigen mehr kundgetan als von anderen. In einigen ist er nur schwach vorhanden, so daß sie sich wenig um ihren Schöpfer kümmern und sich leicht mit den Vergnügen der Welt zufriedengeben.

Wie die Bibel erklärt, sind viele durch Unkenntnis, Aberglauben und die Lehren von Dämonen von Gott getrennt. Sie haben sich so durch Mißverständnis von unserem gnädigen Schöpfers entfernt. Welche der natürlichen Neigungen sie auch immer gehabt hatten, so scheint der Widersacher diese zu durchkreuzen. Wie Paulus erklärt, hat „der Gott dieser Welt den Sinn der Ungläubigen verblendet, damit ihnen nicht ausstrahle der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus, welcher das Bild Gottes ist”, der die Finsternis zerstreuen und ihnen den wahren Charakter Gottes bekannt machen sollte, so daß sie zu Ihm gezogen werden sollten. – 2. Korinther 4:4

Aber bei einigen des Menschengeschlechts hat sich der Wunsch nach Gott und Gerechtigkeit durchgesetzt gegenüber dem stumpfsinnigen Sinn der Welt, dem Fleisch und dem Teufel. Diese Klasse ist durch die natürliche Neigung ihrer Sinne zu Gott gezogen worden – indem sie wünschte, in Harmonie mit ihrem Schöpfer zu sein. Während solche, die nicht in einem religiösen Elternhaus geboren wurden, eine größere Erfahrung mit der Sünde und der Entfremdung von Gott gemacht haben, haben andere, die als Kinder von Gläubigen in einem Maß von Rechtfertigung geboren wurden, immer ein Maß von Gemeinschaft mit Gott gehabt. Diese Klasse befindet sich in einem günstigen Zustand zu Gott gezogen zu werden und Seine Stimme zu hören, die ihnen Frieden verkündet und sie auf Christus hinweist, als den Weg, die Wahrheit und das Leben.

Herr, zeige uns den Vater

Weil diese dazu kommen, unseres Herrn herrlichen Charakter und seine Treue gegenüber dem Vater wertzuschätzen, daß er in die Welt kam, um für Adams Sünde zu sterben, so reagieren ihre Herzen mit zunehmender Dankbarkeit gegenüber dem Erlöser und dem Himmlischen Vater, dessen Plan unser Herr ausführt. Mehr und mehr sehnen sie sich danach, Gott näher zu kommen und von Ihm als Glieder Seiner Familie anerkannt zu werden. Der Meister unterrichtet sie durch das Wort, daß wer in seinen Fußstapfen gehen will, Gott schließlich in der Fülle der himmlischen Herrlichkeit sehen wird. Noch weiterführendes Studium der Schriften informiert diese Klasse, daß der zuerst auszuführende Schritt ein Schritt des Glaubens ist. „Glaube an den Herrn Jesus Christus und du wirst errettet werden.” Diejenigen, die diesen Schritt tun, müssen einsehen, daß sie Sünder sind und unter dem Adamischen Urteil stehen, von dem keiner freikommen kann, es sei denn, auf dem von Gott vorgesehenen Weg – Jesus. Dann müssen sie durch Glauben Jesus als den Erretter Adams und seiner Nachkommenschaft annehmen. Sie müssen erkennen, daß sein Tod auf Golgatha ein Opfer-Tod war, und daß der großartige Ausgang seines Lösegeld-Opfers der sein wird, daß das Königreich Gottes auf der Erde aufgerichtet wird zu dem Zweck der Emporhebung der Menschheit aus dem Zustand der Sünde und des Todes – zurück zum vollen Bild Gottes im Fleisch.  – Apostelgeschichte 16:31

Der Ruf des Evangelium-Zeitalters

Die den ersten Schritt gehen, mögen wissen, was der zweite Schritt bedeutet; und wenn sie genügend Glauben haben, diesen Schritt zu gehen, werden ihre Sünden vergeben sein, und es wird ihnen eine neue Natur gewährt. Dieser zweite Schritt ist Gottes Einladung, „ihre Leiber als ein lebendiges, heiliges für Gott annehmbares Opfer darzustellen”, ihr „vernünftiger Dienst”. Diejenigen, die diese Einladung annehmen, sind so bevorrechtigt, ihr alles an irdischer Zeit, Talenten und Reichtum usw. zu opfern. Wenn sie danach gehandelt haben, rechnet der Herr ihnen einzeln sein Verdienst an und macht sie so heilig und annehmbar für Gott, der sie sogleich mit Seinem Heiligen Geist zeugt.

Von da an sind sie Neue Schöpfungen – „die alten Dinge sind vergangen” und alles „ist neu geworden”. Sie werden jetzt als Glieder seiner herrlichen Kirche gezählt. Ihre Sünden, die vergangen sind, sind alle gereinigt; und die Neue Schöpfung hat selbst keine Verunreinigung. Aber dem Fleisch hängen bestimmte Unvollkommen an, die von Zeit zu Zeit auftauchen. Die Neue Schöpfung wird diese schnell erkennen, denn die Neue Schöpfung ist der neue Wille, der von da an den sterblichen Leib reguliert. – Römer 12:1 und 2. Korinther 5:17

Anscheinend haben einige von Gottes liebem Volk nicht bemerkt, mit welchen Gegensätzen sie leben. Einige scheinen sorglos zu sein, was das Beobachten der Dinge betrifft, von denen ihnen gesagt wurde, daß sie sie beobachten sollten. Alle Geweihten sollten sich daran erinnern, daß es ihre erste Pflicht ist auf ihr eigenes Fleisch acht zu geben und nicht das der anderen. Wir können jedem anderen wertvolle Hinweise geben, aber die Verantwortung für den Leib ruht in jedem, der eine Neue Schöpfung ist. Und hier haben wir die Aufgabe für unser Leben; denn wie der Apostel sagt, wohnt in unserem Fleisch keine Vollkommenheit. Einige haben ein bestimmtes Maß der Unvollkommenheit und andere ein anderes; einige sind in der einen oder der anderen Weise mehr unvollkommen und geschädigt als einige andere. Aber wie die Schriften uns fortwährend versichern, ist keiner gerecht, keiner vollkommen, nein, nicht einer. Wir kommen alle zu kurz und sollten unser Zukurzkommen erkennen und den guten Kampf dagegen kämpfen.

Die Neue Schöpfung ist in der Schule

Wer auch immer von der Klasse sein wird, zu der uns Gott berufen hat, muß notwendigerweise entwickelt sein, und daher müssen alle, die Gott gerufen, angenommen und mit dem Heiligen Geist gezeugt hat, in der Schule Christi sein. Dann beginnen die Lektionen, die sie lernen müssen – sie müssen in Gnade, in Erkenntnis, in Liebe wachsen.

Wie der Apostel erklärt, müssen sie umgestaltet werden – ausgebildet werden. Wenn sie nicht so umgestaltet werden, werden sie nicht für das Königreich geeignet sein, zu dem sie gerufen wurden. Dieses Umgestalten ist nicht ein Werk, das am Fleisch geschieht, obgleich es das Fleisch in einem bestimmten Maß berühren kann. Es ist die Erneuerung des Sinnes – ihre Sinne müssen neu werden. Danach müssen Dinge entschieden werden, aber nicht entsprechend ihren Vorlieben, sondern entsprechend bestimmter Prinzipien – der Gerechtigkeit und Liebe. Die Neuen Schöpfungen in Christus haben eine Reihe von Regeln, alle unterschiedlich von denen, die sie zuvor hatten, bevor sie Neue Schöpfungen wurden.

Die Welt hat keine solche Regeln oder Vorschriften wie die, die bei den Neuen Schöpfungen in Christo zur Anwendung kommen. Alles, was diejenigen tun, die in der Schule Christi sind, muß mit der Regel der Gerechtigkeit in Übereinstimmung sein. Sie wagen es nicht, irgendetwas zu tun, das sich gegenüber dem Nächsten, dem Bruder oder irgendjemand als ungerecht erweist. Die Neuen Schöpfungen müssen im vollen Umfang ihrer Möglichkeit Gerechtigkeit leisten. Viele vom Volk des Herrn haben anscheinend diese Tatsache nicht völlig erfaßt, – daß Gehorsam gegenüber den Vorschriften, welche die Neue Schöpfung hat, ihre absolute Regel ist, die sie gegenüber anderen anzuwenden haben. Sie dürfen gegenüber anderen nicht das tun, von dem sie selbst wünschen, das andere es ihnen nicht tun. – Matthäus 7:12

Wegen des Mangels, daß einige dieses Prinzip nicht erkennen können, wird manchmal schlecht über den Weg des Herrn gesprochen. Wenn ein Christ verfehlt seine Schuld einzugestehen oder sorglos ist, in wie weit er selbst in eine Schuld verstrickt ist, ist es deshalb, weil dieses Prinzip der Gerechtigkeit in seinen Sinnen nicht genug verankert ist. Als alte Schöpfung hat er vielleicht die Gewohnheit gehabt, die Richtlinien der Gerechtigkeit zu ignorieren und wie er konnte, an ihnen vorbeizukommen und andere im Stich zu lassen. Dies trifft aber nicht auf die Neue Schöpfung zu, denn ein solcher ist unter einen Satz neuer Regeln gekommen, und egal wie viel die alte Natur sich zu drücken versucht hat, ist es die Pflicht der Neuen Natur den Leib in Unterwürfigkeit zu bringen und danach zu trachten, daß Gerechtigkeit in jeder Handlung und jedem Wort und so weit wie möglich bei jedem Gedanken vorherrscht.

Sie werden alle von Gott gelehrt sein

In welchem Umfang auch immer die Prinzipien der Gerechtigkeit unsere Sinne kontrollieren, in dem Umfang besitzen wir die Charakterähnlichkeit Gottes. Die Pflege dieser Prinzipien bei all unserem Tun und Handeln, in all unseren Worten und Gedanken muß unser tägliches Bestreben sein. Es mag vergleichbar einfach sein, soweit es Geld betrifft, gerecht zu sein, und zu sagen, ich werde alles bis auf den letzten Cent bezahlen und mich lieber mit der einfachsten Nahrung begnügen, als in Schulden zu geraten. Aber es ist nicht so leicht, in unseren Worten und Gedanken völlig gerecht zu sein. Die Neue Schöpfung ist verantwortlich für jedes Wort, das über ihre Lippen geht. Es wundert uns nicht, daß Jakobus sagt, daß derjenige, der nicht mit seiner Zunge sündigt, ein vollkommener Mensch ist. Die Neue Schöpfung muß auf der Hut sein, daß sie sich nicht in diese Richtung entwickelt, und sie muß dem Herrn völlig zeigen, daß sie keine Sympathie für Ungerechtigkeit empfindet.

Man muß in seinen Gedanken gerecht sein, bevor man richtigerweise in seinen Handlungen gerecht sein kann. Der Mensch, der ungerecht denkt, wird um seiner selbst willen ungerecht handeln; daher muß die Neue Schöpfung so diszipliniert sein, sogar ihre Gedanken unter Kontrolle zu halten. Sie darf über niemand, ausgenommen in einem unvoreingenommenen Sinn, einem milden Urteil, etwas denken, indem sie anderen den Vorteil des Zweifels zugesteht, wenn es irgendeinen möglichen Zweifel dafür gibt. Zusätzlich muß die Neue Schöpfung des Herrn Rat beachten, daß wir große Barmherzigkeit walten lassen sollten, und daß Er lieber möchte, daß wir uns in dem Sinn irren, zu nachsichtig zu sein, als nur gerecht zu sein. – Jakobus 3:2 und Matthäus 5:7

Aber über die Gerechtigkeit hinaus geht Liebe, die höchste der göttlichen Charaktereigenschaften. Gott ist gerecht, aber Er ist auch Liebe, die in dem Sinn höher ist, daß sie etwas mehr enthält, als nur Gerechtigkeit. Gott wird nicht nur jedem völlige Gerechtigkeit erweisen, aber auch ein wenig mehr tun – Er wird etwas der Liebe tun. Er zeigt uns dies in Seinem Handeln mit dem Menschen. Gott war nur gerecht als Er das Geschlecht Adams als nicht des ewigen Lebens würdig verurteilte; und Er würde noch gerecht gewesen sein, wenn Er keine Erlösung vorgesehen hätte oder irgendeine andere Gelegenheit für die Welt welcher Art auch immer.

Gott ist jedoch mehr als gerecht und hat so den Erlöser vorgesehen. Dies geschah aus Gnade, aus Barmherzigkeit, aus Liebe. Und Liebe hat sich überall in Seinem großen Plan der Zeitalter ausgewirkt, indem sie zuerst den Erretter vorsah, dann Vorsorge für die Kirche traf, daß wir durch Seine Barmherzigkeit von den Plätzen der Sünder zu den Plätzen der Herrlichkeit aufsteigen konnten. Um dies zu vollenden, hat Er die Sünden der Kirche vergeben, und Er hat sie mit den Versicherungen Seiner Liebe ermutigt und alle Dinge zum Guten überwaltet.

Ihr nun sollt vollkommenen sein

Dies ist die Liebe Gottes; und die Neuen Schöpfungen in Christus müssen diese Charakterähnlichkeit Gottes haben. Wir müssen Liebe haben, Mitgefühl, und nicht nur Gerechtigkeit. Die Gabe der Gerechtigkeit enthält keine Gnade; alles was weniger als gerecht ist, ist falsch. Des Herrn Volk muß aber mehr als gerecht sein; sie müssen sich freundlich ein jeder um den anderen kümmern, mitfühlend sein, einer dem anderen vergeben, so wie Gott um Christi willen ihnen vergeben hat. Unser Vater wünscht Seinen Kindern jene Beschaffenheit in Seinem Charakter zu erkennen zu geben, und daß sie ihn kopieren. Dies ist es, was Jesus meinte, als er sagte: „Ihr nun sollt vollkommen sein, wie eurer himmlischer Vater vollkommen ist.” Wir können unseren sterblichen Leib nicht zu jenem Maß der Vollkommenheit bringen, in der jede Handlung und jedes Wort vollkommen ist; aber der Geist muß in völliger Sympathie und in Übereinstimmung mit Gott und Seinen Bestimmungen sein, und ein jeder muß danach trachten, den Leib nach dem Besten seiner Möglichkeit mit Gott in Übereinstimmung zu bringen. – Matthäus 5:48

Wie die Bibel lehrt, ist die Klasse der Kirche in der Schule Christi. Von Gott gelehrt – sind sie Sein Werk. Durch Seine Vorsehung und Sein Werk wirkt Er in uns durch unsere Erfahrungen, die Er für uns bestimmt hat durch Gelegenheiten, die Er uns gegeben hat. All diese Dinge sind vom Herrn vorgesehen worden, uns zu segnen und uns in Seiner eigenen Charakterähnlichkeit zu entwickeln, so daß, wie Jesus sagte, wir unserem Vater in den Himmeln, ähnlich sein mögen, so daß wir heilig sein mögen, wie Er heilig ist – daß unsere Absichten, Ziele und Wünsche von genau der gleichen Art sein mögen, wie Seine eigenen.

Wenn daher irgendjemand, der bekennt, eine Neue Schöpfung in Christus zu sein, in seinem Herzen ein Gefühl der Bitternis aufkommen läßt, des Neides oder des Streites, möge er aufpassen! Ein solcher Zustand des Herzens ist gefährlich; er hat überhaupt nichts mit dem Heiligen Geist zu tun. Diejenigen, die solche Elemente des Charakters zeigen, sind nicht heilig, wie unser Himmlischer Vater heilig ist. Im Gegenteil sind diese Charakterelemente Werke des Fleisches und des Teufels, wie der Apostel erklärt; und in welchem Umfang auch immer jemand diese besitzen mag, sind sie ein Resultat des Geistes, des Fleisches und des Teufels, die im Herzen wirken.

Die große Krönung des Charakters

Über unseren Herrn Jesus steht geschrieben: „Gerechtigkeit hast du geliebt und Gottlosigkeit gehaßt; darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten,” – über die Engel, über die Kirche, und zum Haupt aller Dinge für die Kirche, und verordnet, daß alle Engel ihn anbeten sollen. – Psalm 45:8 und Hebräer 1:6 – 9 Um ihn zu kopieren, müssen wir erkennen, in welchem Umfang er Gerechtigkeit liebte und Ungerechtigkeit haßte.

Dies ist dann die große Prüfung des Charakters, die bei dem Volk Gottes fortdauert, und entsprechend dieser Richtlinien handelt Gott mit ihnen. Es ist nicht nur, daß sie den guten Kampf kämpfen und versuchen etwas in ihrem Fleisch zu vollenden; denn die Neue Schöpfung wird niemals erfolgreich sein, so gute Kontrolle über das Fleisch zu erlangen, wie sie wünscht. Aber was Gott an Seinem Volk zu sehen wünscht, ist, daß ihr ganzes Herz nach der Gerechtigkeit verlangt, daß sie das Recht lieben und die Ungerechtigkeit hassen, und daß sie nach ihrer besten Möglichkeit danach trachten, das Böse abzulegen und das Rechte zu unterstützen, besonders in sich selbst – in ihrem eigenen Charakter und in ihrem Handeln, ihren Worten und Gedanken.