Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Frage Q431:2

Lesedauer: 3 Minuten

Frage von 1916: Wann setzte Jesus dem Gesetz ein Ende? Am Jordan oder auf Golgatha?

Antwort:

„Der Ausdruck „dem Gesetz ein Ende machen” wird sehr leicht missverstanden. Daher ist es zweckmäßig, diese Frage unter verschiedenen Gesichtspunkten zu betrachten. Wenn wir einen sehr wichtigen Aspekt dieser Frage hernehmen, sehen wir, dass Jesus niemals des Gesetzes Ende war. Das Gesetz ist das Gesetz des Vaters. Es bestand, bevor Jesus kam. Und es besteht noch und wird weiter bestehen. Jesus hat ihm kein Ende gesetzt und wird dies auch künftig nicht tun. Es ist Gottes Gesetz, das sich ganz kurz so fassen lässt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deinem ganzen Verstand und mit deiner ganzen Kraft und deinen Nächsten wie dich selbst.” Wann sollte dieses Gesetz zu Ende sein? Nie, niemals! Wir kommen ihm von Tag zu Tag ein bisschen näher. Weder hat Jesus es am Jordan noch zu einem anderen Zeitpunkt außer Kraft gesetzt, noch wird er es jemals tun.

Was kann dann mit diesem Wort gemeint sein? Auf der Grundlage dieses Gesetzes, wie es Gott dem Volk Israel durch Moses gegeben hat, wurde ein Vertrag geschlossen, und dieser Vertrag ist oft als das Gesetz bezeichnet worden, denn es war ein Gesetzesbund. Da nun der Bund oder Vertrag und das Gesetz so eng verknüpft waren und in so lebenswichtigem Zusammenhang standen, wurde das Wort ‚Bund‘ zuweilen gebraucht, wenn das Gesetz gemeint war, und da Wort ‚Gesetz‘ wurde gebraucht, wenn in dem Begriff der auf dem Gesetz basierende Bund eingeschlossen sein sollte. In diesem Sinn hat Jesus dem Gesetz ein Ende gemacht, nämlich dem Gesetzesbund bzw. dem auf das Gesetz gegründeten Vertrag.

Er beendete diesen Bund, doch das bedeutete nicht das vollständige Ende des Gesetzesbundes, gerade weil unserem Verständnis nach die Juden noch unter dem Gesetzesbund stehen und daraus für sie manche Segnung erwächst. Jetzt befinden sie sich in der Phase des Vertrages, demzufolge sie der Verurteilung anheimfallen, aber wenn dieser Bund tot wäre, wäre für sie diese Phase ausgeschaltet. Eine Verurteilung aus einem erloschenen Vertrag gibt es nicht. Daher hat Jesus einzig und allein den Gnaden, Vorrechten und Chancen ein Ende gesetzt, die die Juden unter diesem Vertrag innehatten. Wie ist das geschehen? Indem er nämlich alle Verpflichtungen daraus erfüllte und so Gottes Erbe all der Dinge wurde, die das Gesetz dem Einen verhieß, der es halten würde. Dem ganzen jüdischen Volk war die Möglichkeit eingeräumt worden, Erben dieser Segnungen zu werden, wenn es das Gesetz gehalten hätte; Israel hat es aber nicht gehalten. Doch da ist Jesus gekommen, und er entsprach allen Anforderungen des Gesetzes, und damit wurde er Erbe und übernahm all die Segnungen, die dieses Gesetz verheißen hatte; jene Segnungen waren nun für andere nicht mehr verfügbar. Von da an endete der Zugang dazu für die Juden. Jesus bekam alle Segnungen; die Juden bekommen den Fluch. Und Jesus teilt diese Segnungen mit den Menschen, die seine Jünger werden. Wir werden Miterben mit ihm in diese Erbschaft, die ihm durch das Halten des Gesetzes zugefallen ist. Wir sind nicht imstande das Gesetz zu halten, doch Jesus hat es erfüllt und die Segnungen daraus gewonnen, und so dürfen wir (als Juden und als Menschen aus den Nationen) Miterben für die ganzen dem natürlichen Israel gegebenen Verheißungen werden – durch Glauben an den Herrn und als Glieder seines Leibes. Wir dürfen dazugehören und bekommen die ganzen Zusagen.

Was Jesus damals beendete, waren Anforderungen an die Juden, außer einigen ihnen verbliebene Pflichten. Wenn sie dann in den Neuen Bund eintreten, werden sie von den Erfordernissen des alten Bundes befreit. Als z. B. die Apostel Nachfolger wurden, waren sie nicht mehr an die Vorgaben des Gesetzes gebunden, da Jesus alle Vorkehrungen für sie getroffen hatte. Durch diese Vorkehrungen eröffnete er ihnen die Möglichkeit, in sein neues Bündnis einzutreten. Die Apostel waren in Bezug auf die alten Vertragsverhältnisse aus dem Gesetz gestorben, damit sie ins Leben für die besseren Dinge, die Dinge Gottes, eintreten konnten, indem sie sich entschieden, Nachfolger des Herrn zu werden.