Verlag und Bibelstudien-Vereinigung e. V.

Des Christen Priorität

Lesedauer: 16 Minuten

„Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden.”

Matthäus 6:33

Prioritäten zu setzen wird allgemein als eine gesunde Praxis angesehen, der man im Leben folgen sollte. Um zum Beispiel im Beruf erfolgreich zu sein, ist es wesentlich, daß den vorrangigen Bedürfnissen im Geschäftsleben Vorrang vor den persönlichen Wünschen und Annehmlichkeiten geben wird. Das Gleiche bewahrheitet sich in Bezug auf jede Gesellschaftsschicht, ob nun daheim, in der Gesellschaft, in Familienbeziehungen oder unter denen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

Nach dem Königreich Gottes zu trachten hat eine Priorität, welche die ganze Zeit in Anspruch nimmt, welche, wie Jesus in unserem Leittext feststellte, in der Wichtigkeit für alle Fußstapfen-Nachfolger Jesu an „erster Stelle” stehen sollte. Nach Gottes Königreich zu trachten weist für den Christen auf eine tägliche zielstrebige Anstrengung hin, um der Miterbschaft mit Jesus würdig befunden zu werden, mit ihm zu herrschen als Könige und Priester in dem verheißenen Königreich Gottes, das alle Geschlechter der Erde segnen wird. – Römer 8:17, Offenbarung 20:6, 1. Mose 28:14 und Matthäus 6:10 Nur wenige werden zu solch einer hohen Stellung gelangen, und diese werden von Jesus als eine „Kleine Herde” bezeichnet. – Lukas 12:32

Es gibt nichts, das irgendjemand von uns aus sich selbst heraus tun könnte, um solch eine königliche Stellung zu erlangen. Dahingegen gibt uns der Herr die Gelegenheit unsere Liebe und Treue Ihm gegenüber durch tägliche treue Hingabe für Seine Sache zu zeigen. Dies scheint eine einfache Prüfung hinsichtlich der Würdigkeit zu sein; wenn wir uns aber bemühen, die Bedingungen unserer Jüngerschaft wirklich zu erfüllen, finden wir, daß sie sehr genau sind. Dies hat zweifellos viel damit zu tun, daß auf diese Klasse als eine „Kleine Herde” hingewiesen wird.

Könnt ihr?

Die Jünger Jesu glaubten, daß Jesus von Gott gesandt worden war, um der Messias der Verheißung zu sein. Sie erwarteten, daß er eine gerechte Herrschaft in Judäa einführen würde, und diese über die ganze Welt ausdehnen würde. Sie wurden ohne Zweifel durch all seine wundervollen das Königreich betreffenden Lehren inspiriert, obwohl sie vom dem, was er sagte, nicht viel verstanden. Sie begriffen jedoch die Idee, und richtig so, daß er ihnen die Gelegenheit gab, mit ihm an dem Werk Seines Königreich teilzunehmen.

Dies war der Grund, warum sie unter sich selbst darüber stritten, wer wohl der Größte in dem Königreich sein würde. Es geschah auch aus diesem Grund, daß zwei der Jünger die Forderung stellten, in dem Königreich einer zur rechten und einer zur linken Seite von Jesus zu sitzen. – Markus 9:33 und 34 sowie 10:35 – 37 Bei keiner Gelegenheit entmutigte Jesus seine Jünger, zu hoffen mit ihm an den Herrlichkeiten des Königreichs teilzuhaben. Er ermutigte sie vielmehr zu dieser Hoffnung, indem er ihnen versicherte, daß es des Vaters Wohlgefallen sei, daß sie Miterben mit ihm sein sollten. – Lukas 12:32

Jesus erklärte seinen Jüngern jedoch und damit auch uns, daß in der göttlichen Einrichtung eine solch hohe Ehre sich zu sichern, sehr kostspielig sein würde. Er fragte sie: „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?” Diejenigen, denen die Frage zuerst gestellt wurden, antworteten: „Wir können es!” – Matthäus 20:22 Seitdem haben Tausende die gleiche Antwort gegeben und haben danach getrachtet, die Bedingungen zu erfüllen; aber viele sind vom Weg abgewichen und sind „im Gutes tun müde geworden”. – Galater 6:9 und 2. Thessalonicher 3:13

Der „Kelch”, von dem der Meister sprach, und von dem er trank, ist kein buchstäblicher Kelch. Es handelt sich vielmehr um einen symbolischen Kelch, der bedeutsam auf die Summe aller Erfahrungen hinweist, die der Herr machte, als er den Willen des Vaters ausführte. Es war ein „Kelch”, den Gott ihm eingeschenkt hatte, ein Lebenswandel ausgehend von seiner Taufe am Jordan bis zu seinem Tod am Kreuz, der nicht von ihm geplant wurde, sondern von Seinem Vater. – Johannes 18:11

Vom natürlichen Standpunkt aus gesehen hätte Jesus einen Lebenslauf vorgezogen haben können, der ihm erlaubt hätte, sich völliger der zeitlichen Segnungen eines Zuhauses, einer Familie und der von Freunden zu erfreuen. Er war jedoch gekommen, den Willen des Vaters zu tun, und den Kelch der Erfahrung zu trinken, den der Vater für ihn eingeschenkt hatte. Sich diesem Zweck gegenüber treu zu verhalten und ihm stets die höchste Priorität zu erweisen, hatte für ihn den Verzicht auf Sicherheit, auf eine Heimstätte, eine Familie zur Folge, und buchstäblich ein Pilger und Fremdling auf der Erde zu sein. „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlegt.” – Matthäus 8:20 und Lukas 9:58

Hätte Jesus seinen angenehmen Charakter und die Wunder wirkende Macht, die ihm gegeben wurde, nur dazu benutzt, auf die Öffentlichkeit zu wirken, hätte er die bekannteste Persönlichkeit in ganz Israel werden können. Von diesen Eigenschaften beeinflußt folgten ihm viele eine Zeit lang. Jesus hatte jedoch auch den Auftrag, eine Botschaft zu verkünden. Indem er sie verkündete, entlarvte er weitverbreitete Irrtümer und zeigte sich als ein unerschrockener Anwalt unbeliebter Wahrheit.

Jesus konnte die Herzen der religiösen Führer Israels lesen und wußte, daß sie Heuchler waren. Als er ihnen ihre Heuchelei vorhielt anstelle sie zur Reue aufzufordern, beschwor dies ihre bittere Feindseligkeit. Dies kostete Jesus schließlich sein Leben. Trotzdem war es ein Teil des Kelches, den der Vater ihm eingeschenkt hatte, so erniedrigte er sich selbst und „wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz”. – Philipper 2:8

Als wir uns weihten, Gottes Willen zu tun und in unseres Meisters Fußstapfen nachzufolgen, sagten auch wir: „Wir können den Kelch trinken”, von dem Jesus trank. Der Beginn eines weiteren Jahres ist für uns eine sehr angebrachte Zeit, die Frage zu stellen: Wie gut führen wir dies aus? Vielleicht können wir den Grad unseres Erfolges messen, wenn wir unserem Leittext entsprechend herausfinden, ob wir als „erstes” nach dem Königreich Gottes trachten und dies zu unseren höchsten Vorrang im Leben machen. Den Willen Gottes zu suchen und zu tun stand im Leben Jesu an erster Stelle, und es muß bei uns ebenso sein. Paulus drückt diesen Gedanken mit der Feststellung aus: „Eines aber tue ich.” – Philipper 3:13

Unsere Vorliebe festlegen

Als wir unsere Weihung machten, um Gottes Willen zu tun, begannen wir unsere Vorliebe für die Dinge droben zu bekunden, was bedeutete, daß irdische Dinge ihren Wert für uns verlieren würden. – Kolosser 3:1 und 2 Dies bedeutet jedoch einen der prinzipiellen Kämpfe des christlichen Lebens durchzuführen. Es ist ein Ringen, in dem wir uns mit den Realitäten des Lebens auseinandersetzen müssen, und wir sind aufgefordert mit diesen auf der Grundlage des Glaubens und des Opfergeistes zu handeln. In der Vorbereitung von notwendigen materiellen Dingen mögen wir von Zeit zu Zeit in einen Konflikt gegenüber den uns in den Verheißungen Gottes gegebenen Versicherungen geraten. Die Weisheit und Kraft, die uns in diesem Kampf beistehen, beruhen aber auf unserem Glauben.

Im Zusammenhang mit unserem Leittext ermahnt Jesus seine Nachfolger: „Deshalb sage ich euch: Seid nicht besorgt für das Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt.” – Matthäus 6:25 Stattdessen sollen wir, wie in unserem Leittext festgestellt wird, zuerst nach dem Königreich Gottes trachten und nach seiner Gerechtigkeit, und all unsere zeitlichen Bedürfnisse sollen uns „hinzugefügt werden”. Es bedeutet, daß die ganze Angelegenheit darauf beruht, wonach wir „zuerst” in unserem Leben trachten.

In der weiteren Ausführung der Lektion sagte Jesus, daß die „Nationen” – die Welt im allgemeinen – nach Nahrung, Bekleidung oder anderen materiellen Dingen des Lebens trachten, was bedeutet, daß sie auf diese ihre erste oder hauptsächliche Aufmerksamkeit richten und ihnen den Vorrang geben. Dies ist für sie insofern natürlich und richtig, da sie den Wunsch haben, für sich selbst und ihre Familie Vorsorge zu treffen, um Sicherheit sowohl für die Gegenwart als auch für die Zukunft zu haben. – Vers 32

Als Christen sehen wir gleichfalls die Notwendigkeit, für unsere Speise, Bekleidung und Unterkunft zu sorgen. Diese Erfordernisse für uns und unsere Familien sind sehr real und berühren uns so wesentlich, daß sie zu einer ernsten Prüfung unseres Glaubens werden können. Wie führen wir diese Dinge richtig aus, während wir nach wie vor „zuerst” nach dem Königreich Gottes trachten?

Jeden Morgen, wenn wir aufstehen, können wir den Tag damit beginnen, daß wir sagen: „Wie soll ich dem Herrn vergelten alle seine Wohltaten an mir?” – Psalm 116:12 Dies ist die passende Einstellung für solche, die zuerst nach dem Königreich Gottes trachten. Wir mögen jedoch oft die Erfahrung machen, daß unsere frühesten Gedanken sich vorwiegend mit den zeitlichen Angelegenheiten des Lebens beschäftigen, und daß sie die erste Stelle in unseren Tagesaktivitäten einnehmen.

Gottes Fürsorge für uns

Als Jesus sagte: „Seid nicht besorgt für das Leben, benutzte er ein griechisches Wort, das „ängstlich besorgt” bedeutet, oder wie wir sagen, „sich Sorgen machen”. Es ist im Grunde der gleiche Gedanke, der von dem Apostel Petrus geäußert wird, wenn er schreibt, „indem ihr alle Sorgen auf ihn werft, denn er ist besorgt um euch”. – 1. Petrus 5:7 Ähnlich schrieb Paulus: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kund werden.” – Philipper 4:6

Paulus versichert uns dann, wenn wir nicht über irgendetwas ängstlich sondern dankbar für die vom Herrn vorgesehenen Segnungen sind, „der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, unsere Herzen und unsere Gedanken in Christus Jesus bewahren wird”. – Philipper 4:7 Mit diesem Frieden Gottes, der in unseren Herzen regiert, befinden wir uns in einer Stellung, unsere Gedanken auf die Dinge zu konzentrieren, die das Königreich betreffen. Folgerichtig mahnt uns Paulus dann weiterhin „diese Dinge zu erwägen”. – Philipper 4:8

Es besteht kein Zweifel darüber, daß das endgültige Resultat im christlichen Denken und Handeln darin besteht, all unsere Sorgen auf den Herrn zu werfen, und daher nicht ängstlich zu sein hinsichtlich der materiellen Dinge, die wir für das tägliche Leben benötigen. Paulus steigert seine Ermahnung entlang dieser Richtlinie, indem er feststellt: „Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, das tut! Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.” – Philipper 4:9 Wie klar und deutlich wird die Sache dargestellt! Wenn wir wünschen, daß der Friede Gottes mit uns sein soll, daß Er uns ständig den Frieden gibt, der allen Verstand übersteigt, dann gibt es Dinge für uns zu tun – Dinge die „wir gelernt und empfangen haben und gehört und gesehen” haben, die in dem Leben von solche ausgeführt wurden, wie in dem Leben des Apostel Paulus.

Dies ist nur eine andere Weise, dies auszudrücken, daß wir dem Beispiel Christi folgen sollen. Wir haben viele edle Beispiele von solchen, die Christus folgten, und Paulus ist einer von ihnen. Er wußte, daß es dem Fleisch entsprechend kein leichter Weg sein würde, sondern der Weg des Opferns, der Anstrengung und des Leidens. Paulus wünschte jedoch Jesus in seinen Erfahrungen und Leiden im Sinn einer „Gemeinschaft” oder Partnerschaft zu erkennen. Dies war das „eine”, was sein Denken, sein Planen und sein Handeln bestimmte. Dies stand an erster Stelle. – Philipper 3:10 und 13

In der frühen Kirche waren nicht alle dieser Überzeugung. Paulus sagte: „Seid meine Nachahmer, Brüder, und seht auf die, welche so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt! Denn viele wandeln, von denen ich euch oft gesagt habe, nun aber auch mit Weinen sage, (daß sie) die Feinde des Kreuzes Christi (sind) … die auf das Irdische sinnen.”

Wir sollen von dieser Beschreibung ausgehend nicht vermuten, daß diejenigen, auf die Paulus hinweißt, moralisch verdorben waren. Daß er eine drastische Ausdrucksweise wählte geschieht hier nur, um anzudeuten, daß sie nicht auf dem Weg des Kreuzes wandelten, daß sie nicht als erstes nach dem Königreich Gottes trachteten. Sie „sannen auf das Irdische” in solch einem Maß, daß dies ihre ganze Aufmerksamkeit beanspruchte, und die „ersten” Dinge ihres geistigen Lebens fast gänzlich verdrängt worden waren. Sie hatten vergessen, daß ihre Bürgerschaft im Himmel sein sollte, und daß ihr Hauptziel im Leben darin bestand, „auf das zu sinnen, was droben ist”.

Es scheint, daß es sich bei denen, die Paulus so beschreibt, nur Gläubige dem Namen nach handelte. Sie mögen noch an die Botschaft geglaubt und wenn noch irgendwelche Zeit übrig blieb, sich ihrer erfreut haben, und nachdem sie genügend Vorsorge für ihre irdischen Nöte getroffen hatten, vielleicht die Gemeinschaft mit ihren Geschwistern gesucht haben. Sie hatten den Herrn nicht verleugnet, doch bei all diesem stand der Ablauf ihres Lebens offensichtlich in solch einem Maß im Gegensatz zu dem Prinzip des Opferns, daß der Apostel urteilte, daß sie zu „Feinden des Kreuzes Jesu” geworden wären.

In ähnlicher Weise besteht die Gefahr für uns nicht so sehr darin, daß wir nur auf die materiellen Nöte des Lebens achten, sondern vielmehr darin, Kompromisse einzugehen, die zwischen diesem extremen Lauf von Untreue und unseren geistigen Interessen absolute erste Priorität zu geben liegen. Kompromisse zu vermeiden ist schwierig und es kostet auch etwas. Darum fragte Jesus seine Jünger: „Könnt ihr es?” Nur durch die göttliche Gnade und Stärkung kann jeder von uns einen solch „schmalen Pfad” wandeln. – Matthäus 7:14

Paulus sagte, daß wir seinem Beispiel folgen und das „tun” sollten, was er getan hatte. Was  tat er wirklich?. Als er zuerst bemerkte, daß Jesus der Christus der Verheißung war, erkundigte er sich, „Herr, was willst du, daß ich tun soll?” – Apostelgeschichte 9:6 Hier erkennen wir den wahren Geist der Weihung. Gehorsam gegenüber diesem Geist führte Paulus dazu, sein ganzes Leben der großen Mission der Verkündigung des Evangeliums Christi zu widmen, um den Geschwistern der frühen Kirche zu dienen. Zudem würde dies nicht nur unter angenehmen Umständen sein, so daß keine Unannehmlichkeiten für das Fleisch mit eingeschlossen sein würden.

Ein großartiges Beispiel

Daß Paulus zuerst nach dem Königreich Gottes trachtete, machte ihm in Jerusalem Feinde, die ihn bedrängten und fast getötet hätten. Es brachte mit sich, ermüdende Reisen über Land und auf dem Meer auf sich zu unternehmen. Es führte zu bitterer Verfolgung, Gefängnis, Schlägen, Hunger und anderen Notsituationen. Und es endete mit seinem Tod in einem römischen Gefängnis, ebenso wie Jesu Treue diesen ans Kreuz geliefert hatte. Nun können wir verstehen, was Paulus meinte, als er schrieb, daß wir das tun sollen, was wir bei ihm gesehen haben. Es entsprach bei Paulus sicher der Wahrheit, daß er „keinen Gedanken” der Rücksicht auf sein Leben äußerte, sondern all seine Sorge auf den Herrn warf. Aus diesem Grund war er „nicht besorgt über irgendetwas”, sondern war immer dankbar für das, was der Herr an materiellen Dingen für ihn bereit hielt. – Matthäus 6:31 und Philipper 4:6

Paulus erwartete jedoch nicht, daß seine Speise und seine Bekleidung vom Himmel herabkommen würde. Wenn es nötig war, arbeitete er in seinem Handwerk als Zeltmacher, um sich vor materiellen Nöten abzusichern. – Apostelgeschichte 18:1 – 3 sowie 2. Thessalonicher 3:8 und 9 Erste Priorität hatte jedoch immer, nach den Dingen zu trachten, die sein geistiges Leben und die Gerechtigkeit betrafen, die notwendig sind, einen himmlischen Anteil am Königreich Gottes zu erlangen.

Als Paulus uns ermahnte, nicht ängstlich über irgendetwas zu sein, fügte er nicht hinzu, daß der Herr immer reichliche Vorsorge für unsere materiellen Nöte trifft. Später in dem Kapitel schrieb er auf sich selbst bezogen: „Sowohl erniedrigt zu sein, weiß ich, als auch Überfluß zu haben, weiß ich; in jedes und in alles bin ich eingeweiht, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluß zu haben als auch Mangel zu leiden. Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt.” – Philipper 4:12 und 13

Wir können sicher sein, daß Paulus nicht deshalb zeitweilig hungrig blieb oder Not litt, weil er ein schlechter Betreiber seiner materiellen Angelegenheiten oder seines Handwerks als Zeltmacher gewesen wäre. Vielmehr war er zeitweise „erniedrigt”, weil er in einem Leben des Opfers der Führung des Herrn gefolgt war. Materielle Nöte waren ihm verhältnismäßig unwichtig geworden, bis zu einem Maß, daß er zwischenzeitlich Hunger litt, oder andere materielle Dinge nicht besaß.

Paulus befürwortet nicht die Idee, daß jemand, um ein treuer Christ zu sein, bewußt alle Gedanken der Vorsorge für die Notwendigkeiten des Lebens von sich weisen muß mit der sicheren Erkenntnis, daß die Folge sein wird, Mangel und Hunger zu erleiden. So zu handeln, würde bedeuten, Gott zu versuchen, was Sünde ist. Vielmehr zeigte der Apostel, daß er mit jedem gegebenen Umstand zufrieden war, was auch immer geschehen würde. Paulus sagt wiederum, indem er einen Teil vom 12. Vers zitiert: „Ich bin in allem und für alles geübt (zufrieden); sowohl satt zu sein als auch zu hungern.” (nach der Schlachter-Übersetzung)

Für den treuen Apostel lag dies alles in Gottes Vorsehung, und er wertschätzte die Lektion, die er gelernt hatte. Er hatte in seinem Handwerk als Zeltmacher gearbeitet, wenn die Gelegenheit dazu bestand. Als jedoch der Ruf kam, eine weitere Pilgerreise anzutreten, nahm er es als vom Herrn gegeben an und war nicht besorgt, daß er für die sprichwörtlich „schlechte Zeit” keinen Überschuß an Geld hatte zurückgelegen können.

Es ist natürlich wichtig zu bemerken, daß Paulus, so weit wir wissen, keine familiäre Pflichten zu berücksichtigen hatte. Er mußte nur für sich selbst Vorsorge treffen, soweit es materielle Dinge betraf. Aus diesem Grund war es berechtigt, weniger Rücksicht auf Nahrung und Kleidung zu nehmen, als dies bei jenen der Fall ist, die familiäre Verpflichtungen haben. Es war Gott angenehm, daß Paulus einen Weg nahm, auf dem er gelegentlich auch Hunger litt. Es hat jedoch keiner von uns das Recht, zu erwarten, daß andere hungrig bleiben oder einen Mangel an zeitlichen Notwendigkeiten erleiden sollten, weil wir es an der Vorbereitung für diejenigen, die von uns abhängig sind, ermangeln lassen. Dies würde bedeuten, daß wir sie opfern anstatt uns selbst. Paulus spricht eine deutliche Sprache, wenn er in Bezug darauf sagt: „Wenn aber jemand für die Seinen und besonders für die Hausgenossen nicht sorgt, so hat er den Glauben verleugnet und ist schlechter als ein Ungläubiger.”

Paulus’ eigener Lauf der Treue bis zu dem Punkt hin, wo er nicht immer reichlich zu essen  hatte oder andere materielle Nöte erlitt, empfiehlt sich uns in einem sehr hohen Maß zur Nacheiferung. Nach dem Königreich zu trachten hatte nicht nur den ersten Vorrang in seinem Leben, sondern es könnte auch gesagt werden, daß es für ihn die einzig wirklich wichtige Angelegenheit war.

Vielleicht sind nicht viele in einer Stellung gewesen, ihr Interesse an materiellen Dingen so völlig aufzugeben wie Paulus, aber sein Beispiel ist das Ideal, das wir in Erinnerung halten sollen. Unsere erste Priorität sollte darin bestehen, den Willen Gottes zu tun. Er weiß, daß wir Nahrung und Kleidung und eine Unterkunft benötigen, und Er hat verheißen, uns bei der Beschaffung dieser Dinge zu helfen, wenn wir unser Hauptziel unseres geweihten Lebens in den Vordergrund unseres täglichen Wandels rücken.

Es besteht die Gefahr – größere Scheunen bauen zu wollen

Einen Hinweis, den Jesus seinen Jüngern gab, über die Nöte von morgen nicht ängstlich besorgt zu sein, finden wir auch in Lukas 12:22. Der Hinweis beginnt mit dem bedeutungsvollen Wort „Deshalb”. Dies zeigt an, daß die vorhergehenden Verse Auswirkungen haben auf das, was folgt. Zurückblickend finden wir in Lukas 12:16 bis 21, daß Jesus gerade ein Gleichnis erzählt hatte von einem Mann, dessen Acker reichlich mehr Ertrag gebracht hatte, als er erwartet hatte. Seine Scheunen waren gefüllt. Nachdem er über die Sache nachgedacht hatte, entschied er seine Scheunen abreißen und größere zu bauen. Er zog die Schlußfolgerung, daß er auf diese Weise wirtschaftliche Sicherheit erlangen könnte und nicht mehr über seine Zukunft besorgt sein müßte. Aber dann starb er.

Dann begannen die Lehren Jesu, „Deshalb, … seid nicht besorgt für das Leben.” In anderen Worten gesagt, „seid nicht in der Weise besorgt, wie dieser Mann es war, in einer ängstlich selbstsüchtigen Weise”. Es erschien ihm dabei niemals der Gedanke, daß der Herr sein Ackerland gesegnet hatte, um ihm einen Überschuß an Ertrag zu geben, damit er anderen davon hätte abgeben können. Stattdessen verfuhr er mit diesem Überfluß so, als ob der Herr diesen allein für seine eigene persönliche Absicherung gegeben hätte. Dies war falsch.

Die Herausforderungen des Volkes des Herrn von heute sind nicht anders als sie zu Beginn des Zeitalters waren. Es ist notwendig für den Lebensunterhalt zu verdienen und ungeachtet wie wir dies tun, muß diesen Erfordernissen die richtige Aufmerksamkeit gewidmet werden. Wenn wir bei einem anderen in Arbeit stehen, sollten wir einen gewissenhaften Dienst leisten. Wenn wir unser eigenes Geschäft betreiben, muß dies mit richtigem Interesse ausgeführt werden, so daß es das einbringt, was wir benötigen.

Es gibt keine festgelegte Regel in der Bibel, wie viel Zeit oder Anstrengungen wir zur Beschaffung materieller Dinge aufwenden, und wie viel Zeit und Anstrengungen wir direkt dem Herrn widmen sollen. Dies ist eine Entscheidung, die jeder geweihte Nachfolger des Meisters entsprechend seinen Lebensumständen treffen muß. Wo unsere Lektion jedoch die Grenzen setzt, betrifft die Art und Weise, in der wir unsere notwendigen zeitlichen Pflichten und Notwendigkeiten an die zweite Stelle setzen, um zuerst nach dem Königreich Gottes zu trachten. – Matthäus 6:33 Mit diesem Gedanken im Sinn sollte unsere Arbeit im Büro, im Betrieb oder in unserem eigenen Geschäft immer als dem Herrn getan werden. Es ist Sein Wille, daß wir auf uns selbst aufpassen und richtig überlegen, welche Erwerbsquelle wir haben, die aufgrund Seiner Vorsehung besteht.

Gott sorgt auf Seine eigene Weise für die Sperlinge, und so verhält es sich auch bei dem, was hinzugefügt wird, den notwendigen materiellen Dingen jener, die zuerst nach dem Königreich Gottes trachten, und die „wertvoller als viele Sperlinge sind”. – Matthäus 10:31 Augen, die nie schlummern, wachen über uns. – Psalm 121:2 – 4 Ein Arm, der stark und unermüdlich ist, hält uns aufrecht und gibt uns die Kraft fortzufahren. Wir wollen dann alle unsere Sorgen auf ihn werfen und auf dem Weg des Opfers voran drängen, bis wir des Meisters Worte hören, „Gut getan.” – Matthäus 25:21